Anfangs sieht es noch so aus als könnten ich und mein Gangplatznachbar uns über einen freien Mittelplatz freuen, doch kurz vor Boardingende kommt noch ein junger Franzose vorbei, der sich als Platz 35B ausgibt. Der ist allerdings mit seinem Platz nicht wirklich zufrieden, sondern würde gerne eine Reihe dahinter neben seiner Freundin sitzen, da das Flugzeug bis auf den letzten Platz besetzt ist und niemand mit ihm tauschen mag, bleibt er aber unser Sitznachbar. Vollbesetzt verlassen wir also mit einer Stunde Verspätung das regnerische Amsterdam. Hoffentlich kann der Kapitän noch was aufholen, ich hätte gern noch was vom Tag wenn ich schon so früh aufstehen musste
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Der Flug kam mir diesmal unfassbar lang vor. Schon nach zwei Stunden ging dieses „sind wir bald da“ Gefühl los, schlafen ging aber praktischerweise auch nicht – unter Anderem weil sich mein Sitznachbar alle fünf Minuten zu seiner Lebensbegleitperson umdreht und dabei jedes Mal meinen Sitz anrempelt. Das kann ja noch was werden.
Auch beim Essen hatte ich kein Glück. Ich saß in Reihe 35 und aus irgendeinem Grund fuhr ein Wagen ab Reihe 34 vor in Richtung der Besserverdienerklassen und der Andere vom Flugzeugheck nach vorne.
Long Story Short: Als unsere Reihe an der Reihe war gab es nur noch Käsepasta, wer mich kennt weiß, dass ich Käse – mit „auf Pizza“ als einzige Ausnahme – auf den Tod nicht ausstehen kann. Zu meinem Glück ist mir da noch schnell meine Laktoseintoleranz eingefallen
. Bekommen hab ich dann das vegetarische Gericht, das hat nach absolut nichts geschmeckt hat, außer einer undefinierbaren Schärfe war da kein Gewürz dran, aber der Hunger treibts nei.
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Ach ja, die Ausblicke von meinem Fensterplatz.
Wir fliegen über Grönland….das komplett in den Wolken liegt
- hier hätte ein Foto sein können, das ich nicht gemacht habe -
Wir fliegen über den Yellowstone…der komplett in den Wolken liegt
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Wir fliegen über den Yosemite…der komplett im Rauch hängt
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Hier aus dem Flugzeug wird einem das Ausmaß dieser Waldbrände in Kalifornien erst bewusst, über hunderte von Kilometern sieht man das gesamte Land nur noch von Rauchschwaden bedeckt, das ein oder andere Mal sogar ein aktives Glutnest.
Ansonsten war der Flug sehr ruhig und so kommt schon bald die Bay Area in unser Blickfeld. Nach etwas Recherche habe ich mich für einen Fensterplatz auf der linken Seite entschieden und das war goldrichtig. Die letzten zehn Minuten gleichen einem San Francisco Sightseeingflug und so umrunden wir die nebelfreie Golden Gate Bridge, überfliegen die absolut klare Innenstadt von San Francisco und landen – nachdem der Auslöser der DSLR das erste Mal in diesem Urlaub glühen durfte – super sanft auf dem Asphalt des Internationalen Flughafens.
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Zwar konnte der Pilot die Verspätung nicht mehr aufholen, dafür ging alles nach dem Aussteigen super fix. Während die prognostizierte Wartezeit an den Einreiseschaltern für meine ursprüngliche Ankunftszeit bei 72 Minuten lag, hatte ich nur 15 Minuten nach Ausstieg den Stempel im Pass und nach weiteren 5 meinen Koffer in der Hand.
Da der Flughafen in San Francisco gut beschildert und dementsprechend selbsterklärend ist konnte ich meinen Koffer acht weitere Minuten später in die BART ziehen und von dort aus ging es in den unansehnlichen Betonklotz namens Mietwagenzentrum. Hier möchte ich meinen Mietwagen für die nächsten anderthalb Tage in Empfang nehmen.
„Anderthalb Tage? Ich dachte du bleibst drei Wochen?!“
Vollkommen korrekt, aber das gute Mietwagenangebot galt nur ab Burbank Airport und da muss man ja schließlich erst Mal hin und später dann wieder wegkommen, dementsprechend brauche ich zwei „Shuttlemietwagen“ und den ersten davon hole ich jetzt ab.
Aus Preisgründen hatte ich den Wagen – eine Fullsize Limousine – bei Avis gebucht, die waren einfach bei weitem der günstigste Anbieter auf der Strecke und ich hab das Auto ja nur zwei Tage. Grundsätzlich ist sogar mir das Auto da vollkommen egal, so lange dort ich und die Koffer halbwegs bequem Platz finden. Das hält mich jedoch nicht davon ab auf einen Dodge Charger zu spekulieren, dieses Auto will ich schon fahren seit es vor 12 Jahren das erste Mal gefaceliftet wurde und ich noch nicht mal einen Führerschein hatte
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An der langen Schlange des „gemeinen Pöbels“
konnte ich dank frisch abgeschlossener und kostenfreier Preferred-Mitgliedschaft vorbeihuschen und stand eine Etage tiefer ganz allein am Mietwagenschalter. Gleich zwei gelangweilte Agents stehen zur Auswahl und ich nehme einfach mal die, die näher an mir dransitzt. Nach etwas Smalltalk lasse ich mal ganz nebenbei meinen Wunsch nach einem Dodge Charger fallen, der ebenso schnell wie ich ihn ausgesprochen habe schon wieder abgeschmettert wird, es wäre keiner da. Ein Upgrade auf einen Toyota RAV4 könnte ich haben, aber einmal hatte ich den „gerade erst“ in Peru und dann will ich im Autoaufbruchsmekka San Francisco keinen Wagen, bei dem man das Gepäck von außen sehen kann.
Sichtlich verwundert, dass ich das Upgrade ausschlage bekomme ich von ihr schließlich einen Vertrag in die Hand gedrückt und tigere zu Parkplatz K24. Zwischendrin mal kurz auf den Zettel geschaut was dort denn eigentlich auf mich wartet:
TOYOTA CAMRY, 4 DOOR, 36680
Genau das wurde es dann schließlich auch. Ein dunkelblauer, eher leidlich geputzter Toyota Camry LE – die absolute Basisversion – aus dem Modelljahr 2021 mit schlanken 36.680 Meilen auf dem Tacho und texanischen Kennzeichen. Der Pflegezustand dieses Fahrzeugs ist genauso phänomenal wie der Wagen selbst, so finden sich neben einigen Dellen auch noch so viele Kratzer, dass man denken könnte das Auto wird regelmäßig mit Drahtbürsten geputzt und da das nicht reicht sind auch die Vorderreifen gut abgefahren. Hätte ich hier schon gesehen dass aus denen bereits Stücke herausbrechen, dann hätte ich das Auto wohl noch mal getauscht.
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Ach ich soll euch was Positives über die Karre erzählen? Die Farbe ist ganz cool
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Einen Charger erspähe ich beim Rausfahren dann doch noch, aber der steht auf den Statusparkplätzen für Leute, die Avis mittlerweile mit Vornamen bekannt sind, den da runterzuverhandeln bekomme ich wahrscheinlich nicht hin.