Tag 8 (17.05.2018): Devils Bridge Trail (Sedona)
Bis zu unserem ersten Ziel heute haben wir es wirklich nicht weit und wir müssen nur ein ganz kleines Stückchen aus Sedona raus fahren. Daher kommen wir auch bereits um 7:20 Uhr am Parkplatz "Mescal Parking" an, einem Alternativtrailhead für die Devils Bridge. Wie immer zahlt sich die intensive Planung vor der Reise zu 100% aus, denn unvorbereitet wäre ich vermutlich zum richtigen Devils Bridge Trailhead gefahren, bzw. nein... Wäre ich nicht. Ich hätte es versucht und wäre dabei definitiv kläglich gescheitert, denn es ist nahezu unmöglich die Stelle mit einem gewöhnlichen Straßen SUV zu erreichen.
Es ist schon erstaunlich viel los für die Uhrzeit und wir finden eine der letzten Parklücken an der Straße. Es wundert mich nicht groß, ich habe schon vorher gelesen, das die Devils Bridge zu den beliebtesten und überfülltesten Wanderungen im Gebiet von Sedona gehört. Das passt mir eigentlich überhaupt nicht in den Kram, andererseits sind wir das erste Mal hier und beim ersten Mal tut man normalerweise was? Riiiiichtig, die Highlights, die alle eben beim ersten Mal machen.
Um den eigentlichen Trailhead zu erreichen, müssen wir über den Chuckwagon Trail über eine dicht bewachsene Ebene laufen. Was ein Kontrast zu den letzten Tagen... Rote Felsen, richtige Bäume und eine herrliche frisch duftende Luft, die aber bereits einen heißen Sommertag erahnen lässt.
Anhand der Anzahl der Autos am Trailhead wundert es mich doch sehr, aber wir begegnen bisher keiner Menschenseele. Entweder wir haben eine gute Zeit erwischt und die Leute sind schon alle am Ziel, oder einige davon laufen einen der anderen Trails hier auf der Ebene.
Wir erreichen den richtigen Trailhead und ich bin auch überzeugt, ein Bild von der Straße hier gemacht zu haben, kann es aber nirgendwo mehr finden. Jedenfalls ist es ein schmaler Pfad, voller riesiger Absätze und Steinplatten, die wir mit dem Rav4 im Leben nicht hätten überwinden können, also alles richtig gemacht. Hier stehen auch nur zwei Autos und zwar ein gigantischer Pick Up und einer der berühmten pinken Jeeps der Touranbieter aus Sedona. Alles richtig gemacht würde ich mal sagen.
Wir sind nun also auf dem Devils Bridge Trail und der Weg ist weiterhin sehr angenehm und einfach zu laufen, allerdings beginnt jetzt allmähliche eine sanfte, aber konstante Steigung.
Der Weg wird unebener!
Wir betreten nun eine Wilderness Area und laufen direkt auf eine große Gruppe Felsen zu, von unserem Ziel, der Devils Bridge, ist allerdings noch überhaupt nichts zu sehen.
Es kommen uns die ersten Gruppen entgegen und plötzlich ist es relativ voll. Wo kommen die denn alle her?! Offenbar sind doch alle Besitzer der Autos am Chuckwagon Trailhead hier oben und beschließen genau JETZT, den Rückweg anzutreten. Und zwar gefühlt alle davon. Ausgerechnet hier, wo der Weg jetzt steil nach oben geht und ein wenig in Kletterei ausartet. Endlich passiert hier mal was spannendes, so langsam war der breite, ebene Weg mir doch etwas zu eintönig.
Nach den steilen Stufen befinden wir uns auf einer Art Zwischenebene, auf der ausreichend Platz ist, sich in Ruhe umzusehen. Von hier hat man einen wundervollen Blick auf die traumhafte Umgebung und man sieht, wie viele Höhenmeter wir mal wieder fast unbemerkt hinter uns gebracht haben.
Und weiter geht es, wir müssen noch zwei Etagen höher.
Hier kommt uns mal wieder eine der größerem Gruppen entgegen. Wir haben mit unseren Wanderschuhen und dem tollen Grip auf dem Sandstein mal wieder keine Probleme, die Flip Flop Fraktion, die uns grad begegnet, allerdings schon. Die gibt es wohl wirklich überall. Meine Mutter ist allerdings auch noch sehr vorsichtig und skeptisch, denn in Südarizona waren die Felsen lange nicht so griffig wie hier... Aber dieser geniale Sandstein ist einfach toll für die Schuhe, man kann quasi senkrecht bergauf gehen und daran muss man sich erstmal gewöhnen und ein wenig Vertrauen in die Schuhe fassen.
Oben angekommen genießen wir zuerst ein weiteres Mal die tolle Aussicht.
Was fotografiere ich denn da?!
Tadaaaaaaaaaaaaaaa, es ist natürlich die Devils Bridge, die man hier oben das allererste mal sehen kann und sie macht ihrem Namen alle Ehre. Wow! In der Position ist es kein Wunder, das man sie von unten nicht sehen kann und ich bin schon schwer beeindruckt.
Die Devils Bridge ist die größte natürliche Sandstein Brücke in der Gegend von Sedona und berüchtigt für die Möglichkeit, oben drüber laufen zu können. Anlässlich der aktuellen hitzigen Diskussion in einem anderen Forum, wo jemand verbotenerweise über einen Arch gelaufen ist und darüber berichtet hat, möchte ich noch darauf hinweisen, das es hier offiziell erlaubt ist, die Seite des Coconino National Forest sagt folgendes:
"If you have the nerve, you can walk across the top; once you're on it you'll find it's not such a tough walk. But use caution and exercise some common sense; it's a long way down."
So viel zum Thema, was ist offiziell erlaubt und was nicht. Das ist ja immer die eine Sache. Ein ganz anderes Hindernis ist es jedoch, wenn man mit der eigenen Mutter unterwegs ist, die auch noch ein Problem mit Höhenangst hat. Die ist nämlich so gar nicht begeistert davon, als ich eröffne, das ich natürlich auch da drauf will. Ich kann's verstehen, aber jetzt bin ich so weit hier hoch gelatscht, jetzt will ich auch das Finale! Ich drücke ihr meine Kamera in die Hand und kann sie überzeugen, das ich sehr vorsichtig bin und mich NICHT an die Kante setze, so wie der Typ auf dem Bild oben. Ich muss zugeben, das würde ich mich vermutlich sowieso nicht trauen und ich hätte es auch nicht versucht, ich bin ja grundsätzlich vernünftig bei solchen Dingen.
Ein wenig skeptisch bin ich schon und ich bewege mich sehr vorsichtig. Einmal auf der Brücke muss ich aber sagen, es ist absolut nichts dabei! Es sieht von außen einfach vieeeel schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist, wie so oft. Die Brücke ist so breit, wenn man in der Mitte geht, dann kann man auf keiner der beiden Seiten runter gucken und man merkt nicht einmal, worauf man grad läuft. Klar... Saltos würde ich persönlich hier jetzt auch nicht machen, aber wenn man ganz normal geht, dann passiert hier nichts.
Geschafft!
Und hier einmal ein Handy Bild, aufgenommen auf der Brücke!
Schnell das Handy wieder sicher verstauen und runter da! Ich möchte die Qualen des Zusehens für meine Mutter dann doch so kurz wie möglich halten.
Als nächstes in der kurzen Warteschlange steht dann auch direkt das Klischee Mädel, das jetzt bestimmt wunderschöne Bilder für Instagram hat... Das ist genau das, was ich eben meinte, das ich NICHT tun würde. Aber ich wollte mich über sowas ja nicht mehr so viel aufregen, jeder Erwachsene ist selbst für sein Leben verantwortlich.
Es wird dann für uns auch Zeit den Rückweg anzutreten, nachdem wir dem Wahnsinn ein wenig zugesehen haben.
"Stell dich mal dahin" - "Aber da sieht man doch gar nichts, außer einen Felsen" - "Ist doch egal, stell dich mal dahin" - "Bist du fertig?" - "Jetzt lächel doch mal!!!"
Wer kennt es nicht? Ich wette 90% der Kinderfotos in den Fotoalben der Familien sind genau so entstanden.
Einen wesentlichen Unterschied zu damals gibt es allerdings. Ich kann mich wehren! So folgt meine Rache sofort!
So steil wie es eben hoch ging, geht es jetzt auch wieder runter. Das dauert ein wenig länger, denn jetzt sind offenbar wirklich ALLE Menschen fertig mit dem Frühstück und es kommen uns die Pilger scharenweise entgegen gestürmt. Andauernd müssen wir an den schmalen Stufen warten, denn vorbeiquetschen wollen wir uns hier nicht und außer uns kommt ja niemand auf die Idee mal kurz anzuhalten.
Bald haben wir schon wieder den angenehmen Weg unter den Füßen und so sind die vielen Menschen nur noch nervig, aber keine wirkliche Behinderung mehr. Zwar ist das jetzt etwas ätzend, allerdings haben wir zeitlich alles richtig gemacht. Oben an der Bridge waren insgesamt mit uns vielleicht 5-6 Leute, alle anderen sind vor unserer Ankunft abgehauen und der nächste Schwall kommt erst jetzt an - perfektes Timing.
Der Trailhead der Devils Bridge ist nun auch etwas voller, aber noch immer stehen hier keine Midsize Mietwagen, sondern nur wirklich geeignete Fahrzeuge.
Wer findet den kleinen, gut getarnten Kerl?
Wir sind jetzt wieder auf dem flachen Verbindungstrail und kommen gut voran.
Um 9:30 sind wir zurück am Auto, also nach 2:10h. Das ist mal wieder fast 1,5h schneller, als geplant war, aber das Phänomen kenne ich bei Wanderungen ja bereits zu gut.
Wir trinken etwas Kaltes, befreien die Füße von den Wanderschuhen und -Socken und wechseln zu den Sandalen. Wir laufen zwar nachher noch was, aber erst nach dem Check In und dann können wir uns in Ruhe nochmal umziehen, bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen.
Trailfakten:
Länge: 3.2 Meilen / 5,2 km (Ab Mescal Parking)
Dauer: Ca. 2,5 Stunden, wenn man sich ein bisschen länger bei der Bridge aufhält
Einstufung Schwierigkeit: Moderat, der Trail geht super einfach los und bleibt auch die meiste Zeit so. Am Ende geht es steil über einige Steinstufen hoch, allerdings wirklich nur das allerletzte Stück vom Trail.
Erreichbarkeit: befestigt, PKW (Mescal Parking, der richtige Devils Bridge Trailhead ist mit einem normalen Mietwagen nicht erreichbar, auch nicht mit SUVs)
Kosten: Gratis
Fazit: Für mich hat es sich in jedem Fall gelohnt. Der Verbindungstrail ist nicht sehr spektakulär, aber bietet dennoch schöne Aussichten. Der letzte Teil, bei dem es an's Klettern geht, hat mir sehr gut gefallen und die Bridge selber ist absolut toll. Wenn man sich dann noch drauf traut, dann hat sich die relativ entspannte Wanderung definitiv gelohnt. Leider ist es hier wohl immer sehr voll, daher sollte man sehr zeitig morgens aufbrechen.