Tag 4 (05.03.2019): Red Rock Canyon - Calico Tanks Teil 1
Da sitze ich nun also in meinem Rogue, es ist kurz nach 4 Uhr, Tobi schläft vermutlich schon und ich muss mir jetzt zügig überlegen, wohin die Reise gehen soll. Wie bereits geschrieben, eigentlich wollten wir gemeinsam den Extraterrestrial Highway fahren, aber nicht nur, das uns die Fahrzeit heute zu lang ist, nein, dort sind auch für heute 7°C und Dauerregen angesagt... Wer will das schon? Ich habe jetzt keinen Ort gefunden, an dem es wirklich warm wird, aber trocken sollte es bitte schon sein. Mein Hotel für die nächste Nacht - ja, es folgt ein richtiges Bett - ist in Cedar City gebucht, bis dahin ist es natürlich kein Katzensprung, das nächste Ziel sollte sich also bestensfalls grob auf den Weg dorthin befinden.
Was liegt auf dem direkten Weg zwischen Death Valley und dieser Region in Utah? - Richtig, Las Vegas.
Wo wollte ich auf dieser Reise keinesfalls hin? Richtig, Las Vegas.
Wo fahren wir jetzt hin? Richtig, Las Vegas!
Aber nicht um im Morgengrauen wie ein Zombie über den Strip zu latschen, sondern um endlich mal in den Red Rock Canyon zu fahren und den Calico Tanks Trail zu laufen. Der stand jetzt schon bei diversen Reisen auf der Agenda und ist immer wieder spontan rausgeflogen, aus welchen Gründen auch immer. Das wäre jetzt eine gute Gelegenheit, diesen Hike von der Bucket List zu streichen.
Dann wollen wir mal durch die rabenschwarze Nacht fahren und das Death Valley verlassen. Kurz hinter dem Zabriskie Point läuft mir ein Koyote direkt vor's Auto und obwohl ich nicht allzu schnell unterwegs bin, muss ich eine Vollbremsung hinlegen. Das erinnert mich wieder daran, wieso ich im Südwesten eher ungerne Nachts durch die Gegend fahre, wenn es sich vermeiden lässt. Ich bleibe mitten auf der Straße stehen, Verkehr ist um die Zeit logischerweise gar keiner und schaffe so gerade noch ein Handy Foto, auf dem man so gut wie nichts erkennen kann
Die restliche Fahrt aus dem National Park heraus verläuft vollkommen ereignislos, wenn man mal von der Karaoke Party im Auto absieht, denn irgendwie muss man sich ja wach halten. Zwischendurch schicke ich noch ein paar Sprachnachrichten mit Freunden hin und her, das bietet sich mit der Freisprecheinrichtung ja auch immer super an und vertreibt gut die Zeit. Ziemlich genau eine Stunde nach dem Zwischenfall mit dem Koyoten erreiche ich Pahrump. Der Ort ist vergleichsweise groß und neben so ziemlich jeder vorstellbaren Fast Food- und Hotelkette findet man hier vor allem eines: Banken. Um 05:30 Uhr rolle ich auf den leeren Parkplatz der vorher ausgesuchten Bank of America und kann ENDLICH mein Bargeld Problem lösen.
Ein Problem weniger, mit Bargeld in der Tasche fühlt man sich gleich ein wenig besser, ganz ohne ist schon komisch. Das war auch schon alles, was ich in Pahrump vorhabe und so verlasse ich das Örtchen auf der anderen Seite auch gleich wieder. Eine halbe Stunde später, wenige Minuten vor 6 Uhr, beginnt der Himmel sich grandios zu verfärben und verspricht einen herrlichen Sonnenaufgang. Leider gibt es davon nur ein paar Handybilder, aber auch die geben eine Vorstellung davon, wie toll das aussieht.
Und immer wieder diese schneebedeckten Berge zwischendurch, GENIAL! Vor allem in dieser Gegend, wo man das zu "normalen" Reise-Jahreszeiten einfach überhaut nicht kennt.
06:20 Uhr: Der Sonnenaufgang hat leider nicht das gehalten, was er versprochen hat, denn wieder sind zahlreiche Wolkenfelder im Weg. Das ist aber nicht ganz so dramatisch, denn es hätte hier sowieso keine Möglichkeit gegeben anzuhalten. Diese Strecke über den Red Rock Canyon kenne ich noch gar nicht, bisher bin ich immer auf einem anderen Weg nach Las Vegas rein oder rausgefahren. Es wird herrlich bergig und die Ausblicke versprechen einen tollen Tagesbeginn.
Um 06:30 Uhr stehe ich schließlich am Eingang zum Red Rock Canyon, dessen Einfahrtshäusschen um die Uhrzeit natürlich noch nicht besetzt ist.
Der Red Rock Canyon besteht im wesentlichen aus einem Scenic Drive mit einigen Parkplätzen und Trailheads. Wichtig zu wissen ist, das diese Straße komplett Einbahnstraße ist, fährt man also ausversehen an seinem Ziel vorbei, so muss man die gesamte Runde erneut fahren und die ist nicht gerade kurz.
Am ersten Parkplatz halte ich erst einmal an, ich bin hier vollkommen alleine und überraschenderweise ist hier mal wieder volles LTE. Das nutze ich für einen ersten Whats App Anruf bei dem Freund zuhause, der sich auch tierisch über den Anruf freut und nicht damit gerechnet hätte. Die erste Frage ist: "War der Anruf Absicht???" Es ist nämlich so, das ich es andauernd fertig bringe auf die rechte, obere Ecke meines Handys zu patschen, während ich einen Chat bei Whats App offen habe... Da ist beim iPhone der Telefonhörer... Dementsprechend regelmäßig rufe ich irgendwelche Leute an und lege gleich wieder auf, so eben auch bei ihm. Tobi kann da auch ein Lied von singen, gerade als wir während der Planungsphase extrem viel miteinander geschrieben haben...
Ich halte den Anruf kurz, 10 Minuten müssen jetzt erst einmal ausreichen, denn ich habe ja noch etwas vor und der Trail ist laut Internet recht hoch frequentiert. Wenn ich nun schon so früh da bin, dann will ich die Ruhe vom morgen natürlich auch nutzen und nicht warten, bis die Massen hier ankommen. Der Parkplatz von den Calico Tanks, den ich um 07:15 Uhr erreiche, ist bis auf ein Auto auch noch komplett verlassen.
Schon die ersten Meter auf dem Calico Tanks Trail sind einfach herrlich. Die Felsen haben ein schönes rot, der Himmel ist wieder größenteils blau, in der Sonne ist die Temperatur mehr als angenehm und diese Ruhe und dieser Frieden am frühen Morgen.... Nur einige Vögel zwitschern... unbezahlbar.
Bisher war es einfach nur ein einfach zu begehender Kieselweg durch eine idyllische, wunderschöne Landschaft. Plötzlich ist die Wegfindung aber nicht mehr ganz so leicht, denn es geht auf Slickrock weiter. Hier und da gibt es ein wegweisendes Steinmännchen, aber insgesamt überraschend wenige davon und so kommt wirklich häufig die Frage auf, ob ich denn noch richtig bin. Hier und da gibt es eine eindeutig in den Fels gehauene Treppe und wann immer ich so eine finde bin ich froh, zunächst wieder auf dem richtigen Weg gewesen zu sein. Die vielen Regenfälle im Südwesten in diesem Frühjahr zeigen hier ihre positiven Seiten, denn es fließt ein äußerst hübsches und fotogenes Bächlein durch den Slickrock.
Ich gewinne auch schon wieder schneller Höhe als ich gedacht hätte, teilweise ist es ziemlich gekraxel, mal rechts und mal links vom Bach entlang. Nie bin ich mir wirklich sicher, ob der Weg so richtig ist, aber irgendwie komme ich immer weiter, auch wenn ich die Route hin und wieder mal korrigieren muss. Es macht Spaß und ist landschaftlich wunderschön, aber durch diese Wegfindungsprobleme und Klettereinalagen komme ich nur sehr langsam voran. Ich habe das Gefühl, hier hat jemand einige Cairns umgeworfen, oder vielleicht sind sie auch vom Wind umgeweht worden.
Das zum Beispiel ist eindeutig eine Treppe! Ich muss zugeben, so langsam bin ich auch schon wieder ziemlich aus der Puste, meine Güte, meine Kondition lässt wirklich schwer zu wünschen übrig. Dazu kommt vermutlich auch der akute Schlaf- und Nahrungsmangel und so tu ich mich einigermaßen schwer mit der Steigung an dem frühen Morgen.
Oben angekommen stelle ich erfreut fest: Die Calico Tanks führen Wasser, das ist absolut keine Selbstverständlichkeit, aber nach den Wassermengen auf dem Trail hätte es mich doch schwer gewundert, wenn ich den Ort jetzt trocken vorgefunden hätte. Die Größe (und vermutlich auch die Tiefe) von den Wasserlöchern ist wirklich beachtlich.