REH Tour 2016 - North Western Glacierland - die REH Family back alone- live

  • Was mir gerade noch einfällt und was ich irgendwie im Fazit vergessen hatte.


    Wir hatten ja zwei größere Städte dabei Portland und Seattle (Spokane zähle ich jetzt nicht, da sie deutlich kleiner ist).


    Natürlich waren es nur Stippvisiten und neben dem Bereich, wo unsere Hotels waren, den Gegenden, wo wir durchgefahren sind, beschränkt sich mein Blick doch eher auf die unmittelbare Innenstadt, die wir aber sicher auch hier wieder nur in Teilbereichen gesehen haben.


    Was uns bei Portland insbesondere im Vergleich zu Seattle aufgefallen ist, war, dass wir die Stadt heruntergekommen und mit Pennern übersäht fanden, die uns teilweise auch ein Gefühl von leichter Unsicherheit gegeben hat.


    In Seattle empfanden wir das völlig anders. Allerdings ist Seattle vielleicht touristischer als Portland und wir waren dort eher bei den Highlights während wir in Portland einfach nur so in der Stadt und dann auf dem Markt waren.


    Wenn ich die dritte Groß-Stadt im pazifischen Nordwesten, nämlich Vancouver (allerdings waren wir dort 1999) dazunehme, fand ich die auch eher wie Seattle und nicht wie Portland.


    Mich würde da ernsthaft mal die Meinung von Sönke dazu interessieren.

  • Erstmal auch von mir vielen Dank für den Live-Reisebericht und das detaillierte Fazit. Jetzt bin ich vor allem auf den ausführlichen Reisebericht mit hoffentlich einer Menge Fotos mehr gespannt.


    Fünf große Nationalparks, die alle schon irgendwie den Nordwest-Charakter rüber gebracht haben. Dazwischen lagen allerdings doch relativ langwierige Fahrten. Da ist einfach der Südwesten unübertroffen.
    Der Begriff "große Nationalparks" macht es auch schon wieder deutlich. Insbesondere am Mt. Rainier und ganz besonders im Glacier NP haben uns die Touristenmassen schon ein wenig genervt. Es ist klar, wir sind auch welche, aber wir haben die großen Parks in den letzten Jahren doch eher gemieden und haben kleinere Nationalmonuments oder unbekanntere Nationalparks oder gar Stateparks besucht. Insofern sind wir es nicht mehr gewohnt, dass Parkplätze überfüllt sind, man deshalb an bestimmte Plätze kaum oder gar nicht herankommt usw.


    Leider wird es immer schwieriger, die Remote Spots zu finden.


    Das muß ich sagen wundert mich jetzt schon etwas. Deine ganze Planung war doch genau darauf angelegt, zwischen den einzelnen "großen Zielen" vor allem Strecke zu machen. Da bist Du an einer Menge "Remote Spots" wie Du es sagst einfach vorbeigefahren, wodurch eben “langwierige Fahrten” zustandekommen. Auch wenn Du durch Deine Wanderphobie natürlich etwas eingeschränkt in der Wahl der Orte bist, hätte es da am Weg eine Menge nicht so überlaufene kleine Ziele gegeben. Die Zeit dafür hättest Du Dir dann allerdings mit der Streichung von ein zwei großen Zielen erkaufen müssen.



    Darauf kann ich Dir eine kurze und eine lange Antwort geben.
    Mein erster Gedanke war einfach: "Kein Wunder, wo Du Dich da auch rumgetrieben hast.”
    aber da Du mich jetzt hier konkret um meine Meinung dazu gefragt hast und das vielleicht auch andere interessiert will ich mal tief Luft holen und zu einem etwas weitschweifigeren Referat ansetzen. Also setz Dich bequem hin. ;)


    Der Nordwesten ist zur Zeit eine der beliebtesten Regionen in den USA und seit drei Jahren hintereinander ist Oregon der Staat mit der meisten Zuwanderung aus anderen Bundesstaaten. (klick) Die allermeisten davon landen in Portland. Die Stadt ist derzeit in der ganzen USA absolut angesagt, es gibt sogar eine sehr populäre Fernsehserie (Portlandia) die das Alltagsleben in Portland auf die Schippe nimmt und alle paar Wochen erscheint ein Feature in der NYTimes über Portland.
    Alle wollen nach Portland und die Stadt platzt aus allen Nähten. Vor allem der Mietmarkt ist völlig überhitzt. Mieterhöhungen bis zu 50% (!) auch in Randgebieten sind keine Seltenheit. Und wenn mal Häuser verkauft werden sind sie höchtens ein paar Tage auf dem Markt und gehen dann weit über Listenpreis weg. Im Pearl District schießen die Hochhäuser mit schicken Apartments wie Pilze aus dem Boden. Und der Verkehr erreicht zur Rush Hour schon fast LA Dimensionen an Stillstand.
    Da überrascht es wenig, dass sich das viele alte Einwohner nicht mehr leisten können und einige, die ihre Miete nicht mehr zahlen können, sich von heute auf morgen auf der Straße wiederfinden. Parallel zu dem Boom der letzten Jahre hat sich also auch eine Welle der Obdachlosigkeit entwickelt.
    Die Gegend um das Westende der Burnside Bridge, wo Du unterwesgs warst, war aus mehreren Gründen immer schon ein Hotspot für Obdachlose, zum einen gibt es dort von der Heilsarmee und anderen Organisationen Suppenküchen und übernachtungsmöglichkeiten, dann bietet es sich natürlich auch an unter der Brücke selber zu übernachten und dazu ist unter dem Ostende der Brücke ein sehr bekannter Skatepark, der in der Szene Kultstatus hat (wird unter anderem im Gus van Sant Klassiker “Paranoid Park” portraitiert), und der reisende Skater aus dem ganzen Land anzieht, die natürlich meist auch nicht im Hilton übernachten.
    Daher gab es also in der Ecke der Stadt immer schon Obdachlose, dazu kommt nun, dass während der Occupy Bewegung ein Gründstück direkt neben dem Tor der Chinatown “besetzt” wurde (Ist auf Deinem Foto sogar rechts ein wenig zu sehen), was sich inzwischen zum halb-geduldeten Obdachlosen-Camp “Right 2 Dream Too” entwickelt hat. Die Obdachlosen sind aufgrund der aktuellen Stadtentwicklung nun einmal da. Vertreibt man sie an der einen Stelle, tauchen sie woanders auf. Irgendwo müssen die ja auch hin und ihr müdes Haupt betten. Und während an alternativen Unterbringungen bzw. Stellplätzen gearbeitet wird, duldet man das Camp dort eben, solange die sich dort friedlich verhalten.
    Das sind die Gründe, warum Du in der Ecke der Stadt wo Du Dich bewegt hast, viele Obdachlose gesehen hast.
    Ein paar Worte zur Chinatown im Besonderen. Die hat im Grunde dasselbe Problem wie in den anderen großen Städten an der Westküste. Die Chinatowns entstanden ursprünglich als Ghettos am Rande der Städte, wo sich Chinesen ansiedelten. Als die Städte wuchsen fanden sich die Chinatowns plötzlich am Rande der Downtown mitten in den Innenstädten wieder. Die Mieten stiegen auf Innenstadtniveau, was sich die Wohnbevölkerung nicht mehr leisten konnte. Und die Bewohner suchten sich neue Viertel am “neuen” Rand der Stadt. Das ist in San Francisco die Clement St., in Seattle der Beacon Hill, in Vancouver BC ist es Richmond und in Portland die 82nd Ave, wo heute die eigentlichen “Chinatowns” dieser Städte sind. Zugleich verloren die alten Chinatowns an Bedeutung. Wozu braucht man dort noch die fotogenen asiatischen Lebensmittelläden wenn da niemand mehr lebt, der dort noch gebratene Enten vom Haken einkauft. Der Effekt ist San Francisco am geringsten, da die Stadt eine so eine große chinesische Bevölkerung hat, sehr kompakt ist und es auch ein großes touristisches Interesse an der alten Chinatown gibt, so dass sie nach wie vor sehr lebendig ist. In Vancouver merkt man schon mehr, dass die Chinatown schon bessere Tage hatte, aber auch dort gibt es genug Chinesen um sie halbwegs am Leben zu erhalten. Der International District in Seattle ist noch einen Schritt weiter aber auch dort gibt es noch asiatisches Leben, da er nicht weit weg vom Beacon Hill ist, wo die Chinesen heute wohnen. Aber in Portland der Stadt mit der kleinsten chinesischen Bevölkerung von den vieren gibt es in der Chinatown noch nicht mal mehr ein ordentliches chinesisches Restaurant. Und es ist dort auch nichts anderes entstanden, das Viertel ist recht heruntergekommen. Wie ich Dir ja schon in Deinem Planungsthread sagte ist der einzige Grund einen Fuß in die Chinatown zu setzen der Chinesische Garten (der lohnt sich allerdings dann wieder mehr als alles was die anderen drei Städte in die Richtung anzubieten haben, ein echtes Highlight).
    Nimm jetzt noch die Tatsache dazu, dass Portland aufgrund einer sehr großzügegn Auslegung der Meinungsfreiheit in der Rechtsprechung Oregons noch vor Las Vegas die Stadt in den USA mit der höchsten Stripclubdichte pro Kopf ist (es gibt sogar einen veganen Stripclub :huch1: ) und viele sich davon in Old Town und Chinatown befinden, dann dürfte Dir klar sein, dass man die Ecke der Stadt, wo Du Dich - wenn ich mir Deinen Bericht angucke - offenbar hauptsächlich rumgetrieben hast, in deutschen Städten meist hinter dem Bahnhof finden würde.
    Was die Gefährdung angeht: ich würde bzw. bin dort ohne zu Zögern auch mitten in der Nacht herumgelaufen, aber einladend ist die Ecke ganz sicher nicht. Wegen dem Teil der Stadt werden bestimmt nicht so viele nach Portland ziehen (was einige Probleme lösen würde, weshalb Du Deinen Bericht vielleicht in kalifornischen Magazinen veröffentlichen solltest ;) )
    Hoffe das beantwortet Deine Frage.


    Und wo ich schon gerade mal dabei bin: in Downtown gibt es dann vor allem Büros und nur ein paar Geschäfte. Zur Lunchzeit ist dort an den Food Cart Pods eine Menge los, aber nach Feierabend bzw. am Wochenende werden da die Bürgersteige hochgeklappt. Dort arbeitet man aber man lebt dort nicht (es sei denn es gibt eine Veranstaltung auf dem Courthouse Square). Wer ist schon am Sonntag im Büro? Das Kneipenleben für das Portland bekannt ist, findet vor allem in den Neighborhoods statt.
    Es gibt sicher einige Sachen die man sich sowohl in Downtown als auch in Chinatown oder Old Town ansehen kann, wenn man daran Interesse hat wie z.B. Powell’s Books, der Chinesische Garten, der Tom McCall Park an der Waterfront, Ankeny Square, Portlandia, Pine Street Market, Stumptown, Pioneer Courthouse Square oder wenn man denn partout auf klebrig-süße Donuts steht auch Voodoo etc., aber das wären dann Orte die ich ganz gezielt ansteuern würde (oder nicht), weil man genau die sehen will (oder nicht). Wenn man ohne Plan einfach mal irgendwo nach Downtown/Old Town fährt und sich treiben läßt, dann geht das, wie bei Dir, gerne mal in die Hose. Gab ja schon den einen oder anderen Reisebericht hier wo genau das passiert ist.
    Wenn man einen Stadtbummel machen willl, sollte man wie ich finde in den Pearl District gehen, ein ehemaliges Lagerhausviertel, das jetzt Schicki geworden ist und zwischen den renovierten alten Ziegelhäusern auch viel neue Architektur aufgelockert durch Parks und dazu viele Geschäfte und Restaurants bietet. Das ist nördlich der Burnside St. und westlich von den Park Blocks bzw. Broadway.
    Die Stadt erschließt sich dem Besucher eben nicht so einfach wie z.B. Seattle oder San Francisco, wo man völlig ohne Vorbereitung einfach irgendwo in Downtwon aussteigt und sich dann irgendwie zurechtfindet. Zur Not geht man einfach Richtung der komischen Nadel und da findet man dann schon was. Am Ende hat man bestimmt eine Menge verpasst, aber trotzdem einen netten Tag gehabt.
    Auch auf die Gefahr hin wie eine Platte mit Sprung zu klingen, ich denke man sollte sich in Portland die Gärten ansehen, die exzellent sind, es gibt einige Aussichtspunkte über die Stadt mit den Vulkanen in der Umgebung dahinter, die durchaus mit der Aussicht vom Kelly Park in Seattle mithalten können und wie gesagt die Kneipen- und Restaurantszene sucht auch ihresgleichen, da schreibt die NYTimes ja nicht umsonst drüber. Nur findet man sie eben nicht in Downtown. Aber davon hast Du ja zumindest am ersten Abend einen kleinen Eindruck gewonnen.
    Und wer sich wie ich dafür interessiert, für den ist die Stadt auch ein kostenloses Freilichtmuseum für Brückentechnik. Es gibt Beispiele für alle Grundarten von Brücken und alle drei öffnungsmechanismen plus einen echten Exoten.
    Das wäre, wie schon mehrfach gesagt, was ich einem Besucher dort empfehlen würde und wozu ich bei Interesse auch immer gerne detaillierte Tips gebe.

  • Danke Sönke für deine ausführliche Stellungnahme.


    Jetzt bin ich vor allem auf den ausführlichen Reisebericht mit hoffentlich einer Menge Fotos mehr gespannt.


    Den hat es nie gegeben und wird es nie geben. Deshalb gibt es bei mir nur einen Livebericht. Dazu gibt es mit vielen Fotos ein Fotobuch, da sind aber außer ein paar Überschriften auch nur Fotos drin und das wars.


    Daher gab es also in der Ecke der Stadt immer schon Obdachlose, dazu kommt nun, dass während der Occupy Bewegung ein Gründstück direkt neben dem Tor der Chinatown ?besetzt? wurde (Ist auf Deinem Foto sogar rechts ein wenig zu sehen), was sich inzwischen zum halb-geduldeten Obdachlosen-Camp ?Right 2 Dream Too? entwickelt hat.


    Das habe ich natürlich gesehen und ist mir aufgefallen, auch wenn ich es jetzt nicht direkt fotografiert habe.
    Insgesamt bestätigt das meine Meinung, das wir in Downtown Portland wahrscheinlich auch im falschen Bereich waren. Ich bin allerdings auch durch ein paar Blocks rechts und links vom Broadway gefahren und wir hatten in dem Bereich versucht am ersten Abend zu parken, der als "Oldtown" oder so ähnlich in meinem Stadtplan ausgewiesen war. Da sind wir dann irgendwann im Burnside/Broadway-Parkhaus (siehe unten) gelandet.


    weshalb Du Deinen Bericht vielleicht in kalifornischen Magazinen veröffentlichen solltest ;) )


    Kann ich gerne machen ;)


    Hoffe das beantwortet Deine Frage.


    Das entsprach schon so meiner Vermutzung, daher habe ich es explizit auch geschrieben. Zu Gärten hatten wir keine Lust, sie standen zwar auf meinem Zettel, wurden dann aber leider wieder gestrichen.


    Wenn man einen Stadtbummel machen willl, sollte man wie ich finde in den Pearl District gehen


    Das ist nördlich der Burnside St. und westlich von den Park Blocks bzw. Broadway.


    Da waren wir ja am ersten Abend. Wir haben im Parkhaus Burnside Ecke Broadway geparkt und dann ja im "Brewhouse District" gegessen.
    Wahrscheinlich bin ich durch die Düsseldorfer Altstadt verwöhnt, aber die 3 oder 4 Brewhouses, die auf meinem Stadtplan waren und die ich mir angesehen haben, waren jetzt nicht das, was ich mir so unter Brewhouse District vorgestellt hatte.
    Und so richtig Schickimicki fand ich es da jetzt auch nicht. Aber das ist wahrscheinlich relativ.


    Es gibt Beispiele für alle Grundarten von Brücken und alle drei öffnungsmechanismen plus einen echten Exoten.


    Da fand ich es schwierig, die so ohne Weiteres abzulichten, da man irgendwie in den Bereichen, wo man sie sehen und hätte fotografieren können, nicht so richtig halten konnte.
    Wäre wohl nur mit einem längerem Spaziergang am Fluss entlang gegangen.

  • :daumen:


    Aber hier muß ich nochmal nachfragen:

    Da waren wir ja am ersten Abend. Wir haben im Parkhaus Burnside Ecke Broadway geparkt und dann ja im "Brewhouse District" gegessen.
    Wahrscheinlich bin ich durch die Düsseldorfer Altstadt verwöhnt, aber die 3 oder 4 Brewhouses, die auf meinem Stadtplan waren und die ich mir angesehen haben, waren jetzt nicht das, was ich mir so unter Brewhouse District vorgestellt hatte.


    Ich hatte bisher noch nie etwas von einen Brewhouse District oder so gehört und auch google konnte mir da nicht weiterhelfen, wo genau soll denn dieser Brewhouse District sein?

  • Habe mir gerade die Bilder angesehen, da ich zum Lesen der Beiträge zu müde bin. Hat mir gut gefallen. Wasserfall mit Regenbogen. Toll. Ganz besonders schön finde ich das Foto vom Rafting. Nicht, weil es vom Profi schöner aussieht, sondern weil ihr bei dem Erlebnis als Familie alle gemeinsam drauf seid. Jetzt steht schon bald die nächste Reise an, schaue dann mal wieder etwas zeitnäher in den Bericht.

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