Tag 20 (02.09.2021) - Es wird spannend: Auf zum Aerodromo Maria Reiche
Da sind wir nun also im Kleinbus unseres Veranstalters und werden zum kleinen, örtlichen Flughafen von Nazca gefahren. Relativ früh bei dieser Reise kamen wir ja schon hier vorbei und haben uns ein paar der abstrakteren Linien von dem neuen Aussichtsturm direkt an der Panamericana aus anschauen können. Vor zwei Wochen war das nur ein kleiner Zwischenstopp nebenbei, um einen elendig langen Tag aufzulockern, heute sollen die kuriosen Linien unsere Hauptattraktion sein.
Wir sind natürlich nicht alleine und werden mit ein paar wenigen anderen Gästen nun durch die Stadt gefahren. Wir hätten auch selbst anreisen können, allerdings gab es mal wieder keine Informationen über Parkplätze und bevor wir uns den Stress antun haben wir uns für die inkludierte Abholung entschieden. Eine gute Entscheidung, denn ansonsten hätten wir wohl ziemlich ratlos seit kurz vor 8 vor einem geschlossenen Flughafen gestanden. Besonders auffällig ist heute morgen das "toll" geschmückte Armaturenbrett einiger Autos in Nazca, hier mag man es wohl gerne plüschig.
Um kurz nach 9 Uhr kommen wir am "Aerodromo Maria Reiche" an und müssen uns noch einige Zeit gedulden. Die Eingangshalle ist wie leer gefegt und es gibt Check In Schalter von allen möglichen Anbietern, die Rundflüge über die Nazca Lines anbieten - alle leer. Ich denke mal, die Schalter sind nur dann besetzt, wenn auch wirklich Flüge stattfinden und man wechselt sich mit den Uhrzeiten ab. Bis jetzt wissen wir auch noch gar nicht, mit welcher Airline wir eigentlich gleich unterwegs sein werden, denn das wurde bei der Buchung über GetYourGuide verheimlicht.
Wir sind angehalten uns ein Informations-Video über die Nazca Lines anzuschauen und gleichzeitig einige Sicherheitshinweise zu verinnerlichen. Danach werden wir nochmal zur Kasse gebeten, aber das wussten wir bereits. Pro Person sind 30 Soles (~7,45€) Flughafensteuer in Bar zu entrichten.
Es gab in diesem Bericht ja schon lange keinen Exkurs mehr und deshalb möchte ich euch gerne eine kurze Einführung geben, wie man Eintrittskarten am besten gestalten sollte.
Unser Ziel ist es Spaß zu vermitteln. Dem Touristen soll direkt klar sein, wie toll die Rundflüge an diesem Flughafen sind, schon beim ersten Blick auf die Tickets soll ihm ein Grinsen durch das Gesicht huschen. Am besten erreichen wir dies, in dem wir möglichst glückliche, begeisterte Menschen zeigen, die grad einen solchen Flug absolviert haben und genau das Gleiche gerne wieder tun würden. Diese Leitlinien hat auch der Flughafen von Nazca sehr ernst genommen und präsentiert sich uns als das pure Glück:
Also mal Spaß beiseite... Wir vermuten, dass es sich bei der Dame um die namensgebende Maria Reiche handelt, aber hat man von ihr wirklich kein fröhlicheres Foto gefunden?! Das Bild macht uns jetzt nicht so sonderlich große Lust in eines der Flugzeuge zu steigen, aber wir gehen mal davon aus, dass das Erlebnis besser ist als die Marketing Abteilung.
Jetzt geht es aber endlich los. Halt, doch nicht, wir bekommen erst noch kurz "Ärger" weil wir nur eine Maske tragen. Achjaaaaa, öffentliche Gebäude und so, da war ja noch so ein Peru Thing. Wir sind aber glücklicherweise nicht die einzigen, denen das entfallen ist und so kommt eine Mitarbeiterin und verteilt eine 2. OP Maske an ausnahmslos alle Teilnehmer. Danach müssen wir und unsere Taschen uns noch einem üblichen Flughafen Security Check unterziehen und dürfen dann raus auf's Rollfeld. Wird auch langsam Zeit, denn in der klimatisierten Halle wurde es mittlerweile ein wenig frisch.
Erstaunlicherweise musste ich Tobi vor der Reise recht lange dazu überreden, dass wir den Flug hier machen. Als ich den Vorschlag gemacht hatte war er absolut nicht so begeistert von der Idee, wie ich eigentlich erwartet und vermutet hatte. Der Grund: Die Rundflüge über die Nazca Lines haben einen eher zweifelhaften Ruf, er hatte davon schon gelesen, ich noch nicht.
Fakt ist, bei den Flügen hier in Nazca sind in der Vergangenheit verhältnismäßig viele Flugzeuge abgestürzt und Touristen zu Tode gekommen. Der Auslöser war fast immer menschliches Versagen der Piloten und aus diesem Grund gibt es seit 2006 die Vorschrift, dass immer zwei Piloten in dem Flugzeug sein müssen und die Ausbildung ist außerdem strenger geworden. Seitdem gab es nur noch Einzelfälle. Vor Corona kreisten jeden Tag hunderte Flugzeuge diverser Airlines über die mysteriösen Linien, wie unwahrscheinlich ist es mittlerweile also bitte noch, das etwas passiert? Nahezu ausgeschlossen würde ich sagen. Die Berichte haben dann auch Tobi überzeugt und ich durfte die Tour buchen - allerdings wäre es ihm lieber gewesen, wenn die Airline vorher bekannt gewesen wäre. Einen Unterschied hätte das nicht wirklich gemacht, die sagen uns immerhin eh alle nichts.
Randnotiz: Als ich für diesen Bericht grad noch einmal die Fakten zu den Abstürzen googlen wollte musste ich leider lesen, dass am 04. Februar 2022 eine Cessna unserer Airline über den Nazca Linien abgestürzt ist. Alle 7 Insassen sind dabei gestorben. Der Grund ist (zumindest mir) unbekannt. Da die Airlines alle nicht viele Flugzeuge zu haben scheinen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass es sich um die Maschine handelt, in der wir geflogen sind. Ich bin grad echt ein wenig schockiert.
Und hiermit werden wir gleich in die Lüfte abheben:
Es handelt sich hierbei um eine Cessna T207 A der Airline Aero Santos. Produziert wurden von diesem Flugzeugtypen insgesamt 788 Stück und zwar zwischen 1969 und 1985 - Unser Flugzeug ist also bestenfalls seit 36 Jahren im Einsatz und schlimmstenfalls seit 52 Jahren. Genutzt werden diese kleinen Maschinen für Kurzstrecken, als Absetzungsflugzeug bei Fallschirmsprüngen und für touristische Rundflüge, wie es auch hier der Fall ist.
Normalerweise ist Platz für ein Besatzungsmitglied und 6-7 Passagiere, bei den Nazca Lines haben wir aber - wie bereits erwähnt - zwei Besatzungsmitglieder und somit maximal sechs weitere Fluggäste. Das Flugzeug ist nicht einmal 10 Meter lang, wiegt leer 955kg und darf bis zu einem Gesamtgewicht von 1724kg beladen werden. Es gibt einen genauen Plan wer wo sitzen muss, unser Gewicht mussten wir bereits bei der Buchung mit angeben. Man merkt schon beim Einstieg, dass die gesamte Maschine wackelt. Es ist sogar möglich, dass sie bei falscher und einseitiger Beladung einfach umkippt, es wird also akribisch drauf geachtet wer wann einsteigt und sich hinsetzt.
Für alle sichtbar ist eine Map der Nazca Lines angebracht, so können wir schon mal schauen, welche der berühmtesten Lines wir gleich zu sehen bekommen werden. Angeflogen werden fast alle jeweils von beiden Seiten, so dass jeder die Chance hat sie zu sehen und vernünftige Fotos zu machen.
Um 10 Uhr geht es dann endlich los, ein wenig nervös sind wir schon!