Nightmare on Lake Powell

  • Tag 3, Dienstag der 22.8. Teil 2


    Timm hatte die gute Idee :daumen1: den erfolglos zurückfahrenden Mann zu fragen, ob man uns nicht als Entschädigung für unsere vielen Probleme und Verzögerungen ein Speedboat bringen könnte. Der Mann konnte das nicht entscheiden, versprach aber unseren Wunsch weiterzugeben. Dann fuhr er ab.


    Inzwischen war Mittag, es war warm und sonnig, aber wir konnten ja nicht weiter, also gehen wir baden, und ich probiere mal eines der 2 Kajaks aus.


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    Evi und Katharina probieren aus, ob man sich mit dem Tequila die Situation irgendwie schön trinken kann. Was man nicht sehen kann, ist, dass ich mich auch an diesem Versuch beteilige :smile: . Im Hintergrund erkennt man oben am Hang die Sonnendächer beim Navajo Viewpoint.


    Ca. 1 Stunde später kamen 2 Leute in 2 Motorbooten an, die am Heck unseres Hausbootes andockten. Eines der beiden Speedboats war für uns! :clap1: Oh Wunder, man nahm unsere Verärgerung ernst. Der Tank des Speedboats war angeblich voll, und dass die Anzeige nur auf halb stand, lag wohl an einer defekten Tankanzeige. Wer‘s glaubt. :pat:



    Und dieser rege Bootsverkehr hörte nicht auf, denn kurz nachdem die beiden, die uns das Motorboot gebracht hatten, wieder weg waren, dockte ein anderes Boot bei uns an: ein Mechaniker! :jub: Der Herr war schon etwas älter und sagte zu mir, dass er immer dann geschickt wird, wenn Dinge repariert werden müssen, die eigentlich ausgetauscht werden müssten. Na Mahlzeit. :huch1:


    Er hatte wenigstes Werkzeug dabei, werkelt viel rum, und stieg sowohl in die Luke vom rechten Motor als auch in die vom Generator hinab. Beim Motor findet er keine Ursache für das Startproblem :nix1: , aber beim Generator kommt er zu dem Schluss, dass es an der Benzinzufuhr liegt, dass der Generator nach einiger Zeit von allein ausgeht. Eine Pumpe bringt das Benzin vom Tank im Heck zum Generator im Bug, wo eine andere Pumpe dann für die Versorgung des Generators mit Benzin zuständig ist. Er gibt freimütig zu, dass sie keine Benzinpumpen zum Austausch haben. Also zerlegt er einige Teile, säubert sie und füllt auch Kühlflüssigkeit nach, weil der Generator wohl immer ziemlich heiß wird.


    Nach diesen Arbeiten gelingt der Neustart des Generators, und der Mechaniker blieb geschätzte 1-1,5 Stunden vor der offenen Luke sitzen und schaut dem Generator zu. Er wollte nichts zu trinken haben, und unterhalten wollte er sich wohl auch nicht. Nachdem er lange genug zugeschaut hatte, war er wohl der Meinung, dass seine Reparatur erfolgreich war, und er verabschiedet sich. Um das Problem mit dem Motor müsste sich der Erste Mechaniker kümmern, wenn er vom Lake Powell zurück ist und bei uns vorbeikommt. :gru1:


    Kaum noch erwähnenswert ist, dass ca. 30 min nachdem der Reparateur weggefahren war, der Generator wieder aus ging. :huch3: Wir badeten etwas, Timm probierte das Speedboat aus und ließ auch mal den 15-jährigen Ilias fahren, und ich setzte mich mal wieder ins Kajak. Wir hofften, glaubten aber nicht, dass der Erste Mechaniker heute noch vorbeikommen würde. Es war sowieso zu spät, um noch zu einem neuen Ankerplatz zu fahren.


    Der Erste Mechaniker kam an diesem Tag bei uns auch nicht mehr vorbei, bzw. er kam wahrscheinlich vorbei, hat aber nicht angehalten, weil es vermutlich schon spät war. :wut2:


    Wer aber vorbeischaute, waren die 4 Amerikaner mit dem Motorboot :cap: , die sich wunderten, dass wir immer noch nicht weitergekommen sind.


    Wir müssen eine weitere Nacht an einem Ort verbringen, der nicht annähernd unseren Wunschvorstellungen entspricht :zuck: . Am Abend weihen wir einen der beiden großen Gasgrills ein (er funktioniert! :clap1: ), und grillen Steaks, Burger, Würste und Folienkartoffeln. Danach machen wir ein Lagerfeuer am Strand, und mit Bier und Tequila versuchen wir unseren Frust zu vergessen. Um 2 Uhr gehen die Letzten ins Bett, obwohl wir morgens ziemlich früh mit dem Speedboat zur Marina fahren wollen, um kräftig Stunk :wut2: zu machen.

  • Hallo Rainer, wir sitzen in einem bolivianischen Steakrestaurant. Und ich musste meinem Rainer unbedingt Deine Story vorlesen. Wir fühlen mit und stoßen auf die genialen Erlebnisse an ( sorry , dass wir Deine Erlebnisse auch noch gut finden 😂)

    Nicht zuletzt mögen wir Deinen Spannungsbogen, den Du hier so schön aufbaust. Aus diesem Grund gibt es hier 2 Negronis auf die gelungene Story.

    Wir bleiben gespannt 🤩

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  • Hallo Rainer, wir sitzen in einem bolivianischen Steakrestaurant. Und ich musste meinem Rainer unbedingt Deine Story vorlesen. Wir fühlen mit und stoßen auf die genialen Erlebnisse an ( sorry , dass wir Deine Erlebnisse auch noch gut finden 😂)

    Nicht zuletzt mögen wir Deinen Spannungsbogen, den Du hier so schön aufbaust. Aus diesem Grund gibt es hier 2 Negronis auf die gelungene Story.

    Wir bleiben gespannt 🤩

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    Na, dann Prost. ;-))

  • Es bleibt spannend

    Ok, vom AUsrasten wäre ich jetzt wohl auch weg, eher hin zur Resignation :zuck:

    So ist es. Meine Schwägerin , die das Ganze ja lange voraus geplant und organisiert hatte, traf es logischerweise am härtesten. Denn die als großes gemeinsames Erlebnis gedachte Hausboot-Tour auf dem Lake Powell entwickelte sich in die falsche Richtung. :wut2: Evi machte einige längere Strandspaziergänge, um mit ihrer Wut und Enttäuschung fertig zu werden.


    Aber, wie man auch an den wenigen Fotos sehen kann, haben wir Alle letztendlich doch immer wieder versucht, das Beste aus dem Chaos zu machen., und es gibt eigentlich immer nur freundliche Gesichter zu sehen (siehe das erste Gruppenbild, das ja nach Ende der Tour entstand).

  • Das ist ja unfassbar was euch da passiert ist. Nun hoffe ich bloss noch, dass es trotzdem noch zu einem guten Ende kommt.

    Wenn ich in eine derartige, wenn auch nicht so schlimme Situation kam. sprach im immer das beste Englisch oder Französisch. Meine Helga staunte mal als wir in Frankreich Probleme mit dem Hausboot hatten wie geschliffen in der französischen Sprache schimpfen konnte.


    Der Herr war schon etwas älter und sagte zu mir, dass er immer dann geschickt wird, wenn Dinge repariert werden müssen, die eigentlich ausgetauscht werden müssten.

    Es ist immer das Gleiche. In solchen Situationen müssen stets die Alten den Kopf hinhalten.


    Ernst

  • Gibt es am Lake Powell eigentlich nur einen Anbieter von Hausbooten?

    Nein, es gibt noch die Antelope Marina, die von den Navajos betrieben wird.


    Meine Schwägerin meinte, dass sie die Website der Wahweap Marina übersichtlicher fand als diejenige der Antelope Marina. Nach unseren Erfahrungen würde ich aber dazu raten, eher bei der Antelope Marina zu mieten. ;-))


    So lange der Wasserstand des Lake Powell auch so niedrig ist - das wird sich wahrscheinlich kaum mehr verbessern - ist die Anfahrt in den "richtigen" Lake Powell auch ca. 2 Stunden kürzer von der Antelope Marina als von der Wahweap Marina.

  • Tag 4, Mittwoch der 23.8. Teil 1


    Trotz der langen Nacht sind wir früh auf, und auch der Langschläfer Timm steht um 8 Uhr bereit, um mit mir im Speedboat zur Marina zu fahren. Dort angekommen, gehe ich an den am Schalter Wartenden vorbei und verlange nach dem Boss. Die uns mittlerweile bekannte Dame kommt aus der Seitentür und darf sich unsere Beschwerden anhören. Wir verlangen, dass sofort ein Mechaniker zu unserem Boot kommt, damit wir endlich mal weiterkommen :wut2:. Die vermutliche Bossin verspricht uns, dass der Erste Mechaniker als erstes zu uns kommen wird, bevor er wieder auf den Lake Powell rausfährt. Er muss nur noch sein Boot beladen, dann startet er.


    Timm meint, dass wir selbst noch mal am Pier nachschauen sollten, ob wir irgendwelche nach Mechaniker aussehende Angestellte finden. Tatsächlich sitzt einer in einem Boot und redet mit einem Mitarbeiter der Marina. Wir fragen ihn, ob er derjenige ist, der zuerst zu unserem Hausboot kommen wird? Er verneint, denn er muss zu einem Notfall auf dem Lake Powell, wo ein Hausboot zu sinken droht :huch3: . Na ja, vielleicht kommt ein anderer Mechaniker, oder er hat die Info von der Bossin noch nicht bekommen. Timm und ich fahren zurück zu unserem Hausboot.


    Zehn Minuten später kommt dann doch der Erste Mechaniker, mit dem wir gesprochen hatten, mit seinem Boot und dockt am Heck an. Hoffentlich sinkt jetzt nicht wegen uns ein Hausboot auf dem Lake Powell. :huch1::huch3:


    Er hat Messgeräte und auch Werkzeug dabei und kümmert sich zuerst um den Motor :daumen1: . Die Batterie ist wohl ziemlich leer oder defekt, aber wie zu erwarten war, haben sie keine Ersatzbatterien auf Lager :pat: . Also holt er ein paar Starterkabel aus seinem Boot, rangiert nochmal um, damit die Kabel von der Länge ausreichen, und startet mit Hilfe seiner Motorboot-Batterie unseren rechten Motor. Es funktioniert ! :cap:Wir lassen den Motor laufen, damit sich hoffentlich die Starterbatterie auflädt, und weil wir ja auch endlich mal losfahren wollen. Danach steigt er in die Luke vom Generator, wo er der Diagnose seines Kollegen zustimmt, aber außer ein paar Filterreinigungen auch nichts tun kann :zuck: . Er zeigt uns noch, wie wir nach dem Stopp des Generators eine Reset-Taste drücken sollen, 10 Sekunden warten, und dann einen Neustart des Generators versuchen können. Der Generator soll 8-9 Stunden täglich laufen, auch um die Batterien aufzuladen, aber möglichst nicht beim Fahren. Diesmal sollen wir ihn aber auch beim Fahren laufen lassen.


    Generator läuft, Motoren laufen und der Mechaniker kann nichts weiter tun, also schauen wir, dass wir endlich mal weiterkommen :clap1: . Es ist Mittag vorbei und wieder mal wird uns geraten, wegen eines aufkommenden Sturms vielleicht doch nicht mehr weiterzufahren :nix1: . Das interessiert uns aber nicht, denn wir schätzen, dass wir ca. 3 Stunden fahren müssen, um endlich mal in eine der schönen Buchten in der Warm Creek oder Padre Bay zu kommen. Dann noch eine Stunde Anker verbuddeln – das sollte Alles zu schaffen sein, bevor es um ca. 19 Uhr Arizona-Zeit dunkel wird. Auf geht's. :daumen:


    Die Anker werden schnell gelichtet, und zum ersten Mal fahren wir wirklich auf dem Lake Powell. Dass der Generator nach kurzer Zeit wieder abschaltet, nehmen wir gelassen hin :huch1: . Unser Kapitän Timm fährt und erklärt mir, wie man am besten mit den beiden Motoren lenkt, denn um mit dem Steuerrad lenken zu können, braucht es mehrere Umdrehungen damit man eine merkbare Richtungsänderung bekommt. Zuerst geht es fast 2 Stunden durch den Antelope Canyon, einen ca. 100 m breiten Kanal, der links und rechts von steilen Felswänden begrenzt wird. Der berühmten Antelope Slot Canyon mündet kurz vor der Antelope Marina in den Lake Powell. Bei der Antelope Marina der Navajos wird es etwa enger, weil ein Großteil des Kanals von geparkten Hausbooten vereinnahmt wird.

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