Road Tripping on Short Notice 2014 - 6000km mit nur 5 Wochen Vorbereitung

  • Kann man auch selber fahren klar. Aber der Jeep kostet sicher 250$ am Tag + Spirt und Versicherung. und die Tour ist mit 145$ noch recht günstig. Wir haben die mal unten an der Potash getroffen. Sind Jeeps mit 2-4 Leuten drin. Gibt es als 1 Day Trip aber auch als 3 Day Trip, da aber nicht mehr ganz so billig.


    White Rim Trail 1 day


    Hmja, hab mich jetzt auch mal da ein bisschen reingelesen und werde mal ausführlich kalkulieren, was bei meinem nächsten Moab-Aufenthalt gemacht wird......sowas war eigentlich erst mal nicht für nächstes Jahr geplant, aber plötzlich kriege ich doch wieder Lust...Danke ;)


    Schön, wie du deine Eindrücke und Gefühle beschreibst.
    Diese Landschaft lässt einem irgendwie ehrfürchtig werden.


    Vielen Dank!
    Ja, zweifellos!



    Zack Zack! Aber jetzt über's WE geht's etwas langsamer erstmal...;)

    Schön beschrieben Eindrücke einer durchaus sehr bekannten Ecke ;) Dazu nette Fotos.
    Muß wohl heftig gewesen sein, dieser Sturm...schade, dass Ihr dadurch nicht in die Brewery konntet


    Geht es dem Kreislauf wieder besser :D


    Kreislauf ist schon lange wieder ok, danke der Nachfrage ;) Und ja, mit der Brewery war sehr schade, da kann man nämlich exquisit und ziemlich günstig essen und dazu noch ziemlich gutes Bier genießen ;)




    .....und weiter geht's! :)


    Um 4h nachts klingelt der Wecker...ich habe am Vorabend mit dem Gedanken gespielt, in aller Herrgottsfrühe für den Sonnenaufgang zum Mesa Arch aufzubrechen. Ein Blick am Vorhang vorbei zerschlägt die Pläne augenblicklich...Sandsturm....also erstmal weiterschlafen und den Punkt weiter auf der To-Do-Liste belassen...
    Aufgestanden wird dann gegen 8, wir frühstücken, packen unser Zeug und verlassen Moab, welches langsam aber sicher aufklart, Richtung Süden. 286 Meilen nach Page liegen heute vor uns...für unsere Verhältnisse also mehr oder weniger eine kurze Spazierfahrt :D

    Einen ersten Halt machen wir an einem kleinen, malerisch gelegenen Rastplatz namens Kane Springs, der recht gut zu finden ist, weil er direkt vor dem unübersehbaren Hole In The Rock-Felsen liegt, auf dem zu allem Überfluss auch noch ein Jeep Werbe-wirksam platziert ist.






    Die Kane Springs Picnic Area selbst ist wunderschön zwischen imposanten roten Felsen angelegt, verfügt über sehr saubere Toiletten und ist der ideale Zwischenstopp für eine kleine Frühstückspause. Das unmittelbar folgende Hole N The Rock, ein in den riesigen roten Felsberg gebautes kleines Haus, an welches touristisch wirksam ein Mini-Zoo angegliedert wurde, ignorieren wir bewusst und verlieren stattdessen keine Zeit. Ich will nicht zu spät im Monument Valley ankommen, da der Sonnenuntergang hier schnell nicht ganz so fotogene Schatten auf die imposanten Felsen zaubert. Also Gas!


    Wir passieren herrliche Landschaften mit den La Sal Mountains im Rückspiegel, durchqueren Monticello und kurz darauf Blanding und entscheiden uns aufgrund einer immer noch zu unseren Gunsten tickenden Uhr dafür noch einen kleinen Umweg über den Moki Dugway zu fahren. Der Unterschied von knapp 19 Meilen ist es uns wert, weil wir wirklich noch gut in der Zeit liegen.


    Hinter Blanding geht's also rechts ab auf die einsame 95 und fortan sind wir wieder gefühlt weit weg von jeglicher Zivilisation. Zwischendurch halten wir einfach am Comb Wash an, weil uns die Gegend außerordentlich gut gefällt. Wir legen eine kleine Mittagspause an einem sandigen menschenverlassenen Campground unweit der Straße ein, umzingelt von afrikanisch anmutendem Steppengewächs und eingerahmt von majestätischen Fels-Bergen zu beiden Seiten.



    Thomson schlägt sich wacker auf dem sandigen Untergrund...er weiß noch nicht, was ihm heute alles blühen wird...
    Nachdem wir ein wenig diese Einsamkeit fernab jeglichen National/State Park-Trubels genossen haben, machen wir uns wieder auf den Weg. Nach gut 30 Meilen kommt dann auch endlich die Abzweigung auf die berüchtigte 261, ich dachte schon kurz, ich hätte sie verpasst....anschließend weitere knapp 30 Meilen durch eher unspektakulär bewachsene Steppe bis schließlich Warnschilder den Moki Dugway ankündigen, eine Serpentinen-artige nur 4,8km lange Dirtroad, die eine 335m hohe Steilwand überwindet.



    Kurz vor dem Moki Dugway geht es nochmal rechts ab zum überaus sehenswerten Muley Point. Um diesen zu erreichen folgt man einer rund 6 Meilen langen Dirt Road zu einer Klippe, von welcher man aus knapp 400 Metern Höhe auf den Goosenecks State Park runterblickt. Dieses enorme, äußerst sehenswerte Panorama will ich meiner Kleinen auch noch zeigen....allerdings merken wir recht schnell, dass Thomson von dieser sehr welligen Strecke mit zahlreichen kleineren Stufen nicht so ganz begeistert ist. Da mir auf dieser Strecke auch noch nie jemand begegnet ist und ich irgendwie Angst um die zierlichen japanischen Stoßdämpfer habe, brechen wir das Vorhaben ab. Ein Foto von einem früheren Aufenthalt liefere ich an der Stelle trotzdem ab, falls jemand den Punkt noch nicht kennen sollte:




    Wir gönnen Thomson währenddessen eine kurze Pause, spielen ein bisschen mit dem butterweichen roten Sand herum und machen uns anschließend auf den Weg zum nahen Moki Dugway.




    So erschöpft er auch aussieht...er hat heute noch einiges vor sich ;)


    Der Moki Dugway ist "gewohnt" beeindruckend...wann immer ich in der Gegend bin, nehme ich den Schlenker über die 261 mit. Vor 2 Jahren bin ich hier nicht nur mit meinem Kumpel vorbei, sondern beim Winter-Besuch meiner Eltern auch mit der ganzen Familie. Die Fahrt über eine Dirtroad bei widrigen Witterungsverhältnissen mit teilweise vereister Strecke mit bis zu 11% Gefälle über schmale Serpentinen vorbei an einem gähnenden Abgrund war schon ein ziemliches Abenteuer...die Mädels waren - überspitzt ausgedrückt - am schreien, die Kerle mit männlich-naiver "Passt schon!"-Mentalität am grinsen...


    Heute ist das alles ein wenig lockerer.....die Strecke ist steinig, aber gut befahrbar...dazu wenig Verkehr und eine fantastische Aussicht:




    Weil ich die ganze Zeit am Filmen bin, haben wir leider einen kleinen Mangel an Bildern von der Strecke selbst. Ich bezweifle in dem gut informierten Forum hier, dass noch jemand diese Route nicht kennt...falls doch, keine Angst! Trotz Dirtroad unbedingt machen...ist auch ohne 4WD und ohne High Clearance gut zu machen...kein Problem für Thomson und die Aussicht und das Erlebnis an sich ist jedes Mal auf's Neue überwältigend!


    Thomson ist gut unten angekommen und wir gönnen ihm erst nochmal eine kleine Verschnaufpause, die Ruhe vor dem Sturm sozusagen... ;)






    Unmittelbar im Anschluss treffen wir kurz vor Mexican Hat auf die 163, schießen noch das obligatorische Foto von der Parkbucht aus und machen uns auf zum Monument Valley...




    Wenig später tauchen dann auch schon die legendären Felsen am Horizont auf und wir quartieren uns erstmal für eine halbe Stunde am Rand der 163 ein, um das weltberühmte Panorama einzuatmen, abzuspeichern und natürlich ausgiebig in Bild und Ton festzuhalten. Während meine Freundin aus allen Perspektiven knipst, renne ich sobald die Straße frei ist mit dem Schwebestativ drauf los und werde dabei immer wieder von vorbeifahrenden Autos sichtlich amüsiert beobachtet.....jetzt wisst ihr auch, was es mit meinem Profilbild auf sich hat ;)






    Dann weiter in den von den Navajos verwalteten Park...20$ Eintritt...das hatte ich irgendwie günstiger in Erinnerung, aber für einen Spot wie diesen bezahle ich das Geld ehrlich gesagt gern...am Visitor Center-Komplex sieht man dann auch direkt, wo die ganze Kohle so hingeht. Beeindruckend und toll aufbereitet...und mit zahlreichen weiteren Möglichkeiten zum Geldausgeben gespickt...



    Nachdem wir ein bisschen die Aussicht genossen haben, stellen wir uns die Frage aller Fragen. Sollen wir in eine geführte Pickup-Tour investieren oder Thomson über den 17-Meilen langen Scenic Drive scheuchen? Besagte Straße ist nämlich nicht geteert und dazu in sehr durchwachsenem Zustand. Schlaglöcher von der Tiefe eines mittleren Badetümpels, zahlreiche Sandverwehungen, scharfkantige Felsen...genau das richtige Terrain für einen kleinen Corolla aus Japan...da ist sie wieder, die männlich-naive "Passt schon!"-Mentalität...also los!


    Vor dem Beginn des eigentlichen Scenic Drives muss man erst mal von der rund 100 Meter höheren Aussichts-Ebene auf Monument Valley-Ebene runterfahren. Dies geschieht in schön steinigen, Schlagloch-gespickten steilen Serpentinen und einigen mit Sandverwehungen verzierten Abfahrten. Thomson rutscht an der Stelle fast mehr als er rollt und ich freue mich schon riesig auf den Rückweg...denn hier müssen wir auch wieder rauf. Als wir unten ankommen, verdrängen wir diese ungewisse Zukunft aber erstmal und genießen diese unsterbliche Kulisse in vollen Zügen...






    Meine Freundin wird natürlich auf Anhieb vom Hörnchen-Fieber gepackt...oder Mäuse...oder was auch immer das sind. Tausende Fotos entstehen an diesem Tag von kleinen Fell-knäuligen Nagern, die durch die rote Prärie wetzen...ich genieße währenddessen die Kulisse und halte nach Taranteln Ausschau...ich kriege natürlich nichts derartiges vor die Linse, obwohl diverse Tarantel-Höhlen am Wegesrand ihre Präsenz belegen ;)





    Zwischendurch haben wir einige Aquaplaning-ähnliche Momente...eben nur auf rotem Sand...an einer Stelle wird mir Angst und Bange, als wir quasi mit dem letzten Quäntchen Schwung eine kleine Kuppe überwinden, ohne uns vorher festzufahren...wer kam nur auf diese Idee? ;)





    Nach diversen Foto-Stopps im Valley ist der Augenblick der Wahrheit schließlich gekommen. Es geht wieder an die Rückfahrt hoch zum Visitor-Center.


    Ein leichter Wind bläst über die Prärie, Thomson schnauft, ich kralle mich am Lenkrad fest, atme tief durch...ein Tumbleweed-Knäul wird dramatisch über die sandige Piste geweht.....genug der Western-Dramatik, Augen zu und durch... ;)






    Thomson und ich kämpfen mit vereinten Kräften....die Kuppe, die wir auf der Abfahrt quasi runtergerutscht sind, baut sich bedrohlich vor uns auf...da sollen wir rauf...gleichzeitig aufpassen, dass wir sämtliche Schlaglöcher und zu hohen Felsen umfahren, um nicht den Unterboden zu beschädigen......Gas geben...aber nicht zu viel, weil sonst die Räder in Null komma nix durchdrehen....Thomson heult auf, unser Schwung nimmt ab...kurz vor der Kuppe drehen die Räder durch...hinter uns schießt der Sand - aufgewirbelt von den durchdrehenden Rädern - Meter-weit nach hinten....Mist! Glücklicherweise geschieht dies in relativ steiler Hanglage, so dass ich den Corolla mit einem kurzen Schuss Rückwärtsgang aus der Misere befreit kriege....wir rollen zurück...Navajo-Pick-Ups ziehen an uns vorbei mit amüsierten Touristen auf der Ladefläche....da würde ich jetzt auch lieber drauf sitzen ;)
    Egal, uns bleibt keine Wahl...wir versuchen es links herum...da wo etwas weniger Sand, aber dafür ziemlich gefährlich hohe Felsen aus der Straße ragen...bedeutet mehr Grip für uns aber mehr Gefahr für den Unterboden. No risk no fun oder so....vorsichtig Anlauf nehmen, die offensichtlichsten Sandgruben und Schlaglöcher umfahren...wenig Spielraum zum Reagieren, das drohende und v.a. richtig schön teure Abschlepp-Szenario lauert hinter jedem kleinen Steinchen...der Schwung lässt wieder nach, die Kuppe kommt näher...noch einmal auf's Gas...die Reifen finden Grip auf einer Steinplatte...der Wagen beschleunigt wieder...und wir schaffen's schließlich doch.....was für ein Kraftakt!


    Die restliche Auffahrt gestaltet sich tricky, aber nicht unmöglich...keine Sandbänke mehr, nur noch tiefe Schlaglöcher und gefährliche Kanten. Es dauert seine Zeit, aber wir kriegen Thomson ohne Schäden aus dem monumentalen Tal herausmanövriert. Als wir oben ankommen, mache ich erstmal einen prüfenden Rundgang...nix dran, die Motorhaube glüht geradezu, die Außenhaut ist fast rötlich von dem ganzen Sand. Thomson hat sein Off-Road-Abenteuer bestanden!


    Die anschließende Pause am sauber geteerten Parkplatz am Visitor Center hat er sich aber erstmal verdient. Wir genießen noch einmal ewig lang die schlicht nicht greifbare Aussicht...die Weite erschlägt einen regelrecht, das Gefühl von Freiheit - geboostet durch zahlreiche Verweise in der Pop-Kultur - ist geradezu greifbar...es ist unbeschreiblich schön!




    Nochmal ein kurzer Blick auf die berüchtigte Piste...




    ...und wir verlassen schließlich das Monument Valley....schwer beeindruckt, aber auch heilfroh wieder aus diesem kleinen Dirt-Road-Abenteuer raus gekommen zu sein. An einer kleinen Indianer-Bude kurz hinter der Touristen-Attraktion, die diesmal übrigens gar nicht sooo überlaufen war, deckt sich meine Freundin noch mit Ketten ein. Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile mit den 2 freundlichen Verkäufern, die uns erzählen, dass hier am Vortag ein riesiger Sandsturm gewütet hat und die Sichtweite unter 100m war. Kommt uns ja ein bisschen bekannt vor ;) ...und das erklärt dann wohl auch die zahlreichen Sandverwehungen auf dem Scenic Drive.



    Anschließend geht's weiter...in Kayenta nehmen wir unser leicht verfrühtes Abendessen bei Subway zu uns und gehen anschließend die verbleibenden 150km nach Page an. Langsam wird es dunkel und im ausklingenden Sonnenuntergang taucht schließlich Page am Horizont auf. Wir steuern direkt unsere Unterkunft - das frisch renovierte Motel 6 - an. Sehr sauber, geschmackvoll - wenn auch einfach - eingerichtet...eine der besten Unterkünfte dieser Reise. Den Abend lassen wir schließlich bei immer noch sehr warmen Temperaturen im Pool ausklingen, verfolgt von einer verrückten Katze, die immer wieder lauthals Aufmerksamkeit fordert ehe sie wie von der Tarantel-gestochert ins Gebüsch läuft oder Mauern anspringt. Selbsterklärend, dass ich meine Freundin irgendwann geradezu ins Bett zerren muss ;)


  • Mit nem Corolla ins Monument Valley fahren. Ziemlich mutig. Du hast dir wohl gedacht :Toyota, nichts ist unmöglich.


    Sowas in die Richtung, ja ;) Ich wusste halt von vorherigen Besuchen, dass da immer jede Menge "normale" Autos rumfahren...also eben Nicht-SUVs...auch beim diesjährigen Besuch war das so. Hat im Endeffekt ja auch alles gepasst, auch wenn's hier und da leicht kritisch war...ein kleines Abenteuer, dass uns sicher lange in Erinnerung bleiben wird ;)

  • Nach dem kleinen Offroad-Trip im Monument Valley überlassen wir das Steuer heute Leute mit besserem 4x4-Equipment ;) Wir sind früh aufgestanden, um heute nicht nur morgens den Upper Antelope Canyon zu besuchen, sondern gegen nachmittag auch noch den Grand Canyon North Rim mitzunehmen. Normalerweise ist das Strecken-technisch gut zu schaffen, aber da seit letztem Jahr ein Erdrutsch einen ganzes Stück des Highway 89 südlich von Page in die Tiefe gerissen hat, kommt man nicht mehr ganz so schnell in die Richtung.


    (Quelle: Arizona Department of Transportation)


    Uns bleibt also nichts anderes übrig als den gut doppelt so weiten Umweg über Kanab, Utah zu nehmen. Gegen 8h sind wir daher schon am Antelope Canyon, damit wir direkt bei der ersten Fahrt mitkommen. Der Andrang ist heute nicht von schlechten Eltern, einige Touren sind bereits ausgebucht...bei der ersten sind aber glücklicherweise noch einige Plätze frei. Für 25$ pro Kopf bringt uns wenig später ein Navajo-Führer auf der wenig komfortablen Ladefläche eines Pickups über ein sandiges Flussbett in Richtung Antelope Canyon.


    Wenig später sind wir da und werden von unserem Führer Danny zügig in Richtung Antelope Canyon gescheucht, der schon rappelvoll mit Touristen-Gruppen ist. Beeindruckend ist die in abenteuerlichsten Formen ausgewaschene Felsspalte dennoch und natürlich voller bombastischer Motive. Mit der Belichtung, insbesondere am Morgen, haben die meisten Kameras dennoch sichtlich Problem...wie hier Leute mit Tablets und Smartphones ins Gegenlicht reinfotografieren ist geradezu herrlich anzusehen. Wir selbst sind auch nur mit einer nicht allzu spektakulären Bridge-Kamera ausgerüstet und müssen für ordentliche Aufnahmen auch reichlich rumrpobieren. Denny ist glücklicherweise um gute Fotos bemüht und schaufelt uns immer wieder den Weg frei um ein paar einsame Antelope-Bilder zu ermöglichen. Darüberhinaus gibt er erstaunlich fachkundig Tipps zu Belichtung, Perspektiven und Bildkomposition. Nichts desto trotz geht's viel zu schnell durch die wundersame Naturlandschaft durch und nach einer halben Stunde sind wir am anderen Ende des Antelope angekommen. Erneut gibt es ein paar Foto-Shoots mit den Gruppen-Mitgliedern - bereitwillig von Hobbyfotograf Danny ausgeführt - und zurück geht's Richtung Pickup. Der Rückweg ist dabei heute trotz ziemlichem Zeitdruck von unserem Führer für Fotos sehr attraktiv, da gerade nicht so viele andere Gruppen im Canyon unterwegs sind. Wir spurten also leicht gehetzt mit Kamera und Schwebestativ durch den Canyon, betätigen den Auslöser im Maschinengewehr-Rhythmus und hoffen, dass ein paar gute Aufnahmen dabei sind. Keine 10 Minuten später sitzen wir schon wieder auf der Ladefläche.....Zeit zum Genießen war aufgrund der strammen Führung absolut ausgeschlossen, was mir wie schon beim letzten Mal ein bisschen den Spaß am Upper Antelope Canyon verdirbt. Beim weit weniger frequentierten Lower Antelope Canyon wurde mittlerweile auch ein Zeitlimit von 2 Stunden eingeführt...










    Byebye, Antelope Canyon...beeindruckend, aber stressig ;)


    Vor uns liegen nun rund 150 Meilen, u.a. durch's Grand Staircase National Monument. Aufgrund der Uhr im Rücken bleibt uns sträflicherweise für diese wunderschöne Gegend nicht wirklich Zeit...ich drücke ein bisschen auf's Gas-Pedal und ohne jeglichen Stopp passieren wir Kanab, wo wir heute Abend nächtigen werden (ist einfach mein Lieblings-Übernachtungs-Stopp in der Ecke)...nur am kleinen, unscheinbaren Le Fevre-Overlook halten wir, von welchem aus man aus leicht erhöhter Position auf die beeindruckende Wüstenebene südlich von Kanab/Fredonia blicken kann.




    Dann zügig weiter Richtung North Rim! Dank des rigerosen Durchziehens der Fahr-Etappe sind wir schon um kurz nach 12h im Grand Canyon National Park und haben so noch einiges vom Tag. Aber warum eigentlich North Rim?




    Nach 3 Besuchen am North Rim und 2 Stopps am South Rim kann ich eindeutig sagen, dass ich den abgelegeneren, weit weniger frequentierten Nord-Rand des Weltwunders Grand Canyon jederzeit vorziehen würde. Schon bei der Anfahrt passieren wir Bison-Herden gleich neben der Parkstraße (zum ersten Mal sehe ich die hier) und kommen kurz darauf an einem noch angenehm leeren Parkplatz gleich neben dem Visitor Center an. Diese unaufgeregte Atmosphäre, ganz frei von jeglichen Reisebussen und alle Viewpoints abhetzende Touristenmassen, liebe ich am North Rim...die wunderschöne Lodge ist sympathisch und übersichtlich, auf der malerischen Terrasse mit Liegestühlen findet sich meist selbst noch ein Platz beim beliebten Sonnenuntergang...die Zeit, an der sich die knipsenden Touristen am South Rim regelrecht stapeln ;)







    Wir nehmen also erstmal nur mit, was wir unbedingt brauchen (das Auto steht ja direkt in der Nähe) und machen uns auf zum Abgrund, vorbei an den malerischen Hütten, die man mit entsprechender Weitsicht zu gar nicht mal so teuren Preisen buchen kann...das viel bei unserer Last-Minute-Planung natürlich flach ;) Wenig später liegt er vor uns in vollkommener Ruhe...der Grand Canyon und es läuft mir ein Gänsehautschauer nach dem anderen über den Rücken. Der andere Rand ist hier bis zu 27km entfernt und dazwischen liegt ein gigantisches Canyon-Gewirr, entstanden durch sich immer tiefer eingrabende Flüsse, Sturzbäche und natürlich den allmächtigen Colorado River. Wir laufen den relativ kurzen Trail zum Bright Angel Point, der stellenweise alles andere als harmlos an Abgründen von hunderten Metern vorbei führt. Meine Freundin ist sichtlich überrascht, dass ich hier an der gähnenden Tiefe vorbeilaufe wie ein schwindelfreier Bergsteiger....aber hier macht mir die Tiefe nichts aus, zum mittlerweile vierten Mal laufe ich hier entlang, ich bilde mir ein jede Wendung zu kennen und mit jedem Mal genieße ich diesen kurzen Weg zu einer kleinen Felsinsel mehr, die sich mitten aus dem Nichts erhebt. Verglichen mit einigen anderen National Parks mag der Grand Canyon fast langweilig erscheinen, die roten Landschaften weiter östlich in Utah mögen teilweise noch spektakulärer sein und ich würde sie alle dem Südrand gegenüber vorziehen....der North Rim hingegen hat etwas, was mich jedes Mal auf's Neue verzaubert...eine fast schon familiäre Magie, eine respektvolle Annäherung an ein Naturwunder, die noch nicht von Touristenmassen zu Tode geliebt wurde!


    Wir fahren nach einer Stunde des Bewunderns dann noch zum Cape Royal, einer der vielleicht beeindruckensten Aussichtspunkte am Nordrand, welcher quasi den Scheitelpunkt der großen Kurve bietet, die der Colorado vor Millionen Jahren an dieser Stelle geschlagen hat. Von hier aus hat man einen 270° Blick auf den Canyon und wenn man den Blick nach Osten richtet, kann man angeblich bei perfekter Sicht bis zum Monument Valley sehen. Da der Nordrand sich auf ca. 2500m Höhe befindet, während die Wüstenebene am anderen Rand deutlich abfällt (der andere Rand ist auch beachtliche 700 Meter tiefer), ist die Aussicht jedenfalls über die Canyongrenzen hinaus absolut bombastisch...auch der Desert View Point am South Rim ist dank großzügigem Zoom zu sehen...












    Als sich die Sonne langsam senkt, begeben wir uns zurück zum Visitor Center, um den Sonnenuntergang von der gemütlichen Terrasse zu erleben. Eine knappe Stunde später rollen wir schließlich ein, finden erneut sofort einen Parkplatz und machen uns auf zum Zielspot. Auch wenn das eigentliche Untergangs-Spektakel einem von dieser Position aus aufgrund einer höhergelegenen West-Flanke verwehrt bleibt, ist die Sicht auf den eigentlichen Hauptdarsteller uneingeschränkt perfekt: Das Farbspektakel, was der Grand Canyon in diesen letzten Minuten eines jeden Sonnen-Tages liefert, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Ich habe meine Kamera auf ein Stativ installiert, um das ganze in einer Timelapse festzuhalten, während ich mit einem käsigen Stück Ami-Pizza und einer eiskalten Coke in der Hand das Spektakel stilecht in vollen Zügen genieße.







    Der Himmel leuchtet dramatisch in allen erdenklichen Rot-Tönen, während die Canyon-Wände sich im Minutentakt verfärben und gegen Ende von einem alles verschlingenden Schatten in ein geheimnisvolles Schwarz getaucht werden. Selbst als es mehr oder weniger stockdunkel ist, fasziniert dieser gigantische Abgrund vor uns noch wie kaum eine andere Stelle auf diesem Planeten, auch wenn man ihn nun nur noch erahnen kann, während der Nachthimmel ein kristallklares Sternenbild offenbart. Es könnte nicht perfekter sein und wir könnten noch ewig auf dieser Terrasse sitzen bleiben...leider hat unser Motel in Kanab keine 24h-Rezeption, weswegen wir uns um halb 9 abends schweren Herzens viel zu spät auf den Weg machen...


    Nervenaufreibende 2 Stunden später kommen wir eine halbe Stunde zu spät an. Über Telefon haben wir niemanden erreicht....als wir das Treasure Trail Motel, dass wir auf den letzten Drücker gebucht haben (sonst war nichts mehr preisgünstig zu haben in der Umgebung) endlich gefunden haben, hoffen wir für einen kurzen Moment, dass wir uns wegen der Verspätung eine andere Bleibe suchen müssen. Doch leider hat man unseren Schlüssel im dafür vorgesehenen Late-Arrival-Briefkasten hinterlassen.....die anschließende Zimmer-Visite bestätigt den negativen Ersteindruck. Das Treasure Trail soll die mit Abstand schlechteste Unterkunft der Reise bleiben...dreckige Zimmer, krabbelnde Besucher im Bad (zum Glück keine Kakerlaken...zumindest nicht sichtbar), schmudellige Bettwäsche. Wir überlegen einen Moment, ob wir nicht doch abhauen sollen, entschließen uns dann aber doch die Nacht auf die Zähne zu beißen. Morgen früh sind wir ja wieder weg...

  • Böses Motel! :huch3:


    Aber zum GC North Rim will ich auch mal :daumen:

    Kennst du das etwa auch? ;)


    Wenn du einmal am North Rim warst, ist der einzige Grund nochmal den South Rim zu besuchen, weil man zwischen Oktober und Mai in der Gegend ist und den Grand Canyon trotzdem sehen will ;)
    Weiterer hin und wieder aufgeführter Nachteil ist evt, dass die Nordseite etwas weiter vom Colorado River weg ist. Selbigen sieht man eigentlich nur von der Landzunge, die dann zum 270°-Panorama Cape Royal wird (einen vergleichbaren Punkt hat der Südrand dann aber glaub ich nicht zu bieten..)..

  • 2 schöne Tage, im MV und am North Rim des GC. Tolle Fotos und toll geschrieben..... :daumen:
    Ich mußte schon schmunzeln, bei Eurer Tour ins Valley - mit dem Fahrzeug :smile:

    Thanks :)
    Jaja, ich weiß ;) Ich wusste zwar grob, worauf ich mich einlasse, weil ich die Tour schon mit SUVs gefahren bin, aber es war dann doch etwas mehr Abenteuer als vermutet ;)

  • Deine Art zu schreiben gefällt mir. Schön spannend. Ich bin beim lesen schon genauso schnell wie du beim reisen. :D


    Ich würde gerne nochmal in den Südwesten fahren, aber wenn ich von den Massen lese, graut es mir.

    Danke :)


    Tipp: nicht zur Hauptsaison fahren. Im Zeitraum ab Oktober sind die Parks nicht halb so voll, Ende Dezember hatte ich das Monument Valley schonmal mehr oder weniger für mich allein. Ideale Reisezeit wenn man wenig Betrieb mag und gleichzeitig mit etwas kälteren Temperaturen klar kommt ist Ende Oktober/Anfang November....und wenn man ein bisschen Hitze will, kann man sich südlich orientieren...in L.A. gibt's ja auch dann noch oft Strand-Wetter...


  • Heute sind wir froh, als wir aufstehen können. Mit dem Wissen, dass gestern Krabbelgetier in unserem Bad unterwegs war, hat es mich irgendwie die ganze Nacht an allen möglichen Stellen gejuckt. Vermutlich war das größtenteils Einbildung, aber ich wetze schon lange bevor meine Freundin "fertig" ist, mit meinem Koffer vor die Tür und renne gleich mal gepflegt gegen eine Wand aus heißer Luft. Die heutige Außentemperatur ist jenseits von gut und böse und das schon am mehr oder weniger frühen Morgen...na gut, erstmal die Kühlbox entsprechend präperieren...




    Wenig später erledigen wir noch das Organisatorische an der Rezeption und schauen, dass wir möglichst schnell aus diesem Drecksloch verschwinden. In Kanab decken wir uns noch schnell mit ein bisschen Proviant ein und steuern dann schleunigst den Coral Pink Sand Dunes State Park an, dessen Abfahrt rund 10 Kilometer nördlich von Kanab kommt. Nach weiteren 10km durch die sandige Prärie zeichnen sich schließlich die Sanddünen am Horizont ab, umrahmt von den majestätischen roten Felsbergen aus der Kanab-Umgebung und auf der anderen Seite das Zion-Massiv. Ich bin auf Anhieb beeindruckt!




    Für 8$ passieren wir die Ranger Station und halten beim erst besten Parkplatz an. Wir packen uns die Rucksäcke mit Wasser voll und machen uns auf den Weg in die Dünen. Das Coral Pink kann man zur späten Vormittagszeit zwar nur erahnen, aber das Erlebnis durch den samtig weichen Sand in dieser Kulisse zu watten ist einzigartig.....und ziemlich heiß. Meine Freundin verwirft die Idee hier barfuß durchzustapfen aufgrund der enorm aufgeheizten Sandmassen quasi augenblicklich....schon nach wenigen Metern merken wir, dass wir nicht allzu weit reinwandern sollten, da es enorm anstrengend ist, sich hier durchzuwühlen. Wir lassen uns also auf einer Düne gleich auf der "Abbruchkante" nieder, machen Fotos und trinken ein gefühltes Fass Wasser ;)






    Neben den obligatorischen Landschaftsfotos experimentieren wir ein bisschen mit dem Element Sand und der Serienbildfunktion unserer Kamera herum....






    Meine Kleine hat's offensichtlich deutlich besser drauf als ich ;) Ich bin jedenfalls enorm beeindruckt, eine solche Sanddünen-Landschaft ausgerechnet hier zwischen Zion National Park und dem Grand Staircase National Monument zu finden...eine Umgebung aus schroffen Felsen und tiefen Canyons und hier sammelt sich in einem Seitental eine einzigartige Dünenlandschaft mit samtweichem roten Sand. Absolut großartig!





    Nach einiger Zeit wird es uns dann doch zu warm und bevor wir die Wasservorräte, machen wir uns auf den beschwerlichen Rückweg zum Parkplatz.....unglaublich wie anstrengend die Dünenkletterei ist. Wir müssen alle 20m kurz pausieren, um nicht schlapp zu machen...die Sonne knallt jetzt mit fast 40°C vom Himmel...wir sind heilfroh als wir mit unserem letzten Schluck Wasser Thomson erreichen, der gleich angeworfen wird und erst mit Fahrtwind...und dann mit röhrender Klima-Anlage wieder auf erträgliche Temperaturen runtergekühlt wird. Wir verlassen das Sanddünen-Tal und machen uns auf zum Hannibal'schen Klassiker: dem Zion-National-Park-Stopover auf dem Weg nach Vegas ;)




    Wenig später erreichen wir den Zion National Park und ich kriege meine Freundin trotz Mords-Hitze zu einem kurzen Canyon-Overlook-Hike überredet. Der Trail ist wie immer ein Erlebnis, auf nähere Beschreibung gehe ich mal nicht ein, da es das ja schon im Toroweap-Bericht zu lesen gibt...






    Im Anschluss fahren wir weiter, zumal das Visitor Center komplett zugeparkt ist und man wohl im Ort vor dem National Park sein Auto abstellen muss, um überhaupt reinzukommen. Wir lehnen dankend ab und genießen die tolle Fahrt durch den Canyon aus dem Auto und machen uns anschließend auf nach Vegas...






    In Hurricane mache ich noch einen exemplarischen Stopp am Walmart um meiner Freundin die Eigenheiten des amerikanischen Waffenrechts zu zeigen:



    Maschinengewehre im 24/7-Supermarkt...falls man mal Samstag Abend in den Krieg ziehen will oder so...


    ...und dann geht's weiter durch die fantastische Landschaft des Virgin River Gorges, eine halsbrecherisch spektakuläre Canyon-Strecke mit der Interstate 15 direkt am Flussbett....und 2 Stunden eher unspektakuläre Interstate-Fahrt später kommen wir schließlich im Zocker-Paradies an. Meine Kleine macht Riesenaugen! Da wir heute passenderweise Jahrestag haben, haben wir mit dem Planet Hollywood eine etwas bessere Unterkunft als gestern gebucht ;)


    Wir sind begeistert von dem geräumigen Zimmer und dem schicken Riesenbad und fühlen uns auf Anhieb sauwohl. Nach ein bisschen klimatisierter Entspannung begeben wir uns dann ins Getümmel....heute erst mal gemütlich den Brunnen am Bellagio vorführen und anschließend gut in der Cheesecake Factory essen gehen. Zum feierlichen Anlass bleiben auch mal alle Kameras auf dem Zimmer...nur die glitzernde Zockermetropole und wir......das kann böse ausgehen, aber keine Angst...keine Hangover-Abenteuer, keine Überraschungs-Hochzeit :D

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