Tag 10 (24.09.2021) - Quarantäne Logbuch Tag 9: Zona Arqueológica de Cobá Teil 1
Das Wochenende kann man nicht nur in der Fußgängerzone von Playa del Carmen spüren, sondern auch in unserem Komplex. Um drei Uhr werde ich von lautem Gepolter auf dem Flur wach und stelle fest, dass in irgendeiner Nachbarwohnung noch eine ziemlich laute Party zugange ist. Irgendwie kann ich das aber auch ausblenden und schlafe weiter, bis mich der Wecker um 6 Uhr erneut aus dem Schlaf reißt. Heute ist das nicht so schlimm, denn es geht ja nicht an den Laptop, sondern in's Auto! Juchu, endlich mal raus aus der Stadt und was anderes sehen, was freue ich mich.
Etwas müde und orientierungslos packen wir unseren Kram in die Rucksäcke, es ist das erste mal das wir sie benötigen seit wir in Mexiko sind, genau wie die Kamera. Wir frühstücken unsere Reste, die aber mittlerweile nicht mehr so richtig schmecken und ziemlich komplett im Müll landen. Ich packe dann mal die Bananenchips ein, die Tobi zum probieren gekauft hat
Um kurz nach 7 stehen wir in der Tiefgarage und ich kann den ersten Blick auf Tobis Kackfass werfen
Wer hatte nochmal Sorge davor in Mexiko Auto zu fahren?! Es ist sooo himmlisch entspannt hier, klar, ein paar fragwürdige Autos und Fahrer hier und da, aber im Großen und Ganzen ein Kinderspiel, vor allem wenn man kurz vorher in Peru unterwegs war Wir nehmen die große Mautstraße aus Playa del Carmen raus, die kenne ich ja bereits von Anfang des Jahres und auch die Affenbrücken sehe ich nicht zum ersten mal. Ich warne Tobi schon mal vor, dass seine gesamte nächste Woche GENAU SO aussehen wird und er stundenlang nichts anderes zu Gesicht bekommen wird. Wenn ich eins noch weiß, dann das auf der Yucatán Halbinsel beim Auto fahren definitiv NICHT der Weg das Ziel ist.
Am Ende kommen wir durch kleine Dörfer über winzige Straßen, die übersäht sind von tiefen Löchern. Auch daran gewöhnt man sich in Mexiko schnell. Besonders kritisch dabei sind die vielen Bäume am Straßenrand, denn durch das Licht-Schattenspiel kann man nicht mehr zwischen dunkler Stelle oder Meteoritenkrater unterscheiden. Bis man direkt davor steht oder eben voll reingesemmelt ist.
Unmittelbar vor dem Ziel fahren wir an einem großen See vorbei.
Wir bezahlen 60 Pesos um auf das Gelände zu kommen, außer uns sind bisher so gut wie keine anderen Autos hier. Tobi fährt direkt mal eine Parkbegrenzung über den Haufen, zumindest kommt ein Mitarbeiter und gestikuliert wild herum, bis wir wieder ein kleines Stück zurück setzen
Wo sind wir hier eigentlich?!
Da ich die ganze Zeit arbeiten muss durfte ich mir mehr oder weniger aussuchen was wir am Wochenende machen, für nächste Woche hat Tobi sich ja alleine eine kleine Tour gebastelt und kann dann alles andere von Interesse machen. Mir "fehlt" quasi noch eine größere Ruine in der Gegend, für die Anfang des Jahres leider keine Zeit mehr blieb, außerdem lag sie auch nicht ganz so auf der Strecke. Die Rede ist von Cobá! So unbekannt scheint die Anlage auch nicht zu sein, in Playa del Carmen werden Touren hier her angeboten und die beiden größten Pyramiden haben vielleicht einige schon gesehen, die sind nämlich vor allem eines: Sehr, sehr steil. Steil und verwittert. Das und die Weitläufigkeit machen die Ruinen von Cobá aus und ich freue mich sehr, dass wir nun hier sind und uns die Ruine in aller Ruhe anschauen können, ein Zeitlimit haben wir nicht wirklich.
Wir bezahlen an einer provisorischen Hütte nochmal 80 Pesos Eintritt pro Person und sind dann auch schon auf der Anlage. Direkt am Eingang kann man sich entweder ein Fahrrad mieten, oder direkt einen Drahtesel samt Fahrer, der einen durch die Gegend kutschiert und vor den einzelnen Gebäuden absetzt. Das ist einzigartig soweit ich weiß und daran sieht man schon: Es ist groß hier! Das wussten wir vorher, wir entscheiden uns aber bewusst für's Laufen, immerhin müssen wir in naher Zukunft auch sehr viele Kilometer zu Fuß zurück legen, da kann es nicht schaden sich jetzt auch schon ein wenig zu bewegen.
Die ersten Strukturen sehen wir gleich am Eingang, es folgt ein ziemlich kleiner Ballspielplatz. Da fragt man sich doch, wie und was genau man hier gespielt haben soll, wenn man sich zwischen den beiden Seiten kaum bewegen kann. Lustigerweise werden wir morgen genau lernen, wie dieses frühere Ballspiel funktioniert und wie ungefähr die Regeln waren.
Wir erreichen die erste und bekanntere der beiden großen Pyramiden von Cobá, Nohoch Mul, und sehen schon von weitem das böse Absperrband. Wir haben es schon fast befürchtet, aber sind trotzdem schwer enttäuscht. Wieder einmal haben wir eine Ruine erwischt, die man aufgrund von Corona nicht besteigen darf, auch wenn sich der Sinn für mich weiterhin nicht erschließt. In Campeche darf man auf alle Pyramiden nach wie vor, in Chiapas darf man gar nix, in Yucatán scheint es keine einheitliche Regel zu geben und in Quintana Roo durfte man schon vorher nirgendwo drauf. Besonders hier wäre es natürlich ein besonderer Reiz, grad weil die Gebäude so steil sind. Irgendwie habe ich das blöde Gefühl, dass ändert sich auch nach der Pandemie nicht mehr, aber wer weiß. Toll anzusehen ist das Bauwerk, übrigens mit 42 Metern eines der höchsten der Region, jedenfalls auch von unten.
Wir setzen uns erst einmal auf einen Baumstamm im Schatten und trinken etwas, der Schweiß läuft schon wieder in Strömen und selbst normales Gehen wird anstrengend. Dabei beobachten wir ein Paar aus Österreich, das direkt neben uns versucht Selfies zu machen. Das sieht äußerst anstrengend aus und scheint nicht wirklich gelingen zu wollen, also erbarme ich mich irgendwann und biete auf Deutsch an ein Bild zu machen. Vorher haben wir nicht geredet und ich finde es immer sehr lustig, wenn Anwesenden plötzlich klar wird, dass wir jedes gesprochene Wort verstanden haben Im Gegenzug machen die Beiden natürlich auch noch ein Bild von uns.
Wir gehen kurz nach den Beiden und stellen fest, dass ein Fahrer auf sie wartet. Aha, die lassen sich also auch gemütlich durch die Gegend fahren! Kurz darauf kommt uns eine riesige Gruppe Biker entgegen, die alle ihre Zweiräder hier abstellen um sich die Pyramide anzuschauen. Ich sehe schon, wir sind quasi die einzigen Menschen die hier laufen.
Wir sehen danach noch viele einzelne, im Wald verteilte Strukturen und Gebäude. Es ist sehr weitläufig hier, lange Zeit kommt also auch einfach mal gar nichts, nur der Dschungel. Viele Tafeln und Erklärungen findet man hier auch nicht, alles ist irgendwie ein wenig sich selbst überlassen und relativ wenig touristisch, was uns sehr zusagt.
Es gibt hier auch noch einen größeren Ballspielplatz! Ich glaube das ist die erste Ruine die ich besuche, die mehr als Einen hat.