Tag 18 (03.10.2021) - Die Ruhe vor dem Sturm: Auf in den Yosemite National Park
Es wäre an dieser Stelle durchaus sinnvoll nochmal auf Klo zu gehen, zumal es hier am Trailhead eines gibt - sogar mit Spülung. Aber ich beschließe am Visitor Center zu gehen, da will ich sowieso noch anhalten, denn ich brauche ja noch den Annual Pass und außerdem einen Patch. Die Dinger sammle ich ja seit 2018, auch wenn ich noch immer keine Ahnung habe, was ich eigentlich damit machen soll Vielleicht hat ja jemand konstruktive Vorschläge, die über "auf's Sofa Kissen nähen" oder "an den Rucksack nähen" hinaus gehen.
Egal. Mit Bravour fahre ich am Visitor Center, bzw. am Abzweig davon, vorbei und habe ewig keine Möglichkeit zu wenden, erst am Park Eingangsschild. Also wieder zurück!
Diesmal verpasse ich die richtige Einfahrt nicht und bin erstaunt davon, wie winzig das Gebäude ist, in dem sich offenbar das Visitor Center befindet. Aber klar... Kleine, eher wenig besuchte Parks haben natürlich keine gigantischen Shops wie man sie aus dem Zion zum Beispiel kennt.
Dabei ist das hier nicht einmal das Visitor Center. Scheinbar bin ich in einem Camping Store gelandet, genauer gesagt in einem winzig kleinen Campingstore. ABER ER HAT FEUERZEUGE. WTF! Liebe Furnace Creek Ranch Ranch at Death Valley mit deinem 20x so großen Shop, könntest du dir da bitte eine Scheibe von abschneiden???
Sogar Patches gibt es hier, leider aber keinen Annual Pass, dafür werde ich wirklich zum Visitor Center "next door" geschickt. Ach, da war noch eine Tür?! Verrückt. Es gibt tatsächlich eine next door und der Raum dahinter ist von der Größe her bestenfalls eine Besenkammer, wo irgendwie noch ein Tresen reingequetscht wurde. Auch hier wird leider kein Annual Pass mehr verkauft, scheinbar auch schon ewig nicht mehr, das sollte der Shop nebenan eigentlich wissen. Das müsse ich bei dem Häusschen am Parkeingang machen. Okeeee. Ein Klo gibt's hier auch nicht, supi! Kaum bin ich wieder an der frischen Luft wird die Tür hinter mir abgeschlossen - Punkt 12, Mittagspause für den einzigen Ranger, das Visitor Center schließt - na klar.
Ich fahre aus dem Park raus, kaufe meinen Pass und frage mich, ob ich jetzt in die gleiche Richtung zurück muss aus der ich kam, oder ob ich nach links abbiege, in Richtung Hollister. Ich meine das wäre richtig, allerdings kann man das ohne Netz nicht so genau sagen. Ob ich keine Offline Karten runtergeladen habe??? Natürlich habe ich Offline Karten heruntergeladen. Google Maps hat aber kein Bock die zu laden. Mittlerweile weiß ich auch wo das Problem ist: Minimal Netz ist schlechter als gar kein Netz und die Offline Version wird nur bei GAR KEINEM Netz angezapft. Wenn man auf Flugmodus umstellt funktioniert das ohne Probleme. Auch egal, Hollister war richtig und ein paar Kilometer später ist auch wieder LTE da.
Rund um den Pinnacles National Park muss echt die einsamste Gegend Kaliforniens sein.
Ich muss immer noch tanken! Die erste Gelegenheit ist in der Nähe von Gilroy neben der Interstate. Hier sehe ich auch das erste mal schöne Halloween Deko, auf die habe ich mich besonders gefreut.
Mich trifft etwas der Schlag als ich die Preise sehe. An der Zapfsäule klappt es wieder nicht, also bezahle ich 50$ im voraus, da ich noch kein Gefühl dafür habe wie viel so in den Wrangler rein geht - zu viel, denn mit dem Betrag bekomme ich den nicht einmal 3/4 voll und leer war der nun nicht. Na, das kann ja noch heiter werden.
Noch kann man etwas sehen... Noch ist der Himmel blau
Meine Laune verschlechtert sich während der restlichen Fahrt rapide. Ich verpasse nicht nur gefühlt 5 Ausfahrten hintereinander und fahre sinnlos in Vierecken durch die Gegend, die Sicht verschlechtert sich auch extrem. Mittlerweile kann man schon fast sagen, dass es so aussieht wie in Lima. Ja, wir fahren in Richtung Osten, auf die Sierra Nevada zu, der Waldbrand ist aber viel weiter südlich. Bald ist der Yosemite National Park ausgeschildert, ansonsten würde ich meinem Navi nicht mehr glauben das ich in diese Richtung fahre. Immerhin schmeckt mein geliebter Zitronenkuchen diesmal wieder so genial wie früher.
In El Portal muss ich dann nochmal tanken und schon wieder gehen über 50$ rein. Interessanterweise ist es hier aber günstiger als in der Pampa bei Gilroy, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Die Tankstelle hier ist "Credit Card Only" und immer unbesetzt. Ich bekomme schon zu viel als meine Visa nicht funktioniert, denn mit so wenig Sprit möchte ich nicht in den Park fahren. Glücklicherweise geht dann aber die Amex... Gut, dass ich mir doch mal eine angeschafft habe, beim Tanken scheint es Vorteile zu haben.
Der Eingang vom Yosemite National Park ist genau so wenig besetzt, wie heute morgen der vom Pinnacles National Park. Da war es vermutlich heute morgen zu früh, jetzt ist es zu spät. Noch hätte ich den Pass also nicht gebraucht, aber ich finde es natürlich trotzdem selbstverständlich zu zahlen.
Im Yosemite Valley angekommen kann man mittlerweile immerhin mal wieder den blauen Himmel sehen, auch wenn die Luft insgesamt sehr verraucht ist. Leider riecht man das auch, ich hoffe wirklich das der Wind bis morgen nochmal dreht und der Rauch verschwindet. Bis gestern ist es noch in die andere Richtung gezogen, natürlich musste sich das jetzt über Nacht ändern
Ich freue mich als der El Capitan ins Sichtfeld kommt
Es ist meeeeega gruselig wie leer das Valley ist. Kein Stau, überall Parkplätze frei... Keine Ahnung woran es liegt, vermutlich eine Kombination aus Corona und dem Brand. Selbst an der Yosemite Valley Lodge sind noch 2/3 der Parkplätze frei und ich habe nachher freie Platzwahl. Ich weiß noch genau was das 2018 für ein Drama hier war. Wir mussten um die gleiche Uhrzeit irgendwo an Visitor Center parken und mussten selbst dafür 5 Runden drehen. Zur Lodge Umparken durften wir dann nach 21 Uhr, als alle Tagesbesucher weg waren und nur noch Übernachtungsgäste hier stehen durften.
Der Check In ist ab 17 Uhr, jetzt ist 16:40 Uhr und mein Zimmer ist leider noch nicht fertig.
Meine Zimmernummer bekomme ich leider noch nicht mitgeteilt, nicht einmal in welchem Gebäude ich untergebracht sein werde. Ich bin etwas verwirrt darüber, aber scheinbar hat man schlechte Erfahrungen damit gemacht. Das interessiert mich nun aber doch und ich frage noch mal genauer nach. Tatsächlich sind Leute nach dem Check In direkt zum nicht fertigen Zimmer gelaufen und haben die Putzfrauen in dem Gebäude bedrängt, ihr eigenes Zimmer doch jetzt sofort zu machen. Teilweise auch unter Androhung von Gewalt. Was zum... Er zeigt mir auf einer Karte aber einen Bereich aus drei Gebäuden, von denen es eines sein wird. Da parke ich dann einfach mal auf gut Glück, sitze 10 Minuten im Auto, bemitleide mich selbst wegen der schlechten Luft hier und laufe dann auch schon wieder zurück zur Rezeption.
Ich bekomme meinen Schlüssel um Punkt 17 Uhr und habe lustigerweise direkt vor der richtigen Treppe geparkt. Leider habe ich ein Zimmer im 1. OG, kann aber nichts dagegen sagen, da ich mir das scheinbar bei der Buchung gewünscht hatte. Kann schon sein, da bin ich aber auch noch davon ausgegangen nicht alleine hier zu sein und den ganzen Kram selbst die schmale Treppe hochschleppen zu müssen. Nachdem das geschafft ist lege ich schon mal die Klamotten für morgen raus, so dass ich nur aus dem Bett fallen und mich anziehen muss. Außerdem lege ich alles zusammen, was in den Rucksack muss. Für die morgige Wanderung habe ich mir sogar zuhause schon eine Liste geschrieben, was mit muss.
Fertig! Heute mache ich gar nichts mehr, außer mich zu entspannen.
Jetzt brauche ich noch was zu essen. Und zwar keinen Zitronenkuchen, sondern etwas Richtiges, Warmes. Am besten mit möglichst vielen Kohlenhydraten. Das bekomme ich nur noch in dem Restaurant an der Lobby, also mache ich mich nochmal auf den Weg. Vorher gehe ich aber nochmal in den Shop und sehe ein richtig cooles Tshirt zu einem super Preis. Ich habe aber keine Lust damit zum Essen zu gehen, der Store hat bis 20 Uhr auf, also komme ich gleich wieder.
Das Restaurant ist Selbstbedienung, es gibt Pizza, Pasta, Salat oder Fleisch mit Beilagen. Ich entscheide mich für letzteres und naja. Es ist absoluter Kantinenfraß und teuer noch dazu, aber so ist es eben meistens in den National Parks und ich kann damit leben. Hauptsache ich bin satt und hab genug Energie für morgen.
Es ist mittlerweile schon dunkel als ich fertig bin, ich hole nur noch schnell das Shirt, hole Wasser aus dem Auto hoch um die Trinkblase mit den vollen drei Liter zu befüllen und schaue nochmal auf der Map vom Valley, wo ich nachher lang muss.
Morgen früh wird mein innerer Duracell Hase so einige neue Level erreichen.