CA, Alcatraz

  • “Break the rules and you go to prison. Break the prison rules and you go to Alcatraz”



    An unserem ersten Morgen in San Francisco machen wir eine Tour auf die berühmte Gefängnisinsel Alcatraz. Glücklicherweise haben wir die Tickets vor dem Shutdown gekauft, denn als der wieder vorbei war gab es keine mehr und wir hatten es schon verpasst die Nachttour zu buchen, weil wir leider viel zu spät dran waren. Dann eben die Early Bird Tour... Hat ja auch seine Vorteile


    Nach einem dreißigminütigen Fußmarsch vom Hotel aus kommen wir an den Piers an.





    Die Überfahrt geht recht schnell. Da es noch sehr früh am morgen ist, ist es auch schweinekalt. Wir verbringen die Hinfahrt also indoor, obwohl das Wetter natürlich traumhaft ist. Vieeeel schöner als bei der Landung vor zwei Wochen.




    Schon von Weitem sieht man Schilder, die Schiffe, die nicht zum Staat gehören, davor warnen an der Insel anzulegen. Der erste Eindruck der Festung ist ganz schön bedrückend, aber auch irgendwie ziemlich beeindruckend. Nachdem das Gefängnis geschlossen wurde, wurde es von Indianern besetzt, die forderten auf dem Gelände leben zu dürfen. Jahre später wurde Alcatraz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ist heute unter der Leitung vom National Park Service. Nach einer kurzen Einweisung dürfen wir die Insel auf eigene Faust erkunden (und auch solang bleiben wie wir wollten. Man kann mit jedem Schiff zurückfahren).








    Im Eingang des Gebäudes werden Kopfhörer verteilt, denn in einem der Zellenblocks gibt es eine Audiotour, die man sogar in deutscher Sprache verfolgen kann. In dem Zellentrackt ist es echt ganz schön beklemmend und die Zellen sind nicht besonders einladend, aber wir befinden uns ja auch in einem ehemaligen Hochsicherheitsgefängnis. In zwei oder drei Zellen darf man sogar selbst hineingehen und die Tür hinter sich schließen (Wenn auch nur anlehnen). Ein ganz schön gruseliges Gefühl bei der Zellengröße...









    Während der Audio Tour hört man auch die Kommentare von ehemaligen Insassen, sowie Wärtern. Wenn man den englischen Ton ausgewählt hat, dann kann man sich die Aufnahmen sogar im Original anhören. Die Kommentare der Gefangenen waren dabei insgesamt gar nicht so negativ, denn wenn man sich in Alcatraz benommen hat, dann konnte man einen einigermaßen friedlichen Aufenthalt haben. Für gutes Verhalten wurde man belohnt, für schlechtes bestraft. Wenn man die Regeln befolgte, dann bekam man einige Vergünstigungen, zum Beispiel Zugang zur Bibliothek, mehr Zeit draußen auf dem Hof oder die Möglichkeit die Zelle etwas persönlicher einzurichten. Befolgte man die Regeln nicht, so wurde man in Isolationshaft gesteckt, in der die Zelle entweder 18 Tage lang Nachts durchgängig beleuchtet, oder tagsüber verdunkelt wurde.




    Auf Alcatraz wurden in der Regel niemals mehr als 250 Gefangene gleichzeitig untergebracht. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug zehn Jahre und einmal im Monat durften die Häftlinge Besuch empfangen.


    Das Hochsicherheitsgefängnis in der Bucht von San Francisco hatte die Aufgaben Häftlinge aus anderen Gefängnissen aufzunehmen, um Flucht-,Gewalt- und Selbstmordversuche zu verhindern. Außerdem wurden Häftlinge aufgenommen um sie “verbessert” wieder in ein anderes Gefängnis zu “entlassen”, wobei von resozialisierung niemals die Rede war.


    Es gab einige Fehlplanungen beim Bau, wodurch es ein paar Fluchtversuche gab (Man weiß, dass die Häftlinge es von der Insel geschafft haben, aber vermutlich niemals ans Festland, da die Strömung und die Wassertemperatur jedem zum Verhängnis werden müssten). Die Toilettenspülung wurde mit dem Salzwasser aus dem Meer bedient, wodurch das ganze Gemäuer rissig und porös wurde, noch unterstützt von der salzigen Meerluft.




    Durch dieses Fenster konnten die Häftlinge mit ihrem Besuch sprechen. Eine Begegnung im gleichen Raum wurde nicht gestattet.



    Weiterhin ist auch das Administration Building für die Öffentlichkeit zugänglich. Hier befindet sich auch ein Modell der Festung.




    ​Eröffnet als Festung wurde Alcatraz ab dem 12. Oktober 1933 in eine Strafvollzugsanstalt umgebaut und am 1. Januar 1934 zu einem Bundesgefängnis umfunktioniert. Der Ort für Gefängnis auf der Insel schien wegen dem eiskalten Wasser und der Strömung perfekt zu sein, da eine Flucht unmöglich schien. Die ersten 53 Gefangenen trafen 1934 ein und kamen aus einem Staatsgefängnis in Atlanta. Ab diesem Zeitpunkt nahm Alcatraz Häftlinge auf, die in anderen Gefängnissen als unverbesserlich eingestuft wurden. In den 29 Jahren, in denen die Insel als Hochsicherheitsgefängnis genutzt wurde, waren insgesamt 1.576 Häftlinge auf Alcatraz untergebracht. Die Häftlinge verbrachten täglich zwischen 18 und 23 Stunden in ihren Zellen, die 1,53 x 2,74 Meter groß sind. Alles weitere waren lediglich Sondervergünstigungen, von denen ich weiter oben schon ein paar genannt habe. Alcatraz war außerdem das einzige Gefängnis im Land, das mit Warmwasserduschen ausgestattet war, damit sich die Häftlinge nicht an kaltes Wasser gewöhnen und somit nicht fliehen konnten.


    Das Gefängnis wurde am 21. März 1963 geschlossen. Die Tafel im Speiseraum zeigt heute noch, was die Häftlinge am letzten Tag zum Frühstück bekamen.




    Die Umrisse aller Messer waren an dem rechtmäßigen Platz angemalt, damit sofort auffällt, wenn eins fehlt. Außerdem konnten die Wächter im Speiseraum Gas austreten lassen, das die Häftlinge außer Gefecht setzt, da es ansonsten schwierig wäre in einem Notfall so viele Menschen gleichzeitig unter Kontrolle zu bringen.



    Durch die Lage der Insel in der Bucht gab es einen weiteren Vorteil, um die Häftlinge nicht nur physisch, sondern auch psychisch gefangen zu halten. Durch die Nähe zu San Francisco, die Skyline und die Golden Gate Bridge konnten die Häftlinge jeder Zeit die Freiheit und das blühende Leben beobachten, getreu dem Motto “So nah und doch so fern”, denn es waren nicht die Mauern, die die Häftlinge auf der Insel hielten. Das eiskalte Meer war ein viel unüberwindbareres, natürliches Hindernis.




    Die Häftlinge waren nicht die einzigen Bewohner der Insel, denn die Wächter lebten hier mit ihren Familien. Selbst einige Kinder haben im Laufe der Jahre auf Alcatraz gelebt und wurden jeden Morgen mit einem Schiff ans Festland zur Schule gebracht und Nachmittags wieder abgeholt. Für diese Kinder war es nichts ungewöhnliches Nachts die Schreie der Gefangenen zu hören.



    Zu guter Letzt noch der Gefängnis Hof, wo die Häftlinge ein wenig frische Luft und Sonne tanken konnten, vorausgesetzt sie haben sich gut verhalten.




    Nach einigen Stunden nehmen wir am frühen Nachmittag ein Schiff zurück an’s Festland um uns den Rest von San Francisco anzugucken. Die paar Stunden reichen dann aber auch, zehn Jahre muss ich nicht unbedingt auf diesem kleinen Felsen, auch “The Rock” genannt, verbringen.


    Ich bin froh, dass wir noch Tickets bekommen haben, denn die Tour hat sich definitiv mehr als gelohnt. Die Besichtigung ist super interessant und teilweise ziemlich schockierend.

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