„Plan B“ – Abseits der Planung durch den Südwesten im Herbst 2022

  • Schöner Tag :clap1: Tolle Bilder von den Flugzeugen und vom Sonnenuntergang. :daumen:


    :dk:


    Ich war mit WuKi damals im Pima Air und das war toll, aber hatten dann noch die Bustour durch den Boneyard


    Die wäre natürlich cool gewesen, aber wird ja leider nicht mehr angeboten. 2017 war ich mal in der Airforce Academy in Colorado Springs, ich frage mich ob das noch geht oder ob Besuche von Nicht-Militärangehörigen mittlerweile generell untersagt sind.


    Das Pima Air Museum fand ich großartig. Besonders den Teil über WW2 mit all den Voluteers. Tolle Ausstellungsstücke gibt es dort.


    Wir waren damals im März bei bewölkten 65°F. Das war sehr angenehm.


    Die Menge an Volunteers hat mich tief beeindruckt, man fühlte sich als könnte man durch die Erzählungen noch tiefer in die Ausstellung eintauchen. Ich würde definitiv wieder hinfahren, auch bei diesen Temperaturen.


    Das Pima Space und Air Museum ist klasse :clap1: da hat es uns damals auch sehr gut gefallen.

    Wunderschöne Bilder vom Sonnenuntergang :love: und von der Wanderung.

    Ich könnt' gleich wieder hin in diese schöne Gegend...


    Uns ist in Tucson letztes Jahr aufgefallen, dass es auch viel "Beschattung" beim Parken vor Supermärkten gibt, alles Solar :daumen:


    Vielen Dank :wink1:

    Könnte man in hiesigen Supermärkten bei Neubauten auch einführen finde ich, der Boden eines Parkplatzes ist eh versiegelt und so macht man wenigstens noch was Sinnvolles mit.

  • 26.09.2022


    Heute heißt es Abschied nehmen von Tucson, einer Stadt die erstaunlich viel zu bieten hat und tolle Wanderziele für jede Streckenlänge bereithält.


    Etwas wehmütig räume ich nach drei Tagen in meiner tollen Suite also meinen ganzen Kram in den Jeep, gebe die Schlüsselkarten ab und bin kurz nach acht auf der Straße.


    Am Vormittag kann ich mir Zeit lassen, da ich meine heutige Tageswanderung zum Sonnenuntergang abschließen möchte, wie gut diese Idee ist wird sich noch zeigen.


    Für eine Wanderung braucht man aber Energie, und woher bekommt man die besser als von den ca. 2000 Kalorien eines Big Steak Omeletts? Zwanzig vor Neun stehe ich also im bestbewerteten Ihop auf dieser Stadtseite und bekomme wie erwartet ein überdimensioniertes Omelette vor die Nase gestellt.


    Die Riesenportion ist saulecker aber kaum zu schaffen, so spärlich wie mein Frühstück die letzten Tage ausgefallen ist kann mein Körper mit dieser Menge scheinbar schon nicht mehr umgehen. Das Omelette hatte ich nach einiger Zeit verdrückt, doch die Hash Browns wollten noch rein. Also habe ich in feinster Kniggemanier mein Besteck gekreuzt und machte einen Abstecher zu den sanitären Einrichtungen des Etablissements? Warum ich euch das mitteile? Als ich – auf meine Hash Browns schmachtend – zurück zu meinem Tisch komme ist dieser bereits vollkommen abgeräumt und abgewischt. Als mein Kellner, der wahrscheinlich dachte ich bin getürmt, mich sieht fällt ihm alles aus dem Gesicht. Er entschuldigt sich ungefähr 241 Mal bei mir und besteht darauf mir kostenfrei ein neues Essen zu bringen. Wohlgemerkt hatte ich nur noch ein paar Hash Browns auf dem Teller.


    Anfangs sträube ich mich noch ziemlich, da ich echt keinerlei Hunger mehr habe. Nützt aber nichts, denn er will meine ablehnenden Worte partout nicht akzeptieren und ein paar Minuten später steht ein dampfend heißes, komplett neues Gericht vor mir.


    Gott sei Dank im „Doggy Bag“, das ist eine Win-Win Situation. Nicht nur, dass ich mir das jetzt nicht auch noch reinzwängen muss, ich spare ich mir dadurch demnächst wohl auch mal eine Mahlzeit :smile2:.


    Für das nächste Ziel geht es erst einmal nach Süden, genauer gesagt Richtung Nogales, Mexiko. Dafür fahre ich auf die I-19, eine ganz besondere Interstate, da es die Einzige ist, auf der die Entfernungsangaben in Metern und Kilometern angegeben sind. Natürlich möchte ich aber weder auf Hahnenkämpfe wetten, noch illegale Substanzen einkaufen, noch erschossen werden, daher fahre ich nicht über die Grenze nach Nogales, sondern nur ein paar Kilometer nach Süden und fahre dann bei Ausfahrt 92 ab.


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    Mein Besuch gilt San Xavier del Bac, der sogenannten weißen Taube der Wüste. Eine der wohl prächtigsten Missionskirchen der Gegend und seit 1960 als National Historic Landmark klassifiziert.


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    Zwar war ich hier vor sieben Jahren schon einmal, aber das musste ich einfach noch mal sehen.


    Kurze Geschichtsstunde gefällig?


    Um 1700 wurde hier auf dem Land der Tohono O’Odham Indianer eine Mission errichtet, die allerdings schon 75 Jahre später während eines Apachenangriffs zerstört wurde. Von den Indianern selbst wurde dann zwischen 1783 und 1797 der heutige Sakralbau errichtet, der zwischenzeitlich unter spanischer, mexikanischer und seit dem „Gadsden Kauf“ 1853 schließlich US-Amerikanischer Verwaltung.


    Alle auf Stand? Wunderbar, wir gehen rein!


    Von außen ist sie ja etwas unscheinbar, aber sobald man durch die Türen tritt traut man seinen Augen kaum. Aufwendig verziert und prunkvoll ausstaffiert zeigt sich das Innere der Kirche und ich halte – wie schon 2015 – erst einmal inne.


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    Bevor ich eintreten konnte musste ich nur erst Mal wieder tief in der Hosentasche nach einer Maske kramen, die war in den Innenräumen der Kirche nämlich im Gegensatz zu so ziemlich überall sonst in diesem Land verpflichtend. Gefunden habe ich sie aber schnell, schließlich hatte man zu Pandemiezeiten bekanntlich überall einen Vorrat und ich finde heute ab und an noch welche in Manteltaschen, Wanderrucksäcken oder der Mittelkonsole meines Autos.


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    Ich spaziere noch kurz durch den hübsch blühenden Missionsgarten und kaufe mir anschließend noch einen Magneten und eine Postkarte im Gift Shop, ehe ich so langsam zu meinem Wagen zurückkehrte.


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    Nicht ohne diese süßen Hunde zu fotografieren, die es sich im Schatten gemütlich gemacht haben.


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  • Danach lag erst Mal eine weite Fahrt über die sehr laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange und geraaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaade Interstate 10 vor mir.


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    Da die an dieser Stelle genauso lang wie weilig ist, verbrachte ich die Zeit damit ungefähr 226x den Radiosender zu wechseln und lauthals mitzusingen, zu testen wie lange der Spurhalteassistent allein fährt – was angenehm lang war – und wie laut er krakeelt wenn man länger nicht mithilft – was unangenehm laut war – die Werbetafeln neben der Straße zu lesen und dieses Omelette zu verdauen.


    Bei so viel Beschäftigung waren die 88 Meilen bis Willcox schnell abgerissen und hier fuhr ich ab. Da das auch gleichzeitig der Ort ist an dem ich die Zivilisation verlasse kaufe ich an der hiesigen Tankstelle gleich mal einen großen Beutel Eis für die Kühlbox, damit sich mein Gratisessen noch ein wenig hält.


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    Anschließend erkunde ich noch das niedliche Örtchen, in dem die Zeit ein bisschen stehengeblieben zu sein scheint, und dessen Murals.


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    Danach geht es ins Nichts und das ist keine Übertreibung. Auf der ebenfalls langen und geraden Straße quer durch die Prärie sehe ich nur sehr vereinzelt mal ein Auto und keins davon fährt in meine Richtung. Jetzt bin ich ja wirklich sehr gespannt auf den Park, kann es sein, dass ich hier mit den Rangern allein sein werde?


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  • Das kann ich bald rausfinden, denn um kurz vor eins erreiche ich schließlich mein heutiges Ziel, das Chiricahua National Monument, immer noch allein.


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    Natürlich muss auch ein Foto von mir mit den Schild für die Sammlung gemacht werden. Darauf das Stativ aus dem vollen Kofferraum zu holen hatte ich keine Lust, aber Not macht erfinderisch :smile:.


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    Ich halte schnell am Visitor Center um mir die allseits beliebte Parkmap für die Sammlung abzuholen (ich sammle eindeutig zu viele Ding ;-))) auf die Idee einen Magneten wie in den anderen Parks zu kaufen (ich sammle eindeutige zu viele Dinge) bin ich natürlich nicht gekommen :aug:. Immerhin findet sich hier aber zumindest ein zweites Auto.


    Nach einem fixen Besuch der Sanitäreinrichtungen fahre ich die sehr hübsche Panoramastraße zum Trailhead.


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    Ein gar nicht mal kleiner und mit ganzen sechs Autos – meins bereits mitgezählt – gefüllter Wanderparkplatz erstreckt sich vor mir, Parkplatznot gibt es hier also keine.


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    Hier schlüpfe ich erst in meine sexy Entenwandersocken, dann in die Wanderschuhe, creme mich in aller Ruhe mit Sonnencreme ein und nachdem auch der Rucksack mit Wasser und meiner Windjacke bepackt ist bin ich abwanderbereit.


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    Hier konnte ich ja noch nicht ahnen, dass diese Wanderung ganz anders als geplant verlaufen sollte.

  • Das Omelette hatte ich nach einiger Zeit verdrückt, doch die Hash Browns wollten noch rein. Also habe ich in feinster Kniggemanier mein Besteck gekreuzt und machte einen Abstecher zu den sanitären Einrichtungen des Etablissements?

    Was reinkommt, muss auch wieder raus :grima: . In den USA kennt man Herrn Knigge nicht ;) und die kreuzen das Besteck, wenn sie fertig sind.

    und ein paar Minuten später steht ein dampfend heißes, komplett neues Gericht vor mir.

    Für was so ein Klogang gut ist :daumen1: .

    Natürlich möchte ich aber weder auf Hahnenkämpfe wetten, noch illegale Substanzen einkaufen, noch erschossen werden, daher fahre ich nicht über die Grenze nach Nogales

    Schisser :weg2: . Du warst doch schon in Mechiko, oder?

    ich sammle eindeutig zu viele Ding

    Wer nicht :D .

    Hier schlüpfe ich erst in meine sexy Entenwandersocken

    Fesch :daumen1: .

  • Irgendwie habe ich erwartet, dass du jetzt dahin fährst


    Das stand ja auch schon in der ursprünglichen Planung als Ziel fest, wäre ja unlogisch da jetzt winkend vorbeizufahren :smile:.


    Chiricahua National Monument ...sehr schön! Da will ich eigentlich auch nochmal hin


    Ich fand es auch super...und muss wohl auch noch mal hin :aug: :smile2:.


    Schöner Tagesbeginn mit doppeltem Frühstück ;-))


    Jetzt bin ich gespannt, was passieren wird


    Ich bin so froh, dass das doppelte Frühstück zeitversetzt verzehrt werden konnte, ich meine so ein Big Steak Omelette ist in anderen Ländern auch in der Einzahl das Abendessen einer vierköpfigen Familie :smile:.


    Die Auflösung folgt, aber nicht mehr heute.


    Was reinkommt, muss auch wieder raus :grima: . In den USA kennt man Herrn Knigge nicht ;) und die kreuzen das Besteck, wenn sie fertig sind.

    Für was so ein Klogang gut ist :daumen1: .

    Schisser :weg2: . Du warst doch schon in Mechiko, oder?

    Wer nicht :D .

    Fesch :daumen1: .


    Ja, die machen eher so wie sie denken, kein Wunder, dass mir da der Teller unterm Arsch weggeklaut wird :smile:.


    Ich war sogar schon zwei Mal in Mechiko und einmal davon hab ich mich sogar mit nem rollenden kleinen Kackfass auf Yucatansolotour begeben. Allerdings auch da nichts von den Dreien gemacht, wie langweilig ;-)).

  • 26.09.2022


    Zeit habe ich heute mehr als genug, bis zum Sonnenuntergang sind noch ca. viereinhalb Stunden Zeit und in meinem Kopf überlege ich sogar später noch den Natural Bridge Trail zu gehen, aber jetzt heißt es erst einmal den Big Loop in Angriff zu nehmen. Der verbindet - wie der Name schon sagt - mehrere beliebte Trails zu einer großen Runde und ist wieder so ca. 14km lang.


    Der Wetterbericht sagt Sonnenschein pur mit leichter Bewölkung gegen 16:00 voraus, Pack‘ mers!


    Wenn ich die Landschaft hier beschreiben müsste, dann würde ich das Ganze hier sächsische Schweiz auf Steroiden nennen, im XXL Format :smile:.


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    Über den Echo Canyon Trail laufe ich zuerst ein wenig in der Ebene und kann das Gebiet so ein wenig von oben betrachten ehe es sich im namensgebenden Canyon so langsam verengt und man den Steinsäulen wirklich sehr nahe kommen kann. Ich bin noch keine 20 Minuten unterwegs und der Weg macht mir schon richtig Spaß!


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    Schon bald treffe ich auf einen älteren Herren, der hier 3D Aufnahmen macht, wir unterhalten uns eine Weile, er zeigt mir die wohl besten Amateuraufnahmen unserer Galaxie, die ich je gesehen habe und erzählt mir von seinem selbstkonstruierten Aufnahmeequipment.


    Er selbst stammt aus Pennsylvania, lebt seit er vor vier Jahren in Rente gegangen ist hier mitten im Nichts und hat sich der Fotografie verschrieben. Irgendwann kommt das Thema Trump auf - normalerweise kommt aus dem Mund älterer Männer hier in der Gegend danach ja eine Lobeshymne - hier hingegen ist der nächste Satz unerwarteterweise „I hate that lying motherfucking son of a bitch”. Never judge a book by its cover :smile:.

  • Als meine Kurzzeitwanderbegleitung wieder abdreht – es soll die einzige andere Seele bleiben der ich heute im Park begegne – bin ich erneut ganz allein unterwegs.


    So sehe ich immerhin nach neun USA-Besuchen meine allererste Klapperschlange, wenn auch im Miniaturformat :smile:.


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    Ich fotografiere sie sehr ausgiebig mit der Kamera und mehr schlecht als recht mit dem Handy und lasse sie dann passieren ehe ich mit wirklich viel Abstand vorbeigehe, doch kaum setze ich einen Schritt, fängt sie wie wild an zu rasseln. Ja ne is klar, so ne kleine Klapper, aber Welle machen :smile:.


    Die anderen Tiere, die mir hier unten begegnen, sind nicht so Aggrozwerge und lassen sich gut ablichten.


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    Bis hier hin ging das ganze eher bergab und später dann ebenerdig durch den Wald, aber auch ich bin mir im Klaren, dass ich alles was ich bergabgelaufen bin auch wieder bergauflaufen muss. Das geschieht etwas früher als gedacht, denn schon bald darauf werden wieder Höhenmeter gemacht, meine Lieblingsbeschäftigung. Nicht.


    Mit einigen Foto- und Wasserpausen bringe ich die Strapazen in Form von knapp 300 Höhenmetern auf knapp 3km Strecke aber schnell hinter mich. Dank diesen Fotopausen könnt ihr euch jetzt auch an den doch schönen Aussichten hier erfreuen.


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    Oben angekommen ist dann auf einmal die Sonne weg? Nanu, was ist denn hier los? Wird wohl die leichte Bewölkung sein.


    Komisch? Vor zwanzig Minuten hat man in der gesamten Umgebung nicht eine Wolke gesehen, wo kommen die denn jetzt plötzlich her?


    Diese Gedanken schiebe ich erst einmal nach hinten, schließlich wir der Balanced Rock noch ein wenig von der Sonne angeschienen und daher mache ich erst Mal ein paar Fotos der Formation.


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    Danach ist dann Zeit das Wetter zu analysieren und eins fällt schnell auf. Der Blick nach links gefällt mir gar nicht, die Wolke ist etwas zu schwarz für meinen Geschmack und dann auch noch genau dort wo ich hinwandern muss. Was das heißt muss ich mir gar nicht zusammenreimen, denn plötzlich blitzt es und präzise neun Sekunden später ist der Donner zu hören.


    *SCHEIẞE*


    Drei Kilometer Abstand ist mir entschieden zu wenig und ich stehe hier als höchster Punkt von allen mitten auf einem Plateau. Schlechtere Ausgangsbedingungen gibt es wohl nicht, wenn ich mir jetzt nicht spontan den Finger anlecke und den Arm nach oben strecke.


    Regen, meinetwegen, aber Gewitter ist ein NoGo, zumal ich gerade genau in der Mitte meiner Runde bin, Abkürzungen gibt es nicht, der Weg zurück ist steil und der Weg vor mir mit schwarzen Wolken zugehangen. Beides keine ansprechenden Optionen.


    Es blitzt weiter und ich entscheide mich erst Mal unter einem trockenen Felsvorsprung Schutz zu suchen und die Lage zu analysieren. Dafür muss ich dann noch mal ein Stück meine mühsam erkämpften Höhenmeter zurückjoggen und wie man sieht, Begeisterung sieht anders aus.


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  • Ich verharre also erst einmal eine Weile in meiner neuen Höhle, mittlerweile regnet es auch ein wenig und die nächste halbe Stunde bringe ich damit zu den Zug der Wolken und des Gewitters zu beobachten.


    Gut? Das Gewitter zieht ab.

    Schlecht? Die schwarzen Wolken machen sich nun auch dort breit wo vorher der blaue Himmel war.


    Da ich aber nicht hier übernachten und noch dazu im Hellen noch am Auto ankommen möchte fasse ich den Entschluss, dass die Gewitterfront weit genug weg ist - ich habe bei jedem Blitz gezählt :smile: - und ich jetzt besser die Beine in die Hand nehme. Mittlerweile kommt sogar die Sonne ein bisschen raus, aber mit der Wetterlage kann ich den „Heart of Rocks Loop“, der eigentlich das Highlight der Wanderung hier ist und genau vor mir abzweigt nicht in aller Ruhe abspazieren.


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    Das Ziel ist also so schnell, trocken und lebend wie möglich am Auto anzukommen, auch wenn das heißt die Schönheit des Parks nicht im Ganzen sehen zu können und auf eine ausgewachsene Gewitterwolke draufzuzuwandern. Zwischenzeitlich versüßt zumindest ein doppelter Regenbogen das Bild und das Foto musste trotz aller Eile dann doch sein.


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    Irgendwann dreht der Trail zum Glück ab und ich kann nicht nur wieder in tiefere Gefilde abtauchen, der Hunt Canyon stellt sich zum Glück zu seinem Namen passend als Schlucht heraus, sondern auch vor der dunklen Wolke weglaufen.


    Allerdings nicht schnell genug, denn ein paar Minuten später fährt mir der Donner durch Mark und Bein und es fängt an Sturzbäche zu schütten!


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    Glücklicherweise finde ich nicht weit entfernt die nächste Höhle, geradeso groß genug, dass ich mit angewinkelten Beinen drin sitzen kann und mein Zuhause für die nächsten zwanzig Minuten. Die ich ausschließlich mit lautstarkem Fluchen verbringe :wut2:.


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  • Nach diesen zwanzig Minuten lässt zum Glück der Regen nach und das Gewitter verorte ich in ca. sechs bis sieben Kilometer Entfernung und ich muss das wissen, habe ich die Zahlen bis zwanzig in letzter Zeit so oft aufgezählt wie das letzte Mal vor einem Mathetest in der ersten Klasse.


    Ich halte es wie Woodkid im Jahr 2013 in einer Vodafonewerbung gesungen hat. „Run Boy Run“!


    Von meinem ungemütlichen Halbzimmer-Apartment sind es noch gute 2,5 km bis zum Auto. Das ist rennend vermutlich zu schaffen und so jogge ich schnellen Schrittes den letzten Abschnitt des Big Loops entlang. Zwar donnert es hinter mir noch gewaltig, aber der Abstand zwischen mir und dem Gewitter vergrößert sich langsam aber sicher. Als ich vom Mushroom Rock Trail schließlich auf den Ed Riggs Trail abbiege liegen noch 1,1 Kilometer vor mir, daher gönne ich mir eine Keuchpause, ein Trailrunner bin ich eindeutig nicht.


    Während ich meinen Blick in Richtung Gewitter richte sehe ich, dass die Formationen vor dem dunkelgrauen Himmel mittlerweile vom letzten Rest Sonnenlicht angeleuchtet werden, da kann ich dann doch nicht anders als zu fotografieren.


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    Bis plötzlich mitten in meinem Panorama ein Blitz einschlägt, der sich auf dem Endergebnis leider nur in komischen Verzeichnungen am Himmel abbildet.


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    Ja okay, ich renne ja schon weiter. Der Ed Riggs Trail ist ordentlich schlammig, hier hat es scheinbar schon mal geregnet, dennoch schaffe ich es ganz ohne mich auf die Fresse zu legen diesen letzten Abschnitt hinter mich zu bringen.


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    Nach 13,05km komme ich schließlich abgekämpft und klatschnass an meinem Auto an, schimpfend wie ein Rohrspatz darüber wie so ein toller Tag so ein beschissen enden kann.


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    Trägt irgendjemand die Schuld? Eigentlich nicht, ich bin gut vorbereitet in die Wanderung gegangen und der Wetterbericht hat nichts von einem Gewitter erwähnt. Sackig bin ich trotzdem, wenn auch überglücklich am Auto zu sein. So sehr, dass ich in alter Papstmanier den Boden küsse :smile:.


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    Ach ja, apropos Auto. Ich hab euch ja von der Glanzleistung erzählt das Fenster im Auto bei der Wanderung zu den Seven Falls offengelassen zu haben. Tja, das ist Kinderkacke, denn heute bin ich nach viereinhalb Stunden auf dem Trail zu diesem Anblick hier zurückgekommen :blush:.


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    Ich zweifele in diesem Moment aber zu 100% an meiner Zurechnungsfähigkeit, ich kann doch nicht einfach ne scheiß Tür offengelassen haben?! Und der Jeep kann doch nicht einfach ohne zu meckern abschließen obwohl noch ne ganze Tür offen ist?! Und wieso hat keiner der anderen Autos mal meine Tür zugemacht als sie gefahren sind?


    Fragen über Fragen, aber die Frage wie mir das passieren konnte wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen.


    Man muss ja aber auch das Positive sehen, denn die Hauptsache ist, es fehlt NIX, und dabei waren sowohl der Koffer, als auch mein komplettes DSLR Zubehör und alle Objektive im Auto. Außerdem war die Tür auf der regenabgewandten Seite offen und so sind nicht nur all meine Habseligkeiten vollzählig sondern auch angenehm trocken.

  • Als ich den Motor starte sind es nur noch 15 Grad und auch die Panoramastraße sieht bei dem Wetter bei weitem nicht mehr so schön aus. Statt mir jetzt ein eiskaltes Getränk aus der Kühlbox in den Rachen zu stellen mache ich jetzt also Sitz- und Lenkradheizung an und verlasse den Park. Auch auf der Straße werde ich bis zur Interstate kein anderes Auto sehen.


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    Das Gewitter wird immer stärker, im Rückspiegel ist es stockfinster und vor den plötzlichen superhellen Blitzen im Rückspiegel erschreckt man sich fast.


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    Google raubt mir dann noch den letzten Nerv, als es mich für etliche Meilen auf eine Schotterstraße schicken will, während die normale Straße die ich hergekommen bin angeblich eine geschlagene Stunde länger dauert.


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    Nach meinen Erfahrungen aus dem Monument Valley werde ich den Teufel tun bei diesem Wetter eine Dirt Road in der vollkommenen Dunkelheit zu fahren und so bleibe ich beharrlich auf dem Asphalt. Google Maps will meine eh schon gereizte Grundhaltung anscheinend wirklich zum Explodieren bringen, denn nachdem ich den Vorschlag der Schotterpiste ignoriert habe fällt ihm plötzlich auf, dass die Asphaltstraße fünf Minuten schneller ist.


    Dafür spielt das Satellitenradio die aktuelle Wetterlage auch noch mal gesungen aus :smile:.


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    Danach passiert nicht mehr viel. Ich tanke den Wagen im nach Einbruch der Dunkelheit vollkommen ausgestorbenen Willcox noch mal voll - nur um dann festzustellen, dass die Gallone eine Abfahrt weiter 60ct weniger kostet - und reiße danach meine Meilen auf der Interstate bis ich irgendwann spätabends in Las Cruces einlaufe.


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    Mein Hotel ist das örtliche Days Inn an der Schnellstraße. Das Klientel ist eher semi, das Zimmer muchtet nach Klärschlamm, da muss wohl mal der Klempner ran, aber das ist mir alles egal. Ich schmeiße mein Omelette schnell in den Kühlschrank, gönne mir eine heiße Dusche mit zu wenig Druck und falle vollkommen erschlagen ins Bett.


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    Boah ey, wattn Tach!


    Fahrdaten des Tages


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