Road Tripping on Short Notice 2014 - 6000km mit nur 5 Wochen Vorbereitung

  • Unsere erste Reise war auch im Schnelldurchlauf dennoch habe ich sie als wunderschöne Reise in Erinnerung.
    Macht auch viel Spaß mit euch mit zu fahren.


    Der Werbespot ist ja echt öde.

    Ja, ich denke auch, das beides seinen Reiz hat. Ich mag eigentlich eine Kombination aus beidem...also an einigen Locations richtig viel Zeit und dafür an anderen Tagen etwas mehr Fahr-Action. Manchmal übertreibe ich es bei der Routenplanung dann etwas, aber bisher hat noch immer alles geklappt...und der Spaß kam auch noch nie zu kurz ;)


    Vielen Dank, freut mich, dass das ganze unterhalten kann :)


    Und ja, der Werbespot war Enttäuschung pur. Mit dem Equipment hätte ich fantastische Fahr-Aufnahmen auf dieser wunderschönen Strecke erwartet und dann sowas...


  • Mann, der sollte mal seinen linken Zahn bleachen lassen ;)
    Tolle Aufnahme :clap1:


    Auch unsere Erstlingstour war mit WoMo..
    Wir hatten 5 Wochen... allerdings mit 2 kleinen Kindern...und haben dabei viele Highlights übersehen.
    1993 gab es ja auch noch keine Foren :(


    Aber die Kinder waren auch der Grund warum wir immer wieder und wieder hingefahren sind: es war einfach preiswerter als in Europa mit Kindern zu verreisen...
    Und wir liebten die Einsamkeit...


    Übrigens waren wir 2013 zum ersten Mal im Yosemite...das war unser 25. USA Besuch...und wir waren begeistert.
    Allerdings hatten wir keine Staus und Bilderbuchwetter.


    ok...kann weiter gehen :D

  • ok...kann weiter gehen :D

    Zu Befehl ;)


    Heute ist es endlich soweit. Die Mega-Strecke, die wir in den vergangenen beiden Tagen zurückgelegt haben, zielte nur auf diesen Moment ab. Heute machen wir uns auf den Weg zum Yellowstone National Park, ein park, der mich schon seit vielen Jahren interessiert. Zum ersten Mal gehört habe ich von dem ältesten National Park der USA durch den darunter brodelnden Supervulkan und dessen unbegreifliches Zerstörungs-Potenzial, welches mit nur einem Ausbruch die gesamte Welt wie wir sie kennen auf den Kopf stellen würde. Erst nach ausführlicher Katastrophen-Lektüre begann ich mich für den Park wegen der Natur zu interessieren. Heute durchqueren wir die heiligen Tore (am Westeingang leider nicht so spektakulär, als wenn man von Süden kommt ;)) nach gut 1,5-stündiger Anreise und wissen noch gar nicht so genau, was wir erwarten sollen. Trotz dutzender gesehener Dokus kann ich mir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht so viel genaues unter dem Park vorstellen....und doch wird es eine Lovestory werden!


    Der Westeingang führt uns zunächst durch eine ausgeprägte Waldlandschaft und dann in ein sich immer weiter öffnendes Tal. Ich suche konzentriert die Landschaft links und rechts nach Bisons und Bären ab. Wir hoffen beide, wenigstens eins von beidem zu sehen. Ähnliche weite Flussauen mit bewaldeten Gipfeln gab's zwar auch schon am Tioga Pass zu sehen aber insgesamt wirkt hier alles noch einen Tick ursprünglicher und unberührter. Nach einem ersten kurzen Rauchstopp an einem eher unspektakulären Scenic View gelangen wir im immer breiter werdenden Tal schließlich an einen Stopp, von dem aus man gleich eine ganze Bisonherde auf der anderen Flussseite beobachten kann. Ehrfürchtig verlassen wir unseren Wagen und gehen auf einem schmalen Fußpfad am Fluss näher heran. Während sich auf dem Parkplatz die Touristengruppen mit Zoom-Objektiven im Boxenstopp-Verfahren anrollen und wieder weiterfahren, finden wir einen Baumstamm direkt am Flussufer. Wir sind die letzten Tage genug gerannt und genießen jetzt erstmal....auf der anderen Seite ist die Herde gemütlich am grasen, hinter ihr erhebt sich ein majestätischer Bergkamm (voller abgebrannter Baumstämme..), das Wasser plätschert ruhig...es ist unglaublich wie friedlich hier alles erscheint.





    Die Zeit um mich herum hab ich längst vergessen, ich bin überwältigt und habe eigentlich noch gar nichts vom Park gesehen. Meine Freundin muss sich fast anstrengen mich vom malerischen Anblick der Herde zu trennen....man könnte meinen, ich hätte verloren gegangene Verwandte wiedergefunden. Als eine amerikanische Familie sich unserem einsamen Spot nähert ist die Ruhe sowieso vorbei...also gebe ich nach und kriege noch mit, wie der Jüngste seinen Daddy fragt, wie viele Hamburger wohl aus so einem Bison gemacht werden können. Normalerweise bin ich ja Kinder-lieb, aber in dem Augenblick muss meine Kleine mich sichtlich unter Kontrolle halten, damit ich nicht selbst zum Bison werde... ;)


    Für uns geht es weiter in den Park hinein. Wir beschließen heute erst mal die Südroute bis ungefähr zum Yellowstone Lake zu fahren und alles was uns auf dem Weg interessiert mitzunehmen. Erster Halt sind dann auch schon gleich die Firehole Falls, wo wir uns erneut aufhalten und vom Abwechslungsreichtum der Landschaft begeistert sind, bevor wir überhaupt etwas von den kommenden Geysiren gesehen haben. Das fängt ja gut an.. ;)



    Die erste vulkanische Aktivität erwartet uns nur wenige Kilometer weiter...ein sprudelnder Pool direkt am Flussufer...wir sind begeistert...man erkennt deutlich, dass wir Yellowstone-Newbies sind, wenn wir schon bei ein paar kleinen Blubberbläschen aus dem Häuschen sind ;)




    Wie deutlich zu sehen ist, investiere ich viel Platz auf der Speicherkarte in dieses kleine vulkanische Wunder, an dem alle anderen Touristen wohlwissend vorbeifahren. Ist mir in dem Moment egal, bevor es weitergeht wird erst nochmal unfreiwillig auf Actionheld gemacht...



    Die Fotos, von denen man nix weiß sind immer noch die coolsten ;)


    Auch wenn uns das zu diesem Zeitpunkt vermutlich niemand mehr glaubt, haben wir auch hier noch einiges an Zeit verbracht, weniger an den Quellen als einfach beim Auto eben mitten in der Natur sitzend in diesem malerischen, weiten Flusstal..


    Anyway, weiter im Takt! Erst dann kommen wir zu den Spots, wo der Yellowstone so wirklich sein vulkanisches Versprechen einlöst. Wir halten am Lower Geysir Basin und können uns schon kurz darauf an der unwirklichen Landschaft gar nicht mehr satt sehen...




    Der Yellowstone faucht und blubbert, dass es eine wahre Freude ist. Dampfwolken schießen pfeifend aus kleinen Höhlenöffnungen empor, Schlamm sprudelt schäumend in kleinen Tümpeln und über allem erhebt sich der charakteristische Schwefel-Gestank. Darüberhinaus erstreckt sich von hier aus eine riesige weiße Ebene, auf der buchstäblich kein Grashalm wächst. Der Wald wurde von der vulkanisch veränderten Erdoberfläche ein ganzes Stück zurückgedrängt...nur angekokelte Baumstümpfe zeugen noch davon, dass der Wald mal ausnahmsweise nicht von Menschenhand vertrieben wurde. Der Gegensatz zwischen dieser Urgewalt und der rohen, ungeschliffenen Natur, das Zusammenspiel von Zerstörung und blühendem Leben...an dieser Stelle wird uns die ganze Magie des Yellowstone National Park's schlagartig bewusst. Diese Kontraste machen diesen Park so einzigartig, so vielseitig...wir haben uns beide gleichzeitig in dieses geologische Wunderwerk verliebt. Schon fast beiläufig bleiben wir mit offenen Mündern vor den brodelnden Geysiren stehen, die sich hier in gewaltigen Eruptionen über die strahlend weiße Ebene ergießen...







    Als nächstes steht der Old Faithful an, der bekannteste Geysir des Parks, der relativ regelmäßig alle 65-92 Minuten eine 30-55m hohe Fontäne austößt. Das Visitor Center samt diversen Lodges und Souvenir Shops offenbart schnell, dass hier das touristische Zentrum des Parks beheimatet ist. Unzählige Reisebusse reihen sich an ein Meer an Autos und schon gleich sehnen wir uns nach der unberührten Wildnis der vorherigen Stunde. Der Old Faithful ist heute auch mehr als gut besucht...um den Geysir bildet sich eine Art Amphittheater, wo sich hunderte, wenn nicht tausende Touristen mit einem gewissen Sicherheitsabstand akribisch genau aufreihen. Mit den Kameras im Anschlag wartet die geifernde Masse auf den Geysir, der sich heute allerdings etwas Zeit lässt. Als es soweit ist, stöhnen zuerst die asiatischen Touris anerkennend auf, bevor die amerikanischen Besucher in frenetisch-patriotischen Jubel ausbrechen. Wir fühlen uns trotz der imposanten Vorstellung etwas Fehl am Platz, machen ein paar Bilder und verschwinden dann wieder. Zu viel Spektakel für unseren Geschmack....und ein viel zu großer Parkplatz...wo ist unser Corolla? Wir irren durch die Reihen und ich versuche durch häufiges Drücken auf den Entriegelungsknopf unseren treuen Begleiter zu lokalisieren, da er bei dem Vorgang immer kurz piept. Schließlich finden wir den kleinen Japaner, immer noch ganz aufgeregt am Piepen, so dass wir ihn erst mal fürsorglich trösten "Ganz ruhig, Thomson, wir sind ja wieder da.."...ab diesem Zeitpunkt wird das bescheuerterweise ein festes Ritual der Reise...und ab jetzt wird er für immer Thomson bleiben ;)





    Wir verlassen den Touristentrubel am Old Faithful wieder und wollen heute auf jeden Fall noch zum Grand Prismatic Spring am Midway Geysir Basin. Erwartungsgemäß ist auch dort die Hölle los, auch wenn wir zwischen dutzenden Autos und Reisebussen recht zügig einen Parkplatz finden. Bewaffnet mit allem erdenklichen Kamerageschirr machen wir uns auf den Weg über den kleinen Steg-förmigen Rundweg, den man aufgrund der intakten Oberfläche wie schon im Lower Geysir Basin nicht verlassen darf. Bei den Touristenmengen macht das aneinander vorbeiquetschen dann nur bedingt Spaß, zumal der Grand Prismatic Spring auf Augenhöhe weit weniger spektakulär ist als auf den vielen bekannten Bildern von oben. Wie man auf den gegenüberliegenden Berg kommt, wollen wir versuchen morgen rauszubekommen...








    Die durch Zusammenspiel von Bakterien entstandene Färbung des Bodens ist dennoch absolut unglaublich und nicht von dieser Welt. Auch das Midway Geysir Basin besticht durch seine unwirkliche Landschaft voller Farben in Mitten einer unberührten Naturlandschaft. Dieser Ort ist so einzigartig, dass man es gar nicht in Worte fassen kann. Der Yellowstone hat uns schon jetzt komplett umgehauen...


    Da der Sonnenuntergang langsam aber sicher naht, sind wir heute ausnahmsweise mal vernünftig und wollen etwas früher den Heimweg antreten, damit wir morgen ausgeruht und fit für den zweiten Yellowstone-Tag sind. Die Heimfahrt zurück nach Idaho Falls gestaltet sich unspektakulär, überrascht uns aber nochmals mit einem fantastischen Sonnenuntergang mit Blick auf die rund 100km entfernten Grand Tetons, Markenzeichen des Grand Teton-Nationalpark...und benannt nach der blühenden Fantasie französischer Entdecker, die in den 3 Bergspitzen aus unerfindlichen Gründen weibliche Brüste erkannten...





    Nach dem bisschen Idaho-Romantik ging es dann auch zügig heimwärts, wo wir nach einem Abendessen bei Denny's immer noch hin und weg vom Yellowstone National Park ins Bett fielen...

  • Ihr macht ja wirklich eine Hardcore Reise ;)$


    Schade habt ihr nichts näher am Yellowstone gekriegt....wir haben letztes Jahr eigentlich auch 2 Monate vor der Reise in West Yellowstone noch eine Unterkunft gekriegt und die war nicht mal so schlecht ;)

    Ach quatsch, mussten halt ziemlich auf's Budget achten, aber im Endeffekt sind die Erlebnisse auch mit ein bisschen Zeitdruck im Nacken unbezahlbar :)


    In West Yellowstone war zu unserer Zeit alles dicht, bzw. da ging nix mehr unter 100 Euro/Nacht. In Idaho Falls haben wir mit 40$/Nacht also für 3 Nächte weniger bezahlt als für eine Übernachtung in West Yellowstone. Der Unterschied war uns die weitere Anreise dann definitiv wert ;)


    :wink1: :daumen: ;Plus1;


    Schöne Tage, sehr gut geschrieben und bestens bebildert !
    Dein Video ist klasse, sehr schön gemacht !

    Danke Danke Danke! :)

  • Yellowstone Tag 2 steht an. Wir decken uns im Walmart in Idaho Falls erstmal mit Proviant ein und lernen an der Kasse die rüstige Kassiererin Donna kennen, mit der wir mangels Kundenschlange ein wenig ins Gespräch kommen. Sie wohnt schon ihr ganzes Leben in Idaho Falls und war noch nie im Yellowstone National Park....sie wünscht, eines Tages auch mal hin zu können. Wir können es kaum glauben, sitzt sie doch nur 1,5 Stunden entfernt. Am liebsten würden wir sie ins Auto setzen und mitnehmen..




    Im nahen Rexburg tanken wir erstmal und treffen diesen haarigen Roadtripper, bevor es wieder zügig auf den Highway 20 geht, der sich zuerst noch Freeway-ähnlich gibt und nach einigen Meilen dann nur noch jeweils 1-spurig die endlosen Ackerflächen hinter sich lässt und ins bewaldete Bergland vorstößt..




    Wir beginnen unseren Tag an den Gibbon Falls, deren Zugang weit höher liegt als bei den gestrigen Firehole Falls. Dadurch sieht man aus recht großer Höhe auf die 26m-hohen Wasserfälle. Von dem ansteigenden Terrain aus blickt man auf die relativ flache nur sanft hügelige Ebene, in die der sicher der Gibbon River malerisch hineinschlängelt. Kaum zu glauben, dass wir hier gerade am Rand der Caldera stehen, die eins Rand des zerstörerischen Supervulkans war. 80km lang und 55km breit und zusammenhängend nur aus dem Weltall erkennbar.....bevor man sich das Gebiet in Satellitenaufnahmen ansah, hatte man keine Ahnung von der eruptiven Gewalt, die unter dem ältesten National Park der USA schlummert. Vor 640.000 Jahren wurde diese Gewalt zuletzt entfesselt, mittlerweile ist die 60km mal 35km mal 10km große Magmakammer überfällig, die übrigens in erster Linie dadurch entstand, dass sich die nordamerikanische Platte über diesen Hotspot im Erdmantel schob.


    Unser heutiges Ziel ist in jedem Fall der Yellowstone Canyon, alles andere was uns auf dem Weg interessiert wollen wir mitnehmen mit der naiven Erwartung die ganze Runde bei Tageslicht zu schaffen. Bevor einige Mitfahrer wieder Schnappatmung kriegen...keine Angst, das haben wir natürlich nicht geschafft ;) Wir machen uns keinen Stress und nehmen alles mit, worauf wir Lust haben...






    Natürlich begegnen uns auf dem Weg auch immer wieder vereinzelte Bison-Herden...fast alle bei unbeschreiblich schöner Kulisse. An einer besonders tollen Stelle halten wir auch nochmal an und nähern uns den beeindruckenden tierischen Ur-Einwohnern dieser rauen und doch so unglaublich friedlichen Wildnis. Ein ausreichender Sicherheitsabstand ist enorm wichtig, da eine Bison-Herde logischerweise kein Streichelzoo ist. Manch anderen Touristen scheint dieser naturgegebene Menschenverstand abzugehen, so dass sie sich einem Bullen bis auf wenige Meter nähern, bevor es diesem zu viel wird und er erst mal ein paar bedrohliche Schritte auf die aufdringlichen Paparazzi zumacht. Er verschont die Meute dann aber glücklicherweise und dreht ab ins Gebüsch..




    Wir verlassen die malerische Kulisse und begeben uns zu den Artist Paintpots, die nur durch eine kurze Wanderung (0,5 Meilen wenn ich mich richtig erinnere) zu erreichen sind. Praktischerweise senkt das auf Anhieb den Touristenandrang auf den Parkplätzen...die meisten Panorama-Touristen fahren weiter...wir nutzen die Gelegenheit, parken unseren Corolla und vertreten uns erstmal etwas ausführlicher die Beine. Der Weg durch den dichten Wald führt über scheinbar instabile Erde und ist dadurch wieder fast durchgängig per Terassen-artigem Holz-Stege realisiert. Vereinzelte Bäche verwandeln den Waldboden stellenweise in eine fast Sumpf-artige Landschaft, die durch die Verfärbungen der Erde oft wie auf einem anderen Planeten erscheinen...





    Die Artist Paintpots sind eine ganze Ansammlung solcher Verfärbungen inmitten zahlreicher sprudelnder Thermalquellen umringt von Wald, welcher wiederum von Schnee-bedeckten Berggipfeln eingerahmt wird. Die Szenerie wirkt wie ein Gemälde, so perfekt zusammen komponiert erscheint hier die raue Natur, durch die wir bewundernd hindurchwandern...ich lasse an der Stelle mal die Bilder sprechen...







    Als nächstes folgen die Yellowstone Falls im Canyon.....denken wir...glücklicherweise entdeckt meine Freundin auf der Karte das Norris Geysir Basin, dass wir dann noch kurzfristig ansteuern. Obwohl wir zunächst keinen Parkplatz finden und ich schon weiterfahren will, bleibt sie hartnäckig bis wir doch einen Stellplatz finden. Schon ein Blick auf die Wanderkarten am Parkplatz zeigt, dass es hier mit einem kurzen Stopp wohl nicht getan ist. Das Basin ist von weitläufigen Holz-Stegen durchzogen...wir suchen uns eine einigermaßen kleine Runde aus und machen uns zügig auf den Weg...




    Erster Stopp ist der Steamboat Geysir, von dem wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nie was gehört haben. Recht schnell entnehmen wir dann aber den Infotafeln, dass der heute eher unspektakulär schäumende Geysir der größte, derzeit aktive Geysir der Welt ist (mit bis zu 130 Metern Wurfhöhe (Durchschnitt 90 Meter bei einer major eruption).....aber faithful ist er nicht ;) Die Intervalle zwischen den Eruptionen betragen auch schon mal 50 Jahre, die letzten zehn Ausbrüche waren aber etwas regelmäßiger, nämlich Oktober 91, Mai 2000, April 2002, September 2002, März 2003, April 2003, Oktober 2003, Mai 2005, Juli 2013 und September 2014...also erst in 3 Monaten...Mist ;)


    Auch wenn uns dieses seltene Schauspiel vergönnt ist, sind wir überwältigt und stoßen weiter ins Norris Geysir Basin vor.....vorbei an unzähligen kleinen Thermalquellen, zischenden Löchern im Boden und einer unwirklichen Landschaft voller Gegensätze, wo es geradezu überall dampft und brodelt...







    Unser persönliches Highlight finden wir am Porcelain Basin Overlook kurz vor dem kleinen Museum am Parkplatz. Von hier aus überblickt man die weite, strahlend weiße Ebene des Porcelain Basin, in der es dampft und zischt und die Touristen wie Ameisen über die schmalen Holz-Stege wuseln. Wir finden eine freie Bank und können uns die nächste halbe Stunde von dieser elektrisierenden Aussicht nicht loseisen. Wir sind wie gebannt und vollkommen überwältigt, wie perfekt und wunderschön hier alles erscheint...





    Als nächstes fahren wir die verbleibenden 19km zum Yellowstone Canyon, auf denen aus glücklicherweise außer dichtem Wald nicht all zu viel zu sehen gibt. Das spart ein wenig Zeit und wir erreichen unser Must-See für heute etwas schneller als geplant. Doch als wir uns gleich einen Punkt am Nordrand suchen, ziehen dunkle Wolken auf. Kurz hinter dem Parkplatz erreichen wir über einen kurzen Weg recht schnell den Rand und ich taumele erst mal ein paar Schritte zurück angesichts dieser enormen Tiefe, die hier hinter eine verhältnismäßig lächerlichen Schutzmauer (gerade mal Beckenhöhe) lauert. Rund 400m geht es hier senkrecht nach unten...




    Wie die Wolken es auf dem Bild ankündigen folgt ein heftiger Wolkenguss inklusive Gewitter, bei welchem wir uns lieber nicht direkt am Canyonrand aufhalten. Viele Amerikaner, u.a. auch ganze Familien scheint das nicht abzuschrecken. Kein Wunder, dass es immer wieder tödliche Blitzschläge in den National Parks der USA gibt.




    Nachdem wir in der Regen-Zwangspause schonmal den Südrand des Yellowstone Canyons angesteuert haben, spazieren wir nach dem die Sonne sich langsam wieder durch die bedrohlichen Wolken zurückkämpft ein wenig am Canyon entlang und machen diverse Foto-Stopps...





    Mittlerweile ist uns bewusst, dass wir die komplette Runde bei Tageslicht unmöglich schaffen können, geschweige denn nochmal den Grand Prismatic Spring erwandern können, wie wir uns das gestern blauäugig vorgestellt haben. Wir beschließen uns aber nicht weiter stressen zu lassen und den Rest des Tages zu genießen...wo es uns gefällt, bleiben wir...und wenn es dunkel wird, machen wir uns eben auf den Heimweg...


    Als wir das Unwetter schließlich endgültig hinter uns lassen wollen, landen wir im Stau bzw. äußerst stockendem Verkehr. Eine ganze Weile lässt sich kein plausibler Grund für den Rückstau finden, ich vermute einen Unfall, aber von Rettungs- und Ordnungskräften ist nichts zu sehen. Nach einer geschätzten halben Stunde stockendem Vorankommen erkennen wir dann hinter einer Bergkuppe den wahren Auslöser...





    Eigentlich sind es nicht die Bisons auf der Straße, sondern die Autofahrer mit ihren Kameras, die hier den Verkehr aufhalten. Wir nutzen den stockenden Verkehr natürlich auch um zahlreiche Bilder von den nahen Tieren zu machen, die hier einfach so die Straße überqueren ohne Rücksicht auf Verluste. Auch wenn dieser Kontrast zwischen knipsender Touristenflut und Bisonherden in wilder Natur auf den ersten Blick seltsam erscheint, begeistern uns diese Momente nur noch mehr. In einer Parkbucht halten wir schließlich an und beobachten die imposanten Tiere, die hier von weitläufigen Flußauen kommend die Straße überqueren für die nächste halbe Stunde aus nächster Nähe...





    Wenig später haben wir dann die nächste tierische Begegnung, die uns in helle Aufregung versetzt. Auf der Straße fahrend entdecke ich etwas kleines graues im angrenzenden Wald und fahre sofort bei der erstbesten Parkeinbuchtung rechts ran. Schon nach kurzer Zeit sehen wir - wie wir glauben - einen Wolf, der mutterseelenallein durch den Wald läuft und dann direkt vor uns die Straße überquert und anschließend auf der anderen Seite weiter trottet. Wir können es nicht glauben! Auch wenn wir kein Glück mit Bären hatten...ein Wolf befriedigt uns vollständig. Leider wird uns dann später klar, dass es sich wohl eher um einen Coyoten handelte...ein Teil von mir, weigert sich, dass zu glauben, so dass wir uns mittlerweile auf einen Colf geeinigt haben! ;)




    Zu dem Zeitpunkt hat uns die Gewitterfront wieder eingeholt und wird uns für den Rest des Tages nicht mehr verlassen. Da der Sonnenuntergang aber sowieso schon in vollem Gange ist, lässt sich das verschmerzen. Wir steuern schließlich den riesigen Lake Yellowstone an, um den grandiosen Tag langsam ausklingen zu lassen. Auf der anderen Uferseite schlagen die Blitze aus bedrohlichsten Wolkengebilden ein, während rechts von uns die Sonne hinter Schnee-bedeckten Berggipfeln versinkt. Dramatischer und epischer könnte dieser Tag nicht zu Ende gehen...wir starren auf das Naturschauspiel vor uns und sind vollkommen überwältigt von diesem Park.




    Wir treten nach einem kurzen Besuch im Bookstore am See den Heimweg nach Idaho Falls an...und erneut wird uns die enorme Größe dieses Parks bewusst, denn der Weg vom Lake zurück zum West Entrance beträgt einfach nochmal 60km. Dementsprechend dauert die Heimreise eine gefühlte Ewigkeit und wir sind heilfroh als wir spät abends endlich in Idaho Falls in unsere Betten fallen...

  • Ach wie herrlich sind eure Eindrücke aus dem Yellowstone und ich kann es so gut verstehen. Dieser Park ist einfach wunderbar.


    Eine ehemalige Arbeitskollegin von mir hat eine Weile in Bozeman gelebt und kann noch von Zeiten berichten, wo du im Yellowstone nicht überall Stege und so hattest, sondern direkt an die Geysire ran laufen konntest.

  • So, nun hab ich die letzten drei Tage nachgelesen. Die Shoshone-Falls kommen auf meine Liste :daumen1:


    Du hast nicht nur eine amüsante Schreibweise, sondern auch eine mitreissende. Nach dem Lesen der letzten Tage hat man nur noch einen Wunsch, man will unbedingt in den Yellowstone :D

  • Ein erlebnisreicher Tag :daumen:


    Das Porcelain Basin hat uns auch gut gefallen. Herrliche Farben wenn man da durchmarschiert.


    Und Bison-Stau gehört ja zum Yellowstone dazu.


    Ja, das Porcelain Basin war glaub ich zurückblickend der Punkt, der mich am nachhaltigsten beeindruckt hat. Kann gar nicht so genau beschreiben wieso, aber nach dem Spaziergang hindurch einfach den Ausblick genießen und die Seele baumeln zu lassen...unbezahlbar! ;)

    Ach wie herrlich sind eure Eindrücke aus dem Yellowstone und ich kann es so gut verstehen. Dieser Park ist einfach wunderbar.


    Eine ehemalige Arbeitskollegin von mir hat eine Weile in Bozeman gelebt und kann noch von Zeiten berichten, wo du im Yellowstone nicht überall Stege und so hattest, sondern direkt an die Geysire ran laufen konntest.

    Wow, ohne Stege...das stell ich mir cool vor...aber vermutlich auch nicht ganz ungefährlich. Und bei dem Andrang (glücklicherweise verteilt sich das besser als bspw. im Yosemite) stell ich mir das auch unschön vor mit Matsch und Fußabdrücken überall...


    Ich bin mal schnell hinterher gehechelt. Hat mir aber sehr viel Spaß gemacht. Ein kurzweiliger Bericht der mich bis jetzt an viele schon bereiste Punkte gebracht hat. Ich freue mich auf die Fortsetzung. Der Wolf :wolf: ä Colf ist aber doch ein Coyote, ist mir bei meiner ersten Wolf/Colf-Sichtung aber auch so gegangen. :D

    Danke, danke! Aber ja, ich merke schon, dass ich mich langsam damit abfinden muss, dass es kein reinrassiger Wolf war ;)


    Klasse Fotos aus diesem tollen Park....Und sicher hat dort wegen Bisons schon jeder im Stau gestanden. Wir hatten bisher das "Stau Glück" bei Grizzlys und einmal wegen einer Schneeziege, hoch im Felsen.Schön auch der Text, man merkt Eure Yellowstone Begeisterung :clap1:

    Der Grizzly wäre mir auch noch lieber gewesen ;) Die Bärensichtung gab's dieses Mal leider nicht für uns...müssen wir halt wiederkommen ;)


    So, nun hab ich die letzten drei Tage nachgelesen. Die Shoshone-Falls kommen auf meine Liste :daumen1:


    Du hast nicht nur eine amüsante Schreibweise, sondern auch eine mitreissende. Nach dem Lesen der letzten Tage hat man nur noch einen Wunsch, man will unbedingt in den Yellowstone :D

    Die Shoeshone Falls haben mich wirklich total überrascht, weil ich sowas in den Dimensionen da nie erwartet hätte...die restliche Landschaft hat halt auch gar nicht darauf hingedeutet, dass da was in der Größe sein könnte. Sind auf jeden Fall einen Zwischenstopp wert!


    Und vielen Dank! Ich kann nur wiederholen, dass es sehr viel Spaß macht für euch zu schreiben...tolles Feedback und man merkt gleich, dass man nicht der einzige Verrückte ist, der Jahr für Jahr von neuen Trips im wilden Westen träumt ;)

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