Bekanntermaßen wollten wir diesen Oktober für vier Wochen in den Südwesten der USA, was - ebenfalls bekanntermaßen - nicht funktioniert hat. Mein Arbeitgeber hatte glücklicherweise viel Verständnis für meine Situation und aufgrund von viel Arbeit konnten wir uns darauf einigen, das ich drei der vier Wochen mit in das neue Jahr nehmen darf. Normalerweise muss in unserer Firma jeder Urlaubstag bis zum 31.12 des jeweiligen Jahres aufgebraucht sein, von daher ist das wirklich großzügig. Eine Woche sollte ich dann aber doch noch nehmen, also nahm ich irgendwas Mitte November, denn bis dahin sieht es bestimmt schon vieeeel besser aus als im Oktober.
Nun gut. Wir wir alle wissen, ist genau das Gegenteil eingetroffen. Vielen, was im Oktober noch möglich gewesen wäre, wurde im November wieder unmöglich. Am Anfang stand Island im Raum, hier war recht schnell klar, das wird nix. Dann aber Lappland, denn Finnland hatte die Einreise für Deutsche wieder erlaubt... bis kurz vor November, also auch nichts. Erfreut stellte ich fest, das Griechenland offen ist und nicht als Risikogebiet zählt. Super, da wollte ich schon immer mal hin, schnell war eine feine Rundreise über Kreta geplant und gebucht.
Zwischenzeitlich stand die Reise unmittelbar bevor, in 7 Tagen sollte es losgehen als die Hiobs Botschaft durch die Nachrichten ging: Griechenland geht erneut in den Lockdown mit harten Ausgangssperren. Damit fällt ein Urlaub hier definitiv flach und ich stornierte sofort wieder alles. Und jetzt? Jetzt hatte ich wirklich endgültig die Schnauze voll von den ganzen Planungspleiten, aber aufgeben war natürlich dennoch keine Option, genau so wenig, wie die Woche Urlaub zuhause zu verbringen. Ich machte mich sofort auf den weiten Weg durch das Internet und versuchte Länder zu finden, die die Einreise von deutschen Staatsbürgern ohne Quarantäne erlauben. Eine mögliche Quarantäne bei Rückkehr wäre okay gewesen, auch für meinen Arbeitgeber, da ich ins Homeoffice kann. Schnell wird klar, die Optionen sind mehr als rar. Innerhalb Europas gehen aktuell fast nur die Kanaren, da kosteten NUR DIE FLÜGE allerdings 650€, ein Preis, den ich für einen Flug nach Spanien definitiv nicht bereit bin zu bezahlen. Gut, dann eben außerhalb Europas, inzwischen ist mir alles recht. Dann fand ich es, ein Land, das mich sowieso schon lange interessiert und das lediglich einen negativen Test für die Einreise verlangt, für Deutschland aber nicht als Risikogebiet zählt. Die Whats App Nachricht "Übrigens, wir fliegen nächste Woche nach Namibia" wird versendet und ich stand vor einer schweren Aufgabe: Innerhalb von ca. 4 Tagen musste ich nun eine Reise planen durch ein Land, von dem ich GAR KEINE Ahnung hatte und mit dem ich mich noch nie beschäftigt hatte. Inklusive der Beschaffung eines Corona Tests, den Buchungen und das alles neben dem Vollzeit Job, der aktuell jede Menge Zeit frisst.
Ich suchte mir Hilfe in einem spezialisierten Namibia Forum, wo mir auch wirklich schnell und gut geholfen wurde. Ich suchte mir das beste für mich raus und musste schnell feststellen, dass nicht alles davon geht. Natürlich nicht, eine Woche ist verdammt wenig Zeit für eine solche Reise und so musste ich mich für eine Himmelsrichtung entscheiden, so schwer es mir auch fiel. Den Flug buchte ich schließlich 5 Tage vor Abflug, auch wenn ich ein mulmiges Gefühl hatte, so ohne den Test. Aber was, wenn er dann am Ende ausgebucht ist?! Also, mal wieder Risiko, damit kenne ich mich dieses Jahr ja schon aus und IRGENDWANN MUSS es ja mal gut gehen, oder? Die Unterkünfte sind allerdings alle nicht stornierbar, hier buchte ich nichts. Alles was Dienstag noch zu haben ist, wird doch bestimmt auch Freitag noch zu haben sein, so der Gedanke. Ich registrierte uns bei Centogene und kaufte einen Test am Düsseldorfer Flughafen, der ein Testergebnis innerhalb von 24 Stunden verspricht.
Donnerstag ging es dann nach der Arbeit nervös zum Flughafen in Düsseldorf. So leer kenne ich den nur von 23 Uhr, aber nicht von 16 Uhr. Das hatte ein bisschen was von einer Zombieserie, jeder Schritt hallte in der großen Eingangshalle wieder. Wirklich gruselig.
Das fand ich schon ein bisschen lustig.
Bei Centogene selbst war glücklicherweise auch fast nichts los, ich hatte in den Bewertungen von Wartezeiten bis zu 2 Stunden gelesen, allerdings in den Herbstferien und nicht im November mitten im Lockdown. So waren nur zwei Personen vor uns und dann durften wir schon in die Kabine. Das ganze erinnerte mich irgendwie an eines dieser Horrorhäuser bei den Halloween Events in Freizeitparks, nur vielleicht ein bisschen sauberer. Die Mitarbeiter waren aber - trotz Optik - sehr freundlich und lustig drauf, der Abstrich wurde am Rachen durchgeführt und war zwar nicht so angenehm, aber wesentlich weniger schlimm als erwartet. Ein bisschen Würgreiz, keine Schmerzen. Wenn das der Preis für's Reisen ist - okay.
Jetzt hieß es warten... und warten... und warten. Natürlich war mir klar das ich so schnell mit keinem Ergebnis rechnen kann, allerdings guckt man ja doch andauernd, auch am gleichen Abend noch. Am nächsten Tag auf der Arbeit dann gefühlt auch alle 10 Minuten, bis ich dann, nach 23 Stunden und 50 Minuten, endlich erlöst wurde: NEGATIV! Gut... Alles andere hätte mich ehrlich gesagt auch SEHR gewundert, denn momentan gehe ich fast nur zur Arbeit und da bin ich quasi alleine im Büro, weil alle anderen im Home Office sind. Aber ein mulmiges Gefühl war es dennoch bis zuletzt. Der Abflug sollte bereits am morgigen Abend in Frankfurt sein, dementsprechend blieb ich länger im Büro und buchte schnell alle ausgesuchten Unterkünfte, die - wie erwartet - alle noch verfügbar waren. Ich druckte schnell alles aus und machte mich auf den Weg zu zwei ganz lieben Menschen aus dem anderen Amerika Forum nach Hause, die mir noch viele super last minute Tipps gaben und mich mit Reiseführern und übrig gebliebener Malaria Prophylaxe versorgten. Danke dafür!!! Gerne wäre ich noch länger geblieben, allerdings war noch so viel zu erledigen, bevor es los ging.
Samstag morgen kam unsere liebe Nachbarin nochmal vorbei um sich letzte Instruktionen abzuholen. Sie und ihre beiden Töchter werden sich in der nächsten Woche um unsere Monster kümmern. Ich bin so froh, das wir so liebe Nachbarn haben, denn Bengal Katzen brauchen sehr, sehr viel Beschäftigung und die drei haben wirklich viel Zeit in unserer Wohnung verbracht. Um 14 Uhr saßen wir dann also auf dem Weg zum Flughafen und auf dem Weg in ein ganz großes Abenteuer, vor allem für einen Extremplaner wie mich.