„Ice possible – Drive with Care“ - Eine winterliche Woche in Michigan

  • kann beides waermstens empfehlen, wobei ich Yellowstone noch besser finde wegen der Landschaft und mehr Schnee und mehr Schneestuerme

    Ich mache es zum dritten Mal im Februar


    Ich muss sagen so viel Schnee wie hier bräuchte ich im Yellowstone gar nicht. Ein bisschen weiß bedeckter Boden gibt sicher einen tollen Kontrast zu den bunten Pools. Das hat man ja meist schon im späten September/Oktober - für mich unvorstellbar, weil wir im August 2x ca. 30°C hatten.


    Allerdings kann ich mir so eine Snowmobiltour auch gut vorstellen.

  • Guten Morgen Jetlag,

    ich dachte die gestrige Fahrt bringt meinen Körper endlich mal dazu durchzuschlafen aber nichts ist, um 5:00 morgens sitze ich wach im Bett. Die Zeit bis zum Sonnenaufgang verbringe ich mit der Analyse des Wetterberichts – noch mal soll sich gestern Abend nach Möglichkeit nicht wiederholen – und dem Senden von Nachrichten in die Heimat.

    Gegen 7:00 ziehe ich mir dann die Wintersachen an und gehe raus zum Auto.


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    Hier darf ich dann auch zum ersten Mal den Besen schwingen, total zugeschneit präsentiert sich der GMC vor meinem Zimmer und während des Freikratzens bemerke ich auch recht schnell, dass es heute doch ein wenig kälter ist als gestern. Das Thermometer im Auto gibt mir dazu auch einen numerischen Wert aus.


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    Brrrrrrr.

    Ich feuere also die Sitzheizung bis zum Anschlag rauf und fahre in Richtung städtischem Hafen, von hier will ich mir den Sonnenaufgang anschauen. Der Räumdienst hat die Nacht über ganze Arbeit geleistet, die Straßen sind alle frei und demzufolge auch wieder bevölkert.


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    Ich schalte das Satellitenradio auf 90son9 und mein Wagen macht seinem Namen ganze Ehre als er plötzlich einen Pontiac Fiero mit hängender Kassette simuliert und DEN Roadtrip-Song schlechthin abspielt :smile:.


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    Um zwanzig nach sieben erreiche ich schließlich die Duncan L. Clinch Marina in Traverse City. Hier hatte ich zu anderen Jahreszeiten traumhafte Sonnenaufgangsbilder über dem Wasser gesehen, doch nach einer stürmischen Nacht war es leider aussichtslos. Der Himmel ließ sich zu keiner wirklichen Farbe überreden und es blieb bei leicht bläulich angehauchtem grau. Immerhin musste ich fürs Parken nicht zahlen, zur bis zur Parkuhr wäre ich durch den Schnee aber auch nicht mal gekommen :smile2:.


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    Da immer noch -11°C auf dem Terrainthermometer stehen – das Radio spielt hierzu passend „Ice Ice Baby“ – und ich mir hier draußen die Finger abfriere steige ich schon gegen halb acht wieder ins Auto und fahre die paar Minuten zum Hotel zurück.


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    Wieder angekommen muss ich natürlich noch ein Foto machen, in meiner Instagram Story titulierte ich es mit „Name a more american Pic, I’ll wait“.


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    Doch auch ansonsten finde ich so klassische Motelkomplexe immer außerordentlich fotogen.


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    Zurück im Zimmer trödelte ich noch ein wenig vor mich hin, packte den Koffer, verleibte mir die zweite Hälfte der Pizza kalt als Frühstück ein, stand bestimmt 20 Minuten unter der kochend heißen Dusche um aufzutauen und konsultierte danach noch einmal ausgiebig den Weather Channel, der zwar weiteren Schnee vorhersagte, aber keinen weiteren Blizzard (zum Glück, heute fahre ich noch mal ne ganz schöne Ecke).


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    Kurz vor halb zehn checkte ich schließlich aus und fuhr los. Am Ortsausgang von Traverse City bemerkte ich, dass der Tank des GMC schon wieder halbleer war und demzufolge durfte sich Marshall noch einmal ordentlich die Wampe vollhauen. Ich schlaues Kerlchen hatte natürlich mal wieder keine Jacke angezogen und lasst mich eins sagen. Bis so ein Tank vollgelaufen ist vergeht ganz schön viel Zeit :smile:.


    Im weiteren Verlauf führt die Straße immer schön am See lang, leider sehe ich davon nicht viel, die Farbgleichheit links meines Wagens war erstaunlich, aber im Sommer sieht es sicher toll aus.


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    Den ersten Teil der Strecke lege ich über kleine und erstaunlich bergige Landstraßen zurück, hier sieht dann doch alles sehr gleich aus. Unten weiß, oben weiß, in der Mitte grün oder wahlweise kahl.

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    Das einzig erwähnenswerte ist der zur Geschwindigkeit passende Schnapszahlmeilenstand des Wagens


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    und eine kleine Kirche, die ich in einem ebenso kleinen Dorf fotografierte als ich an einer roten Ampel stand.

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    Diese war hingegen etwas abenteuerlich, da sich direkt davor Eis gebildet hatte und meine normale Bremsung plötzlich in einem krampfhaften Versuch des Autos endete mittels ABS doch noch zum Stehen zu kommen. Diesen krampfhaften Versuch unterstütze ich mit ebenso krampfhaftem Bremspedaldruck und parallel dazu sehr verkrampftem Gesichtsausdruck, aber ich kam dann doch noch auf der Haltelinie zum Stehen. Allen die schon mit Baldriantee vor dem Bildschirm sitzen, das war schon die vorletzte „außergewöhnliche Fahrsituation“ des Tages :smile:.

  • Schon bald schaffte ich es dann doch zur Interstateauffahrt, die war geschoben und gestreut und daher konnte ich in der Tat wieder Speed Limit fahren.

    Theoretisch.

    Praktisch fing mein Auto bei Geschwindigkeiten von über 50mph an zu vibrieren, bei über 60mph zu stuckern und bei 65mph dann fast zu springen. Was zur Hölle ist denn jetzt los?! Ich fragte mich ob Stoßdämpfer einfrieren können (Nein, können Sie nicht, zumindest nicht bei gerade 4000 Meilen), ob die Straße schlecht war (Nein, war sie nicht) oder ob ich nicht mehr Autofahren kann (Nein, auch daran lag es nicht) und fuhr dann mit exakt 49mph zur nächsten Ausfahrt.

    Vor einem Hotel gab es zum Glück eine große Freifläche auf der ich das Auto begutachten konnte und auch der Übeltäter war schnell gefunden, genauer gesagt die vier Übeltäter. Mein GMC hat aerodynamisch wahnsinnig vorteilhafte Alufelgen im Turbinendesign. Das Problem ist nun, dass diese Turbinen gestern im Blizzard den Schnee schön in die Felge geschaufelt haben. Dieser ist nun durch die Hitzeentwicklung beim Bremsen etwas angetaut und bei den zweistelligen Minusgraden an der Felge festgefroren. Dieser Schnee hatte daher nun dieselbe Wirkung wie Wuchtgewichte in den Felgen, da hier aber nichts professionell ausgewuchtet wurde sondern unprofessionell festfror bewirkten meine „Wuchtgewichte“ genau das Gegenteil von dem was normale Klebegewichte bewirken sollen, das Auto „hüpft“.

    So, nachdem ich mir im Physik-Abi am liebsten rückwirkend zwei Leistungspunkte mehr gegeben hätte folgt der unangenehme Teil der Diagnose. Der Schnee muss auch irgendwie wieder raus aus der Felge. Mein Werkzeug der Wahl wurde dann schließlich der Eiskratzer mit dem ich jede Speiche einzeln freikratzte und den Schneehaufen irgendwie versuchte an der Bremse vorbeizudrücken.


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    Das dauerte seine Zeit, weshalb meine Hände ihre Farbe von Alpinawandweiß aufgrund der Kälte schnell Curryketchuprot verfärbten. Anschließend trat ich noch ein wenig den Schnee aus den Radhäusern, auch die hatten es bitter nötig und dann hieß es erst einmal Hände aufwärmen.


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    Ich wollte schon weiterfahren als mir plötzlich die riesigen Eiszapfen an der Hotelrückseite auffielen. Die sahen gigantisch aus, dennoch hoffte ich, dass der Triangelverband Mid-West and Great Lakes hier keine Schulung hat :smile:.


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    Doch noch irgendetwas war komisch. Die Farbe am Himmel, die hatte ich hier doch noch nie gesehen. Sie war wie grau, nur viel leuchtender und irgendwie so…blau.


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    Ein Blick nach rechts verriet mir, dass dieser blaue Himmel in meiner Richtung immer mehr wurde. Ich ließ also keine Zeit verstreichen, sattelte den Terrain und bei perfektem Winterwetter ging es schnellen Schrittes in Richtung der letzten Stadt vor der UP. Mackinaw City!

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    Bei dem schönen Wetter fahre ich direkt zum – ihr ahnt es sicher schon – örtlichen Leuchtturm :smile: .


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    Hier merkt man den Winter richtig, neben der Straße stapelt sich der Schnee bergeweise höher als mein Wagen.


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    Einen einzelnen freigeschobenen Parkplatz finde ich aber trotzdem und laufe los.

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    Das Wetter meint es heute gut mit mir und setzt den Leuchtturm richtig schön in Szene. Insbesondere der weiße Holzzaun erinnert mich sofort an die Südstaaten, die Temperaturen hingegen sind immer noch weit davon entfernt.

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    Ich laufe weiter in Richtung See, schließlich habe ich nicht nur für den Leuchtturm angehalten. Über verharschten Schnee laufe ich immer weiter in Richtung Ufer, wie hoch der liegt kann man sich erst vorstellen, wenn man die hüfthohen Hinweistafeln oben aus der weißen Pracht ragen sieht.


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  • Die Sonne knallt mittlerweile vom Himmel, bringt bei den Temperaturen nur nichts, denn obwohl es sehr freundlich aussieht ist es immer noch tierisch kalt und der Wind pfeift durch jede Ritze die zwischen Jacke und Pullover zu finden ist, außerdem sind meine Finger rotgefroren doch endlich steht sie vor mir, die „Mighty Mac“.


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    Diese verbindet die obere Halbinsel, also die Upper Peninsula – kurz UP – mit dem Festland Michigans. Das prachtvolle Bauwerk überspannt den derzeit fast vollständig zugefrorenen See über acht Kilometer und prangt auch auf einigen Kennzeichen hier.


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    Nach zwei Fotos ist mit meinem derzeitigen Outfit aber Schluss, morgen muss ich hier eindeutig andere Kaliber auffahren. Ich jogge zum Auto – meine Finger sind zu steifgefroren um den Remote Start Button zu drücken – und stelle die Sitzheizung erst einmal auf die höchste Stufe um mich dann auf meine Hände zu setzen und diese aufzutauen.


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    Nach ein paar Minuten kann ich das Lenkrad schon wieder umgreifen und fahre in Richtung Innenstadt. Anfangs kann ich die noch gar nicht ausmachen sondern fahre auf einen riesigen Hot Dog zu, der zur örtlichen Wienerlicious Filiale gehört. Ich bekomme sofort Appetit, doch leider ist „closed for the season“, das wird nicht zum letzten Mal der Fall sein.


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    Mackinaw City ist eine wirklich sehr hübsche amerikanische Kleinstadt wie ich schnell herausfinde. Die Geschäfte an der Central Avenue sind super gepflegt und hübsch bunt. Wäre es etwas wärmer, dann wäre ich die Straße sicher auch einmal abgelaufen anstatt nur ab und an auf den völlig leeren Parkplätzen anzuhalten und kurze Spaziergänge zu machen. Was ich sehe gefällt mir aber, die Stadt würde ich sehr gern noch einmal zu einer anderen Jahreszeit bereisen.


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    Im örtlichen Post Office kaufe ich ein paar Briefmarken, ich habe zwar noch keine Postkarten, aber hier habe ich Zeit und immer wenn man ein Postamt sucht findet man keins, daher sorge ich lieber vor.

    Auf dem Weg zurück zur I-75 komme ich dann noch am Fährterminal zur Mackinac Island vorbei.


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    Im Sommer stehen die Touristen hier Schlange, heute kann ich mein Auto fotogen davor drapieren, vielleicht sollte ich das mal an GMC schicken.


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    Anschließend ist es dann so weit. Ich überquere die Mackinac Bridge. UP, ich komme!

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  • Blauer Himmel und der weiße Schnee, sieht super aus. :):)


    Wir waren ja im Winter in Banff (Kanada) und Breckenridge (USA) und wenn der frische Schnee gefallen war, sahen die Städtchen einfach nur schön aus.

    Da machen dann auch die absoluten Minusgrade nichts mehr aus, denn die sind absolut aus haltbar, da nicht so feucht.

  • Ich wünschte, ich hätte jetzt die Zeit den Bericht zu Posten und die Kommentare zu machen, keine Angst, die Fortsetzung kommt auch zeitnah, allerdings wurde mir nach unserem kurzen Münchentrip noch ein nettes Geschenk samt Unfallflucht gemacht, wegen dem ich jetzt erst einmal ein bisschen Lauferei und Ärger habe.


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    Aber stay tuned für die Fortsetzung, so wie ich tuned staye den :wut2: ****** :wut2: noch zu finden.

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