Tag 7 (08.03.2019): Durch eine herrliche Schneelandschaft über Kanab zur House Rock Valley Road
07:00 Uhr: Eigentlich wollten wir längst on the road sein, denn wir haben heute mal wieder Großes vor. Nun war aber nicht einkalkuliert, dass wir am Vortag SO einen heftigen Tag haben werden, also liegen wir noch faul in unseren warmen, kuscheligen Betten. Bereits gestern Abend hatten wir beschlossen, dass es eigentlich gar nicht notwendig ist, so früh aufzubrechen. Klar, wir hätten gerne so viel Zeit wie möglich am Ziel, aber die Wettervorhersage für dort ist auch nicht sonderlich rosig, also haben wir es nicht ganz so eilig.
Noch im Bett checke ich online meine Kreditkarte und bekomme einen Schreck. Was ist denn das?! Das Circle D hat die beiden Nächte nicht einmal als Belastung vorgemerkt, sondern 3x. Ich habe also nun also den Betrag von 6 Nächten belastet und nicht von zwei. Jetzt ist klar: Wir haben es sogar noch weniger eilig als sowieso schon, denn die Rezeption ist vor 8 Uhr nicht besetzt und das würde ich schon gerne klären, bevor wir abreisen. Also nochmal umdrehen…
Irgendwie verpassen wir 07:30 und so ist es schon nach 8 Uhr, bis wir unsere Astralkörper endlich in die Senkrechte bekommen – Nach so einem Tag können wir uns das aber auch mal erlauben finde ich. Wir ziehen uns an, packen unseren Kram ein und verabreden uns dann für den Subway in Kanab. Wir werden beide auf direktem Weg dorthin fahren, haben uns aber bewusst gegen Kolonne entschieden. Mich nervt es immer ein wenig, wenn ich immer darauf achten muss wo der andere ist, außerdem hält Tobi öfter für Bilder am Straßenrand an und ich muss noch tanken und die Sache mit der Kreditkarte klären.
Da unser Zimmer das letzte in dem langen Gebäude Trakt ist und ich sowieso aufbrechen möchte, fahre ich die 100 Meter bis zum Rezeptionshäusschen und habe Glück – Der Besitzer, bei dem ich auch eingecheckt hatte, ist bereits dort. Auf meine Nachfrage hin erklärt er mir, dass dieser Fehler momentan bei fast jeder Buchung auftreten würde und dass ich mir keine Sorgen machen müsse. Die Abbuchung ist zwar 3x vorgemerkt, am Ende würde aber nur eine davon wirklich durchkommen und die anderen beiden verschwinden von alleine wieder morgen oder übermorgen. Na gut. Dann muss ich mich damit erst einmal zufrieden geben, was bleibt mir auch sonst anderes übrig. So oft wie der meine Karte vorgestern durch den Schlitz gezogen hat, habe ich sowas fast befürchtet. Jetzt noch schnell zur Tankstelle in Escalante, volltanken und dann auf die UT12 zurück in Richtung Bryce.
Im Gegensatz zu vorgestern ist es auf der Strecke nicht nur hell, sondern auch das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Natürlich ist es immer noch recht frisch, aber der Himmel ist fast komplett blau. Aus der Ferne sehe ich einen weißen RAM in einer Parkbucht stehen und überlege, ob das Tobi sein könnte. Aber das ist ja eher unwahrscheinlich, die Teile gibt es hier ja schließlich wie Sand am Meer. Doch tatsächlich: Ich rausche an der Bucht vorbei und sehe gerade noch, wie Tobi mir zuwinkt und offenbar für ein paar Fotos ausgestiegen ist. Wer könnte es ihm bei diesem Anblick verdenken, sieht der weiße Schnee auf den roten Felsen nicht traumhaft aus bei diesem Wetter??? Bei der ersten Aufnahme ist es bereits kurz vor 9 Uhr.
Kurz vor dem Bryce wird es immer schöner und ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. So habe ich mir das mit dem Schnee in etwa vorgestellt und nicht dieses grau in grau von vorgestern. Fast hätte ich ja Lust noch einmal am Bryce zu halten und die Aussicht bei Sonnenschein zu genießen, aber dafür fehlt die Zeit nun leider wirklich, nachdem wir schon so spät erst losgekommen sind. Hätten wir einfach nur irgendwas vor – okay – aber wir haben ein Permit und noch eine lange Anfahrt vor uns. Dieses grün… Dieses blau… Dieses rot… Dieses weiß…
Am Bryce vorbei wird die Landschaft zunächst erst einmal wieder eintöniger und der Himmel zieht sich auch wieder zu, es schneit und regnet im Wechsel immer mal wieder leicht – Keine gute Voraussetzung für den weiteren Tag, zumal heute wieder kein Hotel gebucht ist. Aber noch sind wir ja recht hoch, es wird im Laufe der Fahrt sicher noch besser. Plötzlich werde ich über Whats App von Marc angerufen und wunder mich, denn der ist ja aktuell eigentlich auf der Arbeit. Er sagt mir, dass er von unseren Chefs gefragt wurde, ob er auch in meine Abteilung wechseln möchte und nun will er von mir wissen, ob das in Ordnung für mich wäre. Abgesehen davon, dass wir uns dann ab sofort auch auf der Arbeit immer sehen würden gibt es noch einen weiteren Haken: Wir dürfen ein Jahr lang keinen Urlaub zusammen nehmen, weil wir noch zu wenig Leute sind. Hmmm. Ein Jahr ist lang. Ich sag ihm, dass es in Ordnung geht, wenn wir es schaffen die Arbeit auf der Arbeit zu lassen UND dafür wollen wir aber nächstes Jahr im Oktober 3 Wochen zusammen Urlaub nehmen… Ich will Herbstlaub und Halloween!
„Waaaaaas, 3 Wochen wollen wir? Oha!“
„Klar, zwei Wochen lohnen sich nicht beim ersten Mal!“
„Ok, cool!“
„Ne, weißt du was? 4 Wochen wollen wir. Wenn schon, denn schon. Dafür müssen wir ja ein Jahr verzichten“
„Waaaaaaaaaaaaaaaaas? Ok, sag ich denen!“
Na… Dann bin ich ja mal gespannt!
Was ich damals natürlich noch nicht wissen konnte: Auf die Forderung wurde anstandslos und problemlos eingegangen, noch im April 2019 haben wir von unserem Chef persönlich die Anträge für den kompletten Oktober 2020 unterschrieben bekommen und die Buchung hat inzwischen längst begonnen! [Was ich DA noch nicht wusste: A) Corona und B) nicht mehr zusammen ]
Irgendwann merke ich, dass Tobi hinter mir ist, also fahren wir den restlichen Weg nach Kanab eben doch hintereinander. Dann kommen wir immerhin gleichzeitig an und keiner muss auf den anderen warten.
Im Ort angekommen parke ich direkt bei Subway und Tobi hält an der Tankstelle nebenan. Hier muss es richtig geschüttet haben, denn der halbe Boden gleicht einem See und ich muss mir erst einmal einen halbwegs trockenen Weg zu Tobi suchen – Ich laufe unglaublich deutsch mit Wandersocken und Trekkingsandalen rum, die Wanderschuhe sind nämlich von gestern noch klatschnass und ich habe nur diese beiden paar Schuhe dabei. Tobi weißt mich erstmal freundlich darauf hin, dass an meinem Auto an der Seite etwas rumbaumelt…. Uuuuuups, da habe ich in Escalante doch glatt vergessen, den Tankverschluss nach dem Tanken wieder zuzuschrauben, das erklärt auch dieses Geräusch hin und wieder während der Fahrt
Nach dem Tanken springen wir eben in den Subway und holen uns jeweils ein ganzes Sub zum Mitnehmen, dann haben wir gleich etwas zu essen für nachher. Der nächste Halt ist das Visitor Center von Kanab, ein Ort, den ich nur zu gut kenne, denn hier bin ich vor 1,5 Jahren 4x kläglich an der Wave Lottery gescheitert. Diesmal brauchen wir kein Permit, wir haben unseres nämlich schon dabei, aber eine Info bräuchten wir bei diesem Wetter, nämlich, ob die House Rock Valley Road befahrbar ist. Noch steht nämlich im Raum, das wir mit beiden Autos fahren, je nachdem was wir für eine Antwort bekommen. Ok… Es steht jetzt nicht mehr im Raum Von Norden her ist die Straße gar nicht befahrbar, der Wash führt zu viel Wasser und da würde nicht einmal der RAM durchkommen. Vom Süden her können wir aber fahren, dafür müssen wir allerdings über Fredonia und Jacob Lake fahren. Von Kanab aus ist das kein wirklicher Umweg dorthin, wo wir wollen. Gott sei Dank wollen wir nicht zur Wave, dann wäre es doch schon um einiges länger.
Der Parkplatz vom Visitor Center erlaubt laut einem Schild kein Overnight Parking, ich frage aber bei der Rangerin nach und bekomme von ihr die Erlaubnis stehen zu bleiben. Ich soll nur nach ganz hinten durchfahren, dort wo die Müllcontainer sind. Da fahren wir jetzt zunächst beide hin, denn umpacken ist angesagt. Da wir nun nur mit Tobis Auto fahren werden kann ich nicht im Auto schlafen und muss mein Zelt mitnehmen und auch sonst allen möglichen Kram: Tagesrucksack, Essen, Getränke, Klamotten, Isomatte, Schlafsack, Kameratasche, Stativ, Zahnbürste… Kurz gesagt: Es dauert, bis wir abfahrbereit sind. Die Wanderschuhe lasse ich auch schweren Herzens auf dem Armaturenbrett zurück in der Hoffnung, dass sie von möglicher Sonne bis morgen wieder trocken sind. Dann eben nur mit Sandalen, auch wenn es weniger optimal ist.
Endlich können wir los, der Himmel ist nach wie vor grau, aber es ist trocken und Schnee gibt es auch keinen mehr. So richtig kalt ist es nicht, aber schon irgendwie kühl und windig ist es auch… Könnte schöner sein, aber mein Schlafsack ist ja dick…
12:15 Uhr: Endlich erreichen wir das Ende unserer asphaltierten Anreise und fahren auf die House Rock Valley Road – Ursprünglich wollten wir das vor vier Stunden tun
Der Zustand ist zunächst okay, hier wäre ich noch mit dem Rogue durchgekommen.
Das könnte sich ab jetzt ändern. Wir sind beide ein bisschen nervös als wir hier um 12:39 Uhr abbiegen, haben wir doch genug Horrorgeschichten bezüglich eigener Anreise zu den CBS gelesen!
[Tobis Sicht der Fahrt, auch wenn wir nicht zusammen gefahren sind: Klick ]