Tag 23 (08.10.2021) - Death Valley National Park: Harmony Borax Works und Mustard Canyon
Haaaaaach, dieses Wetter, die Wolken, die endlosen Straßen... Es ist so wunderschön, auch wenn man es schon so oft gesehen hat.
Ich fahre jetzt noch nicht zur Ranch, ein bisschen länger muss der Pool heute Vormittag noch ohne mich auskommen. Ich bin sicher es fällt ihm schwer, aber es muss sein! Anstatt links auf das Gelände abzubiegen fahre ich noch 2km weiter zur Harmony Borax Works. Ich weiß, das ist vermutlich unerwartet unspektakulär, aber dieser Ausflug ist in kurzer Zeit erledigt und daher wird es bei meinen vielen und langen Besuchen im Park einfach mal Zeit. Der Parkplatz ist so gut wie leer, außer meinem Wrangler steht nur ein einziges Auto hier und die Familie kommt grad vom Mini Loop zurück und verschwindet, noch bevor ich loslaufe.
Der kleine Loop ist nur 500 Meter lang und damit quasi fast zu jeder Zeit machbar. Er führt an einigen alten Dingen mit Erklärungstafeln vorbei, die alle recht interessant sind. Wie der Name schon sagt geht es hier um den Borax Abbau in früheren Zeiten.
Borax, auch als weißes Gold der Wüste bezeichnet, wurde im Death Valley im Jahre 1881 in großen Mengen entdeckt. Harmony Borax Works, wo wir uns gerade befinden, war eine der ersten Minen dieser Art im Park und war von 1883 bis 1888 aktiv. Der nun folgende Interpretive Trail führt uns nun in die Vergangenheit.
Für über ein Jahrhundert war das sogenannte 20 Mule Team das Symbol für die Borax Industrie - Man fand dessen Bilder auf Produktlabels, in Geschichtsbüchern und im Fernsehen. Maultier Teams lösten damals das mit Abstand größte Problem des Borax Abbaus im Death Valley: Den Transport zum Kunden. Wir stehen hier nun vor einem originalen Wagen, der von 20 Tieren gleichzeitig regelmäßig, mit gefüllten Waggons, aus dem National Park gezogen wurde.
In den ersten beiden Jahren zogen die Tiere das Borax via Amargosa Valley nach Daggett, später nach Mojave - 165 Meilen durch die Wüste. Das Leben in Harmony - so der Name, der eigens für den Abbau entstandenen Siedlung - war hart. Die Ebene, auf die man nun blickt, war damals gefüllt mit Zelten und provisorischen Unterkünften. Chinesische Arbeiter schliefen und arbeiteten hier Tag für Tag, andere Angestellte lebten in Greenland, der damalige Name der heutigen Furnace Creek Ranch Ranch at Death Valley. Die finanziellen Probleme des Besitzers William T. Coleman und die Borax Entdeckungen in anderen Teilen von Kalifornien bedeuteten 1888 das Ende der Harmony Borax Works, nur fünf Jahre nach seiner Entstehung.
Im Hintergrund sind noch Reste eines Wohnhauses zu erkennen.
Diese Anlage hier diente zum Verfeinern des sogenannten "Cottonball Borax", das hier in den Salt Flats gefunden wurde. Dieser Prozess musste direkt hier stattfinden, denn der Transport war zu aufwändig und riskant um Abfälle mitzutransportieren. Nur absolut reines Borax wurde auf die Waggons geladen und zum Abtransport freigegeben. Dazu wurde Wasser in Tanks bis zum Siedepunkt erhitzt und das Erz hineingeschüttet. Danach wurde kohlensäurehaltiges Soda hinzugefügt, worauf sich das Erz in seine Bestandteile auflöste und Schmutz und Schlamm herausgesiebt werden konnten.
Eine vielleicht nicht ganz unwesentliche Frage steht bei dem ein oder anderen jetzt vielleicht noch im Raum: Was zum Teufel ist Borax überhaupt? Es handelt sich bei "Borates" um eine Art Salzmineral, dass in urzeitlichen Seen entstanden ist und später an die Oberfläche kam und in den Badlands erodierte. Wasser löste das Borates auf und brachte es hier an die Oberfläche, wo es als sich als Borax kristallisierte. Hufschmiede nutzten es, ebenso wie Töpfer, Milchbauern, Hausfrauen und sogar Bestatter.
Jetzt hatten wir gleichzeitig eine Unterrichtsstunde in Geschichte, Chemie und Geografie und können uns nun wieder den Schönheiten des Death Valley National Parks widmen. Das tun wir, in dem wir den kurzen Loop beenden, uns wieder in das (noch immer einzige) Auto setzen und nicht gleich wieder zurückfahren. Hier am Parkplatz zweigt der Mustard Canyon ab, ein kleiner, aber feiner gelblicher Canyon, den man mit dem Auto durchfahren kann. Die Gravel Road ist in einem hervorragenden Zustand, also nehme ich den kurzen Schlenker mit Vergnügen mit, außerdem kommt man so direkt an den Überresten der Wohnhäuser vorbei.
Schnell lande ich wieder auf der Hauptstraße und biege nach rechts ab um zurück in Richtung Ranch zu kommen. Es ist schon wieder ziemlich heiß mittlerweile und neben dem Pool ruft auch mein Frühstück nach mir.