Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

  • Montag
    Das Frühstück auf der Terrasse ist herrlich. Wärmende Sonnenstrahlen, keine Hektik und ringsum die roten Berge. Einfach nur wunderbar und ein weiterer Hikertag liegt vor uns.


    Die Nationalparks nördlich und südlich von Moab sind wunderschön. Das hat sich leider ja massiv rumgesprochen, so dass es inzwischen ein schier unmögliches Unterfangen ist, insbesondere im Arches Nationalpark alleine zu wandern. Gleichwohl ist die Einsamkeit oft nicht weit von den Epizentren entfernt. Man muss sich nur ein bisschen Mühe geben und die Ziele mit Bedacht auswählen. Wir sind jetzt auf dem Weg in die Einsamkeit, aber zuerst muss der Eingang und die Parkroad geschafft werden. Kurz nach dem Sanddune, just auf der Höhe des Broken Arch, muss fast ein U-Turn her, um die Dirtroad runter ins Salt Valley zu erwischen. Wir folgen den Schildern zu den Klondike Bluffs. Die ansonsten gepflegte Straße, na ja, manchmal ist es schon eine arge Rüttelpiste, die ein Grading vertragen könnte, führt mehr als 8 Meilen zum Trailhead der Tower Arch Wanderung.



    Der Weg ist gut gekennzeichnet, da waren mal wieder die Cairn-Künstler am Werk, und geht gleich mal steil nach oben über die erste Ridge. Es folgt eine moderate Abwärtswanderung, vorbei an den Marching Men, hinunter in die Ebene. Wir steuern einen Bergrücken an, der von angeblasenem Sand eingerahmt wird. Hinauf über eine Sanddüne und auf der Rückseite zum Tower Arch. Der riesige Steinbogen hat seinen Namen von einem dahinter stehenden Hoodoo-Giganten. Ein paar Absätze nach oben und man sitzt in der Stille. Der Arch kann durchschritten werden und erst hinten wird seine namensgebende Steinsäule, rot mit weißem Kopf, im Norden sichtbar. Weder am Trail, noch am Arch irgendwelche Menschen, nur wir und die Natur. Schön! Wir genießen die Landschaft und sind fasziniert von der Wanderung, die zudem durch die tollen Ausblicke auf die Weite und die roten Felsen sehr abwechslungsreich ist. Nach knapp zwei Stunden sind wir zurück und treffen nun doch auf etwas Zivilisation. Ein Parkranger reinigt die Toiletten. Wieso fällt mir jetzt die Serie auf Discovery Channel "Dirty Jobs" ein?


    Wir rappeln uns zurück zur Park Road und halten kurz am Skyline Arch. Nur ein paar Meter weg von der Straße und ein kleiner Fotostopp, das war's, denn unsere nächste Wanderung wartet. Eine Senation ist, wenn man den Arch kurz nach der Straße ohne Menschen fotografieren kann.



    1994 waren wir zuletzt am Broken Arch und der Plan soll heuer wieder in die Tat umgesetzt werden. Über die Prärie erreichen wir bereits nach 0,3 Meilen den Steinbogen. Der rote Felsen wird nach oben weiß. Wie ein Bulle steht das Gestein in der Landschaft und doch hatte es eine Schwachstelle, die Wind und Wetter nutzten, um den Broken Arch zu formen. Oben auf seiner Biegung hat der Steinbogen einen kleinen Crack. Ob das der Grund für den Namen war, wir wissen es nicht und wichtig ist es ja auch nicht. Auf alle Fälle ist auch hier kein Publikumsverkehr. Viele Besucher wollen einfach nur das sehen, was von den Viewpoints aus möglich ist. Wandern, nein, um Gottes Willen, was soll das denn?



    Als wir genug Fotos im Kasten haben, fällt ein Schild auf, der den oder einen Trail anzeigt, der in die diametral andere Richtung führt. Durch den Broken Arch hindurch und dann hinaus. Aber wohin? Neugierig wie wir sind, und Zeit haben wir auch noch, folgen wir dem Weg. Und urplötzlich sehen wir weitere 0,4 Meilen später rechts einen gewaltigen Arch. Die Lösung läßt nicht lange auf sich warten: Ein Schild "Tapestry Arch" prangt am Trail. Nichts wie hin. Zwei einsame Menschen scheinen bereits unter dem Steinbogen zu sitzen und als sie uns bemerken, nehmen sie Fahrt auf. Machen wir in der Regel auch so, also danke und nichts für ungut! Das Mädl ist mit Flip-Flop unterwegs und es ist schon erstaunlich, welche Steigungen bzw. welches Gefälle sich mit solchen Schuhen bewältigen lassen. Die Tapete hängt hinter dem Arch in Form des Gesteins. Einen himmlischen Hintergrund haben wir erst, als wir unter dem großen Steinbogen sitzen und angetan in die Landschaft blicken. Wolken nehmen das Licht, sind aber bald wieder verschwunden.



    Wir gehen zurück zum Trail und folgen ihm weiter. Ein Campground kommt in Sicht. Die Wohnmobile und Zelte sind verlassen, das Klientel ist in der Natur. Follow Trail from Campsite 51. Wer bei dieser Nummer an Verschwörungstheorien denkt, der liegt falsch. Aber ein bisschen haben wir schon nach diesem Stellplatz gesucht. Der Weg führt weiter durch die Finnen des Arches Nationalparks. Aus diesen Steinfinnen bilden sich die Arches und wenn es so weiter geht, dann wird es an der ein oder anderen Stelle Geburten geben. Jedoch ist am Wall Arch auszumachen, dass auch Steinbögen das Zeitliche segnen können.


    Als wir wieder auf der Prärie sind und uns Richtung Parkplatz bewegen, biegen wir noch schnell nach links in einen Canyon ein. Der führt zum Sand Dune Arch. Umgeben von Felswänden und geflutet von Sand steht er jetzt am Nachmittag in der prallen Sonne. Der Bogen sieht oben aus, wie wenn sich zwei Nacktschnecken einen Kuss geben. Leuchtende Bilder prägen sich uns ein. 1994 sind unsere Kinder noch von den Sanddünen gesprungen. Das war damals die Hauptattraktion, nicht der Arch. Dass es 18 Jahre später genau anders herum ist, zeigt, dass auch wir uns weiterentwickeln. Fast zwei Stunden waren wir wieder unterwegs. Es waren unerwartete Ziele, die wir gefunden haben. Man soll also nie aufhören neugierig zu sein.



    Das Wetter hat inzwischen eine mystische Dimension erreicht. Sonnenstrahlen und dunkle Wolken überdecken die Moab-Area. Und so beschließen wir noch den Viewpoint zum Delicate Arch zu besuchen. Leider liegt inzwischen alles im Schatten und für einen vernünftigen Blick auf einen der schönsten Steinbögen der Welt braucht man von hier aus nicht nur einen guten Optiker. Bevor wir jedoch den Park verlassen, parken wir noch am Straßenrand mit Blick auf die Windows Section. Wie Fatali warten wir auf gutes Licht. Nur der hat 3 Wochen Zeit und ich habe Hunger!


    Ja, holt Euch auch die Kundenkarte vom City Market. Die Tanke dort ist eh die billigste im Ort und dann gibt es noch 3 Cent pro Gallone Nachlass. Im Markt bekommen wir 10 % Ermäßigung und dieser Markt ist inzwischen sowas von gut sortiert, dass einem nichts abgeht. Als wir um 17 Uhr im Hotel sind, hat es immer noch 95 Grad. Die Dusche ruft!


    Wir sitzen im ZAX an der Bar und besprechen die heutigen Erlebnisse bei einem Bier. Und das Essen gibt es im Cassano's, einem Utah-Italiener. Die Nudeln waren in Sahnesoße ertränkt und schrien um Hilfe. Wobei insgesamt schon festzustellen ist, dass inzwischen viele amerikanischen Köche Nudeln kochen können, - und zwar al dente. Unser Abendspaziergang führt uns bei Kim und Dave vorbei. Viele schöne Erlebnisse verbinden wir mit dem ehemaligen Dreamkeeper Inn. Aber das ist leider Vergangenheit.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

  • Zitat

    Ist ja auch egal, aber die Topos sind halt falsch. Das dürfte eigentlich nicht sein, kosten ja ein Schweinegeld, ist aber keine Ausnahme. Ich hätte da noch ein paar Beispiele ...


    ...Danke für die Infos, die Fritz. :)
    Von den Kosten geht's ja noch. Ich nehme meine Topos aus dem Mapping-Programm.


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  • Interessante Dinge im Arches.
    Die Fahrt zu den Klondike Bluffs und zum Tower Arch habe ich mich dann nicht getraut.


    Ralph, bitte nicht mit dem 4WD-Trail verwechseln. Die Dirtroad zum Trailhead ist eine gute Straße, die bei entsprechender Vorsicht auch mit dem PKW zu meistern ist. Unten im Valley geht dann nach links die 4WD-Strecke weg. Sie endet kurz vor dem Tower Arch. Das ist eine echte Herausforderung. Aber rund 50 Meter später geht die "normale" Straße nach links zum TH. Wenn der Hike veröffentlich ist, dann wird es klarer

  • ...Danke für die Infos, die Fritz. :)
    Von den Kosten geht's ja noch. Ich nehme meine Topos aus dem Mapping-Programm.


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    Ich habe inzwischen das ganze Land von NG und obwohl die Teile massiv billiger geworden sind, ist es in Summe schon ein Batzen Geld, den man dafür in die Hand nehmen muss. Momentan glaube ich mich erinnern zu können, dass die NG Software komplett rund 1000 USD kostet. Als ich begonnen habe, hat ein Staat über 100 USD gekostet

  • ...jetzt verstehe ich auch deinen Einwand mit "Schweinegeld". :mad:
    Bei DeLorme gab es früher auch die Topos der einzelnen Staaten zu kaufen. Vom Preis etwas günstiger als NG.
    Seit einigen Jahren gibt aber die Möglichkeit des unbegrenzten partiellen Downloads. Dh, du markiert den entsprechenden Bereich und lädst Topos, aerial images, etc in das Mapping-Programm. Optional besteht die Möglichkeit, die schon für den Handheld gerenderte Version mit herunter zu laden. Das Ganze kostet 30 USD im Jahr.


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  • Dienstag
    Heute Nacht pfiff der Wind mächtig durch das Spanish Valley und auch am Morgen weht es noch heftig. An Frühstück auf der Terrasse ist leider nicht zu denken.



    Als wir mitten in den Canyons auf der 313 West unsere Dirt Road suchen, hat sich das Wetter nicht nur beruhigt, es ist wunderschön geworden. Ein paar wirklich kleine Absätze und Sand, daher nicht PKW-geeignet, aber auch nicht besonders herausfordernd. Wir stehen mitten in der Bartlett Flat am Trailhead zum Jewel Tibbetts Arch. Der Weg ist gut gekennzeichnet und gepflegt. Dank Wegweiser und liebevoll gestapelter Cairns kann man sich nicht verlaufen. Wir wandern durch kleinere Senken, immer wieder hoch und runter, aber problemlos. Sand und Vegetation wechseln sich ab. Die Hitze hat das Plateau noch nicht erreicht, es ist angenehm. Nur noch ein leichtes Lüftchen weht uns entgegen oder treibt uns an. Unspektakulär geht es voran. Aber das ändert sich schlagartig, als wir nach rund 20 Minuten die Kante des Hell Roaring Canyons erreichen. Gähnende Tiefe, die Hölle brüllt atemraubend. Der Jewel Tibbetts Arch steht mitten im Canyon als Durchbruch einer Finne, die sich vom Süden her in den Canyon zieht. Das Motiv ist nicht so faszinierend wie der Canyon selbst, denn durch den Arch sieht man nur die andere, gleichfarbige Canyonwand. Es gibt Bilder im Netz mit Himmel im Hintergrund, aber mir wird auf den ersten Blick auf die topographischen Karten nicht klar, wie und wo man in den Canyon absteigen könnte. Vermutlich geht es über die 4WD-Strecke durch den Mineral Canyon am Green River entlang. Der Hell Roaring Canyon, ich finde den Namen schon so toll, beginnt bzw. endet hier und ein mächtiger Dryfall markiert diesen Beginn oder das Ende. Wir wagen uns an die Kante, eigentlich nur Monika, aber wohl ist mir nicht dabei. Nach 1,82 Meilen endet unser Roundtrip und unsere tollen Wandertage in Moab.



    Ein kleine gedankliche Zeitreise bringt uns auf die Interstate 15 in Richtung Las Vegas. Das Speedlimit schraubt sich auf 80, in Worten achtzig, Meilen pro Stunde. So geht, respektive ginge es zügig voran. Nur die Amis erreichen diese Endgeschwindigkeit nicht. Feiglinge oder sagen wir mal ein sehr vorsichtiger Menschenschlag, besonders die Männer! Nach 360 Meilen erreichen wir St. George und unser Best Western.


    Oil Change, ein unmögliches Lichtsignal, das sich seit Tagen im Auto breit macht und ich immer wieder wegdrücke. Ich frage nach Werkstätten in der Nähe und lasse einen Ölwechsel machen (74 USD, das war die Premium-Version, aber es muss ja noch einige tausend Meilen halten, gell). Das Geld habe ich von Hertz immer noch nicht, aber das ist eine andere Geschichte und so wie es momentan aussieht, wird es vermutlich zu einer Never Ending Story.


    Ein kleines Abenteuer steht uns leider noch bevor. Das BW steht westlich der Interstate und die einigermaßen akzeptablen Lokale stehen im Osten davon. Es sind nur eineinhalb Meilen und wir haben keinen Bock, mit dem Auto zu fahren. Also losgegangen, an die Interstate gekommen und natürlich weder Fußweg noch Unterführung in Sicht. Frage an den jungen Mann, der da Reifen in seinen Pickup lädt. Ja ich weiß es auch nicht genau, aber ich fahre euch hin. Sehr nett, aber danke (ich will doch nicht hier 30 Minuten warten, bist du fertig bist). Also ungefähr 300 Meter weiter wäre eine Unterführung gewesen, die haben wir auf dem Rückweg erfragt und benutzt. Jetzt spazieren wir mit den Flip-Flops im Gänsemarsch über die Autobahn. Blöd, zumal überall Glasscherben liegen und obwohl die Amerikaner ja übervorsichtige Autofahrer sind. Aber die meisten können es halt nicht. Sorry für das pauschale und vermutlich ungerechte Urteil.


    Das Essen im Outback war schon ok, das Bier allemal. Wir sitzen an der Bar und leider will mir ein Amerikaner immer wieder erklären, dass sich Deutschland mit den Starken verbünden soll und nicht in der EU. Danke, ich will jetzt in Ruhe essen. Bemerkenswert ist es trotzdem, denn normalerweise endet amerikanische Argumentation an den Landesgrenzen bzw. in Kriegsgebieten. Jetzt ist aber Schluß!


    Die wahnsinnige Vorfreude auf den morgigen Tag überlagert die Bedenken, ob wir mental in der Lage sind, es zu schaffen!


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

  • Mittwoch
    Einer der schönsten und abwechslungsreichsten Tage auf unserer Kontinentalreise soll heute stattfinden. Wir haben ihn "OliH" aus dem Forum Discover America sowie unseren lieben Freunden Tina und Stefan und L@la zu verdanken.


    Um 7 Uhr verlassen wir St. George bei zapfigen 60 Grad und fahren nach Hurricane. Die gleichnamigen Cliffs bauen sich am Rande der Stadt wie eine undurchdringliche Wand auf. Und doch hat der Mensch auch hier den Durchbruch geschafft. Vorbei an der Smithonian Butte, die zu den Vermilion Cliffs gehört, geht es durch die Big Plain in das wunderschöne Apple Valley. Eine herrliche Bergkulisse erwartet uns bei Colorado City und Hildale. Und hier in diesem Mormonendorf stechen wir über den Short Creek in den Water Canyon ein. Tiefe Furchen in der Dirtroad machen keine großen Probleme. Es ist alles trocken und mit etwas Vorsicht erreichen wir sicher den Trailhead.


    Die Felsen ragen steil nach oben. Die ersten Sonnenstrahlen haben sich bereits auf der westlichen Wand festgesetzt und bringen die im Schatten liegende Ostflanke zum glühen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit, die zu dieser Tageszeit noch herrscht, wird nur durch das Plätschern des Wassers unterbrochen, das stetig aus dem Water Canyon seinen Weg nach Süden sucht. Die Blicke schweifen bereits hier unruhig umher und die Aufrüstung der Hikerutensilien dauert entsprechend länger. Das Eye of Heaven ist schon zu erkennen.




    Sehr sandig beginnt der Weg am Creek entlang und die Hoffnung, dass der Anlauf zur Bergtour gemächlich erfolgt, verfliegt schon bald. Hoch und runter. Teilweise steiles Terrain und der tiefe Sand sorgen bereits zu Beginn für ein paar extra Diastolen und Systolen des vor Freude bumpernden Zentralorgans. Der erste Fotostopp läßt nicht lange auf sich warten. Das Auge des Himmels klebt an der Ostwand und nur ein paar Meter lassen eine Perspektive zu, von der man durch ein Tor auf den strahlend blauen Kosmos blicken kann. Das südwest-geübte Hikerauge erkennt schon nach wenigen Metern, dass diese Gegend hier ein Traum ist.




    Nach einer Meile verengt sich der Canyon und subway-ähnlich hat sich der Bach durch die Felsen gefressen. Im Hintergrund spitzen die roten Butten und bringen ein wenig Licht in den noch dunklen und dadurch etwas mystisch wirkenden Canyon. Der Blick zurück zu den Feuerbergen, die Kontraste und die Tiefe der Formen entschädigen für das frühe Aufstehen. Aber ab hier wird es ernst, denn wenn sich das Auge gen Westen wendet, baut sich eine fast senkrechte Wand unmittelbar vor einem auf. Und dort muss man hinauf. Von hier unten ist das kaum vorstellbar. Nur Mut!


    Wir hieven unsere Körper über einen Absatz auf den hier zirka 30 bis 50 cm breiten Trail. Es geht nach oben und der Boden verliert sich. Ich zwinge mich objektiv zu bleiben, denn auf diesem Band könnte man problemlos auf einem Bein hüpfen. Subjektiv geht das aber nur in der Ebene. Aber so obsiegt die Objektivität und der stetig an die Wand gerichtete Blick meine Höhenangst. Es ist wirklich entgegen aller Befürchtungen nicht so schlimm und so kommen wir Schritt für Schritt nach oben. Die Stellen, die ausgesetzt sind, sind wenige. Meistens hat die Natur mit Sträuchern dafür gesorgt, dass man sich trotz allem Gefälle sehr sicher fühlt. Nach knapp 0,5 Meilen sind wir oben und erblicken die Wave und die White Pocket komprimiert. Rechts gegenüber Butten, Hoodoos und Felsstrukturen in leuchtendem Orange, nur unterbrochen durch weiße Streifen. Etwas weiter links blitzen die schneeweißen Hügel der White Domes. Der hier wie aufgestellt wirkende Brotzeitfelsen bietet die Bequemlichkeit, die der nicht unanstrengende Aufstieg bisher vermissen ließ. Man könnte hier Stunden verweilen, aber wir wollen zumindest ein Hightlight auch aus der Nähe betrachten. Also weiter!




    Gemächlich geht es jetzt wieder hinunter in den Water Canyon. Hier wird erneut deutlich, was Wasser mit hartem Felsen alles anrichten kann. Ausgeschabte Gumpen, die teilweise noch mit Wasser gefüllt sind, vertiefen unvermittelt die Landschaft. Dort, wo der Wind den Stein vom Sand befreit hat, leuchtet der Fels. Oben der Canaan Mountain, der nun querfeldein - der Trail hat sich inzwischen im Nichts aufgelöst - zu erklimmen ist. Angenehmer Untergrund, denn nun verliert sich auch der Sand. Allerdings geht es auch wieder steil nach oben. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug kommen wir den White Domes näher. Unter das Orange mischt sich nun zeitweise auch gelbes Gestein. Links und rechts stehen die Butten und sind Zeitzeugen für zwei verschwitzte, einsame Wanderer, die aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.







    Der Fels wandelt sich relativ abrupt von farbig in weiß. Hügel markieren den Peak, die White Domes blenden und wären so ein guter Werbeträger für Waschmittel. Eine weiße Wave die sich nach oben zu den Hügeln formt, ja, so könnte man es beschreiben. Nach Norden geblickt, wuchten sich die gewaltigen Massive des Zion Nationalparks in die Luft. Nach Süden die rot-weiße Landschaft, die zumindest aus der Ferne den Coyote Buttes und der White Pocket in nichts nachsteht. Was für ein Ziel, was für eine Wanderung - atemberaubend! Das hier oben ist das Schönste, was wir seit langem gesehen haben. Die gut zwei Stunden Aufstieg haben sich für diese Kulisse wahrlich gelohnt. Die Motive sind einzigartig und bereits jetzt wird klar, dass wir wiederkommen und hier oben das Gebiet weiter erkunden.






    Nach insgesamt fünf Stunden sind wir wieder zurück am Auto. Inzwischen begegneten uns immer wieder hiesige Wanderer, deren Weg meist unten im Canyon endete. Die Mormonen-Kinder tun mir leid. Mit langen Hosen und Hemden, teilweise noch mit Jacken, quälen sie sich freudestrahlend nach oben. Tja, - uns wird diese fantastische Wanderung noch lange in den Köpfen bleiben. Aber nun: Viva Las Vegas!


    Dank einer neuen Zeitzone, wir schreiben Pacific Time, haben wir eine weitere Stunde gewonnen und treffen kurz vor 16 Uhr im Disneyland für Erwachsene ein. Der Check-in verläuft bei uns immer gleich. Monika bewegt sich motiviert zur Rezeption, ich drücke den Autoschlüssel und die Koffer dem Bellman in die Hand und mache Zigarettenpause. Normalerweise komme ich "just in time" und wir fahren gemeinsam hoch ins Zimmer. Aber: Schlangen im Aria! Nein, nicht die Tierchen. Monika ist kaum zu sehen, denn sie steht am Ende einer zirka 100 Meter langen Check-in-Reihe. Was ist denn hier los? Die Technik ist der Segen der Menschheit, aber nur wenn sie funktioniert und das tut sie nicht. Computer-Total-Ausfall! Hotelangestellte verteilen schon mal Wasser an die nicht sehr glücklich wirkenden Menschenmassen. Eine geschlagene Stunde hat es dann gedauert, bis wir die manuellen Arbeitsprozesse überwunden und unseren Zimmerschlüssel in Händen haben. Zeit, um uns telefonisch mit Tina und Stefan an der View Bar zu verabreden. Um kurz vor 18 Uhr saßen wir dann endlich gemeinsam und gemütlich an der Bar und feierten das Wiedersehen. Nicht nur, dass wir uns viel zu erzählen hatten. Nein, irgendwann kam auch der Hunger. Im Spago haben wir wunderbar gegessen und natürlich eine Flasche Wein genossen.



    Der Absacker an der Bar brachte zu später Stunde noch ein Highlight. Relativ relaxed, ja fast gleichgültig spaziert ein virtueller Freund nun physisch und unverwechselbar in die Bills Gambling Hall. Servus Volker! Ein schöner Abend endet am nächsten Tag. Selig träumen wir nun vom Water Canyon und Las Vegas und da wir von unserem Zimmer aus einen fantastischen Blick auf Las Vegas haben, lassen wir die Vorhänge offen. Nun funktioniert die Aria-Technik leider: Rauschend und automatisch schließen sich die Gardinen zum Sonnenaufgang. Der ist uns jetzt aber sowas von egal - bitte wenden!


    Übrigens, - heute war Bergfest nicht nur im Water Canyon. Auch wir haben nun Halbzeit unserer Reise!


    ... Fortsetzung folgt!
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