Ich hatte hier neulich mal angefragt, ob Interesse an diesem Bericht besteht. Ich stelle nun einfach mal etwas ein zu unserer Reise. Die Reise wurde nicht nur analog geplant, sondern auch noch ganz altmodisch mit Diaaufnahmen dokumentiert. Daher muss ich überhaupt erst einmal sehen, ob ich genug verwertbare Scans aus der nicht gerade üppigen Menge habe. Ich werde auch diesen Bericht nicht so zügig erstellen, wie andere, dachte eher daran, immer mal wieder einen Teil einzustellen.
Aber vielleicht habt Ihr trotzdem Lust, mit uns zu reisen.
Prolog
Es ist das Jahr 2004 und wir buchen für das Folgejahr eine Reise nach Argentinien und Chile. Damit wird sich für mich ein Traum erfüllen. Einen kleinen Vorgeschmack hatte ich unlängst von Argentinien erhalten. Auf einem Kurztrip gemeinsam mit einer Freundin hatte ich die faszinierende Metropole Buenos Aires kennengelernt, bestaunte Wale in den Gewässern rund um die Halbinsel Valdés, fand mich in einer Pinguinkolonie wieder, wurde nass beim Besuch der wunderschönen Iguazú Wasserfälle und staunte über die imposante Lage von Rio de Janeiro. Schon diese kurze Stippvisite hatte mich restlos begeistert.
Meinen ersten Reiseführer von Argentinien kaufte ich - ich weiß es noch ganz genau - im Jahr 1993. Wie gerne wäre ich bereits damals schon in dieses Land gereist, aber es gehörte zu den teuersten Reiseländern, der Peso war 1:1 an den US Dollar gekoppelt. Es war schlicht unerschwinglich für mich. So blieb dieses ferne Land, das ich klischeebehaftet zuallererst mit Evita, Che Guevara und Maradona verband, vorerst noch mehrere Jahre ein Traum. Allerdings ein Traum, auf den ich kontinuierlich hin arbeitete. Erst etwas später „entdeckte“ ich Argentiniens Nachbarn Chile als Reiseziel. Die sehr überschaubare Anzahl Reiseführer, die ich finden konnte, habe ich regelrecht verschlungen, so fasziniert und regelrecht erschlagen war ich von der Vielfalt beider Länder.
Aber nun endlich würden mein Mann und ich einen Teil beider Länder auf einer 5-wöchigen Reise kennenlernen. Noch nie zuvor - und auch nicht in vielen der noch kommenden Jahre - haben wir eine solch lange Reise machen können, selbst für unsere mehrfachen Reisen nach Australien und Neuseeland hatten wir weniger Zeit. Mit sechs Wochen Jahresurlaub und ohne ganztägige Gleittage musste unsere Reise ins südlichste Südamerika genau geplant werden. So arbeiteten wir mehr oder weniger ein ganzes Jahr durch. Nur zwei oder drei Urlaubstage blieben für kurzfristig Ungeplantes übrig.
Es war nicht einfach, unsere Reiseroute in eine Buchung umzusetzen. Reiseveranstalter hatten diese beiden Reiseländer nur eingeschränkt im Programm und wenn, dann zumeist als Gruppenreisen. Buchungsportale für Übernachtungen waren nahezu unbekannt, das Internet half in diesen Länder für eine Planung auch kaum weiter.
Wir wussten jedoch genau, was wir wollten: beide Länder individuell mit einem Mietwagen entdecken. Irgendwann wurde ich fündig, so buchte ich bei einem Spezialveranstalter einzelne Bausteine, bei einem anderen Veranstalter weitere Bausteine, bei einem dritten die nächsten. Flüge buchten wir separat über unser Reisebüro und hofften, dass wir mit unseren Meilen, die wir schon seit ein paar Jahren nur für diese Reise sammelten, ein Upgrade in die Business Class für die doch sehr lange Flugstrecke nach Santiago de Chile ergattern würden.
Wir hatten die Qual der Wahl uns aus so viel Sehenswertem, das für mehrere Reisemonate ausreichen würde, eine Route zusammenzustellen. Ich kannte auch definitiv niemanden, der schon einmal in den beiden Ländern gereist war, um nach Tipps zu fragen. Ich musste mich ganz allein auf meine Planungen und Intuition veranlassen.
Wir entschieden uns nach reiflicher Überlegung, zuerst für 5 Nächte in die Atacama zu fliegen. Mehr Zeit wollten wir dafür nicht einplanen. Es wäre das erste Mal, dass wir beide in solch einer Höhe reisen würden und es war uns einfach zu ungewiss, wie wir mit diesen Bedingungen zurecht kommen würden.
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Der Mittelteil unserer Reiseroute sollte in Araukarien beginnen. Wir würden über die Grenze nach Argentinien wechseln, dort auf einer Estancia verweilen und wieder zurück über die Grenze durch das chilenische Seengebiet reisen. Ob noch Zeit für eine kleine Stippvisite auf die Isla Chiloé bleiben würde, würden wir vor Ort sehen.
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Im Anschluss würden wir in den südlichen Teil Patagoniens fliegen, wo spektakuläre Nationalparks in beiden Ländern unsere Reiseroute ergänzen sollten. Als Abschluss noch drei Nächte Santiago de Chile mit einem Besuch in Valparaíso, schon waren 5 Wochen mehr als gut verplant und dennoch würden wir nur einen Bruchteil dieser beiden Länder kennenlernen. Aber wir freuten uns so sehr, so viele Jahre träumte ich bereits davon und während dieser Jahre konnte ich auch meinen Mann überzeugen, der anfangs nicht ganz so angetan war, als ich ihm mit den Reisezielen Argentinien und Chile in den Ohren lag.
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Nahezu alle in unserem Umfeld, denen ich von unserem Reiseziel erzählte, schauten mich erstaunt an. Viele ungläubige Fragen wurden gestellt, wie „Was gibt es denn da zu sehen?“ und „Was will man denn dort?“ Ganz besonders beliebt war jedoch die Frage: „Ist das nicht viel zu gefährlich?“. Wenn ich dann noch sagte, wir werden individuell mit Mietwagen reisen, erntete ich zumeist Unverständnis und Kopfschütteln.
Wir ließen uns nicht beirren und unsere Vorfreude auf die bevorstehende Reise wuchs stetig. Ich zählte die Monate runter, dann die Wochen, schlussendlich die Tage und irgendwann war es dann soweit.