East of Europe 2020 - 8 Länder in 15 Tagen

  • Tag 3 (10.08.2020) - Energylandia, ein Freizeitpark, der aus dem Boden gestampft wurde Teil 1




    Energylandia - Selbst jemand, der nicht mehr aktiv in der Coaster Szene steckt und sich nicht mehr in Freizeitpark Foren herumtreibt, kommt nicht drum herum in den letzten beiden Jahren andauernd von dem Freizeitpark mit komischen Namen in Polen zu hören. Unser östliches Nachbarland hat noch nie eine Rolle gespielt wenn es darum ging eine Freizeitpark Tour zu planen, das hat sich vor kurzem offenbar geändert. Der Park wurde erst 2014 eröffnet und hat in den kurzen sechs Jahren sage und schreibe 15 Achterbahnen eröffnet, drei weitere stehen für nächstes Jahr in der Pipeline. Was ist denn da los in Polen?!

    Vergleichen könnte man die Entwicklung wohl mit dem Fußball Verein RB Lepizig. Obwohl ich absolut keine Ahnung von Fußball habe, habe ich damals mitbekommen, wie all meine Fußballbegeisterten Freunde sich über den Verein aufgeregt haben, wie er plötzlich da war und mit Fördergeldern die langjährige Arbeit von Traditionsvereinen quasi mit Füßen trat - So tut es auch Energylandia. Finanziert ist der Park zu einem großen Teil aus EU Fördermitteln und wurde regelrecht aus dem Boden gestampft, während die meisten anderen Parks sich über viele Jahrzehnte hinweg entwickelt haben, oft sogar aus Märchenparks. Bekannte Beispiele dafür sind zum Beispiel das Phantasialand, de Efteling und der Europapark. Glücklicherweise nimmt Energylandia auf diese Art und Weise keinen anderen Parks die Besucher weg, denn es gibt schlicht keine anderen Parks in Polen, außer Legendia, wo wir gestern waren.

    Bei der Einfahrt auf den Parkplatz trifft mich ja schon etwas der Schlag... Es scheint breeeeeechend voll zu sein und wir haben schon Mittag. Bei sowas sinkt meine Laune ja ganz, ganz schnell in den Keller und ich werde zickig. Warum nochmal mussten wir uns unbedingt Krakau noch mal im Hellen anschauen?! Wehe wir schaffen jetzt hier nicht alles was wir wollen!!! Ja, meine Laune ist gesunken. "Alles schaffen" ist heute aber auch wirklich relativ. Früher, zu meiner besten Countzeit, hätte man natürlich alle 15 Achterbahnen fahren und "abhaken" müssen. Die Zeit ist ja zum Glück vorbei, bzw. ist teilweise bei mir sogar in das andere Extrem übergegangen. Es gibt hier genau zwei Coaster, die mich wirklich interessieren, alle anderen sind nebensächlich. Ja, Energylandia hat bei dem Bau der Achterbahnen eher auf Quanität, als auf Qualität gesetzt, das wussten wir natürlich vorher. FAST alle Achterbahnen sind dabei vom niederländischen Hersteller Vekoma. Ich glaube, die sind einfach dahin gegangen und haben gesagt "Hallo. Wir hätten gerne alles." Jetzt, wo quasi die gesamte Produktpalette von Vekoma im Park steht, sind den Betreibern wohl die Ideen ausgegangen, nächstes Jahr eröffnet bereits der 2. Junior Boomerang von Vekoma. Steve und ich haben uns einen Spaß draus gemacht zu überlegen, was wohl bei denen im Büro abgehen muss.

    "Hallo?! Ist da Vekoma? Ja. Energylandia hier. Habt ihr einen neuen Katalog?"

    "Nein, der Sommerkatalog kommt erst nächsten Monat"

    "Aber wir wollen unsere Fördergelder jetzt zum Fenster rausschmeißen. Ach, wissen sie was? Wir hätten einfach gerne nochmal alles. Wird schon keiner merken."

    Und so muss es gewesen sein ... :biggrin:

    Über dem Eingang von Energylandia thront der zwei Jahre alte "Hyperion" mit einer 82 Meter hohen Abfahrt und einer Höchstgeschwindigkeit von 142 km/h - einer der beiden Gründe den Park zu besuchen.


    full


    full


    full


    Wir müssen jetzt zunächst mal Tickets kaufen, das war online nämlich nicht möglich wenn man nicht in Polen lebt. Zum Glück sind die Tageskassen hier trotz Corona geöffnet und man muss sich nicht vorher anmelden.

    full


    Der erste Eindruck vom Park ist mehr so naja. Eine zugebaute Asphaltwüste mit halbherziger Gestaltung und alle zwei Meter eine Attraktion - ich habe es nicht anders erwartet. Faszinierend ist, das man schon im Eingangsbereich einen gleichzeitigen Blick auf die Schienen von sieben verschiedenen Achterbahnen hat. Natürlich gehen wir zuerst zum Eingang von Hyperion und stellen fest, das wir gleich zu Beginn unsere Taschen einschließen müssen, immerhin kostenlos. Die Wartezeit ist mit 15 Minuten angegeben und ich bin gleich ein wenig versöhnter. Bis... Ja... Bis wir am Ende der Warteschlange angekommen sind und sich fast gar nichts tut. Locker eine halbe Stunde lang sitze ich irgendwann auf dem Boden, ohne das wir uns bewegt hätten. Dann geht es langsam wieder und was stellen wir fest? Es ist nur ein Zug auf der wahnsinnig langen Strecke. Och nö. Wieder so ein Park, der künstlich hohe Wartezeiten generiert, das kennen wir schon von anderen konzerngeführten Parks. In der Regel verfolgt das den Zweck Menschen dazu zu animieren, die sehr teuren Drängelpässe zu kaufen, was bei Hyperion aber auch nichts bringen würde... Man wird nämlich als stolzer Pass Besitzer zu den Wartenden geschleust an der Stelle, ab der es ewig dauert. Würde mich ja aufregen wenn ich einen gekauft hätte. So rege ich mich zwar auch auf, aber immerhin mit 100€ mehr auf dem Konto.

    Als es uns dann endlich gelungen ist an einer Fahrt teilzunehmen sind wir immerhin angetan von Hyperion. Schöne Bahn, kommt aber unserer Meinung nach nicht ganz an den Lech Coaster von gestern ran.

    Unser nächstes Ziel soll Zadra am anderen Parkende sein, damit wir das wichtigste schon geschafft haben. Vorbei an Kinderachterbahn Nummer 1,2,3,4,5 und 6 sehen wir aber diese Missbildung:


    full


    Zur Erklärung: Das ist ein sogenannter SLC von Vekoma in Standard Layout... Prügelmaschinen, dir ihresgleichen suchen. Jetzt sind die meisten davon aber schon mindestens 20 Jahre alt, sowas kauft sich heute kein Park mehr neu, höchstens gebraucht. Naja. Außer Energylandia. Die wollten halt wirklich ALLES haben, also auch so ein Teil in neu. Wir wollten ja nur mal kurz testen, ob... naja... vielleicht... fährt der in neu ja... besser?

    ...

    Nein. Tut er nicht. Danke, reicht!


    full


    full


    full


    full


    Und, wie kommen wir jetzt zu Zadra? Natürlich können wir das Biest schon die ganze Zeit sehen, aber es liegt im neuen Parkteil, der von einer Straße vom alten Teil getrennt wird. Irgendwo gibt es eine Unterführung, aber die Wegweiser sind höchst widersprüchlich, oder hören einfach auf. Nachdem wir dreimal genervt dran vorbei gelaufen sind, finden wir sie dann doch. Bei dem ganzen Asphalt und Beton hier fühlt es sich übrigens an wie 45°C und ist echt nicht besonders angenehm.

    full


    Am anderen Ende der Unterführung sieht es so aus, als hätte man tatsächlich den Park gewechselt. Licht am Ende des Tunnels quasi. Offenbar hat man nur in den ersten Betriebsjahren alles lieblos nebeneinander geklatscht, der Drachenbereich, der erst letztes Jahr zusammen mit Zadra eröffnet hat, ist jedoch anders. Weitläufig, grüner, toll gestaltet... Man kann atmen! Es sind direkt gefühlt 10°C kühler.

    full


    full


    full


    full


    full


    full


  • Tag 3 (10.08.2020) - Energylandia, ein Freizeitpark, der aus dem Boden gestampft wurde Teil 2




    Zadra selbst ist einfach ein vollkommenes Meisterwerk. Das sage ich jetzt, ohne je damit gefahren zu sein. Sie ist wunderschön, riesig und außerdem von Rocky Mountain Construktion, der Firma, die erst wenige Jahre existiert und die bereit war, etwas völlig neues auszuprobieren. RMC baut entweder alte Holzachterbahnen um, oder komplett neue Bahnen. Es handelt sich dabei meistens um Hybrid Coaster, die auf einer Holzkonstruktion stehen, aber auf einer Stahlschiene fahren, kombiniert mit den verrücktesten Elementen und Überschlägen. Bisher war ausnahmslos jede RMC Bahn göttlich, aber keine sah so erhaben aus wie Zadra. Ja, es ist Liebe auf den ersten Blick!

    full


    full


    full


    full


    full


    Wir stehen hier freiwillig ein wenig länger an, die erste Reihe MUSS bei dieser Bahn einfach sein bei der ersten Fahrt. Es hat sich gelohnt... Ich weiß gar nicht mit welchen Worten ich diese Fahrt beschreiben soll, also lasse ich es wohl besser einfach. Das stelle ich mir jedenfalls unter einer rundum perfekten Achterbahn Fahrt vor. Die neue beste Achterbahn Europas steht definitiv in Polen!

    Nach drei weiteren Fahrten sind unsere Körper dann allerdings auch durch, grad bei den Temperaturen. Was waren das noch Zeiten, als man mit dem Coaster Forum unterwegs war und die beste Bahn des Parks eine Stunde für sich hatte und nicht aussteigen musste... Ich glaube, wir werden alt :biggrin: Jetzt ist es aber noch recht früh, also fahren wir auch noch die anderen Coaster, die zumindest nicht ganz winzig sind. Im Portfolio ist zum Beispiel noch ein Launch (Abschuss) Coaster, der ganz in Ordnung ist.

    full


    full


    full


    Dieser Junior Boomerang gefällt mir optisch! (Der Weg dorthin nicht so, wir sind 3x in Sackgassen gelandet und mussten komplett außen rum laufen. Beschilderung und Wegführung üben wir nochmal!)

    full


    full


    Wir lassen bestimmt 7 der 15 Coaster aus und fahren auch sonst nichts anderes, aber das ist okay. Steve will jetzt noch eine Runde Zadra fahren, ich eigentlich auch, allerdings merke ich heute meinen Rücken irgendwie etwas und die Bahn geht extrem an die Substanz wenn man öfter fährt. Ich verzichte also und lege mich in die Sonne auf die tollen Liegestühle mit Aussicht. Da kann ich jetzt auch eine ganze Stunde entspannen, Zadra hat nämlich kurzerhand einen Defekt und braucht etwas, bis es weiter geht.

    full


    Nach einem Stück Pizza einigen wir uns auf eine letzte Abschlussfahrt auf Hyperion, bevor wir den Park dann verlassen. Ich weiß nicht, was bei dieser Fahrt los war, aber hinten / außen ist definitiv um einiges rappeliger als vorne / innen. Ich bekomme während der Fahrt so dermaßen Kopfschmerzen, das es kaum noch auszuhalten ist. Selten war ich so froh, als eine Fahrt zuende war. Auf dem Weg zum Ausgang muss ich mich echt zusammenreißen nicht loszuheulen, solche Schmerzen habe ich im Kopf. Das ist seltsam, normalerweise passiert mir sowas nicht, schon gar nicht auf so einer neuen Bahn. Keine Ahnung. Ich verstehe es nicht, Steve aber noch viel weniger. Ich solle mich halt nicht so anstellen, die Bahn wäre mega geil und da wäre gar nichts rappeliges gewesen. Schön. Wir streiten uns kurz und danach latschen wir schweigend nebeneinander her bis zum Auto, wo ich eigentlich zurückfahren sollte zum Hotel. Das verschieben wir aber schön auf Morgen, ich nehme jetzt erst mal eine Kopfschmerztablette und so laaaaangsam wird es wieder besser. Direkt Bett ist angesagt!

    Fazit: Unterschiedlicher hätten die Eindrücke der beiden Freizeitparks der letzten beiden Tage nicht sein können. Bei Legendia haben wir nichts erwartet und wurden vom dem liebevollen, schnuckeligen kleinen Park voll überzeugt. Bei Energylandia haben wir alles erwartet und sind maßlos enttäuscht worden. Hyperion ist eine gute Bahn, Zadra die beste Europas, aber der Park selbst ist einfach nur Müll. Da sind mir die langsam gewachsenen Parks irgendwie sympathischer.

  • Ich habe noch niemals in meinem ganzen Leben einen solchen Freizeitpark besucht. Auf dem Bremer Freimarkt habe ich zum 1. und auch letzten Mal in einer Achterbahn gesessen. Mein Magen hat sich während der Fahrt vollständig entleert :huch1:, und daher habe ich es bei der einzigen Fahrt in meinem Leben belassen.

    Es ist aber trotzdem für mich sehr interessant, über diese Form der Freizeitgestaltung zu lesen, ich kann aber dabei leider nicht mitreden.

  • Obwohl ich wirklich kein Achterbahn-Fan bin, finde ich Deine Berichte darüber wirklich interessant. Da spricht eine Expertin, unverkennbar!


    Das freut mich ehrlich :) Könnte auch verstehen, wenn es nicht so ist. Vielleicht lohnt sich der Skandinavien Bericht ja wirklich mal. Das war eine der verrücktesten Reisen, die ich je gemacht habe und das will bekanntlich was heißen :D


    Zadra sieht echt klasse aus, da würde ich auch mit fahren.


    Ehrlich, für Polen hätte ich so etwas nicht erwartet, habe mich aber noch nie damit beschäftigt.


    Das Teil ist einfach nur genial! Leider gibt in Europa bisher kaum welche davon, konkurrieren kann nur Wildfire in Schweden, aber das ist mindestens genau so weit weg :D


    Gab es bis vor kurzem in Polen ja auch nicht.


    Absolut. Du kennst Namen, die ich noch nie im Leben gehört habe ;-))


    Woher soll man auch Achterbahn Namen aus Polen kennen, wenn man sich nicht überdurchschnittlich dafür interessiert :smile:


    Ich habe noch niemals in meinem ganzen Leben einen solchen Freizeitpark besucht. Auf dem Bremer Freimarkt habe ich zum 1. und auch letzten Mal in einer Achterbahn gesessen. Mein Magen hat sich während der Fahrt vollständig entleert :huch1:, und daher habe ich es bei der einzigen Fahrt in meinem Leben belassen.

    Es ist aber trotzdem für mich sehr interessant, über diese Form der Freizeitgestaltung zu lesen, ich kann aber dabei leider nicht mitreden.


    Ach krass. Für mich gehörte das schon in der Kindheit fest dazu. Meine Eltern sind einmal im Jahr mit mir ins phantasialand gefahren, manchmal auch woanders hin, zum Beispiel zum Heide-Park und Hansa Park, als wir beim Urlauben in der Nähe waren. Dann habe ich mich so für das Phantasialand begeistert, dass ich einem Forum dazu beigetreten bin und da war es um mich geschehen. Die erste Jahreskarte war das Ergebnis und sobald ich 18 war ging 3 Jahre lang jeder Cent dafür drauf. Ich kann noch heute alles fahren zu jeder Zeit. Ich könnte mich beim Asia Buffet kugelrund futtern und vom Tisch sofort in die heftigste Bahn wechseln. Mein Körper ist da sehr unkompliziert :D


    Schön, dass es dich dennoch interessiert!

  • Mir geht es ähnlich wie den meisten hier.


    Ich habe überwiegend keine Ahnung, wovon Du hier sprichst/schreibst, finde es aber recht interessant und ja, man merkt, hier schreibt der Profi.


    Was mich ein wenig stutzig macht, dass EU Fördergelder hierhin fließen …


    Passiert eigentlich öfter mal etwas bei den Achterbahnen? Ich kann mich jetzt nicht erinnern, etwas darüber gelesen zu haben.

  • Als die Kinder klein waren, waren wir auch oft in Vergnügungsparks, z.B. in Dänemark oder auch in Deutschland.

    Heute hätte ich da keinen Bock mehr drauf. Wenn ich daran denke, wie lange man manchmal im Phantasialand warten musste, um ein Fahrgeschäft zu besuchen. :aug:

    Auf unserer Polenreise hatten wir festgestellt, dass es in Polen sehr aufgeräumt aussieht, anders als wir erwartet hatten. Von der typischen Ostblockbauweise gab es kaum eine Spur. Die Kinderspielplätze z.B. waren auf dem neuesten Stand und viel besser gepflegt, als die Spielplätze hier bei uns.

    Da hat die EU sehr viel Geld fließen lassen, wie meine Frau meinte. ;-))

    Ich bin sehr gut informiert darüber, was die Nazis angerichtet haben, aber ein KZ würde ich im Urlaub trotzdem nicht besuchen. Warum soll ich mich noch schlechter fühlen, als ohnehin schon, wenn ich an diese schlimme Zeit denke?

    Auf unserer Reise sind wir auch an manchen historischen Kriegsschauplätzen, wie z.B. der Wolfsschanze vorbei gekommen. Solche Orte besuche ich aber nicht, obwohl sie Ziel mancher geführter Busreisen sind.


  • Freut mich das es trotzdem interessant ist :)

    Ja, kannst du mal sehen... :smile:


    Klar kann mal was passieren und ist auch schon was passiert, aber das ist wirklich die Ausnahme und absolut selten. "Häufiger", wenn man es denn so nennen kann, passiert sowas bei transportablen Anlagen auf der Kirmes, weil die einfach dauernd auseinander gebaut werden. Da hat man zwar eine gewisse Routine und stellt Defekte schneller fest, allerdings ist natürlich auch mehr Raum für menschliches Versagen. Alle größeren Unfälle in westlichen Parks sind eigentlich menschliches Versagen gewesen. Die modernen Achterbahnen haben so viel Technik und so viele Sensoren... Zum Beispiel gibt es eine automatische Blockade wenn nicht alle Bügel des Zuges eingerastet sind. Da fährt dann gar nichts los, egal wie oft man Start drückt. Es gibt natürlich Länder auf der Welt, wo man sich genauer anschauen sollte wo man einsteigt. In Europa wird eigentlich alles vom deutschen TÜV abgenommen, weil der am strengsten ist.


    Sehr interessante Infos. Ich würde einfach nur fahren und mich freuen. Wüsste aber nicht ob eine Bahn gut oder schlecht ist oder die Hintergründe. Dafür fahre ich sowas zu selten


    Ob eine Bahn gut oder schlecht ist, ist ja auch meistens sehr subjektiv. Ich fand schon Bahnen richtig scheiße, die in den Himmel gehyped werden und umgekehrt. Da gibt es oft sehr viel Diskussionspotenzial :D


    Mir wird schon vom reinen Anschauen ganz komisch ;ohnm:


    Trotzdem interessant, danke für die Vorstellung


    :) :) :)



    Ich hab auch kein Bock mehr auf das Anstehen. Bei Parks in der Nähe suche ich mir eigentlich nur noch Wochentage aus, oder mal Sonntags außerhalb der Ferien, das ist meistens deutlich leerer als Samstags. Bei Parks in fernen Ländern, die ich im Urlaub besuche, kaufe ich mir mittlerweile fast immer einen Fast Pass, auch wenn es teuer ist. Wer weiß wann und ob man nochmal hinkommt, da will ich den Tag dann nicht in Warteschlangen verbringen.


    Ich würde mir sowas anschauen, aber ich kann das auch wieder ausblenden, sobald wir raus sind. Das beeinflusst also nicht mein Urlaubsgefühl

  • Tag 4 (11.08.2020) - Tschüss Polen, hallo Slowakei!




    Der 3. Morgen ist sogleich auch der letzte in unserem schönen Domizil und überhaupt auch der letzte in Polen. Überraschend gut hat es mir hier gefallen, die Menschen sind alle sehr angenehm und auch die kleinen, etwas verfallenen, Dörfchen fand ich ganz schnuckelig. Ich freue mich trotzdem auf die nächsten Tage, denn ab sofort steht erst einmal die Natur im Vordergrund und heute soll das erste Mal ordentlich gewandert werden. Wie weit? Keine Ahnung. Wie hoch? Weiß ich auch nicht. Irgendwas mit Gipfel und nicht so weit weg, aber ich habe bisher keine nennenswerten Erhebungen gesehen, wie schlimm kann es also werden?

    Nach einem letzten, ordentlichen Frühstück holen wir unser Gepäck aus dem Zimmer, checken aus und bezahlen den Parkplatz, der 10€ pro Tag kosten sollte. Das System hier ist allerdings nicht schlecht, denn man bezahlt nur die Stunden, die das Auto tatsächlich auch auf dem Parkplatz stand. Tagsüber waren wir ja unterwegs und die Zeit wurde abgezogen und so kommen wir nur auf 12€ insgesamt oder so ähnlich. Das ist fair für drei Nächte!

    Heute bin ich mal mit Fahren dran. Lust habe ich zwar keine, denn wer macht dann Bilder aus dem Auto wenn die Landschaft sich verändert?! Wenn ich alleine unterwegs bin mache ich das einfach selbst, aber ich bin sicher dafür würde es (berechtigten) Ärger vom Beifahrersitz geben, also füge ich mich meinem Schicksal ohne zu meckern. Zunächst einmal ist die Fahrt recht langweilig, hügelig geht es immer weiter geradeaus in Richtung Süden.


    full


    Irgendwann wird nicht nur der Sprit knapp, ich muss auch dringend mal auf die Toilette und wir haben auch kein Wander Proviant oder ähnliches. Irgendwas sollte man besser im Rucksack haben, also besorge ich mir eine Dose gesalzene Erdnüsse und noch zwei andere kleine Snacks.

    full


    Kurz vor 9 Uhr passieren wir schließlich die Grenze von Polen und der Slowakei, wobei wir heute noch einmal ganz kurz in Polen sein werden. Im Hintergrund lässt sich schon ahnen, das die Wanderung doch ein wenig anstrengender werden würde als gedacht. Vor uns erhebt sich das winzige Gebirge der hohen Tatra, das wir jetzt zunächst umfahren werden.

    full


    full


    Viel ändert sich nicht durch den Länderwechsel, außer das die Mittellinie der Fahrbahn Markierung quasi verschwindet. In Wirklichkeit ist sie nur komplett ausgeblichen, hier und da kann man aber gar nichts mehr davon erkennen. Auch die Hütten und Höfe am Straßenrand sehen noch ein klein wenig verwahrloster aus. Irgendwann sind wir gefangen hinter einem Schritt fahrenden Monster, das den Bewuchs neben der Straße kürzt. Schnell entwickelt sich hinter uns eine Schlange, doch es gibt zu viele Kurven zum Überholen. Das hält die Einheimischen nicht davon ab 5 oder 6 Autos gleichzeitig inkl. dem Teil vor uns zu überholen, ich für meinen Teil möchte aber noch ein bisschen leben. Das ist uns in diesen Ländern extrem aufgefallen: Überholt wird immer und überall, egal wie wenig man sehen kann und daher kommt einem auch sehr oft unerwartet jemand auf der eigenen Spur entgegen, auch in Kurven. Kein sehr prickelndes Gefühl (Anmerkung der Redaktion: Nach Peru lache ich darüber!).

    full


    Dieses Restaurant sieht irgendwie cool aus!

    full


    Um 10 Uhr, also viel zu spät für eine Tageswanderung, parken wir auf einem der riesigen Parkplätze im Ski Gebiet Štrbské Pleso.

    full


    Von hier startet die Wanderung auf den Rysy, den höchsten Gipfel Polens. Sie wird bei Alltrails mit schwer angegeben, ist 18,3 km lang und hat 1,284 Höhenmeter.

    "OB DU SE NOCH ALLE HAST HAB ICH DICH GEFRAGT!!!"

    "Wieso? Du sagst doch immer du wanderst so viel!"

    "Hast du mal auf die Uhr geguckt? Wann bist du das letzte mal gewandert? Du weißt wie hoch und lang das ist? Und überhaupt... Wir hatten bis zur Tankstelle nicht einmal etwas zu essen... WIE WÄR ES MIT VORWARNEN BEI SO EINER TOUR???"

    All Right. Dann besteigen wir jetzt wohl aus der Kalten Polens höchsten Berg, den 2.503 Meter hohen Rysy.

  • Tag 4 (11.08.2020) - Der Gewaltmarsch auf den Rysy Teil 1




    Nun denn. Ich habe Steve vor der Reise gesagt ich lasse ihn planen und mische mich nicht ein. Steve möchte auf den Rysy wandern, also wandern wir jetzt eben auf den verdammtem Rysy. Grundsätzlich wäre dagegen ja auch nichts einzuwenden, aber eine kleine Vorwarnung in Anbetracht einer Wanderung in dieser Größenordnung wäre dann vielleicht doch angebracht gewesen. Nun ist es halt so und zum kneifen bin ich sowohl zu stolz, als auch zu stur.

    Die Trinkblase ist voll, die paar wenigen Snacks im Rucksack verstaut, die Wanderschuhe geschnürt und um genau 10:14 Uhr verlassen wir die asphaltierte Straße und betreten den Wanderweg, der uns hoch hinaus führen soll, auf den höchsten Gipfel Polens!


    full


    Dieses Schild, gleich zu Beginn der Wanderung, holt mich dann doch kurzerhand wieder auf den Boden der Tatsachen zurück... Mit 4:25 Stunden ist der Weg nach oben angegeben und wir sind nicht einmal sonderlich gut in Form.

    full


    Gleich zu Beginn wird der Trail so richtig steil und führt an einer Skisprung Anlage vorbei. Ich komme schon ordentlich ins Schwitzen und gehe dementsprechend sehr langsam. Für mich ist das definitiv der bessere Weg, das habe ich inzwischen gelernt. Lieber relativ langsam, dafür aber stetig weitergehen als alle 2 Meter atemlos anhalten und die Aussicht genießen. Die Aussicht kann sich von Anfang an übrigens sehen lassen, wir marschieren direkt auf Berge zu und die Blumen sind äußerst fotogen.

    full


    Nach dem ersten steilen Stück geht es relativ lange und öde flach durch den Wald. Ich ahne jetzt schon, das uns die Beschaffenheit des Weges mit der Zeit Probleme machen wird, auch wenn es cool aussieht. Wir halten 2, 3 mal im Wald an, weil auf Steves Radar irgendein Cache angezeigt wird, so richtig suchen will er dann aber an den Stellen doch nicht. Liegt vermutlich daran, das genau dort immer allerhand Tempos rumliegen und er glücklicherweise nicht in den Hinterlassenschaften anderer Menschen wühlen möchte.

    full


    Endlich kommen wir aus dem Wald raus und stellen fest, das wir schon fast an der Baumgrenze angekommen sind und die Aussicht ist wirklich super schön! Allerdings geht es noch immer nicht weiter bergauf, was einerseits ja sehr angenehm ist, andererseits aber auch bedeutet, das der verbleibende Weg vermutlich irgendwann eher steil wird. Hin und wieder kreuzt ein plätschernder, klarer Bergbach unseren Weg, es sind ein paar Leute unterwegs, aber absolut nicht viele, es ist ziemlich idyllisch.

    full


    full


    full


    full


    full


    Laut dem nächsten Schild sind es noch 2:25 Stunden bis zum Gipfel des Rysy und bisher haben wir keine nennenswerte Steigung hinter uns gebracht. Meine Uhr verrät, das wir noch einige Höhenmeter vor uns haben... Naja. Eigentlich haben wir noch fast alle Höhenmeter vor uns. Passt wenigstens die Zeitangabe für uns? Mal sehen... Es darf jetzt 11:54 Uhr sein, damit wir in der Zeit liegen und es iiiiiiiiiiiiist *Trommelwirbel* 11:58 Uhr! Das hätte ich nicht gedacht, aber immerhin brauchen wir nicht wesentlich länger als angegeben und das ist ja auch schon viel wert - zumindest bisher.

    full


    Wir passieren quasi ein Portal zu einer anderen Welt...

    full


    ... und von nun an geht es permanent bergauf und wird schon gut anstrengend, zumindest komme ich gut ins Schwitzen. Steve kommt bisher besser klar als ich. Ich habe keine Ahnung woher der Typ diese Grundkondition nimmt, aber er schwitzt kein bisschen und ist nicht einmal angestrengt, während ich mich mit einem Puls von 180 hier hochschleppe (Man muss dazu sagen, mit hohem Puls hatte ich schon immer Probleme). Wenn man bedenkt, das er NIE Sport macht und so ungesund lebt, wie man nur leben kann und ich mehrmals die Woche joggen gehe... Unfair!

    Es geht inzwischen nicht nur bergauf, jenseits der Baumgrenze ist es auch wirklich schön. Solche wilden, rauen Landschaften finde ich toll und die Wolken sorgen für ein super Licht-Schattenspiel.


    full


    full


    full


    full


    full


    full


    full


    Nach einer laaaaaangen Zeit bergauf wird es für einen Moment wieder flacher und wir kommen an einem tollen Bergsee an. Der ist bestimmt eisig kalt, die Luft hier ist auch inzwischen alles andere als warm!

    full


    full


    Wir laufen so am See vorbei, während die Steigung schnell wieder kontinuierlich zunimmt - Schön war die kurze Pause - als ich Steve frage, wie weit es denn noch bis zur Hütte ist. Schließlich schaut er die ganze Zeit auf sein Handy und hat hier den Durchblick wo wir lang müssen. Er sagt etwas von 400 Metern, das klingt machbar und die Aussicht das baldige Erreichen eines Etappenzieles lässt meine Miene aufhellen. Wir setzen uns für kurze Zeit auf einen großen Felsen und essen ein paar Nüsse und Salami Sticks.

    In Serpentinen geht es nun parallel zum See steil die Felswand hoch - Puh! Hin und wieder brauche ich meine Hände, so steil ist es. Ich schaue auf und... Was ist das?! Ketten? Leitern? Och nee. Von hier unten kann ich den Schwierigkeitsgrad und die Länge des Abschnittes nicht einschätzen, alles was ich weiß ist, das ich inzwischen echt geschafft bin und jetzt auch noch klettern soll. Vermutlich in einem gefährlichen Gelände, sonst wären die Hilfen schließlich nicht da!


    full


    full


    full


    Glücklicherweise erweist sich die Stelle als harmlos und nur ein bisschen anstrengend. Das ist okay und unter den Umständen finde ich solche Klettereinlagen ja auch spaßig und auflockernd. Ich vertage meinen spontanen Entschluss Steve umzubringen noch ein wenig...

    full


    full


    ... und zwar auf genau jetzt!

    Ich frage erneut wie weit es denn noch ist und bekomme 300 Meter als Antwort. Mooooment mal, vor gefühlt einem Kilometer waren es noch 400 Meter bis zur Hütte und jetzt will der mir erzählen das wären nur 100 Meter gewesen??? Da stimmt doch was nicht! Ich äußere meine Skepsis und bekomme als Antwort, als wäre es völlig selbstverständlich:

    "Ja, Luftlinie natürlich!"
    ...

    "Moment. Wir klettern seit einer halben Stunde in verdammten Serpentinen den Berg hoch und du machst LUFTLINIEN Angaben???

    "Ja, das ist beim Cachen immer so"

    "Wir WANDERN falls dir das noch nicht aufgefallen ist. WIR CACHEN NICHT!!! Was soll ich da mit LUFTLINIE???"

    "Was anderes hab ich nicht"

    "Dann sag besser gar nix, bevor du so falsche Hoffnungen machst"


    :axekiller: :axekiller:


    full


    full


    Um 14:15 Uhr erreichen wir ENDLICH und völlig erschöpft die winzige Hütte, nehmen die Rucksäcke ab und setzen uns auf den Boden... Boah, bin ich fertig! Steve zeigt noch immer so gut wie kein Zeichen irgendeiner Ermüdung. Ich muss jetzt erst einmal dringend auf Klo und es gibt eins... 200 Meter weiter. Na toll. Ohne Rucksack mache ich mich auf den abenteuerlichen Weg, der wenigstens ohne Steigung verläuft, zum gruseligsten Klo das ich jemals in meinem Leben betreten habe. Das Holzhäusschen steht über einem Abhang, der Wind pfeift durch die Ritzen, zwischen den Boden Balken gibt es Lücken und die Front ist aus GLAS! Schei**n mit Aussicht quasi. Leider wackelt das ganze Gebäude so heftig und der Blick in den blanken Abgrund stresst mich so sehr, das ich vergesse ein Bild von innen nach draußen zu machen... Ganz, ganz schnell wieder raus hier!

    full


Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!