Into the Wild II: It‘s a Quarter after One – 18 Days between Fun and Insanity

  • Tag 2 (03.03.2019): Sonnenaufgang in den Alabama Hills




    Da mit dem Schlafen ist in dieser Nacht so eine Sache, irgendwie brauche ich relativ lange bis ich eingeschlafen bin und werde wegen Tobis Geschnarche auch andauernd wach. Irgendwie ist es auch einfach viel zu kalt mit diesem dünnen Laken-Deckchen, aber ich hatte Tobi gestern abend gebeten die Heizung aus zu lassen... Also muss ich da nun wohl durch. Als ich endlich so richtig eingeschlafen bin klingelt – wer kennt es nicht – natürlich unser Wecker. Ich glaube das ist das erste Mal, das ich nach einem Langstrecken Flug nicht vom Jetlag, sondern von einem verdammten Wecker geweckt werde. Um 4 Uhr morgens! Aber gut, mein ursprünglicher Plan bestand darin, zum Sonnenaufgang bereits im Death Valley zu sein und dafür hätte ich noch eine halbe Stunde eher aufstehen müssen, also ist natürlich alles toll. Grummeliger als ich ist nur Tobi, aber der hat ja auch schon lange keinen Jetlag mehr.

    Obwohl wir die Einkäufe gestern schon in den richtigen Autos verstaut haben, brauchen wir an diesem Morgen länger als erwartet. Selbst bei nur einer Nacht kann man seinen Kram so explosionsartig im Zimmer verteilen, das es ewig dauert, bis alles wieder an Ort und Stelle ist. Als letzte Amtshandlung in diesem Zimmer werden noch die Batterien in die Walkie Talkies gepackt, ein kurzer Funktionstest durchgeführt und dann wird mir eins von den Teilen in die Hand gedrückt.

    04:45 Uhr, 15 Minuten später als geplant, sitzen wir in den Autos, Tobi in seinem RAM, ich in meinem Rogue und das gemeinsame Abenteuer kann beginnen. Wir müssen uns jetzt schon ein wenig ranhalten, die momentane Ankunftszeit des Navis ist nach dem Sonnenaufgang, das ist natürlich mehr als suboptimal. Tobi fährt vor und manövriert das Schlachtschiff aus den engen Hotelgassen hinaus.


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    Wir biegen gemeinsam nach links auf die Nebenstraße ab und kommen nur 100 Meter weiter sofort an die Hauptstraße… wo unsere Kolonne-Fahr-Skills auch bereits zum ersten Mal mit Bravour scheitern: Tobi biegt rechts ab, ich links. Hääää? Aber mein Navi sagt doch links? Watt macht der Vogel da?! Okay, das ist dann wohl der erste Einsatz des Walkie Talkies: “Cowboy, wo willst du hin???” - “Mein Navi wollte nach rechts” - “Aber mein Navi wollte nach links” - Das war dann auch bereits die ganze Kommunikation, da wir in entgegengesetzte Richtungen unterwegs sind, reißt die Verbindung ab. Was nun?! Wenden oder weiterfahren? Ich entscheide mich für weiter fahren, wir sind eh schon knapp dran für den Sonnenaufgang und Tobi hat ja selbst ein Navi und wird schon wissen was er da tut. Treffen wir uns eben an den Alabama Hills spätestens wieder. Naja und außerdem… mir doch egal wo Tobi hinfährt, die Rippchen sind in MEINER Kühlbox!

    Nur wenige Minuten später meldet sich mein Walkie Talkie wieder mit einem undeutlichen, leisen blabla und Gerausche zu Wort.

    “WAAAAAS?”
    “Ljsknrklsjopsfkdölgmjlest”
    “WAAAAAAAAS?”
    “ksejflskdpüfalsüp”
    “WAAAAAAAAS?”
    “ICH BIN HINTER DIR”

    Jetzt sehe ich im Rückspiegel in weiter Entfernung ein paar Scheinwerfer, die offensichtlich zu Tobis RAM gehören. Die Medaille für die besseren Social Skills gehen daher für den heutigen Tag definitiv an den männlichen Part, im Gegensatz zu mir hat der nämlich gewendet… Naja. Oder es ist halt, weil die Rippchen in meiner Kühlbox sind. Whatever.

    “Oh okay, ich fahr langsamer”

    Schon bald hat Tobi mich eingeholt und wir fahren schön brav hintereinander her – bis wir feststellen, das unsere Tachos eine andere Definition von ein und derselben Geschwindigkeit haben. Trotz allen Bemühen uns bezüglich der Geschwindigkeit für den Tempomaten abzusprechen, fährt einer von uns immer schneller als der andere, bis wir das irgendwann ausgeglichen bekommen. Laut meinem Tacho fahren wir 2 mph mehr als Tobi, sind jetzt aber endlich gleich schnell und er muss nicht mehr andauernd auf die Bremse latschen. Geht doch. SO RICHTIG auf die Bremse latschen muss er dann allerdings als ich beschließe, eine Straße zu früh rechts abzubiegen. Nur 100 Meter vor der Hauptstraße geht eine Art Feldweg ab, die in dieser vollkommenen Dunkelheit hier aber nicht als solcher zu erkennen ist und jetzt stehen wir halt beide im Feld.


    “Ich fahr dann mal vor, ne?”, dröhnt es aus meinem Walkie Talkie
    “Jaja… Mach mal.”

    Wieder zurück auf dem Asphalt machen wir 10 Minuten Funkstille aus, es sei denn es ist etwas wichtiges, so das beide mal kurz über die Freisprech Einrichtung im Auto mit ihren Müttern telefonieren können, zuhause ist ja jetzt genau die richtige Zeit für sowas.

    Als es so langsam heller wird lässt sich bereits die Silhouette der Sierra Nevada zu unserer linken erahnen, wir sind ganz allein auf weiter Flur, der Himmel sieht nach einem wunderschönen Tag aus und es hängen leichte Nebelschwaden zwischen den Bergen, eine großartige, mystische Stimmung. Ein weiterer Vorteil der Walkie Talkies ist: Tobi kann mir mitteilen, das er jetzt am Seitenstreifen anhalten wird um Bilder zu machen, ich bin darauf vorbereitet und kann hinter ihm das selbe machen.


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    Nun bin ich ja eigentlich nicht der Typ der andauernd während der Fahrt anhält. Klar, ich finde das auch alles super schön, bin aber schlicht und ergreifend zu faul für dieses ständige “Rein ins Auto, raus aus dem Auto, rein in’s Auto...”. Tobi ist da ganz anders, der packt sogar erst einmal sein Stativ aus, trotz Eile. Darauf habe ich bei den Temperaturen ja grad nun gar keine Lust und mache lieber ein paar Bilder aus der Hand. Dafür ist es eigentlich noch zu dunkel, daher sind Tobis an dieser Stelle einfach besser. Egal, hier sind trotzdem zwei von mir:

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    Ichz verkrümel mich dann auch schnell wieder in’s warme Auto, futter meine Lunchables und schaue Tobi beim erfrieren zu. Wobei – Der ist ja von der letzten Woche ganz andere Temperaturen gewohnt, deshalb traut der sich vermutlich auch so lange raus.

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    Lone Pine ist nicht mehr weit, Tobi lässt mich nun wieder nach vorne bei der Weiterfahrt. Im Gegensatz zu ihm war ich ja schon einmal in den Alabama Hills und kann uns zielstrebiger zum richtigen Parkplatz bringen. Um 06:11 Uhr ist es bereits hell, die Sonne ist aber noch nicht aufgegangen. Wahnsinn, wie viel Schnee dieses Frühjahr auf den Bergen liegt, viel, viel mehr als im Dezember 2017.

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    Wir fahren durch Lone Pine, wir biegen links ab auf die Whitney Portal Road, passieren das Alabama Hills Schild, kommen an Miss Alabama vorbei, die Berge glühen… DIE BERGE GLÜHEN!?!?!?!? Warum glühen die Berge?!?!?!???! Die Berge haben noch nicht zu glühen, laut meiner Reisebibel dürfen die das erst in 4 Minuten machen. Aber noch nicht jetzt. Die Anzeige ist raus!

    Wir geben Hackengas (naja, zumindest so viel Gas, wie die gute Dirt Road eben zulässt, in dem Fall ca. 50mph), ich hoffe auf wenig unvorhersehbare Schlaglöcher und kurze Zeit später erreichen wir den Parkplatz vom Arches Trailhead. Es ist keine Zeit in Ruhe die Sachen zusammen zu suchen, jetzt müssen wir beide erst einmal panisch aus den Autos springen und ein paar Bilder machen, so lange es noch SO intensiv leuchtet.


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    Der eigentliche Mountain Glow in dieser wunderschönen Intensität ist genau so schnell wieder vorbei, wie er begonnen hat, dafür hat man echt nur ganz wenige Minuten Zeit und wir sind beide froh, das wir das noch geschafft haben. Auch wenn die Sonne sich nicht an die Aufgangszeiten gehalten hat!!!

    Jetzt packen wir noch eben unseren Kram zusammen, werfen ein paar Getränke in den Rucksack und laufen den Trail gegen den Uhrzeiger Sinn. Bei meinem letzten Besuch wusste ich es nicht besser und bin andersrum gelaufen. Wir wollen den Mobius Arch relativ schnell erreichen und doch weiß ich vom letzten Mal, das wir noch ein bisschen Zeit haben bis die Sonne ihn erreicht. Vorher treffen wir noch auf einen anderen Arch, der ist auch nett, aber eben nicht so cool wie sein größerer Bruder.


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    Schon bevor wir den Mobius Arch sehen, vernehmen wir mehrere Stimmen und als wir um die Kurve biegen sehen wir auch deren Besitzer. Es haben sich bereits drei Fotografen mit ihrem Stativen vor dem Arch positioniert, die guten Stellen sind also bereits weg, denn man kann sich nicht überall vernünftig hinstellen, die Fläche ist stark abschüssig. Alle begrüßen sich freundlich und wir quetschen uns noch dazwischen und hängen jetzt wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem Felsen.

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    Plötzlich packen alle drei Fotograden ihr Zeug zusammen und verschwinden, zurück bleibt nur ein Typ, mit dem wir in ein total nettes Gespräch kommen, da er wohl öfter hier in den Bergen wandert. Was die Fotografen übrigens offensichtlich nicht wussten – Keine 5 Minuten nach ihrem Verschwinden beginnt der Mobius Arch mit genau dem Leuchten, auf das wir hier warten und auch beim 2. Mal enttäuscht er mich nicht.

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  • Tag 2 (03.03.2019): Sonnenaufgang in den Alabama Hills Teil 2





    Huhu Tobi! Hier sieht man übrigens auch, das es schwierig ist noch weiter rechts zu stehen. Genau da haben wir beide aber rumgehangen bevor genug Platz frei wurde.

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    Die warm und rötlich angeleuchteten Felsen bilden einen wunderschönen Kontrast zu den schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Außer uns Dreien ist niemand mehr hier und so können wir endlich wieder diese unendliche Stille an diesem klaren, wunderschönen Morgen genießen. In der Sonne ist es zwar noch immer frisch, aber schon viel besser auszuhalten.

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    Bevor wir uns wieder auf den Weg machen drücke ich dem netten Herrn meine Kamera in die Hand und wir positionieren uns für das erste gemeinsame Foto unter dem Arch. Das ist der Vorteil an den nicht überlaufenen Spots, man stört niemanden, wenn man mitten im Motiv sitzt.

    Das Bild ziert auch inzwischen mein Büro als großes Alu Dibond.


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    Wir bleiben bis 07:50 Uhr, dann verabschieden wir uns und machen uns wieder auf den Weg. Jetzt haben wir Zeit den restlichen, längeren Teil des Loops zu gehen, ganz in Ruhe und ohne Zeitdruck. Auf dem Teil treffen wir auch niemanden mehr und freuen uns einfach nur darüber, wieder im wunderschönen Südwesten unterwegs zu sein.

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    Gegen 08:20 Uhr sind wir dann wieder bei unseren Autos. Tobi würde gerne noch etwas hier bleiben und die Alabama Hills weiter erkunden, mich zieht es in’s Death Valley. Ich liebe diesen Park einfach und ich habe auch nach meinen 3,5 Intensiv Tagen 2017 noch einige Hikes und Rechnungen offen. Tobi wird mir wenig später in den Park folgen, der macht aber erst einmal einiges von dem Kram, den ich bereits beim letzten mal gemacht habe, der weitere Tagesablauf ist also nicht kompatibel. Wir verabschieden uns und werden uns erst am Abend wieder sehen.


    [Hinweis: Tobis Äquivalent: Klick]

  • Tolle Bilder und Deine Art zu Schreiben ist super :clap1:

    1997 Never as good as the first time
    1999 California Love
    2001 Big Apple, South & Sunshine
    2004 Memorials & Legends
    2005 Best of SouthWest
    2006 Into the great wide open
    2007 Forces of nature
    2007 Winter Sunshine
    2010 Rough Road Rookies on the move
    2011 Florida Dreams
    2013 Florida again
    2014 Cities, Coasts and Casinos

    2017 IN A colorful Southwest

    2019 FascINAting impressions of the west

  • Schön....da waren wir auch :)


    Könnte ich auch immer wieder, echt toll dort.


    Wundervolle Bilder vom Sonnenaufgang in den Hills! :love:


    Dankeschön :)


    Tolle Bilder und Deine Art zu Schreiben ist super :clap1:


    Dankeschön :love:


    Duracellhase, was für ein passender Name für Dich ;-));-));-))


    Ich werde schon beim lesen ganz hektisch.


    Der Part mit dem falschen Abbiegen, den Rippchen und der folgenden Kommunikation ist einfach herrlich :lach3::lach3::lach3:


    Ja :D So werd ich drüben genannt :D


    :smile: Danke!


    Stimmt, und deshalb mein Wunsch:


    giphy.gif


    Mach ich :)


    Alabama Hills. Immer wieder schön


    Auf jeden Fall!


    Ich find das klasse mit dem zweiten Bericht passend dazu :clap1:


    Schlafen wird bei euch grundsätzlich völlig überbewertet, oder?
    Einmal könnte ich das ja vielleicht, aber so öfter - never ever, von daher passt Duracellhase ganz hervorragend :smile:


    Das freut mich :)


    ... Japp :D Was das angeht haben wir aber noch Potenzial, keine Sorge :D


    Soooo schön, die Alabama Hills am frühen Morgen <3


    Macht Spaß, mit euch unterwegs zu sein :smile2:


    Find ich auch!

    Das freut mich, danke :)


    schoener Reisebericht


    Aber so wie ihr reist, da bin ich zu alt fuer. Ich brauche meinen Schoenheitsschlaf und Ruhe, Hektik habe ich ja das ganze Jahr zu Hause

    Alabama Hills sehen schoen aus, das war ich nur einmal eine Nacht zum kostenlosen Campen


    Danke :)


    Haha... Das ist ja grad mal der Anfang :)

  • Tag 2 (03.03.2019): Death Valley National Park - Little Bridge Canyon




    Same procedure as every (last) Solo Trip:

    1. Ankommen und im dunkeln in ein komisches Kaff fahren
    2. Einkaufen / In-N-Out Burger
    3. Lunchables im Auto frühstücken zu einer unchristlichen Uhrzeit
    4. Sunrise in den Alabama Hills genießen
    5. Volltanken, bei der viel zu teuren Chevron in Lone Pine

    Wie sicher alle mitbekommen haben, sind wir inzwischen bei Punkt 5 angelangt und bekommen nun die einmalige Gelegenheit den halbleeren Tank für 35$ wieder aufzufüllen, für 3,84$ pro Gallone. Das geht teurer, aber eben auch viel günstiger. Es hilft ja nichts, denn wer möchte schon mit einem leeren Tank in den Park fahren, zumal ich da mit dem Preis nicht mehr auskommen werde. Auch Punkt 6 bleibt der gleiche: Genervt feststellen, das das Bezahlen an der Zapfsäule nicht funktioniert, in den Laden laufen und selbige von der gleichen zahnlosen Gestalt frei schalten lassen, wie auch schon vor 1,5 Jahren.

    Um 07:50 Uhr bin ich dann auf dem Weg in's Death Valley, ganz schön spät irgendwie, laut meiner Reisebibel sollte ich ja schon seit dem Sonnenaufgang am Trailhead meiner ersten Wanderung sein, davon bin ich jetzt noch recht weit entfernt, mal schauen ob ich meinen Zeitplan heute noch eingeholt bekomme oder ob nicht doch ein Programmpunkt dran glauben muss.

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    Eins passt mir ja gar nicht und das ist diese seltsame schwarze Wolkenfront, die sich da vor mir auftürmt. Ich fahre hier ins Death Valley, hallo Wetter!!! Komm mal klar und mach diese hässlichen Teile da aus meinem Sichtfeld!

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    Und das Wetter macht diese hässlichen Teile nicht aus meinem Sichtfeld...

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    Die Situation wird immer schlimmer je weiter ich fahre und so langsam würde es mich auch nicht mehr wundern, wenn es plötzlich aus Kübeln schütten würde. Die Temperaturen sind auch noch nicht wirklich angestiegen, für mich insgesamt eine sehr unbefriedigende Situation. Erst als ich die erste Bergkette hinter mir lasse und das Panamint Valley erreiche, ist es von jetzt auf gleich endlich strahlend blau. Jaaaaa, DAS ist mein Death Valley, so gefällt mir das schon gleich viel besser. Endlose Weite, eine gerade Straße bis zum Horizont, viel Nichts, viel Einsamkeit und wunderschönes Wetter!

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    Nach dem Tal folgt aber eine weitere Bergkette, die es zu überqueren gilt und irgendwie ist das Wetter heute ziemlich launisch. Im nächsten, viel wichtigeren Tal, hängen die Wolken ungewohnt tief an den Bergen fest und finden keinen Weg zu entkommen.

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    Den ersten Halt mache ich hinter Stovepipe Wells, an den Mesquite Flat Sand Dunes. Hier wollte ich nach dem ursprünglichen Pan den Sonnenaufgang sehen, inzwischen ist es aber bereits 9 Uhr. Von den Temperaturen her macht das gar nichts, die wollen heute offensichtlich eh noch nicht wirklich in Fahrt kommen, das Auto Termometer zeigt gerade einmal lächerliche 20° C an. Im Gegensatz zu heute morgen und gestern Abend ist das aber wirklich angenehm und ich traue mich zum ersten mal kurzärmlig aus dem Auto.

    Auch hier hängen viele Wolken herum, aber die Dünen selbst liegen in der Sonne und in dem Fall sieht das alles eigentlich ziemlich schick aus.


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    Die Dünen will ich mir heute nicht intensiv anschauen, der Blick und die Bilder vom Parkplatz reichen aus, viel mehr möchte ich die Restrooms hier auf dem Parkplatz besuchen, ich bin nämlich quasi an meinem Ziel angekommen und das hat keine Klos und eigentlich nicht mal wirklich einen Parkplatz. Der "Trailhead" vom Little Bridge Canyon liegt nur ca. 300 Meter weiter die Hauptstraße entlang. Ich habe mir das alles vorher schon bei Google Maps und bei Street View angeschaut, man will ja nicht dran vorbei fahren, von daher wusste ich was mich in etwa erwartet und so ist es dann auch: Ein Seitenstreifen. Der Parkplatz ist ein Schotter-Seitenstreifen. Es gibt keine Schilder oder Fußspuren, wenn man es nicht besser weiß, dann ist das hier nichts anderes als eine gewöhnliche Nothaltebucht. Ich weiß es aber besser, beziehungsweise meine Koordinaten im Navi wissen es besser und die sagen: "Sie haben Ihr Ziel erreicht. Das Ziel liegt auf der rechten Straßenseite"


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    Ich überlege nicht lange und kürze auch gleich die Hosenbeine. Wirklich warm ist mir noch nicht, aber es ist ja noch früh und ich laufe mich gleich schon warm. Ich brauche recht lange bis ich los komme, die Wasserblase will noch gefüllt werden, Ersatzakkus für die Kamera müssen in den Rucksack und irgendwie bemerke ich auch schon so eine seltsame Unlust. Komisch finde ich das hier auch, die Leute in den vorbei fahrenden Autos gucken mich auch alle ein wenig verstört an. Eigentlich warte ich nur darauf, das der erste anhält und fragt ob ich Hilfe brauche. Diese Tatsache nehme ich zum Anlass mich dann doch ein bisschen zu beeilen, ich verschließe das Auto, werfe noch einen letzten skeptischen Blick zurück zu meinem Premium Parkplatz und laufe dann los in Richtung... Ja, in Richtung was denn eigentlich?


    Der Little Bridge Canyon steht noch nicht lange auf meiner To Do Liste, nach meinem letzten Death Valley Besuch gab es eigentlich nur einen Hike, den ich gerne noch machen würde und das ist ein anderer. Vor dem Urlaub habe ich noch ein wenig intensiver über das Death Valley recherchiert und eine Seite von einem Einheimischen gefunden, auf der noch bestimmt 50-80 Hikes im und um den Park aufgeführt sind und von so gut wie allen davon habe ich noch nie etwas gehört. Von den meisten Hikes davon hat auch das Internet ansonsten noch nie etwas gehört, denn alle Versuche mehr darüber herauszufinden haben mich nur erneut auf die gleiche Seite geschickt... Naja, ich bin dann jedenfalls auf den Little Bridge Canyon gestoßen und die Bilder von der Little Bridge haben mich auf Anhieb überzeugt, denn die scheint echt hübsch bunt zu sein. Die Lage und die Länge vom Trail passen mir auch super in den Kram, also ab damit in die Reisebibel.

    Hier stehe ich nun, am Straßenrand vom Nirgendwo und es sieht weit und breit nicht so aus, als ob es irgendwas Spannendes zu sehen gäbe. Das denkt sich ansonsten offenbar auch jeder, denn hier hält vermutlich nicht mal ein mal die Woche jemand.


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    Man sieht es auf den Bildern vielleicht nicht so gut und in der Realität sieht man es auch vorher nicht wirklich, aber es geht hier ganz ordentlich und permanent bergauf. Auch der Untergrund ist anstrengender als er aussieht und so komme ich dann doch recht schnell in's Schwitzen und bin froh, das ich die Hosenbeine im Auto gelassen habe. Der Nachteil ist natürlich: Ich kann wieder mein größtes Talent ausleben und das ist - Einige wissen es bereits - in jede stachelige Pflanze zu laufen, die in einem Radius von 3 Metern um mich herum wächst. Davon gibt es hier nicht viele, aber eben genug für reichlich Schrammen und Kratzer. Naja. Irgendwas kann jeder gut.

    Es gibt - laut Internet - zwei mögliche Wege zum Little Bridge Canyon, ich habe mir die Wegpunkte von beiden gespeichert. Der eine Weg soll leichter und öde, der andere schöner und anstrengend sein. Super, dachte ich, mache ich doch einfach auf dem Hinweg das eine und auf dem Rückweg das andere.

    Ich entscheide mich auf dem Hinweg für die leichte Variante, die soll man dafür etwas schwieriger finden.


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    Okay, so langsam sieht man dann doch recht deutlich, welche Höhe ich jetzt schon schleichend hinter mich gebracht habe.

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  • Tag 2 (03.03.2019): Death Valley National Park - Little Bridge Canyon Teil 2



    Endlich rücken die Wände zusammen und das Ganze nimmt Canyonähnliche Züge an. Wird ja auch mal Zeit, denn bisher besticht die Wanderung weder mit Schönheit, noch mit Abwechslung, noch mit angenehmen Untergründen.



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    Immer öfter muss geklettert werden, teilweise sind die Stellen gar nicht ohne. Die Wände sind hier und da recht hoch und der Felsen ist nicht so rau und griffig, wie man es sonst aus der Gegend kennt. Im Gegenteil, die Brocken sind spiegelglatt und ruschig. Irgendwie stand von Klettern auch gar nicht so wirklich was in der Routenbeschreibung, schon gar nicht auf dem einfachen Weg... Entweder darüber wurde geschwiegen, oder ich habe mich vollkommen verlaufen. Mindestens aber ist das hier definitiv nicht der leichte Weg. Okay, ich glaube, ich habe mich verlaufen...



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    Ich kämpfe mich noch einige Zeit durch und hoffe immer, das ich das heftigste gleich geschafft habe, aber dann taucht diese Wand vor mir auf:



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    Vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, würde ich die glatten Felsen hier ohne Hilfe hochkommen, aber ziemlich sicher nicht mehr runter. Zumindest nicht, ohne mir irgendetwas zu brechen und darauf habe ich eher weniger Lust. Es nervt mich, ich kann doch nicht den ersten Hike der Reise abbrechen, ohne mein Ziel gesehen zu haben. Ehrlich gesagt habe ich aber auch überhaupt kein Bock noch einen weiteren Weg auszuprobieren... Ich gehe ein gutes Stück zurück bis zu dem Eingang des Canyons und versuche aus Kies einen Hinweis für Tobi zu legen, das das vermutlich nicht der richtige Weg ist (Er hat den Hike für heute auch ganz eventuell auf dem Plan und Netz gibt es im Park ja keins). Ich scheitere aber kläglich an dem Versuch, denn der Weg ist allgemein einfach viel zu steinig und nach dem ersten Wort stelle ich fest: Das würde keinem Schwein jemals auffallen, schon gar nicht, wenn man nicht danach sucht. Ich lasse es also gut sein und so gehe ich davon aus, das irgendwo im Death Valley, vermutlich nicht auf dem Little Bridge Canyon Trail, aber in der Nähe davon (:biggrin:) bis heute das wundervolle Wort "TOBI" den Boden ziert.



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    Da unten, so ziemlich genau in der Bildmitte leuchtet so ein silberner Punkt in der Sonne - mein Auto! Na immerhin wurde es noch nicht geklaut.



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    Ich erreiche das Auto um 11:25 Uhr und habe ca. eine Stunde der Zeit wieder rausgeholt... In dem ich abgebrochen habe. Toll. So war das eigentlich nicht gedacht. Keine Ahnung was heute mit mir los ist, irgendwie war ich auf dem ganzen Weg relativ lustlos und demotiviert. Mir ist auch voll warm beim Laufen, dabei ist es gar nicht so warm heute und normalerweise finde ich das doch toll.

    Was mache ich jetzt? So richtig Bock habe ich auch auf die Folgewanderung nicht mehr, aber das ist nun mal DIE Wanderung, die ich mir fest vorgenommen habe. Komm, das kannst du jetzt nicht machen, denke ich mir. Die erste Wanderung abzubrechen ist doof genug, da kann ich die zweite nicht komplett ausfallen lassen. Was soll Tobi nur dazu sagen? Ich spiele mit dem Gedanken, ihm nichts davon zu sagen :laugh: Bevor ich weiter fahre hole ich das Funkgerät raus und teste, ob Tobi sich bereits in meiner Nähe befindet, aber ich bekomme keine Antwort. Ich habe nichts anderes erwartet, der dürfte noch beschäftigt sein, zumindest, wenn er etwas mehr Disziplin hat als ich.

    Die Trailfakten spare ich mir an dieser Stelle mal, das stimmt ja eh vorne und hinten nicht und wenn ihr schöne Bilder von der Wanderung sehen wollt, dann kann ich euch Google nahelegen :D Wir sollten jetzt alle den Mantel des Schweigens über diesen Hike hüllen und das noch mal versuchen - an einem anderen Ort :biggrin:

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