Tag 6 (15.05.2018): Lost Dutchman State Park - Siphon Draw Trail zum Flatiron
Um 14 Uhr kommen wir im Best Western Apache Junction an und können bereits einchecken, das habe ich nicht erwartet, aber umso besser. Leider dauert das sehr lange, da die Rezeptionistin noch angelernt wird und irgendwie meinen Namen auf der Bestätigung nicht finden kann. Sobald ich merke wo es hakt, drücke ich ihr meinen Pass in die Hand, aber da sind schon ein paar Minuten vergangen. Wir bringen unsere Koffer auf's Zimmer, die Tüte mit dem Essen, das Campingbesteck und die Kühlbox dürfen allerdings im Auto bleiben.
Nachdem alles auf dem Zimmer in der 1. Etage verstaut ist, greifen wir uns unsere Rucksäcke und fahren gleich wieder aus Apache Junction raus, auf den Apache Trail bis zum Lost Dutchman State Park, den wir nach 15 Minuten bereits erreichen.
Der Park ist benannt nach der legendären Lost Dutchman Gold Mine. Im Jahr 1848 gab es viele Goldminen in den Superstition Mountains. Ein Goldtansport nach Mexiko wurde von den Apachen überfallen und alle Mexikaner wurden getötet. Alle Versuche, die Goldminen zu lokalisieren schlugen daraufhin fehl.
In den 1870er Jahren kam der Dutchman auf dem Plan, der streng genommen kein Holländer, sondern Deutscher war, sein Name war Jacob Waltz. Zusammen mit seinem Partner arbeitete dieser der Legende nach in der Mine, deren Standort ihm von einem letzten Nachkommen der Besitzer Familie verraten worden war. Die beiden versteckten demnach eine ganze Menge Gold in den Bergen, bis auch sein Partner von den Apachen getötet wurde. Waltz zog daraufhin nach Phoenix, wo er 20 Jahre später schließlich starb, nachdem er seiner Pflegerin den Standort der Mine verraten hatte. Doch es half nichts, weder sie noch diverse Suchtrupps konnen die Mine jemals wieder finden - Seitdem wird sie als Lost Dutchman Mine bezeichnet.
Werden wir hier also eine Menge Gold finden, oder doch nur unseren Meister?
Wir bezahlen bei der Einfahrt unsere 7$ Eintritt und fahren bis zum Siphon Draw Trailhead, wo es auch zahlreiche überdachte Picknick Möglichkeiten gibt. Wie die Tage zuvor sind wir auch hier wieder ziemlich alleine, aber es wundert mich nicht groß. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel und die Temperaturen liegen im hohen 30er Bereich. Wieder einmal eine hervorragende Tageszeit und eine hervorragende Temperatur um eine schwere Wanderung auf sich zu nehmen.
Zunächst einmal machen wir uns aber ein kleines Mittagessen, bestehend aus Baguette mit Pute und Cream Cheese, sowie einigen Mini Muffins.
Um 14:40 Uhr starten wir schließlich mit dem Siphon Draw Trail zum Flatiron. Flatiron?! Ist das nicht dieses komische, bügeleisenförmige Gebäude in NYC? Ja... Auch. Der Flatiron ist aber auch dieser komische, bügeleisenförmige Berg in den Superstition Mountains, vor denen wir hier gerade stehen.
Der Siphon Draw Trail selber ist ein offizieller Trail, der auf der Park Map mit Moderate angegeben ist. Dazu gibt es einen kleinen Hinweis, das wirklich fitte Wanderer den Weg durch die Superstition Wilderness bis zum Flatiron fortsetzen können. Man solle dafür mindestens 5 Stunden einplanen und es gibt keinen offiziellen Trail mehr. Hilfreiche Berichte gibt es dazu in deutscher Sprache auch so gut wie keinen, Bilder sind auch in den englischen Berichten echte Mangelware... Das ist meistens schon ein Zeichen dafür, das man es hier mit einem sehr beschwerlichen Weg zu tun hat, bei dem eine Kamera in der Hand fehl am Platz ist. Ich weiß nicht genau was uns jetzt erwartet, aber gehen wir doch erst einmal los.
Zu Beginn des Trails ist diese große Tafel zu finden, wo auch der Flatiron mit Höhenangabe verzeichnet ist. Da wollen wir rauf!
Der Trail führt zunächst einmal kreuz und quer über den Campingplatz. Eigentlich ist der Lost Dutchman State Park auch nichts anderes, als ein riesiger Campingplatz, auf den Trails läuft man aus dem Park raus. Man hätte wohl auch außerhalb irgendwo parken können und wäre auf den Trail gekommen, aber für 7$ wollte ich jetzt keine Experimente machen.
Hier sehen wir die Superstition Mountains, den Hauptblickfang dieser Gegend
Könnt ihr den Flatiron erkennen? Er erhebt sich wie ein gigantisches Bügeleisen aus den Superstitions. Es handelt sich um die Spitze, die direkt oberhalb des großen Saguaros zu sehen ist! Um Gottes Willen... Das wird ein Gewaltmarsch bei der Hitze.
Offensichtlich werden hier grad Cabins gebaut, bisher kann man hier nur mit dem RV oder mit dem Zelt übernachten.
Der Weg ist aus purem Schotter und macht nicht besonders viel Spaß zu laufen. Noch dazu geht es von Beginn an permanent leicht bergauf und die Sonne kennt auch kein Erbarmen. Schatten sucht man hier vergeblich. Dieses "Tonto National Forest" Schild wirkt auf mich irgendwie an diesem Fleckchen Erde ziemlich ironisch. Watt für'n Forest denn bitte?! Stein Wald?
Entering Superstition Wilderness
Wir laufen stetig bergauf, ich schleppe mich ehrlich gesagt jetzt schon teilweise ganz schön. Normalerweise vertrage ich die Hitze, aber heute ist es brutal heiß und ich vermute, mein nächtlicher Ausflug schlägt sich gerade deutlich auf meine körperliche Fitness wieder. Ich bin schon jetzt ab und zu kurz davor zu fragen, ob wir nicht drehen sollen und im Hotel in den Pool gehen sollen... Aber ich fange mich immer wieder nach ein paar Schlucken Wasser und es geht weiter.
Dennoch macht es nicht den Anschein, als würde dieses bescheuerte Bügeleisen irgendwie auch nur einen Meter näher kommen.
Es wird immer steiler und steiler, wir kommen immer langsamer voran und plötzlich bekomme ich kein Wasser mehr aus meiner Trinkblase. Boah ne, was ist denn das jetzt. Leer kann die nicht sein, aber was ist dann? Ich muss den Rucksack absetzen und nachsehen. Die Pause tut zwar grundsätzlich gut, aber demotiviert auch irgendwie.
Am Mundstück hatte sich einfach nur was verschoben und so habe ich den Wasserfluss ausversehen abgedreht. Also alles wieder gut! Das wieder Aufsetzen des Rucksacks ist alles andere als angenehm, denn mein Rücken ist durch und durch nass.
Wir haben auf dem kurzen Stück schon eine Menge Höhenmeter gemacht und das, obwohl wir gerade erst am Fuße der Berge ankommen.
Wir sind jetzt an einer Stelle angekommen, an der ich mit der Kamera in der Hand nicht mehr weiter komme und meine Mutter mit ihren Stöcken auch nicht. Ich packe die Kamera also an den Clip, die Stöcke kommen an den Rucksack und es wird geklettert. Mit Händen und Füßen. Das das SO schnell nötig wird hätte ich nicht erwartet, dieser dämliche Berg ist gefühlt noch immer eine Tageswanderung entfernt.
Es dauert keine 10 Minuten, da kommen wir an eine Stelle, an der meine Mutter schließlich nicht mehr weiter gehen möchte. Rechts von uns geht es weit runter und es gibt keine Möglichkeit sich wirklich festzuhalten. Mit Höhenangst eine blöde Situation. Sie entschuldigt sich sehr oft dafür, das es nicht mehr geht, aber ich bin natürlich nicht böse. Was nicht geht, geht nicht. Es ist ja nicht so, als hätte ich sowas in der Art vorher schon befürchtet und als wäre ich nicht auf sowas vorbereitet gewesen. Vielleicht bin ich in dem Moment auch ein bisschen froh, da ich ehrlich nicht weiß, ob ich es Konditionsmäßig in der Hitze wirklich bis zum Ziel geschafft hätte. Vermutlich schon, aber nur mit viel Willenskraft und Quälerei. Es war schon bis hier sehr, sehr anstrengend und an der Stelle, an der wir jetzt stehen, geht es erst so richtig los. Es wird steiler und bis oben wird es nur noch Kletterei sein.
Wir drehen um, doch es kommen uns am Ende echt noch zwei Leute entgegen.
Wir komme nach harten 2 Stunden wieder am Auto an und ich kann euch sagen: Das ist keine Wanderung, das ist eine Challenge. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist hier weder optisch besonders ansprechend, noch abwechslungsreich. Die Aussicht vom Flatiron wäre auch keine atemberaubende gewesen. Eins steht aber fest: Ich komme wieder und ich werde eines Tages dort oben stehen. Jetzt erst recht.
Leider kann ich also auch nicht mit einem hilfreichen Bericht in deutscher Sprache dienen... Vielleicht soll es nicht sein.
Trailfakten:
Länge: 5.5 Meilen / 8,86 km (für den Hike bis zur Spitze und zurück)
Dauer: Minimum 5 Stunden laut Park Seite. Ich halte das für sportlich
Einstufung Schwierigkeit: Extrem schwer und nur was für Menschen ohne Höhenangst und mit sehr, sehr guter Kondition.
Erreichbarkeit: befestigt, PKW
Kosten: 7$ State Park Eintritt
Fazit: Der Flatiron ist ein Arschloch. Man sieht ihn von Anfang an und er kommt-einfach-nicht-näher. Wenn ihr nicht auf eine Herausforderung aus seid und einfach nur schön wandern wollt - lasst es.