Tag 10 (12.06.2023) - Ein Besuch in der Westernstadt Tombstone
Ausnahmsweise bekomme ich von der Fahrt mal nicht viel mit, denn Marc fährt, die Gegend ist öde und ich bin doch etwas geschafft von der morgendlichen Wanderung - aber einmal darf auch ich schlafen, finde ich Es geht nach Tombstone, hier wollte ich auch schon seit einigen Jahren mal hin, aber irgendwie hat es nie so ganz gepasst und jetzt liegt es quasi fast auf dem Weg... Ich bin gespannt.
Ich werde wach, als Marc in der Interstate Ausfahrt von Benson abfährt und auf den Wendy's Parkplatz abbiegt, er möchte mal auf Klo und außerdem ist er so müde, dass er beim Fahren fast einschläft. Es wäre ihm ganz recht, wenn ich für die restliche Strecke wieder übernehmen könnte Da ist man EINMAL geschafft, weil man um 5 Uhr einen Berg hochgerannt ist und verlässt sich darauf mal chauffiert zu werden - nix is'!
Benson wäre eh unsere Ausfahrt gewesen und wo wir schon mal hier sind essen wir auch direkt was. Wendy's ist zwar jetzt nicht meine favorisierte Kette, aber was anderes gibt es hier nicht und Marc findet die ganz gut.
Marc nimmt einen Baconnator und ich die kleine Vesion davon - den Son of Baconnator Irgendwie ist dieser Laden total komisch, das Publikum besteht ausschließlich aus sehr alten Menschen, teilweise mit Schläuchen in der Nase Generell finde ich es aber auch einfach immer richtig seltsam, wenn Omis da sitzen und Burger essen Ich weiß, es ist in den USA irgendwie normaler als es in dieser Generation bei uns ist, aber ich kann mir meine eigene Oma einfach weder Burger- noch Pizzaessend vorstellen.
Wir wollen uns erst noch ein Sandwich für später bei Subway mitnehmen, entscheiden uns aber dann dagegen. Wir haben noch Brote und außerdem Aufschnitt in der Kühlbox, das sollte für heute Abend eigentlich reichen. Ich bin der Meinung, dass wir auf dem heutigen Zeltplatz keinen Grill haben werden...
Die weitere Fahrt nach Tombstone dauert zum Glück nur noch 30 Minuten, Marc pennt tief und fest. Die Landschaft ändert sich allmählich, es wird deutlich grüner, die Kakteen verschwinden zum größten Teil, Saguaros gibt es gar keine mehr.
In Tombstone angekommen gibt es eine ganze Menge Parkplätze, die alle gratis sind. Das liebe ich ja an den USA! Die Sonne brennt auch hier noch ordentlich vom Himmel, aber man spürt die höhere Lage gut und es ist lange nicht so heiß wie in Tucson.
"The town too tough to die" wurde 1879 von einem Geologen gegründet, der hier ein Jahr zuvor reiche Silbervorkommen entdeckte - der Ort hat also erst einmal die gleiche Geschichte, wie jede südswestliche Boomtown zu dieser Zeit. Den Namen erhielt die Stadt, weil sein Freund ihm sagte, dass er hier nichts finden werde außer seinem eigenen Grabstein (Tombstone). Zu Glanzzeiten lebten hier 15.000 Menschen, heute sind es nur noch ca. 1600 und die Einnahmen stammen zum größten Teil aus dem Tourismus.
Berühmt ist Tombstone vor allem als Schauplatz diverser berühmter Schießereien um das Jahr 1880 herum, allen voran die am O.K. Corral, an der unter anderem Doc Holliday beteiligt war. Auf dem Boot Hill Cementary, etwas außerhalb der Stadt, kann man sich die Gräber der berühmten und weniger berühmten Opfer aus der Zeit ansehen. Dazu kommen wir später noch, jetzt spazieren wir zunächst mal über die Allen Street, die unasphaltierte, historische Hauptstraße im ältesten Teil von Tombstone. Viel los ist heute Mittag nicht, das habe ich mir schon bei dem relativ leeren Parkplatz gedacht.
Der Parkplatz ist leider auch schon alles, was in Tombstone gratis ist. Natürlich gehen wir auf der Main Street in den ein oder anderen Souvenirladen, aber irgendwie haben alle den gleichen Kitsch und somit hat sich das auch schnell erledigt. Alles andere kostet Eintritt und zwar nicht zu knapp. Während wir die Straße runterlaufen wird Werbung für das Shootout gemacht, das in wenigen Minuten im Saloon stattfinden soll. Hier wird die legendäre O.K. Corral Schießerei nachgestellt, hätten wir uns vielleicht mal angeschaut, aber nicht für 10$ pro Person.
Für das Museum wollen sie 7 Dollar pro Person, für das Court House 8. Schade, aber darauf haben wir keine Lust und sind auch ein bisschen zu geizig dafür. Wir hätten hier und da gerne mal reingeschaut, aber so wichtig ist es uns dann auch wieder nicht und wir begnügen uns mit der Außenansicht.
Am Ende kommen wir in ein kleines Gebiet, wo eine künstliche Old Town nachgestellt ist, mit Minigolfplatz, der als Friedhof gestaltet ist, außerdem gibt es einen kleinen, begehbaren Knast und eine Fotowand. Was man eben so kennt Hier kann man sich einfach so umschauen, aber irgendwie sind wir hier wirklich komplett die einzigen Menschen und so halten wir uns nicht lange auf.
So langsam machen wir uns auf den Rückweg über die Mainstreet. Marc hätte ganz gerne ein Eis und mit der Idee kann ich mich auch schnell anfreunden. Ich meine in der Nähe unseres Parkplatzes einen Laden gesehen zu haben, der mit italienischem Gelato wirbt, das wäre ja genau das richtige. Hoffentlich ist geöffnet!
Unterwegs überlegen wir noch kurz, ob wir nicht noch eine Knarre gebrauchen können, aber die am Flughafen stellen sich bei dem Gepäck immer so an
Der Eisladen hat geöffnet und die Preise gehen sogar noch einigermaßen: 6 Dollar für drei riesige Kugeln. Ja, natürlich ist das teuer für Eis, aber wo ist es - speziell in den USA - schon günstig und vor allem sind wir ja in einem übelsten Touri-Kaff. Heute bin ich mal ein klein wenig experimentierfreudiger als zuhause und entscheide mich für Vanille, Orange und Chocolate Chip Mint.
Marcs Eis wird in den Beispielbecher für die drei verschiedenen Größen gefüllt, der zu Anschauungszwecken auf dem Tresen stand. Wir wundern uns zwar darüber, hinterfragen das aber nicht, vielleicht sind die Becher aus?! Nein, die Verkäuferin ist einfach nur komplett verwirrt und bemerkt den Fehler erst, als es schon zu spät ist. Jetzt muss Marc seinen beschrifteten Becher noch eine zeitlang hochhalten, damit sie anhand der Vorlage einen Neuen beschriften kann
Wir setzen uns mit dem Eis auf eine Bank in den Schatten, davon gibt es hier genug. Das Eis schmeckt anders als ich mir italienisches Eis vorstellen würde und auch die Konsistenz stimmt für mich nicht ganz, aber es ist trotzdem ganz lecker. Während wir hier sitzen und unser Eis schlecken beobachten wir eine ganze Reihe seltsamer Leute, die an uns vorbei laufen. Hach ja, einfach nur Menschen beobachten kann auch ganz schön Spaß machen. Nur... wo ist eigentlich die Zeit hin?! Als wir in Tombstone ankamen waren wir noch richtig früh unterwegs, nun müssten wir langsam aufbrechen, dabei würde ich eigentlich gerne noch den Friedhof sehen.