Alaska im Spätsommer 2017 – viel Regen, viele Grizzlies und auch mal Sonne

  • Das war ja eine interessante Anreise.

    Ich habe keine Flugangst oder sonstige Bedenken beim Fliegen, und die kleinen Maschinen fliegen ja auch nicht so hoch. :D Nur, dass ich auf meinen gewohnten Gin Tonic im Flieger verzichten musste, war ärgerlich. :D

    Abenteuerliche Anreise. Aber da du die Reise ja fortgesetzt hast, warst du sicher gut angeschnallt, als die Tür aufsprang

    Ich wäre ja bestenfalls in Wasser gefallen, das wäre nicht so schlimm gewesen. Und der Flieger fliegt ja auch nicht so hoch, dass ich durch eine zufällig aufgehende Tür durch den Unterdruck rausgesogen würde. :cap:

    Bin schon gespannt, auf die ersten Bärenbilder.

    Ich werde mal schauen, ob ich ein paar Bärenbilder finde. :D

  • Brooks Falls


    Nach kurzer Inspektion der Hütte, die ich ja für mich alleine hatte, wollte ich nun schnellstens zu den Brooks Falls. Das Wetter war zwar nicht toll, aber es regnete wenigstens nicht.


    Der Weg zu der Aussichtsplattform bei den Brooks Falls ist etwa eine Meile lang. Zuerst geht man nach Süden, um auf einer flachen (schwimmenden?) Brücke den Brooks River an seiner Mündung in den Naknek See zu überqueren. Hier tummeln sich schon einige jüngere (3-4 Jahre) Bären, was dazu führen kann, dass die Brücke gesperrt wird, wenn die Bären zu nahe sind. Solche Sperrungen dauern manchmal Stunden!


    Nach der Brücke folgt man ein Stück der Piste zum „Valley of Ten Thousand Smokes“, einem Vulkangebiet, wo es zuletzt 1912 eine gewaltige Vulkaneruption gab. Zwei Toilettenhäuschen (letzte Gelegenheit!) markieren die Stelle, wo ein Trampelpfad durch den Wald zu den Brooks Falls führt. Man läuft auf einem gewundenen schmalen Pfad ca. 800 m durch dichten Wald im Grizzly-Gebiet – etwas mulmig war mir schon, aber ich Pfiff laut vor mich hin und rief auch ab und zu „Hello Bear“. Aber kein Bär rief zurück.


    Etwa hundert Meter vor den Falls beginnt ein Boardwalk, der auf verschiedene Art gesichert ist, so dass es eher unwahrscheinlich ist, dass sich ein Bär mal auf den Boardwalk begeben könnte. Nach 50 m steht eine Art Pavillon auf dem Boardwalk, wo auch einige Bänke sind. Mir wurde erst später von den Rangern erklärt, wozu dieser überdachte „Rastplatz“ dient – aber dazu später. Hier teilt sich auch der Boardwalk auf, und man kann wahlweise zu den Falls gehen, oder zu einer Stelle weiter flussabwärts, wo wohl öfter Bärenmütter mit ihren Jungen fischen gehen, weil dort ihre Jungen in Sicherheit vor den männlichen Grizzlies bei den Falls sind. Ich ging zu den Falls.


    Bei den Brooks Falls steht etwa 2-3 m über Grund die Aussichtsplattform, wo es zumindest jetzt in der Nachsaison keine Platzprobleme für die Besucher und Fotografen gab. Der Brooks River ist hier etwa 40 m breit und man kann wunderbar die Falls überblicken und den fischenden Bären zuschauen.






    Der Wasserfall ist nur knapp 2 m hoch, aber zu dieser Zeit waren nur wenige Lachse in der Lage den Sprung zu schaffen, obwohl das Wasser nur so von Lachsen (Red Salmon oder Sockeye) wimmelte. Leider standen daher die fischenden Bären auch nicht oben auf den Fällen, um sich die Lachse ins Maul springen zu lassen, sondern sie holten sich ihre Beute am Fuß des Wasserfalls. Besonders dieser Riese machte es sich gemütlich, bewegte sich kaum, aber holte ab und zu einen Lachs aus dem Wasser.



    Zum Fressen der Beute kamen die Bären oft ans Ufer und verspeisten die Lachse unterhalb der Plattform, nur etwa 3-4 m entfernt.





    Die jungen, ca. 3-4 Jahre alten halbstarken Bären brauchten aber auch mal etwas Abwechslung und Spiel.





    August ist nicht die beste Zeit, um die fischenden Bären zu beobachten, aber es waren doch immer 3 - 5 Bären an den Fällen. Und es gab genug zu beobachten und auch zu fotografieren. Bei wolkenverhangenem Himmel, mit Tele und Konverter und bei bewegten Motiven, musste ich doch auch mal meine Kamera mit hohen ISO-Werten benutzen, um kurze Belichtungszeiten zu bekommen. Als Landschaftsfotograf ist bei mir meistens ISO 100 eingestellt, und wenn die Zeiten zu lang werden, kommt das Stativ zum Einsatz. Aber ich bin ganz zufrieden mit den Ergebnissen, auch wenn durch die Rauschreduzierung die Details verloren gehen.


    Ich stand die ganze Zeit dort und mir wurde nicht langweilig, nur etwas hungrig wurde ich, aber es ist strikt verboten außer Wasser etwas zum Essen oder Trinken mitzunehmen. Gegen 16 Uhr machte ich mich auf den Weg zurück zur Lodge. Dieses Mal musste ich fast eine Stunde lang an der Brücke warten, weil einige Bären in der Nähe waren, aber vor allem auch, weil ein großer Bär sich auf dem Weg zur Lodge zum Ruhen hingelegt hatte. Gut, dass ich früh dran war, denn Abendessen in der Lodge ist relativ früh, ich glaube es war von 17:30 - 19:30 Uhr.


    Das Dinner Buffet war sehr gut und reichhaltig, natürlich auch mit viel Lachs. Noch ein paar Bierchen von der Bar am offenen Kamin mit den Schweizern, dann trieb mich der Jetlag ins Bett.

  • Tolle Bilder und bestimmt beeindruckendes Erlebnis


    Trotz des bedeckten Wetters war es ein unvergessliches Erlebnis


    Wie kommst du auf das Alter der Bären? Schätzung oder sind da dann irgendwelche Ranger in der Nähe, die die Tiere kennen?


    Die Ranger sagten es, sie kennen die Jungen wohl


    GENIAL!!!!!


    Mein Neid sei mit Dir.


    Danke, aber Neid brauchst nicht - einfach hinfliegen :smile:


    Tolle Bärenbilder!


    Danke, aber das liegt an den Bären.


    Tolle Bilder welche Linse kam zum Einsatz?


    200 mm mit 1,4x Konverter - mehr habe ich nicht zu bieten.

  • Dann bringen wir den 2. Tag bei den Brooks Falls auch noch hinter uns.


    Tag 2 in Brooks Falls


    Ich war früh wach und ging gleich nach dem Duschen zum Frühstücksbüffet in die Lodge, und später gesellten sich die Schweizer zu mir. Als ich gehen wollte, liefen 2 halbstarke Grizzlies gerade an den Fenstern der Lodge vorbei – ich wartete lieber noch ein wenig. Dann ging ich langsam und vorsichtig zu meiner Hütte, denn ich wollte ungern den beiden Halbstarken begegnen. Das Gepäck ließ ich in der Hütte, es würde später abgeholt und zu unserem Rückflug gebracht werden, der gegen 17 Uhr sein sollte.


    Ich musste an der Brücke wieder eine knappe halbe Stunde warten, bis ich rüber durfte. Ich war sehr früh dran und fast alleine unterwegs, daher war ich froh, dass ich bei den Toilettenhäuschen zwei Angler traf. So musste ich nicht allein durch den Wald gehen. Ich ging voraus, denn die Angler in voller Montur waren nicht besonders flott unterwegs. Auf halber Strecke, als der Pfad mal eine längere Strecke geradeaus führte, sah ich einen Grizzly vor mir gehen. Er kam uns zum Glück nicht entgegen, sondern ging wohl auch zum Fluss. Ich fragte die Angler, was wir machen sollen, und die Antwort war: 50 Yards Abstand halten. Das war nun nicht so ganz einfach, denn meistens konnte ich auf dem gewundenen Pfad nur 10-20 m weit sehen. Also ging ich etwas langsamer und schaute vorsichtig um jede Ecke, ob der Grizzly dort vielleicht wartete. Außerdem riefen wir alle immer abwechselnd „Hello Bear“, um ihm zu warnen, damit er bei unserem Anblick nicht erschrickt. Ich sah ihn aber nicht mehr auf dem Pfad. Erst als ich auf der Aussichtsplattform stand, kam auch der Grizzly unter der Plattform aus dem Wald zum Fluss. Jetzt konnte ich ihn (oder sie) auch in voller Größe sehen – es war ein ausgewachsener Bär.


    Ich frage mich schon, was diese „Vorsichtsmaßnahmen“ an der Brücke sollten, wenn man auf dem Waldweg unvermittelt über einen Grizzly stolpern kann? Wahrscheinlich sollen eher die Bären als die Menschen geschützt werden. Die Brücke sollte schon 2017 erneuert werden, und der Neubau ist jetzt wohl für 2018 geplant, damit diese Wartezeiten an der Brücke verkürzt werden können. Im Sommer 2017 war die Brücke teilweise für 5 Stunden gesperrt, was insbesondere für die Tagesbesucher ärgerlich sein kann, weil sie eventuell überhaupt nicht zu den Falls kommen.


    Überhaupt ist die Hauptsaison an den Brooks Falls stark reglementiert, um mit den Besucherzahlen klar kommen zu können. Der erwähnte Pavillon auf dem Boardwalk dient im Sommer als Wartesaal, denn die Ranger lassen immer nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern zur Plattform – und das nur für 1 Stunde. Dann muss man zurück zum Pavillon und kann sich dort bei den Wartenden anstellen, um vielleicht noch einmal für eine Stunde zur Plattform zu können. Außerdem sind auch 3-Bein-Stative verboten! Das Schild hatte ich ganz übersehen, aber dieses Verbot galt auch nur bis 15. August. Der Vorteil im Sommer ist halt, dass es sehr lange hell ist, und wenn man in der Lodge oder auf dem Campground wohnt, kann man zu Zeiten zur Plattform, wo kaum Besucher dort sind – dann gilt natürlich auch die 1-Stunden-Regel nicht. Allerdings muss man sich im Sommer gegen die Mücken schützen, die jetzt im späten August so gut wie kein Problem waren.


    Abschied von Brooks Falls


    Ich verbrachte wieder die ganze Zeit bei den Falls, aber das Wetter wurde etwas schlechter und es nieselte. Ich könnte den Bären auch noch länger zuschauen, aber Fotos hatte ich genug gemacht, und besseres Wetter bekäme ich in den nächsten Stunden wohl auch nicht mehr.









    Ich wollte nicht wegen eventuell langer Brückensperrung meinen Flug verpassen, also machte ich mich gegen 15 Uhr auf den Rückweg zur Lodge. Dort traf ich die Schweizer wieder. Auf dem Rückflug waren wir nur zu dritt, und auch unser Flugzeug war dementsprechend noch kleiner. Letzter Blick auf den Naknek Lake.




    Diesmal ging es mit dem Wasserflugzeug nach King Salmon, einer richtigen kleinen Stadt am Westrand des Katmai Nationalparks. Wie viele Orte in Alaska, ist King Salmon auch nur mit Schiff oder Flugzeug zu erreichen, das gilt sogar für die Hauptstadt Juneau.


    In King Salmon mussten wir etwas auf den Flug nach Anchorage warten, deshalb gönnten wir uns in einer nahen Kneipe ein paar Alaska Amber Biere. Der Flug nach Anchorage war unspektakulär. Der Flieger bot etwa 80 Passagieren Platz, aber nur die Hälfte der Plätze war belegt, und es gab sogar eine Board-Service. Nach einer Stunde Flug landeten wir auf dem „richtigen“ Flughafen, und der Shuttle vom Ramada brachte mich zum Hotel.


    Am nächsten Tag würde mich der Shuttle gegen 10 Uhr zu GoNorth bringen, damit ich für knapp 4 Wochen meinen Camper übernehmen kann. GoNorth ist auch beim Flughafen.


    Ich war sehr angetan, dass Ramada mich viermal kostenlos mit dem Shuttle vom Flugplatz holte oder hinbrachte. Die Schweizer erzählten mir, dass sie jedes Mal 20 US$ im Taxi pro Tour Downtown-Flughafen bezahlt hatten.

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