Tag 11 (20.05.2018): Natural Bridges Loop (Owachomo-, Kachina-, Sipapu Bridge)
Heute ist der Tag der kurzen Strecken, denn das nächste und wichtigste Ziel heute erreichen wir innerhalb einer weiteren Stunde. Es handelt sich um das stark unterschätzte Natural Bridges National Monument, das – laut vieler Berichte in letzter Zeit – zwar ganz nett wäre, aber eigentlich den Umweg auch nicht wirklich wert. Schauen wir mal!
Das Natural Bridges National Monument schützt drei gewaltige, natürliche Sandstein Brücken, die allesamt im White- und Armstrong Canyon liegen: Die Sipapu Bridge, die Kachina Bridge und die Owachomo Bridge, deren Namen aus der Hopi Sprache stammen. Das National Monument ist durch einen befestigten Rundkurs erschlossen, der nur in eine Richtung befahren werden darf und alle drei Brücken haben einen eigenen Viewpoint, an dem man anhalten kann. Außerdem gibt es an jedem der Parkplätze einen Trail, der einen hinunter in den Canyon zu der jeweiligen Bridge führt. Man kann allerdings auch – ganz nach Belieben – zwei oder gleich alle drei der Brücken über einen Rundkurs miteinander verbinden und am Ende einen der Mesa Trails außerhalb des Canyons nutzen, um zurück zum Auto zu gelangen.
Wir halten zunächst am kleinen Visitor Center, das sich gleich hinter dem Parkeingang befindet. Hier nutzen wir noch einmal die Restrooms und ich kaufe mir einen Patch. Auf dem Rundkurs passieren wir zunächst den Parkplatz und Trailhead der Sipapu Bridge, dann den der Kachina Bridge und parken den Rav4 schließlich bei der Owachomo Bridge, wo wir uns und unsere Rucksäcke startklar für eine lange Wanderung machen, denn – wer hätte es gedacht – wir haben uns natürlich den längsten Trail zu allen drei Natural Bridges ausgesucht. Dieser Bericht wird jetzt sehr, sehr ausführlich, da man von der Wanderung nicht häufig etwas sieht und das Monument, wenn überhaupt, meistens nur für einen kurzen Zwischenstop und einen Blick von oben auf die Brücken genutzt wird. Das Anziehen der Wanderschuhe gestaltet sich als viel weniger schlimm, als ich es nach der Grand Canyon Wanderung vor zwei Tagen erwartet hätte, eigentlich merke ich von den Blasen zunächst überhaupt nichts. Ich will grad den Kofferraum schließen, da kommt eine Joggerin zu uns gelaufen und bittet um ein klein wenig Wasser, das wir in ihre Flasche füllen sollen, die sie in der Hand bei sich trägt… Aber klar doch! Ich frage noch, ob sie eine weitere Flasche mitnehmen möchte, aber sie lehnt dankend ab und ist schon wieder verschwunden.
Um 11:20 Uhr treten wir schließlich die Wanderung an und machen uns an den Abstieg zur Owachomo Bridge.
Von hier oben kann man sie übrigens schon sehen! Ich kann ehrlich gesagt sehr gut verstehen, warum man dem Natural Bridges National Monument nicht allzu viel abgewinnen kann, wenn man nur diese Perspektive kennt. Die Perspektive ist nun wirklich nicht sonderlich eindrucksvoll.
Der Trail ist hier noch außerordentlich gut markiert, bis nach unten zu den Brücken verirren sich ja dann doch noch einige Leute.
Für’s Protokoll: Das Betreten der empfindlichen Brücken ist strengstens verboten!
Nach nur neun Minuten Laufzeit stehen wir also vor der ersten und schmalsten Brücke, der Owachomo Bridge. Sie ist mit einer Dicke von nur drei Metern mit Abstand die dünnste der drei Bridges und jederzeit potenziell einsturzgefährdet. Auch in der Spannweite, Höhe und Breite ist sie den anderen beiden Kandidaten unterlegen, aber dennoch gefällt sie mir ausgesprochen gut. Es ist doch schon ein gewaltiger Unterschied, ob man hier unten steht, oder nur von oben drauf schaut.
Witzig, wo sich die Pflanzen überall durchsetzen können!
Hier unten sind außer uns noch drei Jugendliche, die sich aber wieder auf den Weg nach oben machen, wir sind die einzigen, die durch die Owachomo Bridge hindurch gehen und sich auf den Loop begeben. Nach wenigen Metern kommt uns eine Mutter mit zwei kleinen Mädchen dagegen, eine ist bitterlich am Weinen, denn offensichtlich hat sie eine Schlange gesehen und traut sich nun nicht mehr weiter, daher sind auch sie auf dem Weg zurück zum Auto. Ich bin ganz aufgeregt, eine Schlange?!?! Würde ich nun endlich mal eine zu Gesicht bekommen? Wir laufen aufmerksam weiter, aber können leider nichts erkennen. Der Weg führt nun wunderschön abwechselnd über Slickrock und Sand neben dem Canyon entlang, man muss teilweise aufpassen, dass man nicht zu nah an der Kante läuft, denn es geht doch noch ein ganz schönes Stück nach unten. Es ist richtig idyllisch und ruhig hier, das saftige Grün passt richtig gut zu den roten Steinen, ein echtes kleines Paradies hier und wir haben es ganz für uns alleine!
Verlaufen kann man sich hier nicht, denn man muss einfach nur dem Verlauf des Canyons folgen, der sich in vielen Kurven dahin schlängelt.
An vielen Stellen kann man sehr gut erahnen, dass der Loop äußerst selten begangen wird und sich die meisten Leute mit dem Blick von oben und maximal mit einem Spaziergang zu einer Brücke zufrieden geben. Oft ist der Weg total zugewachsen und wir sammeln heute einiges an Schrammen und Kratzer.
Überall blüht es, einfach toll wie bunt Kakteen sein können!
Inzwischen laufen wir nicht mehr oberhalb des Canyons, sondern mitten drin und erfreuen uns an der üppigen Vegetation und dem Fernbleiben sämtlicher anderen Menschen.
Habe ich gerade erzählt, man könne sich in diesem Canyon nicht verlaufen? Ich denke schon. Haben wir uns in genau diesem Canyon soeben verlaufen? Ja… Ich denke schon. Wenn irgendjemand das Talent besitzt sich an den unmöglichsten Stellen zu verlaufen, dann sind das ganz offiziell wir. Irgendwann endet jedenfalls der Weg oder das, von dem wir dachten, es sei der Weg. Wir stehen mitten auf einem Geröllhang und es geht einfach nirgendwo mehr weiter… Wie lange laufen wir schon im Unterholz ohne es bemerkt zu haben? Meine Wegpunkte helfen mir in dem Fall nicht, die sind zu ungenau und eben einfach irgendwo in der Mitte des Canyons. Wir probieren einige Wege aus, oben, unten, rechts links, überall stoßen wir ziemlich schnell auf Hindernisse, die nicht überwindbar sind oder bleiben in irgendwelchen Pflanzen hängen. Ich bin zwar massiv genervt von unserer Blödheit, das ist aber gar nichts gegen die Laune meiner Mutter. Die ist extrem angepisst und hat auch keine Lust mehr irgendwelche dubiosen Abhänge runterzurutschen, nur um den gleichen Mist kurz danach wieder hochkraxeln zu müssen. Ich sage ihr also, sie soll stehen bleiben während ich den richtigen Weg suche… Irgendwie bekomme ich nur noch mit wie ich angeschrien werde, von wegen, ich soll sofort zurück kommen und am Ende verlieren wir uns auch noch. Öhm. In dem Moment will ich irgendeine dumme Bemerkung von mir geben, denn ich bewege mich keine 20 Meter weg und WO ZUM TEUFEL SOLL ICH DENN HIN VERSCHWINDEN? Ich verkneife es mir. Irgendwann haben wir dann beide die Schnauze voll und sehen ein, das wir wohl zurück gehen müssen, weil wir den Weg echt nicht finden… Das fällt nicht nur mir schwer, denn wir haben nicht einmal die 2. Brücke erreicht. Ich suche den Weg, von dem wir gekommen sind (den wir zwischenzeitlich auch nicht wieder gefunden hatten), wir laufen keine 50 Meter zurück und plötzlich ist er da. Ganz offensichtlich und nicht zu übersehen: Der richtige Weg! Wie kann man nur so… Egal jetzt! Unsere Laune bessert sich schlagartig und wir machen natürlich weiter. Wir können auch schon jetzt über die Zickereien von eben lachen, also alles wieder gut. Im Nachhinein finde ich allein den Gedanken umzukehren total lächerlich, der Canyon war nicht besonders breit und irgendwie wird es doch wohl immer möglich sein dem zu folgen?! Nun ja.
Die Natural Bridges entstehen, im Gegensatz zu Arches, aufgrund von fließendem Wasser, meistens im Form von Flash Floods. Die Folgen derer Macht kann man immer wieder am Wegesrand erkennen. Oft ist sogar der Trail komplett weggespült und wir müssen uns unseren eigenen Weg bahnen, die letzte Flut scheint noch nicht allzu lange her zu sein.
Dieser Felsen erinnert uns an einen Schlangen Kopf! Überhaupt findet man überall die lustigsten Gebilde, wenn man ein wenig näher hinsieht. Unser Blick wandert auch immer wieder an den Canyon Wänden hoch, es wären die idealen Höhlen und Versteckmöglichkeiten für große Kätzchen, aber natürlich sehen wir nichts. Zwei oder dreimal stoßen wir auf Hinterlassenschaften, die nach eigener Erfahrung ziemlich genau zu einer Katze passen könnten.
Der Trail bleibt nach wie vor total abwechslungsreich, mal über Slick Rock, mal über sandige Pfade durch die Vegetation. Immer öfter kommen wir an kleinen Pfützen und zerstörten Wegen vorbei. Es ist alles total naturbelassen und man merkt einfach, wie wenig Leute hier vorbei kommen.
Das sind eindeutig Knochen! Wem die wohl gehört haben?!
Plötzlich führt uns der Weg steil den Slick Rock hoch, weg vom Canyon Boden…
Und dann ist bei genauem Hinsehen die 2. Natural Bridge der Runde in’s Sichtfeld gerückt, die Kachina Bridge!
Jetzt sind wir so weit hochgekraxelt, das wir uns in etwa auf halber Höhe zwischen Canyon Boden und Rim befinden, als Richtungsweiser auftauchen. Die einen schicken uns nach oben zum Parkplatz der Kachina Bridge und die anderen nach unten zu eben dieser Brücke. Also heißt es wieder ab nach unten!
Um 14 Uhr erreichen wir die Kachina Bridge, die mit Abstand breiteste (13 m) und dickste (28 m) der drei Brücken, aber nur die 2. Höchste (64 m) und die, mit der 2. längsten Spannweite (62 m). Die Kachina Bridge ist so breit und klobig, das wir uns problemlos auf einen Felsen im Schatten unter sie setzen können und eine Pause machen können. Wir lernen irgendwie nicht so richtig dazu und ziehen schon wieder unsere Schuhe aus, denn die Fußsohlen brennen schon wieder ganz ordentlich. Wir essen gemütlich einen Riegel und beobachten dabei die anderen Menschen, die es hier natürlich wieder gibt, so nah an Parkmöglichkeiten.
Wir ziehen uns die Schuhe wieder an, laufen durch die Kachina Bridge durch und machen uns auf den Weg zur 3. Und letzten Brücke für den heutigen Tag. Der Trail, der nun folgt, ist sogar noch ein wenig zugewachsener und verwilderter, offensichtlich wird er sogar noch seltener genutzt. Wir können das gar nicht verstehen, es ist keine schwere Wanderung, dafür aber unglaublich schön. Man muss ja auch nicht alle drei Bridges abklappern, aber ein bisschen im Canyon rumlaufen sollte man schon, das Erlebnis ist – wie so oft – so viel besser als vom Rim aus.
Oha… Der Kollege hier gehört aber schon zu einem größeren Tier. Irgendwie sieht der fast menschlich aus.
Es geht über Stock und Stein…
Auf dem Trail gibt es nicht nur drei wunderschöne Natural Bridges zu bestaunen, sondern auf dem Teilstück findet man auch noch einen Arch in der Wand, auch wenn er aus dieser Perspektive schwer zu erkennen ist.
Wir können unseren Augen kaum glauben, es kommt uns doch tatsächlich ein Wanderer entgegen, der auf der Suche nach den Anasazi Ruinen ist, die hier irgendwo sein müssen. Er fragt ob wir sie gesehen hätten und wir müssen leider verneinen. Keine 20 Meter weiter erblicke ich die Ruinen plötzlich links in der Wand, ich drehe mich sofort um und rufe dem Mann hinterher. Er versteht mich, schaut in die Richtung, winkt ab und geht weiter seines Weges… Öhm. Okay.
Der Canyon wird schmaler und das Wasser wird mehr! Inzwischen laufen wir immer häufiger an einem kleinen Bach vorbei, der hier bestimmt nicht dauerhaft zu sehen ist.
Hinter der nächsten Kurve ist es dann schließlich so weit, die größte der Brücken gibt sich die Ehre!
Unsere Aufmerksamkeit wird aber zunächst auf die recht große Echse an der Felswand gelenkt. Bisher haben wir eher nur kleine Knirpse zu Gesicht bekommen, aber die hier ist schon recht stattlich.
Nun aber zurück zur Brücke! Wir erreichen die Sipapu Bridge um 15:30 Uhr und sind hier vollkommen alleine. Bald schon werden wir erfahren, wieso die anderen beiden Bridges für einen schnellen Besuch beliebter sind. Die Sipapu Bridge ist 67 Meter hoch, hat eine Spannweite von 68 Metern und ist damit die größte der Natural Bridges im Monument. Wir finden sie auch wirklich beeindruckend und wunderschön! Wir setzen uns ein letztes Mal in den Schatten der Brücke, lüften ein weiteres Mal die Füße und essen einen Cliff Bar Riegel.
Dabei bekommen wir Besuch von diesem hübschen Vogel hier, auch wenn die Augen ein wenig beängstigend sind.
Es wird Zeit für den Aufstieg zum Parkplatz der Sipapu Bridge, denn so ist es wesentlich kürzer zum Auto, als wenn wir den gleichen Weg wieder zurück gehen würden. Wir haben die Rechnung allerdings ohne die Rim Höhe gemacht, denn die Sipapu Bridge liegt DEUTLICH tiefer im Canyon als die Owachomo Bridge, es wird also ein recht langer Weg bis nach oben, der über viele Leitern führt. Meine Mutter ist wegen der Höhenangst froh darüber, dass wir hier hoch klettern und nicht runter müssen, das hätte bestimmt Probleme gewesen. Ich für meinen Teil hätte es mir andersrum schöner vorgestellt.
Man gewinnt schnell an Höhe.
Als wir schließlich ganz oben sind, ist von der Sipapu Bridge nichts mehr zu erkennen, man muss schon wissen wo sie liegt. Daher ist der View Point für diese Brücke auch woanders als der Trailhead.
Nun sind es allerdings noch über 3 km bis zu unserem Auto, doch zum Glück gibt es die Mesa Trails, die oben über die Ebene führen und einen zu den verschiedenen Parkplätzen führen.
Irgendwo verpassen wir Cairns und schaffen es ein weiteres Mal uns zu verlaufen… Wir stellen irgendwann fest, dass wir tief unter uns in einem Canyon laufen sollten, aber immer noch oben sind. Es gibt aber keinerlei Abstiegsmöglichkeit, also müssen wir ca. einen km wieder zurück laufen und den richtigen Abzweig suchen. Dabei stellen wir fest, dass die Cairns zwar da sind, aber von irgendwem umgeworfen worden sind… Ich liebe diese Scherzkekse.
Um 17:26 Uhr kommen wir mit stark schmerzenden Füßen am Auto an, ich ziehe die Schuhe am Kofferraum direkt aus und setze mich mit einem kalten Getränk auf den Boden.
Das letzte Bild vom Hike: Mein all time favourit Track der Reise: Das Verlaufen zwischen Owachomo und Kachina Bridge!
Trailfakten:
Länge: 9.36 Meilen / 15 km (Für uns 18 km, dank dem zweimaligen Verlaufen)
Dauer: Ca. 6 Stunden mit kurzen Pausen, dafür 2x verlaufen
Einstufung Schwierigkeit: Easy vom Trail her, Moderat – Strenous von der Länge her. Das Gute ist, das man auch zwei nebeneinanderliegende Brücken kombinieren kann, oder zu jeder einzeln runter gehen kann… Oder nur zu einer. Je nachdem, wie viel Lust und Zeit man hat.
Erreichbarkeit: befestigt, PKW
Kosten: 15$ oder National Park Pass
Fazit: Eine wirklich wunderschöne Wanderung durch verlassenes und Naturbelassenes Gebiet. Der Hike ist nicht wirklich anstrengend, daher kann man die Natur und die Ruhe um sich herum wunderbar genießen. Die drei Brücken selber sind natürlich die Hauptattraktion und alle absolut sehenswert, aber auch die Wanderung dazwischen kann sich absolut sehen lassen. Ich würde die Zeit jederzeit nochmal investieren um in den Canyon hinabzusteigen, denn der Blick von oben auf die Brücken ist ein absoluter Witz dagegen. Durch die Perspektive kommen sie einfach überhaupt nicht zur Geltung und nur zum gucken und aussteigen… Würde ich den Umweg in den Park nicht als lohnenswert bezeichnen.
Würde ich die Runde nochmal gehen, dann würde ich nur eins anders machen: Entweder ich würde an der Sipapu Bridge parken und den Mesa Trail zur Owachomo Bridge zuerst laufen und dort erst absteigen, oder (wenn keiner mit Höhenangst dabei ist) ich würde an der Owachomo Bridge parken und zuerst zur Sipapu Bridge laufen und dann absteigen. Der Grund ist ganz einfach: Dieser blödsinnige Mesa Trail zum Auto ist am Ende einfach nur noch nervig, denn man will nur noch ankommen. Ich stelle es mir irgendwie befriedigender vor, wenn man nach einer schönen Brücke und einem kurzen Aufstieg direkt am Auto steht.