24.9.2012
Eine furchtbare Nacht folgte auf den tollen Tag. Ein Gewitter nach dem anderen zog über uns hinweg. Der Donner hallte unglaublich hier und ich hatte im Zelt maßlose Angst, weshalb ich zwei Mal ins Auto flüchtete weil ich mich da sicherer fühlte. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sich auf jeder Überdachung der Zeltplätze ein Blitzableiter befand. Erst am nächsten Morgen sah ich es. Auch war der Straßenlärm hier sehr laut. Da war es auf dem „Grand Staff CG“ wesentlich ruhiger gewesen. Aber man kann nicht alles haben.
Trotz der heftigen Gewitter hatte es nur wenig geregnet. Etwas gerädert standen wir später auf als sonst. Außerdem sollte unser Zelt noch etwas abtrocknen bevor wir es abbauten. Der Himmel war wie rein gewaschen. Nichts erinnerte mehr an die Inferno ähnlichen Wetterkapriolen der letzten Nacht. Bei schon wieder 65° Fahrenheit starteten wir dann um 8:25 Uhr Richtung „Capitol Reef“.
Dort angekommen hieß es wieder mal die Wanderschuhe schnüren. Um 11:20 Uhr begannen wir unsere „Frying Pan Trail“-Wanderung. Auf verschiedenen Webseiten und in meinen amerikanischen Wanderbüchern fand ich diese Tour die mir von der Beschreibung her gut gefiel. Krux dabei war nur, dass wir wo anders raus kamen als wir gestartet waren. Dies hieß wir mussten uns entweder abholen oder das Auto um parken lassen. Wir entschieden uns nach Absprache mit Sabrina und Michi für die zweite Variante. Sie sollten uns das Auto an einem bestimmten Parkplatz abstellen, damit auch sie den weiteren Tag unabhängig gestalten konnten.
Wir waren ja mal wieder voraus gefahren, allerdings spät dran und etwas in Eile. Das Wetter sah hier auch nicht so vielversprechend aus. Es hatte Wolken und für den späteren Nachmittag waren Regen und eventuelle Gewitter angesagt. Wir überlegten sogar noch während der Tour ob wir abbrechen und zurück gehen sollten oder ob wir es durchziehen sollten. Ein Gewitter in den Bergen ist ja auch nicht gerade prickelnd. Etwas hektisch zogen wir los, nachdem ich noch mal nen Zettel ins Auto gelegt hatte mit der Angabe des Parkplatzes wo wir unser Auto nachher vorzufinden gedachten.
Dabei ist mir leider ein Fehler unterlaufen der uns fast 5 zusätzliche Kilometer einbrachte. Ich nannte einen Parkplatz der viel weiter hinten lag, weil mir die Entfernung aus dem Auto raus nicht so weit vor kam. Der erst angedachte Parkplatz direkt an der Straße war nämlich total voll, deshalb dachte ich der andere, größere Parkplatz wäre auch gut. In der Hektik hatte Wolfgang dann auch noch vergessen sich Wandersocken anzuziehen, was sich im Nachhinein fatal auswirkte. Der „Frying Pan Trail“ beginnt mit einem steilen Anstieg, zieht sich dann aber mit leichter Steigung weiter durch herrlich zerklüftete Landschaft. Es geht dann mal rauf und runter, dann durch einen Canyon um an der anderen Seite wieder steiler anzusteigen. Eine wirklich klasse Tour und unsere Speicherkarten glühten.
Nach einem Drittel etwa ging Wolfgangs Blick Richtung Himmel. Dort sah es nicht so gut aus und wir überlegten wieder ob wir umkehren sollten. Dann trafen wir ein amerikanisches Pärchen, und befragten diese zu der Situation. Sie meinten man könne weiter gehen, es würde höchsten gegen Abend etwas regnen.
Auch ich wollte gerne weiter gehen, da die Landschaft so toll war und es nach jeder Kurve neue Schönheiten zu entdecken gab. Wir liefen dann einfach etwas zügiger weiter, machten kaum Pausen. Das Wetter hielt tatsächlich, so dass wir auch noch den kleinen Abstecher zum „Cassidy Arch“ machen konnten. Dort machten wir dann endlich auch mal ne Essenspause.
Ab da ging es eigentlich nur noch abwärts. Unten im Grand wash angekommen mussten wir nur noch diesem folgen um an der Straße wieder raus zu kommen. Plötzlich kam ein heftiger Sturm auf der durch den wash rauschte. Es zog heftig wie durch einen Schornstein, und nach jeder Biegung des washes kam der Sturm aus einer anderen Richtung. Mal mussten wir uns ihm entgegen stemmen, mal wurden wir regelrecht mit ungemeiner Kraft vorwärts geschoben. Dabei wurden Unmengen Sand aufgewirbelt, so dass wir kaum aus den Augen schauen konnten. Es war mehr als unheimlich. Wir mussten unsere Kameras vor dem Sand schützen und konnten deshalb kaum Fotos schießen.
Zwischendrin herrschte dann wieder kurzzeitig Windstille. Es war unglaublich was hier geschah. Wir kämpften uns regelrecht vorwärts immer in der Hoffnung der wash möge bald sein Ende an der Straße nehmen. An einer Stelle wo es gerade mal windstill war entdeckte ich zwei Dickhornschafe die in aller Seelenruhe grasten.
Schnell schoss ich ein Foto und machte Wolfgang der etwas hinter mir ging Zeichen damit er die Tiere auch sehen konnte. Er konnte sie dann auch gerade noch erblicken bevor sie das Weite suchten. Kurz darauf erreichten wir die Straße, froh darüber die doch lange Tour hinter uns gebracht zu haben. Nur hier stand kein Auto, und zerknirscht gab ich zu den wohl falschen Parkplatz genannt zu haben. Wolfgang, der sich mittlerweile ein Bein durch die verkehrten Strümpfe aufgescheuert hatte und gar nicht mehr gut laufen konnte war entsetzt. Er meckerte dann ne Weile rum, aber so richtig böse war er glaub ich nicht auf mich.
Hinkend schlurfte der arme Kerl hinter mir her, denn ich hatte jetzt noch mal das Tempo verschärft, weil ich auch einfach genug hatte. Wolfgang steckte sich dann die Hose in den Schuh, damit es nicht dauernd so am Bein scheuerte. Wir liefen immer an der Straße lang, und nachdem wir ungefähr so 4 Kilometer an der Straße hinter uns hatten hielt ein Auto neben uns an und ein amerikanisches älteres Ehepaar, die diese Wanderung auch schon mal gemacht hatten, erbarmte sich unser und nahm uns den Kilometer bis zum Parkplatz mit. Dankbar verabschiedeten wir uns von dem freundlichen Paar. Auch wenn es nur ein Kilometer war, so waren wir doch froh endlich am Auto zu sein. Was waren wir glücklich unser Fahrzeug dort zu sehen. Ein kühles Getränk gab es nachdem die Wanderschuhe endlich unten waren und dann ging es nach Torrey zum „Thousend Lake RV-Park“ wo wir uns eine Cabin gönnten.
Die Wanderung war 19 Kilometer lang plus die 5 Zusatzkilometer mit einem Aufstieg von 734 Metern. Der Laufschnitt betrug laut GPS 5,1 Stundenkilometer.
Nach einer Dusche gingen wir mit Sabrina und Michi zum Essen im „Red Cliff“ Die Burger waren sehr lecker, riesengroß und empfehlenswert.