„Ice possible – Drive with Care“ - Eine winterliche Woche in Michigan

  • Wow, was für ein spannendes Museum!

    das ist ja ein tolles Museum! :clap1:


    Ich liebe amerikanische Museen ja sowieso in der Regel für ihre Interaktivität und ihre doch recht modernen Ansätze, aber das hat tatsächlich noch mal eine Schippe draufgelegt, im Sommer gibt es auch noch einen großen Außenbereich, aber dann braucht man wirklich den ganzen Tag.


    Drei Teile auf einmal ist mir einfach too much..


    Kommt im Normalfall auch nicht vor, ich bin in der Regel nicht der Schnellste beim Schreiben :smile:


    Du bist von lunchen infiziert - auch mit dem Teilen von Tagen ...


    Ich hab meine Berichte schon geteilt, da war Sarah berichtstechnisch noch Quark im Schaufenster :aetsch:


    Ich habe mal gelesen, dass Detroit aus sehr viel Lost Places besteht und auf dem Weg ist in vielen Teilen zu einer Ghost Town sei.


    In der Innenstadt tatsächlich gar nicht, in einigen Vororten ist der Verfall schon deutlich zu spüren, aber ich mag Lost Places :smile2:


    Die Eindrücke von Detroit sind erst mal nett. Ich kenne ja nur den Flughafen - ich weiß, dass es viele anders handhaben (Übernachtung oder wenigstens außerhalb des Flughafens) - aber nach meiner Regel (wenigstens mit einem Fuß den Boden betreten) ist es meine Flagge für MI im 50-State Race


    Nach der Zählweise war ich schon mal in Oklahoma, aber ne, ich will mir das mit ehrlichen Besuchen verdienen :smile:.


    Klasse das es weitergeht.


    Wir werden nächstes Jahr in Detroit sein und das Ford Museum habe ich mir als Besuch eben vermerkt.


    Ich hab ja zur Planung schon mal ein bisschen meinen Senf abgegeben, aber das wird sicher toll, ich werde den großen Seen im Raum Michigan/Minnesota auf alle Fälle auch noch mal einen Besuch abstatten.


    Hab deinen Reisebericht jetzt in einem Schwung durchgelesen. Ich plane für nächstes Jahr auch eine Reise in die Gegend und freue mich über jede Info die ich dazu finden kann. Bei der Planung habe ich entdeckt wie viel Michigan zu bieten hat. Im Grunde könnte man locker 3 Wochen nur da verbringen. Ich hoffe aber auf ein bisschen weniger Schnee. :smile2: Allerdings bin ich total neidisch auf deine Hotelpreise. Das Holiday Inn in Munising kostet zu meinen angedachten Terminen über 300€/Nacht.


    Eine Frage hab ich zu der Tour durch das Ford Werk. Durfte man den Fotorucksack mit auf die Tour nehmen oder musste der im Auto bleiben? ...und durfte man auf der Tour, außerhalb der Fabrik in der die Autos zusammengebaut werden Fotos machen, oder war das auf der gesamten Tour verboten?


    Danke das freut mich, schreib mir doch mal eine PN was du schon hast und wann du fahren willst, ich habe noch einige Google Maps Sterne mehr, die ich in der einen Woche nur nicht geschafft habe. Da würde mich dann später auch ein Bericht freuen, schließlich will ich ja noch mal in die Gegend.


    Ja, das Holiday Inn in Munising weiß, dass es das einzig ernstzunehmende Kettenhotel ist und hat das in den letzten Jahren sehr in seine Preisgestaltung einfließen lassen. Es ist aber wirklich sehr gut, spiegelt sich ja auch in den Bewertungen wider.


    Meinen Fotokram hab ich damals tatsächlich im Auto gelassen, dazu kann ich dir gar nichts sagen, aber das Handy war kein Problem. Fotos durfte man überall außerhalb der Produktionsanlagen machen. Die "Tour" ist auch Self Guided, es stehen nur in Abständen Mitarbeiter rum, die dir deine Fragen zur Anlage beantworten.


    Klasse, dass es weitergeht :clap1::clap1:


    Detroit gefällt mir, die Lost Places und die alten Gebäude, hat alles Charme für mich. Die Idee mit der Brücke ist super ;-))


    Das Museum ist ja mega :daumen1:


    Das war auch eine meiner Gründe dort hinzufahren, diese Lost Placigkeit der Vororte fand ich phänomenal, bei wärmeren Temperaturen hätte ich auch noch einige mehr angesehen.


    Diese Fotoidee hab ich eigentlich von Instagram, ich glaube die gute Dame heißt Filmtourismus. 2020 hab ich mit ner Freundin aus dem anderen Amerikaforum eine Filmlocationtour gemacht, bei der wir die Szenenfotos in die reale Welt gehalten haben. Das hat auch echt Spaß gemacht!

  • Als ich das Museum nach dem Besuch der hauseigenen Toilette – man lernt aus seinen Fehlern am Morgen – verlasse ist es mittlerweile 16:30. Ich habe noch eine ganze Ecke Fahrt vor mir, also nix wie rein in den Wagen und auf die Interstate. Damit komme ich auch in einen fetten Stau. Ich habe heute zwar nichts mehr vor, aber der Koffer will ja auch noch gepackt werden. Zum Glück löst sich alles nach 20 Minuten wieder auf und ich scheuche den Terrain die I-94 entlang.


    Mein letztes Zwischenziel für heute erreiche ich nach knapp einer Stunde zu Beginn der Dämmerung. Das ist ganz praktisch, denn für das was ich sehen möchte brauche ich die beginnende Dunkelheit. Moment, wo sind wir eigentlich? Ann Arbor, Michigan. Hauptsächlich bekannt als Hauptsitz der University of Michigan und somit klassische Studentenstadt. Hier dreht sich wirklich fast alles um die Uni mit gelbem M auf navyblauem Grund und deren Absolventen, die der Grund sind weshalb sich viele Großkonzerne hier angesiedelt haben. Außerdem darf eins nicht fehlen wo Studenten sind und das sind Pizzen, daher ist es auch wenig verwunderlich, dass die hiesige Filiale eines der wenigen zum mobilen Pizzaofen umgebauten Chevy Spark - das Dominos DXP Car - besitzt.


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    In den Innenstadt passiere ich quasi permanent Universitätsgebäude, wie die Ross School of Business, in sehr kubischem Design oder die Angell Hall, mir persönlich gefällt letztere besser, einfach weil sie mehr das Klischee der amerikanischen Universitäten erfüllt.


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    Es ist Freitagabend und quasi die ganze Stadt ist auf den Beinen und auf dem Weg zu Partys, Clubs und Bars und ich muss sagen wenn ich die Leute hier so sehe finde ich es schade, dass ich heute noch sehr lange Autofahren muss :biggrin:.


    In der Innenstadt angekommen fahre ich endlich auf die beiden Gebäude zu wegen denen ich hier bin. Das Michigan Theater, ja, hier ist es noch ein Kino, und das State Theater, bzw. hauptsächlich deren nächtliche Beleuchtung und die kann sich wirklich sehen lassen. Das State Theater fotografiere ich nur aus dem Auto heraus, hier staut sich sowieso gerade alles und Parkplätze sind mehr als Mangelware.


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    Nachdem ich zwei Runden um den Block gefahren bin, beim hiesigen Verkehr bedeutet das knackige 20 Minuten, hab ich die Schnauze voll und stelle den Terrain mit dem „Park Anywhere Button“ ins Parkverbot vor dem Michigan Theater, schließlich bin ich maximal 2 Minuten für die Fotos unterwegs und habe den Wagen auch immer im Blick. Immerhin kommt er so auch mit aufs Bild.


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    Ja und jetzt kommt die laaaaaaaange, eintönige Fahrt durch die Dunkelheit, quasi die letzte Amtshandlung hier in Michigan. Wie lange ich stur auf der I-94 vor mich hinfahre? Der erste Satz des Navis nach der Auffahrt war „Folgen Sie dem Straßenverlauf von Interstate Vierundneunzig West für 217 Meilen“.


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    Dank meiner Fahrt in Richtung Westen sehe ich noch das letzte Pink des Sonnenuntergangs, stelle meinen Tempomaten ein und folge dem ab und an doch recht dichten Verkehr in Richtung Chicago.


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    Die Fahrt an sich ist schon relativ langweilig. Anfangs schicke ich noch Sprachnachrichten mit Freunden in Deutschland hin und her, mit einem telefoniere ich auch noch ein wenig, aber nach zwei Uhr nachts deutscher Zeit sind meine Konversationspartner verschwunden. Also sind es nur ich, das Auto und die Musik aus dem Satellitenradio.


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    Ach nein, Moment, Schnapszahlmeilenstand hatte ich auch mal wieder.


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    Nachdem ich einen Großteil der Strecke abgefrühstückt hatte waren gleich zwei unzufrieden. Der Terrain war unzufrieden weil ihm der Sprit ausging und mein Magen war unzufrieden weil ihm die Nahrung ausging. Die nächste Abfahrt war Michigan City – ihr erinnert euch, mein erstes IHOP-Frühstück auf dieser Reise, und dort gibt es alles was das Herz begehrt.


    Zuerst gibt es aber was mein Magen begehrt und das ist Panda Express. Die hiesige Filiale war schon 2017 eine der Besseren der Kette und so stehe ich auch heute wieder vor dem Tresen. Die nette Kassiererin ungefähr in meinem Alter entlarvt sofort, dass ich nicht von hier bin, ihre Familie war in der Nähe von Heidelberg stationiert, sie findet jeden deutschen Akzent :biggrin:.


    Das Einzige was dann streikte war meine Kreditkarte, zum ersten Mal in diesem Urlaub. Ich war ein wenig panisch, schließlich musste ich noch Tanken und so viel Bargeld hatte ich auch nicht mehr. Mit ebendiesem Bargeld zahlte ich jetzt aber erst einmal mein Essen. Da das Restaurant zum Bersten voll war entschied ich mich auf der Mittelkonsole zu dinieren und das ging wesentlich besser als erwartet.


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    Anschließend rief ich bei der DKB Hotline an. Ein sehr netter und kompetenter Mann mit einer Laune so gut wie ich sie um drei Uhr morgens nur selten habe teilt mir mit, dass die Karte nur für diese Transaktion gesperrt war, da die Filiale keinen Chip Reader verwendet hat und meine Visa auf Swiping sehr allergisch reagiert, ich könne aber problemlos weiter bezahlen. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich wünsche ihm eine gute Nacht und fahre mit dem GMC zur nächsten Tankstelle.


    Erinnert ihr euch noch über meine Verwunderung über die Zigarettenpreise an der Anzeigetafel? Ich möchte meine Verwunderung zurücknehmen, das hier ist noch viel verrückter. Frostschutzmittel wie an der Tankstelle an der ich tanke verstehe ich, die Zigarettenpreise mittlerweile auch, aber MILCH?! Es ist eine Tankstelle, da würden mir so viele Produkte eher in den Kopf kommen als Milch.


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    Da eine Gallone Milch aber mehr kostet als eine Gallone Benzin bleibe ich bei letzterem und bin schließlich auf dem Weg nach Chicago.


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  • Die Skyline ist schon von weit her sichtbar und sieht nachts phänomenal aus. Es wird auch immer besser je näher man der Stadt kommt.


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    Ich möchte hier die Skyline fotografieren und fahre daher zum Adler Planetarium. Schon vom Parkstreifen aus seht die Stadt absolut gigantisch aus.


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    Mit Stativ und DSLR bewaffnet steige ich zum Wasser ab und bin erstaunt wie viele Menschen bei so einem Wetter zum Skylineschauen hier sind. Außerdem fällt mir beim Anblick der Skyline ein wenig die Kinnlade runter. Wie geil sieht das denn aus? Ich stand hier schon öfter tagsüber, aber jetzt in der kühlen, klaren Nachtluft, hell erleuchtet mit dem vereiste Lake Michigan im Vordergrund haut mich der Anblick fast um.


    Ihr wollt wissen warum? Bitteschön! Auch wenn sie verkleinert leider absolut nicht rüberbringen wie sie im Original aussehen :frown:


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    Nach zwanzig Minuten schauen, staunen und ablichten packe ich aber wieder zusammen, ihr wisst schon, die Kälte. Das Auto ist zum Glück noch restwarm und so fahre ich in Richtung Innenstadt.


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    Ja, ich muss eigentlich zum Flughafen raus, aber vorher habe ich noch eine Mission.


    Übermorgen kommen Freunde von mir aus dem Amerikaforum in Chicago an und sind noch ein wenig unsicher was sie von der Kälte halten sollen :smile2: Also hab ich angeboten die von mir wegen der ausgefallenen Wanderung nicht benötigten Hand- und Fußwärmer als „Begrüßungsgeschenk“ im Hotel zu hinterlegen, liegt ja quasi auf dem Weg und ich kann damit nun wirklich nichts mehr anfangen, der Koffer ist voll und ich will ja ins Warme. Kurz darauf stehe ich daher vor dem Sofitel in der Chestnut Street.


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    Ich komme mir doch ein wenig underdressed vor, wie ich da mit meiner Outddorjacke und zwei Paketen „Best Value“ Walmarteigenmarke Handwärmern die wahrlich luxuriöse Lobby betrete, doch die Beiden Mitarbeiterinnen an der Rezeption sind supernett und bekommen sich kaum ein „how nice of me“ das denn ist :biggrin: Danach verschwinden meine Best Value Handwärmer in einer edlen schwarzen Sofiteltüte und werden mit Namen und Check-In-Datum versehen.


    Ich hingegen muss nun langsam wirklich zum Flughafen raus, der Flug geht um halb sieben und ich muss noch das Auto komplett ausräumen, die Koffer packen und darf noch dazu nur einen persönlichen Gegenstand nicht aber ein Handgepäck dabeihaben. Das hab ich aber leider erst heute Morgen beim Onlinecheckin gelernt.


    Gerade aus dem Sofitel gekommen bin ich doch etwas ernüchtert als ich dreißig Minuten später statt in einer durchdesignten Lobby mit Bar und edlen Garnituren vor einem etwas abgeschrabbelten Tresentisch stehe.


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    Naja, you get what you pay for und ich habe nun wirklich fast nichts gepayt. Mir ist auch egal dass der „Fitnessraum“ mit Teppichboden ausgekleidet ist und aus einem Laufband besteht das vor einem Röhrenfernseher steht, ich möchte hier schlafen und das geht ganz gut. Das Zimmer wirkt sauber, hat ein Bett zum Schlafen und ein Fenster zum Rausgucken.


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    Von beidem bekomme ich aber erst einmal nichts mit, denn vorher trage ich noch zwei Tüten Geraffel aus dem Auto und verbringe die nächste Stunde damit all meine Habseligkeiten in den Koffer zu stopfen. Um 00:30 habe ich darauf aber keine Lust mehr und degradiere das – schon im Halbschlaf – an den Zukunftstobi.


    Spoiler Alert: Der ist davon gar nicht begeistert. Ist mir jetzt aber egal, ich bin müde und mehr als drei Stunden Schlaf werden es sowieso nicht.


    Fahrdaten des Tages:


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    Übernachtung des Tages:

    Howard Johnson Inn Elk Grove Village

    52,82USD inkl. tax



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  • 02.03.2019


    Um vier Uhr klingelt mich der Wecker erbarmungslos aus dem Schlaf. Ich hasse mein selbstgefälliges Ich von vor drei Stunden! Aber keine Zeit in Selbstmitleid zu versinken, ich möchte ja heute die Kälte verlassen. Ich packe also den Rest meiner Habseligkeiten in den Koffer und versuche schwere Objekte irgendwo in der Jacke unterzubekommen. Zum Glück hat der Deutscheste aller Jackenhersteller große Innentaschen in der Fleecejacke angebracht, dort findet dann nämlich mein ausgespülter Thermosbecher Platz, der gewichtstechnisch definitiv nicht mehr an den schon bei Abflug gut gefüllten Koffer passte.


    Alles andere hatte ich in der letzten halben Stunde ja schon gut verstaut, also nur noch Rucksack drauf und Koffer zu. Als ich die Kofferwaage ansetzte stand leider nicht mein Wunschgewicht sondern schwarz auf fehlender Hintergrundbeleuchtung „23,9kg“. Scheiße!


    Eigentlich müsste ich mich ja schon langsam in Richtung Check-Out machen, aber mehr als einen persönlichen Gegenstand darf ich im Flugzeug nicht haben. Während ich halbherzig scanne was ich alles entbehren könnte und genauso halbherzig überlege ob ich denn nicht vielleicht doch die Skihose im Flugzeug anziehen sollte kommt mir plötzlich der Gedankenblitz.


    Als Bürger einer der führenden Erfindernationen der Welt muss man ja auch mal ein bisschen outside the Box überlegen :smile:. Wie sich herausstellt haben meine mit Tatze bedruckter Wanderrucksack und meine vom selben Hersteller stammende Outdoorjacke praktischerweise eine sehr ähnliche Farbe. Ich klickse also die Fleecejacke aus der Windjacke heraus und befestige den plattgefalteten Rucksack in der Mitte, begutachte das Ergebnis, klopfe mir selbst zwei Mal auf die Schulter und räume den ganzen Krempel in zwei Durchgängen hinten in den Terrain.


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    Der Fahrstuhl lärmt zwar jedes Mal wie eine landende Boeing 777, aber dafür kann ich ja nun auch nix.


    Ich checke schnell aus und springe dann ins Auto, das muss nämlich noch vollgetankt werden und ein Blick auf die Uhr zeigt, dass es möglicherweise sein könnte, dass ich vielleicht ein kleines bisschen zu spät dran bin. Egal, gestern Abend habe ich gesehen, dass gleich um die Ecke eine Shell ist, die steuere ich gleich an, Spritpreis interessiert mich gerade nicht, mehr als 3 Gallonen werden eh nicht reingehen. Auf dem Weg zur Tankstelle beweist Marshall dann ein letztes Mal, dass er Marshall ist, die Kassette hängt nämlich mal wieder und Road Trip Radio spielt ein weiteres Mal die Proclaimers mit 500 Miles.


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    Die Kreditkarte möchte mal wieder nicht, aber die EC-Karte von der Sparkasse funktioniert hier tadellos draußen an der Säule, sodass ich zwar Auslandseinsatzentgelt zahlen muss aber schon bald wieder auf dem Weg in Richtung Flughafen bin, die Uhr zeigt mittlerweile 5:17 und laut Navi brauche ich mindestens 10 Minuten zu Hertz. Das resultiert darin, dass ich mich zwar innerhalb des Speed Limits bewege doch der Terrain an jeder Ampel das Credo „Es gibt nur ein Gas, Vollgas“ zu spüren bekommt.


    Die Freude es fast geschafft zu haben bringt mich dazu natürlich eine Ausfahrt zu spät in Richtung Rental Car Center abzubiegen. So ein Mist aber auch, fix einen U-Turn gemacht und dann kommt endlich das Rental Car Center in Sicht.


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    Jetzt muss ich nur noch den Wagen in die Returnschlange stellen und könnte schon in Richtung Shuttlebus laufen, ja wenn ich die Returnschlange denn nur finden würde, irgendwann steht hier nämlich nicht mehr der Hertz Return, sondern nur noch Dollar und Thrifty ausgeschildert. Ich fahre also schnell zur Gold Booth und versuche dem Mitarbeiter dort den Wagen anzudrehen, der nimmt ihn mir leider nicht gleich aus der Hand, sondern erklärt mir lediglich den Weg zum Return, den ich dann um 05:30 erreiche.


    Ach ja, hatte ich bereits erwähnt, dass mein Flieger um 06:35 bereits abhebt? Nein? Gut, aber das tut er. Dementsprechend hole ich im Akkord mein ganzes Geraffel aus dem Kofferraum, mache ein letztes Abschlussfoto und vermache der freundlichen Angestellten noch Wasser und Müsliriegel im Auto bevor ich die Rückgabequittung an mich nehme.


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    So hieß es dann doch etwas hastig nach 1625 gefahrenen Meilen Abschied nehmen vom Terrain, er war mir ein treuer Begleiter, unglaublich komfortabel und hat mich auch bei -24°C nicht im Stich gelassen.


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  • In forschem Schritt ging es heraus zu den Shuttlebussen, den gerade abfahrenden kann ich glücklicherweise noch aufhalten. Mein Puls beruhigt sich erst wieder als ich erleichtert feststelle, dass Terminal 1 der Logik entsprechend auch die erste Haltestelle des Busses ist, trotzdem bete ich innerlich, dass dieser Bus doch bitte einen Zahn zulegen soll.


    Um ziemlich genau 5:45 spuckt mich der Bus schließlich an meinem Terminal aus, jetzt ist da nur noch die Gepäckabgabe und die Sicherheitskontrolle, um diese Uhrzeit bestimmt ein klacks…


    …dachte ich bis ich die Wartehalle betrete. Diese sah ungefähr so aus wie ein Justin Bieber Konzert im Jahre 2009 und nicht nur das, nein, die meisten standen auch bei United an.


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    Na gut, bleibt mir ja nichts anderes übrig, das mache ich auch. Natürlich erwischte ich die Schlange der Leute, die noch nie etwas von diesen hübschen Berührbildschirmen gehört haben, anscheinend können sie auch die idiotensichere Beschriftung „Press here to begin“ auf dem Bildschirm nicht entziffern, sodass sich eine Airlinemitarbeiterin viel Zeit nimmt jeden einzelnen Schritt durchzugehen. „Wäre ich mal früher losgefahren“, schimpfe ich mit mir selber. Aber es nützt nichts, nachdem nach 10 Minuten alle Kofferanhänger und Bordkarten gedruckt sind kann ich endlich zum Gerät vortreten. Drei Klicks auf den Touch Screen und der Automat spuckt meinen Kofferanhänger und meine Bordkarte aus.


    Murphy’s Law entsprechend erwische ich natürlich auch die langsamste Schlange bei der Gepäckaufgabe, bekomme aber nach schier endlosen Minuten doch meinen Koffer abgenommen. 23,1kg stand auf dem „HEAVY“-Zettel, den der Koffer verpasst bekam, na das ist ja gerade noch einmal gut gegangen.


    Ab jetzt wäre alles easy und ich könnte mir den Konjunktiv an dieser Stelle sparen, wenn die TSA nicht beschlossen hätte geschlossen in die Frühstückspause zu gehen. Anders kann ich mir nicht erklären warum hier eine endlose Schlange sicher 10 Minuten rumsteht, bzw. die anderen stehen noch länger, die Flugzeit auf manchen Bordkarten kommt mittlerweile schon bedrohlich nah.


    Zugegeben, auch ich schreibe es mittlerweile ab den Flieger zu erwischen, doch mit einem Ruck geht es plötzlich los und dann auch erstaunlich schnell. 06:15 bin ich durch die Sicherheitskontrolle durch und bekomme am Ende gesagt, dass ich zu Gate B17 muss, wir standen an B7. Thank you Ma’am kommt mir noch über die Lippen als ich in Richtung B17 renne nur um dort weder Personal noch eine beschriftete Anzeigetafel vorzufinden als ich um 06:17 dort ankomme. Ich mache schnell noch ein Foto mit Timestamp um nachweisen zu können, dass ich vor Gateschluss (06:20) da war. Allerdings bleibe ich allein auf weiter Flur, sodass ich mir eine zufällig vorbeikommende Unitedangestellte schnappe, die sehr freundlich und hilfsbereit versucht alles zu regeln.


    Nach einem kurzen Telefonat findet sie heraus, dass ich zu Gate B7 muss. Das darf doch nicht wahr sein. Da ich mein ganzes Gepäck mehr schlecht als recht verstaut habe stolpere ich mehr als zu laufen auf Gate B7 zu. Die Jacke mit dem Rucksack schneidet mir in die Finger, meine Beine tun höllisch weh und auf Höhe von Gate B11 fliegt mir die provisorisch eingestopfte Reisebibel mit einem lauten Knall aus der Fototasche auf den gefliesten Flughafenboden. Das muss für außenstehende wirklich wie schlechte Slapstickcomedy ausgesehen haben wie ich da so herumlaufe, doch mit allerletzter Kraft schaffe ich es keuchend zum Gate. Schleppe mich ins Flugzeug und absolviere den „Walk of Shame“ durch den Gang der Boeing 757.

    Praktischerweise sitze ich in Reihe 33.


    Im Gegensatz zum typischen Malleflug wird hier nicht applaudiert, wäre mir aber auch egal. Im Moment ist mir alles egal, Hauptsache ich sitze, so begrüße ich meine Sitznachbarn auch nur mit „Hey, I’m the window seat, but I don’t care, give me the aisle, I just want to sleep“.


    Und so saß ich dann da, 8 Minuten vor geplantem Abflug. Mein Kopf feuerrot, sämtliche Blutgefäße am Arm freuten sich einmal hervortreten zu dürfen, ich schwitze mittlerweile wie ein Schwein und will gar nicht wissen in welcher Hölle ich jetzt mit der Skihose säße und da ich heute noch keinen Tropfen Flüssigkeit zu sich genommen hatte fühlte sich mein Mund ungefähr so an wie der Sandstreifen an einer andalusischen Landstraße im August.

    Egal, ich habe den Flug geschafft und nur darum geht es!


    Leider schätzt der Flug meine Anstrengungen nicht wert, denn nur zwei Minuten später meldet sich eine klischeehafte Pilotenstimme mit der Ansage, dass wir nicht starten können, weil uns der Copilot abhandengekommen war. Der Pilot – der auch hörbar keinen Bock auf die Situation hatte – beteuerte, dass er uns auch allein zum Zielort fliegen könnte, aber die FAA das nicht sooooo prickelnd fände.


    Und so saß ich da mit ungefähr 260°C Körpertemperatur und grillte vor mich hin wie ein Dönerspieß, die Klimatisierung war nämlich noch nicht an….


    Mit neuem Copiloten an Bord und einer Dreiviertelstunde Verspätung machen wir uns schließlich auf den Weg in die Stadt der Engel. Zum Flug kann ich nicht so viel sagen, schließlich sitze ich am Gang und noch dazu betreibe ich aufgrund meines Schlafdefizits den ganzen Flug über Augenpflege, außer als der Getränkewagen vorbeikommt, da lasse ich mir gleich zwei Dosen geben um wieder auf ein halbwegs akzeptables Hydrationslevel zu kommen. Leider habe ich auf diesem Flug die geräuschunterdrückenden Kopfhörer in den Koffer gepackt, aber die Geräuschkulisse hier ist zum Glück aushaltbar.

    Nach vier Stunden und zwanzig Minuten landet die Maschine dann in LAX, eine viertel Stunde hat der Pilot rausholen können und ein Blick nach draußen zeigt, dass der vorhin von mir erwähnte Albert Hammond unrecht hatte, it does rain in southern california!


    Damit endet mein erster Solotrip in die Kälte, der Rest der Reise führt mich dann - teilweise mit lunchen im Schlepptau - durch den frühlingshaften Südwesten, aber davon existiert hier schon ein Bericht aus ihrer Feder.


    Daher bleibt mir nichts anderes übrig als für euer Interesse gegenüber diesem doch eher unbekannten Reiseziel zu danken und es heißt offiziell


    -Fin-

    Fahrdaten des Tages:


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