Tag 4 (05.03.2019): Cathedral Gorge State Park - Miller Point, die Fahrt in's Nasse & eine große Frustration
Ich bereue die Entscheidung gegen den langen Loop auf jeden Fall nicht, bei der Matsche unter den Füßen hätte das absolut keinen Spaß gemacht und ich wäre kilometerweit nur damit beschäftigt gewesen, mich nicht auf die Nase zu legen. Die Caves wollte ich mir als Hauptattraktion natürlich trotzdem ansehen, das Resultat ist nun also jede Menge Zeit. Auch ein Aussichtspunkt steht sowieso noch auf dem Programm, eigentlich wollte ich mir dort dann auch direkt den Sonnenuntergang reinziehen. Dafür ist es nun noch zu früh, aber vermutlich sowieso auch viel zu bewölkt. Mehr steht nicht mehr auf meine Liste, also verabschiede ich mich von der Gegend um die Caves, nachdem ich die Schuhe getauscht habe...
... und fahre aus dem Cathedral Gorge State Park raus. Der Aussichtspunkt, den ich jetzt ansteure, liegt zwar wieder im Park, aber höher als die restlichen Parkplätze und an einer eigenen Stichstraße, die nur vom Highway aus erreichbar ist. Ich muss nicht wirklich lange fahren, ca. 10 Minuten bin ich nur unterwegs und dann stehe ich auch schon auf dem verlassenen Parkplatz des Miller Points. Es hätte mich jetzt auch wirklich gewundert, wenn außer meinem Auto ein weiteres hier gestanden hätte.
Von hier aus führen mehrere Treppen wieder zurück auf die unteren Ebenen, ich könnte von hier aus also problemlos zu meinem ursprünglichen Standort zurück laufen. Ich habe allerdings nicht das geringste Bedürfnis die vermatschten und verkrusteten Wanderschuhe erneut anzuziehen, außerdem ist es inzwischen nicht nur empfindlich kalt, sondern auch extrem windig geworden. Mit anderen Worten: Ich friere mir wirklich den Arsch ab. Schön ist die Aussicht hier aber ohne Zweifel.
Nachdem ich den Aussichtspunkt aus jeder erdenklichen Perspektive mehrfach abgelichtet habe, ich langsam Frostbeulen bekomme und der Sonneuntergang auch noch auf sich warten lässt (beziehungsweise vermutlich ausfällt) beschließe ich, das es für heute reicht und das es nicht so schlimm ist, wenn ich heute mal eher im Hotel bin. Man muss ja auch dazu sagen, das ich in der vergangenen Nacht so gut wie gar nicht geschlafen habe, da waren wir am Racetrack, die Nacht davor haben wir um 3 Uhr Milchstraßen Bilder gemacht und die Nacht DAVOR bin ich erst in den USA angekommen. Ja - Heiß duschen, etwas warmes essen und ein weiches Bett zum schlafen, darauf freue ich mich jetzt so richtig. Bis ich in diesen Genuss komme, habe ich allerdings noch eine längere Strecke vor mir und wenn der Plan für morgen nicht ins Wasser fällt, dann wird die Nacht auch nicht länger als die davor.
Wenn ich mir den Himmel so anschaue: Richtige Entscheidung vorzeitig zu fahren. Im Hintergrund wird die Landschaft um einiges bergiger und einmal mehr sind die Gipfel noch dick schneebedeckt.
Es ist das erste Mal, das ich direkt von Nevada nach Utah fahre. Bisher führte mich mein Weg immer über die I15 und da ist ja bekanntlich ein fitzelchen Arizona zwischen diesen beiden Staaten. Das ist nicht der einzige Unterschied, denn diesmal sieht das alles auch überhaupt nicht so aus, wie ich Utah bisher kennengelernt habe. Es gibt keine roten Felsen und keinen blauen Himmel, dafür Schnee und viel grau. Könnte so auch fast England sein
Nach 1,5 Stunden Fahrt und immer mehr Schnee um mich herum erreiche ich schließlich das Super 8 in Cedar City und es ist sogar noch hell, damit hätte ich ja ursprünglich gar nicht gerechnet. Es ist ein seltsames Super 8, es hat eher den Charakter eines richtigen Hotels anstelle eines Motels. Es gibt einen großen Parkplatz vor dem Eingang und die Zimmer sind hinten raus ohne Zugang von draußen. Leider ist das mit dem Aussteigen nicht so einfach, denn es pisst plötzlich wie aus Eimern. Das ist absolut nicht untertrieben, es sind nur ein paar Meter bis zur Tür, aber in der Zeit wäre ich komplett geflutet und so warte ich locker 20 Minuten im Auto, bis es einigermaßen vertretbar ist, mit Koffer den kurzen Weg zu sprinten. Wenn ich schon nicht vor meinem Zimmer parken kann, dann hätte ich doch bitte eins im Erdgeschoss und trage diesen Wunsch auch so gleich dem gelangweilt aussehenden Rezeptionisten vor. "Only third floor, sorry" ... ... Okay wow. Aber die gute Nachricht ist: Es gibt einen funktionierenden Aufzug und das Zimmer ist auch sehr schön, besser als ich es von anderen Super 8 gewohnt bin. Es ist jetzt ca. 19 Uhr, ich habe Hunger, aber auch keine Lust mich bei dem Wetter noch einmal auf den Weg zu machen. Ich vertage diese Entscheidung, in dem ich noch zwei mal durch den Regen zum Auto renne um Gepäck zu holen und anschließend zunächst mal unter die heiße Dusche springe.
Scheint eine grenzwertige Gegend zu sein hier...
Es ist 19:53 Uhr, das Auto ist aufgeräumt, Sarah hat heiß geduscht und liegt nun mit ihrem Handy in der Hand im Bett, studiert voller Wut das Wetterradar für den morgigen Tag und lässt ihre Wut einfach mit einer Sprachnachricht an ihre Teilzeit Reisebegleitung aus. Ihn dürfte es nicht besser treffen als mich, denn das Wetter sieht in einem 300 km Radius so aus:
"So, ich war mal duschen und hab mir die Lage mit dem Wetter jetzt mal angesehen... Joa. Is geil. Es regnet halt einfach ÜBERALL und zwar den GANZEN Tag. Ich hab mir jetzt tatsächlich überlegt - es wird alle schockieren - es nervt mich. Es nervt mich SO SEHR. Ich hasse Regen. Ich hasse Regen im Urlaub. Ich hasse kalt. Ich hasse Dauerregen. Du kannst einfach NICHTS machen bei Regen. Egal welche Wanderung. NICHTS. Und deshalb werd ich morgen einfach NICHTS machen. ICH WERD MORGEN EINFACH GAR NICHTS MACHEN. Ich werd morgen ausschlafen, ich werd das Hotel Frühstück mitnehmen, dann werde ich mich hier in Cedar City erstmal zu Home Depot chillen und mir das Home Depot anschauen. Dann werd ich zu Taco Bell fahren, weil ich heute Panda Express essen werde und mich nicht entscheiden kann also muss ich morgen zu Taco Bell. Dann, wenn ich genug gechillt habe, werde ich mir vielleicht mal den Bryce im Schnee anschauen und endlich mal die Natural Bridge. Ja. Und ansonsten werde ich einfach NICHTS machen. Aus Prinzip allein schon. Und aus Protest. Einfach NICHTS."
Sie lasen eine wortwörtliche Abschrift der originalen Sprachnachricht an Tobi, die ich mir gerade in seinem Beisein noch einmal sehr belustigt angehört habe. Ja, ich hatte die Schnauze voll und ja, das klang alles sehr passiv aggressiv
Offensichtlich habe ich noch über eine Stunde damit verbracht mich selbst zu bemitleiden und mich aufzuregen, denn es ist 21:30 Uhr, als ich den Rogue schließlich auf dem Parkplatz des viel zu dunklen Panda Expresses abstelle. Im Internet steht geöffnet bis 22 Uhr, aber das ist offensichtlich eine eiskalte Lüge.
Ist ja nicht so als würde es irgendeinen Unterschied machen ob ich heute oder morgen zu Panda Express gehe... oder zu Taco Bell... Oder in den Regen... Oder ins Hotel Zimmer... Scheiß egal. Was soll's. Wen juckt das schon. Dann halt zu Taco Bell, die haben wenigstens noch offen. Ich bestelle mir etwas zum mitnehmen und esse dann in meinem Zimmer.
Morgen hätte ein richtig heftiger Tag werden können, aber angesichts der Tatsache, das ich NICHTS mehr vor habe, gehe ich um 22:30 Uhr in das weiche, flauschige Bett und stelle mir halt einfach keinen Wecker. Wozu auch. Regnet ja. ÜBERALL. Und falls ich es noch nicht erwähnt habe: Ich werde morgen NICHTS machen. NICHTS.
Wird Sarah morgen wirklich NICHTS machen? Wird es wirklich den ganzen Tag regnen? Wird Panda Express auf haben? Wird sie aus Frust einen Fernseher für 500$ mitgehen lassen? Wird der Folgeplan zu retten sein? All das erfahren Sie in der nächsten Folge.
Highlight des Tages: Calico Tanks & Cathedral Gorge State Park
Lowlight des Tages: Keine Milchstraße am Racetrack, das Wetter
Wetter: 15°C und Sonne früh morgens um Las Vegas, 6°C und dichte Wolkendecke am Cathedral Gorge State Park, ca. 0°C Abends in Cedar City
Gelaufene km: 9,9 km
Gefahrene km: 802 km (Ab Racetrack - Google gibt 10,5h reine Fahrzeit an)