Road Tripping on Short Notice 2014 - 6000km mit nur 5 Wochen Vorbereitung

  • Vielleicht gestaltet sich die Reise in der gealterten Delta-757 auch so angenehm, weil es ein Abend-Flug ist...mangels Bord-Entertainment verschlafen wir den Großteil der Flugzeit...was gut ist, denn wenn wir ankommen wird es in San Francisco bereits 23:09h sein. Bis wir dann den Mietwagen haben und im Hotel ankommen, sind es vermutlich 1h und für die City haben wir nur den Folgetag bevor es in die Wildnis geht...der stramme Zeitplan bleibt also bestehen.


    Mangels Tageslicht kann ich den Landeanflug diesmal nur sporadisch kontrollieren....die Delta-Jungs machen ihre Sache allerdings sehr gut, sanfter Touchdown, dann zügig aus dem Flieger raus. Immigration müssen wir dank NY-Ankunft ja nicht mehr, also erstmal Raucherpause, kurz zuhause benachrichtigen, dass man jetzt offiziell 9000km weiter westlich ist (ein tolles Gefühl ;)), Gepäck holen und ab in den AirTrain. Auch San Francisco International hat sowas und genauso zuverlässig wie in New York bringt das Gefährt uns zur Ansammlung der Autovermietungen. Wir haben bei Dollar gemietet, was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, da ich im Vorhinein mehr schlechtes als gutes über die Jungs gelesen hab. Allerdings war der Preis (368 Euro Intermediate für 20 Tage, gebucht über billiger-mietwagen.de) absolut konkurrenzlos. Am Schalter werden wir zügig bedient, der gute Mann versucht uns noch ein Roadsafe-Paket aufzuschwatzen, schafft dies aber nicht...no risk no fun und so ;) Da wir in L.A. abgeben, gibt er uns für die große Strecke was spritsparendes...einen Toyota Corolla. Das wir den kleinen Japaner bis nach Wyoming scheuchen werden, ahnt er nicht...also schnell zum Parkhaus und den schon etwas abgenutzten Corolla inspizieren...40.000km gelaufen, relativ viel für einen Mietwagen (so viel hatte ich jedenfalls noch nie auf dem Tacho von einem Car Rental), aber gut...angesichts des Preises wird nicht gemeckert, sondern stattdessen schnell die 101 angesteuert.


    Dann ab ins vorgebuchte San Mateo SFO Airport Hotel. Wir hatten überlegt, was in der Stadt zu buchen, aber Preis-Struktur und späte Ankunft sorgten dafür, dass wir uns auch hier für eine Übernachtung in Airport-Nähe entschieden haben. Die Zimmer waren angenehm groß, sauber......nix zu meckern, also den nächsten Punkt auf der Liste abhaken....todmüde ins Bett fallen > Check!




    --------------------


    Next Day, nachdem uns das Hotel-Frühstück nicht so wirklich zusagt, begrüßen wir direkt unseren Corolla, den ich aus unerfindlichen Gründen 'Thomson' taufe. Ich kann es kaum erwarten, mich hinter's Steuer zu klemmen und wieder ins Freeway-Getümmel zu rollen (keine Ironie...nein, wirklich nicht ;)). Die 101 ist quasi direkt vor der Haustür, also brauchen wir uns über die Route nicht lange Gedanken zu machen. Der Airport samt Hotels ist grob 25km vom Stadtzentrum entfernt, so dass erstmal ein bisschen Freeway-Action ansteht. Der Himmel ist stahlblau, kaum Wolken, kein Nebel (!)...der Tag könnte nicht besser beginnen!






    Als erstes steuern wir zielsicher Fishermen's Wharf an. Ich muss meine Stadtführung (mein 5. Mal in SF) heute ziemlich kompakt halten und wir wollen uns auch gar nicht so viel Stress machen, sondern uns einfach ein bisschen darauf konzentrieren, wo es uns gefällt. Ich freue mich schon auf das begeisterte Gesicht meiner Freundin beim Anblick der Seelöwenmassen am Pier 39....ich kündige an, dass man die schon aus der Ferne hört....wir hören Straßenmusiker, vorbeifahrende Autos...aber keine Seelöwen...kurze Zeit später stehen wir schließlich vor der Kolonie. Meine Freundin ist wenig beeindruckt......exakt ein Seelöwe sitzt auf den Holzplattformen, der Rest ist aus irgendeinem Grund ausgeflogen. Weitere Recherchen ergeben, dass wir scheinbar genau ein Zeitfenster erwischt haben, wo die Jungs & Mädels Urlaub in Mexiko machen. Das nennt man dann wohl Vorführeffekt... ;)




    Statt einen einzigen Seelöwen zu bewundern, entschließen wir uns, bei bestem Wetter über das Pier zu flanieren und uns dann was zum verspäteten Frühstück zu suchen....und kurze Zeit später sitzen wir im ersten IHOP.
    Da den Himmel über der Bucht anschließend noch immer kein Wölkchen trüben kann, wollen wir als nächstes die Golden Gate abhaken. So frei und gänzlich ohne einziehende Wolken/Nebel-Schichten habe ich diese Schönheit noch nie gesehen. Am Abend zuvor hatte ich noch unser Nummernschild bei www.bayareafastrak.org registriert, die menschlichen Toll-Kassierer auf den South-bound-Spuren gibt's nämlich nicht mehr. Wer nun durch fährt, ohne sich online registriert zu haben und in den darauffolgenden 48 Stunden nichts daran ändert, bekommt einen saftigen Strafzettel. Also lieber 7$ pro south-bound Überfahrt regelkonform bezahlen.





    Auf der Nord-Seite angekommen chauffierte ich meine bessere Hälfte sofort in die Marin Headlands, so dass wir uns gar nicht mit den Touristenmassen an den direkt an der Brücke gelegenen Spots herumschlagen mussten. In den Headlands war heute allerdings auch mehr los als gewöhnlich, da Acura dort gerade mit aufwendigem Gerät einen Werbespot für ihr neues Model TLX am drehen waren. Ich hätte am liebsten den Kamerakram-SUV eingepackt und die langweiligen Limosinen stehen lassen ;)





    Das Filmteam war den ganzen Tag in dieser malerischen Kulisse unterwegs. Ich habe nach dieser Reise mehrfach recherchiert, bevor ich letzten Monat endlich den Werbespot fand, der bei unserem Aufenthalt gedreht worden war:


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    Unfassbar enttäuschend, wenn ihr mich fragt...



    Wir hielten uns ziemlich lange in den Headlands auf, meine Freundin war gleich begeistert von der tollen Natur im Hinterland so nah an der Großstadt.





    Leider haben wir nur begrenzt Zeit hier oben, da wir uns in der Mittagspause mit einem Studienkollegen von mir downtown treffen wollen, den ich bei meinem Auslandssemester in Fullerton kennengelernt habe. Also zurück ins Auto, über die immer noch komplett freie Golden Gate Richtung Downtown. Für das Kurztreffen (es stand eben nur die Mittagspause zur Verfügung) hat er eine sehr coole, für jeden frei zugängliche Dachterrasse mitten in Downtown San Francisco ausgewählt. Man muss sich lediglich mit ID in der Lobby eintragen und darf dann rauf in den geschätzten 12. Stock, von wo aus man sich dann mitten drin (aber natürlich nicht über) dem Häusermeer befindet. Das ist nicht nur eine verdammt coole Location, um die Mittagspause zu verbringen sondern auf für Roadtripper wie uns, da man Downtown ja normal nur aus dem Auto bzw. als Fußgänger von ganz unten zu sehen bekommt.


    Der Link zur Dachterrasse







    Als die gemeinsame Mittagspause um ist, entschließen wir uns zum Sonnenuntergang nochmal in die Marin Headlands zu fahren. Bevor es so weit ist, bleiben uns aber noch ungefähr 3 Stunden. Zunächst nutzen wir diese für einen obligatorischen Bummel durch China Town bevor wir Coit Tower und die Lombard Street abhaken. Da wir - mal wieder - die Uhr im Rücken haben, wenn wir es vor Sonnenuntergang nochmal auf die andere Seite der Bay schaffen wollen, bleibt nicht allzu viel Zeit zum Genießen. So nutzen wir die wenigen Minuten in erster Linie zum Ablichten der facettenreichen Innenstadt San Francisco's, die schon am Nachmittag in tollen Farben erstrahlt...








    Plötzlich steht die Sonne schon erstaunlich tief. Wir geben also Gas und investieren nochmal die 7$, die wir aber erst auf der Rückfahrt los werden (wie gesagt, northbound ist gratis). So hätte uns die gesamten Golden-Gate-Überfahrten 14$ gekostet....kein Problem also.....der Schlag trifft uns dann erst einige Wochen später, als unverhofft eine Rechnung von Dollar Car Rental ins Haus flattert, die für den Verwaltungsaufwand, den sie durch das Zuschicken der Rechnung auf das Corolla-Nummernschild hatten, nun inkl. Toll-Gebühren rund 45$ berechnen. Ohne es zu wissen steuern wir also heute in einen recht teuren (oder zumindest teurer als gedacht) Sonnenuntergang ;)


    Wir nisten uns in den Headlands ein, ich experimentiere ein wenig mit Timelapse herum, aufgrund des starken Windes bleibt das Stativ aber leider nicht so ruhig, wie ich mir das vorgestellt habe, während meine Freundin fotografierend durch die Hügel stapft. Als die Sonne untergeht, treffen wir wieder aufeinander...sie mit tollen Fotos...ich mit einer verwackelten 10-Minuten-Aufnahme...Mist ;)






    Zu später Stunde geht's dann für uns zurück zum Hotel....auch wenn es diesmal extra kurz war, hab ich mich vielleicht mehr als sonst in San Francisco verliebt, weil ich es endlich mal bei tollem Wetter erleben durfte. Nach 5 Aufenthalten hält sich der Abschiedsschmerz in Grenzen...ich komme ja sowieso wieder.. ;)

  • Cooler Bericht.... :daumen:
    Hier hat wohl jemand noch mehr Flugangst, als meine Wenigkeit ;)

    Hehe, ja, keine Ahnung. Es halt eine Mischung aus Flugangst, Misstrauen und Spaß am Fliegen...das macht alles gar keinen Sinn irgendwie ;)

    Habe auch schon über 125.000 Flug-Kilometer runter....also an der mangelnden Regelmäßigkeit kann es eigentlich nicht liegen. Die neuen Reiseziele fallen mir allerdings erst nach dem Landeanflug ein...da während bin ich schließlich mit Kontrollieren beschäftigt :D


    Geht mir ganz genauso :)


    New York an einem Tag nenne ich mal sportlich :D
    Aber sicher unvergeßlilch :daumen1:

    Ja, das war durchaus sportlich...wir sind durch den Big Apple gewetzt wie Verrückte, aber im Endeffekt hat es sich wirklich gelohnt. War mir nie sicher, ob New York was für mich ist...jetzt weiß ich es und werde sicher wiederkommen! :)


    Und stellvertretend für alle anderen Rückmeldungen:


    Vielen Dank für's Feedback und die Worte des Lobes! :)

  • Nur 1 Tag für SF ist natürlich schade.


    Wer nun durch fährt, ohne sich online registriert zu haben und in den darauffolgenden 48 Stunden nichts daran ändert, bekommt einen saftigen Strafzettel.


    Gut zu wissen, dass man das im Nachhinein auch noch gerade biegen kann.


    Allerdings verstehe ich nicht so recht, was Dollar jetzt damit zu tun hat. Hast Du die 7 $ nicht gleich online mit KK bezahlt?

  • Nur 1 Tag für SF ist natürlich schade.



    Gut zu wissen, dass man das im Nachhinein auch noch gerade biegen kann.


    Allerdings verstehe ich nicht so recht, was Dollar jetzt damit zu tun hat. Hast Du die 7 $ nicht gleich online mit KK bezahlt?

    Nope, man registriert das Nummernschild (so hat uns das der Dollar-Mitarbeiter zumindest erklärt und auch im Internet erklärte sich das so) und egal wie oft man eine Maut-pflichtige Brücke überfährt (Oakland Bridge etc. gehören ja auch alle dazu) geht das quasi auf besagtes Nummernschild. Der Zeitraum beschränkt sich dabei - wenn ich mich richtig erinnere - auf 7 Tage. Die Rechnung geht dann aber erstmal an den Besitzer des Nummernschildes...also Dollar...und von denen wird die Kreditkarte dann belastet inkl. Verwaltungsgebühren. Total chaotisch und unnötig...

  • Die neuen Reiseziele fallen mir allerdings erst nach dem Landeanflug ein...da während bin ich schließlich mit Kontrollieren beschäftigt :D


    :lach3::lach3::lach3:


    Dein Anfang ist ja irgendwie wie auf der Flucht...
    Mal sehen wann der Urlaub beginnt ;)

  • Nope, man registriert das Nummernschild (so hat uns das der Dollar-Mitarbeiter zumindest erklärt und auch im Internet erklärte sich das so) und egal wie oft man eine Maut-pflichtige Brücke überfährt (Oakland Bridge etc. gehören ja auch alle dazu) geht das quasi auf besagtes Nummernschild. Der Zeitraum beschränkt sich dabei - wenn ich mich richtig erinnere - auf 7 Tage. Die Rechnung geht dann aber erstmal an den Besitzer des Nummernschildes...also Dollar...und von denen wird die Kreditkarte dann belastet inkl. Verwaltungsgebühren. Total chaotisch und unnötig...


    OK, dann war das was anderes. Murmel hat die 7$ gleich online per KK bezahlt. Somit ist der Autovermieter außen vor:


    Electronic Toll an der Golden Gate mit dem Mietwagen

  • Bei dem Reisetempo kriege ich ja fast Schnappatmung. 10 Stunden New York, 1 Tag San Francisco.....das ist ja wirklich schon fast eine Asiaten-Reise ;)


    Spass bei Seite..... ;)


    Ein tolles Wetter in San Francisco.....ich habe die Brücke nicht ohne Nebel sehen dürfen.....aber ich war auch erst einmal dort.

  • Ich mag sie sowohl als auch, aber die meiste Zeit übertreibt die Bay es einfach mit den Wolken.. ;)


    Nach zwei städtischen Anheizer-Tagen in New York und San Francisco geht's heute endlich so richtig on the road. Schon die heutige Etappe hat es in sich, denn wir wollen bis Fallon, NV kommen und haben dazu die Route über den Tioga Pass angepeilt. Mancher mag sich fragen, warum wir uns eigentlich so einen Stress machen...die Routenplanung war dominiert von einem kompletten US-Neuling und einem mehr oder weniger alten Hasen. Ich hatte im Südwesten schon einiges abgegrast, meine Freundin wollte verständlicherweise so viel wie möglich sehen...man kommt ja nur einmal nach Amerika. Dieser Trugschluss, über den sie heute - schon die nächste Reise planend - nur noch mitleidig lachen kann, sollte den meisten von ihrer ersten US-Reise noch irgendwie bekannt vorkommen....man rechnet mit einem einmaligen Event und ehe man sich versieht, haben die Vereinigten Staaten einen vereinigt am Sack und man will immer und immer wieder kommen ;)
    Unsere stellenweise ziemlich stramm geplante Route war also im Prinzip ein Kompromiss aus "Da war ich schon" und "Das will ich aber zumindest mal gesehen haben" kombiniert mit ambitioniert-verrückten Zielsetzungen wie dem Yellowstone National Park, der einfach mal rund 1200 Kilometer Luftlinie (!) von unserem jetzigen Standpunkt entfernt ist und wo wir dennoch übermorgen so ungefähr zu Bett gehen wollen...dafür haben wir die folgenden 2 Tage fahr-technisch relativ vollgepackt, um die Folgeetappen dann etwas entspannter und in kleineren Abschnitten angehen zu können...Heute geht's also nach Nevada, das Ziel Fallon ist nur unser Ziel, weil es auf unserer Strecke ganz günstig liegt und mangels touristischer Anziehungskraft entsprechend günstige Motelpreise bietet, passt also :)



    Bevor es so richtig losgeht, decken wir uns im Walmart noch mit Proviant ein...ein Blick in die immer größer werdenden Augen meiner Freundin beim Betreten des Riesenladens genügt, um zu wissen, dass ich gerade einen schwerwiegenden Fehler gemacht habe. "Hier gibt's ja alles!".....die nächste Stunde zerre und schiebe ich sie an prall gefüllten Regalen mit tausenden neuen Artikeln vorbei, um endlich zur Kasse zu kommen. In der DVD-Abteilung läuft es dann kurz mal umgekehrt, aber das kehre ich mal diskret unter den Teppich ;)



    Und dann geht's endlich los! Die Fahrt Richtung Yosemite National Park gestaltet sich als recht unspektakulär, so wirklich bombastisch werden die Landschaften, die davor noch stark landwirtschaftlich geprägt sind, auch erst ca. 50 Meilen vor Parkeingang. Umso mehr wir uns dem Park nähern, desto klarer wird, dass es überhaupt nicht schlimm ist, dass wir den Yosemite heute nur mehr oder weniger im Vorbeifahren mitnehmen. Die Straßen sind verstopft ohne Ende, es staut sich bis weit vor's Valley und wir genehmigen uns nur einen sehr kurzen Abstecher ins Tal. Ganze Reisebusladungen von asiatischen Touristen werden hier im Minutentakt ausgespuckt, die Fußwege sind verstopft, im Visitor Center wird man ununterbrochen von irgendeiner Seite angerempelt. Auch die Yosemite Falls sind heute etwas faul und fallen nicht wirklich spektakulär, was vermutlich mit der ziemlich ernsten Dürre in Kalifornien zusammenhängt (2005 war ich das letzte Mal hier, Anfang August und die Wasserfälle waren ungleich mächtiger und beeindruckender).




    Wir überlegen noch, ob der Glacier Point Sinn macht, aber angesichts des permanenten Staus auf der Ringstraße, die durch's Tal führt, beschließen wir möglichst schnell vor den Touristenmassen zu flüchten. Erfahrungsgemäß ist der Tioga Pass weit weniger stark frequentiert. Bevor wir den wirklich genießen können, kommt uns aber leider ein weiterer Stau in die Quere. Ein recht schwerer Unfall hat sich wohl erst kurz vorher ereignet, die Strecke ist erstmal unbefahrbar und es dauert eine Weile, bis sie wieder freigegeben ist.


    Dann geht's endlich weiter. Als wir kurze Zeit später am Olmsted Point ankommen, wo sich der Touri-Ansturm auch sichtlich in Grenzen hält, lassen wir unseren Corolla erstmal auf dem Parkplatz und wandern ein bisschen in die Wildnis. Endlich erscheint der Yosemite so, wie er sein soll....fantastische Berglandschaften, großartige Panoramen und keine Reisebusse. Heute wurde mir zum ersten Mal so richtig klar, wie sehr die National Parks teilweise zu Tode geliebt werden. So extrem wie hier ist mir das trotz zahlreicher Park-Abstecher aber auch noch nie aufgefallen.






    Wie wir hier oben in der einsamen Wildnis sitzen, vergessen wir vollkommen die Zeit um uns herum und sind endlich wieder Teil dieser Wildnis, weit weg vom Massentourismus....gerade mal 11km Luftlinie von hier werden wohl immer noch klimatisierte Bus-Ladungen voller verschwitzter Touristen durch das Yosemite Valley kutschiert, kurz bei den Falls ausgespuckt und mit einer strikten Deadline für die Weiterfahrt versehen. In der Ferne funkelt der Tenaya Lake in schönstem Blau. Wir genießen und fahren am fortgeschrittenen Nachmittag weiter...die Landschaften sind bombastisch, auf den Gipfeln funkelt noch letzter Schnee, an jeder Ecke könnte man anhalten. Für das nächste Mal wird das Valley definitiv links (bzw. rechts) liegen gelassen und viel mehr Zeit in den Tioga Pass investiert.


    Schließlich kommen wir beim schon im anbrechenden Sonnenuntergang funkelnden Mono Lake an. Bevor wir Richtung Nevada fahren, wollen wir eigentlich noch bei der Ghost Town Bodie nördlich vom Mono Lake vorbeischauen. Unseren Corolla erwartet an dieser Stelle seine erste kleine Bewährungsprobe, denn die Zufahrtstraße ist eine zwar machbare, aber dennoch für einen solchen Wagen recht anstrengende Dirt Road, über die sich der kleine Japaner sichtlich quälen muss. Am Ende wartet leider ein geschlossenes Tor auf uns. Die Ghost Town hat geschlossen und wir sind - zugegebenermaßen in diesem Fall schlecht informiert - die Piste umsonst gefahren. Bevor wir umdrehen gönnen wir uns aber noch eine ausgedehnte Fahr-Pause, denn von hier oben hat man eine sagenhafte Aussicht auf den Mono Lake samt dahinterliegender Gebirgskette.




    Nach einem Snack zum Sonnenuntergang verabschieden wir uns von der malerischen Aussicht und machen uns auf zur letzten Etappe Richtung Fallon, wo wir ungefähr 2 Stunden später ankommen. Unser Super 8 Motel ist in einem muffigen Casino untergebracht. Auch wenn die Zimmer sauber sind, sind wir am nächsten Morgen froh, dass wir weiterkönnen...

  • Jaja, die allererste USA Tour gestaltet sich wohl bei den Meisten so.
    Man düst zu den sog. Hightlights und kann nicht wissen, woran man rechts und links vorbei düst :huch1:
    Aber glücklicherweise erwischt einem der Virus und irgendwann fährt man dann nach "rechts" oder "links".....


    Äh, unsere 1. Tour war mit WoMo und im Yosemite fanden wir keinen Parkplatz

  • ..man kommt ja nur einmal nach Amerika. Dieser Trugschluss, über den sie heute - schon die nächste Reise planend - nur noch mitleidig lachen kann, sollte den meisten von ihrer ersten US-Reise noch irgendwie bekannt vorkommen....man rechnet mit einem einmaligen Event und ehe man sich versieht, haben die Vereinigten Staaten einen vereinigt am Sack und man will immer und immer wieder kommen ;)


    :lach3: Genauso ist es


    Wieder zwei herrlich geschriebene Tage :daumen1:

  • Heute sind wir früh auf den Beinen, denn heute liegt eine fast reine Fahrtetappe vor uns, deren einziges Ziel ist jetzt möglichst zügig in die Nähe des Yellowstone National Parks zu kommen. In Zahlen heißt das etwa 600 Meilen und lt. Google Maps 8 Stunden reine Fahrtzeit. Ziel ist Idaho Falls, etwa 100 Meilen vor den Toren des Yellowstones. Die Strecke ist gleichzeitig unspektakulär und doch fantastisch, da wir zum ersten Mal für diesen Urlaub wirklich komplett im Nirgendwo unterwegs sind. Die unendliche Weite hat mich wieder....viele Meilen lang gerade Straßen durch die wohl lebensfeindlichste Umgebung, die man sich vorstellen kann. Die Klimaanlage schuftet bei guten 30°C Außentemperatur, unser Frühstücksbuffet haben wir im Handschuhfach aufgebaut und der Corolla schnurrt gleichmäßig durch die Wüste.


    Bald stoßen wir auf die Interstate 80, halten dort kurz an einem Rastplatz, der direkt am California Trail liegt, über den vor knapp 200 Jahren die Emmigranten gen Westen pilgerten entlang des Humboldt Rivers, der einzigen Lebensader durch diese riesige Wüstenebene.




    Von hier führt uns die Megaetappe vorbei an weiterer endloser Weite und vereinzelten Dust-Devils, bevor wir bei Elko in Richtung Norden abbiegen. Rund 100 Kilometer später erreichen wir die Staatsgrenze von Idaho. Von nun an ist es nicht mehr weit bis Twin Falls, wo wir unsere (Nach)mittagspause eingeplant haben. In dem unscheinbaren 45.000-Einwohner Nest genehmigen wir uns erstmal eine Auszeit bei Pizza Hut, bevor wir die eigentliche Attraktion des Ortes ansteuern...nämlich die Shoeshone Falls im nördlich angrenzenden Snake River Canyon. Der Ort selbst ist in flachem Terrain gelegen und zu keinem Zeitpunkt lässt sich hier auch nur ansatzweise ein Canyon erahnen.


    Google Maps leitet uns schließlich auch von der Hauptstraße weg auf Feldwege, die vorbei an scheinbar unendlich großen, aufwendig bewässerten Feldern führen. Vereinzelte Häuser hier und da.....dann ein Schild...Shoeshone Falls 1 Mile...noch immer ist nichts zu sehen. Kurz bevor die 1 Meile schließlich abgelaufen ist, nimmt die Straße eine Kurve und aus dem flachen Farmland schneidet sich ein gigantischer, ungefähr 1,3km breiter Canyon, dessen Dimensionen zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise absehbar war. Der Einschnitt erfolgt in unterschiedlichen Ebenen, zunächst noch dicht bewachsen zeigt sich mit zunehmender Tiefe das dunkle, bräunliche Gestein, in welches auf der gegenüberliegenden Seite einige Häuser waghalsig hineingebaut sind. Unten erkannt man eine Staustufe, den eigentlichen Wasserfall kann man zu diesem Zeitpunkt nur erahnen...denken wir...


    Die Anlage verlangt einen Eintritt von 5$, der absolut gerechtfertigt ist. Man darf hier allerdings nicht mit unberührter Natur wie in einem National oder State Park rechnen. Die Grünanlage an den Shoeshone Falls ist zum größten Teil park-ähnlich angelegt mit großen Grünflächen und vereinzelten Bäumen. Zahlreiche Aussichtspunkte wurden installiert, einige Wanderwege führen in wildere, ursprünglichere Ecken. Aber was gibt's überhaupt zu sehen?


    Die Shoeshone Falls, von denen ich zugegebenermaßen vorher noch nie gehört hab (meine Freundin hat diesen Punkt ergoogelt) werden auch die Niagara Falls of the West genannt. Sie sind mit 65 Metern Fallhöhe rund 14 Meter höher als die Niagarafälle und können auch mit einer Breite von rund 300 Metern beeindrucken. Der interessante Effekt ist, dass man das Ausmaß der Fälle zu Beginn nicht mal ansatzweise erkennt.




    Erst wenn man sich dem immer lauter werdenden Rauschen nähert, kommt schließlich der Aha-Effekt, der durch die gigantische Canyon-Kulisse noch verstärkt wird. Mit großem Tosen stürzen sich hier die Wassermassen - obwohl durch ein angrenzendes Wasserkraftwerk leicht kastriert - die Shoeshone Falls herunter, die allerdings zu keinem Zeitpunkt so tief erscheinen, wie sie es auf dem Papier sind. Dennoch haut die Szenerie - verstärkt durch die unspektakuläre Farm-Landschaft rundherum - regelrecht um und wir können uns an dem tosenden Naturschauspiel gar nicht satt sehen.







    Mit den Shoeshone Falls hat Twin Falls (dessen namensgebende Fälle weiter westlich liegen) ein schlagkräftiges Feature, welches in den Frühlings- und Herbstmonaten wohl noch ungleich beeindruckender sein soll. Wenn man ein bisschen googelt, findet man recht schnell Bilder, die offenbahren, dass sich mit dem Mehr an durchfließendem Wasser noch eine ganze Flanke zum Wasserfall dazu addiert. Nichtsdestotrotz war der Abstecher zu den "Niagarafällen des Westens" eine mehr als lohnende Pause, die uns nachhaltig beeindruckt hat. Verstärkt wird die Wirkung der Shoeshone Falls natürlich durch ihr dramatisches Auftauchen in einer ansonsten völlig unspektakulären landwirtschaftlich-geprägten Flach-Landschaft....und evt. kommt auch ein bisschen die Freude darüber hinzu einen kleinen Geheimtipp gefunden zu haben, den ich zumindest noch nie in einem Reiseführer oder einem Reisebericht erblickt habe ;)




    Vor uns liegen jetzt immer noch über 200km, die wir mit einem malerischen Sonnenuntergang im Rücken nun einigermaßen motiviert angehen, während sich der Snake River an unserer Route entlangschlängelt und sich immer weiter aus seinem Canyon zurück an die Oberfläche arbeitet (in Fließrichtung natürlich genau andersrum ;)). Davon haben wir allerdings nicht mehr viel, denn mittlerweile ist die Sonne weg. Nach knapp 3 Stunden kommen wir endlich in Idaho Falls an, wo wir ein Super 8 Motel für die nächsten 3 Nächte zu einem Preis von 40$/Nacht gebucht haben. Aufgrund unserer kurzfristigen Reiseplanung war alles rund um den Yellowstone National Park komplett ausgebucht oder noch zu nicht finanzierbaren Preisen (weit über 100 Euro/Nacht) zu haben. Für uns bedeutet das nun immer eine dicke Stunde Anreise zum Park, aber für die Ersparnis können wir den Corolla einige Male auftanken...passt von daher...und nach dem Stress der letzten Tage sind 3 Übernachtungen an der gleichen Stelle ja jetzt geradezu Erholungs-Urlaub ;)

  • Ich bin ja nach wie vor überzeugt, dass die vollgepackten Erstlingstouren einen erheblichen Einfluss auf den Ausbruch des Viruses haben :D


    Vom Pensum her sah unser erster Durchflug im Yosemite genauso aus :D

    Eine einleuchtende Theorie...dieser Overkill an neuen Eindrücken ist einfach mit keinem anderen Urlaub vergleichbar ;)




    :lach3: Genauso ist es


    Wieder zwei herrlich geschriebene Tage :daumen1:

    Hihi...aber ich find's immer wieder lustig mit anzusehen, wie die Leute, die einen noch vorher für verrückt erklärt haben, weil man mehr als 1x in die USA gereist ist, es dann plötzlich genauso tun ;)


    Danke :)

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