Beiträge von Tobi_

    23.02.2019


    Nach nur sechseinhalb Stunden wache ich gegen 7:00 morgens erstaunlich munter auf. Zwar hat mein Kopf immer noch nicht so ganz realisiert, dass ich heute das erste Mal für länger als eine Woche allein in den Urlaub fahre, aber die Vorfreude, die hat sich heute dann doch schon breit gemacht. Das Frühstück besteht heute ausnahmsweise mal nicht aus den klassischen Resten „da der Kühlschrank leer werden muss“, nein, da das Leben hier im Haus ja die nächsten drei Wochen weitergeht komme ich in den Genuss eines fantastischen samstäglichen Frühstücks.

    Danach war es dann Zeit noch mein Handgepäck im Auto zu verstauen und dann konnte es auch schon losgehen, nicht ohne vorher noch ein Foto von mir und meinem dicken Reisebibelwälzer zu machen.


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    Draußen war zwar strahlend blauer Himmel und auch die Sonne schaute bereits heraus, doch die Temperaturanzeige im Auto meldete -5°C und somit schon einmal eine Einstimmung auf die erste Woche meines Urlaubs. Wir fahren zu Dritt zum Flughafen, nachdem ich festgestellt hatte was drei Wochen Parken am Airport aktuell kosteten und da Mama einen Firmenwagen zur Privatnutzung hat, hat sie sich netterweise bereiterklärt mich zu bringen und abzuholen. Die Fahrt zum Flughafen war schnell abgehandelt, außer uns waren nur wenige Autos auf der Straße unterwegs und so war es wenig verwunderlich, dass wir schon 10:00 auf dem Tegelzubringer waren. So früh bin ich es ja gar nicht gewohnt am Flughafen rumzuhängen, also geht es zum nächstgelegenen McCafe für ein letztes gemeinsames Essen für drei Wochen.

    Ich entscheide mich für einen Brownie und einen Latte Macchiato, letzteren aus weiser Voraussicht mal lieber in klein, man weiß ja nie wann die nächste Toilette in Sichtweite sein wird. Wir quatschen also noch ein wenig und fahren dann endgültig die letzten Kilometer zum Flughafen. Einen Parkplatz finden wir direkt vor dem Eingang und jetzt kommt der sich für mich am Komischsten anfühlende Teil. Nach der Verabschiedung, ja, ich sehe Mama an, dass sie am liebsten mit in den Flieger gestiegen wäre, gehe ich zum ersten Mal allein in Richtung eines Interkontinentalflugs, während das Tagesziel für Mama und Papa heute Potsdam heißt.


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    Als mein Blick auf der Suche nach BA983 über die Abflugtafel schweift realisiere ich dann zum ersten Mal, dass ich dieses Mal wirklich ganz ganz alleine unterwegs bin, da auch keiner meiner Freunde hier neben mir steht. Abgesehen davon, dass es mir aufgefallen ist, habe ich aber überhaupt keine Probleme damit, also nehme ich mal an, dass ich es auch die nächsten Wochen mit mir allein aushalte :smile:.


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    Vor der Gepäckaufgabe steht eine sehr sehr lange Schlange und nachdem ich gefühlt einmal bis Frankfurt an der Oder gelaufen bin stehe ich auch an deren Ende. Hier geht es wirklich nur sehr schleppend voran und so nutze ich die Zeit um die ganzen WhatsApp Chats, die mir eine gute Reise wünschen auch einmal zu beantworten.

    Als ich mein Gepäck auf die Waage stelle stehen dort 22,4kg Startgewicht. Autsch, das wird knapp auf dem Rückflug und vor Allem auf dem Inlandsflug. Ich erlege mir also striktes Shoppingverbot auf, zugegeben, dafür hab ich sowieso keine Zeit eingeplant und begebe mich zur Sicherheitskontrolle. Ich weiß nicht ob meine neue und vor dem Urlaub angeschaffte Fototasche einen seriöseren Eindruck macht als mein doch schon etwas „abgeranztes“ Vorgängermodell, aber bei dieser Kontrolle fallen alle meine „liebgewonnenen“ Traditionen dieses Mal aus. Kein Wischtest an Kamera und Objektiven, keine Fragen zur Milliamperestundenzahl der Powerbank, nix. Die Tasche kommt einfach wieder aus dem Schlund und ich stehe quasi im Flugzeug. Da Tegel ja noch aus einer Zeit vor Flughafensicherheitskontrollen stammt hat hier ja jedes Gate seine eigene Kontrolle.

    Auf meinem Ticket steht Boarding Group 4 und daher betrete ich als einer der Letzten das Flugzeug. Es gab auch noch Boarding Group 5, aber das ist dann wahrscheinlich der Gepäckraum :smile:.

    Ich sitze auf Platz 33F und damit am Fenster, allerdings war es das dann auch schon mit Annehmlichkeiten auf dem Flug. Die Ecoplätze der Eurotraveller sind für mich als durchschnittlichen Einmeterachzigmitteleuropäer einfach nur eins, eng, und mit recht großen Fototasche unkomfortabel.


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    Meinem Gefühl nach hatte ich auf meinen letzten Easyjetflügen mehr Sitzabstand. Dazu kommt noch, dass meine Nebensitzerin ihren ganzen Hausstand mitbringt, wodurch dann auch von links sämtliche Bewegungsfreiheit durch Kissen und Decken genommen wird.

    Während ich noch denke, dass es nach Heathrow ja nur ein kurzer Hüpfer ist und ich das schon irgendwie überlebe knackt es über mir in der Decke und man hört die Stimme des freundlichen Piloten. Der teilt mit, dass es aufgrund des typischen Londoner Wetters, sprich Morgennebel, mittlerweile einen Backlog von drei Stunden gäbe und sich unser Abflug daher um mindestens eine Dreiviertelstunde verzögert. Spätestens nach dieser Aussage tun mir meine leicht überlangen Beine leid, um meinen Flug muss ich mir keine Sorgen machen, der Schnäppchenflug hatte eh eine viel zu lange Umsteigezeit in der ich mich nur gelangweilt hätte.

    Die Zeit vertreibe ich mir damit mit ein paar Forianern zu chatten, um genau zu sein Sarah und Jules, und mich bei beiden ordentlich über den Sitzabstand bei British Airways auszukotzen. Ändert zwar nichts an der Situation, macht aber trotzdem Spaß.

    Nach einer Stunde geht es dann endlich los auf einen sehr ruhigen und, wenn man vom Platzangebot und der Tatsache, dass es aufpreisfrei nicht einmal den Hauch eines Getränks gibt mal absieht, angenehmen Flug. Bei bestem Wetter und immer noch strahlendblauem Himmel sind die Ausblicke aus dem Flugzeug fantastisch, ich hätte euch die auch schöner fotografisch festgehalten wenn das Fenster saubergewesen wäre, so müsst ihr aber mit dem Vorlieb nehmen was da ist.


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    Auf unserer Flugroute sieht man viel plattes und grünes Land, einige Autobahnkreuze, Holland, OffShore Windparks und typisch englisch hügelige Landschaft in der sich ein wenig Hochnebel verfangen hat, was auf Bildern sehr hübsch ist.


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    Kurz darauf dann Touchdown in Heathrow, soweit das Auge reicht ist hier nichts anderes als British Airways an die Außenseite der Maschinen gepinselt, ich habe Zeit das ausgiebig zu analysieren, schließlich war unsere Ankunft hier scheinbar völlig überraschend und daher war kein Equipment vorhanden das uns zum Gate fährt.


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    Ich muss jetzt eigentlich nur das Terminal wechseln, vorher kommt allerdings die bei US-Airlines typische Vorbefragung. Diese ist für mich als alleinreisenden 18-24 Jährigen heute besonders gründlich:

    Grund der Reise,

    Länge der Reise,

    Warum drei Wochen,

    Nein ernsthaft: Warum gerade drei Wochen,

    Wohin soll es denn gehen,

    Warum gerade dorthin,

    Was ich beruflich mache,

    Was ich studiere,

    Wo ich studiere,

    Wie die Uni heißt, etc.

    Kurz bevor wir bei der Frage nach der Konsistenz meines letzten Stuhlganges sind, ist das Gespräch dann aber doch vorbei und ich kann in den Bus Richtung Terminal 3 steigen. Dieser fährt an einer Reihe geparkter A380 vorbei, die sind zwar bei weitem nicht so elegant wie die gute alte 747, aber dennoch ein wahnsinnig imposanter Anblick.

    Am Terminal 3 angekommen heißt es dann erst einmal warten auf die Bekanntgabe des Gates, zwischen 15:00 und 15:45 vertrieb ich mir die Zeit einfach nur mit Handyladen und Däumchendrehen, schickte meine endgültige Reiseroute noch an meine Eltern und haderte mit mir ob es sich denn jetzt noch lohnt ein überteuertes Flughafenessen zu mir zu nehmen.

    Als das Gate dann bekannt gegeben wurde entschied ich mich gegen das Essen und für den Besuch der sehr sauberen Toiletten hier. Die Kabine hier ist zum Glück sehr geräumig und daher groß genug für mich, meine beiden nicht gerade kleinen Handgepäckstücke und eine sanitäre Einrichtung.

    Am Gate A13 angekommen, lustigerweise bin ich schon in Berlin ab A13 geflogen herrscht Arbeitsteilung. Die erste Dame malt einen Haken auf mein Flugticket, der zweite Herr im Anzug schaut sich diesen Haken exakt 2,37m entfernt noch einmal genau an und wünscht mir einen guten Flug. Hier bei American Airlines gibt es quasi unendlich viele Boarding Groups. Ich bin in Group 7 und einer der ersten im Flugzeug.

    Auf diesen Flug habe ich mich bereits seit der Buchung gefreut, der Flug nach Chicago wird nämlich mit einer Boeing 787 durchgeführt, besser bekannt unter ihrem Namen „Dreamliner“. Neben seinen handfesten Vorteilen für die Airlines - unter anderem wird durch Leichtbau und dadurch geringeres Gewicht in Verbindung mit besserer Aerodynamik und modernen Triebwerken eine höhere Reichweite bei signifikant niedrigeren Spritkosten erreicht – soll dieses Flugzeug auch das Reisen als Gast auf ein neues Level bringen.

    Die bekannteste Neuerung sind hierbei die Fenster. Diese werden nicht mehr durch eine auf- und abschiebbare Blende verdunkelt, sondern die Scheibe selbst verdunkelt sich mittels Elektrochromie. Das funktioniert nach demselben Prinzip wie automatisch abblendende Spiegel, die ihr eventuell im Auto habt. Da man sich dadurch nun den Platz für die Verblendung spart sind die Fenster riesig. Außerdem soll durch leisere Triebwerke der Komfort gesteigert werden und ein System steuert automatisch gegen eventuell auftretende Turbulenzen gegen um Reisekrankheit zu verhindern. In der Kabine wurde zudem die gesamte Beleuchtung auf verschiedenfarbige und dimmbare LED umgestellt um eine Wohlfühlatmosphäre schaffen zu können und dank niedrigerem Kabinendruck und einer Luftfeuchte von 15% (10% mehr als in regulären Flugzeugen) soll man einfach entspannter ankommen.

    Und jetzt schauen wir mal ob der Vogel auch hält was er verspricht :smile:.

    Oh, Pictured Rocks war ich auch schon mal, allerdings im November.. Bin gespannt, wie es da im Winter aussieht!


    Oh, im November könnte ich mir fast vorstellen, dass das Wetter schon in Richtung ungemütlich dreht. Aber Herzlich Willkommen!


    Hört sich sehr spannend an und die Ecke kenne ich noch überhaupt nicht. Bin sehr gerne dabei! :wink2:


    Ja, die Ecke wird ja meist allerhöchstens mal bei einer der seltenen "Great Lakes Touren" angerissen, aber mich hat das mittlerweile so angefixt, dass ich definitiv noch mal für länger wiederkommen möchte, vielleicht auch noch einmal im Winter.


    Schön, dass du dabei bist :)


    Reisebericht im Winter? Da bin ich immer dabei.

    Ich liebe Winterreisen und Schnee und kalt, von daher auf alle Faelle!!


    Ich bin eigentlich gar nicht so sehr im Team kalt, aber sobald da dann Schnee ins Spiel kommt finde ich es klasse. Hab ja auch noch ein paar Reisen auf dem Zettel die ich gerne im Winter machen würde. Manche - wie die Niagarafälle - eher kurz, doch auch längere durch den mittleren und Südwesten liegen da durchaus noch im Hinterkopf.


    Freut mich, dass du mitliest.


    Chicago, Frankenmuth, Mackinaw City, S.St. Marie, Wawa, Kakabeka Falls, Duluth, Marquette, Milwaukee, Chicago


    Allerdings im Sommer und es ist eine Wohnmobil Tour, unsere Letzte :)


    Davon kann ich zumindest ein paar der Städte hier präsentieren :smile:.


    Klingt nach einer tollen Tour, in der Gegend zwischen Duluth und Munising hab ich auch schon ganz viele Google Maps Sterne für den Herbst.


    Da lese ich gerne nochmal mit.
    Ich kenn es ja schon vom anderen Forum.

    Aber deine/eure Chigaco Reisebestandteile (auch aus den Reisen mit den Eltern) haben mich neugierig auf diese Ecke des Landes gemacht.


    Schön, dass du dabei bist :wink1:.


    Mir gefällt die Ecke auch immer besser, weshalb es mich dorthin auch immer wieder zurück zieht. Hätte es da 2015 nicht das günstige Flugschnäppchen gegeben dann wäre ich da vermutlich bis heute nicht hingekommen, also Danke an die Lufthansa :smile:.

    Ich bin dabei :wink1:

    Sieht ja irre aus


    Ich war auch so angetan, dass ich den Sommer ganz spontan gleich mal gegen den tiefsten Winter getauscht habe :smile:.


    Da ich 2017 eine 4-wöchige Winterreise (Jan/Feb) an den Great Lakes gemacht habe, schaue ich auch mal interessiert rein. Leider war 2017 ein relativ warmer Winter, so dass z.B. die Eishöhlen bei den Apostle Islands nicht zugänglich bzw. kaum vorhanden waren.


    Wow, vier Wochen ist ja natürlich ne tolle Reisedauer für einen Winter an den Great Lakes, die hätte ich auch gerne gehabt, da man bei sieben Tagen ja leider doch Abstriche machen muss. Über zu hohe Temperaturen musste ich mir ja zum Glück keine Gedanken machen, zwei Wochen bevor ich geflogen bin bescherte die Polar Vortex ja Temperaturen von -35 bis -40°C.


    Dass 2017 ein relativ warmer Winter war habe ich auch gehört, im anderen Forum gab es jemanden, der die vereisten Niagarafälle bereisen wollte und stattdessen bei 15°C in der Sonne Eis gegessen hat.

    Ich schaue sicherlich mal rein - die ersten Meilen werden wir nächstes Jahr ähnlich fahren, wenn wir unsere Tour um die großen Seen vorhaben


    Herzlich Willkommen :).


    Wie sieht eure Route denn aus? Ich werde die Gegend definitiv auch im Sommer/Herbst noch einmal besuchen und habe sogar schon eine Route in der Schublade, die Ohio, Pennsylvania, West Virginia und Missouri noch mit einschließt die quasi nur darauf wartet umgesetzt zu werden.

    Ihr wolltet Reisebericht, ihr bekommt Reisebericht :smile:.


    Ich habe eine Weile überlegt mit welchem meiner Berichte ich hier im Forum starte und mich am Ende für den entschieden, der eine eher unbekannte Ecke des Landes und das Ganze noch dazu zu einer eher weniger beliebten Reisezeit anreißt. Warum? Nun ja, diese Reise gehört faktisch zu der, die ich mit lunchen im Jahr 2019 gemacht habe und könnte doch konträrer nicht sein.


    Zwar bin ich "nur" sieben Tage unterwegs und das auch noch ganz allein, doch einsam wird es garantiert nicht und ich würde mich freuen, wenn ihr mich auf meiner ersten Soloreise begleitet.


    Damit hier niemand ins kalte Wasser geschmissen wird noch die Eckdaten:


    Ich fliege mit der Oneworld-Allianz von Berlin-Tegel nach Chicago, die innereuropäischen Hüpfer übernimmt British Airways, über den großen Teich geht es dann im Dreamliner mit American Airlines. Den Mietwagen stellt und Hertz, hauptsächlich, da ich mit meinen damals 21 Jahren bei allen anderen Vermietern die bösen drei Buchstaben YDF und somit eine horrende Jungfahrergebühr auf dem Mietvertrag haben würde, die ich dank ADAC-Mitgliedschaft und speziellem CDP-Code komplett umgehen konnte. Außerdem bin ich hier Gold Member geworden um das Schlangestehen zu Umgehen, auch wenn ich zu Zeiten ankomme in denen es normalerweise keine Schlange geben sollte. Geschlafen wird im großen und Ganzen in Kettenhotels am unteren Ende der Preisskala, die jedoch allesamt vollkommen in Ordnung waren, allerdings gibt es auch mehrere "Ausrutscher" in nettere Mittelklassehotels.


    Zuguterletzt noch der Zeitraum, wir werden vom 23.02.2019 bis zum 02.03.2019 unterwegs sein und mit dieser letzten Info im Gepäck kann es dann auch schon losgehen!



    "Michigan? Was zur Hölle willst du denn in Michigan? Und dann auch noch im Winter?!"



    Diesen Satz habe ich doch das ein oder andere Mal zu hören bekommen und um diese Frage zu beantworten muss ich doch ein wenig weiter ausholen.

    Wir schreiben das Jahr 2015, Deutschland ist immer noch amtierender Fußballweltmeister, die USA werden noch von Präsident Obama regiert und der Schreiber dieser Zeilen schrieb nicht nur sein Abi und durfte endlich ohne Begleitperson automobile Kraftfahrzeuge steuern, sondern urlaubte das vierte Mal in den Vereinigten Staaten, wer das noch nicht wusste, dem kann ich folgende Lektüre ans Herz legen:


    [Unverhofft kommt oft - 21 Tage durch Chicago und vier Staaten des Westens im Juli '15 - wird später sicherlich auch mal hier veröffentlicht]


    Natürlich waren meine Eltern und ich auch in diesem Jahr Besitzer eines Nationalparkpasses auf dessen Front ein Bild einer Gegend abgebildet war, die ich noch nie zuvor in den USA gesehen hatte. Dichtbewachsene Sandsteinklippen fallen in ein tiefblaues Gewässer ab und präsentieren einen gigantischen Sea-Arch.


    In diesem Moment war es irgendwie um mich geschehen. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn man ohne wirklich objektive Gründe zu haben unbedingt zu einem bestimmten Ort hin MUSS? Genau dieses Gefühl hatte ich ab sofort wenn ich diese Sandsteinklippen sah, die sich als Pictured Rocks National Monument herausstellten.


    Jetzt mögen einige sagen „Moment, dieses Bild ist bei einer sommerlichen Kanutour entstanden, warum zur Hölle fährst du dann im Februar?!“


    Nun ja, das ist ganz einfach erklärt. Mir gefielen die Sommerbilder immer sehr gut, doch beim Recherchieren stieß ich immer öfter auf Winter Treks durch die verschneite Landschaft. Die finale Entscheidung gab dann aber ein ganz bestimmtes Motiv. Ich kann es hier nicht verlinken, aber wenn ihr in der Suchmaschine eures Vertrauens einmal „Pictured Rocks Joe Braun“ eintippt dann findet ihr sie. Irgendwie imponierte mir die Kombination aus Winter Wonderland und Einsamkeit so sehr, dass der Winter die favorisierte Jahreszeit wurde, trotz Temperaturen im zweistelligen Minusbereich.


    Ich muss das jetzt mal klarstellen, ich hasse Kälte, aber der Hauptgrund dafür ist, das ein deutscher Winter in meiner Gegend im Regelfall so aussieht, dass es von November bis März ekelhaft nasskalt ist und dann irgendwann um den 15.03. tatsächlich einmal 5cm Schnee fällt, der dann für einen Tag liegen bleibt und, während er von einem Großteil der Leute einfach ignoriert wird, einen Teil der Bevölkerung dazu bringt das Auto stehen zu lassen und 10kg Streusalz auf dem akkurat geschobenen Gehweg zu verteilen während die anderen sonntags mit ihren 20 Jahre alten BMWs auf dem Nettoparkplatz versuchen zu Driften.


    Aber hier gibt es richtigen Schnee und zwar den ganzen Winter über und wenn ich schon mit der Erwartungshaltung dort hinfahre, dass ich Schneemassen sehe, dann ist mir die Temperatur auch egal.


    Punkt zwei auf der „Will ich mal gesehen haben“-Liste war Detroit.


    Nicht, wie man jetzt vielleicht denken könnte während der Big Three aka GM, Ford und FCA die hier ansässig sind, nein, irgendwie fasziniert mich die Stadt schon seit sie wegen ihres fulminanten Bankrotts in den Nachrichten allgegenwertig war.


    Ich wollte mir selbst ein Bild machen von einer Stadt, die in den Nachrichten nur als krimineller Moloch verschrien war, mich faszinierte dieser Absturz von der reichsten Stadt der USA zu den Ruinen ihrer selbst, dieser teils morbide und verfallene Charme, aber auch der hoffnungsvolle Aufschwung, der seit ein paar Jahren wieder durch die Stadt zieht. Natürlich schaue ich auch mal bei den Autoherstellern vorbei, aber vor Allem steht die Stadt im Mittelpunkt, auch wenn ich dort am Ende weniger Zeit verbringen werde als in den hervorragenden Museen.


    Mit diesen Zielen und der Prämisse „es wird nichts doppelt gefahren was nicht doppelt gefahren werden muss“ kristallisierte sich nach und nach die folgende Route heraus. Ich werde in Chicago starten – der Flug war einfach wieder unfassbar günstig – und von dort aus am Ostufer des Lake Michigan hinauffahren, die Mackinac Bridge überqueren und nach ein paar Tagen auf der UP genannten oberen Halbinsel durch Zentralmichigan nach Detroit und schließlich zurück nach Chicago fahren. Dafür hatte ich mir sieben Tage Zeit genommen.


    Für die visuellen Typen unter euch sieht das dann so aus:


    Route_MI.JPG

    So, Route fertig, fehlen noch die Übernachtungen. Da das Carcamping in dieser Region zu dieser Jahreszeit der sichere Tod durch Erfrieren wäre war recht schnell klar, dass ich hier einen großen Kostenfaktor haben werde, nämlich sieben Hotelübernachtungen. Nach kurzer Recherche stellte sich jedoch heraus, dass das Ganze wesentlich weniger auf den Geldbeutel geht als befürchtet. Da sich sonst nur wenig Touristen im Februar durch Michigan schlagen waren die Hotelpreise angenehm niedrig. Oftmals zahlte ich für eine Nacht zwischen 30 und 50USD. Ausnahmen waren hier Detroit, weil ich hier ein super Angebot für ein Best Western Premier bekommen hatte und Munising. Hier werde ich länger als eine Nacht bleiben und wollte daher natürlich nur das Beste. „Nur das Beste“ stellte sich dann als Holiday Inn Express heraus, war super bewertet und hatte einen Whirlpool. Das Gesamtpaket war es dann welches mich überzeugte mein teuerstes Hotel der Woche ausgerechnet am Arsch der Welt zu haben, doch Munising ist teuer und auch die Alternativen hätten mir höchstens 15USD pro Nacht gespart.


    Das letzte fehlende Puzzleteil war dann noch der fahrbare Untersatz. Beim Blick auf die Temperaturen und die prognostizierte Schneemenge war klar, ich brauche Allradantrieb und ich brauche eine Sitzheizung :smile:. Um beides zu vereinen buchte ich also einen Midsize SUV ab Chicago O’Hare, auch der war nur marginal teurer als ein Midsize PKW und kostete mich für die Woche 210€. Erwarten würde mich bei Hertz einen Jeep Cherokee o.Ä. und für mich alleine reicht der locker aus.


    Screenshot_20181211-224227_Gmail_cut.jpg

    So weit war alles vorbereitet, die Spritpreise taten mir den Gefallen noch einmal ordentlich runterzugehen und kurz vor Abflug gab es dann nur noch zwei Amtshandlungen.


    1. Koffer packen:

    Hier gibt es keine Exkurse für die perfekte Packtechnik. Ich bin ein Mann, Koffer auf, Tetris spielen, Koffer zu, fertig. Daher gibt es auch dieses Jahr keinerlei Packing Cubes, dafür aber ziemliche Gewichtsprobleme, da ich nicht nur das schwere Stativ mitschleppe sondern auch noch für zwei vollkommen unterschiedliche Klimate Kleidungsstücke bei mir habe. Nachdem ich mich am Ende doch noch gegen die Mitnahme dreier weiterer Pullover entscheide starte ich schließlich mit 22,4kg. Souvenirs werden also auf ein Minimum reduziert und geshoppt wird nicht. Habe ich eh keine Zeit für :smile:.

    2. Reisebibel erstellen und ausdrucken:

    Habe ich sonst immer einen einfachen DIN A4 Hefter bei mir gehabt wurde es diesmal, man könnte fast meinen aus Gruppenzwang, eine fette Präsentationsmappe mit Grafiken, Karten und allem was man so braucht. Einen Schnellhefter mit leeren Folien hatte ich dennoch mit, schließlich fallen auch in diesem Urlaub wieder Broschüren, Tankbelege, Mietverträge, etc. an die irgendwo ein zu Hause finden müssen.

    Ende vom Lied? Ich habe nicht einmal wirklich in die Bibel geschaut weil ich meine Planung eh im Kopf hatte und habe mich daher entschieden, dass es das im nächsten Urlaub nur noch digital mit BackUp gibt. Aber schön sah sie schon aus und daher war sie dann halt nicht meine Reisehilfe sondern ein modisches Accessoire :smile:.