Tag 15 (06.03.2021) - Die Sache mit dem Questionaire, OH MEIN GOTT, PANDA EXPRESS!!! Rückflug und ab in die Notaufnahme
Im Vorbeifahren können wir die mobilen Testzentren am Flughafen sehen, die haben ein bisschen was vom Eiswagen, machen aber sicher nicht halb so viel Spaß Der Andrang scheint recht groß zu sein und ich bin mehr als froh, dass wir uns da jetzt nicht anstellen müssen, sondern alles vorab geregelt haben. Ich humpel langsam aber sicher ins Terminal und vor den ersten Toiletten machen wir halt, denn wir müssen uns noch umziehen. Nacheinander gehen wir rein, während der andere vor der Tür auf die Koffer aufpasst.
Was uns am Baggage Drop Off der Lufthansa erwartet lässt die Laune noch tiefer sinken: Eine scheinbar endlose Schlange. Lange anstehen, das absolut Beste, das ich mir aktuell vorstellen kann, aber es hilft alles nichts. Auf der Stelle stehen geht sogar einigermaßen mit den Wanderschuhen, aber besonders toll ist es natürlich trotzdem nicht und das hier dauert wirklich ca. eine halbe Stunde. Wäre ja alles halb so wild, wenn da nicht der deutsche Pauschal Urlauber mit seiner Großfamilie neben einem stehen würde, der von Maskenpflicht und Abstand scheinbar noch nie etwas gehört hat. Das sind so die Leute, bei denen ich mir wirklich vorstellen kann, dass die gar nicht so 100% wissen wo die überhaupt sind.
Am Schalter geht es bei uns wie immer schnell. Wir zeigen unseren Reisepass, unsere Boarding Karte und den Corona Test, stellen unsere Koffer auf's Band und das war's. Keine 2 Minuten. Immer wieder fragt man sich, was andere Leute eigentlich manchmal veranstalten und warum man selbst dann immer so schnell durch ist. Ist ja irgendwie meistens so. Hier in der Halle ist noch ein Restaurant, das eigentlich ganz gut aussieht, aber auch relativ teuer ist. Wir überlegen hin und her und kommen zu dem Ergebnis, dass wir lieber zuerst die Sicherheitskontrolle hinter uns bringen wollen. Guuuuuuuute Entscheidung im nachhinein, denn hinter der Security wartet eine ganz besondere Überraschung. Aber zuerst müssen wir am Questionaire vorbei! An dem, den ihr zu Beginn des Berichtes ausfüllen solltet
Der Questionaire ist wichtig. Sehr wichtig sogar. Doch wir Unwürdigen wissen das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Wir wissen ja nicht einmal, dass es ihn überhaupt gibt. Ahnungslos wie wir eben sind schlendern (humpeln) wir nach der Rolltreppe auf die Security zu, es stehen zwei Beamte im Weg, wie man es eben von überall kennt. Die wollen sicher den Boarding Pass sehen denken wir. Falsch gedacht.
Sobald wir in Anbrüll-Reichweite sind kommt uns entgegengefeuert: "GOT QUESTIONAIRE?????"
Bitte was?
"YOU GOT YOUR QUESTIONAIRE? WE NEED QUESTIONAIRE"
Ähm. No?!
"QUESTIONAIRE!!!!" sagte sie mit Nachdruck und zeigte mit einer dramatischen Geste auf ein Schild, dass sich ca. 50 Meter HINTER ihr über den Security Bändern befindet. Dort steht tatsächlich etwas von einem Questionaire, den man offensichtlich ausfüllen muss, bevor man passieren darf. Nun gut. Weiter sagt dieses Schild, dass man sich dafür mit einem speziellen WLAN verbinden soll, das extra dafür ausgestrahlt wird. Denkste. Weder Marc noch ich schaffen es, uns in dieses gottverdammte Netzwerk einzuwählen. Manchmal klappt es, aber nur für wenige Sekunden und sobald man anfängt irgendwas auszufüllen, ist es auch schon wieder weg. Es ist zum Wahnsinnig werden. Wenn das nicht klappt, dann soll man sich von den Mitarbeitern ein physikalisches Stück Papier geben lassen. Haben sie nicht. Liegt iiiiirgendwo dahinten auf einem Tisch. Mittlerweile hat sich um die Beamten auch eine Menschentraube gebildet, die nun panisch versucht diesen blöden Questionaire auszufüllen, aber offenbar nicht viel mehr Erfolg dabei hat als wir.
Wir quetschen uns durch die Menschenmenge einige Meter zurück und sehen auf den Tischen die Rückstände diverser Questionaires und ganz besonders weit hinten noch genau zwei Exemplare, die noch niemand versucht hat auszufüllen. Und so sieht er aus, der legendäre und berüchtigte Questionaire:
"GOT QUESTIONAIRE???"
JA, UM HIMMELS WILLEN!!!
"Please proceed"
Ja. Wie jetzt. Die fragt mich nur, ob wir den haben? Das ist alles? Die will den nicht einmal sehen? Kommt bestimmt noch. Die Security Kontrolle geht sehr schnell und es klappt auch reibungslos, bis ich abgetastet werde und man mir, vermutlich aufgrund der klobigen Wanderschuhe, ans Fußgelenk geht und einmal beherzt zudrückt. Ich schreie vor Schmerz. Die Beamtin ist sichtlich erschrocken und betroffen, ich entschuldige mich schnell und erkläre ihr, dass ich mich vorhin verletzt habe. Alles gut, ich darf gehen. Am Ende war der Schreck über den plötzlichen Druck wohl schlimmer als die Schmerzen selbst.
Dafür traue ich nun meinen Augen kaum. Ich wusste, dass es ihn irgendwo in diesem Flughafen geben muss, aber laut Google ist er dauerhaft geschlossen. Ist er ganz offensichtlich nicht, ich bin im siebten Himmel Ihr glaubt gar nicht, in welchem Tempo ich auf einmal humpeln kann!
Es ist bereits dunkel, als unser Flieger um kurz nach 19 Uhr in Richtung Frankfurt abhebt. Die Premium Economy war - anders als auf dem Hinflug - diesmal leider nicht bezahlbar. Auch meine dezenten Hinweise haben leider nichts an unseren Holzklasse Sitzen geändert, aber immerhin bekomme ich in regelmäßigen Abständen Crushed Ice in Tüten, um meinen Fuß zu kühlen.
Der Flug ist furchtbar und zieht sich wie Gummi. Rückflüge sind meistens ätzend, aber der hier ist es ganz besonders. Ich habe die Schuhe ausgezogen und der Fuß fängt an zu pochen, sobald ich ihn auf den Boden stelle. Hochlegen geht hier aber auch nirgendwo, zumal mein Vordermann seine Sitzlehne bis zum Anschlag hinten hat. Die meiste Zeit des Fluges hänge ich also irgendwie verkrüppelt in meinem Sitz um mein Bein irgendwie nach oben zu bekommen. Die daraus resultierenden Rückenschmerzen sind auch nicht schön, aber schöner als der pochende Schmerz im Fuß.
Das Essen ist nicht besonders gut und ich esse kaum was davon. Wir sind noch satt von Panda Express.
Ich schlafe immer mal wieder, aber viel länger als ein paar Minuten kann es nie sein. Ab und zu bestelle ich mir neues Eis, wenn meins mal wieder geschmolzen ist und zwischendurch gucke ich noch einen Film mit gefühlt 20 Unterbrechungen. Ich kann mich gar nicht mehr wirklich daran erinnern, aber ich glaube es war ganz witzig. Leichte Unterhaltung eben.
Um kurz nach 10 Uhr am Vormittag fliegen wir über den Rhein und haben es fast geschafft. Ich versuche wieder in die Schuhe zu kommen, das gestaltet sich mittlerweile aber relativ schwierig. Ich habe das Beste gehofft, aber es ist nicht in Erfüllung gegangen und der Fuß scheint ordentlich angeschwollen zu sein.
Das Aussteigen und Laufen durch den Frankfurter Flughafen fällt mir schwer. Alle Rollbänder sind außer Betrieb und weit und breit ist niemand zu sehen, der uns irgendwie helfen könnte. Ich muss also den gesamten Weg bis zur Einreise und zum Baggage Claim langsam und mühevoll zu Fuß zurücklegen. Das gesamte Flugzeug überholt uns und wir sind sogar so langsam, dass an der Einreise kaum noch etwas los ist als wir ankommen. Übrigens: Den gottverdammten Questionaire wollte niemand sehen. Zu keinem Zeitpunkt. Aber er ist sehr wichtig!
Ich beiße nochmal die Zähne zusammen, die Koffer kommen schnell und ich rufe unser Flughafen Hotel von vor zwei Wochen an, dass sie den Shuttle schicken können, der uns abholt. Das klappt gut und keine 30 Minuten später stehen wir vor dem Auto in der Tiefgarage und können los.
Ich muss ins Krankenhaus, das sehe ich ein! Aber nicht hier, erst in Krefeld. Aktuell herrschen noch diese seltsamen Regeln, nachdem ganz Deutschland in Quarantäne muss nach der Rückkehr aus einem Hochinzidenz Gebiet. Alle, bis auf Einwohner NRWs, die haben eine Sonderregelung. Ich weiß aber nicht wie das ist, wenn wir jetzt nach Hessen in ein Krankenhaus fahren würden und außerdem, auf die 2,5 Stunden kommt es jetzt auch nicht mehr an.
Ja. Doch. Wunderschön! Und dieser Bluterguss erst.
In der Notaufnahme des Helios Klinikums herrscht eine super Stimmung. Eine Mutter sitzt mit ihrer Tochter bereits seit 45 Minuten hier rum und alles Klingeln war bisher vergebens. Niemand macht auf. Auch wir sitzen schon lange hier, als wir dann mal da anrufen und die schroffe Antwort erhalten, man solle eben länger warten, es dauert so lange, wie es eben dauert. Okeeeee. Ist das der Sinn einer Notaufnahme? Wir wurden ja nicht einmal gefragt was wir haben. Was, wenn jetzt hier jemand am Verbluten ist?
Zwischendurch kommt noch ein junger Mann herein und lässt alle sehr penetrant an der Information teilhaben, wie starke Schmerzen er doch hat und das wir ihn auf jeden Fall vorlassen müssen. Ja ne. Ich glaube Schmerzen haben wir hier alle. Immerhin machen wir uns einen Spaß daraus irgendwelche dummen Witze über Questionaires zu machen, als wir die unbetrachteten Schriftstücke in unseren Hosentaschen wieder finden. Ich sage nichts ohne meinen Questionaire! Nach 90 Minuten schaffe ich es dann auch in die Anmeldung, bekomme Ärger, dass ich damit schon seit über gestern herumlaufe und so geflogen bin und werde zum röntgen gefahren.
Die Bilder sind soweit unauffällig, mit meinen Knochen scheint also alles in Ordnung zu sein... Immerhin etwas. Allerdings ist mein Fuß zu geschwollen um irgendwas über den Zustand meiner Bänder sagen zu können, dafür muss ich warten, bis die Schwellung abklingt und dann zu meinem Arzt, der praktischerweise Sportarzt ist. Ich bekomme auf jeden Fall eine Schiene und 6 Wochen Tragepflicht verdonnert, auch Nachts, falls ich mal spontan aufstehen muss und nicht dran denke. Ein Gutes hat es ja: Es nimmt mir die Entscheidung ab USA im Mai endlich zu stornieren und es im Oktober nochmal zu versuchen, ich glaube kaum, dass ich so in exakt 2 Monaten 20 km Wanderungen absolviere.
Das war sie also, die wunderschöne Mexiko Reise mit unglücklichem Ausgang! Mehr zum Fuß und zur gesamten Reise folgt dann natürlich noch im Fazit