Tag 28 (06.06.2018): Yosemite National Park - Mist Trail
Noch 2.5 Meilen to go! Ab hier hat man die Wahl ob man den John Muir Trail, oder den Mist Trail zurück in's Valley nimmt. Für mich war schon zu Beginn der Planung klar: Wir nehmen natürlich den Mist Trail, der direkt an den Nevada und Vernal Falls vorbei führt! Das ist der einzige Trail im Park den ich teilweise schon kenne, weil wir den im September vor 3 Jahren gemacht haben... mit ziemlich kläglichen Wasserfällen und jetzt würde ich die gerne mal in voller Pracht sehen. Ob das so eine gute Idee war sehen wir später.
Sofort zu Trailbeginn wird es unmenschlich steil. Der Trail führt in hunderten, engen, steilen und vor allem rutschigen Serpentinen bergab. Die Felsen im Yosemite sind nicht vergleichbar mit dem roten Sandstein in Arizona und Utah, der Granitfels hier ist absolut glatt und man muss permanent aufpassen, sich nicht richtig heftig auf's Maul zu packen... Grip haben unsere Wanderschuhe hier jedenfalls absolut keinen.
Meine Mutter kommt mit dem rutschigen Weg bergab noch viel weniger klar als ich und bekommt richtig Angst. Das habe ich natürlich weder erwartet, noch kommen sehen, aber jetzt sind wir schon ein ganzes Stück abgestiegen und ich habe im Kopf, das der Rest nicht ganz so schlimm wird. Den Teil bisher kannte ich noch nicht, da wir damals nicht bis oben am Nevada Fall waren, sondern am Fuße davon umgekehrt sind. Ich bin schneller unterwegs als meine Mutter und nutze die Gelegenheiten beim Warten, um ein paar Bilder zu machen, inzwischen hat sich das Wetter ziemlich zugezogen und ich hoffe das bleibt nicht so.
Einmal zum Vergleich: Das war der Nevada "Fall" im Spätsommer 2015:
Jetzt, im Frühling, macht der Mist Trail seinem Namen jedenfalls alle Ehre!
Nach dem heftigen Abstieg an den Nevada Falls geht es zunächst einmal harmlos und relativ flach durch den Wald und an den Teil kann ich mich jetzt auch erinnern.
Wir kommen zurück zu dem reißenden Fluss, den ich nur als kleines plätscherndes Bächlein in Erinnerung habe und die Menschenmassen nehmen plötzlich rapide zu.
Hier kann man gut den weiteren Trail Verlauf unten sehen und wie weit wir dafür wieder auf kürzester Distanz runter müssen. Alles ist wahnsinnig grün und moosbewachsen, einfach nur wunderschön! Dort, wo sich die vielen Menschen an einer Stelle knubbeln, können die Vernal Falls bewundert werden, allerdings nicht, ohne das man vollkommen geflutet wird, wie wir nachher noch feststellen werden.
Am Anfang ist es noch einfach, es gibt richtige Stufen, ein Geländer und der Boden ist trocken.
Doch dann wird es für uns zur Katastrophe, der Fels ist komplett nass und rutschig und wir kommen so gut wie gar nicht mehr voran. Für mich ist das alles nur ein wenig anstrengend, aber meine Mutter hat inzwischen die blanke Panik in den Augen stehen und würde am liebsten auf dem Hintern hier runterrutschen. Da habe ich uns jetzt was eingebrockt... Im nachhinein war das wohl der schlimmste Trail der gesamten Reise für sie, was ich beim Planen absolut niemals erwartet hatte. Da waren ganz andere Sachen, bei denen ich persönlich mir wesentlich mehr Sorgen gemacht hatte. Auf dem Weg nach unten, vorbei am Vernal Fall, mache ich kein einziges Bild, da ich eher damit beschäftigt war meine Mutter an den Menschenmassen vorbeizulotsen, die hier zusätzlich auch noch den gesamten Weg blockieren. Außerdem ist es hier so scheiße nass, das die Kamera sowieso sofort geflutet gewesen wäre. Unten wage ich ein schnelles Bild und sofort ist die gesamte Linse voller Wassertropfen.
Vergleich Vernal Fall Spätsommer 2015:
Am Fuße des Vernal Falls angekommen wird der Trail wieder zu einem normalen, erdigen Weg und das schlimmste ist geschafft! Jetzt können wir auch die Schönheit der Umgebung wieder etwas mehr würdigen.
Die letzten Meter vom Trail ziehen sich dann ab der Brücke so richtig. Es ist jetzt asphaltiert und geht einfach nur noch gefühlt endlos bergab zur Bushaltestelle.
Wir haben es geschafft! Das Valley hat uns nach insgesamt fast 9 Stunden Wanderung wieder. Für die letzten 2.5 Meilen über den Mist Trail haben wir fast 2 Stunden gebraucht.
Trailfakten:
Länge: 2.5 Meilen / 4 km (Oneway Top of Nevada Fall - Happy Isles)
Dauer: Ca. 2 Stunden
Erreichbarkeit: Befestigt, PKW oder Shuttle Bus
Einstufung Schwierigkeit: Moderate - Strenuous, je nach Jahreszeit und Wassermasse
Kosten: 35$ National Park Eintritt oder Jahreskarte
Fazit: Ein - für mich - im Frühjahr wunderschöner Trail mit grandiosen, imposanten Wasserfällen, an die man super nah ran kommt und auch ordentlich nass wird. Je mehr Wasser die Wasserfälle führen, desto anstrengender allerdings auch der Trail, denn man muss jeden Schritt mit Bedacht setzen um nicht auszurutschen. Es geht extrem steil hoch, oder eben runter, je nach richtig. Hoch wäre dieser Trail mit Sicherheit einfacher zu laufen als runter.