Erfreulicherweise ist das Frühstück in der Econo Lodge ganz vernünftig. Zwar nicht huge, wie mir der Knabe beim Check-In gestern angepriesen hat, aber mit Müsli und Joghurt ganz ok. Außerdem kaufe ich bei Albertsons noch zwei super-leckere, mit creme gefüllte, bismarcks, ein apple turnover und einen 5-USD-Pott geschnibbelte Ananas für unterwegs. Passt schon, verhungern werde ich heute eher nicht.
So versorgt fahre ich los zum Gila Cliff Dwellings National Monument. Dorthin führt eine Stichstraße, und schon zu Beginn stehen Wegweiser, dass das National Monument um 17.00 Uhr schließt und man für die einfache Fahrt zwei Stunden benötige. Zwei Stunden für 44 Meilen klingt nach vielen Kurven, aber ich bezweifele, dass ich wirklich so lange brauchen werde. Es ist noch ziemlich früh und wenig Verkehr, sodass ich zügig vorankomme. Ein ganz bisschen kritisch gucke ich auf die Spritanzeige, eigentlich wäre es vernünftiger gewesen in Silver City zu tanken, aber die Tankstelle, an der ich vorbeigekommen bin, war so voll. Müsste eigentlich problemlos klappen trotz Kurven und etwas Höhenunterschied.
Highway 15 führt durch das Mini-Kaff Pinos Altos und dann wird es ganz einsam. Und kurvig. Und kalt (morgens um 9.00 Uhr New Mexico Zeit).
Hin und wieder halte ich an und mache Bilder, wenn sich ein guter Ausblick auf die Gila Wilderness bietet.
Auch beim Senator Clinton P. Anderson Overlook stoppe ich.
Und ganz kurz dahinter beim Gila Wilderness Overlook ebenfalls.
Zum Schluss noch mal beim Alum Mountain Overlook.
Als ich das Gila Cliff Dwellings National Monument um 9.15 Uhr erreiche, sind gerade mal 80 Minuten Fahrzeit rum (inklusive Fotografieren). Allerdings bin ich ziemlich zügig gefahren und habe nirgendwo länger angehalten. Zunächst mache ich einen kurzen Besuch im Visitor Center. Dort wird mir erklärt, dass die Ruinen ein paar Meilen weiter sind und ich Richtung campgrounds fahren müsse. Ok, mache ich. Aber vorher noch ein Foto einer Gedenktafel an Geronimo, den großen unbeugsamen Indianerhäuptling, der in der heutigen Gila Wilderness aufgewachsen ist.
Dann fahre ich zur genannten Stelle, parke meinen Wagen und fülle einen Infozettel aus mit Name, National Pass Number etc. Anschließend gibt eine Rangerin eine kurze orientation und erklärt das Wesentliche. Danach kann man auf eigene Faust los wandern. Der trail liegt anfangs im Schatten und es ist ar...kalt. Ich ziehe mir die Kapuze meiner warmen Jacke über und tippe mal auf höchstens fünf Grad Celsius. Brrrr.
Da muss ich nicht ganz hoch. Die Felswohnungen befinden sich knapp oberhalb des im Schatten liegenden Bereichs. Ist aber trotzdem ein Stück Kraxelei.
Nach einem kalten aber flachen Beginn, geht es nun steil bergauf, aber dafür liegt der Weg in der Sonne, was geradezu eine Wohltat ist. Mit dem Tele kann ich die cliff dwellings schon genau unter die Lupe nehmen.
Angekommen.
Ein Ranger wacht darüber, dass die Leute hier keinen Blödsinn anstellen, steht aber auch mit vielen Informationen zur Seite und erklärt, was es zu sehen gibt. Außer mir sind nur ganz wenige vereinzelte Touristen anwesend. Ich gehe ein wenig durch die uralten Wohnungen, sofern diese betreten werden dürfen.
Der Ranger macht uns auf einige Piktogramme aufmerksam, die ziemlich versteckt sind. Hätte ich garantiert nicht bemerkt.
Noch ein Blick zurück.
Der Rückweg durch die schöne Landschaft motiviert mich zu ein paar weiteren Aufnahmen.
Die Brücke über den malerischen Gila River (West Fork) ist ein weiterer Fotopunkt, an dem ich nicht vorbei komme. Ich freue mich, dass meine Kamera so einen großen Zoombereich hat und ich damit äußerst flexibel bin ohne das lästige Objektivwechseln aus früheren DSLR-Tagen.
Auf dem Rückweg halte ich bei einer interessanten Info-Site zum Thema Gila Wilderness und Apachen. Leider habe ich nicht die Zeit mich intensiv damit zu befassen und verschiebe das auf später. Erst mal ein paar Fotos von den Tafeln.
Zurück in Silver City bin ich spritmäßig auf Reserve und muss erst mal für relativ teure 2,35 USD tanken. Dann verlasse ich die Stadt in südwestlicher Richtung. Kurz vor Lordsburg mache ich wieder ein paar Fotos von der wüstenähnlichen Landschaft, die sich links und rechts vom Highway 90 erstreckt.
Aber auch in der Wüste gibt es Leben: California Poppy (kalifornischer Mohn).
Ich fahre durch das teilweise sehr schäbige Lordsburg. Schon 2014 hatte ich den Eindruck, dass sich zumindest Teile der Stadt auf dem Weg zur Geisterstadt befinden, so viel Leerstand gibt es. Ein paar ganz schäbige Motels liegen linker Hand, wobei ich mich frage, ob die überhaupt noch in Betrieb sind. Schnell weg hier.
Ich fahre auf dem Interstate 10 nach Westen. Kurz bevor ich nach Arizona komme, mache ich einen kurzen Stopp bei Steins Ghost Town. Kenne ich auch schon von meiner 2014er-Tour, aber ein paar Fotos wert ist die in Privatbesitz befindliche und wieder einmal abgesperrte Geisterstadt auf jeden Fall. Gerade rauscht ein kaum enden wollender Güterzug durch.
Bei der San Simon Rest Area vertrete ich mir ein wenig die Beine. Interessant, was einem bei Autobahnraststätten in Arizona so alles begegnen kann.
In Benson verlasse ich den Interstate und fahre auf dem Highway 80 nach Süden. Mein nächstes Ziel ist "the town that is too tough to die": Tombstone.
Parken ist kein Problem, klappt direkt beim historischen Courthouse. Es ist verflucht heiß, aber nicht so unerträglich, wie im Hochsommer. Besonders viel ist auf der berühmt-berüchtigten Allen Street jetzt, am Nachmittag um 14.45 Uhr, nicht los.
Hier muss ich natürlich hin:
Den gunfight reeanactment möchte ich mir nicht entgehen lassen, wenn ich schon mal hier in dieser entlegenen Gegend im Süden Arizonas bin. Dafür kaufe ich mir ein Ticket für die 15.00 Uhr Show - ich bin also genau passend in Tombstone angekommen.
Bevor man die Vorstellung besucht, wird eine 25-minütige Aufführung der wechselhaften Geschichte Tombstones gezeigt. Es ist eine urige Mischung aus Puppentheater und Schwarz-Weiß-Film mit einer sehr einprägsamen Stimme des Erzählers. So wie in den alten Western klingt das. In dem Theatersaal hängen diverse historische Plakate von Kinofilmen, in denen Tombstone verewigt wurde.
Dann werden alle Gäste zur Freilichtbühne geleitet. Ist wie ein kleines Stadion, und ich frage mich, wie man im Sommer in der Affenhitze da sitzen soll. Da kann man garantiert Spiegeleier auf den Alu-Bänken braten. Eine kurze Einführung, dann die Aufforderung, dass die Zuschauer immer Booooooh rufen sollen, wenn die Bösen kommen und immer Yeaaaaaaahhhh, wenn Doc Holiday und Konsorten erscheinen. Ist ganz nach dem Geschmack der Leute, als sturer Ostwestfale fremdele ich ja mit solchen gewaltsamen Gefühlsausbrüchen. Trotzdem muss ich gestehen, dass es Spaß gemacht hat die Bösen auszubuhen.
Hier ein paar Impressionen von dem Streit und der anschließenden Ballerei.
War ein lustiges Vergnügen und die Schauspieler haben sich wirklich Mühe gegeben die Zuschauer gut zu unterhalten. Am Ende stellen sich die Helden noch für ein Gruppenfoto zur Verfügung. Doc Holiday, Virgil Earp, Wyatt Earp und Morgan Earp.
Ach, ich will mal nicht so sein und die bösen Jungs auch zeigen. Was wären die Guten ohne die Bösen? Billy Clanton und einen der McLaury-Brüder, die gerade Stress mit Doc Holiday bekommen.
Nach diesem Spektakel mache ich noch einen kleinen Rundgang durch die Stadt: City Hall (links) und Courthouse (rechts).
Eigentlich hatte ich vor in Tombstone zu übernachten, aber richtig viele Motels gibt es hier nicht und ich wittere eine dezente Überteuerung angesichts der Bekanntheit Tombstones. Außerdem ist es noch zu früh, um die Beine hoch zu legen. Im Coupon-Heft finde ich eine ganz interessante Unterkunft (Lookout Lodge) ca. 25 Meilen weiter südlich an Highway 80, die ich nun ansteuere. Doch entweder bin ich zu blöd oder die Wegbeschreibung ist Unsinn oder den Laden gibt es nicht mehr.
Bevor ich ewig weitersuche, fahre ich lieber weiter nach Sierra Vista. Dort steige ich im Comfort Inn & Suites ab, das einen sehr guten Eindruck macht. Für 89 USD bekomme ich ein wirklich schönes Zimmer.
Die Bedienung frage ich, wo man denn gut essen kann und sie empfiehlt mir das Texas Roadhouse, wo ich als Comfort Inn Gast auch noch 15% Rabatt bekomme.
Auf dem Weg dorthin komme ich jedoch bei Golden Corral vorbei. Ich liebe diesen Laden, obwohl Buffets eigentlich nicht mehr so mein Ding sind, aber bei GC mache ich gerne eine Ausnahme. Bei GC zahlt man vorher und ich merke, dass ich meine Kreditkarte an der Rezeption im Motel vergessen habe. Also schnell zurück, aber die gute Fee an der Theke hat das Teil schon sicher in einer Schlüsselhülle verwahrt und zur Seite gelegt.
Zweiter Anlauf: zurück zu Golden Corral. Das Buffet ist klasse und ich bin pappsatt, als ich mich auf den Weg zurück zum Motel mache. Was für ein Wahnsinnsverkehr ist hier eigentlich? Ok, Feierabend, aber Sierra Vista ist doch nicht gerade der Nabel der Welt.
Eigentlich möchte ich noch zum Pool, aber die pool area ist wenig einladend. Man merkt, dass Saisonende ist und langsam die Stühle hochgestellt werden.