6. Tag: 09.04.2023
Frühstück gibt es wieder beim Aroma Café - und natürlich wieder mit Apfelstäben und Cappuccino.
Wenig später lacht uns das hübsche Hostel-Schild an, das hinter dem Schreibtisch der Dame hängt, bei der wir auschecken. Nett irgendwie und ein Abschiedsfoto wert, finde ich. Wir haben uns wohl gefühlt, trotz der Einfachheit der Unterkunft.

Leider gibt es ein Problem: Wir sind eingeparkt. Und zwar so, dass gar nichts geht.
Die Suche nach dem Übeltäter führt dazu, dass man selbigen sucht - immerhin haben sie ihre Telefonnummer hinterlassen. Blöd nur, dass niemand rangeht. Das Mädel am Schreibtisch klopft an ihre Zimmertür: nada, ausgeflogen, die Vögel. Hmm, und nun? Wir wollen nach Tel Aviv. Ich habe die Idee, dass wir auf der anderen Seite vom Hof fahren, dann müsste allerdings der eher baufällig aussehende Bulli weg, der dort den Weg versperrt. Was aber nicht geht, denn, so ein männlicher Mitarbeiter des Hostels: "It is a wall!". Kann also nicht removed werden. Steht da wahrscheinlich bis zum Sanknimmerleinstag.
Bleibt wohl nichts anderes als warten.
Ich werfe mal einen Blick aus dem Fenster und siehe da: Die Vöglein sind diesmal in die richtige Richtung ausgeflogen, unser Auto kann bewegt werden. Da fackeln wir nicht lange, sondern nutzen die Chance.
Noch ein Abschiedsfoto - man beachte den Spruch über der Tür: "Eine feste Burg ist unser Gott"

Wir fahren in südlicher Richtung aus Haifa heraus und machen einen frühen Fotostopp an einem der vielen Strände, die sich südlich von Haifa aufreihen.

Ein Blick zurück:

Dann erreichen wir unser Ziel, den Caesarea Nationalpark. Die antike, von Herodes zwischen Haifa und Tel Aviv errichtete Römerstadt gehört zu den bedeutendsten kulturellen Ausgrabungsstätten in Israel. Sie begrüßt uns mit stechender Hitze - hier ist es gefühlt zehn Grad heißer als in Haifa. Dabei liegt Caesarea direkt am Meer.
Wir parken auf einem großen, staubigen Parkplatz gegenüber des Eingangs und entrichten unsere Obolus: 39 Schekel/Person. Ein Restaurant gibt es hier auch.
Alles klar?

Aber wir sind ja nicht zum Speisen hier, sondern zum Besichtigen. Und da gibt es einiges, z.B. den Caesarea Harbor, dessen klares Wasser bei direktem Sonnenlicht noch schöner aussähe. Nun aber ist es so halb sonnig, halb wolkig - Überbleibsel des nicht so prallen Wetters gestern.

Allerdings wird es immer sonniger - und damit auch heißer. Als wir zum Hippodrome, der alten, römischen Rennbahn marschieren, knallt uns die Sonne heftig auf die Pläte.



Wir beschließen, an dieser Stelle umzukehren ...

... nur, um wenig später zu beschließen, dass der Beschluss von eben Unsinn war. Es gibt doch noch das große Amphitheater, die Hauptsehenswürdigkeit des Parks, wie wir beim Eingang mitbekommen haben, als sich der Amerikaner vor uns haarklein erklären ließ, was es denn alles zu besichtigen gäbe.
Also vorwärts, es geht zurück!
Und schon sind wir an Ort und Stelle. Wer die Stufen in Angriff nimmt, hat von oben einen hübschen Blick.

Die Hitze aber ist kaum auszuhalten. Irgendwie steht die Luft, dabei sind wir am Meer. Wir gehen zurück Richtung Auto, nicht ohne diverse kleinere Fotostopps einzulegen.

Bunte Blömchen - immer hübsch:

Der Weg am Wasser ist besser auszuhalten, als die "Inlandsroute", die wir über das Geläuf der Rennbahn genommen haben. Der Ausblick aufs Meer ist auch nicht zu verachten. Jetzt steht die Sonne ziemlich unverschleiert am Himmel und färbt das Wasser verlockend.




Wir verlassen den Park, gehen aber noch nicht zum Auto, sondern zu einer kleinen Bucht.



Nun verlassen wir die Gegend. Wir halten kurz an einem Supermarkt und kaufen Getränke, Eis, Schokolade und Joghurt, dann fahren wir nach Tel Aviv. In dichtem Verkehr landen wir in der Stadt, deren Außenbezirke auch alles andere als hübsch aussehen. Teilweise sind die Gebäude komplett heruntergekommen, nicht wenige wirken zumindest abrissreif.
Schöner wird es erst, als wir uns der Promenade nähern. Dort liegt auch unser 180°-Hostel, in perfekter Lage, zwischen Savoy und Kempinski. Wir finden ganz in der Nähe keinen Parkplatz und kurven ein wenig herum. Doch nicht weit entfernt gibt es einen großen öffentlichen Parkplatz, der allerdings 120 Schekel für 24 Stunden kostet. Dort stellen wir den Wagen und einen schattenspendenden Baum und schlüren mit Sack und Pack los.
Unser Zimmer ist noch nicht bezugsfertig, es ist kurz nach 14:00 Uhr. Das Hostel macht einen guten Eindruck, natürlich überwiegend junge Leute unterwegs, die Lobby aber ist ganz nett, und es gibt ein Café, wo morgens das Frühstück serviert wird. Wusste ich gar nicht, dass wir mit Frühstück gebucht haben, stand bei Booking nicht dabei. Umso besser, ein Problem weniger.
Pünktlich um 15:00 Uhr stehen wir wieder auf der Matte und möchten aufs Zimmer. Ist fertig, perfekt. Doch oben angekommen stellt sich heraus, dass gar nichts fertig ist. Das Zimmer hat noch kein Housekeeping gesehen. Betten ungemacht, Handtücher dreckig. Wir gehen auf den Flur, wo eine Menge Personal herumwuselt, aber in anderen Zimmern beschäftigt ist. Wir bitten darum, dass unser Zimmer vorgezogen wird, was auch passiert.
Dauert zwanzig Minuten, dann ist alles fertig - bloß: Es fehlen Handtücher. Wir wieder raus, Handtücher bestellt. Die Chefin des Housekeepings nimmt sich der Sache persönlich an und kehrt mit einem Stapel Handtücher zurück, die angeblich frisch aus der Wäsche kommen. Genau so sehen sie nicht aus. Vielmehr bewegen sie sich irgendwo zwischen dreckig und ganz dreckig. Das monieren wir natürlich und endlich, endlich bekommen wir Handtücher, die zwar m.E. in Kürze in den Müll gehören, aber immerhin sauber sind. Alle Leute, mit denen wir zu tun haben, sind übrigens sehr freundlich. Man entschuldigt sich tausend Mal, es wird viel gelächelt. Alles gut.
Das Zimmer #303 übrigens ist sehr schön - alles tip-top. Bad auch. Verglichen mit der Einfachheit des Haifa Hostels geradezu hotelähnliche Zustände hier.
Die Sonne versteckt sich hinter einem bedeckten Himmel, aber es ist knackig heiß mit 31° C. Also hält es uns nicht lange auf dem Zimmer. Einmal Treppen runter, raus aus dem Hostel, über die Straße, und schon hat man die Füße im Sand. Wir organisieren einen der vielen quietsch-orangen Plastikstühle, die scheinbar kostenlos sind, und hocken uns nahe ans Wasser, wo es hitzetechnisch besser auszuhalten ist und nicht so gerammelt voll wie sonst überall. Dass es hier vor zwei Tagen zu einem fürchterlichem Anschlag gekommen ist, kann man sich gar nicht vorstellen. Die Leute jedenfalls lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern leben ihr Leben. Familien noch und nöcher - man möchte sich nicht ausmalen, was hier passieren könnte ...
Und dann stürzen wir uns in die Fluten! Das Mittelmeer ist erfrischend - nicht kalt, aber es hat auch nicht gerade Badewannentemperatur.
Ungefähr eine Stunde bleiben wir, dann ist die Sonne endgültig verschwunden.
Zum Abendessen gehen wir in einen Laden, den Ralf im Internet gefunden hat. Knackevoll der Laden, er liegt mitten im Kneipenviertel von Tel Aviv. Hier sind jede Menge Leute unterwegs, die Restaurants sind proppevoll. Das ganze Leben spielt sich draußen ab, es ist angenehm warm.
Leider ist kein Tisch frei, obwohl es erst kurz nach 18:00 Uhr ist und der Laden gerade geöffnet hat. Offenbar ist er schwer angesagt, Neuankömmlinge stehen Schlange. Man bietet uns an, uns an einen großen Tisch zu anderen Leuten zu setzen. Kein Problem, machen wir. Flugs schafft der Kellner ein wenig Platz für uns und wir sind von einem hebräischen und englischen Sprachgewirr umfangen.
Ich bestelle Fish & Chips, Ralf ein Fischfilet, vorher gibt es super-leckeres frisches Brot mit nicht minder leckerer Mandelcreme. Dazu jeder einen Cocktail: 14 EUR, nicht gerade ein Schnäppchen, aber Israel ist restauranttechnisch sowieso nicht billig.
Bicicletta heißt das Restaurant, dessen Tische sich in einen mit viel Grün geschmückten Hinterhof zwängen:

Es ist stockdunkel, als wir zum Hostel zurückkehren. Der Carmel Market, auf dem eben noch reges Treiben herrschte, ist fast gänzlich verwaist. Geöffnet ist aber der Kiosk neben unserem Hostel. Dort decken wir uns noch mit ein paar Getränken ein.