2.3.10 Frost und Feuerwerk
Morgens war ich früh raus und habe fotografisch da weiter gemacht, wo ich gestern aufgehört habe.
Für Sonnenaufgangsbilder ist de Ausrichtung des Tales allerdings nicht optimal.
Außerdem
habe ich mir den Ar*** bzw. die Finger abgefroren. Es waren -3 oder 4° C
und es wehte ein kalter Wind (also gefühlte -10-15°). Irgendwann konnte
ich meine Finger nicht mehr bewegen und bin zurück ins Zimmer.
Klimaanlage auf volle Heizleistung gedreht. die klammen Flossen davor
gehalten und nach ca. 10 Minuten konnte ich die Fingerchen wieder so
weit bewegen, dass ich mir eine drehen konnte. Nach dem Zigarettchen bin
ich zum Frühstück ins Restaurant gegangen. Auf dem Rückweg habe ich mir
im Store der Lodge erst mal ein paar Handschuhe gekauft ;).
Auf dem Weg ins Tal habe ich noch einmal einen Blick zurück geworfen. Müsste der Casa Grande Peak sein.
Das Tal mit der Lodge liegt übrigens auf knapp 1700 m.
Heute
standen der nördliche Teil des Parks und der Rio Grande auf meinem
Programm. Nach ca. 30 km auf der Parkstraße habe ich mein Auto am
Straßenrand abgestellt und bin ca. 30 oder 40 Minuten querfeldein durch
die Tornillo Flats gelaufen. Mein Ziel waren diese interessanten
Formationen.
Das wären sicher auch tolle Sonnenauf- oder -untergangsmotive aber man kann halt nicht gleichzeitig überall sein.
Ein
Stückchen weiter habe ich mir noch ein "Dinosaur Display" angeschaut,
wo es aber nur ein paar Schautafeln zu sehen gab. Immerhin aber noch
einmal einen schönen Blick auf die Chisos.
Noch
ein paar km weiter Richtung Norden stand der erste Ausritt jenseits des
Teeres an. Zunächst ging es über eine recht gut zu fahrende Gravel Road
zur Dagger Flat. Heißt so, weil die Blätter der Giant Dagger Yucca ein
wenig wie Messerklingen aussehen.
Auf
dem Weg zurück zweigt nach etwa 2/3 der Strecke zur Parkstraße die Old
Ore Road ab. Etwa 27 Meilen "unimproved dirt road" die im Süden knapp
vor dem Rio Grande Village wieder auf die Haupt-Parkstraße trifft.
Hier
waren die Verhältnisse etwas rauer. Viel Washboard und diverse kleiner
und etwas größere Felsstufen, sowie einige Ansteige auf lockerem Geröll,
wo 4WD vielleicht nicht unbedingt erforderlich aber doch hilfreich war.
Zunächst
fährt man nach einem kurzen Anstieg auf einer Hochebene nahe einer
Abbruchkante entlang und hat einen schönen Blick auf die Tornillo Creek
Badlands mit den Chisos Mountains im Hintergrund.
Dann
wird es langsam steiler und nach einigen Serpentinen erreicht man Roys
Peak, wo sich einige wenige Reste der ehemaligen McKinney Ranch finden.
Nach
der Durchquerung der McKinney Hills taucht linker Hand eine schroffe
Klippe namens Alto Relex auf, die einen eine ganze Weile begleitet.
Hier
gibt es den einen oder anderen trockenen Wasserfall zu bewundern sowie
eine Menge herunter gestürzter Felsbrocken, die durchaus die Größe
mittlerer Trucks erreichen.
Eine
Weile fährt man jetzt durch lockeren Sand in einem trockenen Flussbett.
Rechts und links zweigen Trails zu ehemaligen Mine-Sites ab, wo aber
kaum noch etwas zu sehen ist (laut meiner Beschreibung, ich habe nicht
nachgesehen).
nach etwa 21 Meilen fährt man aus dem Flussbett
heraus und oben parallel zum Canyonrand. Hier habe ich eine Stelle
gesucht, die breit genug war, mein Auto abzustellen und bin zur Ernst
Tinaja hinunter geklettert. Hierbei handelt es sich um tiefe
Auswaschungen im Fels, in denen fast das ganze Jahr Wasser zu finden ist
(Tinaja = Tonkrug auf spanisch).
Westlich
hat man auf der weiteren Fahrt einen immer besseren Blick auf die
Sierra del Camen, die schon auf der anderen Seite des Rio Grande liegt.
Auf
den letzten ein oder zwei Meilen wird man vom Washboard noch mal
ordentlich durchgeschüttelt bevor man wieder den Asphalt erreicht.
Mir
hat die Tour sehr gut gefallen. Mit einem SUV war sie eigentlich recht
problemlos zu fahren. An der Strecke gibt es diverse Backcountry
Campsites und unterwegs auch eine Menge Hiking Trails. Man könnte hier
also sicherlich auch 2 oder 3 interessante Tage verbringen.
Auf
der Parkstraße bin ich links abgebogen und zum Rio Grande hinunter
gefahren. Den ersten Blick auf den Fluss konnte ich am Rio Grande
Overlook werfen, den zweiten und sehenswerteren am Boquillas Canyon
Overlook.
In diesen Canyon bin ich auch noch ein Stück hinein gelaufen.
Auf
den Felshängen auf der anderen Flussseite steht (wohl fast immer) ein
Mexikaner, der die Wanderer mit mexikanischen Volkslieder unterhält. Am
Strand stehen mehrere Plastikbehälter. Und wenn man einen oder zwei
Dollar hinein tut, kann man beobachten, wie er mit dem Kanu hinüber
kommt und sein Honorar einsammelt. Sozusagen der kleine
Grenz-Kultur-Verkehr.
Am Boquillas Canyon endet die Parkstraße.
Auf dem Rückweg habe ich einen Abstecher zum Visitor Center gemacht, wo
es aber nichts interessantes zu sehen gab. Für Camper ist die Ecke
interessant, weil es hier einen CG direkt am Fluss gibt.
Auf dem
Rückweg bin ich nach wenigen Meilen auf eine Dirtroad abgebogen, die zu
den Rio Grande Hot Springs hinunter führt. Hier gab es bis in die
dreißiger Jahre eine florierendes Touristenresort, von dem aber nur noch
Ruinen übrig sind.
Hier
kann man auf einem Weg direkt am Fluss entlang wanden und kommt dabei
zu den eigentlichen Hot Springs, die offensichtlich auch heute noch
genutzt werden.
Der
alte Herr muss wohl in der Nähe des Parks wohnen, denn er erzählte,
dass er mindestens einmal die Woche hier herunter kommt. Er war gut
ausgestattet. In einer Felsnische hinter ihm hatte er sein kaltes Bier
und die Zigarre verstaut. Wir haben uns eine ganze Weile unterhalten,
bevor ich mich verabschieden musste, weil ich noch ein paar
Sonnenuntergangsbilder machen wollte. Schade, dass ich keine Badehose
dabei hatte.
Auf
dem Parkplatz habe ich dann nicht schlecht gestaunt, weil das einzige
andere Gefährt außer meinem Liberty eine 750er Geländemaschine war, die
dann ja wohl dem Badefreund gehört haben muss.
Für den Sonnenuntergang hatte ich mir den "Tunnel View" mit dem schönen Blick auf die Sierra del Carmen ausgesucht.
In
der einbrechenden Dunkelheit musste ich noch den einen oder anderen
Stop einlegen, denn der Himmel rannte nach Sonnenuntergang noch ein
ziemliches Feuerwerk ab.
Auch
als ich viel später endlich zurück in der Lodge war, zeigte sich am
ansonsten finsteren Himmel noch ein leichtes oranges Licht, so dass ich
mein Stativ auf den Balkon packte, um zu testen, was eine LZ-Belichtung
wohl daraus macht.
25 Sekunden später zeigte das Display der Kamera dieses Bild:
Mit bloßem Auge war wirklich fast nichts davon zu sehen. Nur ein oranger Schimmer bei ansonsten fast schwarzem Nachthimmel.
Gerade noch rechtzeitig war ich gegen 21:00h im Restaurant, um meinen inzwischen beachtlichen Kohldampf zu stillen.
Nach
dem Essen habe ich mir im Zimmer noch ein Glas Rotwein gegönnt und habe
versucht, etwas zu lesen. Bald fielen mir aber die Augen zu. War ein
langer Tag.
Nach den Minusgraden am Morgen stieg das Thermometer übrigens tagsüber bis auf angenehme 23-27°C.
Weiter geht es im nächsten Posting.