East of Europe 2020 - 8 Länder in 15 Tagen

  • Tag 4 (11.08.2020) - Der Gewaltmarsch auf den Rysy Teil 2




    Zurück bei Steve ist der auch schon wieder abmarschbereit. Die Hütte erreicht zu haben ist zwar immerhin etwas, aber bis zum Gipfel ist es doch noch weiter als ich erwartet hatte - nochmal 400 Höhenmeter um genau zu sein. Natürlich habe ich an dieser Stelle keineswegs die Intention aufzugeben, ich bin bis hier gekommen, dann will ich auch ganz hoch, das ist klar und das weiß jeder, der mich kennt. Trotzdem entfährt mir ein trotziges "Boah, ich kann nicht mehr!" beim Anblick auf den weiteren Weg.

    Meine Damen und Herren, es ist so weit, die Situation eskaliert zum ersten mal!


    Steve: "Dann musst du halt hier warten!"
    Ich: "Das ist aber nett!"
    Steve: "Ja, es gibt auch Leute, mit denen ich unten bleiben würde"
    Ich: "Mir ist schon klar, das ich zu denen nicht gehöre"
    Steve: "Stimmt"

    Meine Antwort muss ich euch leider vorenthalten, da die Freundschaft noch besteht würde das hier zu weit gehen! :rolleyes: Aber sie hat definitiv gesessen!

    Zur Erklärung: Steve hatte seine letzte Freundin vor 7 Jahren und kommt gefühlt alle zwei Wochen mit einer neuen an, die er toll findet und mit der er mir die Ohren volljammert. Für die würde er natürlich alle warten. Für mich nicht. Aber das ist ja egal, denn ich will ja gar nicht warten :D

    Nachdem wir uns also wieder alle abgeregt haben geht die fröhliche Klettertour also in die nächste Runde. Begrüßt werden wir auf dem finalen Anstieg mit folgendem Schild:


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    Wie jetzt? Dann muss ich meine High Heels wohl doch noch ausziehen, dabei bin ich damit so weit gekommen :frown:

    Ein Blick zurück auf die Hütte


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    Und während die Aussicht immer besser und besser wird, werden unsere Pausen immer häufiger. Ich bin zwar komplett am Arsch, allerdings stellt es mich zufrieden, das auch Steve ENDLICH Schwäche an den Tag legt und kämpfen muss. Gegen Ende wird es teilweise grenzwertig steil... Hoch ist kein Problem, aber an manchen Stellen zweifle ich ernsthaft daran, das ich wieder runter kommen. Aber Probleme vom Zukunfts-Ich und so!

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    Nach exakt 5 Stunden und 7 Minuten (Anstatt nach 4:25) erreichen wir endlich den verdammten Gipfel vom verdammten Rysy. Während ich mich direkt auf den schmalen Grat setze klettert Steve noch drei Meter höher zum eigentlichen Gipfel. Ich habe schon an meiner Stelle ein Bein links und ein Bein rechts vom Berg und nach oben hin wird es noch schmaler - dafür zittern meine Beine zu sehr und ich lasse es sein. Stattdessen beschließe ich, das 2500 Meter anstatt 1503 Meter Gipfel genug für mich sind, um es als geschafft durchgehen zu lassen.

    Da kommen wir her! (Ja, das da unter meinen Füßen ist der "Weg").


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    Die Aussicht von hier über die Hohe Tatra ist wirklich beeindruckend. Dabei fällt vor allem aber auch auf, wie klein dieses Gebirge von der Grundfläche her eigentlich ist. Rund herum ist überall Flachland und mittendrin wurden ein paar mittlere 2000er hingekleckert.

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    Allzu lange halten wir uns hier oben nicht auf. Meine Beine sind zittrig, es ist kühl hier oben und der ewig lange Rückweg liegt beängstigend vor uns. Bei der Aussicht kann ich mich nicht entspannen und ewig verweilen, es ist schon viel zu spät und im dunkeln möchte ich hier nicht unterwegs sein, daher beschränkt sich der Gipfelaufenthalt auf 10-15 Minuten.

    Der Weg nach unten geht besser als erwartet. Bei diesem Steigungsgrat traue ich meinen übermüdeten Beinen aber nicht mehr über den Weg und bewege mich das erste Stück mehr oder weniger auf meinem Hintern nach unten.


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    Der Rückweg bis zur Hütte ist relativ schnell geschafft und das allersteilste Stück liegt damit hinter uns. Wir atmen auf, auch wenn es noch ein langer, langer Weg ist. Steve freut sich, das es in der Hütte noch etwas zu essen gibt und gönnt sich eine Bockwurst mit Pommes - ich könnte ja jetzt nicht einmal ans Essen denken. Für mich ist das hier Sport und der Weg zurück ist noch weit, wenn ich mich jetzt mit Pommes vollstopfen würde, würde ich danach alles wollen, aber bestimmt keine 4 Stunden mehr laufen. Davon abgesehen habe ich bei großer Anstrengung eh nie Hunger, also schaue ich nur beim essen zu. Es ist bereits so gut wie nichts mehr los an der Hütte, fast alle anderen Wanderer sind längst auf dem Weg nach unten, nur ein paar Abenteurer sind noch hier, die aber sichtlich hier übernachten wollen.

    Auch der weitere Verlauf bis zu den Ketten und Leitern ist sehr steil, langsam merke ich den Abstieg deutlich in meinen Knien. Zufrieden muss ich allerdings feststellen, das sich das Blatt langsam wendet. Bergauf mag Steve fitter sein, aber bergab ist meine Disziplin und jetzt bin ich es, die in regelmäßigen Abständen wartet.

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    Im weiteren Verlauf mache ich so gut wie keine Bilder mehr. Wir sind die letzten Wanderer auf dem Trail und der Rückweg zieht sich wie Kaugummi. Keine Ahnung wie oft ich laut gefragt habe, ob wir auf dem Hinweg wirklich SO weit gelaufen sind, man braucht sicher beide Hände um das abzuzählen. Noch nie kam mir der Rückweg so ungleich länger vor als der Hinweg und noch nie habe ich bergab so viel Pause gemacht. Auch meine Füße schmerzen unbarmherzig bei jedem Schritt auf den unebenen Steinen, aber Steve ist nun völlig am Ende und muss sich alle 15 Minuten setzen. Ich, die runter immer doppelt so schnell ist wie rauf, kann das nicht verstehen, aber warte gerne mit - Ja, vielleicht auch ein klein wenig schadenfroh über die ausgleichende Gerechtigkeit.

    Die Dämmerung setzt schon ein als wir zurück im Waldabschnitt sind. Jetzt, ohne die vielen Leute von heute morgen, fallen uns die "Rucksäcke" auf, die hier rumliegen. So wird die Hütte oben versorgt, man kann sich freiwillig einen davon nehmen und hochbringen. Im Gegenzug bekommt man oben einen Tee, was mir lächerlich wenig vorkommt als Gegenleistung, aber immerhin bleibt man fit. Wir scherzen darüber, wie viel Geld man uns bieten müsste um JETZT sofort umzukehren und einen dieser Taschen nach oben zu bringen. Wir beschließen, das 1000€ wohl zu wenig wären, aber ab 10.000 könnte man darüber reden. Völlig überflüssig, aber ich wette jeder kennt solche sinnlosen Gespräche und Gedanken, wenn man versucht sich abzulenken.


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    Und es zieeeeeeht sich...

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    Die letzten Meter über die Straße bis zum Parkplatz sind einfach nur noch eine Qual für die Füße, jeder Schritt fühlt sich an als würden die Sohlen Feuer fangen. Dann, endlich, nach 10 Stunden und 8 Minuten lassen wir uns auf den Boden hinter dem Kofferraum fallen und reißen uns die Schuhe von den Füßen - Welch Wohltat.

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    So sitzen wir hier kurz, beinahe unfähig uns zu bewegen, als Steve mir eröffnet, das er sich gerne bei mir entschuldigen würde. Er habe die Wanderung und die Steigung wohl offensichtlich sehr unterschätzt. Na bitte. Mehr wollte ich in dem Moment gar nicht hören und alles ist gut. Ja, es stimmt, er hat es unterschätzt und es war unvernünftig, aber jetzt und hier haben wir es geschafft und sind vor allem stolz auf unsere Leistung und das ist ein gutes Gefühl.

    Weniger gut ist, das das Auto keine Lust mehr hat anzuspringen und erst beim 3. Versuch reagiert - scheinbar grundlos. Gott sei dank geht es doch noch, jetzt hier nicht wegzukommen wäre der absolute Supergau gewesen :eek: Steve fährt vor zum Kassenautomat und lässt den Motor vorsichtshalber laufen, während ist barfuß aussteige und bezahle... mit dem letzten Bargeld das wir noch haben, auf den Cent genau, da hier keine Karte genommen wird. Wieder: Schwein gehabt!!!

    Bis zu unserer Ferienwohnung für diese Nacht sind es nur ca. 20 Minuten bergab. Wir kommen im stockdunklen an und rufen die Vermieterin an, die zum Glück perfektes englisch spricht und auch nach 5 Minuten bereits vorgefahren kommt und uns die Wohnung zeigt. Nichts besonderes, die Bettwäsche ist denkwürdig und wir haben insgesamt 7 Betten im Zimmer :biggrin: Es ist sauber und sehr günstig mit 30€ für eine Nacht, was will man also mehr. Nach einer schnellen Dusche liegen wir auch sofort im Bett, Hunger habe ich immer noch keinen! Was für ein Tag, der Muskelkater wird unbarmherzig zuschlagen, ich spüre ihn schon jetzt!


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  • Hui, die Wanderung hat es aber in sich.

    Wenn ich die dicken Steine sehe, die manchmal der Wanderweg sein sollen, dann kommt man ja nicht so schnell voran, da man jeden Fuß bewußt setzen muss.



    Die Landschaft da oben sieht super aus. Bei mir wäre aber an der Hütte definitiv Schluß gewesen - Höhenangst würde da zuschlagen.

  • Wow, eine wahrlich grandiose Landschaft! Aber die Tour ist echt der Wahnsinn, die Leitern und Ketten finde ich schon grenzwertig, aber den Schluss, wo man wie eine Gams quer über die Felsen klettern muss, ist echt zu viel =O=O=O


    Aber, auch wenn ich mich wiederhole, die Landschaft ist traumhaft schön!


    Und wieder einmal kannst Du zurecht stolz auf Dich sein. Eine tolle Leistung! Und Steve lebt noch, das sollte auch erwähnt werden ;-))

  • Wow, eine wahrlich grandiose Landschaft! Aber die Tour ist echt der Wahnsinn, die Leitern und Ketten finde ich schon grenzwertig, aber den Schluss, wo man wie eine Gams quer über die Felsen klettern muss, ist echt zu viel =O=O=O


    Aber, auch wenn ich mich wiederhole, die Landschaft ist traumhaft schön!


    Und wieder einmal kannst Du zurecht stolz auf Dich sein. Eine tolle Leistung! Und Steve lebt noch, das sollte auch erwähnt werden ;-))

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

  • Hui, die Wanderung hat es aber in sich.

    Wenn ich die dicken Steine sehe, die manchmal der Wanderweg sein sollen, dann kommt man ja nicht so schnell voran, da man jeden Fuß bewußt setzen muss.



    Die Landschaft da oben sieht super aus. Bei mir wäre aber an der Hütte definitiv Schluß gewesen - Höhenangst würde da zuschlagen.


    Der Weg war teilweise wirklich anstrengend und bei so einem Untergrund tun mir immer schnell die Füße weh, mal abgesehen von der Konzentration die nötig ist. Aber landschaftlich war es wirklich eine Wucht und ich bin froh, dass wir es gepackt haben. Für mich war das am Ende auch grenzwertig.


    Wow, eine wahrlich grandiose Landschaft! Aber die Tour ist echt der Wahnsinn, die Leitern und Ketten finde ich schon grenzwertig, aber den Schluss, wo man wie eine Gams quer über die Felsen klettern muss, ist echt zu viel =O=O=O


    Aber, auch wenn ich mich wiederhole, die Landschaft ist traumhaft schön!


    Und wieder einmal kannst Du zurecht stolz auf Dich sein. Eine tolle Leistung! Und Steve lebt noch, das sollte auch erwähnt werden ;-))


    Ich muss auch zugeben, dass ich am Ende mit mir gekämpft habe. Nicht nur wegen der Anstrengung, sondern der Weg war für mich auch schon sehr grenzwertig. Ich war wirklich froh als wir oben angekommen sind, schlimmer hätte es nicht werden dürfen und länger hätte der Abschnitt auch nicht sein dürfen.


    Die Landschaft war einfach genial! Von daher bin ich glücklich das gesehen und geschafft zu haben.


    Ja, der lebt noch... Der rennt grad glücklich über die verregneten Faroer Inseln :D


    Die Wanderung wäre allein aufgrund meiner Höhenangst oben nicht gegangen und fit genug bin ich schon gar nicht

    Die Aussichten sind allerdings klasse, daher bin ich immer etwas sauer auf mich selbst, dass ich sowas nicht machen kann :cursing:


    Höhenangst an sich habe ich ja keine, aber durchaus Respekt und es war kurz vor Schluss bei mir. Schlimmer hätte es nicht werden dürfen, aber ich bin sehr froh das gesehen zu haben.



    Da ich auf allen verschmierten Fotos drauf bin, war das wohl Steve :D Alles muss man selbst machen...


    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!


    :) :) :)


    Was für eine Tour und was für eine Leistung!


    Mir geht es da ein bisschen wie Ilka.


    Eine tolle Landschaft. Die Gegend dort ist schon toll, das bisschen, was wir rundum Zakopane gesehen haben, hat uns auch sehr gut gefallen. Aber das, was Du zeigst, super!!!


    Es war wirklich wunderschön dort!


    Ich bin sprachlos, Eine tolle sportliche Leistung :clap1: , und dann auch noch so eine grandiose Landschaft :daumen: .

    Spätestens jetzt hätte ich aber Sorge gehabt, ob die Idee mit der "Überraschungstour" so gut wirklich gewesen ist. Wer weiß, was da noch kommt..... :frag: . Aber du hast es ja offenkundig überlebt!


    Dankeschön :) Schön ist es wirklich, das kann man absolut nicht abstreiten.


    Jo... Ich bin ja eh kein Fan davon sowas aus der Hand zu geben. Für mich ist das Experiment jedenfalls gescheitert :smile: Es war am Ende natürlich trotzdem ein cooler Urlaub, vor allem mit etwas Abstand, aber währenddessen habe ich mich einfach viel zu viel aufgeregt.

  • Tag 5 (12.08.2020) - Unser Held Joseph rettet den Tag!





    Heute morgen bleiben wir etwas länger im Bett, der Wecker klingelt erst um 9:30 Uhr. Heute können wir uns etwas mehr Zeit lassen, wir müssen nicht allzu weit fahren und das Tagesprogramm ist auch überschaubar. Besser ist es, denn das Aufstehen ist eine reine Qual. Mein Muskelkater in den Oberschenkeln muss direkt aus der Hölle kommen und meine Füße tun auch noch weh, jedes Mal wenn sie den Boden berühren. Wir beide haben so unsere Probleme damit, das Gepäck die enge Treppe wieder runter zu bekommen.

    Um 10 Uhr ist das Auto schließlich wieder beladen, den Schlüssel haben wir von Innen im Apartment stecken gelassen und unser nächstes Ziel ist im Navi einprogrammiert: Es soll in das slowakische Paradies gehen, ein beliebtes kleines Gebirge hier in der Nähe, in dem es einige abenteuerliche Wanderwege über Brücken, Leitern und Stege gibt. Es gibt jetzt nur noch ein Problem: Beim Starten des Motors passiert genau gar nichts. NICHTS. Ein ganz leises und schwaches Wimmern ist vom Motor zu vernehmen, aber vom Starten sind wir ganz, ganz weit entfernt. Stattdessen leuchten im Cockpit einige besorgniserregende Warnlampen auf. Haben wir jetzt "nur" ein Problem mit der Batterie oder ist irgendwas mit dem Motor? Wir haben doch das richtige Benzin getankt? Wir können es uns nicht erklären, allerdings hatte der Wagen gestern Abend ja bereits diese Probleme... Wir hatten auf Zufall gehofft und das wir vielleicht irgendeine Beleuchtung versehentlich angelassen hatten, doch nun tut sich gar nichts mehr. Wir schauen uns an und wissen, das wir beide keinen Plan haben was wir jetzt tun sollen. Also erstmal Handbuch raus und die Warnsymbole nachschlagen - Keine gute Idee, jetzt machen wir uns noch mehr Sorgen. Steve versucht das Auto ein 10. mal zu starten und - Überraschung: Es startet! Oooookay, jetzt bloß nicht Abwürgen! Wir sind uns beide einig, das wir so nicht weiter fahren können und suchen zunächst nach einer VW Werkstatt in der Nähe.

    Wir sehen schnell, viele Optionen bleiben uns nicht. VW gibt es in der Gegend nicht, dafür aber einige Mini Auto Repair Shops, bei denen wir wohl oder übel unser Glück versuchen müssen. Steve macht sich Sorgen, das wir vermutlich komplett abgezockt werden, so am Arsch der Welt als kommunikationsunfähige Touris mit Notfall, aber was haben wir für eine Wahl? Gar keine.

    Die erste Werkstatt, die ich herausgesucht habe, ist keine 15 Minuten entfernt und soll sich in einem ranzigen Industriegebiet befinden. Wir fahren in die Einfahrt mit mehreren Firmen, aber eine Werkstatt scheint es hier schon lange nicht mehr zu geben... Neuer Versuch. Aber auch hier erwartet uns das gleiche Bild: Leerer Hof, kein Firmenlogo, alles verlassen. Langsam machen wir uns Sorgen, irgendwo muss es doch noch etwas geben! Auch bei der 3. Werkstatt haben wir kein Glück, wir entscheiden aber, einfach ein wenig durch das Industriegebiet zu fahren und auf gut Glück etwas zu suchen. Das scheint auf den ersten Blick auch mehr Erfolg zu haben, denn wir finden einen seriös aussehendes Büro einer Werkstatt und ein offenes Rolltor gleich nebenan. Wir parken das Auto und gehen in das offene Büro und dort ist... niemand! Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig als die Typen in der Werkstatt direkt anzusprechen und zu hoffen, das wir uns irgendwie verständigen können. Beim Verlassen des Gebäudes kommt uns ein Mann entgegen und fragt uns, was wir möchten. Er spricht recht gutes DEUTSCH! Was ein Glück! Wir schildern ihm unser Problem und er geht mit uns zur Werkstatt.


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    Der Mann stellt sich uns als Joseph vor und sagt wir haben Glück, das wir nicht eine Minute später gekommen sind. Er wollte gerade wegfahren und die Jungs in der Werkstatt sprechen weder ein Wort deutsch, noch ein Wort englisch. Natürlich startet das Auto jetzt wie eine 1 und lässt sich problemlos in die Werkstatt fahren, war ja klar! Bei einem Test stellt sich heraus, das die Batterie fast vollständig leer ist und es mehrere Stunden dauern wird sie zu laden. Mist, aber es ist nicht zu ändern.

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    Wir stellen uns schon auf einen langen, öden Tag im Industriegebiet ein, als Joseph uns fragt wo wir denn hin wollten. Wir erzählen ihm von der geplanten Wanderung im slowakischen Paradies und er sagt, wir sollen unseren Kram zusammenpacken und ins Auto werfen, er fährt uns! :eek::eek::eek: Ja, aber .... was?! Ja, das wäre kein Problem. Wir sollen dann einfach anrufen wenn wir fertig sind, er holt uns dann wieder ab. Wir sind skeptisch. Das meint der doch nicht ernst?! Und kann man so ein Angebot annehmen?! Werden wir entführt? Wird unsere Niere verkauft?

    Da wir zu 2. sind entscheiden wir es einfach zu machen. Joseph ist echt nett und uns wird schon nichts passieren. Wir ziehen die Wanderschuhe an, packen unsere Wertsachen in die Rucksäcke und schon sitzen wir im Auto unseres slowakischen Helden.


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    Um 11:30 kommen wir an, er gibt uns seine Handynummer und verabschiedet sich von uns! Wir können diese Hilfsbereitschaft nicht fassen, das gesamte Ausmaß wird uns aber erst später bewusst.

  • Bei Dir ist auch immer was los und "normal" geht ja nicht ..... :wink1:


    Das ist absolut richtig. Ich ziehe sowas einfach an :D


    Erstaunlich, dass das Auto bei Batterieproblemen nach dem 10. Versuch anspringt. Ich hatte auch vor kurzem Batterieprobleme, da ist es bei jedem Versuch schlechter geworden.


    Diese Hilfsbereitschaft in manch anderen Ländern haut einen um


    Das war wirklich sehr merkwürdig, aber wir waren sehr froh drüber :D


    Stimmt.. sowas kennt man hier nicht.


    Was für ein Glück und was für ein netter Mensch :clap1:


    Allerdings. Aber warte mal ab WIE nett!


    Das bestätigt meine Meinung, dass es viiiiiiiiiiiiiiiel mehr nette Menschen als Idioten gibt. Leider sind die Idioten lauter ....


    Herzerwärmend, so etwas zu lesen!


    Das stimmt... Aber wie du schon sagst, die fallen weniger auf

  • Tag 5 (12.08.2020) - Wanderung durch Suchá Belá im Slowakischen Paradies




    Am Eingang zum Naturpark Slovenský Raj (Slowakisches Paradies) müssen wir an einem winzigen Kiosk unseren Eintritt bezahlen, es waren 2€ pro Person. Hier kann man nur in Bar bezahlen und ich habe meinen letzten Schein gestern in den Parkautomaten am Rysy geworden. Zum Glück kann Steve noch genug zusammenkratzen, jetzt sind wir beide ohne einen Cent Bargeld. Wenn wir jetzt noch einen Geldautomaten hätten suchen müssen... Zum Tag gepasst hätte es ja.


    Der Eingangsbereich sieht schon seeeehr touristisch aus, hier gibt es allerhand Souvenierläden, Restaurants, einen Campingplatz und eine Touristen Information.


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    Eigentlich sollte ich eine Wanderung hier raussuchen, aber irgendwie habe ich das immer wieder vergessen und / oder hatte keine Zeit, also hat auch das Steve erledigt. Ausgesucht hatte er sich die Schlucht Suchá Belá, auch wieder eine verhältnismäßig anspruchsvolle Wanderung, bei der wir Leitern, Ketten, Steigeisen und Stegen begegnen werden. Angesichts der Länge und dem Schwierigkeitsgrad werde ich schon wieder etwas nörgelich, im Gegensatz zu Steve habe ich nämlich Muskelkater und kann mich fast gar nicht bewegen. Außerdem ist mein schwarzes Sportshirt einfach viel zu schwarz. Es waren kühlere Temperaturen angesagt, aber es ist heiß und unglaublich schwül, so das ich es einfach ausziehe. Das nächste Problem: Ich habe die Trinkblase noch nicht nachgefüllt und es ist nur noch gut ein Liter drin. Wir haben natürlich kein Auto und weder die Möglichkeit uns umzuziehen, noch Wasser nachzufüllen. Gefrühstückt haben wir in dem ganzen Stress auch noch nicht und dabei haben wir auch nichts. Joseph hatte uns zwar gefragt, ob wir alles haben und ob er uns noch vorher zu einem Supermarkt fahren soll, aber überstrapazieren wollten wir seinen guten Willen nun auch nicht.

    Naja, egal. Es ist nicht zu ändern, wir sind jetzt hier und gehen einfach mal los. Hier starten einige Wanderungen und der Anfang ist überall ausgeschildert.


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    Nach ca. 200 Metern Feldweg, vorbei an Wiesen und Blumen, erreichen wir den Waldrand, wo auch gleich ein "Park Ranger" in einem Mini Holzhaus sitzt und die Eintrittskarten kontrolliert. Gleich dahinter ist der Eingang in die kleine Schlucht, die hier eigentlich noch gar keine ist. Aktuell erinnert es mich ein bisschen an die Narrows, aber mit weniger Wasser und in einer langweiligeren Umgebung: Keine roten Felsen, dafür viel Wald.

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    Die ersten Holzstege lassen nicht lange auf sich warten. Sie sehen auf den Bildern zwar harmlos aus, aber meine Oberschenkel haben heute so gar keine Lust auf bergauf, auch nicht auf Treppen und außerdem sind die Balken unglaublich glitschig. Man muss echt langsam gehen und auf seine Füße aufpassen, ausrutschen und runterknallen würde ich hier ungerne. Ein Geländer gibt es nur selten, aber ich freue mich schon, wenn immerhin ein nasser Felsen da ist, an dem man sich festhalten kann. Die Stellen, an denen gar nicht für die Hände ist, finde ich schon gruselig.

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    Als nächstes geht es über besonders glitschige Balken, die komplett frei über der Schlucht hängen. Ich habe keine Ahnung wie ich da rüber kommen soll und vor allem auch nicht, ob ich das möchte. Vielleicht gehe ich hier einfach zurück und warte bei den Häusern, meine Motivation heute ist sowieso schwindend gering. Aber Steve wird schon langsam wieder etwas ungeduldig und genervt von meiner Angst, ich solle halt kriechen. Hm. Na gut... Das wäre ne Option. Ich krieche.

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    Bald hören die Holzstege (vorerst) auf und werden durch Metallplatten ersetzt. Die haben aber immerhin eine raue Oberfläche und bieten ein viel besseres Sicherheitsgefühl.

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    Und plötzlich erreichen wir das Ende einer Schlange. Einer Schlange wartender, anstehender Menschen. Hää? Was soll das denn werden? Wir gehen an den Leuten vorbei um die Kurve und sehen, wofür alle anstehen. Eine Leiter. Aber was für eine! Ne, also ich weiß echt nicht, ob ich dazu heute Lust habe. Laut Steve ist es noch recht weit und geht noch länger so weiter, die Leiter ist voll steil, ich weiß nicht wie es dahinter weiter geht und vor allem: Ab hier ist die Schlucht spätestens Einbahnstraße. Wenn ich hier hochkletter, dann muss ich weiter, egal was noch kommt, alleine schon wegen der Menschenmassen, die hinter mir warten würden. Andererseits mag ich Kletterei eigentlich und die Blöße will ich mir auch nicht geben.. Aber der Muskelkater...

    Wir stellen uns an :rolleyes:


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    Und kaum bin ich oben sehe ich sie: Noch mehr Leitern!

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    Nach drei weiteren Leitern bin ich schon ungewöhnlich platt. Der Muskelkater und die schwüle Hitze machen alles anstrengender und außerdem muss man bei jedem Meter hoch konzentriert sein. Danach geht es nicht auf normalen Wegen weiter, man muss weiterhin über zahlreiche Hilfen klettern, meine Beine zittern inzwischen bei jedem Schritt, der eine minimale Steigung beinhaltet. Durst habe ich auch, aber angesichts meiner fast leeren Trinkblase beschränke ich das Trinken auf seltene, winzige Schlucke.

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    Äh... Ja. Es wird eher anstrengender und schlimmer als besser. Ich glaube unter normalen Umständen hätte ich die Schönheit der Schlucht mehr zu schätzen gewusst und auch der Trail macht normalerweise sicherlich Spaß, aber etwas Höhenangst habe ich in manchen Situationen halt schon und ich bin immer noch komplett durch von gestern. Meine Beine haben so gar keine Lust mehr.

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    Es wird abenteuerlich, die Metallplatten führen uns durch einen Slot Canyon.

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    Die finale Leiter...

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    oder doch nicht ganz, aber die hier ist harmlos dagegen

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    Ich hab Puls, meine Beine zittern ohne Ende und ich hab kein Bock mehr! Ich glaube, das habe ich in der letzten Stunde auch deutlich zu verstehen gegeben. Jetzt sind wir an dem Abzweig, der uns über Waldwege zurück zum Ausgangspunkt bringt, man könnte auch noch weiter in der Schlucht laufen. Was ich nicht bedacht habe: Der Weg führt jetzt nochmal brutal bergauf durch den Wald.

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    Plötzlich sind wir hoch über der Schlucht, man kann sie durch den Wald nur erahnen. Alles was wir hochgelaufen sind müssen wir jetzt sehr steil wieder runter, so steil, das das Laub auf dem Waldboden schon zum Verhängnis werden kann wenn man nicht aufpasst. Jetzt ist Steve wieder derjenige der motzt, genau wie gestern auch schon. Mir dagegen fällt es leicht hier runter zu kommen und ich bin es nicht mehr, die nach Pausen verlangt.

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    Nach knapp 4 Stunden sind wir zurück in dem Touristendorf und haben Hunger. Wir haben schließlich noch immer nichts gegessen und mein letztes "richtiges Essen" (abgesehen von Nüssen) war das Frühstück im Hotel in Polen gestern morgen. Wir haben Glück, der kleine Imbiss nimmt Karte und so besorgen wir uns beide einen Cheeseburger mit eiskaltem Getränk.

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    Nach dem Essen rufen wir Joseph an, der auch sofort ans Telefon geht und sich wundert, das wir "schon" zurück wollen. Er sagt, er ist in 15-20 Minuten da, wir gehen also zum Eingang zurück und warten...

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