GTT - Gone to Texas


  • ... stand in den 30er Jahren des 19.Jhdts an der Tür manches verlassenen Hauses, wenn der Besitzer sich wegen Schulden, Ärger mit dem Gesetz oder auch nur um einen Neustart zu wagen in die neu gegründete Republik Texas verabschiedet hatte.


    Schulden habe ich zwar, aber nicht so viele, dass ich sie nicht zurück zahlen könnte, Ärger mit dem Gesetz ist mir auch keiner bekannt und auswandern wollte ich eigentlich auch nicht.


    Aber Texas reizte mich trotzdem. Insbesondere der Big Bend NP stand schon lange auf meiner Wunschliste. Die Golfküste mit ihren vorgelagerten Inseln und Vogelreservaten klang auch nicht übel. Und wenn man denn schon mal da ist, kann man sich ja auch noch ein bisschen mehr von diesem Staat anschauen. Das Frühjahr schien mir eine gute Jahreszeit zu sein, British Airways hatte zur richtigen Zeit noch Meilenupgrades verfügbar und niemand der lieben Kollegen wollte im Februar/März in Urlaub fahren.
    Also stand der Buchung nichts im Wege und ich freute mich nach dem kalten und selbst in Duisburg schneereichen Winter auf ein paar Sonnenstrahlen und frühlingshafte Temperaturen im (hoffentlich) schönen Texas.


    Am 19.2. sollte es losgehen. Vier Wochen durch Texas, New Mexico, ein bisschen Arizona, vielleicht ein kleiner Schlenker nach Utah und Las Vegas zum krönenden Abschluss.


    Etwa zwei Wochen vor dem Termin begann ich, regelmäßig die Wettervorhersagen zu lesen und war nicht wenig entsetzt als ich eine Woche vor dem geplanten Abflug von 4-5 Inches Neuschnee in Dallas und Temperaturen um den Gefrierpunkt lesen musste.
    So hatte ich mir das nicht vorgestellt! :wut1:


    Das muss aber noch deutlich besser werden! ;)


    Ob es das wurde könnt Ihr hier nachlesen.


    Die grobe Planung sah so aus:


    Dallas - Ft. Worth - Austin - San Antonio - Rockport (Aransas NWR) - Bownsville - Del Rio - Big Bend NP - Alamogordo (White Sands) - Bosque del Apache NWR - New Mexico Badlands - Monument Valley - Las Vegas - Page (?) - Las Vegas.


    Bis zum Big Bend hatte ich die Hotels vorgebucht, danach war bis auf Las Vegas alles offen.



    In der Realität kam dann mal wieder einiges anders:

  • Auf los geht es los.


    Los!


    Freitag 19.2.10


    Mitten in der Nacht klingelte der Wecker. Aber an solchen Tagen fällt es ja nicht schwer aufzustehen. Schnell geduscht, Zähnchen geputzt und das Gepäck nach unten. Es war sogar noch zeit für einen Kaffee und eine Zigarette und ein paar Minuten zum nachdenken, was ich alles vergessen haben könnte.
    Um 5:40h kam pünktlich das Taxi und eine halbe Stunde später stand ich am Checkin-Schalter von BA in Düsseldorf. Auf die Lounge hatte ich keine Lust. Stattdessen habe ich mir das traditionelle Urlaubsanfangsbier zum Frühstück gegönnt. Hat mit zu einer weiteren halben Stunde Schlaf im Zug nach London verholfen ;)


    Im Terminal 5 hatte ich ein wenig mehr Zeit und habe ich der Lounge etwas gefrühstückt und die kostenlose W-Lan Verbindung genutzt, um noch die letzten Arbeiten zu erledigen, für die am Vortag die Zeit nicht mehr gereicht hatte.


    Der Flug nach Dallas verlief dank Meilen-Upgrade von WTplus auf Business recht angenehm. leckeres Essen, guter Champagner, guter Wein und ein paar Stunden Schlaf. Die erste Hälfte irgendeines Filmes habe ich auch noch gesehen. War so beeindruckend, dass ich mich weder an den Titel noch an den Inhalt erinnern kann.


    Pünktlich um 15:00h landeten wir in Dallas/Ft. Worth. Nachdem im November beim selben Flug an der Immigration so viel los war, dass ich trotz 21/2 Stunden Zeit kaum den Anschlussflug nach San Diego erreicht habe, war ich diesmal in unter 15 Minuten durch. Das Gepäck war vollständig und ein Aschenbecher auf dem Bürgersteig schnell gefunden. Nach Auffüllen des Nikotinspiegels kam auch rasch der Shuttle zum Rental Center. Die Choice-Line für SUVs sah auf den ersten Blick sehr vielversprechend aus. Bei Alamo und National zusammen sicher 25 bis 30 Autos. Bei näherem hinsehen kam die Ernüchterung. Bei Alamo kein einziger 4WD und bei National nur ein einziger Jeep Liberty mit 4WD. Den habe ich mir erstmal reserviert (indem ich den Schlüssel eingesteckt habe) und mich dann auf die Suche nach einem Mitarbeiter gemacht. Auch auf Nachfrage war kein weiterer 4WD zu bekommen. Allenfalls ein kostenpflichtiges Upgrade auf Full Size SUV oder einen Pickup wurde mit angeboten.
    Also habe ich ein freiwilliges Downgrade von Standard auf Midsize SUV in Kau genommen und bin in dem Liberty mit 4000 Meilen, vollständigem Werkzeug und zumindest auf den ersten Blick intaktem Ersatzreifen zum Ausgang gefahren. Gleich fing die Karre an zu piepen und verlangte nach "Oil Change". Dieses Geräusch sollte mich den ganzen Urlaub begleiten, denn der Mann am Ausgang meinte, das wäre kein Problem, er würde es im Computer eintragen, und ich könnte trotzdem mit diesem Wagen fahren.


    Dank Garmin Nüvi habe ich den Weg Richtung Hotel problemlos gefunden. Allerdings nur Richtung Hotel, denn kurz vorher war eine Straße gesperrt und ich habe etwa 3 oder 4 Runden unter den diversen Highway-Hochstraßen gebraucht, bevor ich dann wirklich vor dem Hotel stand. Und zwei weitere Runden um den Block bis ich die Einfahrt zur Tiefgarage gefunden habe.


    Gewohnt habe ich in den Marriott Spring Hill Suites im West End, einem zum Kneipen- und Shoppingviertel aufgemotzten Warehouse District. War ganz o.k., besserer Motelstandard aber zumindest recht große Zimmer und die Lage war auch in Ordnung.



    Abends war ich um die Ecke im Y.O. Ranch Steakhouse. Ein hervorragendes Steak und einen brauchbaren offenen Cabernet dazu. So kann es weiter gehen! ;)


    Allzu lange habe ich nicht durchgehalten. Dank des Rotweins hatte ich bald die nötige Bettschwere erreicht. Das Wetter in Dallas war übrigens so, wie ich es aufgrund der Wetterberichte der letzten Tage gefürchtet hatte. 5-10°C und grau in grau. Das sollte nicht so weiter gehen!


    Ab morgen gibt es dann auch das eine oder andere Bild mehr.

  • 20.2.2010: Kunst und Kennedy



    Vom Jetlag blieb ich glücklicherweise weitgehend verschont und konnte bis 7:00h durch schlafen. Leider hatte sich das Wetter über Nacht nicht gebessert aber immerhin war es trocken, wenn auch grau in grau.
    Nach dem "Hot Breakfast" im Hotel (nothing to write home about) bin ich zu Fuß los gezogen um Downtown Dallas zu erforschen.


    Mein erstes Ziel war die "Dallas County Historical Plaza". Pompöser Name dafür, dass direkt an diesem Platz eigentlich gar nichts historisches steht. Selbst die Neely Brian Cabin ist nur ein Nachbau einer Ein-Zimmer-Holzhütte, die vom Gründer der Stadt gebaut wurde - und das auch noch nicht mal an dieser Stelle.



    Auf der anderen Seite des Platzes steht das John F. Kennedy Memorial, ein so genannter "Cenotaph" (leerer Sarg). So recht konnte ich mich dafür nicht erwärmen, obwohl es im Vergleich zu den diversen Präsidenten-Memorials in Wahington immerhin angenehm schlicht war.




    Schräg gegenüber liegt an der Record Street das Old Red Courthouse, in dem sich heute das Dallas Visitor Center befindet (ich war nicht drin).



    Jetzt war es aber Zeit, sich der neueren Geschichte und der Person zu nähern, deren Memorial ich gerade besichtigt hatte.
    Der Backsteinbau im Hintergrund ist das Texas Schoolbook Repository, in dem sich Lee Harvey Oswald am 22.11.63 versteckt hatte und das Kreuz auf der Straße bezeichnet die Stelle, an der die tödliche Kugel aus seinem Gewehr Kennedy traf.



    Natürlich habe ich mir auch die Ausstellung im "Sixth Floor Mueseum" in diesem Gabäude angesehen (man glaubt es kaum - im sechsten Stock ;)). Dort wird in Bildern, Videos, Tondokumenten, etc. die Präsidentschaft Kennedys zusammen gefasst und natürlich das Attentat ausführlich aufgearbeitet, incl. einiger Verschwörungstheorien. Nichts bahnbrechend neues aber recht interessant und für einen grauen Tag wie diesen genau das richtige.


    Trotz Fotoverbots habe ich einen "Schuss" gewagt, der den Blickwinkel Oswalds zeigt (allerdings stand ich einen Stock höher).



    Wahrscheinlich werde ich das nächste Mal gleich bei der Immigration verhaftet, nachdem ich das veröffentlicht habe.


    Bestens informiert über Kennedy und seine Ermordung bin ich anschließend die Main Street hinunter gelaufen, die allerdings an einem Samstag wie ausgestorben war. Außer ein paar übrig gebliebenen Plakaten vom NBA-All Star Game und etwas Kunst am Bau gab es nicht viel interessantes zu sehen.





    Downtown ist halt ein reiner Business District und mit Büroschluss werden hier die Bürgersteige hochgeklappt.



    Also gut, dachte ich mir, tue ich halt was für meine Bildung. Der Arts District mit Museen und Theatern war ja schließlich gleich um die Ecke.
    Als erstes habe ich mir den Skulpturengarten des Dallas Museum of Art angeschaut und bin dann einmal durch die Ausstellung geschlendert.



    Drinnen war leider fotografieren verboten. Ein typisches amerikanisches Kunstmuseum, das überwiegend aus privaten Sammlungen besteht. Wirkliche Highlights habe ich nicht entdecken können. Wie schreibt Frommers Reiseführer so schön:
    "Despite its Status as the principal art museum in a city of considerable wealth, the rather modest permanent collection is proof that either North Texans don't collect much great ert or they don't donate it" ;)


    Der eine oder andere tut es aber doch und der Beweis seht gleich nebenan. Das Nasher Sculpture Center begerbergt innen und außen eine beeindruckende Sammlung von Skulpturen zeitgenössischer Künstler.





    Nach so viel Kultur hatte ich mir jetzt ein paar profanere Vergnügungen verdient. Also bin ich langsam zurück zum Hotel gelaufen und habe mich mit einem kühlen Bierchen und einer Tüte Chips noch eine Stunde vor den Fernseher gehauen bevor es Zeit war, die geplante Abendunterhaltung in Angriff zu nehmen.
    Schon kurz nach der Flugbuchung hatte ich mir ein Ticket für das Spiel der Mavericks gegen Miami Heat gesichert.
    Das American Airlines Center war vom Hotel bequem zu Fuß zu erreichen. Diesmal hatte ich einen richtig guten Platz. Direkt neben dem Tunnel, durch den de Spieler einlaufen. Hab' sogar ein High Five von Nowitzki abbekommen, nachdem ich ihm irgendwas auf deutsch zugerufen habe.
    Leider war bei Miami Dwayne Wade verletzt aber das Spiel war trotzdem recht flott und die Mavericks haben letztlich souverän gewonnen. Zum Abendessen gab es Fastfood in der Halbzeitpause und dazu "billiges" Bier (0,4 l für kleine 8$).
    In einer Bar neben dem Hotel gab es nach dem Spiel noch ein Bierchen (für nicht mal den halben Preis), dann hatte ich die nötige Bettschwere erreicht.


    Trotz eher miesem Wetter war es ein interessanter Tag auch wenn ich wohl gleich zwei mal in Dallas gewesen bin - das erste und das letzte mal. Irgendwie fehlt der Stadt - oder dem Teil, den ich gesehen habe - in meinen Augen jeglicher Charme.

  • 21.2.2010 Cowgirls & Cattle


    Nach Frühstück, Koffer packen und Checkout habe ich mich auf den "weiten" Weg nach Ft. Worth gemacht (ca. 35 Meilen). Am Wetter hatte sich nichts geändert, grau in grau, relativ kühl (ca. 10°C) und unterwegs sogar etwas Regen. Auf dem Interstate habe ich verzweifelt den Hebel oder Schalter für die Cruise Control gesucht und siehe da, es gab keinen. Jeep scheint eine ähnliche Aufpreispolitik wie VW zu betreiben. Außer dem Lenkrad und dem Schalthebel ist nichts serienmäßig. War bei mehr als 10 Autoanmietungen in Kanada und den USA das erste mal, dass ich eine Auto ohne Tempomat bekommen habe. Na prima! :wut1:


    In Fort Worth bin ich als erstes zum Cultural District gefahren. Für das Modern Art Museum, das im Gegensatz zu dem in Dallas als eines der wichtigsten in den USA gilt, war ich etwas zu früh dran. Also habe ich mein Auto abgestellt und zu Fuß etwas die Umgebung erkundet. Der Regen hatte zum Glück wieder aufgehört.
    Gegenüber des "Modern" liegt das Will Rogers Memorial Center, wo offensichtlich Landwirtschaftsschauen, Rodeos und andere Veranstaltungen stattfinden.



    In einer der Viehhallen (außer Cattle gab es noch Sheep und Swine) fand an diesem Sonntag ein Flohmarkt statt.




    War wohl offiziell auch noch nicht offen, denn an den meisten Ständen wurde noch fleißig ausgepackt. Es hat mich aber auch niemand ruasgeworfen. Also habe ich mich ein wenig umgesehen und bin dann (ohne etwas zu kaufen) weiter.


    Schräg gegenüber liegt das Fort Worth Museum of Science & History, das mich an diesem Tag nicht locken konnte. Daneben weckte aber das "National Cowgirl Museum and Hall of Fame" meine Neugier.



    Ich hatte zwar keine Ahnung, was mich dort erwartete aber da es geöffnet hatte und das Wetter weiter recht usselig war, bin ich einfach mal rein. Ich war positiv überrascht. Die Ausstellung zeigt einiges über das Leben (und Leiden) der Pionierfrauen, die die Entwicklung des Landes wesentlich mitgeprägt haben. Außerdem gibt es in der Hall of Fame eine Menge Memorabilia von diversen Rodeoreiterinnen und eine kleine aber feine Ausstellung der Malerin Georgia O' Keeffe, die mir sehr gut gefallen hat. Wäre mal eine eigene Reise wert, die Schönheiten New Mexicos auf des Spuren dieser Malerin zu besuchen.


    Fotos waren drinnen leider mal wieder keine erlaubt (warum eigentlich?).


    Auf dem Weg zurück zum "Modern" fand ich noch diese nette Staue



    Sie ist wohlgemerkt dem Pferd gewidmet (Midnight) und nicht etwa dem Reiter, der da gerade etwas unkonventionell absteigt.


    Inzwischen besserte sich auch zusehends das Wetter und kurze Zeit später lachte die Sonne von einem mehr oder weniger blauen Himmel als wäre nichts gewesen.


    Das Modern Art Museum of Fort Worth hat mir sowohl architektonisch als auch von der ausgestellten Kunst her sehr gut gefallen.





    Die Sammlung zeigt einen sehenswerten Querschnitt durch die Kunst des 20. (und 21.) Jahrhunderts.




    Besonders gefallen hat mir diese Serie von Fotos



    Es handelt sich um Bilder von vier Schwestern, die der Fotograf über 30 Jahre jedes Jahr fotografiert hat, immer in derselben Gruppierung. Interessant zu sehen, wie sich die Gesichter im Laufe der Jahre verändern und wie sich in den Bildern auch die Veränderungen im Verhältnis der vier untereinander widerspiegeln. Leider habe ich vergessen, wie der Künstler heißt.


    Danach hatte ich erstmal genug von der Kultur und bin zu meinem Hotel gefahren. Übernachtet habe ich in einem netten B&B im Bereich des Sundance Square namens Ettas Place.
    Bei schönstem Wetter (Sonnenschein und in der Sonne sicher 20°C) habe ich mich von dort auf den Weg Richtung Stockyards gemacht. Ich hatte in Erinnerung, dass es vom Sundance Square etwa 4 km dorthin wären und auf dem Stadtplan gesehen, dass es eigentlich immer nur geradeaus ging. Also habe ich mich entschieden das schöne Wetter zu genießen und zu Fuß zu gehen.



    Eigentlich hätte mich misstrauisch machen sollen, dass nach diesem Blick zurück auf Downtown der Bürgersteig schon auf der Brücke über den Trinity River einfach aufhörte. Die Gegend hinter der Brücke war auch nicht wie angenommen ein Wohngebiet sondern ein überwiegend ziemlich herunter gekommener Business District mit verlassenen Lagerhallen, mit Brettern vernagelten Fenstern, etc.
    Zurück laufen hätte zu lange gedauert aber ein Taxi hätte ich jetzt schon gerne genommen. Es kam natürlich keins. Außerdem stellte sich heraus, dass ich mich mit den Einheiten etwas vertan hatte. Es waren nicht 4 km sondern etwas über 4 Meilen bis zu den Stockyards. Lange Rede - kurzer Sinn: Nicht nachmachen!


    Nach gut 11/2 Stunden war ich endlich da.



    Der "Stockyards National Historic District" besteht eigentlich nur aus einer Straße, der Exchange Avenue mit diversen mehr oder weniger historischen Gebäuden mit Saloons, Restaurants, Hotels und den üblichen Andenkenläden, sowie dem Livestock Exchange Building und der Stockyards Station, wo früher die Rinder auf die Züge verladen wurden.



    Longhorns sind eigentlich ziemlich beeindruckende Tiere aber so zum Reittier für Touris degradiert doch eher ein trauriger Anblick



    In der Stockyard Station werden heute keine Kühe mehr verladen sondern Touristen gefüttert, getränkt und in Andenkenshops um ihr Geld erleichtert.



    Trotz meines etwas beschwerlichen Anmarsches war ich noch pünktlich für den "Cattle Drive", bei dem eine "Herde" Longhorns einmal die Exchange Avenue herunter getrieben wird.



    Das Stockyards Museum und die Cowboy Hall of Fame habe ich ausgelassen und auch das Cowtown Coliseum, in dem an diesem Tag leider kein Rodeo stattfand. Nach Billy Bob's Texas, "the worlds largest honky-tonk" stand mit ebenfalls nicht der Sinn. Ich habe es mir lieber an der Theke des White Elephant Saloon gemütlich gemacht, ein oder zwei texanische Bierchen getrunken (lecker!), der Band gelauscht und mich ein wenig mit meinen Thekennachbarn unterhalten. War sehr nett.



    Als ich wieder raus kam war die Sonne weg und es pfiff ein kaltes Windchen durch die Straßen, so dass ich im T-Shirt und ohne Jacke doch ziemlich gefroren habe. Diesmal fand sich aber zum Glück ein Taxi, das mich sicher nach Downtown zurück gebracht hat.


    Nach einer kleinen Runde durchs abendliche Downtown war ich zum Abendessen im Reata. Sehr leckere southwestern Cuisine, dazu ein brauchbarer Rotwein und das ganze direkt neben dem Hotel, so dass der Verdauungsspaziergang nach dem Essen ausfallen konnte.


    Fazit: Fort Worth hat mir insgesamt deutlich besser gefallen als Dallas. Wenn ich noch mal in die Gegend komme, werde ich sicher eher dort übernachten. Es gehört aber auch nicht zu den Städten wie New York, Chicago, SF, L.A., San Diego oder Las Vegas, wo es mich immer wieder hinzieht.

  • 22.2.10 Capitol & Confederates


    Morgens gab es ein leckeres Frühstück bei Etta, bestehend aus Quesillada und frischem Obst. Gegen 10:00h habe ich dann die erste längere Fahretappe in Angriff genommen: Ca. 200 Meilen nach Austin.
    Petrus schien sich an diesem Tag etwas mehr Mühe mit dem Wetter gegeben zu haben. Zumindest lugte schon morgens hie und da die Sonne hervor.


    Die Fahrt über den Interstate verlief ereignislos um nicht zu sagen langweilig (außer dass ich mich wieder über den fehlenden Tempomat geärgert habe).
    Gegen 13:00h kam ich beim Hotel am nördlichen Rand der Innenstadt an. Ich hatte über Hotwire für etwas über 100$ die Mansion on Judges Hill "geschossen". Sehr hübsches Hotel, besonders das historische Haupthaus, das Goodall Wooten House oder eben die "Mansion" hat mir gut gefallen.



    Netterweise war mein Zimmer schon bezugsfertig, so dass ich mein Gepäck loswerden konnte und einigen "dringenden Verrichtungen" nachgehen. Nach einem kurzen Snack aus der Kühlbox habe ich mich zu Fuß auf den Weg in die Stadt gemacht.
    Stadtplan brauchte ich nicht, da die Kuppel des Capitols schon vom Hotel aus sichtbar war.
    Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch konnte ich es dann aus der Nähe bewundern, wenn auch zunächst nur im Gegenlicht.



    Ich bin eine ganze Weile um das Capitol bzw. durch die direkte Nachbarschaft geschlendert und habe es von allen Seiten bewundert.




    In der Parklandschaft um das Capitol stehen wie nicht anders zu erwarten diverse heroische Stauten und Denkmäler.



    Die "Heroes of the Alamo" dürfen natürlich nicht fehen.


    Ansonsten gab es diverse Statuen, die an "Kämpfer für die Freiheit" und "Helden, die sich für die gute Sache geopfert haben" erinnerten. Allerdings waren damit nicht etwa Soldaten aus dem Befreiungskrieg gegen die Engländer gemeint (da war Texas ja noch ein Teil von Spanien) oder aus dem zweiten Weltkrieg sondern Kämpfer aus dem Bürgerkrieg.





    Wenn man die Inschriften so liest könnte man glatt auf die Idee kommen, dass Sklavenhaltung ein Grundrecht ist und Texas nicht etwa ein gleichberechtigter Staat der USA sondern ein von einer dunklen Macht besetztes Gebiet. Also so etwa wie Bayern ;)


    Passt von der Geisteshaltung zu der in Texas/den USA gerade aktuellen Schulbuchdebatte. Da hat Texas beschlossen, die Geschichte, die an den Schule gelehrt werden soll, nach eigenen Wünschen um zu schreiben.
    "The World according to Bush" oder so.


    Ansonsten hat Austin eigentlich einen sehr liberalen und für texanische Verhältnisse geradezu alternativen Ruf. Dazu passt auch das inoffizielle Motto der Stadt: "Keep Austin Weird!".


    Von den Stufen des Capitols schaut man die Congress Avenue hinunter, die schnurgerade bis zum Colorado River läuft. dabei handelt es sich natürlich nur um die texanische Variante, das Original mündet ja in Mexico in den Golf von Kalifornien bzw. versickert irgendwo auf dem Weg dahin.



    Den Rest des Nachmittags bin ich in diversen Schlenkern bis zum Fluss hinunter und wieder zurück zu Capitol gelaufen. Mir hat die Mischung zwischen historischen Häusern und moderner Architektur ganz gut gefallen.





    Besonders solche Spiegel-Spielereien mag ich ja immer wieder gerne:



    Zwischendrin gab es auch Überreste nicht ganz so historischer aber trotzdem interessanter Werbung zu bewundern.



    Ganz witzig fand ich diese Staue, die an Angelina Eberly erinnert. Sie wurde berühmt, weil sie einen Kanonenschuss abgefeuert hat als Sam Hostons Truppen versucht haben, das Staatsarchiv (bzw. die Unterlagen darin) zu stehlen, um sie nach Houston zu bringen, dass er zur Hauptstadt machen wollte. Aufgeschreckt durch den Kanonenschuss, der nebenbei ein ziemliches Loch in das Land Office Building gemacht hat, verhinderten die Bürger von Austin den Abtransport der Unterlagen und Austin blieb Hauptstadt.
    Die spinnen, die Texaner :pipa: :MG:



    Direkt am Fluss gibt es diverse Parks und Grünflächen, in denen aber außer den unvermeidlichen Joggern nichts interessantes zu sehen war.



    Von der Brücke über den Fluss habe ich noch einmal den Blick zurück zum Capitol geknipst.



    Auf dem Rückweg habe ich noch die eine oder andere Kneipe aufgesucht und eine Kaffe und ein oder zwei Bier getrunken. Die Kneipenszene in Austin ist durchaus nett. Vor allem gibt es viele Läden, in denen Live-Musik gespielt wird. Leider war ich ja für das South by Southwest Festival, einige Wochen zu früh dran, bei dem ganz Austin mehr oder weniger zu einer einzigen Bühne bzw. einer einzigen Kneipe wird.


    Vom Capitol habe ich ein Taxi zurück zum Hotel genommen. Eigentlich hatte ich vor gehabt,. abends noch mal in die Stadt zu fahren und dort zu essen aber die Faulheit hat gesiegt und ich habe es nur noch bis zum Restaurant des Hotels geschafft.
    War aber ganz ordentlich.


    Austin, oder der kleine Teil, den ich davon gesehen habe, hat mir recht gut gefallen.
    Morgen geht es dann ins Hill Country und nach San Antonio.


    Korrigiere, morgen geht es nach San Antonio. Der abendliche Wetterbericht sagte für den nächsten Tag Schneefälle voraus. Wenn man die Berichterstattung im Fernsehen sieht, könnte man auf die Idee kommen, dass der Region eine Schneekatastrophe mit 50 bis 100 cm Neuschnee, Sturm und Temperaturen von -40°C droht. "Stay home if you can", "expect chaos on the roads", etc., etc.


    Angesagt sind übrigens 3-5°C und 2-4 cm Schnee! :gg: :gg:


    Trotzdem wird das Hill Country dann wohl ausfallen. Bei Schnee, Schneeregen oder Regen reizt ich das nicht so besonders.

  • 23.2.10 Snow & Shopping


    Morgens war es wie angesagt kalt und ungemütlich. Auf dem Rückweg vom Frühstück im Hotelrestaurant mischten sich tatsächlich auch einige Schneeflocken unter den Regen. Das war dann aber auch schon alles, was ich von der angekündigten "Schneekatastrophe" mitbekommen habe.


    Leider blieb es aber kalt und es regnete mehr oder weniger den ganzen Tag. Von dem geplanten Ausflug ins Hill Country habe ich mich gedanklich daher schon früh verabschiedet.
    Daher kam mir ein Wegweiser zu einer Outlet Mall kurz hinter San Marcos ganz recht. Und es war nicht irgend eine kleine Mall. Hier liegen direkt nebeneinander ein Tanger Outlet Center mit über 100 Läden und die Prime Outlets San Marcos mit 140 Geschäften, nach eigener Aussage das größte Shopping-Center in Texas und das drittgrößte der Welt. Keine Ahnung, worauf sich das bezieht. Demnach müsste das Centro in Oberhausen ja mit über 200 Läden und mehr als 15000 Parkplätzen ja eines der zwei weltgrößten Shopping-Center sein.
    Oh, wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Es ist das drittgrößte Outlet-Shopping Mall der Welt.


    Egal, mir war es auf jeden Fall groß genug. Diesmal habe ich mich sehr amerikanisch benommen und bin auch 30 oder 40 m von Laden zu Laden mit dem Auto gefahren. Es hat nämlich immer noch ordentlich geschifft und war lause kalt. Zum Glück war nicht viel los, so dass ich jeweils direkt vor der Ladentür parken konnte.
    Zwei Jeans, ein paar Polos, ein bisschen Wäsche und einen Kaffee später war ich wieder auf der I35. Gegen Mittag bin ich in San Antonio angekommen. Es regnete immer noch, so dass ich als erstes das Marion Koogler McNay Art Museum (oder kurz das "McNay") angesteuert habe. Wenn das mit dem Wetter so weiter geht, wird aus dieser Reise noch ein richtiger Bildungsurlaub ;).
    Das Museum besteht aus einer alten alten Villa im spanischen Stil mit hübschem Innenhof und einem modernen Anbau aus Stahl und Glas.






    Architektonisch recht interessant und die Sammlung ist durchaus ebenfalls sehenswert -von mittelalterlicher Altarkunst bis zu zeitgenössischen Malern und eine interessante Sammlung von Theaterkunst (Entwürfe zu Bühnenbildern, Kostüme, etc., etc.).




    Gegen 15:00h habe ich mich auf den Weg zu meiner Unterkunft für die nächsten zwei Nächte gemacht. Das Brackenridge House ist ein schnuckeliges B&B im King William Historic District, einem von deutschen Kaufleuten gegründeten (und nach Kaiser Wilhelm benannten) Viertel mit fast durchgehend erhaltenen und überwiegend schön restaurierten Villen aus dem späten 19.Jahrhundert.



    Man beachte die extra mir zu Ehren aufgehängte Flagge über dem Eingang.


    Ich bekam ein Zimmer im Erdgeschoss mit Zugang zu einer kleinen Terasse mit Whirlpool. Auch den Pool im Garten der Besitzer im Nachbarhaus hätte ich benutzen können aber irgendwie stand mir bei weiterhin max. 10°C nicht so unbedingt der Sinn danach.




    Nachdem ich mein Gepäck ausgeladen hatte, habe ich mir einen Kaffee gekocht und mich erstmal etwas aufgewärmt. Später am Nachmittag hörte der Regen endlich auf, so dass ich mich zu Fuß am San Antonio River entlang auf den Weg Richtung Downtown gemacht habe (vielleicht 20 min zu laufen).
    Der River Walk hat mir auch bei grauem Wetter richtig gut gefallen. Hat ein fast mediterranes Flair.



    Nett fand ich besonders dieses Amphitheater mit der Bühne auf der anderen Flussseite.



    Nach einer kurzen Runde durch "La Villita", einer spanisch geprägten kleinen Siedlung aus dem späten 18. Jahrhundert, die heute fast ausschließlich aus Andenken- und Kunstgewerbs-Läden besteht (und wegen Renovierungsarbeiten nicht so besonders attraktiv war), habe ich mich in einem Irish Pub nieder gelassen und ein Bierchen getrunken.



    Später habe ich im Fig Tree Restaurant in La Villita ein sehr leckeres Lamm genossen und mir später in meinem Zimmer noch einen Schluck Rotwein gegönnt und versucht, auf dem "riesigen" Fernseher ein Basketballspiel zu verfolgen.


    Für den nächsten Tag waren tatsächlich durchgehend Sonnenschein und Temperaturen bis 20° angesagt! Wäre ja fast zu schön, um wahr zu sein ;)

  • 24.2.10 Fernsicht und Freiheitskampf


    (Ich weiß, langsam werden die Alliterationen etwas gezwungen. Mal schauen, wie lange ich noch durchhalte ;)).


    Um 9::00h gab es ein hervorragendes Frühstück, bei dem ich mich sehr gut mit dem einzigen anderen Gast, einem Australier aus der Nähe von Brisbane, und Lily, der mexikanische Managerin, unterhalten habe.


    Deutlich später als geplant habe ich mich gegen 11:00h zu Fuß auf den Weg in die Stadt gemacht.


    Mein erstes Ziel war der 225m hohe Tower of the Americas, von dessen Aussichtsplattform man eine wunderbare Fernsicht und einen tollen Blick über die ganze Stadt hat.




    Nachdem ich mich von dort oben orientiert hatte, bin ich vorbei an der "Freedom Torch" oder "Friendship Torch" (habe beide Namen gelesen) direkt in die texanische Geschichte eingestiegen.



    Natürlich war das legendäre "The Alamo" mein Ziel. Eigentlich nur eine von mehreren Missionen entlang des San Antonio River ist The Alamo ein Symbol für den texanischen Freiheitskampf geworden. 1744 als Mission gegründet (Vorläufer 1718) erlangte es einige Berühmtheit, weil sich hier 1836 200 Texaner unter dem Befehl von Colonel Davis den Truppen von General Santa Anna mit etwa 7.000 Mann entgegen stellten und allesamt getötet wurden (darunter berühmte Männer wie Davie Crockett und Jim Bowie). Legendär sind das "Motto" dieser Auseunadnersetzung "Victory or Death" und der Schlachtruf der texanischen Truppen in den weiteren Schlachten, die schließlich zur Unabhängigkeit Texas von Mexiko führten: "Remember The Alamo!"
    Ein Grund für das streben nach Unabhängigkeit war im übrigen wohl neben dem Kampf gegen die Diktatur Santa. Annas, dass Texas nach mexikanischem Recht die Sklaverei nicht einführen durfte.


    Heute ist es eine der meist besuchten historischen Stätten in den gesamten USA mit über 4 Millionen Besuchern/Jahr. Erhalten sind die Kapelle (heute ein "National Shrine, in dem nicht fotografiert werden darf) und einige Baracken, in denen eine ganz interessante Ausstellung zu sehen ist.



    Und natürlich ein heroisches Denkmal auf dem Platz davor.



    Der Eintritt ist frei, nur für den Audio Guide zahlt man ein paar Dollar. Ich habe ihn mir gegönnt. Ist wie immer bei solchen Ausstellungen absolut professionell, interessant gemacht und sein Geld wert, wenn man über die zum Teil seeeeeehr patriotischen Töne hinweg hört.


    Auch die gesamte Anlage ist mit einigen Rasenflächen und Brunnen sehr hübsch.



    Hier die "Six Flags of Texas"



    Wer von Euch kann sie aufzählen (ohne Wiki oder Google zu fragen)? Ich bin nur auf 5 gekommen.


    So viel Geschichte macht Durst! Also habe ich mich zum Riverwalk vor "gearbeitet" und irgendwo in der Sonne ein kaltes Bier genossen, bevor ich große Teile davon abgelaufen bin (vom Riverwalk, nicht vom Bier).





    Fand ich ihn gestern bei grauem Himmel und kühlem Wetter schon sehr nett, war ich heute bei strahlendem Sonnenschein noch deutlich mehr angetan. Hat wirklich eine mediterrane Atmosphäre, für amerikanische Großstädte eigentlich ganz untypisch, vor allem weil es hier unten zwar Boote aber kein einziges Auto gibt ;)




    Ich gebe zu, ich war sehr stark versucht, mich einfach irgendwo niederzulassen und hier im schönsten Sonnenschein mit ein paar Bierchen oder Weinchen zu versacken. Aber ich war standhaft und habe mir noch ein wenig mehr von San Antonio angeschaut.


    Die San Fernando Cathedral fand ich schon von außen durchaus interessant, vor allem weil sie tatsächlich recht alt ist (erbaut 1738 von Einwanderern von den kanarischen Inseln).



    Drinnen war ich erst genervt, weil gerade eine High School Klasse durch die Kirche gescheucht wurde, angeführt von einer Lehrerin mit durchdringender Stimme und großem Sendungsbewusstsein. Irgendwann habe ich angefangen, ihr zuzuhören und festgestellt, dass sie wusste, wovon sie sprach. Wahrscheinlich habe ich im Endeffekt mehr von ihrem Vortrag mitgenommen als ihre Schüler ;)



    Von dort ging es vorbei am (nicht besonders eindrucksvollen) spanischen Gouverneurspalast weiter zum Market Square. Früher war es hier sicher pittoresker als noch Gemüse, Obst und Fleisch verkauft wurden aber auch heute noch ist es zumindest hübsch bunt in den Markthallen.




    Und wo sonst kann man in den USA schon "echt mittelaterliche" Ritterrüstungen kaufen?



    Außerhalb der Markthalle habe ich immerhin einen Kumpel getroffen, der mit mir eine geraucht hat.



    So langsam taten jetzt die Füßchen weh, so dass ich zumindest mal in die grobe Richtung meines B&B gelaufen bin.


    Wieder ging es am Fluss entlang, der hier weniger kulinarische Attraktionen bietet aber trotzdem nett anzuschauen ist.



    Da mir Lilly (die B&B-Managerin) einen Rundgang durch den King William District dringend ans Herz gelegt und mir extra einen kleinen Führer über die einzelnen Häuser mitgegeben hatte (und er sowieso auf meinem Weg lag), habe ich mir auf den letzten Metern zum Hotel zumindest noch einige der historischen Villen angesehen. Fazit: Hier könnte ,am es durchaus aushalten!




    Das eine oder andere nette "Behelfsheim" war dabei.





    Als ich endlich wieder in meinem Zimmer angekommen war, hatte ich keinerlei Gefühl mehr in meinen armen Füßen. Dafür stiegen hübsche Rauchwölkchen auf ;)
    Leider kam das Gefühl (schmerzhaft) zurück :(


    Ein halbes Stündchen in Outdoor-Whirlpool tat Wunder und wenig später fühlte ich mich gestärkt genug, um noch einmal zum Riverwalk zu latschen. Dort habe ich an irgendeiner Bar mit zwei Bikern aus Tenessee ein paar Bierchen gezischt und war dann im "Little Rhine Steakhose" essen. Keine Ahnung, was der gute alte Rhein damit zu tun hat aber das Steak war lecker.


    Zurück wäre ich gerne mit einem Taxi gefahren aber es kam keins. Irgendwie habe ich die 11/2 bis 2 km aber auch noch hinter mich gebracht und bin nach einer letzten Zigarette auf der Veranda trotz (oder wegen?) laufendem Fernseher sanft eingeschlummert.


    Das war der letzte Städtetag. Ab jetzt kommt Natur pur (und ein paar Fahrtage).


    San Antonio hat mit von den von mir besuchten texanischen Großstädten mit Abstand am besten gefallen. Her würde ich tatsächlich gerne noch mal hinkommen. So etwas wie den River Walk habe ich sonst in den USA noch nirgends gefunden. Mehr Venedig als das Venetian ;).

  • 25.2.10 Fahren und faulenzen


    Heute wird es ein kurzer Bericht.
    Das Frühstück hat wieder recht lange gedauert. Das heißt das Frühstück selbst nicht so sehr aber die Gespräche. Außer dem Australier, Lily und mir waren heute noch eine amerikanische Neurologin, eine englische Hotel-Managerin und Sue, die Besitzerin dabei, Wir haben uns im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und vor allem die Welt unterhalten. Sues Mann war Colonel bei der US-Army und die beiden waren schon überall stationiert (Europa, Asien, Südsee, Kuweit, etc., etc.) War sehr interessant und lustig.


    Nachdem ich mich endlich los gerissen und mein Gepäck verladen hatte, war es schon nach 11:00h. Das Wetter war gut, die Landschaft unterwegs aber recht langweilig.




    Zwischen den beiden Bildern liegt immerhin eine Stunde Fahrt und vorher und nachher sah es nicht wesentlich anders aus. Viel Landwirtschaft, ein paar Hügelchen und das war es auch schon.
    Also bin ich in einem Rutsch die ca. 160 Meilen über die US 181 und die Tx 239 + 35 durchgefahren Bis nach Rockport an der Golfküste.


    Das ist ein kleines Örtchen mit Hafen, ein paar Hotels und Restaurants und natürlich vielen Ferienhäusern. Liegt etwa 30 Meilen westlich von Corpus Christi an der Aransas Bay gleich neben dem Aransas National Wildlife Refuge, was auch der Grund war, warum ich mir dieses Nest ausgesucht hatte.


    Übernachtet habe ich im Lighthouse Inn einem schicken Hotel gleich neben dem Hafen. Durch die Terrassentür waren es nur wenige Meter bis zum Wasser.



    Rockport und das benachbarte Port Aransas sind ein Zentrum des amerikanischen Sex-Tourismus. Überall werden hier Vögelkreuzfahrten angeboten. Vergnügungssüchtig wie ich bin, wollte ich da natürlich mitmachen und mir eine solche Birding Cruise nicht entgehen lassen.


    In den letzten Tagen hatte ich zwar mehrfach daran gedacht, telefonisch eine Cruise für Freitag oder Samstag morgens zu buchen aber den Gedanken leider nie in die Tat umgesetzt. Das rächte sich jetzt. In Port Aransas fand ausgerechnet an diesem Wochenende das "Whooping Crane Festival" statt und fast alle Boote, die Cruises ins Wildlife Refuge anbieten waren dort. Die Whooping Crane Tours, die ich mir im Netz heraus gesucht hatte und die mir auch vom Hotel empfohlen wurden, waren zwar prinzipiell noch in Rockport aber leider war niemand im Office und auf dem Schild an der Tür stand, dass alle Touren Freitag ud Samstag ausgebucht wären. Ich habe trotzdem mal die angegebene Nummer angerufen. Dort war aber auch niemand, so dass ich nur eine Nachricht und meine Nummer auf dem AB hinterlassen konnte.
    Also habe ich versucht, heraus zu finden, ob ich eine Tour im Rahmen des Festivals von Port Aransas buchen könnte. War gar nicht so einfach. Bei der Chamber of Commerce habe ich schließlich erfahren, dass ich eine Karte für das ganze Festival kaufen müsste und dann hoffen, dass ich einen Platz auf einem der Boote ergattern könnte. Alles first-come-first-serve, keine Reservierungen. Und die Touren dauerten statt 4-5 auch nur ein oder zwei Stunden. So ein Mist!
    Als ich gerade überlegte, ob ich vielleicht einen Tag länger bleiben könnte (wenn denn Sonntag noch was frei wäre), rief mich zum Glück eine freundliche Dame von den Whooping Cranes zurück und sie hatte auch noch ein Plätzchen für mich für den nächsten Morgen. Schwein gehabt!


    Nach so viel "Stress" hatte ich keine große Lust auf weitere Aktivitäten und habe mich mit einem Buch in einen Liegestuhl auf meiner kleinen Terasse gehauen, gelesen, die Sonne genossen und den Möwen und Pelikanen zugesehen.



    Abends war ich in einem einfachen Restaurant irgendwo am Hafen Fisch essen. Frisch und lecker!

  • 26.2.10 Kranich und Kapitän


    Um 5:45h klingelte der Wecker! Es gibt halt kein größer Leid als man sich selber antut ;)
    Nach den üblichen morgendlichen Verrichtungen habe ich mir ein gesundes Frühstück in Form eines Kaffees und einer Zigarette auf der Terrasse genehmigt. Das Wetter sah recht viel versprechend aus. Ein wenig dunstig aber die Sonne kam durch.
    Um 5:45 war ich am Pier und langsam sammelte sich dort eine Gruppe von 12 bis 15 Vögelfreunden.
    Außer mir mir war nur noch ein weiterer Gast mit einem Stativ bewafffnet, so dass wir uns auf dem Oberdeck nicht in die Quere gekommen sind.


    Nach dem Blick auf einige Pelikane am Hafen ging es erst mal etwa 30 Minuten über offenes Wasser bevor wir die Lagunenlandschaft zwischen dem Aransas Wildlife Refuge und den vorgelagerten Inseln erreicht hatten.



    Hier gab es neben weiteren Pelikanen (grau und weiß) vor allem die hübschen Austernfischer mit ihren orangen Augen und Schnäbeln und einige Kormorane zu sehen.





    Eine Weile später tauschten dann die eigentlichen "Stars" dieser Veranstaltung auf. In leider recht großer Entfernung sahen wir diverse Whooping Cranes (Schreikraniche).





    Weltweit gibt es in freier Wildbahn nur noch etwa 350 dieser Tiere, die im Sommer im Wood Buffalo NP in Kanada brüten und jeden Winter die 4000 km lange reise zum Aransas National Wildlife Refuge antreten.
    Wir habe etwa 15 gesehen, also 2% der "Weltbevölkerung".


    Es gab aber natürlich auch noch diverse weitere Vogelarten zu sehen und zu Knipsen.


    Besonders hübsch (und exotisch) fand ich diesen Karibik-Karakara, der zu den Geierfalken gehört. Leider war er ziemlich weit weg und nur mit 400er plus Telekonverter zu erwischen, weshalb er vom schwankenden Boot nicht ganz scharf geworden ist.



    Fischadler (Ospreys) haben wir gleich mehrere gesehen, mit und ohne Beute.





    Außerdem sind mir noch Schnappschüsse von einem weißen (schwimmend) und braunen (fiegend) Pelikan gelungen.




    Kurz bevor wir umgedreht haben, kamen wir an einer Insel Kanadareiher vorbei.



    Auf der Fahrt zurück nach Rockport durften wir noch ein besonderes Highlight genießen. Sicher 10 Minuten lang "Surfte" eine Gruppe Delphine in unserer Welle. Zeitweise waren es bis zu 10 Tiere. Wunderbar anzuschauen!




    Einen ganz besonders lustigen Vogel habe ich Euch noch vorenthalten: Captain Tommy, Kapitän, Vogelkundler und Unterhaltungstalent:



    Er hat uns nicht nur sicher durch die Inseln geschippert sondern auch immer wieder mit bloßem Auge Vögel ausgemacht und gleich identifiziert, die ich mit dem Tele nur mühsam erkannt habe. Außerdem hat er uns mit einer Menge witziger Anekdoten unterhalten.


    Nach insgesamt gut 4 Stunden Fahrt waren wir gegen kurz nach 11 wieder im Hafen. Zurück im Hotel habe ich schnell die Bilder auf die Festplatte gepackt und mir dann im Boiling Pot ein Mittagessen gegeönnt. Witzger Laden. Wie der Name schon sagt, kommt alles (Seafood und leckere Cajun-Würste) gut gewürzt aus dem Boiling Pot und wird einfach auf den mit einer Papierdecke bedeckten Tisch geschüttet. Gefuttert wird mit den Fingern.


    Nachmittags habe ich das Aransas Wildlife Refuge von Land aus erkundet.


    Aber darauf müsst Ihr noch ein bisschen warten ...

  • 26.2.10 (Fortsetzung) Geier und Gürteltier


    Vom Hotel bis zur westlichen Grenze des Aransas NWR sind es Luftlinie nur 6 oder 7 Meilen aber mit dem Auto muss man leider einmal ganz drum herum, um zum Eingang zu kommen, immerhin ca. 35 Meilen.


    Am Visitor Center erwartete mich auf dem Weg vom Parkplatz der erste kleine Alligator, der mitten auf dem Weg ein Sonnenbad nahm. Und wo war meine Kamera? Im Auto natürlich!
    Egal, da kommen sicher noch mehr.


    Nach Erwerb des "America the beautiful-Pass" bin ich direkt gegenüber des Visitor Center ein Stück den Alligator Walk gelaufen. Nomen est omen - nachdem ich im dichten Schilf erst gar nichts gesehen habe, entdeckte ich bei genauerem hinsehen doch noch einige dieser Handtaschen auf Beinen.





    Sah so aus, als ob sie genau wie ich ihr Mittagessen schon intus hatten. Keiner hat sich auch nur einen Millimeter bewegt, selbst das Vieh im Wasser hat keinen Muskel gerührt.


    Außerdem habe ich noch ein paar hübschen Schildkröten zu Gesicht bekommen.



    Nach einer Weile tauchten 2 amerikanische Familien mit diversen Teenagern auf und es war vorbei mit der Ruhe. Also nix wie weg.


    Nächster Stop war die "Heron Flat". Ich habe dort tatsächlich auch einen Heron, nämlich einen jungen Blaureiher gesehen. Viel interessanter fand ich aber eine Gruppe richtig großer Alligatoren, die ein Stückchen weiter herum lag. Sehr eindrucksvoll! Die größten dürften so etwa 4 m lang gewesen sein. Von denen hätte ich keinen auf meinem Weg treffen mögen.




    Zurück auf dem Parkplatz habe ich den anderen Fotografen wieder getroffen, der sich morgens mit mir das Oberdeck auf dem Schiff geteilt hatte. Während wir uns unterhielten, raschelte es neben uns im Gras und dieser lustige Geselle tauchte auf und posierte ein wenig für die Kameras.



    Hört auf den eingängigen Namen "Neunbindengürteltier".


    Ebenfalls noch auf dem Parkplatz sah ich diesen Truthahngeier.



    Da die Zeit schon recht fortgeschritten war bin ich von dort aus bis zum Wendepunkt der Straße ohne weitere Stops durchgefahren. Dort gibt es einen großen Aussichtsturm, von dem man mit etwas Glück Schreikraniche beobachten kann. Ich hatte keins und habe daher nur etwas die Landschaft genossen.




    Von hier aus hat man die Wahl, die asphaltierte Parkstraße zurück zu fahren oder eine One-Way-Dirtroad, die im Bogen wieder Richtung Visitor Center führt. Ich habe mich für letztere entschieden.
    Die Strecke führte nun durch ausgedehnte Süß- und Salzwasserwiesen mit diversen kleinen Tümpeln und Seen.




    Hier gab es auch noch das eine oder andere Tierchen zu sehen.
    Dieses Javelina (auf deutsch "Halsbandpekari") war leider zu schnell für mich.


    Aber immerhin habe ich noch ein paar Weißwedelhirsche auf den Sensor bannen können. Einer hat netterweise demonstriert, wo der Name herkommt.




    So langsam ging es jetzt auf den Sonnenuntergang zu. Den wollte ich mir gerne an der Küste am Anfang der Parkstraße anschauen. Vorher bin ich aber noch an einem Bau hängen geblieben, auf dem sich ein Geier nach dem anderen niederließ. Schien ihr Schlafbaum zu sein.


    Dort habe ich insgesamt sicher 30 oder 40 Geier (Truthanhgeier und Rabengeier) gesehen. Leder fast genau im Gegenlicht.




    Bei dem Versuch, ein vernünftiges Foto dieser Szene hin zu bekommen, habe ich soviel Zeit vertrödelt, dass ich zum Sonnenuntergang etwas spät dran war.
    Mit Mühe gelang mir noch diese beiden Fotos bevor die Küste langsam im Schatten verschwand.




    Im dunklen bin ich wieder zurück gefahren, was insofern etwas unangenehm war, als die Farmroads, die vom NWR zum Highway zurück führen unbeleuchtet waren und in diversen 90° Kurven herum zackten. Man musste etwas aufpassen, die Kurven rechtzeitig zu sehen und nicht geradeaus in den Acker zu fahren, was sicher weder dem Bauern, noch Alamo gefallen hätte. Mir natürlich auch nicht. Ich habe es aber unfallfrei zurück zum Highway und dann zum Hotel geschafft.
    Da ich keine Lust hatte, noch weiter zu fahren und nach einem anderen Restaurant zu suchen, bin ich nochmal gegenüber zum Boining Pot und habe mir eine Riesenportion Seafod auf den Tisch schütten lassen. Dazu gab es ein kaltes Bier (nein, das wurde nicht auf den Tisch geschüttet).


    War ein sehr schöner Tag!

  • 27.2.10 Straße und Strand


    Nach einem ordentlichen Frühstück im Hotel habe ich mich auf den Weg nach Westen gemacht. Nach einem letzten Blick zurück aufs Hotel



    führte mich die Fahrt zunächst nach Corpus Christi, von dem ich aber außer dem Highway und ein paar interessanten Brücken nichts gesehen habe.



    Noch im Ort habe ich den direkten Weg nach Brownsville, wo ich heute übernachten wollte, wieder verlassen und bin die Brücke über die Corpus Christi Bay nach South Padre Island gefahren. Dabei handelt es sich um eine der Barrier Islands die sich nahezu die gesamte texanische Küste von Galveston bis zur Rio Grande-Mündung entlangziehen.
    Nach einem Yachthafen und diversen netten Ferienhäusern beginnt Richtung Süden das Padre Island National Seashore. Nach einem Besuch im Visitor Center habe ich einen ausgedehnten Strandspaziergang gemacht.



    Trotz blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein hatte ich den Strand und die Dünen zeitweise fast für mich alleine. Das heißt, ein paar andere Besucher gab es schon.



    Besonders gut hat mir dieser Kanadareiher oder Great Blue Heron gefallen.



    Und weil er so schön still gehalten hat, gibt es auch noch ein Portrait



    Ein paar Pelikane im Tiefflug kamen ebenfalls vorbei.



    Warum ich das nächste Bild gemacht habe, weiß ich eigentlich gar nicht mehr so genau, aber inzwischen hat es leider eine ganz andere Bedeutung bekommen.



    Vom Visitor Center aus kann man noch ein wenig auf asphaltierter Straße nach Süden fahren, bevor der "Belag" wechselt. Noch einmal 5 Meilen geht es auf dem fest gefahrenen Sand am Wasser entlang.



    Auch campen kann man hier, wobei ich wohl einen der anderen Campgrounds ohne Durchgangsverkehr vorziehen würde.


    Ob dieser Angler was gefangen hat, weiß ich nicht (nur das der Autofokus leider nicht ihn sondern die Wellen "gefangen" hat).



    Andere Fischer waren auf jeden Fall erfolgreich.



    Man kann mit einem 4WD auch nach dem Ende der Strandpiste noch weiter in das Reserve herein fahren aber die Ranger im VC hatten ohne Schaufel, Kompressor zum Reifendruck reduzieren (und wieder anheben) und Bleche zum unterlegen dringend davor gewarnt, da die Verhältnisse wohl aktuell besonders schwierig waren und erst am Tag vorher ein SUV für viel Geld heraus geschleppt werden musste.


    Es war aber ohnehin langsam Zeit, weiter zu kommen. Leider gibt es westlich von Corpus Chrisit keine Küstenstraße mehr. Die US 77 verläuft einige Meilen im Inland und ist daher landschaftlich ziemlich langweilig. Deshalb gibt es auch keine weiteren Bilder.


    Nach insgesamt gut 250 Meilen bin ich in Brownsville nahe der Mündung des Rio Grande angekommen und habe mir ein Zimmer im La Quinta gesucht. Inzwischen hatte es sich wieder etwas bewölkt, so dass ich erstmal ein Päuschen im Zimmer eingelegt habe, was natürlich zu einem ausgedehnten Nickerchen führte ;) Gegen 20:00h hat mich der leere Magen geweckt. Auf größere Wanderungen oder Autofahrten hatte ich jetzt keine Lust mehr, so dass mir das Nachmittagsschläfchen zu einem All-you-can-eat Buffet in einem benachbarten Family-Restauraurant und damit zum schlechtesten Essen dieser Reise verholfen hat. Satt geworden bin ich aber irgendwie.
    Zurück im Motel habe ich mit ein oder zwei Bierchen nachgespült und war anschließend recht früh in der Heia.

  • 28.2.10 Highway und Highway


    Der heutige Tag ist schnell erzählt. Ich bin bei überwiegend wolkigem Himmel und insgesamt usseligem Wetter über die US 83 und 277 von Brownsville nach Del Rio gefahren. Insgesamt wären es auf direktem Weg knapp 400 Meilen gewesen. Bei mir waren es noch ein paar mehr, weil die Dame aus dem Nüvi eine völlig schwachsinnige Route im Kopf hatte. Irgendwie kam es mir gleich komisch vor genau nach Norden zu fahren. Aber da ich meinem Gefühl nicht gleich getraut und auf die Karte geschaut habe, bin ich halt noch 50 Meilen zusätzlich gefahren.
    Den Rio Grande habe ich nur an einem Stausee, dem Falcon Reservoir, zu Gesicht bekommen und auch dort nur von einer hässlichen Boat Ramp bei schlechtem Wetter, so dass ich auf Fotos verzichtet habe.


    In Del Rio habe ich wieder in einem La Quinta übernachtet. Gegessen habe ich im Zimmer, nachdem ich vorher einen Deli im nächsten Supermarkt leergekauft hatte. War ganz lecker.


    Die folgenden Bilder fassen die Eindrücke des Tages ganz gut zusammen. Ein Fahrtag halt - Texas ist nun mal groß.





  • 1.3.10 Bean und Berge


    Morgens war ich früh raus und habe kurz nach Sonnenaufgang einen kleinen Spaziergang durch Del Rio gemacht. Zuerst war ich in einem kleinen Park am Fluss, wo malerisch der Frühnebel über dem Wasser stand.




    Danach war der "historic district" dran. So richtig begeistern konnte der mich nicht. Immerhin dieses Kirchlein sah vor dem inzwischen recht bedrohlichen Gewitterhimmel ziemlich gut aus.



    Ansonsten sah es eher so aus, als wäre die Zeit hier die letzten Jahrzehnte stehen geblieben.




    Dies Schaufenster-Deko fand ich bemerkenswert hässlich, besonders wenn man bedenkt, dass man hier "professionelle" Dekos anbietet ;)



    Gegen 9:00h habe ich Del Rio verlassen und mich auf den Weg zum Big Bend gemacht.
    Die dunklen Gewitterwolken waren zwar vorbei gezogen aber es war ziemlich grau und gelegentlich fielen auch ein paar Regentröpfchen.


    Hinter Del Rio fährt man erstmal eine Weile am Armistad Reservoir entlang bzw. darüber hinweg. Dabei handelt es sich um einen großen Stausee des Rio Grande. Einmal zum Wasser runter musste ich natürlich auch aber da es grau, kühl und windig war, habe ich auf größere Spaziergänge verzichtet.



    Kurz nach dem westlichen Ende des Armistad Reservoir erreicht man den Abzweig zum Seminole Canyon. Hier soll es eine der interessantesten Ansammlungen von Felszeichnungen in den gesamten USA geben. Leider sind Besichtigungen nur auf geführten Touren möglich. Ich hatte im Kopf, dass um 11:00h eine Tour starten sollte und war pünktlich um 10:45h da, nur um zu erfahren, dass die Tour schon um 10:30h gestartet wäre aber heute wegen der Regenfälle der letzten Tage sowieso ausgefallen war. Ob die Nachmittagstour stattfinden würde stand auch noch in den Sternen.


    Also musste ich unverrichteter Dinge wieder umdrehen.
    Immerhin wurde das Wetter jetzt langsam besser (es kam zumindest ab und zu mal die Sonne raus) und es gab den einen oder anderen schönen Blick auf den Rio Grande bzw. seine Seitenflüsse/canyons.



    Nach ca. 80-100 Meilen erreichte ich Langtree, die Heimat des berühmt-berüchtigten Richters, Kneipiers und Westernoriginals Roy Bean.
    Ich habe mir den Saloon angesehen, in dem er "Recht" gesprochen hat und das Opernhaus, dass er gebaut hat, um die Sängerin Lilly Langtree hierher zu locken, in die er unsterblich verliebt war.





    Anschließend habe ich noch eine Runde durch den restlichen Ort gedreht, der im wesentlichen aus einer Poststation und einer Ghosttown besteht.





    Am Ende des Ortes führt eine Dirtroad in diversen Serpentinen in den Canyon des Rio Grande hinunter, der ich eine Weile zu Fuß gefolgt bin.



    Irgendwo dort unten hat Roy Bean auf einer Sandbank im Rio Grande einen Box-Weltmeisterschaftskampf abgehalten, weil Profiboxen in den USA zu dieser Zeit verboten war, die Sandbank aber schon in Mexico lag.


    Langtree war insgesamt ein netter Zwischenstop. vor allem weil gerade bei meiner Ankunft dort der Himmel aufgerissen war.


    Auf dem weiteren Weg wechselten sich Sonne und dunkle Wolken in rascher Folge ab, zum Teil mit kurzen Schauern. Sah teilweise ganz interessant aus. Außerdem sah Texas jetzt endlich so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte, weit und einsam und nicht mehr so zersiedelt und landwirtschaftlich wie die Tage vorher.




    Am Visitor Center im Big Bend habe ich mich mit ein paar Führern über Wanderungen und 4WD-Trails im Park eingedeckt.


    Auf dem weiteren Weg im Park Richtung Süden fährt man zunächst durch eine ebene Wüstenlandschaft.



    Dann kamen schließlich die Chisos Mountains in Sicht.



    Bis ich an der Lodge angekommen war und mein Zimmer bezogen hatte, war wieder mal die Sonne ein wenig durch gekommen, so dass ich noch einen kleinen Spaziergang gemacht habe in der Hoffnung auf ein paar Sonnenuntergangsbilder.




    Leider hat es sich vor dem eigentlichen Sonnenuntergang wieder komplett bewölkt, so dass ich die Kamera ins Zimmer zurückgebracht habe und erstmal unter die Dusche gestiegen bin. Beim Zigarettchen auf meinem Balkon vor dem Abendessen konnte ich zumindest noch dieses leichte glühen festhalten.



    Nach dem Essen im Restaurant (war ganz o.k. aber ""nothing to write home about") hatten sich die Wolken wieder verzogen. Also bin ich mit Kamera und Stativ noch mal auf den Balkon und habe ein paar Langzeitbelichtungen von Bergen im Mondlicht und Sternenhimmel versucht.



    Leider hatte ich meinen Kabelauslöser zu hause vergessen, so dass richtige Startrails mit einigen Minuten Belichtungszeit nicht möglich waren.


    Inzwischen war es dank sternenklarem Himmel und der Höhenlage von ca. 2500m recht frisch geworden, so dass ich mich ins warme Zimmer und nicht allzulange später ins Bettchen verzogen habe.

  • 2.3.10 Frost und Feuerwerk


    Morgens war ich früh raus und habe fotografisch da weiter gemacht, wo ich gestern aufgehört habe.



    Für Sonnenaufgangsbilder ist de Ausrichtung des Tales allerdings nicht optimal.



    Außerdem habe ich mir den Ar*** bzw. die Finger abgefroren. Es waren -3 oder 4° C und es wehte ein kalter Wind (also gefühlte -10-15°). Irgendwann konnte ich meine Finger nicht mehr bewegen und bin zurück ins Zimmer. Klimaanlage auf volle Heizleistung gedreht. die klammen Flossen davor gehalten und nach ca. 10 Minuten konnte ich die Fingerchen wieder so weit bewegen, dass ich mir eine drehen konnte. Nach dem Zigarettchen bin ich zum Frühstück ins Restaurant gegangen. Auf dem Rückweg habe ich mir im Store der Lodge erstmal ein paaqr Handschuhe gekauft ;).


    Auf dem Weg ins Tal habe ich noch einmal einen Blick zurück geworfen. Müsste der Casa Grande Peak sein.



    Ich habe gestern übrigens hemmungslos übertrieben. Das Tal mit der Lodge liegt nur auf knapp 1700 m.


    Heute standen der nördliche Teil des Parks und der Rio Grande auf meinem Programm. Nach ca. 30 km auf der Parkstraße habe ich mein Auto am Straßenrand abgestellt und bin ca. 30 oder 40 Minuten querfeldein durch die Tornillo Flats gelaufen. Mein Ziel waren diese interessanten Formationen.




    Das wären sicher auch tolle Sonnenauf- oder -untergangsmotive aber man kann halt nicht gleichzeitig überall sein.


    Ein Stückchen weiter habe ich mir noch ein "Dinosaur Display" angeschaut, wo es aber nur ein paar Schautafeln zu sehen gab. Immerhin aber noch einmal einen schönen Blick auf die Chisos.



    Noch ein paar km weiter Richtung Norden stand der erste Ausritt jenseits des Teeres an. Zunächst gng es über eine recht gut zu fahrende Gravel Road zur Dagger Flat. Heißt so, weil die Blätter der Giant Dagger Yucca ein weni wie Messerklingen aussehen.




    Auf dem Weg zurück zweigt nach etwa 2/3 der Strecke zur Parkstraße die Old Ore Road ab. Etwa 27 Meilen "unimproved dirt road" die im Süden knapp vor dem Rio Grande Village wieder auf die Haupt-Parkstraße trifft.
    Hier waren die Verhältnisse etwas rauher. Viel Washboard und diverse kleiner und etwas größere Felsstufen, sowie einige Ansteige auf lockerem Geröll, wo 4WD vielleicht nicht unbedingt erforderlich aber doch hilfreich war.



    Zunächst fährt ma nach einem kurzen Anstieg auf einer Hochebene nahe einer Abbruchkante entlang und hat einen schönen Blick auf die Tornillo Creek Badlands mit den Chisos Mountains im Hintergrund.



    Dann wird es langsam steiler und nach einigen Serpentinen erreicht man Roys Peak, wo sich einige wenige Reste der ehemaligen McKinney Ranch finden.



    Nach der Durchquerung der McKinney Hills taucht linker Hand eine schroffe Klippe namens Alto Relex auf, die einen eine ganze Weile begleitet.



    Hier gibt es den einen oder anderen trockenen Wasserfall zu bewundern sowie eine Menge herunter gestürzter Felsbrocken, die durchaud die Größe mittlerer Trucks erreichen.



    Eine Weile fährt man jetzt durch lockeren Sand in einem trockenen Flussbett. Rechts und links zweigen Trails zu ehemaligen Mine-Sites ab, wo aber kaum noch etwas zu sehen ist (laut meiner Beschreibung, ich habe nicht nachgesehen).


    nach etwa 21 Meilen fährt man aus dem Flussbett heraus und oben parallel zum Canyonrand. Hier habe ich eine Stelle gesucht, die breit genug war, mein AUto abzustellen und bin zur Ernst Tinaja hinunter geklettert. Hierbei handelt es sich um tiefe Auswaschungen im Fels, in denen fast das ganze Jahr Wasser zu finden ist (Tinaja = Tonkrug auf spanisch).



    Westlich hat man auf der weiteren Fahrt einen immer besseren Blick auf die Sierra del Camen, die schon auf der anderen Seite des Rio Grande liegt.



    Auf den letzten ein oder zwei Meilen wird man vom Washboard noch mal ordentlich durchgeschüttelt bevor man wieder den Asphalt erreicht.
    Mir hat die Tour sehr gut gefallen. Mit einem SUV war sie eigentlich recht problemlos zu fahren. An der Strekce gibt es diverse Backcountry Campsites und unterwegs auch eine Menge Hiking Trails. Man könnte hier also sicherlich auch 2 oder 3 interessante Tage verbringen.


    Auf der Parkstraße bin ich links abgebogen und zum Rio Grande hinunter gefahren. Den ersten Blick auf den Fluss konnte ich am Rio Grande Overlook werfen, den zweiten und sehenswerteren am Boquillas Canyon Overlook.



    In diesen Canyon bin ich auch noch ein Stück hinein gelaufen.




    Auf den Felshängen auf der anderen Flussseite steht (wohl fast immer) ein Mexikaner, der die Wanderer mit mexikanischen Volkslieder unterhält. Am Strand stehen mehrere Plastikbehälter. Und wenn man einen oder zwei Dollar hinein tut, kann man beobachten, wie er mit dem Kanu hinüber kommt und sein Honorar einsammelt. Sozusagen der kleine Grenz-Kultur-Verkehr.


    Am Boquillas Canyon endet die Parlstraße. Auf dem Rückweg habe ich einen Abstecher zum Visitor Center gemacht, wo es aber nichts interessantes zu sehen gab. Für Camper ist die Ecke interessant, weil es hier einen CG direkt am Fluss gibt.


    Auf dem Rückweg bin ich nach wenigen Meilen auf eine Dirtroad abgebogen, die zu den Rio Grande Hot Springs hinunter führt. Hier gab es bis in die dreißiger Jahre eine florierendes Touristenresort, von dem aber nur noch Ruinen übrig sind.



    Hier kann man auf einem Weg direkt am Fluss entlang wanden und kommt dabei zu den eigentlichen Hot Springs, die offensichtlich auch heute noch genutzt werden.



    Der alte Herr muss wohl in der Nähe des Parks wohnen, denn er erzählte, dass er mindestens einmal die Woche hier herunter kommt. Er war gut ausgestattet. In einer Felsnische hinter ihm hatte er sien kaltes Bier und die Zigarre verstaut. Wir haben uns eine ganze Weile unterhalten, bevor ich mich verabschieden musste, weil ich noch ein paar Sonnenuntergangsbilder machen wollte. Schade, dass ich keine Badehose dabei hatte.



    Auf dem Parkplatrz habe ich dann nicht schlecht gestaunt, weil das einzige andere Gefährt außer meinem Liberty eine 750er Geländemaschine war, die dann ja wohl dem Badefreund gehört haben muss.


    Für den Sonnenuntergang hatte ich mir den "Tunnel View" mit dem schönen Blick auf die Sierra del Carmen ausgesucht.



    In der einbrechenden Dunkelhait musste ich noch den einen oder anderen Stop einlegen, denn der Himmel rannte nach Sonnenuntergang noch ein ziemliches Feuerwerk ab.




    Auch als ich viel später wendlich zurück in der Lodge war, zeigte sich am ansonsten finsteren Hummel noch ein leichtes oranges Licht, so dass ich mein Stativ auf den Bakon packte, um zu testen, was eine LZ-Belichtung wohl daraus macht.


    25 Sekunden später zeigte das Display der Kamera dieses Bild:



    Mit bloßem Auge war wirklich fast nichts davon zu sehen. Nur ein oranger Schimmer bei ansonsten fast schwarzem Nachthimmel.


    Gerade noch rechtzeitig war ich gegen 21:00h im Restaurant, um meinen inzwischen beachtlichen Kohldampf zu stillen.
    Nach dem Essen habe ich mir im Zimmer noch ein Glas Rotwein gegönt und habe versucht, etwas zu lesen. Bald fielen mir aber die Augen zu. War ein langer Tag.


    Nach den Minustgraden am Morgen stieg das Thermometer übrigens tagsüber bis auf angenehme 23-27°C.

  • 3.3.10 Boulders & Badlands


    Mitten in der finsteren Nacht klingelte der Wecker, weil ich bin zu meinem Ziel für den heutigen Sonnenaufgang noch ein Stück Auto fahren und ein bisschen wandern musste.


    Zuerst habe ich mich vorsichtig die Serpentinen den Berg herunter "getastet", bevor ich auf die Schotterpiste zu den Grapevine Hills abgebogen bin. Etwa 10 km führte diese recht ordentliche Piste zum Trailhead. Gleich am Anfang habe ich im Dämmerlicht ein Schlagloch übersehen und wurde ordentlich durchgeschüttelt. Die Stoßdämpfer haben es zum Glück überlebt und ich war spätestens jetzt völlig wach ;).


    Vom Trailhead führte eine etwa eine Meile lange Wanderung durch ein lang gestrecktes Tal mit vielen interessanten Felsformationen die ein wenig an das Chiricahua NM erinnerten. Am Ende hat an eineem erhöhten Aussichtspunkt netter weise jemand ein paar große Felsbrocken auf einander geschichtet. Balanced Rock nennt sich das und sieht bei Sonnenaufgang recht nett aus.



    Auch die Felsen daneben glühten hübsch im frühen Sonnenlicht.



    In die andere Richtung sieht das ganze eigentlich wegen der Aussicht durch das Rock-Window noch besser aus, auch wenn man diese Aufnahme wohl besser bei Sonnenuntergang macht.



    Nach etwa einer Stunde bin ich den gleichen Weg, den ich gekommen bin, wieder zurück gelaufen.



    Hier unten war es nicht ganz so kalt wie gestern morgen aber die neuen Handschuhe haben trotzdem gute Dienste geleistet. Inzwischen hatte ich ordentlich Kohldampf und bin ohne weiteren Stop zur Lodge gefahren, wo ich in Ruhe gefrühstückt habe, das Auto beladen und ausgecheckt.


    Ab heute hatte ich für 2 Nächte im Lajitas Resort gebucht, am westlichen Rand des Parks zwischen Big Bend NP und Big Bend Ranch SP.


    Nach der letzten Fahrt den Berg hinunter bin ich auf die Parkstraße Richtung Westen abgebogen.
    Hier habe ich diesen Felsen bewundert, dessen Namen ich leider vergessen habe.



    Ein wenig später wurde die Landschaft immer kahler aber auch langsam bunter. Ich hatte die Maverick Badlands erreicht. Hier habe ich mir zunächst von diversen Aussichtspunkten einen Überblick verschafft und beschlossen, später am Nachmittag zurück zu kommen, um die Gegend intensiver zu erkunden.




    Zunächst bin ich aber aus dem Park hinaus gefahren. Kurz hinter der Parkgrenze kommt das Örtchen Study Butte mit Tanke, Läden und einem Hotel. Mir hat dieser Shop recht gut gefallen.



    Lange aufgehalten habe ich mich nicht, weil ich weiter wollte -zur Terlingua Ghost Town. Zunächst habe ich den Souvenirshop um 2 T-Shirts erleichtert.



    Dann bin ich eine oder zwei Stunden kreuz und quer zwischen den Ruinen herum geschlendert.





    Hat mit gut gefallen. Das Highlight war für mich der Friedhof, der bis heute genutzt wird.



    Besonders ein Grab hatte es mir angetan. Scheint ein interessanter Mensch zu sein, der hier beerdigt wurde und die Beerdigung war wohl auch ein "nettes" Fest.



    Auf dem Schidchen stand Gonzo - live life full!


    Von Terlingua aus waren es noch etwa 25 Meilen nach Lajitas, wo ich mein Domizil für die nächsten beiden Nächte bezogen habe. Sehr nett:





    Die Mittagsstunden habe ich mich mit einem Buch auf die Veranda im Schatten verbracht. Heute waren es immerhin das erste Mal über 80°F.


    Zwischen 15 und 16:00h habe ich mich wieder auf den Weg in den Park gemacht. Zunächst habe ich gleich hinter dem Parkeingang die Aussicht auf die umliegenden Berge bewundert.




    Dann habe ich mein Auto irgendwo am Straßenrand abgestellt und bin aufs gerate wohl in die Badlands hinein gelaufen. Mir haben die verschiedenfarbigen Formationen sehr gut gefallen.




    Hätte sicher bei Sonnenuntergang noch besser ausgesehen (intensivere Farben) aber leider versteckte sich die Sonne mehr und mehr hinter Schleierwolken.



    Auf die Art habe ich es immerhin noch im hellen zurück zum Hotel geschafft. Dort habe ich abends recht gut gegessen und dabei schön auf der Terrasse sitzen können.
    Langsam ist das Wetter so, wie ich es mir vorgestellt habe, :gg:

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