Wandern im Südwesten - September 2012

  • Grand Canyon South Kaibab Trail - Der Abstieg!


    4.10.2012
    Der große Tag war gekommen. Um 4:30 Uhr standen wir auf. Wir waren froh schon am Vorabend unsere Rucksäcke gepackt zu haben, denn es war noch kuhdunkle Nacht. Auch ich trug heute einen Rucksack, allerdings nur einen kleinen, bepackt vorwiegend mit Wasser. Es wird ja immer angeraten pro Person mindestens 4-6 Liter Wasser dabei zu haben, was wir auch beherzigten. Noch im Gepäck waren außer belegten Bagels, einige Müsliriegel, Studentenfutter und salzige Kekse um den Elektrolyt-Haushalt in der Waage zu halten. Etwas Obst und einige Dosen Cola vervollständigte unseren Proviant. Im Gepäck waren außerdem eine Rettungsdecke und ein kleines medizinisches Notfallset. Außerdem natürlich Taschenlampen damit wir uns am Anfang besser orientieren konnten. So fühlten wir uns gut gerüstet.
    Wir parkten in der Nähe der zum „South Kaibab“ führenden Stichstraße und wollten den parallel dazu führenden Wanderweg laufen. Das war etwa 1km mehr zu laufen, was uns aber nichts ausmachte. Direkt zum „South Kaibab“ Trailhead dürfen nur Busse fahren. In der Dunkelheit konnten wir den Weg allerdings nicht finden, da er nicht angeschrieben war. Also liefen wir einfach an der Straße entlang, was zu dieser Stunde kein Problem darstellte, weil noch kein Bus unterwegs war.
    Der Himmel war noch mit Sternen übersät, und die Temperaturen lagen so bei 52° Fahrenheit. Ich hatte noch meine dünne Jacke anbehalten und lange Hosenbeine, was ich als durchaus angenehm empfand. Wolfgang war schon sommerlich in kurzer Hose.
    Kurz bevor wir am Rim ankamen, überholte uns dann der Hikers-Bus, was uns sehr verwunderte. Es hieß doch der würde erst um 6:00 Uhr fahren. Egal, jetzt kamen wir zeitgleich am Rim an. Bis die paar wenigen Leute ausgestiegen waren, machten wir uns schon auf den Weg.



    Ich machte noch schnell ein Foto von Wolfgang, dann liefen wir zügig um 5:15 Uhr los, da wir nicht unbedingt in der Meute laufen wollten. Es geht ja anfangs steil in Serpentinen runter und wir sahen etwas unterhalb von uns einige Taschenlampen leuchten. Da war wohl jemand noch früher aufgebrochen als wir. Plötzlich wurde es richtig ungemütlich auf dem Trail. Es kam ein heftiger Sturm auf, der immer wieder den Sand des Weges aufwirbelte. Deshalb war fotografieren erst mal unmöglich, außerdem konnten wir kaum aus den Augen schauen weil wir regelrecht sandgestrahlt wurden.
    Na das fing ja gut an. Mit blinzenden Augen tasteten wir uns in der Dunkelheit vorwärts.



    Je tiefer wir in den Canyon kamen, um so weniger wurde der Wind. Gott sei Dank, das wäre kein Vergnügen gewesen wenn es den ganzen Weg über so gestürmt hätte.
    Nach einer halben Stunde waren wir schon am „ Ooh Aah Point“, und das „Cedar Ridge“-Schild erblickten wir nach einer Stunde. Das ging ja recht zügig. Unterwegs hatten wir schon ein paar Fotos geschossen, als wir bemerkten, dass so langsam die Sonne aufgehen wollte.
    Ich nutzte hier erst mal die Toilette, währen Wolfgang mit drei jungen Damen ins Gespräch kam die etwas entfernt von uns eine Pause einlegten. Von ihnen waren die Lichter gewesen die wir die ganze Zeit vor uns gesehen hatten. Eine von den Mädchen war Deutsche. Sie waren sich noch nicht ganz sicher ob sie den ganzen Weg bis hinunter gehen wollten. Wir unterhielten uns etwas, dann gab es noch eine Fotosession, bei der wir uns gegenseitig ablichteten.




    Ich drängte aber zum weiter gehen. Wolfgang wollte immer wieder stehen bleiben zum fotografieren. Eine längere Fotopause machten wir an der „ O´Neil Butte“ wo wir tolle Sonnenaufgangsfotos schossen.




    Als es dann langsam heller wurde kamen uns auch zwei Muli-Karavane entgegen, die wir auf dem schmalen Weg vorbei ließen. Jetzt konnte man auch die schöne Landschaft mit ihrer unterschiedlichen Vegetation genießen. Es war gar nicht so leicht die Landschaft entsprechend zu würdigen und gleichzeitig zügig den Weg fortzusetzen. Während oben am Rim noch Bäume wuchsen, gab es hier nur kleinere Büsche und Agaven zu sehen. Am „Skeleton Point“ war es dann warm genug um die Hosenbeine weg zu machen und die Jacke auszuziehen. Dort wurde auch ein Müsliriegel gegessen. Wolfgang hatte vor dem Start schon einen gegessen, ich konnte, wohl vor Aufregung, noch nichts runter bekommen. Ich hatte immer noch keinen Hunger, aber ich zwang mich etwas zu essen. Schließlich wollte ich nicht unterwegs schlapp machen.








    Es wurde jetzt zusehends wärmer, aber immer noch war es recht angenehm. Jetzt hatte man schon mal einen Blick auf den unten fließenden Colorado, und es erschien uns nicht mehr weit. Das täuscht allerdings. Nach dem „Skeleton Point“ kamen noch mal ein paar Serpentinen, bis wir am „Tipoff“ noch mal ne Toilettenpause einlegten. Kurz darauf kam der „Panorama Point“ mit tollem Blick auf die unten befindliche Brücke, die es hieß zu überqueren.






    Unser Schritt wurde wieder etwas schneller, hatten wir es doch fast bis unten geschafft. Kurz nach dem Panorama Point kam uns ein Mann entgegen, der uns einige Zeit vorher joggend überholt hatte.





    Der war runter gejoggt und ging nun gemütlich wieder nach oben. Der Betrieb hier auf dem Trail hielt sich in Grenzen und war überschaubar.
    Kurz vor der „Kaibab Suspension Bridge“ musste man noch einen kleinen Tunnel durchqueren, und kaum über die Brücke rüber, war man schon beim „Bright Angel CG“.





    Genau um 9:30 Uhr hatten wir die erste Etappe geschafft. Wir freuten uns mächtig. Bis zur „Phantom Ranch“ wollten wir allerdings nicht gehen. Wir suchten uns in der Nähe des Baches eine schattige Ecke. Wir fanden eine Bank, die direkt am Weg lag den wir weiter gehen mussten. Hier wurde jetzt ausgiebig Essenspause gemacht.





    Erst mal gab es eine Dose Cola. Darauf hatte ich so richtig Lust, nach dem ganzen Wasser welches es auf dem Weg hinunter nur gab. Wir hatten unsere Trinksysteme im Rucksack, außerdem noch einige Flaschen Wasser. Hier auf dem „South Kaibab Trail“ konnte man im Gegensatz zum „Bright Angel Trail“ kein Wasser nachfüllen. Deshalb ist gute Einteilung der Wasservorräte wichtig. Weil es auf dem Weg nach unten noch nicht so heiß war, benötigten wir gar nicht so viel Wasser wie vorher angenommen.
    Wir vertilgten unsere Bagels, und genossen es einfach hier zu sein.





    Eine Weile noch beobachteten wir das Treiben hier unten, sahen noch einen kleinen Fuchs in der Nähe, und beobachteten wie ein Helikopter landete um Material zu bringen. Einige Ranger holten mehrere Pakete am Hubschrauber ab und brachten sie wohl zur Ranch.

  • Na Tom, hast du mit der Badehose etwas einschlägige Erfahrungen sammeln dürfen? :lach2:


    Gott sei Dank hat uns unsere Tochter rechtzeitig auf diese amerikanische Meinung der Einheimischen aufmerksam gemacht, und ihrem Vater angedroht ihn nicht mehr zu kennen sollte er so ne Badehose in den Staaten anziehen! :hit::pff:
    Grüßle Christiane

  • Bright Angel Trail - Der Aufstieg!


    Obwohl ich eigentlich vor hatte mindestens eine Stunde zu pausieren, wurden wir unruhig und um 10:15 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg. Wir fühlten uns gut, Pause machen konnten wir
    später immer noch wenn es heißer würde. Über die „Silver Bridge“ ging es wieder auf die andere Seite des Colorado und ein Stück den „River Trail“ entlang des Flusses.






    Ein Blick zurück!


    Wir sahen einige Rafting-Boote am Ufer liegen und machten einige Fotos. Währenddessen wurden wir von einem jungen Mädchen überholt, welches wir vorher schon auf einem Stein am Wegesrand hatten sitzen sehen.




    Sie machte kurz darauf auch einen Fotostop und wir zogen wieder vorbei. Sie machte eine Bemerkung und wir kamen ins Gespräch. Im weiteren Verlauf der Wanderung schloss sich die junge Dame uns an, da sie ganz allein hier unterwegs war. Sie war sehr nett, und während der ganzen Wanderung unterhielten wir uns prächtig. Es stellte sich dann heraus, dass wir uns schon mal begegnet waren, nämlich am „Coalmine Canyon“. Sie war eines der jungen Mädchen die gerade weg fuhren als wir ankamen. Was für ein Zufall. Sie war aus Karlsruhe und mit ihrer Freundin im Südwesten unterwegs, die allerdings nicht mit in den Grand Canyon wandern wollte. Durch unsere Unterhaltung kam uns der doch lange Weg gar nicht so schlimm vor und unser Tempo war wegen der Unterhaltung auch moderat.



    Da müssen wir rauf!





    Hier sieht man den Wechsel zwischen Schatten und Licht.


    Kurz nach der Anlegestelle für die Raftingboote ging es dann bergauf, allerdings nicht sehr steil. Ich war etwas erstaunt, hier fast die ganze Zeit an einem Bach dem „Pipe Creek“, entlang zu laufen. Es war hier wegen des Wassers auch wieder viel grüner und bunte Blumen waren hier auch wieder zu sehen.




    Eine tolle Strecke, die richtig Spaß machte. Was mich noch erstaunte war die Tatsache, dass es hier sehr schattig war. Ein Großteil des „Bright Angel Trails“ verlief im Schatten, was wir natürlich sehr begrüßten. Ich war wirklich verwundert, hieß es doch in den Beschreibungen der Trails, dass es keinen Schatten geben würde und deshalb die Tour extrem anstrengend sei. Für uns war es natürlich toll da es schon recht warm war, so ca. 86° Fahrenheit. Ich denke wir hatten uns die richtige Jahreszeit für diese Wanderung ausgesucht, denn im Sommer soll es unten im Canyon teilweise über 104° Fahrenheit geben. Bei solchen Temperaturen kann so eine Tour schon zu gesundheitlichen Problemen führen. Wir aber hatten Glück und empfanden die Hitze nicht unbedingt als unangenehm.
    Wo es ging machten wir uns im Bach, unsere Schildkappen die wir trugen, vollständig nass und setzen sie so wieder auf, was wir als sehr angenehm empfanden. Es war richtig erfrischend.


    Nach kleinen Serpentinen bei „Devils Corkscrew“ ging es Richtung „Garden Creek“ nach rechts, um dann wieder, immer dem „Garden Creek“ folgend bergauf zu den „Tapeats Narrows“ geht.






    Noch einmal blicken wir zurück.



    Eine kleine Trinkpause und weiter ging es Richtung „Indian Garden“ dessen Nähe man schon erahnen konnte, da plötzlich wieder große Bäume den Weg säumten.



    Am „Indian Garden“ machten wir dann noc h mal ne längere Pause, aßen einige salzige Kekse und unser Obst. Es war wunderschön hier, allerdings auch recht voll, da hier viele, von oben kommende Wanderer hier rasteten. Für viele, die von oben kamen, war hier der Schluss der Wanderung und sie kehrten nach einer Pause wieder um.




    Dementsprechend voll war der weitere Trail. Wir beobachteten noch eine Weile das Kommen und Gehen. Man glaubt gar nicht mit welcher Ausrüstung, beziehungsweise gar keiner Ausrüstung manche Leute dort unterwegs sind. Da sieht man Leute mit Flipflops und welche mit dicken Kniebandagen, die kaum laufen können, sich den Berg hochquälen. Oder es sind welche unterwegs die gerade mal ne Wasserflasche in der Hand tragen. Man kann zwar an den Rastplätzen Wasser auffüllen, allerdings gibt es nur drei Nachfüllstationen unterwegs. Etwas wenig finde ich, wenn man nur eine kleine Wasserflasche dabei hat. Es wundert mich jedenfalls nicht, wenn immer wieder vor den Touren in den Canyon ohne entsprechende Ausrüstung gewarnt wird.



    Unsere Getränke waren ausreichend. Wolfgang füllte seinen Trinksack einmal nach, weil er die Flaschen nicht aus dem Rucksack holen wollte. Allerdings schmeckte ihm das Wasser überhaupt nicht. In den USA ist es üblich dem Trinkwasser Chlor beizumischen, was wir nicht gewohnt sind. Auch mir schmeckt dieses Wasser nicht. Gott sei Dank hatten wir genügend dabei.
    Ich hatte auch am „Indian Garden“ mindestens eine Stunde Pause eingeplant, aber auch hier reichte uns eine halbe Stunde. Irgendwie waren wir unruhig und wollten einfach hinauf. Also packten wir wieder zusammen und machten uns auf den Weg. Es kam das „Three Mile Reshouse“, „Jacobs Ladder“, in wieder kleinen Serpentinen zu der „Two Mile Corner“ und im großen Bogen zum „Mile and a-Half Resthouse“ wo noch einmal ne kleine Pause mit Toilettengang fällig war. Hier telefonierte auch unsere nette Begleitung mit ihrer Freundin, um ihr unsere ungefähre Ankunftszeit mitzuteilen.






    Wir waren unglaublich gut in der Zeit, und Wolfgang meinte wir müssten so um 15:00 Uhr oben sein. So langsam merkten wir auch die Anstrengung und wir konnten es kaum erwarten nach oben zu kommen. Man konnte den Rim schon sehen, aber es zog sich unglaublich. Es ging jetzt an das steilste Stück der Tour, in Serpentinen immer höher und höher. Das ist natürlich äußerst anstrengend wenn das heftigste Stück der Wanderung zum Schluss kommt. Wir hatten wirklich genug, allerdings nur mental, denn körperlich waren wir noch relativ fit.
    Nach den steilen Serpentinen kam endlich der „Second Tunnel“. Jetzt war es nicht mehr weit, und bald konnten wir schon die „Bright Angel Lodge“ sehen.



    Das gab uns noch mal richtig Schwung und wir zogen mit Elan weiter. Noch ein Foto beim „First Tunnel“ und die letzten Meter wurden zurück gelegt. Ein Mann, den wir überholten, machte uns noch auf Felszeichnungen hoch über uns aufmerksam, aber nicht mal die interessierten uns noch. Wir wollten nur noch oben ankommen.




    Genau um 14:50 Uhr hatten wir es geschafft! Glücklich und stolz klatschten wir uns ab. Wir verabschiedeten uns von unserer Begleitung, die diese Tour für uns recht kurzweilig gestaltet hatte. Auch sie hatte sich gefreut nicht allein den anstrengenden Aufstieg in Angriff nehmen zu müssen. So hat man sich immer gegenseitig motiviert.
    Wir mussten nun noch mit dem Shuttle-Bus versuchen zum Parkplatz unsere Autos zu kommen. Leider waren unsere Kinder telefonisch nicht erreichbar um uns abzuholen. So hatten wir noch ne Stunde Busfahrt vor uns, da wir noch einmal die Linie wechseln mussten.



    Tierischer Empfang!


    Am Auto angekommen, fotografierten wir noch unsere überaus dreckigen Schuhe, und machten uns dann auf den Weg nach „Tusayan“ wo wir für diese Nacht ein Hotel vorgebucht hatten.




    Nach der Wandertour wollte ich unbedingt in einem richtigen Bett schlafen. In der „Red Feather Lodge“ konnten wir sogleich unser Zimmer beziehen. Das Hotel war absolut in Ordnung und das Zimmer sauber und ok. Wir stiegen schnell unter die Dusche, eigentlich wollten wir noch den Pool genießen, aber ich war zu müde. Schließlich waren wir ja schon sehr früh aufgestanden und hatten einige Höhen -und Kilometer in den Knochen.





    Wie nötig die Dusche nach dieser Tour war, sieht man hier!


    Wir waren insgesamt 30,7 km gelaufen, wobei wir 1344 Höhenmeter bewältigten. Zeit in Bewegung waren 7 Stunden und 15 Minuten, gestanden, beziehungsweise Pausen hatten wir 2 Stunden und 20 Minuten. Unser Tempo bei der Tour war super, der Schnitt in Bewegung betrug 4,2 kmh, und der Gesamtschnitt betrug 3,2 kmh.


    Wir gingen noch zum Hamburger-Essen ins gegenüber liegende goldene M, dann war Schicht für mich. Um 17:30 Uhr war ich glücklich und zufrieden im Bett, während Wolfgang noch die Bilder überspielte.

  • Super dieser Bericht über den Aufstieg, das war eine richtig tolle Leistung.


    Unser Tempo bei der Tour war super, der Schnitt in Bewegung betrug 4,2 kmh, und der Gesamtschnitt betrug 3,2 kmh.


    Wenn ich diesen Durchschnitt "in Bewegung" lese ziehe ich den Hut vor lauter Hochachtung. Für mich ist das unerhört 4,2 km/h :clap1: Das hätte ich selbst vor 40 Jahren nicht geschafft, nicht mal wenn ich im Laufschritt in den Canyon abgestiegen wäre. Einfach toll. Dass ihr im Aufstieg noch den Atem zum Plaudern hattet verwundert mich, in so Situationen hätte es bei mir bloss noch ein heiseres Geröchel gegeben, ;)


    Die Bilder geben einen ausgezeichneten Eindruck über diesen Canyon und die Wegbedingungen. Vielen Dank.


    Ernst

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!