Peru? Must do! Eine abwechslungsreiche Abenteuerreise durch die majestätischen Anden

  • Ja, ich denke, es könnten bei Deinen Aufnahmen auch Lamas dabei sein und nicht nur Alpakas, aber 100-ig sicher bin ich mir nicht. Ich komme darauf, weil es mir so aussieht, als hätten welche viel mehr Fell ums Gesicht als die anderen.


    Guanakos und Vikunjas sind graziler und die Vikunjas noch einmal mehr als Guanakos. Beide haben diese rötlichbraune Färbung. Ja, und dann die Höhe, Guanakos in den tieferen Lagen, Vikunjas leben auf einer Höhe ab 3.500 Metern. So mein grobes Halbwissen …


    Mir haben weder die drei Canyons (sehr schön), noch diese Ruine etwas gesagt. Ist diese von den Inkas oder von einer der vielen anderen Hochkulturen Perus? Die runden Gebäude, Speicher oder was auch immer, habe ich so auch noch nicht gesehen. Zuerst dachte ich an Begräbnistürme wie in Sillustani oder wie ich einige in Bolivien gesehen habe, aber diese waren schmaler, höher und konisch zulaufend. Das wird es dann wohl eher nicht sein … stop, wo ich das gerade schreibe, bei den Atacamenos im Norden Chile gab es solche Gebäude, wir haben welche in Tulor besichtigt, aber diese sind erheblich älter als die Inkakultur. Also, weißt Du mehr über diese Stätte und ob von den Inkas oder von anderen? Fände ich sehr interessant.


    Schade, dass Ihr den Titicacasee auslassen musstet, aber man kann nicht alles machen in drei Wochen und alleine in Peru kannst Du wahrscheinlich noch mehrere 3 Wochen Reisen verbringen und Neues sehen. Außerdem war das jedes Mal für uns schon merklich, dass wir auf 3.800 Metern übernachtet haben. Da wurde nachts (tagsüber waren wir schon öfter höher, aber ich finde, das ist schon ein Unterschied, wie hoch man schläft) die Luft schon mal dünn. Wesentlich mehr als im Colca Canyon auf 3.600, wo wir übernachtet haben.


    Jetzt wünsche ich Euch, dass Ihr nicht so viele Touris in MP habt. Ich hatte das Glück, Bilder (fast) ohne Menschen machen zu können. Ein magischer Ort, der leider mittlerweile zu sehr unter dem Massentourismus leidet. Vielleicht hat Corona hier mal etwas Gutes und lässt MP etwas zur Ruhe kommen. Bin gespannt, wie es bei Euch war.

  • Tag 13 (26.08.2021) - Fahrt nach San Pedro oder die peruanische Gastfreundschaft kennt keine Grenzen




    Die Landschaft bleibt noch lange schön und absolut einsam, doch bald schon taucht ein gewaltiges Gebäude am Horizont auf. Es sieht super modern aus, kastenförmig und absolut unpassend in dieser Umgebung. Als wir näher kommen stellen wir fest das es sich um ein sogenanntes "Multi Purpose Gelände" handelt, das irgendwie eine Schule, einen lieblosen Spielplatz und ein Veranstaltungsgelände beinhaltet. Anscheinend sind wir so irritiert von dem Anblick, dass wir davon nicht einmal ein Bild machen. Einige Kilometer weiter kommt dann das zugehörige, winzige Dorf wo wir tatsächlich Kinder auf Fahrrädern mit Schulranzen auf dem Rücken sehen. Wow, sowas (für uns) gewöhnliches haben wir hier ja noch nie gesehen! Hier tobt ansonsten aber auch absolut das Leben :smile:


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    Peruanischer geht es hinter dem Dorf weiter und zwar mit einem typischen Roadblock, der sich ewig nicht überholen lässt :biggrin: Irgendwann haben wir aber keine Lust mehr und versuchen es langsam aber sicher. Scheinbar ist das für die Kühe kein größeres Problem.

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    Wir müssen bald mal wieder Tanken, denn heute morgen haben wir ja das Dorf leergetankt. Aber auch so wäre es bald mal wieder nötig, wir haben ja auch schon wieder eine krasse Strecke abgerissen und Gravel verbraucht sowieso immer noch mal mehr wie Asphalt. Den erreichen wir mit dem nächsten größeren Ort dann übrigens auch wieder und hier gibt es natürlich auch Sprit. Die Auswahl an Tankstellen ist trotzdem deutlich geringer, als Google uns vorher versprochen hatte. Leider haben die auch alle keinen Shop dabei, langsam geht uns das Wasser aus und wir hatten eigentlich gehofft ein paar Flaschen mitnehmen zu können.

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    Es wird nochmal wirklich hübsch...

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    Irgendwann kommen wir nochmal an zwei einspurige Baustellen, an denen wir kurz etwas warten müssen, bis wir fahren dürfen. Google erzählt etwas von einer Ankunftszeit im Hotel um 16:30, also sind wir hervorragend im Zeitplan, kommen im Hellen an und können noch in Ruhe etwas essen - perfekt. Wir werden sogar früher ankommen als das Navi verkündet, denn es kommt noch eine seltsame Stelle, an der Maps behauptet man dürfe nur rechts abbiegen. Danach sollen wir ewig geradeaus fahren, irgendwann wenden und dann wieder zurück fahren. Wir haben vorher bei Street View schon in Erfahrung bringen können, dass das absoluter Schwachsinn ist und das man einfach abbiegen kann. Die gleiche Situation werden wir am Ende der Reise noch mal haben.

    So viel zur Theorie.

    In der Praxis kommen wir kurz vor der besagten Kreuzung zum Stillstand, nichts geht mehr. Nach einiger Zeit versuchen Taxen links in eine Seitengasse abzubiegen um so irgendwie auf die Hauptstraße zu kommen, sogar Busse fahren ihnen hinterher, doch offenbar vergeblich. Tobi will das auch erst ausprobieren, wir warten dann aber doch glücklicherweise ab, denn wir können grad noch so sehen, wie die Busse zum Stehen kommen und scheinbar zwischen den Häusern auf den engen Dirt Roads alles nur noch mehr verstopfen. Kleinere Taxen und Motortaxis kommen irgendwann auch zurück, die scheinen es geschafft zu haben in 39 Zügen zu wenden. Auf der Hauptstraße, auf die wir abbiegen müssen, sieht es leider auch nicht nach mehr Bewegung aus.


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    Es passiert einfach gaaaaar nichts. Wir haben beide unglaubliche Rückenschmerzen nach bisher 10 Stunden im Auto, wir müssen beide pinkeln und so langsam fangen wir auch an zu frieren, denn wir müssen den Motor ausmachen. Mittlerweile ist auch die Sonne untergegangen und wir haben uns längst von dem Gedanken verabschiedet im Hellen anzukommen.

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    Über zwei Stunden stehen wir hier nun auf der Stelle, die Nerven liegen allmählich blank und dann geht es tatsächlich weiter. Wir haben schon fast nicht mehr daran geglaubt und befürchtet die Nacht hier verbringen zu dürfen. Wir haben auch überlegt zu wenden und eine andere Route zu nehmen, aber auch das hätte einen Umweg von vier Stunden bedeutet. Da haben wir die Chance als größer erachtet, dass es hier irgendwann weiter geht, wie es ja zum Glück nun auch passiert.

    Sobald es weiter geht bricht dann allerdings das Chaos erst so richtig aus, oder sollte ich besser sagen der Krieg?! ALLE die vor uns warten biegen nun einfach 2 spurig auf die Hauptstraße ab, die eigentlich aber nur einspurig ist. Sprich: Der Gegenverkehr wird kurzerhand einfach ignoriert und für vollkommen unberechtigt erklärt. Immerhin warten wir jetzt seit zwei Stunden, da können die Peasants aus der Gegenrichtung doch jetzt solidarisch auch erstmal eine Stunde warten, oder?! Uns soll es recht sein, wir bleiben zur Sicherheit aber trotzdem lieber mal auf der legitimen Spur. Wie in Peru üblich gilt auch hier wieder "wer hupt, der fährt". Mittlerweile haben wir natürlich auch dazu gelernt und gehören ebenfalls zu den Hupenden und nicht mehr zu den Angehupten. Der Gegenverkehr staut sich dadurch jetzt ebenfalls über einige Kilometer, aber hey... Just Peru things eben.


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    Die Straßen sind noch brechend voll für die Uhrzeit und die Hälfte der Verkehrsteilnehmer fährt mal wieder ohne Licht durch die Gegend. Ist das alles nervig, wieso kurven wir schon wieder bei vollkommener Dunkelheit herum, obwohl wir uns jedesmal die größte Mühe geben das zu vermeiden?!

    Weit ist es zum Glück nicht mehr und San Pedro liegt einige Meter von der Hauptstraße entfernt und ist wie ausgestorben - Gott sei Dank. Zumindest für den Straßenverkehr, es wird allerdings auch sehr schnell klar, dass die Bürgersteige hochgeklappt sind und das wir definitiv nichts mehr zu essen bekommen werden. Und nu?! Wir haben NICHTS dabei und brauchen dringend etwas, wir beschließen einfach sofort beim Check in Zu fragen wo wir noch etwas herbekommen können.

    Das gebuchte Hostal Inca liegt direkt am hiesigen Plaza de Armas und wir hatten uns schon Sorgen gemacht, ob wir hier anhalten können um dem Inhaber begreiflich zu machen, dass er uns die Garage öffnen soll. Das entpuppt sich als vollkommen unbegründet, der steht praktischerweise nämlich grad vor der Tür und lässt uns direkt in einem Rutsch rein. Durch eine Durchfahrt, die auch als Lager genutzt wird, landen wir dann im gesicherten Hinterhof eines - mal wieder - sehr interessanten Hotel Gebäudes.

    Eine Treppe, die bei uns bestenfalls als Feuertreppe durchgehen würde, führt außen am Gebäude nach oben und gibt den Zugang zu ein paar ungenutzten Etagen frei, die einfach offen sind. Rohbau quasi ohne Türen und man steht halt in einer fensterlosen, offenen Ebene. Dann, ein paar Etagen höher, gibt es ein paar Stockwerke mit Tür, wir müssen ganz nach oben. Glücklicherweise ohne Gepäck, denn der Mann hat darauf bestanden beide Koffer von uns alleine und vor allem gleichzeitig nach oben zu wuchten :eek: Wir können das gar nicht mit ansehen auf der schmalen und engen Treppe, aber er will nichts davon wissen das wir helfen. Oben angekommen kommt auch die Frau dazu und begrüßt und herzlich. Das Zimmer ist winzig klein, aber gemütlich, sauber, mit eigenem Bad und super günstig.

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    Die Aussicht aus dem Fenster:

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    Ob wir noch Fragen hätten möchte sie gerne von uns wissen. Allerdings, die haben wir: Wo bekommt man jetzt noch etwas zu essen??? Sie überlegt etwas hin und her, ruft dann bei irgendeinem Restaurant an, wo aber scheinbar niemand mehr ist. Oder doch?! So ganz können wir das Telefonat nicht deuten, aber irgendeinen Erfolg wird es gehabt haben, denn wir werden gefragt ob wir Vegetarier sind und ob wir Rind essen - na klar! Danach sagt sie nur noch, sie kocht uns etwas und klopft an der Türe wenn es fertig ist. Schon ist sie weg. WHAT?!!? :eek: Wir sind uns beide nicht 100% sicher ob wir das jetzt richtig verstanden haben, das Englisch ist hier erwartungsgemäß wieder nicht besonders gut. Eigentlich aber deutlich besser als erwartet.

    Ich gehe schnell duschen und danach überlegen wir uns, einfach mal runter zu gehen und zu schauen was da so los ist. Wir wären gleich sowieso geholt worden und werden in einen Raum gesetzt mit einem Tisch und vier Stühlen, ganz offensichtlich ist der nicht für Gäste bestimmt, denn hier liegt aufgestapelt einiges an Spielzeug und anderen Haushaltsgegendständen der Familie.


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    Wir bekommen eine 1 Liter Flasche Cola und ein hervorragendes Essen, das uns jetzt wirklich höchstpersönlich und frisch gekocht wurde. Authentischer geht es wohl kaum und das ist nun auch der Moment, in dem ich zum ersten Mal im Leben Avocado esse. Bisher war ich der Meinung ich mag die nicht, aber hier bringe ich es einfach nicht über's Herz auch nur einen Krümel liegen zu lassen. Zum Glück, denn ansonsten hätte ich wirklich etwas verpasst! Problem ist am Ende dann nur noch die Banane, nicht wegen des Geschmacks, sondern einfach weil die unglaublich stopft.

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    Pappsatt, kugelrund und glücklich rollen wir aus dem Raum und wollen direkt bezahlen, weil wir morgen schon um 5:30 los wollen und da möchten wir keine Umstände machen. Für das Zimmer zahlen wir insgesamt 20€ und für das Essen inklusive der Cola nochmal 2€ pro Person... Das sind Preise, bei denen man sich schon fast schämt. Dementsprechend hoch fällt hier auch unser Trinkgeld aus und außerdem halten wir bestimmt noch eine halbe Stunde angenehmen Smalltalk mit der Besitzerin des Hotels, die uns noch einige Tipps für morgen auf den Weg gibt. Wir können morgen früh sogar noch Wasser und Snacks bei ihr kaufen, denn es kommt absolut nicht in Frage, dass wir einfach abreisen ohne das sie uns verabschieden... Na gut!

    Jetzt geht es schnell in's Bettchen, morgen wird ein langer und aufregender Tag. Vermutlich sogar der, auf den ich mich am meisten gefreut habe, aber auch der, vor dem ich am meisten Respekt hatte. Erst recht nach den Höhenproblemen in der ersten Woche. Was bin ich aufgeregt!

  • Südamerikaner können es gar nicht leiden, wenn Gäste hungern. In Chile/Argentinien sind wir auch oft erst kurz vor oder kurz nach Einbruch der Dunkelheit in unserem B&B angekommen, und immer wurde irgendetwas in der Küche noch gebrutzelt, und manchmal ergab es sich, dass wir noch eine ganze Zeit sitzen geblieben sind, leckeren Wein getrunken haben und uns unterhalten haben.

    Auf den Stau hättet ihr sicherlich verzichten können, das ist immer so eine Zeitverschwendung.

  • Boah, ein Stau, bei dem man zwei Stunden auf der Stelle steht und nicht weiß warum, sowas macht mich wahnsinnig. Da habe ich so überhaupt keine Geduld oder Nerven dafür.


    Wie schön, dass Euch dann als Trost eine solch unglaubliche Gastfreundschaft zuteil geworden ist :clap1::clap1::clap1:

  • Tolle Landschaften an den letzten Tagen.

    Stau muss man durch, gibt es ja bei uns auch zur Genüge.

    Die Gastgeber im Hotel waren ja super. Das nennt man Gastfreundschaft. Das Essen sieht super aus.

    Ich bin auch der Meinung, dass Alpakas ein etwas wuschigeres Gesicht haben Lamas, die dafür am Kopf etwas kahler aussehen. :)

  • Das nennt man mal Gastfreundschaft. Die Gegend, durch die ihr gefahren seit, gefällt mir.


    Das mit dem Essen kennen wir aus China. Da hat der Inhaber der Herberge für uns als einzige Gäste gekocht und es war super lecker. Den nächsten Tag ist er mit uns noch in das nächste Dorf gelaufen um uns noch einiges zu zeigen.


    Ja, oder? Das ist in Peru so krass, so durchgehend habe ich das bisher noch nirgendwo erlebt. Das sind einfach großartige Menschen.


    Bei China bin ich total zwiegespalten. Es gibt geniale Landschaften und andere Dinge, die mich interessieren, aber so ne Reise ist ja auch nicht ohne.


    Südamerikaner können es gar nicht leiden, wenn Gäste hungern. In Chile/Argentinien sind wir auch oft erst kurz vor oder kurz nach Einbruch der Dunkelheit in unserem B&B angekommen, und immer wurde irgendetwas in der Küche noch gebrutzelt, und manchmal ergab es sich, dass wir noch eine ganze Zeit sitzen geblieben sind, leckeren Wein getrunken haben und uns unterhalten haben.

    Auf den Stau hättet ihr sicherlich verzichten können, das ist immer so eine Zeitverschwendung.


    Offenbar :D Das ist echt ein tolles Volk.


    Lange und mühsame Fahrt, aber unheimlich tolle Gastfreundlichkeit!


    Genau :) Das war ein netter Trost.


    Boah, ein Stau, bei dem man zwei Stunden auf der Stelle steht und nicht weiß warum, sowas macht mich wahnsinnig. Da habe ich so überhaupt keine Geduld oder Nerven dafür.


    Wie schön, dass Euch dann als Trost eine solch unglaubliche Gastfreundschaft zuteil geworden ist :clap1::clap1::clap1:


    Ich auch nicht, aber man kann es sich leider nicht immer aussuchen... Vier Stunden Umweg bei vollkommener Dunkelheit sind in so einem Land jetzt auch nicht wirklich eine Alternative, die man ernsthaft in Betracht ziehen sollte :D


    Das war ja super nett, für euch noch so toll und umfangreich zu kochen :clap1:


    Ok, den Stau hätte es jetzt nicht gebraucht, aber was will man machen


    Wir haben auch nie erwartet das es dann so ein vollwertiges Menü wird. Das war wirklich großartig.


    Eure Essendramatik zieht sich irgendwie durch alle Urlaube ;-))


    Das liegt eher an der Art des Urlaubs, wenn man nicht schon um 15 Uhr am Pool liegt hat man Abends halt manchmal Probleme noch etwas zu essen zu finden :D Das wir wieder SO spät ankommen war ja nicht geplant, aber wer kalkuliert schon mit 2h Stillstand.


    Tolle Landschaften an den letzten Tagen.

    Stau muss man durch, gibt es ja bei uns auch zur Genüge.

    Die Gastgeber im Hotel waren ja super. Das nennt man Gastfreundschaft. Das Essen sieht super aus.

    Ich bin auch der Meinung, dass Alpakas ein etwas wuschigeres Gesicht haben Lamas, die dafür am Kopf etwas kahler aussehen. :)


    Auf jeden Fall, hat uns richtig gut gefallen :)

  • Tag 14 (27.08.2021) - Schon die Anfahrt ist ein Highlight: Die Fahrt zum Trailhead Teil 1




    Der Wecker klingelt für diesen Urlaub heute ganz besonders früh, nämlich schon um 04:45 Uhr und eine Viertel Stunde später sind wir auf den Beinen und total gespannt, wie der heutige Tag wohl wird. Gestern hatten wir bereits alles herausgelegt und die Rucksäcke weitestgehend vorbereitet, so das wir eine halbe Stunde später schon mit den Koffern auf dem Weg nach unten sind. Sehr abenteuerlich, dieses improvisierte Treppenhaus im Freien, wenn es dunkel ist und man Gepäck schleppen muss. Tobi geht vor, weit kommt aber allerdings nicht, sondern wird bereits nach einer erfolgreich absolvierten Etage abgefangen. Da steht man mitten in der Nacht auf und will sich leise davon machen, ohne jemanden zu wecken, und trotzdem steht schon wieder jemand im Weg, der den Koffer runtertragen will ?( Natürlich ist dieser Service grandios und außergewöhnlich, aber das schlechte Gewissen überwiegt teilweise fast.

    Sobald die Koffer im Auto sind fragen wir ihn nach den Snacks, die wir laut seiner Frau hier kaufen könnten - wenn er nun schon mal wach ist... :rolleyes: Leider spricht er so gut wie kein Englisch und versteht leider nicht, was wir meinen. Aber hey, gar kein Problem, keine zwei Sekunden später kommt die Frau im Bademantel aus dem Schlafzimmer gestapft und erklärt ihrem Mann, was wir wollen. Oh man :|

    Wir dachten ja, man würde uns jetzt einfach zwei Flaschen Wasser in die Hand drücken, aber nein. Er geht mit uns nach vorne den Haupteingang raus und wir stehen auf dem Plaza de Armas, der um die Uhrzeit natürlich genau so ausgestorben ist, wie gestern bei der Ankunft.


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    Überraschung: Die Familie hat nicht nur das Hostel, sondern auch einen kleinen Supermarkt unten drin, so wie fast jeder Peruaner offensichtlich. Nur für uns öffnet er das Gitter und lässt uns in den engen Laden, wo alle Aufsteller im Weg stehen, die normalerweise bei Öffnung draußen auf dem Platz stehen würden. Wir nehmen uns schnell Wasser und eine kalte Cola für unterwegs und machen dann schnell, dass wir wegkommen und die armen Leute wieder in's Bett kommen.


    Die Straßen von San Pedro sind noch genau so ausgestorben wie gestern und vermutlich fahren wir falsch herum durch einige Einbahnstraßen. In Ermangelung an Schildern und anderen Verkehrsteilnehmern sind wir uns da allerdings nicht ganz sicher. Andererseits... Wenn andere Verkehrsteilnehmer da wären, wären wir uns vermutlich genau so unsicher :biggrin::biggrin::biggrin: Ist aber auch egal, um die Zeit stören wir ja niemanden. Wir finden aus dem Dorf raus und langsam wird es auch schon hell.


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    Unterwegs werden wir Zeuge von einem tollen Sonnenaufgang, die Wolken und Bergspitzen fangen an zu glühen und lassen hoffen, dass heute ein wunderschöner Tag wird.

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    Bis Checacupe ist die Straße asphaltiert und unproblematisch, aber ab dem Dorf wird es ... nennen wir es unterhaltsam. Hier sollen wir die Hauptstraße verlassen und in die größte Straße des Ortes abbiegen um weiter zum Trailhead zu gelangen. Die besagte Straße, über die Google uns bringen möchte, ist aber ein riesiger Haufen Bauschutt und offensichtlich schon etwas länger nicht mehr befahrbar. Alternative Anfahrten gibt es nicht, wir MÜSSEN durch dieses Dorf, also fahren wir durch dieses Dorf - nur eben nicht auf der Hauptstraße, sondern mitten durch einspurige Seitengassen, wo wir nicht einmal Fotos gemacht haben, so nervös sind wir. Zwischendurch sitzen drei Frauen mitten auf der Straße und pulen Mais aus den Pflanzen, alle schauen als hätten sie noch nie ein Auto gesehen - jepp! So stelle ich mir die Anfahrt zu einer von Perus größten Attraktionen vor und die Anwohner finden das mit Sicherheit auch total klasse.

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    Am örtlichen Plaza de Armas vorbei schaffen wir es irgendwie aus dem Dorf heraus und scheinen dann auf der richtigen Gravel Road zu sein, zumindest Google hat sich wieder eingekriegt und möchte nicht mehr an jeder Kreuzung wenden.

    Der Zustand der Straße ist sehr gut, allerdings ist sie stellenweise sehr eng und es würde keinen Platz für Gegenverkehr geben, der glücklicherweise bisher nicht kommt.


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    Die Landschaft verändert sich und wird wunder, wunderschön. Leider kann ich das nicht ganz so genießen, denn auf der Beifahrerseite (also meiner Seite) geht es meistens ganz schön ekelhaft tief runter und die Straße ist nicht unbedingt breiter geworden. An drei Stellen kommen uns tatsächlich Touristenbusse entgegen, was haben die so früh schon da oben gemacht?! Mit Sicherheit sind das irgendwelche Tracking Gruppen, denn geführte Mehrtageswanderungen sind hier möglich. Jedes mal können wir die Busse weit vorher sehen und daher an einer entsprechend günstigen Stelle anhalten um den Gegenverkehr durchzulassen. Natürlich sind wir die einzige Partei, die das in irgendeiner Form juckt, die Busse fahren einfach in ihrer Geschwindigkeit weiter und verlassen sich darauf, dass wir entweder zur Seite fahren oder das schon irgendwie passt. Zwei, drei mal rutscht mir das Herz wieder etwas in die Hose, aber noch ist kein Vergleich zur Strecke zur Laguna Paron vom Anfang der Reise.

    Ursprünglich hatten wir überlegt auf dem Rückweg durch den Cañón de Ananiso zu fahren, aber das können wir uns sparen, denn die Landschaft hier sieht genau so aus. Klar, der Canyon zweigt ja auch hier ab, allerdings war uns mangels Street View nicht bewusst, dass wir auf der Fahrt sowieso durch kommen und so viele tolle Dinge zu sehen bekommen.

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  • Tag 14 (27.08.2021) - Schon die Anfahrt ist ein Highlight: Die Fahrt zum Trailhead Teil 2





    Zeit durchzuatmen! Der ekelhafte Abgrund neben mir verschwindet und es sind Felswände auf beiden Seite. Naja und eine Herde Alpakas, die ein wenig im Weg ist.

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    Wir kommen in ein riesiges, weites, flaches Tal mit einer endlosen geraden Straße. Malerisch liegt hier ein kleines, traditionelles Dorf an einem schönen Bach - Hier ist das Leben bestimmt noch in Ordnung. Wir können uns gar nicht sattsehen an der Szenerie, als erneut eine Alpaka Herde mitten über die Straße getrieben wird. Wir bleiben natürlich stehen und lassen die Tiere friedlich passieren, die haben schließlich Vorfahrt und außerdem haben wir uns jetzt so lange über die fehlenden Wappentiere Perus geärgert, das müssen wir jetzt genießen. Zu meiner großen Freude tragen einige von ihnen sogar die typischen, bunten Ohrpuscheln.

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    Ist das nicht der Wahnsinn?! Wir sind übrigens schon wieder auf einer Höhe von über 4000 Metern. Heute steht die höchste Wanderung der Reise an und ich hoffe so sehr, dass es mir keine Probleme bereiten wird.

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    Wir müssen an dieser Stelle nun die Gravel Road wechseln und auf eine Lehmpiste abbiegen, die bei Nässe mit Sicherheit nicht mehr befahrbar ist, zum Glück ist Trockenzeit und kein Regen angesagt. Hier steht dann auch das erste Schild mit herzlich Willkommen und wir wissen mit Sicherheit, dass wir richtig sind.

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    Die Straße ist noch schmaler und noch steiler als vorhin durch den Canyon, allerdings bleibt der generelle Zustand weiterhin gut. Jetzt darf nur wirklich kein Gegenverkehr mehr kommen, denn dann haben wir ein echtes Problem. Zum Glück müssen wir nicht weiter drüber nachdenken, denn es passiert nichts.

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    Hier hat man einen tollen Blick auf das Dorf, durch das wir soeben gefahren sind und die schnurgerade Straße.

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    Plötzlich endet unsere Fahrt abrupt an zwei neonorangenen Pollern, die mal so gar nicht in die Gegend passen. Was soll das hier werden, eine Baustelle?! Nee, scheinbar eine gekonnte Straßenblockade, denn kaum stehen wir, kommt eine alte Frau mit ihrem Sohn auf uns zu und klopft an Tobis Fenster.

    KEINE AHNUNG was diese Frau von uns möchte. Doch... Vermutlich Geld, aber wir wissen weder wofür, noch wie viel und wir sind uns auch nicht sicher, wie offiziell das Ganze ist. Letzteres ist uns aber fast schon egal, wir haben gar kein Problem damit zu zahlen, selbst wenn es Wegelagerei ist, wie viel kann es hier in Peru schon kosten?! Das Problem ist ein anderes: Wir können kein Spanisch, sie weder Deutsch noch Englisch... Kein einziges Wort. Kein Problem sollte man meinen, wir sind bisher immer mit Händen und Füßen weiter gekommen, also versucht Tobi ihr mit Handzeichen begreiflich zu machen, dass sie uns mit ihren Fingern zeigen soll, wie viel sie denn nun möchte. Unverständnis. Sie brabbelt einfach weiter, obwohl wir offensichtlich kein Wort verstehen und dann stellen wir immerhin fest, dass sie nicht einmal Spanisch spricht, sondern vermutlich irgendeine traditionelle Stammessprache. Ja klar, voll gerne... Da würde ich auch erwarten, dass irgendwelche random Touristen im Mietwagen verstehen was ich möchte.

    Sie hört und hört nicht auf zu reden und ihre Art wirkt immer unfreundlicher. Wir entscheiden uns dafür Feuer mit Feuer zu bekämpfen und fangen konsequent an, sie auf deutsch vollzulabern und zwar ohne Punkt und Komma. Versteht mich nicht falsch, ich bin durchaus immer dafür mich im Ausland zu benehmen und die Menschen respektvoll zu behandeln, aber genau das gleiche erwarte ich auf von meinem Gegenüber. Endlich schweigt sie. Wir schweigen auch. Wir zeigen selbst nun verschiedene Beträge mit unseren Fingern und werden weiterhin dumm angeglotzt. Tobi ist schon kurz davor Vollgas zu geben und diese blöden Poller einfach umzunieten, ganz ehrlich, ich hätte keine Einwände gehabt. Als letztes versuchen wir noch Try and Error und holen irgendwelche Geldstücke heraus und probieren unser Glück - Aaaaah, 5 Soles pro Person sind es also die bewirken, dass die Dame freundlicherweise die Barriere aus dem Weg räumt. ZEHN hätte man jetzt also nicht zeigen können? Alles klar.

    Wir bekommen sogar ein Papierticket, wo 5 Soles drauf gedruckt sind... Jetzt verstehe ich gar nichts mehr, hätte man uns das nicht einfach zeigen können?! Wir haben jetzt hier grad ca. 10 Minuten unseres Lebens damit verschwendet von irgendeiner hysterischen Frau in irgendeiner Inca Sprache zugetextet zu werden :rolleyes:

    Langsam sieht man etwas von der Höhe, die Gipfel sind schneebedeckt


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    Es dauert nicht mehr lange und Google Maps verkündet um kurz vor 8 die baldige Ankunft am Parkplatz. Es handelt sich um einen riesigen Platz voller Bretterbuden, in denen normalerweise vermutlich Verkaufsstände aufgebaut werden. Ob der Leerstand an der frühen Uhrzeit, an Corona oder an sonst etwas liegt, können wir grad noch nicht sagen. Jedenfalls ist es hier komplett verlassen und ein wenig unheimlich. Sollten sich wirklich keine anderen Touristen auf den Weg zu einem der größten Naturwunder Perus machen?!

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    Das Willkommensschild zeigt in eine andere Richtung als der markierte Trail bei Alltrails und jetzt wissen wir auch nicht so richtig. Es sieht aber mehr nach einer Straße aus, sie ist aber mit einer Schranke versperrt. Ich gehe mal davon aus, dass man zu anderen Zeiten näher dran fahren kann und das für Fußgänger eher mein gespeicherter Trail richtig ist.

    Die Entscheidung welche Jacke es sein soll bzw. wie viele Jacken ist ein wenig schwierig. Ich entscheide mich am Ende für Fleece- + Regenjacke und hoffe, dass es nicht zu kalt sein wird, denn wir sind extrem weit oben. Naja, mit Bewegung wird es schon gehen und der Tag ist ja noch jung und es wird sicher noch ein bisschen wärmer. Während ich meine Trinkblase mit dem so eben gekauften Wasser auffülle, kommt ein 2. Auto angefahren - es ist exakt das gleiche wie unseres, nur in blau.

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    Es sind Franzosen und ich frage den Mann, ob sie dem Schild folgen werden oder der Alltrails App. Sein Track ist der gleiche wie meiner und auch sie werden es versuchen. Nun gut, dann machen wir uns schon mal gespannt auf den Weg in's große Abenteuer.

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