Tag 07 (09.06.2023) - Yuma Territorial Prison State Historic Park oder die Besichtigung der Örtlichkeiten
Auch dieser Berichtsteil hat eine Parallele zu der Route von 2018, denn nach dem Salvation Mountain wollten wir das Gefängnis von Yuma besuchen. Damals lag zwischen diesen beiden Besichtigungen eine Nacht in der Stadt, die übrigens angeblich die meisten Sonnenstunden weltweit hat. Heute sind wir nur auf der Durchreise. Vorwärts kommen wir nur so lala, während mittlerweile so gut wie jeder in den USA 10-20 mph über der Geschwindigkeitsbegrenzung unterwegs ist, hält Marc sich nicht nur akribisch daran, sondern fährt die meiste Zeit auch noch zu langsam. Grad als ich aufgegeben habe mich darüber aufzuregen (Irgendwann möchte man bei so langen, öden Strecken ja auch mal ankommen), biegt vor uns ein LKW ab, bis oben vollgehäuft mit Zwiebeln, der nun direkt vor uns fährt. War ja klar, seit einer Stunde kein Auto gesehen und jetzt müssen wir hinter so einem Truck herschleichen. Denkste. Nachdem Marc sich ausgiebig über den Fahrer aufgeregt hat fährt uns das Monstrum eiskalt davon
Irgendwann wird die Langeweile kurz durchbrochen von der Auffahrt auf die I8 in Richtung Yuma.
Zum Glück müssen wir nicht mehr allzu weit über die Interstate fahren, keine 30 Minuten später tauchen die Imperial Sand Dunes am Horizont auf, ein riesen Gebiet, in dem man sich Sand Buggys ausleihen kann, wenn man denn Zeit und Lust dazu hat.
Weitere 20 Minuten später haben wir Yuma erreicht und damit auch die Grenze von Kalifornien zu Arizona. Das folgende Bild galt eigentlich dem Schild, allerdings ist das nur ein bisschen weit weg und kaum zu erkennen Eigentlich haben wir den State schon einige Minuten zuvor gewechselt, nämlich mit der Überfahrt über den Colorado, der Hinweis kommt aber erst in der Abfahrt.
Der Yuma Territorial Prison State Historic Park befindet sich unmittelbar an der Interstate, wir sind also da! Mittlerweile wurde der Eintritt von 8 auf 10 Dollar pro Person angehoben, eine moderate Steigerung innerhalb von fünf Jahren, allerdings vielleicht fast schon ein bisschen viel für das, was man geboten bekommt. Das Gefängnis ist nun nicht besonders groß.
Der Parkplatz ist ziemlich gut gefüllt, damals war hier deutlich weniger los, obwohl wir jetzt einen Monat später haben und die Temperaturen eigentlich jenseits von gut und böse sind. Ich kann damit leben, aber es ist doch schon relativ schwierig Marc davon zu überzeugen das Auto zu verlassen Ich glaube, wir werden von einem anderen Ranger begrüßt als 2018, die aufgezwungene Erklärung des Geländes bleibt allerdings die gleiche. Ich sage zwar, dass ich schon mal hier war, aber dennoch kommen wir nicht drum herum Ist zwar nett gemeint, aber eine ausgiebige Erläuterung der Park Map und wo wir welche Sehenswürdigkeit finden, ist hier nun wirklich ein wenig albern, das Gelände umfasst gefühlt 200m² Eigentlich gibt es neben dem Guard Tower, der alles dominiert und der direkt vor uns steht, nur zwei wichtige Orte: Das Museum und den Zellentrakt... den man durch das Museum erreicht.
Obwohl der Parkplatz relativ voll ist, wirkt es im Inneren des Gefängnisses eigentlich nicht so. Zumindest hier draußen hält sich niemand auf, aber wir haben auch über 40°C im Schatten und die Menschen hier sind ja bekanntlich eher Hitzescheu.
Von dem Gelände aus hat man einen schönen Blick auf den Colorado, der hier in der Gegend ziemlich schmal und friedlich dahin fließt.
Es folgt einmal mehr die obligatorische Erklärung, die ich aus praktischen Gründen einfach vom 2018 Bericht hier her kopiere
Yuma wurde, im Zuge des Goldfundes im Colorado und dem daraus resultierenden Einwohnerzuwachses, 1871 zum Sitz des Yuma County erklärt. 1875 entschied man sich dazu, dass man in der wachsenden Stadt ein eigenes Gefängnis benötigt, der Bau des Territorial Prisons begann. Gebaut wurde die Einrichtung unter anderem von niemand geringerem, als den späteren Bewohnern selbst, die sich hier ihre eigenen Zellen zimmern mussten und 1876 schließlich hier inhaftiert wurden. Das Gefängnis war insgesamt nur 33 Jahre in Betrieb und wurde bereits 1909 wegen Überfüllung geschlossen. Die Gefangenen wurden in die Gefängnisstadt Florence in Arizona umgesiedelt, wo kurz vorher viele neue Einrichtungen entstanden.
Die Gebäude standen danach nicht leer. Unglücklicherweise brannte 1910 die Yuma High School ab und der Unterricht fand bis 1914 in den Räumlichkeiten des Gefängnisses statt - Die Witze der Schüler über ihr Schicksal lässt sich sicher erahnen. Bei Auswärtsspielen wurde die Mannschaft dieser Schule nur "Die Verbrecher" genannt. 1958 wurde das Gelände zum State Historic Park erklärt und 1961 das erste mal für Besucher geöffnet.
Schon nach wenigen Minuten brutzelt selbst mir gefühlt das Gehirn weg, also begeben wir uns ins klimatisierte Museum, das wir eh durchqueren müssen, um zu den Zellen zu kommen.
Im kleinen, interessanten Museum habe ich mich 2018 bereits ausführlich umgesehen und offenbar "muss" ich mir jede einzelne Erklärung erneut durchlesen um mir die Zeit zu vertreiben. Marc hat heute Magenprobleme und verschwindet auf Klo, sobald wir innen ankommen. Der kommt zwar immer mal wieder, verschwindet dann aber schneller erneut, als ich gucken kann.
Das Yuma Prison wurde von den Bewohnern auch als "Hell Hole" bezeichnet und wer sich den Zellentrakt mit eigenen Augen angesehen hat, der kann das auch verstehen. Alcatraz ist irgendwie ein Luxusschuppen dagegen. Die Hitze während der Sommermonate war hier kaum auszuhalten, der Ort käme einem Inferno gleich, so ein ehemaliger Insasse. Die Umgebung ist geprägt von Flüssen und Wüste soweit das Auge reicht, selbst wenn ein Ausbruch geglückt ist, war es so gut wie unmöglich, nicht schnell wieder geschnappt zu werden. Außerdem gab es unmenschliche Bestrafungsmethoden wie Schlangenhöhlen und Eisenkugeln und -Ketten. "Impossible to endure, even more impossible to escape" ist ein prägendes Zitat an den Wänden des Museums.
In den 33 Jahren gab es insgesamt 138 Ausbruchversuche, von denen 96 von Anfang an Fehlgeschlagen sind. 49 Insassen wurden dabei verwundet, 8 verloren sogar ihr Leben.
Irgendwann, nach einer halben Ewigkeit, kommt Marc wieder und wir gehen zusammen nach draußen, auf die andere Seite des Gefängnisses, wo sich die Zellenblocks befinden. In der Theorie im Museum darüber zu lesen ist doch nochmal etwas ganz anderes, als selbst vor den winzigen, furchtbaren Zellen zu stehen, in die teilweise sechs Insassen gleichzeitig gepfercht wurden. Wie das hier gestunken haben muss will ich mir lieber nicht vorstellen.
Marc wirft nur einen Blick in die erste Zelle und verschwindet dann wieder zurück in's kühle Museum. Irgendwas mit heiß und klo Versteht mich nicht falsch, für Magenprobleme kann natürlich niemand was und sowas ist, besonders im Urlaub, immer sehr ärgerlich und unangenehm. Es ist nur so, dass irgendwie jeden Tag irgendwas anderes ist und wir uns nie, einfach mal so, ohne Zwischenfälle, irgendwas anschauen können Wie auch schon beim Palm Canyon und beim Salvation Mountain sind wir in erster Linie hier, weil ich diese Orte damals interessant fand und die jetzt auch Marc zeigen wollte. Ich hätte den Eintritt ansonsten nicht noch einmal zahlen müssen.
Es ist nicht zu ändern, ich laufe einfach trotzdem noch einmal hier herum und schaue mir alles an. Neben den Zellen gibt es hier noch einen kleinen Hof. Hier konnten die Insassen noch ein bisschen besser in der Sonne brutzeln, als in den schattigen Räumlichkeiten
Auch hier gibt es ein paar Zellen.
Wie Alcatraz verfügt auch Yuma eine Dunkelzelle, in der man seine Zeit in Gesellschaft einiger Fledermäuse verbringen konnte, wenn man ganz besonders böse war. Besonders böse waren meistens mehrere gleichzeitig, weshalb es auch in vollkommener Dunkelheit selten Einzelhaft gab.
Marc ist zwischenzeitlich nicht wieder aufgetaucht, also gehe ich wieder zurück ins kühlere Museum und warte hier.
Als er irgendwann wieder kommt, hat er keine Lust mehr sich die Zellen draußen anzusehen und so gehen wir wieder in die andere Richtung, raus auf den Vorhof. Na, der Besuch und die 10 Dollar haben sich für ihn ja mal wieder so richtig gelohnt Für mich gab es natürlich auch nichts Neues, was soll sich hier auch ändern, aber ich fand es trotzdem nett noch einmal hier gewesen zu sein. Ähnlich wie beim Salvation Mountain reicht es mir aber jetzt und vermutlich muss ich keinen 3. Besuch mehr haben.
Auf den Guard Tower gehen wir aber noch schnell, der liegt ja auf dem Weg und die Aussicht von hier oben kann man mal mitnehmen. Durch das weite, platte Land hatten die Insassen hier nicht wirklich eine Chance, nach der erfolgreichen Flucht wirklich zu entkommen. Man wurde immer gesehen.
Wir sehen heute keine Flüchtigen, sondern einen Parkplatz, der sich zwischenzeitlich deutlich geleert hat. Wir haben jetzt 11:40 Uhr und sind kurz vor der schlimmsten Mittagshitze.
Damals hatte ich für den Besuch zwei Stunden eingeplant, die wir aber nicht ansatzweise gebraucht haben. Heute sind wir sogar deutlich in unter einer Stunde wieder draußen und befinden uns somit wieder vor meinem unsichtbaren Zeitplan Marcs Magenprobleme sei Dank