Put on your hiking boots - 558km zu Fuß durch den kunterbunten Südwesten im Herbst 2021

  • Du bist echt wahnsinnig!!!!


    Ja, ich weiß. Ich sag mal danke :D


    Ja, der Subdome hat es in sich! Ich hätte Dir so einen strahlend blauen Himmel gewünscht!!!

    Die Anfangskilometer haben wir uns gespart, hatten ja den gleichen Weg zurück ins Tal.


    Danke... Das hätte ich mir auch wirklich gewünscht, das war sehr ärgerlich. Leider nicht zu ändern. Ja, ich habe lange überlegt wie es für mich am besten umsetzbar ist und das war eben das Ergebnis.


    Das war ja mal ein früher Beginn und anstrengende Stunden - und der Tag ist ja noch lange nicht vorbei.


    Wenn ich zum Half Dome wollte, dann würde ich auf jeden Fall mehrere Tage unterwegs ein und dann vorher auf dem Campingplatz oben übernachten.

    Vor vielen Jahren war ich mal von Toulumne Meadows runter ins Yosemite Valley unterwegs und habe da dreimal in der Natur übernachtet.


    Oh nein, der ist noch LANGE nicht vorbei :D


    Ich bin nicht so der Fan von Mehrtageswanderungen. Ich zelte nicht gerne und außerdem habe ich gerne die sportliche Herausforderung Dinge an einem Tag zu schaffen, die andere für unmöglich halten. Das ist beim Half Dome natürlich nicht der Fall, die meisten machen es an einem Tag :)


    Sandra, Google offline funktioniert in Afrika super. Damit fahren wir nur. In Kenia hatte sich unser Guide verfahren, meine Offline-Karten haben uns wirklich den Tag gerettet.

    In Nordamerika geht das auch gut damit, in Südamerika fahren wir mit maps me.


    Mach ich auch nur noch!


    Oh je, ohne Wanderstöcke wäre ich dort nicht hoch gekommen. Extremsport, mehr fällt mir dazu nicht ein, aber, wo ein Wille, da ein Weg, aber lt. Intro muß es mehr als beschwerlich gewesen sein. Ohne Wanderpartner, der zwischendurch auch motivieren bzw. bei Schwierigkeiten helfen kann, wäre ich nicht gestartet.

    Sarah, du bist eine harte Socke! Respekt!


    Genau so ist es. Mit purer Willenskraft geht so gut wie jede Wanderung :D


    Bei mir ist es umgekehrt, ich laufe so Mammut Wanderungen sehr viel besser ohne Begleitung. Wenn jemand dabei ist verliere ich mich in Jammerei. Ich meckere dann über ALLES. Jedes Zipperlein, jeder Felsbrocken im Weg, alles wird kommentiert. Ich kann richtig unausstehlich sein, solange mir jemand beim Leiden zuhört. Wenn aber niemand da ist den ich volljammern kann bin ich in einer viel besseren Verfassung. Einfach weil ich mich nicht so hinein steigere und mir das Jammern spare - hört ja eh niemand zu.


    Wir haben nochmals die "Treppen" angeschaut, und keiner kann sich an solche erinnern. Haben auch keine Bilder gefunden. :zuck: Ist aber schon lange her.


    Die werden nicht neu sein :D

  • schade das ich fuer sowas zu alt bin und mein Knie zu kapput, der Trail wuerde mir gefallen


    Davon bin ich überzeugt. Alleine deshalb schon, weil ich den größten Teil der Wanderung einfach nur öde fand, aber du stehst ja auf Wald :D


    Diese Tour an einem Tag :huch3: ....


    Bin gespannt auf die Bären Geschichte


    Naja, den Hike zum Half Dome an sich machen ja die meisten an einem Tag.


    Einfach ein Hammer, was Du wieder mal machst. Ich lese atemlos mit.


    Danke :D


    So eine Tour würde ich mir nicht antun.

    Dabei würde ich sterben.


    So schnell stirbt es sich nicht :D


    oh, ich kann Deinen Frust über die verräucherte Luft gut verstehen, es hat uns auch schon mehrmals einen Tag versaut.


    Wahnsinn, was Du Dir vorgenommen hast, ich glaube ich erinnere mich :gru1:;-))


    Ja, grad an so einem Tag ist es super ärgerlich. Da will man immer schon hin, fiebert zwei Jahre lang dem Tag entgegen und dann das. Ja, kann man mit rechnen im Herbst, aber man hofft ja trotzdem immer das es einen nicht trifft.

  • Tag 19 (04.10.2021) - Über die Cables auf den Half Dome




    Der Legende nach sollte hier auf dem Subdome nun ein Ranger stehen, der mit einem fancy Tablet die Namen der Permit Holder abgleicht. In den Unterlagen steht, man solle es in jedem Fall ausgedruckt dabei haben, da es hier oben kein Netz gibt. Sowas aber auch... Stimmt, ich hatte wirklich keins. Ausgedruckt hatte ich natürlich auch alles, wäre aber nicht nötig gewesen, weit und breit war niemand zu sehen. Niemand außer einem Paar, dass unsicher auf den Steinen herumsaß und skeptisch die Cables betrachteten. Na, vielleicht war ich ja nur zu früh und nachher ist jemand da.

    Skeptisch die Cables begutachten war übrigens eine ganz hervorragende Idee, dem gab ich mich nun auch erst einmal ausführlich hin. Das Internet hat mir gesagt, die sind steil. Die Bilder im Internet haben mir gesagt, die sind steil. Die Videos auf Youtube haben mir ebenfalls gesagt, die sind steil. In Wirklichkeit waren sie noch steiler. Oft ist es ja so, dass Dinge auf Bildern krasser dargestellt sind, als sie eigentlich sind, hier ist genau das Gegenteil der Fall. Man bekommt die Realität einfach nicht fotografisch festgehalten. Den Klettergurt habe ich mir für alle Fälle vorher gekauft, ohne zu wissen ob ich ihn wirklich benötigen würde, die anderen Leute, die ich sehen konnte, hatten jedenfalls keinen. Für mich war direkt klar: Das versuche ich gar nicht erst ohne. Jetzt hatte ich ihn hier hoch geschleppt, jetzt wurde der auch benutzt.

    Ich bat das Paar noch um ein Foto von mir vor den Cables, nachdem ich das Gleiche für sie getan hatte.


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    Kletterhandschuhe hatte ich mir natürlich auch besorgt. Wenn man sich nur halbwegs mit der Materie auseinandergesetzt hat weiß man, dass man die braucht. Angeblich sollen am Fuße der Cables jede Menge abgelegter Exemplare herumliegen, die Wanderer hier zurücklassen, das war heute aber nicht der Fall.

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    Während ich mir den Gurt anlegte stürmte eine Gruppe junger asiatischer Mädels den Subdome und sofort war es vorbei mit der Ruhe und dem Frieden. Allerdings muss ich auch zugeben, dass das Ganze einen gewissen Unterhaltungswert hatte. Es waren 6 Ladys, 5 davon sehr unsicher und ängstlich, eine davon super motiviert und ein bisschen wir auf Ecstasy. Sie hatte ein bisschen was von einem Motivationscoach und ein wenig fassungslos betrachten das Paar und ich die Show, die sich uns nun bot

    "YOU WILL MAKE IT!!!"
    "AAAAARE YOU REEEEEEADY???"
    "WE WILL DO IT TOGETHER"
    "WOOOOHOOOOOOOOOOOOOOOOOOO"

    Wir drei waren nicht die Einzigen, die wenig überzeugt waren von der Darbietung, auch die Teilnehmer ihrer Gruppe wirkten ein wenig verstört. Dummerweise hatte ich mich davon jetzt einen Moment zu lange ablenken lassen, das hatte zur Folge, dass die sechs nun vor mir mit Elan die Cables stürmten. Leider hielt dieser Elan nur nicht allzu lange an.


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    Die Cables waren furchteinflößend, doch mit meinem Klettergurt hatte ich keine Probleme und fühlte mich sicher. Das Paar hat sich übrigens dazu entschlossen es nicht zu versuchen und unten zu bleiben. Aus gutem Grund: An der steilsten Stelle, dort wo der Granit am glatt geschliffensten ist und dort, wo die Steigung ca. 45° beträgt, fehlten momentan drei Holzbalken hintereinander. Ich bin ehrlich, das hätte ich mich ohne meinen Klettergurt auch nicht getraut.

    Und da stand ich nun. Nicht einmal auf der Hälfte der Strecke hat sich ein ausgewachsener Stau gebildet, nichts geht mehr. Auslöser war das Paar, das heute Nacht mit mir zeitgleich auf den Mist Trail gestartet ist. Die haben sich in der Mitte dazu entschlossen nicht über das kritische Stück zu kommen und umzukehren. Umkehren war aber gar nicht so einfach, wenn jeder Holzbalken von jemandem besetzt ist und man irgendwie aneinander vorbei muss, alle aber irgendwie Schiss haben. Und wir reden hier nur von der 6er Gruppe, mir und den beiden Umkehrern. Im ernst, wenn ich mir die Bilder vom Half Dome anschaue, wo eine hunderte Meter lange Menschenschlange vor den Cables ansteht und auf den Aufstieg wartet... WIE LANGE WARTEN DIE DA???? Was ein Horror! Naja. Ich hatte Zeit und um Verschnaufpausen auf den Querbalken war ich nun wirklich nicht böse. Ich konnte hier ja entspannt abhängen mit meinen Karabinern.

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    Das schlimmste war eigentlich, dass selbst die besten Wanderschuhe auf diesem abgelatschten Granit 0,0 Halt haben. Gar keinen. Man zieht sich hier fast ausschließlich mit den Armen von einem Balken zum nächsten und das schlaucht ungemein.

    Was lange wehrte wurde endlich gut. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir alle stolz den Gipfel des Half Domes und die asiatische Gruppe brach in großen Jubelgeschrei aus. Wie sich herausstellte ist der Motivationscoach gar kein Coach, sondern einfach nur die mutigste der lustigen Bande, die einfach Spaß daran hatte.


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    Und hier war ich nun. Auf dem Half Dome. Auf dem berühmtesten Felsen des Yosemite National Parks und der Blick war einfach atemberaubend, selbst mit dem vielen Rauch in der Luft. Ich hatte es wirklich endlich hier her geschafft, was für ein Gefühl und was für ein Abgrund!

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    Ich setzte mich zu zwei Jungs aus Phoenix und unterhielt mich relativ lange mit ihnen, denn einer hatte Deutsch in der Highschool und hatte richtig Spaß daran, mal wieder ein paar Fetzen sprechen zu können. Wir redeten viel über verschiedene Wanderungen und natürlich - wie sollte es momentan anders sein - über Corona und den Umgang unserer Länder mit der Situation. Er wollte mir den coolsten Hike bei sich zuhause empfehlen, den Flatiron. Er war sichtlich irritiert und auch begeistert, dass ich den schon kenne und gemacht hatte. Wieder ein Thema! Währenddessen hing ich mein Handy und meine Apple Watch mal an die Power Bank, anderenfalls würde ich am Ende keinen vollständigen Track haben und das wäre wirklich schade. Außerdem wurde es Zeit für einen Snack und mein Magnesium Wasser.

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    Wir hatten uns einen top Platz zum Sitzen ausgesucht. Praktisch saßen wir am Zugangspunkt zu DEM Aussichtspunkt auf dem Half Dome. Andauernd kam irgendjemand hier rüber gekraxelt und wollte dann vom Felsen gegenüber fotografiert werden. Es geht aber massiv in den Abgrund nach hinten raus und das schien bei einigen für ziemliches Unwohlsein zu sorgen. Allen voran wieder unsere Lieblingsasiaten, von denen sich eine gar nicht her trauen wollte. Natürlich war der Privat Coach aber gleich zur Stelle, hat sie an die Hand genommen und ist nochmal mit ihr gemeinsam gegangen. Was ein Service.

    Jetzt konnte ich aber auch nicht anders und drückte mein Handy kurzerhand einer von ihnen in die Hand, als sie eh zurück auf den Felsen laufen wollte.


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    Der Sinn des Motivs, nämlich der Abgrund unter dem Felsvorsprung, kommt hier eher nicht zur Geltung, aber ich will mich mal nicht zu laut beschweren. Das ist eben der Preis, wenn man alleine unterwegs ist :D

    Mein schlauer Zeitplan sagte mir, ich hätte 90 Minuten Aufenthalt hier oben. Erst hatte ich mich gefragt, was zum Teufel ich mir dabei gedacht hatte, denn normalerweise machte ich nie so lange Pause. Diesmal nutzte ich die Zeit allerdings fast vollständig, was vermutlich auch an dem guten und kurzweiligen Gespräch lag. Allerdings hatte ich noch einen langen Weg vor mir und außerdem wurde es langsam voller. Wir näherten uns der Uhrzeit, zu der der große Ansturm erwartet wird und dann wollte ich nicht mehr oben sein. Ich hatte vorhin schon erlebt wie lange man mit Gegenverkehr braucht, dazu hatte ich keine Lust.

    Ich brauchte länger als erwartet, um wieder auf den Subdome zu kommen. Es blockierte niemand, wenn jemand hoch kam konnte man sich gut arrangieren, jeder nahm Rücksicht auf den anderen und alle beneideten mich um meinen Gurt. "Very smart" hörte ich heute nicht zum ersten mal. Ich beneidete die Leute nicht, die es ohne Hilfe versuchten, denn die werden sich auf dem Rückweg noch umschauen. Es war die Hölle. Was hoch schon schwierig war ist runter fast unmöglich. Die Schuhe waren eher ein Hindernis als eine Hilfe, ich wette barfuß hätte man mehr Halt gehabt und hätte ich keine Sicherung gehabt, ich hätte sie ausgezogen. Sobald man den Fuß auf den Granit setzt ist der weg. Kein Wunder, so viele Menschen wie Tag für Tag über die gleichen Zentimeter Felsen schleifen, jedes Profil ist abgerieben. Manche Leute gingen außerhalb der Cables ohne Sicherung, vermutlich sogar die bessere Wahl, aber das hätte ich vom Kopf her nicht gekonnt. An einer Stelle versuchte ich sogar auf dem Hintern runter zu rutschen, aber selbst das war unmöglich, da es viel zu glatt war und man sofort viel zu viel Tempo drauf kriegt. Es ging nur eine Variante: Rückwärts ganz langsam herunterlassen und wieder volle Kraft auf die Arme. Am nächsten Tag werde ich so einen unglaublichen Muskelkater haben, ich will gar nicht dran denken. Ich hatte mir Blasen an den Händen gerieben und das trotz Kletterhandschuhe.

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    Nein, ich lehne mich auf dem Bild nicht zurück, ich stehe vollkommen gerade.

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    Puh. Was war ich froh, als ich wieder unten angekommen war und meine Hände und zitternden Beine entspannen konnte. Aber alles kein Problem, ich musste ja nur noch 2200 Höhenmeter nach unten. Was machen da schon ein paar Erschöpfungserscheinungen. Runter geht's immer irgendwie, nicht wahr?

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