Mexiko 2021: Von der Karibikküste über Yucatan bis Chiapas - Weiße Traumstrände, wilder Regenwald und uralte Ruinen

  • Weiterhin ein ganz toller Bericht, Lunchen. In Chiapas haben wir typische Behausungen gesehen, und die waren allesamt ohne Fußboden (nur der nackte Lehm), Kühlschrank oder sanitäre Anlagen innerhalb dieser Hütten. Die Frauen saßen vor den Häusern und bereiteten die Tortillas zu. Es war ganz, ganz schrecklich zu sehen, unter welchen Bedingungen die Menschen dort noch hausen müssen. Fotos habe ich keine, ich hätte mich beim fotografieren von soviel Elend viel zu schlecht gefühlt!


    Wir haben auch viele der Behausungen gesehen, aber drin waren wir nirgendwo. Da hätte ich dann wohl auch nicht fotografieren wollen =/ Schön, das dir der Bericht gefällt!


    Eine Achterbahn.............und Sarah ist glücklich :thumbup:


    Ich glaube ihr lest den Text alle nicht... :P


    Sehr interessant, wusste ich bis jetzt alles nicht.


    Außer Deiner Achterbahnsucht :lach3:


    Jetzt bin ich gespannt, was so wichtiges zu sehen sein wird, um einen Führer und 3 Stunden Anreise nötig zu machen


    Haha ja :P Freut mich, dass du auch noch was Neues lernen konntest

  • Tag 8 (27.02.2021) - Zona Arqueológica de Bonampak - Die erste Corona Enttäuschung der Reise





    Irgendwie hatte ich mich scheinbar in der Reihenfolge vertan. Wir besuchen heute zwei Ruinen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und ich war davon ausgegangen, dass wir zuerst bei der anderen Halt machen. So rum ist es aber besser, dann kommt das vermeintliche Highlight zum Schluss. Den Eintritt für Bonampak hat Joyce soeben an dem Haus entrichtet und wir halten nun an einem einsamen Restaurant mitten in der Pampa, wo wir uns kurz umschauen und die Toilette benutzen dürfen, während unser Guide kurz verschwindet, um irgendwas zu regeln.

    Als er wiederkommt fahren wir nicht mit unserem Auto weiter, sondern werden in einen geländegängigeren, scheinbar uralten Kleinbus verfrachtet. Die letzten paar Kilometer bis zur Ausgrabungsstätte gehen über eine Gravelroad durch den Wald, Anschnallgurte gibt es keine, es holpert und poltert und der Benzingeruch, der durch die offenen Fenster ins Innere zieht, benebelt etwas die Sinne.


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    Angekommen am Ziel finden wir ein paar (noch) geschlossene Souvenirstände vor, aber keine anderen Gäste wie es scheint. Es gibt offensichtlich hier auch keinen Besucherparkplatz, also gehe ich davon aus, dass man sich immer shuttlen lassen muss, auch wenn man selbst anreist. Weiß ich aber nicht... Ich hatte auch überlegt den Tagesausflug selbst zu machen, habe mich aber aus verschiedenen Gründen dagegen entschieden. Warum werdet ihr noch erfahren, Fakt ist jedenfalls, dass diese Entscheidung absolut die richtige war.

    Von der "Drop Off Stelle" aus sieht man noch gar nichts, es steht jetzt erst mal ein kurzer Marsch durch den Dschungel an. Die Bewegung tut echt gut, nachdem wir heute schon über 3 Stunden im Auto saßen.


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    Das hier ist eine notdürftige Landebahn für Versorgungsflugzeuge und andere Dinge, die man hin und wieder eben so braucht an einer Ausgrabungsstätte. Immerhin befinden wir uns hier so ziemlich im Nirgendwo.

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    Bonampak ist nicht wie die anderen Ruinen die wir besucht haben und noch besuchen werden. Die gesamte Ausgrabungsstätte seht ihr auf diesem Bild. Mehr ist es nicht:

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    Bonampak war nie als eigenständige Stadt oder als Ort bestimmt, an dem Menschen leben. Vielmehr war es das kulturelle und rituelle Zentrum der umliegenden Maya Städte: Nicht mehr und nicht weniger, als ein Theater. Hier wurde gefeiert, geopfert und gekrönt unter der Herrschaft der benachbarten, mächtigen Mayastätte "Yaxchilán". Einmal im Jahr versammelten sich alle Menschen des Umkreises hier um ihren Ritualen nachzugehen und um sich Theateraufführungen anzusehen. Das Gebäude diente dabei unter anderem als Tribüne für die wichtigen Persönlichkeiten.

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    Bonampak selbst war nie besonders mächtig oder beeindruckend, die Ruinen machen auch nicht wirklich etwas her, zumindest verglichen mit den anderen. Was genau tun wir also hier?

    Ursprünglich hieß Bonampak nicht Bonampak, den Namen hat dieser Ort erst spät bekommen. Er bedeutet "Bemalte Wände" auf Mayathan und das ist genau das, wofür dieser Ort berühmt ist. Im Inneren eines kleinen Tempels warten gut erhaltene, farbige Wandmalereien der Maya auf uns - ein absolut einzigartiger Fund, den es in keiner der anderen Ruinen gibt.

    Der verborgene Schatz befindet sich hier drin:

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    12 Jahrhunderte lang lag Bonampak verlassen und vergessen im Dschungel, bis es 1946 von einem Amerikaner wiederentdeckt wurde, der nach Chiapas geschickt worden war um einen Naturfilm zu drehen. Angehörige eines Naturvolkes, mit dem er Freundschaft schloss, brachten ihn schließlich zu diesem Ort, der den Archäologen noch gänzlich unbekannt war. Bei seinem Rundgang durch die Ruinen konnte er nichts besonderes entdecken, bis er durch den schmalen Eingang des Tempels schritt und die Malereien im Schein seiner Taschenlampe zum ersten mal sah. Die Entdeckung war bahnbrechend, denn bislang ging die Forschung davon aus, dass die Maya ein eher friedliches Volk waren. Die detailreichen und drastischen Darstellungen von Folterritualen, Menschenopferungen und Kriegshandlungen warfen jedoch erstmals ein vollkommen anderes Licht auf die ehemalige Hochkultur.

    Übrigens, hier, krasse Nester und so:


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    Ja. So viel zur Theorie. Ich wusste vorher wofür Bonampak berühmt ist und warum wir hier sind, der Guide hat es uns jetzt nochmal erzählt, jetzt würden wir die bunten Wände gerne endlich mal selbst anschauen. Nö - Iss nicht. Wir haben schließlich Corona. Der Staat Chiapas höchstpersönlich hat beschlossen, dass man sich momentan nicht in solchen Innenräumen aufhalten darf, auch nicht mit Maske und auch nicht einzeln. Ebenfalls der Staat Chiapas höchstpersönlich hat die Türen zu besagtem Tempel verammelt und verriegelt.

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    Ja, ich wusste das es irgendwann zu dem Punkt kommt. Ich bin eher überrascht, dass wir es bisher mit wenig bis kaum Einschnitten und Einschränken zu tun hatten, aber - come on - muss es jetzt wirklich HIER damit anfangen?! Hier kommt man doch nie wieder im Leben hin und so eine Besonderheit hätten wir jetzt wirklich gerne gesehen.

    Joyce ist natürlich very sorry und versteht den Unmut der Truppe nur allzu gut. Leider kann er aber auch nichts machen, denn auf der Tribüne steht keine andere als die Chefin der Ausgrabungen von ganz Chiapas persönlich und lässt ihren strengen Blick über die Umgebung und die Touristen schweifen. Super, super ärgerlich, aber es soll nunmal nicht sein. Joyce hat große Ausdrucke der Malereien dabei und zeigt uns jetzt eben diese an der frischen Luft und erklärt noch einiges dazu, was jetzt aber den Rahmen sprengen würde. Dabei lernen wir jedoch wirklich noch interessante Dinge, zum Beispiel wie man aus den Bildern erkennen kann, wer adelig (bzw. von "noble blood") ist und wer nicht.

    Ich tu es ihm aber gleich und zeige euch wenigstens ein Bild, das nicht von mir stammt.

    Quelle: Adéntrate en la magia de Bonampak - Revista Vía México

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    Jaja, schön wär's gewesen.

    Die gute Nachricht: Immerhin dürfen wir die Akropolis nun erklimmen und uns alleine umschauen. Wir dürfen überall hin, eben nur nicht zur Hauptattraktion und uns viel Zeit lassen.


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    Wenn man genauer hinsieht findet man noch das ein oder andere Detail

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    Der Dschungelsound hier oben ist atemberaubend. Jetzt, wo wir Zeit und Ruhe haben, setzen wir uns auf die obersten Stufen der Ruine und machen eine Pause vom anstrengenden Aufstieg - es ist mal wieder extrem heiß und schwül. Erst jetzt fällt die tolle Geräuschkulisse so richtig auf, erstaunlich eigentlich, denn es ist ohrenbetäubend laut. Die verschiedensten Vögel kreischen um die Wette und noch viel spannender: Irgendwo tief aus dem Urwald dringt alle paar Sekunden das imposante Geschrei von Brüllaffen zu uns hinüber. Die würde ich ja gerne mal sehen! Während wir hier so sitzen macht sich allerdings auch etwas Sorge über den nächsten Ruinenbesuch heute breit... Auch hier muss man für eines der Highlights ein Gebäude betreten, warum sollte der Staat Chiapas es dort erlauben und hier nicht? Naja, wir werden es nachher sehen.

    Bei den Stufen gilt mal wieder safety last :biggrin: :biggrin: Wer braucht schon ungebrochene Beine.


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    Nachdem sich alle genug umgesehen haben gehen wir gemütlich zurück zu unserem Urzeit Bus, der uns nicht weniger rumpelig wieder zurück zu unserem komfortablen Gefährt mit Klimaanlage bringen wird.

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  • Der Puls steigt, die Hände werden zittrig, der Verstand setzt aus: ES IST EIN COUNT!!! Ein Count mitten im Dschungel. EIN COUNT! Ich werde nervös, schlinge das Frühstück in mich hinein, nur um eine Gelegenheit zu bekommen, mir das Ganze näher anzusehen. Ich MUSS das fahren. Aber vom Restaurant aus komme ich nicht hin, auf dem Weg zu den Toiletten habe ich es versucht. Mir bleibt keine Wahl, ich muss ausreißen und über die Straße laufen. Wird schon schnell gehen und man wird schon nicht ohne mich fahren.

    Ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count ist ein Count[…]

    Ich laufe hin… Ja, eindeutig eine Achterbahn. Es wäre die erste dieses Jahr und noch dazu eine völlig unerwartete. Nicht nur das, sie ist im Coaster-Count nicht einmal gelistet, genug Fotos müssen her für die Pflege der Datenbank… Wem gehört es? Wo kommt es her? Wie heißt es? Reisend oder fest? Eindeutig reisend. Viel wichtiger: Wer bedient es und vor allem, wer bedient es JETZT? Es ist weit und breit niemand zu sehen. Ich kann hier nicht weg ohne eine Runde gedreht zu haben, das würde mir den Rest des Urlaubs vermiesen, so viel steht fest. Ob ich wohl ohne Kind überhaupt fahren darf? Bestimmt, wenn die Bezahlung stimmt, so ein lukratives Geschäft lässt man sich HIER sicher nicht entgehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich einen Kirmesbetreiber mit 50€ besteche um eine viel zu kleine Kinderachterbahn fahren zu dürfen. Diese hier ist größer, damals das Teil ist fast zusammengebrochen unter meinem Gewicht. Wenn es ohne Kind nicht geht, wo bekomme ich das Kind her?! Erfahrung mit Kind ausleihen habe ich bereits…

    Hab ich dir schon mal erzählt, dass du einen an der Klatsche hast :D:*


    Aber ja, ich hätte es dir wie viele andere auch sofort abgekauft ;-)).

  • Schade dass das highlight geschlossen war. :( Ansonsten ist die Anlage doch interessant!


    Ja, allerdings :( Ansonsten waren die anderen Ruinen alle spannender.


    Hab ich dir schon mal erzählt, dass du einen an der Klatsche hast :D:*


    Aber ja, ich hätte es dir wie viele andere auch sofort abgekauft ;-)).


    Erzähl mir mehr :D


    So schade, dass dort geschlossen war, aber das Bild davon ist auch beeindruckend


    Jaaaa, richtig mies!

  • Tag 8 (27.02.2021) - Zwischen Guatemala und Mexiko: Durch die Fluten des Río Usumacinta in eine vergessene Welt




    40 Minuten Fahrt liegen jetzt wieder vor uns, bis wir in die kleine Stadt Frontera Corozal kommen. Hier gibt es fast nur Gravel Roads, ein paar kleine Restaurants und so gut wie keine Hotels. Es handelt sich um die letzte Stadt Mexikos, eine Grenzstadt direkt am mächtigen Río Usumacinta, der wasserreichste Fluss Mittelamerikas. Er bildet die natürliche Grenze zwischen den Ländern Mexiko und Guatemala und war während (und bereits vor) der Blütezeit der Maya bereits die wichtigste Verkehrsader für Gütertransport.

    Wir halten an dem Restaurant, in dem wir später essen werden, weil wir uns schon jetzt etwas aussuchen sollen. Ich entscheide mich für Beef, was sich noch als Fehler herausstellen wird, aber erstens sieht alles andere nicht besser aus und zweitens spielt das jetzt noch keine Rolle. Bevor wir allerdings das Vergnügen haben, überhaupt nach Frontera Corozal herein gelassen zu werden, müssen wir alle aussteigen und uns unter Aufsicht brav alle nacheinander die Hände waschen :smile: In dem Restaurant für später gehen wir alle nochmal auf Toilette und erfreuen uns an dem zahmen Papagei.


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    Herzlich willkommen in Frontera Corozal, dem Arsch der Welt von Mexiko

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    Am Ende der Weltstadt fahren wir direkt auf den Fluss zu und parken auf einem riesigen, leeren Parkplatz, von dem aus eine Treppe hinunter zum Wasser und zur Bootsanlegestelle führt.

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    Nach dem Besuch von Bonampak ist nun die Ruine an der Reihe, auf die ich mich insgesamt am meisten gefreut habe: Yaxchilán. Das Besondere an dieser Ruine ist zwar auch die besondere Lage im Dschungel und am Wasser, viel mehr aber die komplizierte Anreise. Reisebusse kann es hier genau so wenig geben, wie Stau vor dem Eingang. Parkplatz Gebühren fallen ebenfalls weg. Es führt keine einzige Straße nach Yaxchilán, die einzige Möglichkeit die Ruine zu erreichen ist per Boot ca. 20 km über den Río Usumacinta. Auf dem Hinweg schippern wir mit der Strömung und brauchen ca. 40 Minuten, zurück werden wir über eine Stunde unterwegs sein. Schwimmwesten gibt es an Board, das Tragen ist allerdings wieder nur bei den Masken obligatorisch.

    Links Mexiko, Rechts Guatemala! In normalen Zeiten halten die Guides manchmal am Ufer von Guatemala, lassen die Touristen aussteigen und ohne Einreise ein Foto vor dem "Welcome to Guatemala" Schild machen, das fällt momentan leider aus.

    Das kühle Wasser und der angenehme Fahrtwind tun bei den heißen Temperaturen richtig gut.


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    Yaxchilán befindet sich mitten in einer perfekt geformten Flussschleife, so das man die Ruine bei Google Maps immer sofort wieder findet, auch ohne danach zu suchen. Das Bild ist vom Rückweg, daher ist die Fahrtrichtung falsch :D

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    Für die 40 minütige Fahrt und die anschließende Erkundung hat sich uns eine zweite Gruppe angeschlossen, mit der wir uns Joyce nun teilen. Natürlich sitzen wir nicht schweigend nebeneinander, nach einer lustigen Vorstellungsrunde (Wir haben nun Franzosen und einen Texaner dabei) erfahren wir wieder einiges über die Geschichte des Ortes.

    Die Maya in diesem Teil des Landes waren eher arm. Schon immer war der Fluss jedoch eine wichtige Verkehrsader für den Güterhandel zwischen verschiedenen Welten. Eines Tages begannen die ansässigen Maya, diese Transporte zu überfallen - Sie wurden zu Piraten. Irgendwann war das Volk der Stadt Yaxchilán so mächtig, dass es hohe Zölle für das Passieren des Flusses verlangen konnte, wodurch der Ort unheimlich reich wurde. Das Ganze hatte nur einen Haken: Es war von jeher und blieb für immer die einzige Einnahmequelle der Maya hier, die unlukrativ wurde, sobald sich die rivalisierenden Städte der Umgebung einmischten und ebenfalls Zölle verlangten. Es kam zum Krieg und dadurch langsam aber sicher zum Untergang des mächtigen Königreich Yaxchiláns. Damals haben doppelt so viele Maya in Chiapas gelebt, als es heute insgesamt Einwohner gibt. Was genau passiert ist weiß bis heute niemand.

    Die Landschaft ist abwechslungsreich, die 40 Minuten ziehen sich überhaupt nicht. Im Gegenteil, es ist eine wirklich angenehme und interessante Überfahrt, vorbei an tollen Kulissen.full


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    Dort ist sie, die Anlegestelle von Yaxchilán. Die ein oder andere Ruine konnte man beim Vorbeifahren schon im dunklen Urwald erahnen.

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    Herzlich Willkommen in einer Welt, die problemlos die Kulisse des nächsten Indiana Jones Films sein könnte!

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  • Na jetzt bin ich aber mal gespannt


    Kommt :D


    sehr interessant - und der Tempel von innen wäre echt beeindruckend gewesen.


    Ja, wäre es... Echt kacke


    Spannende Anreise


    Tolle Anreise! :daumen1:


    Mal was anderes :)


    Schon wieder interessante Infos über die damalige Zeit :daumen1: Again what learned :smile:

    Spannend auch, dass man bis heute nicht herausfinden konnte, was damals genau passiert ist


    Ich find das Thema halt sehr spannend :)


    Sieht nach einem schönen und interessanten Trip aus.


    Das war es!

  • Tag 8 (27.02.2021) - Zona Arqueológica de Yaxchilán - Die verwunschene Stadt abseits der ausgetretenen Pfade




    Versammelt um den großen Lageplan von Yaxchilán bin ich sogar ein kleines bisschen aufgeregt. Bei dieser Ruine gab es die meiste Vorfreude und ich wollte unbedingt hin, seit ich sie das erste mal bei der Recherche entdeckt hatte. Dann hatte ich sie zeitweise wieder aus der Tour gekickt, weil es einfach zu weit abseits ist, aber damit konnte ich dann auch nicht leben. Jetzt sind wir hier und lassen uns von Joyce mit Hilfe eines langen Asts zeigen, was wir hier zu sehen bekommen werden und wo man zur Zeit eher nicht hin darf.


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    Wir gehen alle nochmal brav auf die Toilette und in der Zeit, in der wir auf die restlichen Teilnehmer warten, raschelt es über mir in den Bäumen. Vielleicht mein erster Affe??! Brüllaffen sollen hier öfter gesehen werden. Leider nicht, es ist nur ein ziemlich riesiges Eichhörnchen, aber was nicht ist kann ja noch werden.

    Auch hier steht zunächst wieder eine kurze Wanderung durch den Dschungel an, bevor wir an den ersten Gebäuden ankommen. Nur ist der Wald hier irgendwie dichter, dunkler, wilder und unberührter. Die Stimmung ist eine ganz besondere, fast schon ein bisschen unheimlich. Von den gigantischen Bäumen hängen lange Lianen teilweise bis auf den Boden und es ist direkt klar: Hier ist es ganz anders, als in den anderen Ruinen. Irgendwie echter und überhaupt nicht touristisch. Es gibt auch nicht ein Souvenir, das man kaufen könnte.

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    Das erste Gebäude, das man in Yaxchilán erreicht, ist der Eingang zu den Katakomben. Davon hatte ich schon viel im Internet gelesen. Die Ruine ist untertunnelt von einem großen Höhlensystem, das für Gebete und Meditationen genutzt wurde, nicht selten auch unter Drogeneinfluss. Außerdem muss man hindurch um auf den Hauptplatz, das Herz der Stadt, zu gelangen. Und ja, es sieht genau so gruselig aus, wie es in den Reiseberichten beschrieben ist, aber auch genau so aufregend.

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    Ihr wisst was jetzt kommt? Genau. Ein rotes Verbotsschild und gelbes Flatterband. Immerhin befinden wir uns noch immer im Bundesstaat Chiapas und noch immer gilt die Regelung, dass alle indoor Attraktionen geschlossen sind. Einmal mehr rollt eine Welle des Zornes und der Enttäuschung durch die Reisegruppe, immerhin sind die Katakomben von Yaxchilán ebenfalls eine Besonderheit nicht unwichtig.

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    Doch diesmal haben wir die Rechnung ohne Joyce gemacht. Seine Worte sind weise gewählt und lauteten frei übersetzt:


    "Ich werde nun weg sehen. Als Guide kann ich es nicht empfehlen über diese Absperrung zu klettern, als Freund aber schon. Beeilt euch und seid leise!"


    In dem Moment könnten wir alle Joyce knutschen und laufen los, so leise wie wir können. Jetzt zahlt sich mein vorbildlich gepackter Rucksack aus, denn ich bin die einzige aus der Gruppe, die nicht mit der Handy Taschenlampe umher stolpern muss, sondern zwei Stirnlampen dabei hat. Eine bekommt Marc auf den Kopf, die andere ziehe ich mir an und schon haben wir alle anderen knapp hinter uns versammelt, weil alle vom Licht profitieren wollen. Ist ja auch viel schöner, so hat man die Handy zum fotografieren frei.


    Man ist das aufregend! Wir fühlen uns wie kleine Kinder, die etwas verbotenes tun und in irgendwelchen Höhlen herumkriechen, deren Betreten uns unsere Eltern strengstens verboten haben. Redet einer zu laut kommt aus allen Ecken direkt ein PSSSSSSSST :biggrin: Zu sehen gibt es dann im Endeffekt auch gar nicht so viel, außer viele schwarze Tunnel, viele Kreuzungen, eine Menge Fledermaus Scheiße und das Highlight: Die dazugehörigen Fledermäuse und zwar in Massen.


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    Wir beeilen uns, aber es kommt, wie es kommen muss: Natürlich verirren wir uns in den Katakomben und müssen ein paar Wege mehr ausprobieren, bis wir wieder dort an's Tageslicht kommen, wo wir es auch verlassen hatten. Als wir grad durch die Tür kommen, wird Joyce grad von der Security von Yaxchilán zur Sau gemacht und entschuldigt sich in aller Form. Wie war das? Eltern haften für ihre Kinder :biggrin: Bester Guide :love: :biggrin:

    In Yaxchilán lebten die meisten Menschen unterirdisch, es gibt also keine Wohnhäuser an der Oberfläche, die meisten Gebäude sind verschiedene Tempel oder Observatorien. Die Maya waren schon damals weit fortgeschritten für die damalige Zeit, so wussten sie zum Beispiel nicht nur vom Urknall, sondern zelebrierten diesen auch in diversen Theaterspielen auf dem Hauptplatz der Stadt. Auch wussten Sie vom Kosmos und hatten verschiedene Theorien über Zeitreisen und verschiedene Dimensionen. Erschreckend, wie das meiste Wissen für viele Jahrhunderte mit dem Niedergang der Kultur zunächst wieder verschwand. Auch war Homosexualität absolut toleriert, die Stadt von Palenque wurde sogar zwei Generationen von einem gleichgeschlechtlichen Paar regiert.

    Der Eingang mit dem Flatterband von oben:


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    Nach dem Labyrinth befinden wir uns auf dem weiten, länglichen Hauptplatz der Stadt, der von vielen schattenspendenden Bäumen umgeben ist, natürlich gibt es auch einen kleinen Ballspielplatz. Außerdem zu sehen ist der Jaguar Tempel, der vor wenigen Jahren von einem umgestürzten Baum zerstört wurde. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber die Stimmung in dieser Ruinenstadt ist eine ganz Besondere.

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    Marc legt direkt vor mir eine Vollbremsung hin, auf dem Boden vor ihm hat sich etwas bewegt. Huch?! Kleiner Freund, du musst aber aufpassen! Jetzt, wo wir drauf achten, sehen wir sogar mehrere von den Tieren, die sind echt mega gut getarnt!

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    Noch ein paar Bilder der unteren Etage...

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    Vom Hauptplatz aus führt eine steile Treppe scheinbar bis in den Himmel, zumindest sehr weit nach oben, ein imposanter Anblick. Am Ende thront der Schlafplatz vom König oder der Königin von Yaxchilán. Bei den Maya war es nicht wichtig, welches Geschlecht die regierende Person hatte, es herrschte derjenige mit edlem Blut und es herrschte immer nur EINER, König oder Königin. Der Ehepartner hatte nicht mehr zu sagen, als die restlichen Bürger der Stadt... Naja. Zumindest offiziell. Ich bin mir sicher, dass das Prinzip "ich will, dass der und derjenige geopfert wird, sonst gibt es einen Monat lang keinen Sex" auch damals schon gezogen hat... :biggrin:

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    Wir dürfen die steilen Treppen glücklicherweise erklimmen und kommen dabei gut in's Schwitzen. Die Luftfeuchtigkeit scheint sich von Tag zu Tag immer selbst übertreffen zu wollen.

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    Auf halber Höhe befindet sich eine Ruine und das Haus der Könige ganz oben. Der Rest der Gruppe macht auf der Hälfte halt um sich das erste Gebäude anzusehen, ich will es umgekehrt machen, so habe ich bei beiden Häusern keine Menschen im Bild. Ich beeile mich, schnell nach ganz oben zu kommen. Auch wenn es anstrengend ist und mein Puls oben bei 180, es lohnt sich und ich bin ganz alleine.

    Das Haus ist wirklich schön und die Lage erst! Hier würde ich auch wohnen wollen, wenn ich die Stadt unter mir regieren würde. Leider steht die Sonne zu dieser Tageszeit extrem ungünstig und das Gebäude ist im Gegenlicht.


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    Und dann sehe ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung im großen Baum neben dem Haus. Ich sehe es mir näher an und traue meinen Augen nicht: Affen! Total nah und auch noch mit Nachwuchs und ich habe sie noch ein paar Minuten ganz für mich alleine! Glücklich über meine Entdeckung lasse ich erstmal die Kamera glühen und beobachte die Tiere dann einfach.

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    Langsam aber sicher trudeln nun auch die anderen Gruppenmitglieder hier oben ein und natürlich werden auch sie schnell auf die Horde aufmerksam, immerhin stehe ich noch immer unter dem Baum und starre nach oben. Ich verschwinde jetzt aber lieber, ich hatte genug Zeit ohne andere Leute und dafür ist jetzt das andere Gebäude "frei".

    Mein Blick fällt dennoch erneut auf das Haus hier oben und auf verzierte Bodenplatten mitten im Dschungel.


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    Jetzt geht es aber eine Etage tiefer

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    Und noch eine tiefer... Die Gruppe ist grad auf dem Weg nach unten und die Bäume rahmen den Weg nach oben toll ein. Außer ein Ausreißer, der steht mitten im Weg.


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    Ich komme mit Joyce in's Gespräch, während wir auf die anderen Gruppenteilnehmer warten. Er fragt wie es mir oben gefallen hat und ich zeige ihm meine Affenbilder. Schon auf dem kleinen Display ist er total begeistert. Er liebt diesen Ort und erzählt mir, dass er hin und wieder auch hier unter freiem Himmel übernachtet. Das wären immer die Highlights, wenn alle Menschen weg sind und man diesen magischen Ort ganz für sich alleine hat. Wie sehr ich ihm das glaube!

    Wir bekommen jetzt noch ca. 20 Minuten Zeit um ein wenig hier unten durch die Gegend zu streifen und ein paar Fotos zu machen. Die Zeit reicht locker aus, denn wir haben ja vorhin schon einiges erfahren und können jetzt noch ein bisschen näher an einige Gebäude heran. Mittlerweile sind wir auch die letzte Gruppe in Yaxchilán, die Ruhe ist herrlich - also die Ruhe, wenn man vom Dschungel Lärm absieht :D


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    So bringet den Exorzisten! Ich glaube, hier hat temporär irgendeine Maya Gottheit Besitz von mir ergriffen. Eine zornige Gottheit.

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    Hier sieht man den winzigen Ballspielplatz von Yaxchilán. Viel ist über diese Spiele nicht bekannt, allerdings weiß man, dass die Spieler zu bestimmten Gelegenheiten geopfert wurden. Manchmal wurde der Sieger geopfert, manchmal der Verlierer, viel ist nicht darüber bekannt.

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    Auf dem gemeinsamen Rückweg zur Anlegestelle kommen wir am Tempel des Jaguar vorbei

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    Wir alle sollen uns nochmal auf die Stufen setzen, die den - mittlerweile zugewachsenen - Hauptplatz der Stadt überblicken. Joyce möchte, dass wir im frühen Abendlicht noch einmal die Ruhe und die Magie des Dschungels spüren. Er ist wirklich der beste Guide, den ich je auf einer geführten Tour hatte.

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  • Tag 8 (27.02.2021) - Zona Arqueológica de Yaxchilán - Die verwunschene Stadt abseits der ausgetretenen Pfade Teil 2




    Nachdem dem Klo nochmal einen Besuch abgestattet wurde geht es wieder auf's Boot. Yaxchilán besticht nicht durch detailreiche Kunst oder durch besonders große Tempel, für mich ist die Ruine aber aufgrund der Lage und der Atmosphäre eines der absoluten Hihlights gewesen.

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    Diesmal wollten wir gerne außen bzw. vorne sitzen um eine bessere Sicht zu haben, auf der Hinfahrt saßen dort ja die beiden Mexikanerinnen, die wir im Auto hatten. Dafür müssten wir zuletzt an Board gehen und das passt auch aktuell. Allerdings haben wir die Rechnung ohne die beiden Mädels gemacht, die zuerst einsteigen und einfach direkt vorne sitzen bleiben, so das alle anderen an ihnen vorbei klettern müssen :mad::mad::mad: Wie egoistisch kann man sein?!

    Die Sicht ist dennoch okay und der Fahrtwind ist einmal mehr eine Wohltat. Ich in so müde aufgrund des Klimas und der Aufsteh Zeit, dass ich viel von der 60 minütigen Rückfahrt verschlafe.

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