Moe's fantastische Tour durch den Nordwesten

  • Tag 6
    10.08.2016
    Libby - Swiftcurrent (Glacier N.P.)


    Wir haben gut geschlafen im Sandman Motel.


    Heute soll es endlich in den Glacier National Park gehen. Doch der erste Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes. Überall dicke tief hängende Wolken. Selbst von den kleinen Bergen hier in Libby ist nicht viel zu sehen. Ein zweiter Blick auf die Wetter-App bestätigt die Befürchtungen. Über dem Glacier National Park hängt ein dickes Regengebiet fest. Mist! :(
    Wir wollen doch heute die Going-to-the-Sun Road fahren, die so fantastische Ausblicke bieten soll. Was tun??? :think:
    Wenn das im Park so ist wie hier, werden wir null Ausblick haben. Um möglichst viel vom Park zu sehen war der Plan eigentlich so:
    - heute Going-to-the-Sun Road bis nach Swiftcurrent
    - morgen wandern und nach St. Mary weiterfahren
    - übermorgen über Two Medicine die Südroute um den Park herum zurück


    Da die Südroute mit Sicherheit weniger "scenic" sein wird als die Going-to-the-Sun Road, entscheiden wir spontan Tag 1 und 3 zu tauschen und die Runde andersrum zu fahren. Dann müsste ich allerdings die bereits gebuchte Bootsfahrt über den Two Medicine Lake stornieren. Bevor ich das mache fahren wir aber erstmal die 2,5 Stunden nach West Glacier und schauen wie es dort aussieht. Dort ist die letzte Möglichkeit, sich für die Nord- oder Südroute zu entscheiden.


    Mit jeder Meile verfestigt sich aber unser Plan B, denn es regnet immer heftiger und ohne Pause. :rain4:
    Wir müssen teilweise echt langsam fahren weil es mehr was von Schwimmen als von Fahren hat. So fluche ich also die nächsten 3 Stunden vor mich hin und bete, dass es nicht die nächsten 3 Tage so bleibt. Auch in West Glacier sieht es noch übel aus und so ist die Entscheidung für die Südroute leicht.


    Als wir so ca. halb um den Park rum sind hört es endlich auf zu regnen. Viel Aussicht haben wir auf der Strecke aber nicht. Auf der anderen Seite angekommen keimt aber immer mehr die Hoffnung, dass der heutige Tag kein kompletter Reinfall wird. Kurz vor Two Medicine fahren wir direkt an der Wettergrenze entlang. Rechts blauer Himmel und links die hohen Berge umhüllt von dicken schwarzen Wolken.
    Am Two Medicine Lake angekommen ist es zum Glück immer noch trocken. Aber es ist sehr stürmisch und ar...kalt. Um die 10 Grad Celsius. Die gefühlte Temperatur aber nahe 0. :muetz: Im Vergleich zum Vormittag aber Top-Wetter. ;)
    Wir spazieren erstmal ein bisschen zum See.



    Ich mache ein paar Fotos und versuche mich an einer Timelapse von den Wolken. Bei dem Wind ist das Ergebnis allerdings nicht so optimal.




    (Klick auf das Bild öffnet die größere Version)



    Nach einer halben Stunde sind wir schon mächtig durchgefroren. Eine Bootsfahrt über den See zum eigentlich geplanten Trail kommt damit heute nicht mehr in Frage. Wir flüchten erstmal vor dem Wind in das Visitor Center und gönnen uns ein leckeres heißes Bison-Chili. :lk1:
    Dabei beschließen wir, für den Rest des Nachmittags zum St. Mary Lake zu fahren. Viel schlechter kann es dort nicht sein. Und vielleicht können wir dort noch einen kleinen Trail laufen.







    Auf dem Weg dorthin besorgen wir uns noch ne Flasche Bärenspray - sicher ist sicher.
    Am St. Mary Lake ist leider auch alles dunkelgrau und es nieselt teilweise etwas. Aber wenigstens stürmt es hier nicht mehr.
    Der Blick in Richtung Berge zeigt einmal mehr, dass die Entscheidung gegen die Going-to-the-Sun Road heute richtig war.




    Trotz des Wetters wagen wir uns auf den Trail zu den Baring Falls. Hier ist fast der gesamte Wald verkohlt. Dadurch haben wir aber einen guten Überblick und brauchen keine Angst haben, dass uns ein Grizzly überrascht. ;)





    Die Baring Falls sind recht schnell erreicht und ganz nett anzuschauen. Lange halten wir uns hier aber nicht auf.



    Nun wird es aber langsam Zeit, unsere heutige Unterkunft zu suchen. Da morgen Wandertag ist und wir dafür recht früh raus müssen, haben wir uns eine kleine Cabin in Swiftcurrent gebucht, das sich umgeben von riesigen Bergen in unmittelbarer Nähe zum gleichnamigen See und zum Trailhead befindet. Es dämmert bereits ein bisschen als wir das Swiftcurrent Motor Inn erreichen.
    Unser Hüttchen ist dann auch schnell gefunden.



    Niedlich ist es ja, und mit Privatparkplatz. ;) Aber ansonsten aber doch recht spartanisch. Das "Wohnzimmer" bietet einen Tisch, zwei Stühle, ein Waschbecken mit kaltem Wasser und einen Heizlüfter (zum Glück, denn es ist etwas "schattig" in der Hütte). Das Schlafzimmer besteht quasi nur aus dem Bett - mehr Platz ist nicht. Aber es ist alles sauber und es scheint vor allem Grizzly-safe zu sein. Nachdem wir alles verstaut und die Lebensmittel aus dem Auto geräumt haben schlendern wir erstmal noch ein bisschen durch die Anlage und den Souvenirshop. Da wir ja keinen Kühlschrank haben, besorgen wir außerdem noch etwas Eis.




    Mit ein paar Stoßgebeten zum "lieben" Wettergott geht es dann aber ab in die Heia. :bed1:

  • Die Zwischenziele vom Tag vorher kennen wir ja aus dem letzten Jahr.
    Bei den Dry Falls kann man auch noch nach unten fahren und dort einiges sehen - und sogar wandern ;)


    In CdA haben wir damals übernachtet.


    Dafür sind wir durch Libby nur durchgefahren. Wart ihr nicht an den Kootenai Falls?


    Das Wetter im Glacier Park war ja super schlecht - da haben wir wettertechnisch ja sogar Glück gehabt, obwohl mir der Park nicht den Megakick gegeben hat.

  • Superschöne Bilder, ich mag vor allem die Wasserfallbilder!


    :dk:


    Wart ihr nicht an den Kootenai Falls?


    Hmm, die hatten wir gar nicht auf dem Schirm. :gru1: Wäre aber wohl auch ein bisschen zu spät gewesen. Es war ja schon fast dunkel, als wir in Libby ankamen.


    Das Wetter im Glacier Park war ja super schlecht - da haben wir wettertechnisch ja sogar Glück gehabt, obwohl mir der Park nicht den Megakick gegeben hat.


    Ja, bei schlechtem Wetter ist nicht viel mit "Kick". :D
    Mal sehen, ob sich das noch ändern wird ... ;)

  • Das Wetter ist wirklich sehr schlecht. Aber trotzdem sehr schöne Bilder


    olle bilder von den wasserfällen das regenbogenbild ist echt klasse


    Danke! :) Bei dem Wetter sind gute Fotos manchmal echt eine Herausforderung.



    Die Bettdecke kommt mir bekannt vor, aber wenn ich die Cabin so sehe, bin ich doch froh dass wir dort einen Motelroom hatten


    Die Cabin war eigentlich völlig okay. Das einzige, was blöd war: Durch das Mistwetter musste man ständig aufpassen, nicht so viel Dreck mit rein zu treten. Und es war ganz schön kalt da drin. Der Heizlüfter lief immer auf Hochtouren. ;)



    aber das Wetter geht doch bestimmt noch besser, oder


    Wir werden sehen ... ;)

  • Tag 7
    11.08.2016
    Glacier National Park
    Swiftcurrent - St. Mary


    Eigentlich viel zu früh klingelt der Wecker. Aber wat soll's, wir müssen halt heute schon um 8 Uhr am Many Glacier Hotel sein. Denn von dort startet der große Wandertag. Die Nacht in unserer Hütte war ziemlich kalt, ansonsten aber ganz in Ordnung.
    Ich quäle mich langsam aus dem Bett. Ängstlich schiebe ich den Vorhang vom Fenster zur Seite. Richtig viel kann ich durch das Fliegengitter nicht erkennen. Aber was ist das? Es wird doch nicht etwa wirklich.....?!
    Doch, tatsächlich!! Das kleine Stückchen Himmel, dass man zwischen den Bäumen sehen kann, ist BLAU. :jub:
    Unfassbar, der Wettergott hat unsere Gebete erhört. Ich hatte fast schon nicht mehr dran geglaubt.


    Wir mach uns fix fertig, packen unsere Sachen und bereiten etwas Proviant für die Wanderung vor.
    Ich dreh nochmal ne Runde um unsere Hütte und schau mir den Himmel an, nur um sicherzugehen. ;)



    Unfassbar, das Wetter ist wirklich perfekt! :clap1:



    Pünktlich erreichen wir das Many Glacier Hotel. Von hier aus soll es den Grinnell Glacier Trail bis hoch zum gleichnamigen Gletschersee gehen.
    Man kann den Trail direkt hier starten. Dann käme man auf mindestens 12 Meilen Gesamtstrecke. Da wir nicht die Profi-Hiker sind, haben wir uns für für die Shuttle-Boot Kombination entschieden, die ca. 8 Meilen lang sein soll. Dabei fahren wir zuerst mit einem Boot über den Swiftcurrent Lake und nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald auch noch über Lake Josephine. An dessen Ende ist dann der Trailhead für "kurze" Variante des Trails. Die erste Tour des Tages wird zusätzlich von einem Ranger begleitet. Außerdem hat man bei dieser Tour eine Garantie für einen Platz im Boot, das um 16:15 Uhr wieder zurück zum Many Glacier Hotel fährt.


    So viel zum Trail. Um zum Anleger zu gelangen, müssen wir erstmal durch das Hotel. Als wir auf der anderen Seite raus kommen, erwartet uns dieser Wahnsinnsausblick auf den Swiftcurrent Lake.



    (Klick auf das Bild öffnet die größere Version)


    Genial, wie die Morgensonne die gegenüberliegenden Berge anstrahlt. Hach, diese Stimmung am frühen Morgen ist einfach unbeschreiblich. Das entschädigt doch das Mistwetter der vergangenen Tage.




    Ich freu mich wie Bolle und bin total aufgedreht. Vor lauter Fotografieren verpasse ich fast, die Tickets am Anleger abzuholen.



    Dann geht es aber los. An Bord essen wir erstmal nen Happen zum Frühstück und genießen den Blick auf die vorbeigleitenden Berge.



    Der erste See ist schnell überquert. Im Gänsemarsch geht es den kurzen Weg durch den Wald zum nächsten Anleger am Lake Josephine.





    Am anderen Ende des Sees angekommen gibt uns der Ranger schon mal ein paar Informationen zum Trail. 550 Höhenmeter werden wir bis zum Ziel überwinden.
    Außerdem wird ein kleines Anti-Grizzly Ritual einstudiert, bei dem nacheinander jeder aus der Gruppe mit einem lauten "Hey bear!!" auf sich aufmerksam machen sollte. Das ist vor allem auf den ersten Kilometern durch den Wald wichtig, da hier ist die Gefahr besonders groß ist, plötzlich auf einen Bären zu treffen. 2005 wurden auf diesem Trail schon mal zwei Wanderer bei Angriff schwer verletzt. Wer will, kann die krasse Story hier nachlesen. Wir würden ja schon gerne einen Grizzly sehen, aber wir sind uns einig, dass das doch nicht unbedingt beim Wandern sein muss. Dann doch lieber vom Auto aus. ;)


    Und dann geht es los. Das Wetter ist noch immer bestens. Die einzigen ernsthaften Wolken scheinen noch hinter den Bergen des Grinnell Glaciers festzuhängen. Erst durch den Wald und dann über Stege überqueren wir das Südende des Sees.


    Nach der Überquerung einer kleinen Brücke beginnt dann der lange Aufstieg.




    Wir halten uns am Ende der Gruppe auf, meist mit ca. 20 Metern Abstand. Wir nutzen den Ranger mehr als Anhaltspunkt, um es rechtzeitig wieder zum Bootsanleger zu schaffen. So bekommen wir zwar nicht viel von seinen Erklärungen mit, aber ich kann so wenigstens in Ruhe meine Fotos machen.




    Und das werden eine Menge. Alle 100 Meter hat man das Gefühl, das die Aussicht noch schöner ist. Es ist zwar immer dasselbe Tal, in das man schaut. Aber es sieht alle paar Meter irgendwie anders aus. Und das ist das schöne an diesem Trail. Es gibt praktisch den gesamten Weg etwas zu sehen und zu bestaunen. So spürt man auch die Anstrengungen des Aufstiegs gar nicht so wirklich. ;)
    Und jetzt erstmal ein paar Bilder. Ich wiederhole mich sonst einfach zu oft. Die Ausblicke waren einfach fantastisch! :cap:



    Gaaanz oben, unter dem dünnen Wasserfall, ist das Ziel.




    (Klick auf das Bild öffnet die größere Version)






    Blick zurück zum Lake Josephine.


    Kurz vor dem letzten schweren Anstieg macht die gesamte Gruppe nochmal eine längere Verpflegungspause, bei der wir eine Gruppe Bighorn Sheeps beobachten können.




    Nach gut 3 Stunden haben wir es dann endlich geschafft. :puh2:



    Hier oben am Gletschersee ist es plötzlich auch spürbar kühler.



    Der blaue See mit seinen Eisschollen sieht schon echt klasse aus.



    Ich bin überrascht, wie viele Eisschollen jetzt im Hochsommer noch im See schwimmen.



    Wir wandern ein bisschen um den See und machen noch eine kurze Pause bevor es wieder auf den Rückweg geht.
    Jetzt schaffen es die Wolken auch langsam über die Berge. Aber das ist uns egal. Auf dem Rückweg mit Blick Richtung Tal, sehen wir die ja nicht.



    (Klick auf das Bild öffnet die größere Version)




    Wir müssen schon ganz schön Tempo machen, damit wir es rechtzeitig zum Boot schaffen. Das liegt natürlich an mir, da ich immer noch ständig zum Fotografieren anhalte.




    Aber wir schaffen es, pünktlich am Steg zu sein.




    Völlig fertig genießen wir die beiden Überfahrten. Unterwegs sehen wir auch viele Wanderer am See entlang laufen.
    Beim Warten auf das zweite Boot bekommen wir mit, dass eine kleine Gruppe auf diesem Weg durch den Wald tatsächlich auf einen Grizzly gestoßen ist, der direkt vor ihnen den Weg gekreuzt hatte. Zum Glück hat er die Wanderer aber ignoriert.



    Nach fast 9 Stunden sind wir wieder zurück am Many Glacier Hotel. Am Ende sind wir doch mehr als 9 Meilen gelaufen.
    Aber wir sind uns einig. Trotz der Anstrengungen war das einer der schönsten Trails, den wir je gelaufen sind. Das war einfach ein genialer Tag, bei dem sich der Glacier National Park genau so gezeigt hat, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.



    Heute machen wir dann auch nix mehr. Wir fahren direkt nach St. Mary zu unserem Hotel, der St. Mary Lodge.




    Das Preis-Leistungs-Verhältnis unseres Zimmers ist unter aller Kanone. Für 120 € bekommen wir ein Mini-Zimmer im Keller. Das Zimmer hat nur ein mickriges Fester mit Milchglasscheiben knapp unter der Decke. Da direkt über dem Fenster ein Balkon liegt, kommt so gut wie kein Licht rein. Naja, hier im Nationalpark gibt es halt nicht viele Optionen.



    Zu guter letzt gönnen wir uns nach den Anstrengungen des Tages im Hotelrestaurant noch ein leckeres Abendessen mit Bisonburgern und Süßkartoffel-Fritten und lassen den Tag gemütlich ausklingen.




    :wink1:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!