NewZona 2016

  • Erfreulicherweise ist das Frühstück in der Econo Lodge ganz vernünftig. Zwar nicht huge, wie mir der Knabe beim Check-In gestern angepriesen hat, aber mit Müsli und Joghurt ganz ok. Außerdem kaufe ich bei Albertsons noch zwei super-leckere, mit creme gefüllte, bismarcks, ein apple turnover und einen 5-USD-Pott geschnibbelte Ananas für unterwegs. Passt schon, verhungern werde ich heute eher nicht.


    So versorgt fahre ich los zum Gila Cliff Dwellings National Monument. Dorthin führt eine Stichstraße, und schon zu Beginn stehen Wegweiser, dass das National Monument um 17.00 Uhr schließt und man für die einfache Fahrt zwei Stunden benötige. Zwei Stunden für 44 Meilen klingt nach vielen Kurven, aber ich bezweifele, dass ich wirklich so lange brauchen werde. Es ist noch ziemlich früh und wenig Verkehr, sodass ich zügig vorankomme. Ein ganz bisschen kritisch gucke ich auf die Spritanzeige, eigentlich wäre es vernünftiger gewesen in Silver City zu tanken, aber die Tankstelle, an der ich vorbeigekommen bin, war so voll. Müsste eigentlich problemlos klappen trotz Kurven und etwas Höhenunterschied.


    Highway 15 führt durch das Mini-Kaff Pinos Altos und dann wird es ganz einsam. Und kurvig. Und kalt (morgens um 9.00 Uhr New Mexico Zeit).



    Hin und wieder halte ich an und mache Bilder, wenn sich ein guter Ausblick auf die Gila Wilderness bietet.



    Auch beim Senator Clinton P. Anderson Overlook stoppe ich.



    Und ganz kurz dahinter beim Gila Wilderness Overlook ebenfalls.




    Zum Schluss noch mal beim Alum Mountain Overlook.



    Als ich das Gila Cliff Dwellings National Monument um 9.15 Uhr erreiche, sind gerade mal 80 Minuten Fahrzeit rum (inklusive Fotografieren). Allerdings bin ich ziemlich zügig gefahren und habe nirgendwo länger angehalten. Zunächst mache ich einen kurzen Besuch im Visitor Center. Dort wird mir erklärt, dass die Ruinen ein paar Meilen weiter sind und ich Richtung campgrounds fahren müsse. Ok, mache ich. Aber vorher noch ein Foto einer Gedenktafel an Geronimo, den großen unbeugsamen Indianerhäuptling, der in der heutigen Gila Wilderness aufgewachsen ist.



    Dann fahre ich zur genannten Stelle, parke meinen Wagen und fülle einen Infozettel aus mit Name, National Pass Number etc. Anschließend gibt eine Rangerin eine kurze orientation und erklärt das Wesentliche. Danach kann man auf eigene Faust los wandern. Der trail liegt anfangs im Schatten und es ist ar...kalt. Ich ziehe mir die Kapuze meiner warmen Jacke über und tippe mal auf höchstens fünf Grad Celsius. Brrrr.


    Da muss ich nicht ganz hoch. Die Felswohnungen befinden sich knapp oberhalb des im Schatten liegenden Bereichs. Ist aber trotzdem ein Stück Kraxelei.




    Nach einem kalten aber flachen Beginn, geht es nun steil bergauf, aber dafür liegt der Weg in der Sonne, was geradezu eine Wohltat ist. Mit dem Tele kann ich die cliff dwellings schon genau unter die Lupe nehmen.




    Angekommen.



    Ein Ranger wacht darüber, dass die Leute hier keinen Blödsinn anstellen, steht aber auch mit vielen Informationen zur Seite und erklärt, was es zu sehen gibt. Außer mir sind nur ganz wenige vereinzelte Touristen anwesend. Ich gehe ein wenig durch die uralten Wohnungen, sofern diese betreten werden dürfen.





    Der Ranger macht uns auf einige Piktogramme aufmerksam, die ziemlich versteckt sind. Hätte ich garantiert nicht bemerkt.




    Noch ein Blick zurück.




    Der Rückweg durch die schöne Landschaft motiviert mich zu ein paar weiteren Aufnahmen.




    Die Brücke über den malerischen Gila River (West Fork) ist ein weiterer Fotopunkt, an dem ich nicht vorbei komme. Ich freue mich, dass meine Kamera so einen großen Zoombereich hat und ich damit äußerst flexibel bin ohne das lästige Objektivwechseln aus früheren DSLR-Tagen.






    Auf dem Rückweg halte ich bei einer interessanten Info-Site zum Thema Gila Wilderness und Apachen. Leider habe ich nicht die Zeit mich intensiv damit zu befassen und verschiebe das auf später. Erst mal ein paar Fotos von den Tafeln.



    Zurück in Silver City bin ich spritmäßig auf Reserve und muss erst mal für relativ teure 2,35 USD tanken. Dann verlasse ich die Stadt in südwestlicher Richtung. Kurz vor Lordsburg mache ich wieder ein paar Fotos von der wüstenähnlichen Landschaft, die sich links und rechts vom Highway 90 erstreckt.



    Aber auch in der Wüste gibt es Leben: California Poppy (kalifornischer Mohn).



    Ich fahre durch das teilweise sehr schäbige Lordsburg. Schon 2014 hatte ich den Eindruck, dass sich zumindest Teile der Stadt auf dem Weg zur Geisterstadt befinden, so viel Leerstand gibt es. Ein paar ganz schäbige Motels liegen linker Hand, wobei ich mich frage, ob die überhaupt noch in Betrieb sind. Schnell weg hier.


    Ich fahre auf dem Interstate 10 nach Westen. Kurz bevor ich nach Arizona komme, mache ich einen kurzen Stopp bei Steins Ghost Town. Kenne ich auch schon von meiner 2014er-Tour, aber ein paar Fotos wert ist die in Privatbesitz befindliche und wieder einmal abgesperrte Geisterstadt auf jeden Fall. Gerade rauscht ein kaum enden wollender Güterzug durch.




    Bei der San Simon Rest Area vertrete ich mir ein wenig die Beine. Interessant, was einem bei Autobahnraststätten in Arizona so alles begegnen kann.



    In Benson verlasse ich den Interstate und fahre auf dem Highway 80 nach Süden. Mein nächstes Ziel ist "the town that is too tough to die": Tombstone.


    Parken ist kein Problem, klappt direkt beim historischen Courthouse. Es ist verflucht heiß, aber nicht so unerträglich, wie im Hochsommer. Besonders viel ist auf der berühmt-berüchtigten Allen Street jetzt, am Nachmittag um 14.45 Uhr, nicht los.



    Hier muss ich natürlich hin:



    Den gunfight reeanactment möchte ich mir nicht entgehen lassen, wenn ich schon mal hier in dieser entlegenen Gegend im Süden Arizonas bin. Dafür kaufe ich mir ein Ticket für die 15.00 Uhr Show - ich bin also genau passend in Tombstone angekommen.


    Bevor man die Vorstellung besucht, wird eine 25-minütige Aufführung der wechselhaften Geschichte Tombstones gezeigt. Es ist eine urige Mischung aus Puppentheater und Schwarz-Weiß-Film mit einer sehr einprägsamen Stimme des Erzählers. So wie in den alten Western klingt das. In dem Theatersaal hängen diverse historische Plakate von Kinofilmen, in denen Tombstone verewigt wurde.




    Dann werden alle Gäste zur Freilichtbühne geleitet. Ist wie ein kleines Stadion, und ich frage mich, wie man im Sommer in der Affenhitze da sitzen soll. Da kann man garantiert Spiegeleier auf den Alu-Bänken braten. Eine kurze Einführung, dann die Aufforderung, dass die Zuschauer immer Booooooh rufen sollen, wenn die Bösen kommen und immer Yeaaaaaaahhhh, wenn Doc Holiday und Konsorten erscheinen. Ist ganz nach dem Geschmack der Leute, als sturer Ostwestfale fremdele ich ja mit solchen gewaltsamen Gefühlsausbrüchen. Trotzdem muss ich gestehen, dass es Spaß gemacht hat die Bösen auszubuhen.


    Hier ein paar Impressionen von dem Streit und der anschließenden Ballerei.






    War ein lustiges Vergnügen und die Schauspieler haben sich wirklich Mühe gegeben die Zuschauer gut zu unterhalten. Am Ende stellen sich die Helden noch für ein Gruppenfoto zur Verfügung. Doc Holiday, Virgil Earp, Wyatt Earp und Morgan Earp.



    Ach, ich will mal nicht so sein und die bösen Jungs auch zeigen. Was wären die Guten ohne die Bösen? Billy Clanton und einen der McLaury-Brüder, die gerade Stress mit Doc Holiday bekommen.



    Nach diesem Spektakel mache ich noch einen kleinen Rundgang durch die Stadt: City Hall (links) und Courthouse (rechts).




    Eigentlich hatte ich vor in Tombstone zu übernachten, aber richtig viele Motels gibt es hier nicht und ich wittere eine dezente Überteuerung angesichts der Bekanntheit Tombstones. Außerdem ist es noch zu früh, um die Beine hoch zu legen. Im Coupon-Heft finde ich eine ganz interessante Unterkunft (Lookout Lodge) ca. 25 Meilen weiter südlich an Highway 80, die ich nun ansteuere. Doch entweder bin ich zu blöd oder die Wegbeschreibung ist Unsinn oder den Laden gibt es nicht mehr.


    Bevor ich ewig weitersuche, fahre ich lieber weiter nach Sierra Vista. Dort steige ich im Comfort Inn & Suites ab, das einen sehr guten Eindruck macht. Für 89 USD bekomme ich ein wirklich schönes Zimmer.



    Die Bedienung frage ich, wo man denn gut essen kann und sie empfiehlt mir das Texas Roadhouse, wo ich als Comfort Inn Gast auch noch 15% Rabatt bekomme.


    Auf dem Weg dorthin komme ich jedoch bei Golden Corral vorbei. Ich liebe diesen Laden, obwohl Buffets eigentlich nicht mehr so mein Ding sind, aber bei GC mache ich gerne eine Ausnahme. Bei GC zahlt man vorher und ich merke, dass ich meine Kreditkarte an der Rezeption im Motel vergessen habe. Also schnell zurück, aber die gute Fee an der Theke hat das Teil schon sicher in einer Schlüsselhülle verwahrt und zur Seite gelegt.


    Zweiter Anlauf: zurück zu Golden Corral. Das Buffet ist klasse und ich bin pappsatt, als ich mich auf den Weg zurück zum Motel mache. Was für ein Wahnsinnsverkehr ist hier eigentlich? Ok, Feierabend, aber Sierra Vista ist doch nicht gerade der Nabel der Welt.


    Eigentlich möchte ich noch zum Pool, aber die pool area ist wenig einladend. Man merkt, dass Saisonende ist und langsam die Stühle hochgestellt werden.

  • Das Fahren auf einsamen Straßen in der Dämmerung hasse ich immer, weil ich immer wieder Angst habe, ein Tier vors Auto zu bekommen. Das kann ich gut nachvollziehen, dass es dir nicht gefallen hat.


    Die letzten Parks waren wieder klasse, danke fürs Zeigen.


    Tombstone hat mir auch sehr gut gefallen. Das kleine Museum fand ich richtig klasse. Diese süße kleine alte Bühne, die die Geschichte Tomstones zeigt ist so liebevoll gemacht.
    Die Schießerei fand ich dann auch gut. Ich liebe ja diese Kindergeburtstags-Stimmung, die die Amerikaner bei solchen Events verbreiten und mache gerne mit, wenn es ums aus-booooen geht. Da bin ich eher rheinische Natur und es ist mir nicht peinlich :D
    Aber am Ende als die Bösen alle tot auf der Erde lagen, änderte sich bei uns die Stimmung und alle waren ganz still und verhalten. Gleichzeitig wurde es langsam dämmrig und es war eine sehr sentimentale Stimmung. Das können die Amerikaner (und ich) auch.... ;)

  • Schade ums Texas Roadhouse


    Ja, aber wenn ich GC erblicke, gibt´s kein Halten mehr.


    Tombstone steht bei uns auch noch auf der Liste


    Ein Park, an dem wir bisher immer vorbei gefahren sind ....wir haben was verpasst


    Ich wusste vorher nicht, ob mir das gefällt. Tut es aber. :smile2:


    Es wäre schade, wenn es die Lookout Lodge nicht mehr gäbe.


    Dachte auch, dass die gut sein könnte. Aber ich habe das Teil nicht gefunden. Da, wo es lt. Navi sein soll, war es definitiv nicht (mehr).


    Diese süße kleine alte Bühne, die die Geschichte Tomstones zeigt ist so liebevoll gemacht.


    Ich fand vor allem die Stimme von dem Erzähler cool. Passte alles gut zusammen, finde ich.

  • Drei Reisetage noch, die ich immer mit einem Tag Pause einstellen werde - möchte vor meinem Abflug kommenden Samstag fertig sein, denn im Urlaub komme ich zu nix.


    Also geht es weiter mit einem Tag.


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    Das Frühstück im Comfort Inn & Suites ist auch nicht besser als in anderen Motels. Das Rührei ist blass und geschmacklos. Garantiert aus der Tüte. Wenigstens verdient der Kaffee das Prädikat "akzeptabel" und ich nehme mir sogar einen für unterwegs mit.


    Auf dem Weg zur Grenzstadt Nogales komme ich durch einige kleinere Dörfer mit spanischem Namen. In Nogales muss man an einer Ampel gut aufpassen. Geradeaus gehts unweigerlich nach Mexiko, das rundliche Grenzübergangsgebäude ist nur noch einen Steinwurf entfernt - bitte rechts abbiegen, sonst wird es kompliziert.



    Ich biege brav rechts ab und kurze Zeit später heißt die Straße, auf der ich mich fortbewege, Interstate 19 und die Fahrtrichtung ist Norden. Als der Tumacacori National Historical Park ausgeschildert wird, verlasse ich den Interstate und stehe kurze Zeit später im Eingangsbereich der ehemaligen Franziskaner-Mission, die mit vollem Namen Mission San José de Tumacácori heißt.


    Etwas länger als eine halbe Stunde dauert mein Rundgang über die Anlage, was vermutlich der historischen Bedeutung des Monuments nicht gerecht wird, aber ich habe nicht so richtig Lust mich tiefer in die Materie einzuarbeiten. Ein paar schöne Fotos und ein grober Eindruck reichen mir fürs Erste - alles Weitere lese ich dann zu Hause in Ruhe nach.


    Das zentrale Gebäude ist natürlich die Kirche: Mission San José de Tumacácori.




    Im Bildvordergrund: Convento Ruin. Dort befanden sich vermutlich u.a. auch die Wohnräume des Priesters.



    Die runde Friedhofskapelle:




    Ein Blick in die Missionskirche.



    Die alten Gemäuer verleiten zu manch einem fotografischen Experiment.



    Den kleinen Missionsgarten sehe ich mir auch noch an. Hier werden mit viel Liebe zum Detail Pflanzen der Wüste präsentiert. Dann geht es weiter, was bei der älteren Dame am Empfang für ein paar Fragezeichen auf der Stirn sorgt. So schnell fertig mit der Besichtigung?


    Komisch. Wieso sind die Entfernungsangaben entlang des I19 alle metrisch? Wegen der vielen Mexikaner, die von Nogales kommend (hoffentlich legal) die Grenze passiert haben?



    Ich umfahre Tucson Downtown an der südlichen Peripherie und nehme Kurs auf den östlichen Teil (Rincon Mountain District) des Saguaro National Parks. Kurz bevor die Außenbezirke von Tucson enden, liegt rechter Hand noch ein großes Wohngebiet mit Einkaufszentrum usw. Dort gibt es auch Mc Donald´s, wo ich erst einmal eine zweistündige Mittagspause einlege. Nicht, weil ich das ganz Menü rauf und runter futtern möchte, sondern weil es dort WLAN gibt und ich den Liveticker vom Bayernspiel gegen Eindhoven verfolgen kann. Lisa-Marie versorgt mich parallel dazu mit hochaktuellen Whatsapp-Kommentaren, sodass mir nichts entgeht. Bayern gewinnt 4:1 und ich kann beruhigt weiterfahren.


    Im östlichen Distrikt des Saguaro Nationalparks fahre ich den Cactus Forest Loop Drive. Es ist locker über 30° C heiß und außer mir sind nur ganz vereinzelte Fahrzeuge unterwegs. Ein paar Eindrücke von der sehr schönen asphaltierten Strecke.





    Die Vegetation ist natürlich ein ganz wichtiger Aspekt. Bei der schon relativ tief stehenden Sonne, sind die Kontraste nicht mehr so hart und die Farben kommen schon ganz gut zur Geltung. Noch später wäre sicher besser, aber bei einer Rundreise kann man nicht überall gleichzeitig zur optimalen Fotozeit sein.








    Ich fahre die kurze nicht-asphaltierte Stichstraße zu dem kleinen Parkplatz für den Mica Loop Trail (Mica View Picnic Area). Hier steht ein einziges Auto, eine Familie scheint ein Picknick zu machen. Ansonsten bin ich ganz alleine unterwegs. Der Weg führt durch die herrliche Wüstenlandschaft, für die ich seit eh und je eine Schwäche habe. Ich halte oft an und fotografiere, was das Zeug hält.



    Als ich den Broadway Trailhead erreiche, biege ich rechts ab auf den Shantz Trail und dann wieder rechts auf den Cactus Forest Trail Richtung Süden. So wird aus dem Spaziergang eine ca. zwei Meilen lange loop.


    Ich bin jetzt im Wander-Modus und mache noch den wenig spektakulären Freeman Homestead Trail. Den laufe ich sogar exakt 1.5 mal, da ich beim ersten Anlauf die Homestead nicht finde. Ähh, beim zweiten Mal auch nicht. Die gibt´s nämlich gar nicht mehr, sondern nur noch einen leicht erhöhten Erdhügel, wo wohl mal das Gebäude gestanden hat.



    Naja, also ich will ja nicht meckern, aber unter einem Homestead Trail stelle ich mir dann doch etwas anderes vor. Vielleicht ein paar alte Gemäuer, wenigstens etwas Gerümpel zum Fotografieren. Egal, war ein netter Workout in der molligen Wärme am späten Nachmittag. Ein Foto reiche ich noch rein:



    Nun wechsele ich den Standort und fahre zum Westteil des Nationalparks: Tucson Mountain District. Die Fahrt, die u.a. in einem sanften Auf und Ab durch den wunderschönen Tucson Mountain Park führt, dauert etwas mehr als eine Stunde, was mich schon ein wenig in Zeitnot bringt, denn ich möchte den durchgängig nicht-asphaltierten Bajada Loop Drive gerne bei Tageslicht fahren und die Sonne steht jetzt schon verflixt tief. Hoffentlich ist nicht zu viel Verkehr, denn ich muss auch noch ein kleines Stück Interstate fahren.


    Ich komme kurz nach 17.00 Uhr quasi auf dem letzten Drücker beim Tucson Mountain District an, nachdem ich auch noch kurz hinter Old Tucson einen Umweg machen muss wegen einer Baustelle, die die direkte Zufahrt versperrt. Die Abzweigung zum Loop Drive verpasse ich und lande beim Visitor Center, wo gerade die Pforten geschlossen wurden. Eine Rangerin, die gerade Dienstschluss hat, treffe ich noch auf dem Parkplatz und lasse mir von ihr beschreiben, wo es lang geht. Ein paar Meilen zurück und dann rechts.


    Dann endlich bin ich da und kann mich der einmalig schönen Landschaft widmen. Das Licht ist jetzt irgendwo zwischen optimal und perfekt. Die Sonne steht ganz tief und alles sieht aus wie mit einem Gelbfilter überzogen. Beinahe irreale Farben, wohin man schaut.






    Ich muss mich jetzt tierisch beeilen, sonst wird das mit dem Sonnenuntergang beim Signal Hill nichts mehr. Nichts wie los. Allerdings darf ich auch nicht zu sehr heizen, denn der Bajada Loop Trail verlangt an manchen Stellen eine etwas vorsichtigere Fahrweise. Im Prinzip ist die Strecke sehr einfach, aber es gibt den einen oder anderen spitzen Stein und ein paar Schlaglöchern, durch die man langsam durch muss.


    Noch ein Stopp - muss sein, so bezaubernd ist die Stimmung.



    Als ich die Abfahrt zum Signal Hill erreiche, wird klar, dass es sich nur um Minuten handeln kann, bis das Licht von perfekt zu mäßig wechselt. Ich jogge die paar Meter den Hügel rauf und bin gerade noch rechtzeitig, bevor die mit Petroglyphen bemalten Felsen alle im Schatten liegen.




    Dann verlässt die Sonne die Bühne und hat doch gerade dann ihren großen Auftritt. In sagenhaften Farben geht sie hinter den gezackten Bergketten unter, die das Avra Valley westlich begrenzen: Silver Bell Mountains, Waterman Mountains, Roskruge Mountains.




    Ich verlasse jetzt auch die Bühne, aber meine Rolle war im Verhältnis zu der grandiosen Natur wohl nur eine Mini-Statisten-Nebenrolle. Auf dem Rückweg zum Auto lasse ich mir Zeit für ein paar weitere Aufnahmen.



    Den Rest des Loop Drives lege ich fast im Dunkeln zurück. Als ich wieder Asphalt unter den Rädern, ist es stockdunkel. Ich fahre die Sandario Road schnurstracks nach Norden und erreiche bei exit 242 die Interstate 10. Jetzt muss ich mir langsam mal eine Unterkunft für die Nacht suchen. Ich überlege, ob ich besser Richtung Süden oder nach Norden fahren sollte. Hmm, mal sehen, was das Navi sagt. Nach Süden. Und sieh da: ein paar Meilen weiter leuchten mir schon die üblichen Reklametafeln entgegen. Cortaro (AZ) hat sämtliche facilities, vor allem Motels und die brauche ich jetzt.


    Ich checke im Super 8 ein (lowest rates on block & fast internet finde ich überzeugend) und bekomme für 59 USD ein klasse aussehendes Zimmer. Kleine Schwächen zeigen sich erst später: Löcher in der Bettdecke, kein Shampoo etc., aber ich will nicht meckern. Endlich habe ich auch mal Zeit mich meinen Ananas zu widmen. So sieht also mein Abendessen aus: Nachos, Ananas, Donut, Guacamole - man gönnt sich ja sonst nichts (keine Sorge, ist noch etwas übrig geblieben und ich habe im Urlaub zwei Kilo abgenommen):



  • So, liebe USA-Freunde, mein Bericht geht dem Ende entgegen. Heute noch ein Tag und die Rückreise wird gleich mitgeliefert.


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    Das Frühstück im Super 8 ist so, wie man das Frühstück im Super 8 erwartet: nicht der Rede wert, aber auch nicht schlechter als im Days Inn, Quality Inn und Konsorten. Alles ok also. Volltanken nebenan bei Shell und dann geht's wieder nach Norden auf dem Interstate 10.


    Mein nächstes Ziel kann ich schon viele Meilen vorher sehen. Aus der flachen Umgebung reicht der Picacho Peak sehr markant hervor. Um 8.00 Uhr bin ich beim Eingang, bezahle Eintritt und fahre dann die Parkstraße ein paar Meilen weiter zum Sunset Vista Trailhead ganz am Ende der Straße.


    Ich packe meinen Rucksack, vor allem reichlich Wasser, denn was jetzt kommt, ist eine Tour der etwas härterer Art. Der Sunset Vista Trail ist anfangs relativ zahm, aber nicht immer gut markiert. An einer Stelle laufe ich zu weit, lande in einem wash und kurz darauf vor einem No Trespassing!-Schild. Zurück! Nach ein paar Minuten Suchen und Fluchen finde ich den Weg dann doch und es geht weiter.


    Der Gipfel ist schon in Sicht und ich frage mich, wie man da konkret raufkommt.




    Dann ist Schluss mit lustig und es wird richtig steil. Der Weg ist zu einem schmalen Trampelpfad degeneriert, der sich an der Südwestflanke des Picacho Peaks hochschlängelt. Ab und zu zeigen Wegweiser, wo die ideale Route verläuft.




    Das ist aber noch längst nicht die Krönung. Stellenweise ist es so steil, dass man sich an Stahlseilen hochziehen muss, sonst ist da kein Hochkommen. Mit Wandern hat das ganze weniger zu tun als mit Klettern. Aber mir macht es Spaß, zumal ich mich im Vorfeld genau über die Strecke informiert habe.




    An einer Stelle verpasse ich den scharfen Linksschwenk und blicke plötzlich in die gähnende Tiefe. Auf der anderen Seite steile Felsen, die zu bezwingen zwar nicht unmöglich, aber eine richtige Herausforderung wäre. Außerdem gibt es hier gar keine Seile. Das kann ohne Absicherung unmöglich richtig sein, ein falscher Schritt und man landet ein paar Hundert Meter weiter südlich. Ich kehre um. War auch besser so, denn nun sehe ich wieder, wo es eigentlich lang geht. Hier fotografiere ich mit dem Handy, da es mit der großen Kamera einfach zu umständlich ist.



    Der Schweiß bricht längst aus allen Poren und ich sehe aus wie frisch geduscht, als ich den Gipfel erreiche. Dafür ist die Rundumsicht beeindruckend schön. Hat sich gelohnt. Tief unter mir fließt der Verkehr auf dem Interstate 10 locker dahin. Die großen Trucks sehen aus wie Spielzeug-LKWs.





    Für den Rückweg geht es ein Stück auf dem gleichen Weg zurück. Nun muss man die Seilpassagen bergab nehmen, was eine ganz andere Herausforderung ist. Dann biege ich rechts ab auf den für seine extreme Steilheit berühmt-berüchtigten Hunter Trail. Gemeinerweise hat der auch noch eine Passage intus, bei der ich sehr steil - auch an Seilen - bergauf muss. Dabei möchte ich doch eigentlich nicht mehr Hochsteigen.




    Der Hunter Trail erweist sich wenig überraschend tatsächlich als sehr steil, aber er ist deutlich kürzer als der Sunset Vista Trail. Außerdem liegt er noch zu einem guten Stück im Schatten - man befindet sich hier auf der Nordostseite des Bergmassivs.



    Als ich wieder ebenen Boden unter den Füßen habe, muss ich noch zwei Meilen die Parkstraße laufen bis zum Auto. Das ist bei der sengenden Hitze gegen Mittag (96° C) eine Herausforderung ganz eigener Art. Dort angekommen bin ich ganz klar der Meinung, dass das für heute an anstrengenden Aktivitäten genug ist. Ich fülle meine Flüssigkeitsspeicher mit Cola und Ananas und rufe dann zu Hause an.


    Danach geht es weiter Richtung Biosphere 2. Die Straße (Park Link Drive) dorthin ist sehr einsam.


    Um kurz nach 14.00 Uhr erreiche ich Biosphere 2. Die Forschungsstation, in der vor ein paar Jahren der Traum vom zweiten Ökosystem gelebt wurde (und m.E. in letzter Konsequenz geplatzt ist), ist jetzt in der Trägerschaft der University of Arizona Tucson. Noch immer werden dort wichtige Forschungen angestellt, allerdings mit veränderter Zielsetzung. Stark vereinfacht geht es darum, anhand von Biosphere 2 Biosphere 1, also unseren Planet Erde, besser zu verstehen.


    Um 14.15 Uhr geht eine Führung los, für die ich ein Ticket kaufe. Ich muss mich jetzt beeilen, denn door #8 im Upper Habitat, wo die Tour startet, ist ganz am anderen Ende der Anlage. Von außen sehen die Gebäude futuristisch aus, was mich schon bei meinem ersten Besuch 1994 begeisterte. Bevor die Führung los geht, habe ich noch ein paar Minuten Zeit und gucke mir an, wie das Ganze konstruiert ist.




    Vor der eigentlichen Führung gibt es noch ein Info-Video, wo auch auf die ehemaligen Bewohner der Anlage Bezug genommen wird. Sprecherin ist eine ehemalige U.S.-Kosmonautin. Ganz interessant. Dann geht es los. Ein älterer guide, der müde wirkt und wenig enthusiastisch rüberkommt, nimmt sich unserer Gruppe an und führt uns durch die verschiedenen Vegetationsräume. Besonders interessant finde ich, die Andeutungen der gruppendynamischen Schwierigkeiten, die es damals beim Zusammenleben auf engem Raum gegeben hat. Offenbar gab es zwei Gruppen: 'them' und 'us'. Die Fronten verliefen wohl ziemlich hart.






    Dann geht es in die Katakomben und in epischer Breite werden technische Aspekte der Funktionsweise autarken Abschottung der Anlage erläutert. Ich würde davon schon auf Deutsch nur die Hälfte kapieren und schalte nach kurzer Zeit ab.


    Nach ungefähr einer Stunde hat mich Biosphere 1 wieder. Gefällt mir irgendwie doch besser.



    Was nun? Ich überlege noch einen Abstecher zum Casa Grande Ruins National Monument südlich von Phoenix zu machen, aber erstens war ich da schon zwei mal und zweitens werde ich das bis 17.00 Uhr nicht ganz schaffen. Das Navi spuckt mir 17.10 Uhr als ETA aus, sodass diese Option ausscheidet. Wie wäre es mit einem Besuch von Downtown Phoenix? Hmm, ziemlich umständlich wahrscheinlich, aber machbar.


    Sicherheitshalber checke ich, wann ich eigentlich das Auto abgeben muss. Huch, heute abend schon, nicht erst morgen früh. Ok, dann erledigen sich sämtliche Überlegungen, was als Nächstes ansteht, von ganz alleine: von wegen Casa Grande oder Phoenix und ab ins Motel (wieder die Econo Lodge, die ich bereits telefonisch reserviert habe), Auto entrümpeln, ab zum Rental Car Center, zurück zum Motel mit dem Shuttle und Packen. Das Programm wird mich schon ganz schön auf Trab halten. Langeweile ausgeschlossen.


    Kurz vor Florence kommt mir ein Wagen entgegen. Peng - Macke in der Windschutzscheibe. Klar, am letzten Tag, genau genommen in der vorletzten Stunde der Miete passiert so etwas. Nicht zu ändern, mal sehen, was Sixt zu dem Thema sagt. Versichert bin ich, vielleicht muss ich aber so einen lästigen damage report am Telefon machen. Hatte ich 2008 schon mit Alamo.


    Es ist unglaublich heiß für Mitte Oktober. Im Phoenix zeigt das Auto-Thermometer:



    In der Econo Lodge checke ich ein und mit mir eine völlig ausgeflippte exaltierte Tussi, die großes Aufsehen erregt. Auf die Frage, ob wir beide zusammen einchecken säuselt sie "Maybe.", woraufhin ich mit "No!" die Sachlage ein wenig präzisiere. Das bringt der Dame böse Blicke von der Angestellten am Schalter ein.


    Dann geht´s zum Flughafen. Der Sixt-Mitarbeiter prüft das Auto gründlich, selbst den Ersatzreifen, und hebt auch die Scheibenwischer an, sieht aber offenbar entweder die Macke nicht oder kein Problem darin und wünscht mir noch einen schönen Tag. Ok, erspart mir lästige Formalitäten. Ich lasse mir eine Etage höher noch die Quittung ausdrucken und kann gehen. Mit dem Shuttle fahre ich zum Terminal und drucke schon mal die Bordkarten für die Rückflüge aus. Dann rufe ich bei der Econo Lodge an und bitte um Abholung. Ein paar Minuten später geht es mit dem Motel-Shuttle zurück, wobei diverse Zwischenstationen, z.B. das riesige Sky Harbor Parking oder das Howard Johnson, abgeklappert werden, bevor ich dann als letzter Fahrgast an Ort und Stelle bin.


    Packen. Das ganze Chaos erst einmal sichten und dann rein in den Koffer mit ein wenig Stopfen und Quetschen. Wird schon gehen für den Rückflug. Da sich wieder einmal mächtiger Hunger meiner bemächtigt, gucke ich beim Check-In nach Pizza-Menüs. Dominos und noch ein Pizza-Laden, den ich nicht kenne. Ich frage die Angestellte, welche Pizza besser ist und sie zeigt auf den Laden, dessen Name mir entfallen ist.


    Guter Tipp, die Pizza ist große Klasse.




    Rückreise:


    Ich lasse mich um 6.00 Uhr wecken - von Lisa-Marie per Skype und meinem Handy. Ich bin aber eh schon seit 3.00 Uhr wach, denn das Handy liegt neben meinem Bett und ich habe vergessen es lautlos zu stellen. Dauernd piepen irgendwelche Nachrichten rein.


    Um 7.00 Uhr bringt mich der Shuttle zum Airport. Frühstück fällt aus, denn das, was die Econo Lodge anbietet, hat mit zivilisiertem Frühstück nichts zu tun. Nicht mal Joghurt oder Toastbrot gibt es. Keine Bagels, nur irgendwelche verpackten Teilchen, die so süßt sind, dass die Zähne quietschen. Kaffee gibt es immerhin, ansonsten liegen die Kernkompetenzen dieses Motels woanders - erschwingliche Preise, kostenloser Shuttle, Airport-Nähe. Die Lady von gestern abend ist auch schon früh auf den Beinen, aber ein Glück: sie fährt nicht mit dem Shuttle. Das hätte mir noch gefehlt.


    Beim Terminal geht alles ruckzuck. Gepäckabgabe zwei Minuten, Security fünf Minuten inklusive Rucksack-Check. Diesmal muss ich den Ebook-Reader erklären. Geht trotzdem alles fix und ich habe plötzlich jede Menge Zeit. Zwei Stunden muss ich totschlagen.


    Der Flug nach Houston vergeht wie im Flug. Beachtlich finde ich den Service von United. Auf einem Inlandsflug gleich zwei Getränkerunden ist doch recht zuvorkommend. In Houston habe ich natürlich wieder Aufenthalt (wieder zwei Stunden bis zum boarding) und verprasse die restlichen USD bei Subway und Starbucks.


    Kurz vor dem planmäßigen boarding kommt eine Durchsage, die ein gate change von E18 nach E4 ankündigt. Das ist eine ganz schöne Strecke in Houston. Also alle Mann quer durch den Airport zu E4, wo wir dann eine geschlagene Dreiviertelstunde in der Schlange stehen, bis es endlich in den Flieger geht. Die Verspätung wird noch schlimmer, denn wir müssen noch eine Weile in der Parkposition verharren, weil ein Gepäckband defekt ist. Locker eine Stunde sind wir überfällig.


    Während des Fluges döse ich die meiste Zeit und komme ziemlich übermüdet in Amsterdam an. Auch dort wird meine Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn unser Flieger parkt an einem Neben-Gate, wo es wohl keine Gangway gibt. Also müssen Busse her, die aber auf sich warten lassen, und uns dann endlich zum Haupt-Terminal bringen. Auch dort gibt es noch ein paar Irrungen und Wirrungen, denn die baggage claim area wurde zwischenzeitlich geändert und wir müssen wieder kreuz und quer durch den Airport rennen.


    Dann habe ich meine Siebensachen beisammen und lasse mich vom Shuttle zum Ibis Budget kutschieren, wo mein Auto unversehrt parkt. Die 3,5-stündige Autofahrt zurück nach Paderborn ist wie immer grenzwertig, aber mittlerweile habe ich eine gewisse Routine darin entwickelt mit ein paar kleineren Pausen ganz gut durchzuhalten.


    Eine Super-Urlaub, nahezu perfekt, ist zu Ende. Die Heimat hat mich wieder! Ich freue mich auf meine Familie und auf die gewohnte Umgebung zu Hause. So ist es nach jeder Reise, mag sie auch noch so klasse gewesen sein.

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