Put on your hiking boots - 558km zu Fuß durch den kunterbunten Südwesten im Herbst 2021

  • Tag 32 (17.10.2021) - Grand Staircase Escalante National Monument: Der nasse Weg zum Neon Canyon Teil 1





    Heute morgen tun wir uns ein wenig schwer und bleiben dadurch länger liegen als geplant. Mit Frühstück vorbereiten klappt es dadurch auch nicht mehr so richtig, aber Essen ist bekanntlich ja sowieso überbewertet. Immerhin haben wir Cookies :biggrin: Tobi hat mir außerdem - wie beauftragt - die Mint Schokolade mitgebracht, die man bei Olive Garden im Anschluss immer bekommt, die schmeißen wir auch mal in's Auto. Noch dazu kommt ein Handtuch in den Rucksack und meine Trekkingsandalen, angeblich erwartet uns heute eine Menge Wasser.

    Ich freue mich richtig auf den Tag, denn die Wanderung zur Golden Cathedral durch den Neon Canyon steht schon ganz lange auf meiner Wunschliste. 2018 mit meiner Mutter war keine Zeit und außerdem war das Auto nicht geeignet für die scheinbar schwierigen Straßenverhältnisse. 2019 wollte ich es dann riskieren, da war das Wetter allerdings entschieden gegen mich.

    Wir fahren zu dritt mit dem Wrangler, der mit der Strecke natürlich keine Probleme bekommen sollte und kommen pünktlich in völliger Dunkelheit los. Die Hole in the Rock Road ist in einem ungewohnt phänomenalen Zustand und fährt sich nahezu wie eine Autobahn. Es zieht sich bis in die Unendlichkeit, vorbei an bekannten Zielen wie dem Zebra Slot Trailhead und dem Devils Garden. Der Abzweig zur Egypt Road kommt noch vor den Dry Forks, ist also objektiv gesehen gar nicht so weit entfernt.

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    Die Egypt Road soll deutlich schlechter sein als die HITRR, sieht aber zunächst noch sehr ähnlich aus. Das ändert sich dann aber sehr schnell und wir müssen Allrad hinzuschalten, damit wir über die Steinplatten, durch die Sandfelder und Pfützen kommen, die der Weg so für uns bereit hält. Vor kurzem muss hier eine Flash Flood gewütet haben, stellenweise fährt man besser neben der Straße.

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    Kurz vor Ankunft zeigt das Auto-Thermometer übrigens eine vollkommen absurde Temperatur von -1°C an. Heißt es nicht immer, auf der HITRR wäre es wärmer als in Escalante, weil man permanent nach unten fährt bis man schließlich den Hole in the Rock erreicht???

    Die Sonne ist ganz kurz davor aufzugehen, als wir den Egypt Trailhead erreichen.


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    Wir suchen uns erstmal zwei Cookies aus, von denen jeder von uns jeweils eine Hälfte isst. Außerdem muss ich die Schokolade mal eben prüfen und ja - es ist die selbe, die bei Olive Garden gratis herausgegeben wird. Oh mein Gott, ich werde mich damit so unglaublich eindecken vor dem Rückflug.

    Anyway, bestes Frühstück, oder? :biggrin:

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    Wir schauen uns den Sonnenaufgang durch die Frontscheibe des Autos an, so richtig trauen wir uns bei den Temperaturen noch nicht nach draußen. Unnötig zu erwähnen, das keiner von uns eine Jacke dabei hat und die wohl auch nicht mitschleppen wollen würde, wenn es anders wäre. Wärmer wird es nun leider aber erst einmal nicht und so müssen wir wohl oder übel aus unserer Komfortzone heraus. In der aufgehenden Sonne ist es dann aber doch nicht so schlimm wie erwartet und die Fleece Jacke und die Handschuhe reichen aus.

    Ich nehme nur das Weitwinkel auf der Kamera mit, ich werde langsam etwas lustlos, was Schleppen angeht. 1,5 Liter Wasser müssen bei den herbstlichen Temperaturen auch ausreichen, ich werde aktuell nicht 4 Liter durch den Canyon schleppen. Dafür tragen wir uns wenigstens brav in's Trail Register ein und Regen ist auch keiner angesagt.

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    Wir laufen los und wir hätten jetzt schon direkt absolut keine Peilung wohin. AllTrails verrät es uns zum Glück, aber das ist ansonsten echt eine tolle Wanderung für uns Meisterpfadfinder. Es gibt zwar hin und wieder mal Cairns, aber nur so sporadisch, dass man sich nie darauf verlassen kann auch den nächsten ausfindig zu machen. Aus diversen Reiseberichten weiß ich jedenfalls, dass wir die monströse Steindüne nach unten müssen, die nachher beim Aufstieg bestimmt richtig viel Spaß machen wird.

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    Es hat sich ein wenig gefrorener Tau auf der roten Erde gebildet, ein cooler Anblick!

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    Die Jacke und die Handschuhe fliegen schnell doch wieder in den Rucksack, ohne Wind ist die Sonne warm genug um im T-Shirt herumzulaufen. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, denn dann hätte ich die ersten Minuten lieber die Zähne zusammen gebissen, als unnötigen Ballast mit mir herumzuschleppen. Am Ende werde ich über die Jacke allerdings doch noch froh sein, also alles richtig gemacht. Das weiß ich aber ja jetzt noch nicht :biggrin:

    Als wir den Abstieg über die Düne hinter uns gebracht haben, laufen wir einige Zeit lang relativ ebenerdig durch einen Wash und immer mal wieder über kleine Slickrock Hügelchen.


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    Das wird wohl in vieeeeeelen tausend Jahren mal ein Slot Canyon. Ob sich da irgendein menschliches Wesen in ferner Zukunft mal durchquetschen wird, oder ob wir bis dahin längst ausgestorben sind? Solche Überlegungen finde ich ja immer sehr spannend, leider werden wir die Antwort darauf nie erfahren.

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    Bald bekommen wir einen ersten Blick auf den Canyon mit den schönen, gelben Bäumen, in den wir absteigen müssen.

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    Der Abstieg in den Canyon ist dann wieder über einige Serpentinen, bei denen wir auf dem Rückweg sicherlich auch ein wenig kämpfen müssen. Die Laubfärbung hier ist schon viel weiter als in Escalante selbst, außerdem hören wir zum ersten mal den Fluss rauschen.

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    Moment mal. Wir hören den Fluss RAUSCHEN?! Ich glaube, im ersten Moment ist uns gar nicht bewusst, dass das eher ein Problem als schön idyllisch werden wird. Mal kurz zur Erklärung: Es gibt eine Route zur Golden Cathedral, bei der man den Escalante River genau ein einziges Mal durchqueren muss. Das bekomme ich nach der Wanderung im Chat auch auf's Butterbrot geschmiert, denn wir haben natürlich die Level Up Version, bei dem wir uns den Spaß direkt 6x gönnen werden - Zu dem Zeitpunkt denken wir noch, es sei der einzige und "normale" Weg.

    Als wir den Fluss das erste mal zu Gesicht bekommen fällt uns erst einmal nur eins ein: Ups.


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  • Tag 32 (17.10.2021) - Grand Staircase Escalante National Monument: Der nasse Weg zum Neon Canyon Teil 2



    Das mag auf dem Foto nicht so rüberkommen, aber er ist breit, trüb (man kann den Grund nicht sehen) und hat eine unangenehm starke Strömung. So haben wir uns das jetzt nicht vorgestellt, eher so Knöchel- bis Schienbeintief wie im Coyote Gulch.

    Mit einem etwas längeren Stock versuche ich die Tiefe ein wenig auszumessen, aber das Unterfangen erweist sich als semi erfolgreich. Ich breche das mal ab, bevor ich mit einem eleganten Stunt inklusiver aller Sachen baden gehe. Dann könnte ich ja auch gleich rüber schwimmen, das würde einiges an Ärger ersparen. Tobi und Michael stehen noch ein wenig verloren und ratlos in der Gegend herum, während ich spontan meine Wanderschuhe ausziehe und am Rucksack festknote. Kamera, Handy, Pullover und Hosenbeine kommen in meinen Drybag und die Wasserschuhe an meine Füße. Mit "Geh mal vor und teste die Wassertiefe, du bist die Jüngste" habe ich in Escalante ja bereits 2018 Erfahrungen machen dürfen, nur dass das Attribut diesmal nicht auf mich zutrifft.


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    HEILIGE SCHEIßE, IST DAS KALT!

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    Neben dem Versuch nicht zu erfrieren, ist mein Plan, mich nah an dem Felsen zu halten und zu schauen, wie tief das Wasser wird. ZU tief, wie ich schnell bemerke, zumindest an dieser Stelle. Hier kommt man definitiv nicht halbwegs trocken an's andere Ufer und dort sehe ich außerdem keine Stelle, an der ich vernünftig hochklettern könnte. Das hier fällt sowas von aus!

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    Ich muss mal kurz stehen bleiben um wieder Gefühl in meine Füße zu bekommen. Die Neopren Socken liegen natürlich ordentlich verpackt im warmen Koffer, schließlich handelt es sich ja hier um spätsommerliche Bachüberquerungen :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: Mal kurz für's Protokoll: Wir erfahren am Ende im Visitor Center, dass die Wassertemperatur des Escalante Rivers aktuell 6° C beträgt. Ich übertreibe also nicht :eek::biggrin: Gut, dass das zu dem Zeitpunkt noch keiner wusste.

    Wir suchen uns eine andere Stelle, die dann auch erfolgreicher ist. Zumindest komme ich heile auf der anderen Seite an, auch wenn es sich danach kurz nicht mehr so anfühlt, als hätte ich überhaupt Füße und Beine. Immerhin können die so nicht weh tun :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: Für mich dürfte auch die Stelle kein bisschen tiefer mehr sein, dann hätten wir abbrechen müssen.


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    Plötzlich, während die Füße in der Sonne auftauen, hören wir ein panisches Geschrei, dass sich ab jetzt sehr regelmäßig widerholt und präsent ist. Wie ein Mensch klingt das nicht (ja, wir sind uns sicher!), wir können aber absolut nicht zuordnen, was das sein soll. Eine Kuh, die grad irgendwo heruntergefallen ist und Panik und / oder Todesqualen erleidet? Ich will es nicht hoffen und auch eigentlich nicht wissen, denn tun könnten wir in dem Fall sowieso nichts. Immerhin müssen wir in die andere Richtung und entfernen uns von der gruseligen Soundkulisse...

    Von den nächsten Flussquerungen gibt es schon gar keine Fotos mehr, vermutlich sind alle mehr so mit Frieren und Überleben beschäftigt. Nicht wegen der Strömung umzukippen wäre außerdem auch ganz erstrebenswert. Mittlerweile beginnen die Füße zu schmerzen, sobald ich im Fluss bin und sobald ich es an's Ufer geschafft habe, sind die einfach komplett taub. Bei jeder, der folgenden fünf Querungen, dauert es auch länger bis das Gefühl in Form von unangenehmen Kribbeln zurück kommt. Tobi und Michael haben gar keine anderen Schuhe dabei, die ziehen die einfach komplett aus.

    Nach der - glücklicherweise - letzten Wasserstelle müssen wir ein wenig länger in der Sonne stehen bleiben, damit das Gefühl in meine Füße zurückkehrt. Jetzt wissen wir immerhin, warum der Trail so unverhältnismäßig lange dauern soll, gemessen an seiner Länge. Das ist schon echt keine einfache Wanderung, sondern echt mit Strapazen verbunden, zumindest zu der Jahreszeit. Ich will gar nicht wissen, wie das 2019 im März gewesen wäre... Zum Glück war das Wetter zu schlecht um es zu versuchen.

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    An einem verlassenen Zeltplatz am Eingang zum Neon Canyon machen wir eine kleine Pause.

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    Wir machen uns auf mehr Wasser gefasst, denn angeblich ist davon im Neon Canyon immer reichlich, bis man das spektakuläre Ziel, die Golden Cathedral erreicht. Weit sind wir übrigens nicht mehr davon entfernt, so rein Luftlinientechnisch. Wir haben dann aber richtig Glück, die Schlucht ist unerwartet so gut wie trocken.

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    Eine Stelle gibt es dann aber doch noch, wo man nicht einfach so trockenen Fußes drüber laufen kann. Michael und Tobi haben ihre Wanderschuhe natürlich längst wieder an, ich dagegen bin in den Wasserschuhen geblieben und latsche einfach unbeeindruckt durch und warte auf die Herren der Schöpfung, die noch mit Lösungsfindung beschäftigt sind.

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    Der Weg durch den Neon Canyon ist länger, als er bei Alltrails angegeben ist und es zieht sich, aber dann haben wir es endlich geschafft, obwohl ich zwischenzeitlich schon leicht daran gezweifelt habe. Eine Wanderung voller Strapazen hat ein Happy End: Wir stehen vor der Golden Cathedral.

  • Neon Canyon und Golden Cathedral ist toll, da war ich schon zweimal. Die Creek Crossings waren immer so schön angenehm in der Hitze.


    Den Aufstieg am Ende habe ich einmal zweimal gemacht. Meine Freundin konnte nicht mehr und wir hatten kalte Getränk Jim Auto. Also bin ich zum Auto, zurück mit den Getaenken und danach no h mal den Aufstieg gemacht

  • Neon Canyon und Golden Cathedral ist toll, da war ich schon zweimal. Die Creek Crossings waren immer so schön angenehm in der Hitze.


    Den Aufstieg am Ende habe ich einmal zweimal gemacht. Meine Freundin konnte nicht mehr und wir hatten kalte Getränk Jim Auto. Also bin ich zum Auto, zurück mit den Getaenken und danach no h mal den Aufstieg gemacht


    Bei Hitze bestimmt, aber es war ja eh schon nicht so warm, da war das eher uncool.


    Was Du auch immer so an Wanderungen ausgräbst :wink1:


    Die Golden Cathedral ist doch eine der bekanntesten Wanderungen in Escalante. Dachte ich :D


    Schaut nach einer tollen Wanderung aus.

    Sehr schöne Laubfärbung.


    Jo und sehr anstrengend.


    6°C, das ist echt richtig saukalt. Ich hab nur Erfahrung mit 11°C kaltem Wasser und das war schon heftig.


    Haben wir ja auch erst im nachhinein erfahren. Ich finde 11 auch extrem, aber 6 Grad ist schon krank.


    Tolle Fotos, schöne Wanderung! :clap1::clap1:

    Der Canyon mit den gelbgefärbten Bäumen, auf dem Foto von oben, sieht cool aus.


    Das fand ich auch richtig schön!

    Danke :)


    Interessante Wanderung, vielleicht im Hochsommer besser mit angenehmeren Wassertemperaturen :daumen:


    Im Hochsommer ist sowieso alles besser :D

  • Tag 32 (17.10.2021) - Grand Staircase Escalante National Monument: Golden Cathedral und Rückweg





    Die Golden Cathedral ist in der Tat ein sehr beeindruckendes Gebilde, obwohl ich mir den Überhang ehrlich gesagt deutlich größer und geschlossener vorgestellt hatte. Eher wie eine Höhle mit vergrößertem Eingang. Es ist allerdings weiterhin ein breiter Canyon, der am Ende einfach in einem riesigen Alkoven endet, der oben zwei Löcher hat. Hier kann man sich abseilen, momentan macht das aber niemand. Ich bleibe mal den bekannten Fotos treu und fotografiere die Kathedrale ebenfalls ohne Himmel, um eure Illusion davon aufrecht zu erhalten :biggrin: Leute, die schon mal da waren, wissen vermutlich genau was ich meine.


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    Trotzdem ist diese tolle Formation alles andere als klein oder nicht lohnenswert. Ich habe ja noch immer meine Sandalen an und kann einfach unbeschwert durch das Wasser latschen, welches auch hier im Übrigen schnell ganz schön tief wird. Immerhin ist es deutlich wärmer, als das Wasser im Escalante River. Weiter als zu der Stelle komme ich nicht, ohne meine Klamotten komplett zu fluten. Der Größenvergleich zwischen Mensch und Felsen ist jedenfalls beeindruckend!

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    Hier ist dann auch die andere Perspektive. Hier sieht es natürlich genau nach dem aus, was ich grad abgestritten habe... Das liegt aber vor allem am Weitwinkel :biggrin:

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    Ich habe es bisher noch gar nicht erwähnt: ich habe nicht nur clever fotografiert, wir haben tatsächlich bisher nicht eine einzige Menschenseele getroffen. Weder hier, noch auf dem Trail bis hier hin. Wir haben auch nicht erwartet, dass das hier eine besonders hoch frequentierte Wanderung ist, aber in Escalante Gegend ist sie doch relativ bekannt würde ich meinen. Mit NIEMANDEM haben wir nicht gerechnet.

    Wir haben bisher noch nicht wirklich Pause gemacht, hier wollen wir das aber jetzt auch nicht erledigen, obwohl es am Ziel normalerweise immer eine gute Idee ist, so als Halbzeit Pause. Allerdings ist es im Schatten der Kathedrale dann doch sehr frisch und außerdem gibt es keine Stelle, an der man sich mal hinsetzen könnte. Wir gehen erstmal zurück und schauen dann unterwegs, ob sich eine bessere Stelle finden lässt.


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    Anscheinend habe ich auf dem Hinweg, bei dem verlassenen Zeltplatz, meinen riesen Stock liegen lassen, der mir bei den Flussüberquerungen sehr geholfen hat und ohne den ich es nicht versuchen wollen würde. Scheinbar habe ich mir das aber nur eingebildet und es muss gewesen sein, als ich meine Kamera nach den Wasserüberquerungen wieder aus dem Rucksack genommen habe. Der Kommentar von den Jungs: "Das war weiter hinten!" Wir laufen also weiter, ich der vollen Überzeugung, bald meinen Stock wieder zu finden.

    ...

    Passiert aber nicht. Bald frage ich mich, wann das bitte gewesen sein soll, denn eigentlich habe ich die Kamera ziemlich nahe am Zeltplatz ausgepackt. Dann heißt es plötzlich, mit "weiter hinten" wäre nicht diese Richtung gemeint gewesen, sondern in Richtung Golden Cathedral. Was bin ich sauer und genervt! Die wissen ganz genau, dass ich ohne nicht durch die Fluten komme und laufen einfach weiter, obwohl sie genau wissen das ich den blöden Stock suche und anscheinend auch, das wir dafür in die falsche Richtung laufen. Tobi macht es immerhin wieder gut, in dem er mir einen Neuen sucht, der aber natürlich nur halb so gut ist, wie der Alte. Naja... Besser als nichts :rolleyes:

    Die Flussüberquerungen in der Sonne sind mittlerweile subjektiv deutlich angenehmer, aber natürlich ändert das objektiv absolut nichts an der Wassertemperatur. Bei der vorletzten Überquerung sind wir irgendwie an einer anderen Stelle gelandet, als noch auf dem Hinweg. Das rächt sich auch direkt, denn die Böschung auf der anderen Seite ist relativ steil und ich rutsche 2x komplett runter zurück in's Wasser, bis ich es mit kräftigem Schwung und zahlreichen Kratzern doch noch an's Ufer schaffe. Mittlerweile bin ich doch schon ziemlich genervt von einem fehlenden Trail und den ganzen kratzigen Pflanzen auf dem Weg.


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    Auf dem Bild ist gerade ein einfacher Part, manchmal geht es aber rechts oder links mitten in's Unterholz, wo man sich seinen Weg erst einmal freikämpfen muss. Auch das geht nicht spurlos an den nackten Beinen und Armen vorbei.

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    Bei der letzten Überquerung landen wir genau an der Stelle, wo wir auch beim Hinweg waren, also an dem großem Felsen, an dem ich es nicht rüber geschafft habe. Ich weiß ja nun schon aus eigener Erfahrung, dass es mir hier zu tief ist und ich versuche es erst gar nicht. Michael schon, legt sich dabei aber dank der Strömung fast auf's Maul. Auch ihm wird es ca. in der Mitte zu tief, er kommt aber nicht zurück, sondern latscht gegen die Störmung außer Sichtweite. Ja gut... Tobi und ich stehen jetzt etwas ratlos am Ufer herum und überlegen, was wir machen. Für mich steht es eigentlich schon fest, ich trete widerwillig den Rückweg an, um mich einige Meter weiter hinten wieder durch das Gestrüpp zu kämpfen, um an die Stelle zu gelanden, die sich für mich als erfolgreich herausgestellt hat. Tobi ist alles andere als begeistert, entscheidet sich aber, mir zu folgen.

    Hier sieht man diesmal auch die Strömung etwas besser


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    Wir schaffen es an der Stelle wieder gut auf die andere Seite und sind erleichtert, dass wir den Teil der Wanderung nun hinter uns haben. Im Sommer und mit niedrigerem Wasserstand macht das sicher Spaß und sorgt für eine schöne Erfrischung, allerdings ist es zu der Jahreszeit grad eher beschwerlich als schön. Zumal die Strömung ja auch nicht ganz ungefährlich ist.

    Gerade als wir drüben ankommen, kommen uns die ersten anderen Wanderer des Tages entgegen und dann direkt eine ganze Gruppe, die uns nach dem besten Weg fragt. Wir wissen ja, dass nun keine Wasserquerung mehr kommt, also helfen wir nicht nur mit unserem Wissen weiter, sondern ich gebe natürlich auch meinen Stock ab. Wir sehen nur noch, dass sich einige Wanderer schon mit der Stelle schwer tun, wir ermutigen sie mit der Aussage, dass sie nur noch 5 weitere vor sich haben :rolleyes::rolleyes::rolleyes: Ich weiß, in den USA ist das eher unüblich, ich bin aber immer ein größerer Fan der Wahrheit. Beschönigungen können, besonders bei solchen Wanderungen, auch gefährlich sein.

    Ich wechsle meine Schuhe jetzt nicht mehr, meine Füße sind noch nass und so muss ich nicht unbedingt in die Socken. Vielleicht später, vielleicht gar nicht mehr, mal schauen. Mittlerweile sind wir wieder in dem schönen, bunten Canyon und machen unsere ersten Höhenmeter in Richtung Trailhead. Heute fällt es mir wieder einigermaßen leicht.

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    Der Plan ist jetzt, heute noch zum Kiva Koffeehouse zu fahren, allerdings macht das schon um 16 Uhr zu. Wir müssten also, um es rechtzeitig zu schaffen, um 14 Uhr am Auto sein. Michael hält das für unmöglich und man sieht ihm auch an, dass er wenig Lust hat es mit Gewalt zu versuchen. Immerhin haben wir noch immer keine Pause mit ausgiebigem Picknick gemacht, wie es ansonsten auf jeder Wanderung für ihn normal wäre.

    Dennoch ziehen wir das Tempo deutlich an und kommen selbst die brutale Düne am Ende dem Umständen entsprechend gut hoch.


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    Tobi und Michael setzen sich kurz vor dem Ziel nochmal auf einen Felsen, ich gehe aber weiter, denn Anhalten auf Steigung ist bei mir eine ganz blöde Idee. Ich laufe zwar sehr langsam Berge hoch, mit stetig komme ich aber deutlich besser klar, als mit vollständigen Stopps. Als ich relativ viel Vorsprung habe, bekommt Michael einen kleinen Macho Anfall, verkündet, dass er keinesfalls nach mir oben ankommen könne und legt einen Sprint bis zum Trailhead ein. Okay... :biggrin: Zum Glück ist es mir egal. Ich schätze, er wollte nur demonstrieren, dass ER nicht Schuld ist, wenn wir es nicht mehr zum Koffeehouse schaffen :biggrin:

    Japp - Die Stimmung zwischen uns ist heute nicht so optimal, das mag beim Lesen schon aufgefallen sein. Das liegt wohl an mehreren Dingen, vor allem aber stresst die Wanderung an sich ziemlich. Sie ist zwar landschaftlich echt toll und ich bin froh, sie endlich gemacht zu haben, aber sie ist irgendwie nicht nur physisch, sondern auch psychisch belastend. Schuld an der angespannten Atmosphäre ist also kein Einzelner von uns, sondern jeder so ein bisschen.

    Um 14:15 Uhr erreichen wir schließlich den Trailhead, also 15 Minuten zu spät für unsere weiteren Pläne. Tobi und ich beschließen aber, es trotzdem zu versuchen und so müssen wir Michael leider weiterhin um seine Pause bringen... Wir geben Hackengas :laugh:

  • Die Höhle o.ä. ist ja genial. So riiiiesig. :clap1:


    Danke für die Bilder, denn dorthin komme ich nicht, das wäre mir wandertechnisch dann doch zu viel. Geht halt nicht mehr alles im Alter so gut. ;-))

    Ich schließe mich mal an.... :smile2:

    Und als es für mich "wandertechnisch" möglich war, kannte ich es nicht

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