SIMPLICITY AND FAITH – ein anderes Amerika

  • SIMPLICITY & FAITH – ein anderes Amerika


    11/2 Fahrstunden von Philadelphia und man ist in Lancaster County, PA..


    Einfaches Leben mit Verzicht auf Elektrizität und moderne Errungenschaften sowie Verwurzlung in einen tiefen Glauben und enges Zusammenleben in der Familie beschreibt in einem Satz das Prinzip der Amischen in Lancaster County, Pennsylvania.


    Es gibt verschiedene Gruppierungen, hier in der Gegend wohnen die Konservativsten, die OLD ORDER AMISH.


    Amische lehnen Fotos von sich ab und beziehen sich dabei auf die alten Bibelverse, hier : Bible verse Exodus 20:4 : ‘thou shalt not make unto thee any graven image, or any likeness of anything that is in heaven above, or that is in earth beneath’.


    ... auf Deutsch: „Mach dir kein Bildnis, noch irgedein Gleichnis, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde ist". So lassen sie sich auch nicht gerne fotografieren und drehen entsprechen gerne den Rücken zu. Aus Respekt zu dieser Haltung habe ich bei späteren Bildern die Gesichter unkenntlich gemacht.





    Aber kurz zur Chronologie. Im 16. Jhr., zur Zeit der Reformation in Europa, entwickelten sich viele religiöse Gruppen, die einerseits der r.k. Einheitskirche als auch der lutherischen Reformation widersagten und damit in Schwierigkeiten gerieten. Es gab verschiedene Täuferbewegungen (Wiedertäufer) mit ablehnender Haltung zur weltlichen Obrigkeit, die alsbald verfolgt (viele getötet usw.) wurden. Eine Gruppe waren die Mennoniten ( von Menno Simons), heutige Nachbarn der Amische in Lancaster County, Pennsylvania.


    In Deutschland führte der Mennoniten-Bischof Jacob Ammann eine Gruppe/Brüderschaft (brotherhood) an (1693 die Amischen von Ammann). Sie wollten sich zur Einfachheit (im Leben und) im Glauben zurückbesinnen, wie es in der Bibel beschrieben stand (wichtig war ihnen die wörtliche Auslegung der Bibel): Corinthian:’With a very rigorous faith and very literal interpretation of the bible’.


    In Folge sahen sie sich zunehmenden Feindseligkeiten ausgesetzt, so dass schließlich im ab 1727 der Großteil der Amische ins Lancaster County, Pennsylvania, auswanderte. Dort nennen sie sich Pennsylvania Dutch (Dutch von Deutsch). Heute gibt es dort noch andere deutsche/europ. Auswanderergruppen wie Mennoniten, Brethren, früher auch die vielleich bekannteren Quäker (William Penn auch ein Quäker).


    Wir suchen nach deutschstämmigen Namen (s.Photos) und werden schnell fündig.







    Die Amische leben noch nach ihren Traditionen aus den vergangenen Jahrhunderten, angelehnt an die „Ordnung“, quasi ihr Regel- und Verhaltensbuch.


    Augenscheinlich sehen sie auch aus wie aus dem 18.Jhrh..





    Ihre Lebensart stützt sich auf die Bibel bzw. Gott. Sie leben im Glauben, in Hingabe, Bescheidenheit und im Dienst (der Familie bzw. community).




    Über einen Buggy-Ride, also eine Kutschfahrt, durch Amishland und dem, was man dabei sehen kann, sowie weitere Besonderheiten der Lebensart erzähle ich in der Fortsetzung.


    Bis dahin


    LG
    Wilhelm

  • Einige werden sicher Studieren und dann sehr schnell das andere leben kennen lernen und was dann !



    Seltsamerweise nicht, Scotty.


    Die communities wachsen kontinuierlich (auch weil Amische viele Kinder kriegen), nur wenige treten aus. Dies wird zum Problem, weil kein Platz mehr für neue Farmen da ist und die Amische, normalerweise mit Hof und Landwirtschaft verwurzelt, sich neue Beschäftigungszweige suchen müssen, die allerdings wieder zur Lebens- und Glaubensart passen müssen.


    Ich hoffe, später noch mal darauf zurückkommen zu können.


    LG
    Wilhelm

  • Danke für die Ausführungen zu den Amischen, die mir zwar bekannt waren, da ich mich damit schon mal beschäftigt habe.
    Leider hatte noch keinen eigenen Kontakt. Sicher ist das spannend das so zu erleben.



    Hallo,


    ja und auch komisch. Da fährt man 4-, 6-spurig, wie man es in den USA nun mal so kennt, Trubel, Hektik, ganz plötzlich wirds einspurig und ländlich, ruhig und dann gibt es Kutschen, Menschen in Trachten des vorletzten Jhrh., kleine Ackerbau-Parzellen (nicht so wie im Westen), scheue Menschen und Kinder, die wegsehen.


    GL
    Wilhelm

  • SIMPLICITY & FAITH – ein anderes Amerika


    Einfaches Leben mit Verzicht auf Elektrizität und moderne Errungenschaften sowie Verwurzlung in einen tiefen Glauben und enges Zusammenleben in der Familie beschreibt in einem Satz das Prinzip der Amischen in Lancaster County, Pennsylvania.


    Lancaster, schätzungsweise so groß wie Darmstadt oder Osnabrück, natürlich mit Highways ausgestattet, viel Verkehr und dann Platz für Kutschen, Tretroller, Fußgänger, und das in USA?




    Es ist wirklich verwunderlich. Fährt man östlich von Lancaster auf den mehrspurigen HWY 30 oder 340 Old Philadelphia Pike) etwas ins Ländliche oder herunter auf kleine Straßen, dann ist man im Amish –Gebiet und es wird idyllisch. Farmgebiete in leicht hügeliger Landschaft, rel. kleine Parzellen, Wohnhäuser, Kutschen und Wäsche auf den Leinen.




    Lancaster und Umgebung versuchen längst, die Andersartigkeit der Amische zu vermarkten. Hotels, Freizeitparks, Outletcenter, Restaurants, Souvenirgeschäfte usw.




    Wie kommen wir dem Amish-Leben nahe ? Wir suchen uns heute einen Buggy-Ride aus und fahren mit der Pferdekutsche ins Ländliche, um auch eine Amishfarm/Landwirtschaft zu besuchen. Dabei sind die Betreiber und Angestellten des „Aaron & Jessica Buggy Ride“ überwiegend wohl Brethren und Mennoniten, verwandte Glaubensgemeinden, die offener für Veränderungen, Kapitalerwirtschaftung und moderne Errungenschaften sind. Einige Ältere sprechen sogar etwas Deutsch mit Pfälzer Dialekt. Sie alle tragen auch die für ihre Gemeinschaft vorgeschriebene Trachtenkleidung. Ich glaube (wenn man der HP glaubt), dass nur unser Driver (früherer Farmer) ein Old Order Amish war.





    Amish sind ja Hof – bezogen und leben von der Farmarbeit oder als einfache Handwerker, deren Produkte aber sehr beliebt sind (z.B. Zimmerleute). Amish selbst lehnen Bereicherungen ab. Dadurch würden Wohlstandsunterschiede hervortreten mit Folgeerscheinungen wir Konkurrenz, Neid etc. erzeugt.


    Die Kuschfahrt beginnt auf der 340, wo der Seitenstreifen für Kuschen vorgesehen ist.




    Kutschgespanne kommen uns entgegen. Es geht durchs Ländliche mit einigen Erläuterungen,“dort eine Fruit Farm“, „da ein Farmers Market“, insgesamt ist nicht viel los, es folgen mehrere kleine Amish-Farmen mit Einspännern, Feldarbeit (Herbst) mit Mehrspännen.












    Schließlich gelangen wir auf die Amisch-Vorführfarm,




    wo natürlich ohne Elektrizität gearbeitet wird. Allerdings gibt es Druckluft und Gas für die mechanischen Anlagen (Milchpumpen usw.) sowie für die Kühlung. Federvieh, Kühe, Esel und Mulis findet man in primitiven Bestallungen,





    Amische sieht man keine, außer am Ende der Hofführung, als uns noch Eigenproduktionen angeboten werden (Deckchen in Handarbeit, Marmelade usw.). Ich weiß aber nicht mehr, ob es Amische-Frauen oder Mennoniten bzw. Bethren waren.



    Tretroller als klassisches Fortbewegungsmedium




    Alle Mann in die Kutsche zurück und in einem Bogen führt die Fahrt zurück zum Ausgangspunkt.




    Insgesamt hat das so eine gute Stunde gedauert, es war nicht so teuer (70$ oder so für 5 ?) und hat Spaß gemacht; etwas Einblick in die Lebensweise der Amischen haben wir ja auch bekommen.



    LG
    Wilhelm

  • Toll Danke Wilhelm das ist recht Spannend, da ich ja zur Zeit auch gerade das Buch lese ( So einfach wie das Leben, eine Frau bei den Amish People, die Geschichte einer Wandlung )


    da ist zum beispiel beschrieben, da Sie ja kein Auto besitzen dürfen, aber gerne mitfahren und das auch dürfen, ist jeder Freund mit einem Auto ein Willkommener Freund ! Lustig !

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!