USA 2017 - Pazifischer Nordwesten

  • Tag
    9:


    Morgens schlendere ich durch
    die Wiesen und Obstplantagen rund ums Haus. Heute früh sieht der Mt. Hood noch
    eindrucksvoller und klarer aus. Von der Terrasse aus kann man gelbe Finken und
    Kolibris beobachten. TD hat für uns sogar ein leckeres Frühstück zubereitet und
    wir quatschen noch sehr nett miteinander. Ein Freund des Hauses empfieht uns
    noch einen nahe gelegenen See als Fotooption.


    Anschließend besichtigen wir
    in Hood River das einzigartige Western Antique Aeroplane & Automobile
    Museum (WAAAM). Was als kurze, nette Abwechslung gedacht war, entpuppt sich als
    absolutes Juwel. Die wohlsortierte Ausstellung verteilt auf vier große Hangar
    mit antiken Fluggeräten, seltenen Oldtimern, restaurierten Motorrädern und
    liebevoll präsentierten Sammlerstücken ist überragend. Blitzblank poliert und
    sogar fahrbereit präsentiert sich diese Sammlung von antiken Fahrzeugen. Engagierte
    ältere Herren kurven mit Segway-Rollern hin und her und stehen für alle offenen
    Fragen zur Verfügung. Ein Must see, wenn man in der Gegend des Columbia Rivers
    unterwegs ist.


    Einen weiteren
    abwechslungsreichen Halt gibt es direkt am eindrucksvoll breiten Columbia River,
    der die natürliche Grenze zwischen Oregon und Washington bildet. An der coolen Hood
    River Event Side bläst ein kräftiger frischer Wind und es tummeln sich
    zahlreiche Windsurfer und Kitesurfer auf dem welligen Wasser. Hier gibt es
    gepflegte Wiesen zum Sonnenbaden und Aufbauen der Surfausrüstung. Eine lange
    Sandbank dient perfekt als Startplatz ins Wasser. Man findet auch Surf Shops,
    die Material verleihen und auch einige nette Strandbars.



    Weiter fahren wir über die
    Hood River Bridge und erreichen nach dem Zahlen einer kleinen Gebühr den Staat
    Washington. Via Carson gelangen wir nach einer etwas längeren Strecke die
    versteckten Panther Creek Falls. Die Falls sind breit gefächert und sehr hübsch
    anzusehen; eine gute Entscheidung hier abseits der Massen nochmals die Natur zu
    genießen.



    Via Stevenson geht es dann bei
    Cascade Locks wieder rüber nach Oregon auf den Historischen Columbia River
    Highway. Hier reihen sich viele verschiedene schöne Wasserfälle entlang der
    alten Straße. Doch leider ist heute Sonntag und von Anfang bis Ende herrscht
    auf der Straße ein einziger Stau; an freie Parkplätze ist nicht zu denken. Ich
    springe bei den Horsetail Falls nur kurz aus dem Auto und auch bei den
    legendären Multnomah Falls gibt es nur einen schnellen Schnappschuss. Ich finde
    die Falls vor lauter Menschen kaum und flüchte so schnell es geht. Am Vista
    House und am Portland Womans Forum genießen wir dann aber noch einen tollen
    Ausblick auf den Columbia River.

  • Ohne eine längere Wanderung in
    der Columbia Gorge gemacht zu haben, starten wir am Nachmittag durch nach
    Portland. Wir freuen uns schon auf unsere stylische airbnb Unterkunft nahe der
    Alberta Street, einem künstlerischen Szeneviertel. Per Mail haben wir bereits alle
    nötigen Infos und können selbständig einchecken. Das tolle Appartment ist genau
    wie beschrieben und wir fühlen uns sofort richtig wohl. Nach dem Ausladen des
    Gepäcks fahren wir schon weiter Richtung Downtown.



    Wir überqueren den Willametta
    River über die Burnside Brücke. Auf der anderen Uferseite thront schon das
    Portland Schild mit dem bekannten Hirsch und dem Old Town Wasserturm. Wir
    biegen ab zum Pioneer Courthouse Squere, der jedoch gerade vollständig
    renoviert wird. Der Squere ist eine einzige Baustelle; sogar der
    Regenschirmmann ist dick eingewickelt. Na toll! Nirgendwo sonst in einer Stadt habe
    ich bislang so viele Obdachlose und vom Leben gezeichnete Menschen gesehen.
    Besonders am Sonntag, an dem die Straßen ruhig sind, fallen die kaputten
    Existenzen noch viel mehr auf. Ein extrem trauriger Anblick!


    Wir suchen an der Schnitzer
    Conzert Hall das riesige Retro-Portland Schild, doch auch hier werden wir
    enttäuscht: es wurde zu Restaurierungszwecken abgehängt. Um das Portland
    Building kurven wir mehrfach auf der Suche nach der mächtigen Portlandia Statur,
    doch erst als ein Segway Guide meinen Blick in die Höhe lenkt, entdecke ich sie
    endlich weit oberhalb. Nun laufen wir noch zur Uferpromenade und knipsen die
    Hawthorne Bridge eine historische Steel Bridge.


    Da noch genügend Zeit bis zum
    Sunset ist, versorgen wir uns an einem Food Truck in der Innenstadt mit einem leckeren
    Döner. Danach stellen wir uns in die gar nicht so lange Warteschlange am kultigen
    Voodoo Doghnut an. Alleine das Anstellen ist es schon wert; total lustig sich
    mit den teilweise echt schrägen Leuten über die Auswahl der noch schrägeren
    Donuts zu unterhalten. Eine der verrückten Donuts Kreationen zu probieren ist
    in Portland eine „Must do“- Attraktion. Auch
    das Ambiente im Laden ist witzig und kreativ. T. wählt einen Mango Doghnut und
    ich entscheide mich natürlich für die Voodoo Doll, dieser Doghnut ist mit knallroter
    Erdbeermarmelade gefüllt und in den Bauch wird seine halbe Salzstange gesteckt.
    Das Ding hat total ekelig süß geschmeckt, aber den Spaß war es allemal wert!


    An der Burnside Bridge warten
    wir dann, bis es richtig dunkel wird und wir das Portland-Oregon Schild mit dem
    Hirsch richtig bei Nacht fotografieren können. Nach einem erlebnisreichen Tag
    fallen wir spät und müde ins Bett.

  • Tag
    10:


    Im Appartment kochen wir uns
    unseren Kaffee heute morgen selbst und essen noch die restlichen Voodoo
    Doghnuts. Ein etwas klebrig süßes Frühstück!


    Anschließend schlendern wir
    die Alberta Street, die Straße der Künstler, Galerien, netten Shops und
    Szenekneipen, entlang auf der Suche nach kreativen Grafittis. Jeden letzten
    Donnerstag im Monat gibt es hier sogar eine tolle Party auf der Straße. Dass
    Portland als die „Fahrradmetropole“ gilt, bekommt man hier auch deutlich zu
    sehen. Um viele bunte Fotos reicher, laden wir beim Appartment unsere Koffer noch
    ein.


    Um 10 Uhr stürmen wir das nahe
    gelegene Nike Outlet und stürzen uns auf die günstigen Turnschuhe. Nach über
    einer Stunde „Extremshopping“ ist der Kofferraum voller neuer Schuhe und wir
    wissen gar nicht genau, wie wir die alle mit in den Koffer kriegen sollen….


    Endlich geht die Reise weiter
    und wir biegen bei Woodland in Richtung gut beschilderter Cedar Creek Grist
    Mill ab. Die Covered Bridge mit danebenliegender Wassermühle ist etwas schwierig
    abzulichten.


    Anschließend machen wir uns
    auf den Weg zum imposanten Mount St. Helens National Volcanic Monument. Schon
    die lange Anfahrt ist beeindruckend und die Landschaft ist zunehmend vom
    Vulkanausbruch von 1980 geprägt. Zielstrebig fahren wir die Westseite hoch und
    stoppen erst kurz vorm Johnston Ridge Observatory für einen ersten Ausblick am
    Loowit Viewpoint. Das Wetter könnte nicht besser sein; blauer Himmel und klare weite
    Sicht bis zum Horizont. Erste Wildblumen dienen als bunte Farbtupfer vor dem teilweise
    noch schneebedeckten Vulkankegel. Die Gewissheit vor einem aktiven Vulkan zu
    stehen, eine kleine Rauchwolke schwebt gerade aus der abgerutschten Nordflanke
    des Kraters, und das Ausmaß der damaligen Katastrophe, lässt einen schon ein
    wenig erschauern und Erfurcht vor soviel Naturgewalt macht sich bei uns breit. Die
    Verwüstung durch die Gerölllawinen und den pyroklastischen Strom sind vom
    Viewpoint kilometerweit zu erkennen. Oben im Visitor Center schauen wir uns
    dann den kurzen informativen Film über den Ausbruch des Mt St. Helen und dessen
    verheerende Folgen an. Den Boundary Trail Richtung Spirit Lake nehmen wir nicht
    mehr in Angriff.


    Einen kurzen Spaziergang
    machen wir noch am Coldwater Lake auf dem idyllischen „Birth of a Lake Trail“.
    Ein wunderschön geschwungener Boardwalk ermöglicht tolle Fotooptionen am See und
    einen letzten Blick auf den Vulkan.


    Unsere letzte Etappe heute
    führt uns nach East Ashford; dem Tor zum Mount Rainier. Wir checken in der tollen
    Nisqually Lodge ein und nach etwas Körperpflege fahren wir schnell zum Abendessen
    ins Wildberry Restaurant. Nach 20 Uhr bekommt man hier nichts mehr zu Essen. Es
    gibt sehr gutes nepalesisches Essen und dazu ein Ambiente wie am Himalaya; es
    flattern bunte tibetische Gebetsfahnen entlang der Terrasse. Mein Thaly Chicken
    schmeckt lecker und die Bedienung ist authentisch und freundlich.


  • Tag
    11:


    Vorgewarnt durch die
    Schneesituation am Crater Lake und im Lassen NP, werfe ich noch eine Blick auf
    die nicht upgedatete Homepage des Mt. Rainier NP Service. Auch hier sind einige
    Trails noch als gesperrt ausgewiesen und ich bin etwas verunsichert, ob wir
    unsere geplante Wanderung überhaupt durchführen können. Kurz vor 7 Uhr gibt es
    ein schnelles Frühstück, wir fahren zügig durch das Eingangstor, an allen
    weiteren Haltepunkten vorbei und früh um 8 Uhr sind wir, wie empfohlen, schon
    am noch leeren Parkplatz des Paradise Gebietes. Leider macht das Visitor Center
    erst um 10 Uhr auf und ich bin wieder mal froh über die im Vorfeld bereits ausgedruckte
    Wanderkarte.


    Wir packen unseren Rucksack
    mit ausreichend Getränken voll, cremen uns gut ein und sprühen uns kräftig mit
    Mückenspray ein. Da liegt er vor uns der mächtige Mt Rainier und übt bei
    strahlendem Sonnenschein eine wahnsinnige Anziehungskraft auf uns aus. Voller
    Vorfreude starten wir counterclockwise den mit viereinhalb Stunden angegebenen gut
    ausgeschilderten Skyline Trail. Anscheinend ist die übliche Route clockwise,
    deshalb sind wir glücklicherweise dreiviertel des Weges völlig alleine
    unterwegs. Die malerischen Myrtle Falls liegen noch im Schatten, doch direkt
    nach der Brückenüberquerung begrüßt uns schon auf einem Felsen das erste dicke
    Murmeltier. Es sonnt sich auf einem wärmenden Felsen und blinzelt genießerisch
    mit den Äuglein. Dann wählen wir den direkteren Golden Gate Trail und hier
    blüht ein traumhaft schönes Blumenmeer von weißen sternförmigen Avalanche Lily auf
    den Hängen. Wir bleiben in dieser Idylle über eine Stunde hängen. Ein
    Murmeltier Pärchen spielt Fangen und vollführt kleine Kämpfchen, kleine Bäche
    von Schmelzwasser durchziehen die Wiesen, die Wildblumen blühen und im
    Hintergrund thront der schneebedeckte Mt Rainier vor stahlblauem Himmel. Was
    für ein Previleg diese fantastischen Natureindrücke alleine für uns erleben zu
    dürfen; da geht mir das Herz so richtig auf. Nur schwer kann ich mich von
    diesem Anblick trennen und wir laufen in einigen steilen Kehren immer höher
    hinauf. Weitere Murmeltiere; ja ganze Murmeltierfamilien kreuzen ohne Scheu unseren
    Weg und hoppeln sogar neugierig näher.


    Das letzte Stück bis zum
    Panorama Point zieht sich dann unerwartet in die Länge und wir kämpfen uns im hochalpinen
    Gelände schnaufend in ungewohnter Höhe über einige tiefe Schneefelder. Glücklich
    am Panorama Point angekommen, ist die 360° Aussicht sensationell und wir können
    bis zum Mt Adam und sogar bis zum berühmten Mt St Helen schauen. Hier stoßen
    auch die ersten Wanderer und Seilschaften auf uns, einige ziehen mit gebuchten Bergführern
    noch höher auf den gigantischen Nisqually Gletscher hinauf.


    Auch der Abstieg über den noch
    teilweise mit Schnee bedeckten Glacier Vista Trail ist total abwechslungsreich
    und kurzweilig; ein Murmeltier liegt platt wie eine Flunder auf einer
    Schneefläche und kühlt sich den Bauch ab, wie niedlich! Weiter unten am
    Deadhorse Creek Trail sind dann wieder mehr Wildblumen zu sehen, magentafarbene
    Indianpaintbrush, blaue Lupinen und wieder tausende Avalanche Lilys. Geschafft,
    aber begeistert ruht sich T. im Visitor Center aus und ich flitze nochmals zu
    den Myrtle Falls, die nun voll in der Sonne liegen. Das Fotografieren dort ist
    dennoch nicht einfacher, denn gegen Mittag wird es voller und es sind nun viele
    Wanderer unterwegs.

  • Nun fahren wir abwärts
    Richtung Reflektion Lake. Eine untrügliche Ansammlung am Straßenrand haltender
    Autos und aufgeregt umherrennende Menschen lässt uns eine Vollbremsung machen;
    das kann nur eins bedeuten…!


    Ich springe aus dem Auto und
    lasse mir die Blickrichtung angeben und …
    da ist er ein großer Schwarbär. Weit unten auf den saftigen Wiesen
    trottet er gemütlich auf Futtersuche nach leckerem Klee daher. Happy über
    unsere überraschende Bärensichtung, halten wir dann am Reflektion Lake. Leider
    wellt eine leichte Brise die Wasseroberfläche, da müssen wir es morgen nochmals
    versuchen.


    Ein kurzer Blick auf die
    Christine Falls genügt uns, dann stoppen wir an den wunderschönen Narada Falls.
    Ich mache mich mit mittlerweile etwas wackeligen Beinen auf den kurzen steilen
    Abstieg zum Fuße der Falls hinunter. Unten gibt es durch den Sprühnebel der
    Fälle eine herrliche frische Abkühlung. Das Wasser donnert ganz schön laut
    herunter und rechts erscheint sogar ein kleiner Regenbogen. Die Narada Falls
    sind auf jeden Fall eine Empfehlung!


    Zum Schluss parken wir noch am
    Cougar Rock Campground nahe am breiten Flussbett des Nisqually Rivers. Man kann
    hier über das grobe Geröll bis zum reißenden Gebirgsfluss hinlaufen. Wer sich
    traut über den wild sprudelnden Fluss über eine provisorische Baumstammbrücke zu
    balancieren, wird mit tollen Fotooptionen auf den mächtigen Mt Rainier belohnt.


    Das Dinner nehmen wir im angesagten
    Cooper Creek Inn ein. Nach einiger Wartezeit „wait to be seated“ erhalten wir
    auf der Terrasse einen guten Platz und der Lachs mit Tagliatelle ist sehr
    schmackhaft. Leider passt das legendäre selbstgemachte Blackberry Pie mit
    Vanilleeis nicht mehr rein, was sämtliche Gäste zu einem unverständlichen Kopfschütteln
    veranlasst …

  • Tag
    12:


    Heute morgen fühlt sich T.
    nicht wohl; ihm steckt noch die anstrengende Wanderung in den Knochen und die
    Hitze hat ihm auch zugesetzt. Nach einem kurzen Stopp am nun fast
    spiegelglatten Reflektion Lake.


    Etwas später biegen wir
    Richtung Sunrise Area ab und kurven rauf bis zum Sunrise Point.Es gibt einen
    schönen Blick runter zum Sunrise Lake und natürlich den tollen Mt Rainier aus
    einem neuen Blickwinkel. Oben auf dem Parkplatz am Visitor Center halten wir
    gegen 9 Uhr. T. macht es sich im Auto bequem und möchte sich einfach nur
    ausruhen.


    Etwas unmotiviert mache ich
    mich auf den Weg doch noch meinen Herzenswunsch die Wildblumenwiesen, in die
    ich mich im Vorfeld auf Fotos bei Profi-Fotografen verliebt hatte, zu entdecken. Nach einem
    leichten Anstieg geht es recht gemütlich auf einer Höhe entlang der Sourdough
    Ridge. Auch hier sind die Wanderwege super ausgeschildert und die Strecke ist
    sehr abwechslungsreich. Nach über einer Stunde erreiche ich den Frozen Lake mit
    wiederum traumhaften Ausblicken.



    Hier komme ich mit einer
    älteren Wandergruppe ins Gespräch und alle bestärken mich darin unbedingt noch
    bis zu meinem Traumziel dem Barkeley Park weiter zu wandern. Das Wetter wäre
    super, die Höhenmeter machbar, jetzt wäre ich einmal von Deutschland bis hierher
    angereist und dies wäre eine „once in a lifetime“ Chance. Ich gebe mir einen
    Ruck und ziehe ganz alleine langsam die vielen Höhenmeter immer weiter hinunter
    ins Tal. Je tiefer ich komme, desto mehr nehmen die Wildblumen auf den sanften Hängen
    zu. Zuerst sind es überwiegend die blauen Lupinen durchsetzt mit kleinen weißen
    Blümchen. Später kommen magentafarbene Indian Paintbrush, lilafarbene Astern
    und viele abertausende andere Wildblumen hinzu und es liegt ein schwerer süßer
    Blütenduft in der Luft. Auf schmalem Pfad schlängle ich mich tiefer und tiefer,
    vorbei an einem schönen Wasserfall. Was soll ich sagen; ich komme mir vor wie
    Alice im Wunderland - es ist das Paradies!


    An einem kleinen Bachlauf fotografiere ich
    noch die seltenen Purple Monkey Flower und wünsche mir für interessantere
    Effekte meinen Graufilter herbei. Schweren Herzens drehe ich irgendwann um und
    genieße beflügelt den Rückweg durch die blühenden alpinen Wiesen. Die
    Höhenmeter machen mir nach der gestrigen langen Wanderung zu schaffen, doch
    dieses einmalige Erlebnis ist jeden Schritt wert. Die älteren Leute begegnen
    mir weiter oben nochmals und klopfen mir freudestrahlend und wohlwollend auf
    die Schultern: You made it! Zurück wähle ich den mir bereits bekannten Weg,
    angeblich gibt es noch Schneefelder Richtung Shadow Lake und ich möchte nun einfach
    zügig zum Parkplatz.

    Nach vier Stunden bin ich erleichtert aber sehr glücklich
    wieder am Auto.

  • Am Nachmittag erreichen wir
    Seattle und biegen kurz vorm täglichen Feierabend Stau Richtung Alki Beach ab.
    Nach den vielen alpinen Erlebnissen, wird es nun endlich Zeit für das Meer. Wir
    halten an der Uferpromenade und knipsen die drei Grazien vor der fantastischen
    Kulisse der Skyline von Seattle. Weiter Richtung Strand entdecken wir die kleine
    Miniaturausgabe der „Statue of Liberty“. Am Beach liegen die Menschen in der
    Sonne, es wird Volleyball gespielt und es ist ein richtig toller Sommertag. Wir
    kehren in einem verrückten mexikanischen Lokal ein und essen lecker Burrito.


    Anschließend fahren wir
    Richtung Seattle und erreichen den Queen Anne Hill, wo sich unsere airbnb
    Unterkunft für die nächsten zwei Tage befindet. Die Straße ist gruselig steil, sogar
    viel steiler als in San Francisco, aber wir finden einen Parkplatz direkt am
    Haus. Wir werden herzlich von Pam begrüßt und zügig in unser geräumiges Appartment
    eingewiesen. Es gibt einen leckeren Begrüßungswein im Küchenbereich, frische
    Milch steht im Kühlschrank bereit und wir haben eine große Terrasse mit
    Needleblick! Was will man mehr; wir beglückwünschen uns zu dieser guten Wahl. Wir
    machen uns frisch, ruhen etwas aus und fahren zum Kerry Park, der gleich um die
    Ecke liegt. Natürlich sind hier auch viele andere Touristen, doch die meisten
    halten sich nicht lange auf. Wir genießen die tolle Aussicht auf die Stadt, die
    Needle und wir freuen uns total, dass auch in der Ferne der Mt Rainier klar zu
    erkennen ist. Der Sunset ist sparsam und der Kampf um einen guten Platz fürs
    Stativ nervt, da sich viele Touristen rücksichtslos in den Vordergrund drängen.
    Wir lassen den Abend auf der Terrasse bei einem Glas Wein ausklingen.

  • Tag 13:



    Der Blick nach draußen
    verheißt heute erstmals bewölkten Himmel und dichten Nebel. Tatsächlich sind
    wir sogar froh, dass es endlich mal angenehme Temperaturen und keine heiße
    Sonne sind. Nach einem selbstgekochten Kaffee steigt der Hunger und wir gönnen
    uns erst mal ein gemütliches Frühstück im von Pam empfohlenen Café nahe der
    Needle.


    Eigentlich hatte ich geplant
    mit der Monorail in die Stadt zu fahren, doch T. will mal lieber unbedingt
    selbst fahren. Trotz Navi verpassen wir mal wieder die Abfahrt und sind schon
    am Union Lake. Genervt versuche ich noch schnell umzuplanen, doch das blöde Navi
    findet meine Eingaben nicht. Also wieder zurück und schon stehen wir im Stau
    und verlieren kostbare Zeit. Mist!

    Zuerst möchte T. als Fan das Century Link
    Field American Football Stadion, Heimat der Seahawks, besichtigen. Hier parken
    wir dann auch direkt für 8$. Leider versäumen wir es in der Nähe in den sehenswerte
    im Beaux-Arts Stil gebauten Bahnhof der Union Station zu gehen. Dann geht`s zu
    Fuß Richtung ältestem Bezirk dem Pioneer Squere. Hier steht eine restaurierte viktorianische
    Eisenpergola, ein schöner Totempfahl der Tinglit Indianer und eine kleine
    Statue des Häuptlings „ Chief Seattle“. Weiter bummeln wir die 1st Avenue
    entlang und entdecken den riesigen „Hammering Man“ vorm Kunstmuseum.


    Plötzlich stehen wir schon an
    der Post Alley Street. Ich kaufe schnell ein blaues Hubba Bubba Paket und der
    ahnungslose T. guckt mich etwas irritiert an. Unseren nächsten Halt können wir
    schon riechen, die Gum Wall erzeugt bei uns eine Mischung aus Ekel und
    Faszination. Die Touristen haben ihren Spaß und knipsen kultige Selfies vor der
    fragwürdigen Kunst. Natürlich klebe ich meinen blauen Kaugummi auch dran und
    bin froh den süßen Geschmack wieder los zu sein.

    Die Gasse befindet sich direkt
    unter dem riesigen Pike Place Market und schon erreichen wir das Getümmel.


    Hier gibt es Unmengen von markttypischen
    und kulinarischen Ständen und das Highlight ist die unterhaltsame Show der Fischverkäufer,
    die ihre Fische durch die Luft werfen. Wir sind von der Vielfalt der Angebote beeindruckt
    und schieben uns mit den Massen vorbei. Für fröhliche Unterhaltung sorgen die zahlreiche
    Straßenmusiker. Natürlich stoppen wir noch kurz am weltweit ersten Starbucks Shop
    und werfen einen kurzen Blick hinein.


    Entlang der Waterfront
    schlendern wir dann zurück, vorbei an der Attraktion des „Great Wheel“, dem
    Riesenrad und vorbei am Miners Landing. Erste Fußballfans kündigen schon das
    Fußballspiel heute Abend an und wir müssen so langsam unseren Parkplatz räumen.

  • Wir machen uns auf Richtung Freemont
    zur Troll Avenue/N 36th Street und entdecken das Kunstobjekt des furchteinflößenden
    „Freemont Trolls“ unter der Aurora Brücke hockend. Ganz in der Nähe liegt auch
    der Gas Works Park am Nordufer des Union Lakes. Das stillgelegte Heizkraftwerk erinnert
    uns an die Industriekultur des Ruhrgebiets. Wir genießen den Blick auf die
    Skyline von Seattle und beobachten das Treiben auf dem See: Kajakpaddler, schicke
    Boote und Wasserflugzeuge bei der Landung.


    Endlich zeigt sich auch die
    Sonne wieder und es wird Zeit zur Space Needle zu fahren. Natürlich findet der
    unverbesserliche T. direkt einen kostenlosen Parkplatz. Von hinten erreichen
    wir das Museum of POP Culture und ich bin total von der beeindruckenden
    Architektur des Gebäudes in den Bann gezogen. An der Monorail Station warten
    wir auf die Ankunft einer Bahn und schießen tolle Fotos. Ich klettere sogar am
    Kinderspielplatz hoch auf das Kletternetz, um wild schwankend zwischen
    hunderten Kids, begeistert die Reflektionen und Farben der äußeren Fasse des
    MoPOP einzufangen. Natürlich versuchen wir auch die zum Himmel ragende Space
    Needle abzulichten. Bewusst entscheiden wir uns gegen die Fahrt hoch auf die
    Aussichtsplattform und auch gegen die sicher schöne Glasausstellung
    "Chihuly Garden and Glas".



    Genauso begeistert sind wir
    von dem nahen Platz mit dem Musikbrunnen, dessen Fontänen abgestimmt auf die Klänge des jeweiligen
    Musikstückes nach oben schießen. Auch hier haben die Kinder ihren Spaß und
    kühlen sich unter diesen lustigen Duschen ab; ein toller Spielplatz. Wir
    verweilen ein wenig am Brunnenrand und genießen die entspannte Atmosphäre und
    es bildet sich sogar ein Regenbogen vor den Fontänen.


    Nun wird es aber wirklich Zeit
    etwas zu essen. Im gut sortierten Supermarkt um die Ecke decken wir uns mit Salat
    und einigen Leckereien ein; übrigens hätte man hier auch in Verbindung mit
    einem Einkauf kostenlos parken können! Zurück
    im Appartment essen wir, duschen und ruhen etwas aus.

    Kurz vorm Sunset fahren
    wir nochmals rüber zum Kerry Park und versuchen uns danach noch mit Stativ an
    einer Nachtaufnahme der glitzernden Skyline.

  • Tag 14:


    Ein schneller Kaffee im
    Appartment genügt uns vorerst. Beim Verladen der Koffer kommt Pam nochmals
    extra vorbei, um uns herzlich zu verabschieden. An einer Tankstelle nahe der
    Space Needle flitze ich nochmal schnell zu den riesigen Wunderblumen, die sind
    mir gestern durchgegangen. Ein tiefes Brummen lässt mich kurz erschrecken, dann
    merke ich dass wenn man sich nähert jede Blume einen anderen Ton der Tonleiter
    abgibt. Wieder eine nette musikalische Spielerei, wie überall hier auf dem
    Gelände. Gegen 9.30 Uhr warten wir dann in der Autoschlange auf die nächste
    Fähre rüber nach Bainbridge Island; das datumunabhängige Ticket haben wir
    bereits zuhause online gekauft.


    Das Wetter ist wieder besser
    und wir haben einen tollen Ausblick vom Heck auf die Skyline von Seattle mit
    dem „Great Wheel“ im Vordergrund. Nach einer 35 minütigen kurzweiligen
    Überfahrt erreichen wir schon unser Ziel.



    Nun wollen wir Richtung Sequim
    fahren und halten dort kurz an der Native Art Gallery, um die großen Totempfähle
    und den schön geschnitzten Wal zu fotografieren.


    Im kleinen Visitorcenter
    erhalten wir dann eine Karte auf der alle umliegenden Lavendelfarmen abgebildet
    sind. Zwar ist das Lavendelfestival bereits letzte Woche gewesen, doch der
    Lavendel steht immer noch in voller Blüte. Zuerst besuchen wir die Purple Haze
    Lavender Farm und ich bin entzückt. Man kommt sich vor wie in der Provence;
    lange Reihen von duftendem Lavendel in verschiedenen lilafarbenen Tönen sind wunderschön
    angepflanzt. Einige Leute laufen mit kleinen Körbchen hindurch und schneiden
    sich ihren Lavendel selbst ab. T. lässt sich am Pavillion nieder und bestellt
    erst mal ein dickes leckeres Lavendeleis; einen Shop mit allerlei
    Lavendelprodukten gibt es natürlich auch. Begeistert knipse ich drauflos und
    bin schließlich um 100 Fotos reicher.


    Außerdem steuern wir noch weitere
    kleine Farmen an, aber das herrschaftliche Lavender Washington Inn B&B gefällt
    uns am besten. Links und rechts schmücken die Lavendelpflanzen die lange
    Auffahrt. Das wunderschöne Haus liegt schon am Meer und der Eingangsbereich ist
    repräsentativ.

  • In Port Angeles kehren wir
    erst einmal ein und bestellen mal wieder einen leckeren Burger mit Cesar Salat.
    Eigentlich sollte man nun die Hurricane Ridge anfahren bei diesem tollen Wetter
    und super Weitsicht bis rüber nach Vancouver Island, doch nachdem wir bereits schon
    so viele tolle Erlebnisse in den Bergen hatten, entscheiden wir uns dagegen. Mich
    zieht es ans Meer und deshalb fahren wir zur Salt Creek Recreation Area und
    halten am Parkplatz an der Crescent Street Road. Am Strand entdecken wir dann
    unseren ersten Seastack, ein hübsches Inselchen im Meer mit Bäumen drauf. Toll,
    es werden noch viele entlang der Oregon Coast folgen…


    Es ist schon wieder Nachmittag
    und wir steuern nun unsere nächste Unterkunft am malerischen Lake Crescent an.
    Wir checken in der historischen Lodge im Nationalpark ein und hieven unsere
    schweren Koffer in die 1. Etage. Der historische Raum ist zwar klein, aber
    sauber und auch mit einem Waschbecken ausgestattet. Diesmal gibt es nur ein „shared
    bath“ auf dem Flur, aber die Lage und das Ambiente der Lodge entschädigt dafür.
    Leider ist das enge Queensize Bett sehr kurz und in der weichen Matratze rollen
    wir in der Nacht ständig zusammen.



    Draußen schnappen wir uns einen
    freien Deckchair, machen es uns mit einem Glas Wein am glitzernden Seeufer
    gemütlich und verbringen geruhsam die letzten sonnigen Nachmittagstunden mit
    Blick auf den ruhigen klaren See. Als es dunkel wird, verziehen wir uns in die gemütliche
    Lodge auf eine breite Couch am knisternden Kaminfeuer. Hier kommen wir mit
    einer netten amerikanischen Familie ins Gespräch und so klingt der Abend sehr unterhaltsam
    aus.


  • Tag 15:


    Heute gibt es ein leckeres
    Frühstück in der Lake Crescent Lodge. Die Ausblicke aus dem historischen Frühstücksraum
    auf den See sind super schön. Um genügend Zeitpuffer zu haben, verzichten wir
    schweren Herzens auf die zweistündige Wanderung zu den sicher sehr schönen Sol
    Duc Falls.



    Kurz halten wir im verschlafenen
    Sekiu und fahren bis zum kleinen Hafen. Hier fotografieren wir drei nette
    Seastacks und entdecken auf einem Pfahl im Wasser einen jungen Weißkopfseeadler.
    Bei der Ausfahrt schießen wir noch ein Foto von der witzigen Rosie und ihrem Fischfreund.
    Am Rasmussen Beach soll sich ein interessanter Seastack befinden und wir finden
    ihn dann auch. Es ist gerade Ebbe und wir können links am Ufer entlang laufen
    und sind sofort am sehr dekorativ gewachsenen Felsen. Als Bonus schwimmt bei
    ruhiger See ganz nahe ein großer Grauwal vorbei und prustet laut aus seinem
    Atemloch. Toll!


    In Neah Bay am Makah Tribal
    Museum erstehen wir eine Permit für das spektakuläre Cape Flattery. Bald
    erreichen wir den Parkplatz und laufen knapp 30 Minuten über gut angelegte
    Boardwalks, vorbei an einem Octopustree bis zu einigen angelegten Aussichtsplattformen.
    Am Ziel haben wir einen super Blick auf die felsige Küste, interessant geformte
    Seastacks, und das vorgelagerte Tatoosh Island mit dem Leuchtturm. Es wiegen
    sich Massen von schlauchartigen Kelpalgen hin und her und das Meer leuchtet in
    wunderschönen Grünschattierungen. In versteckten dunklen Höhlen und an den unglaublich
    steilen Felswänden brüten Kormorane und in einem Baum sitzt ein stattlicher Weißkopfseeadler.
    Ich suche nach einer speziell gewachsenen Zypresse, doch traurig bemerke ich,
    dass leider nur noch ein abgerissener Baumstumpf an dieser Stelle existiert. Da
    zeigt T. auf ein einzelnes kleines Vögelchen weit draußen; es ist tatsächlich …..
    ein Papageientaucher (Puffin)! Ich bin begeistert und versuche den lustigen
    Gesellen heranzuzoomen. Damit hätte ich gar nicht gerechnet und freue mich sehr
    über diese seltene Vogelsichtung.

  • Gegen Mittag erreichen wir
    Forks und kehren in der dortigen Pizzeria ein. Die Pizza schmeckt hervorragend !


    Anschließend bleibt noch
    reichlich Zeit und wir steuern über die nördliche Mora Road den wildromantischen
    Rialto Beach an. Gigantische Treibhölzer versperren uns die Sicht auf den langen
    Strand und wir müssen erst mal einige angeschwemmte Baumstämme überklettern. Wow,
    so gewaltige Baumstämme habe ich noch nie gesehen; wir fühlen uns klein wie
    Ameisen. Die unfassbar riesigen Dimensionen hier kann man einfach nicht auf ein
    Foto bannen und selbst ein Mensch zum direkten Vergleich daneben positioniert,
    gibt die Szenerie nicht angemessen wieder. Der Blick nach links Richtung First
    Beach ist schon mal toll, aber weit in der Ferne immer den Strand entlang,
    erkennen wir eine vielversprechende Felseninsel Ansammlung. Dort soll sich auch
    das Hole in the Wall befinden. Wir beschließen auf jeden Fall nochmal zum
    Sunset heute oder morgen wieder zu kommen.


    Nun wird es Zeit in unserem liebevoll
    geführten Misty Valley Inn B&B nahe Forks einzuchecken. Herzlich werden wir
    von der Hausherrin Rachel empfangen, durch das Haus geführt und wir fühlen uns
    direkt sehr wohl. Das Zimmer / Bett ist gemütlich und das Bad qualitativ
    hochwertig. Wir bekommen Tee, Cookies und köstlichen Schokoladenkuchen
    angeboten.

  • Gegen Abend wollen wir nun über
    die südliche La Push Road den fantastischen Second Beach besuchen. Am Parkplatz
    und Trailhead ist es am heutigen Sonntag ziemlich voll und Familien schleppen
    Zelte und Picknickkörbe den Waldweg zum Strand hinunter. Nach ca. 20 Minuten
    Wanderung durch den dichten Regenwald sind wir endlich da. Man muss nicht weit
    laufen, denn direkt sieht man einige hübsche bewaldete Felseninseln bzw. tolle Seastacks.
    T. macht es sich im warmen Sonnenschein auf dem Treibholz gemütlich und
    beobachtet die kreative Camping Szenerie. Ich schlendere herum und prüfe schon
    mal verschiedene Blickwinkel für den Sonnenuntergang. Läuft man am Strand nach
    rechts sieht man auch einen tollen Arch, der sich am Ende der aufs Meer
    ragenden Landzunge befindet. Ich freue mich schon auf die untergehende Sonne
    und bin ganz aufgeregt.




    Doch plötzlich deutet sich am
    Horizont eine kleine Nebelrolle an. Oh nein! Binnen einer Stunde verdichtet
    sich der schreckliche "Nebel des Grauens" immer mehr, bedrohliche Nebelschwaden
    ziehen zwischen den Felsen umher und ehe wir uns versehen hocken wir im
    feuchten, dunklen Nebel. Das wird wohl nichts mehr mit dem ersehnten Sunset. Schade!
    Neidisch schielen wir auf das wärmende
    Lagerfeuer der Nachbarn und werden prompt freundlich herangewunken. Wir freuen
    uns sehr über diese Einladung und kommen mit den beiden netten Mädels ins
    Gespräch, quatschen über Berufliches, über Politik und die Zeit vergeht wie im
    Fluge. Erst nach 21 Uhr verabschieden wir uns von unseren neuen Bekannten und brechen
    mit großem Bedauern zügig den Rückweg durch den düsteren Wald an. Wir haben zwar
    Taschenlampen dabei, doch die Dämmerung ist noch gerade so ausreichend, um den
    Pfad zu erkennen und wir stapfen schweigend voller Eindrücke zurück zum
    Parkplatz. Eine solch überraschende Begegnung mit interessanten Menschen am
    romantischen Lagerfeuer hätten wir sicher bei einem richtigen Sunset so nicht erleben
    dürfen.

  • Tag 16:


    Heute morgen werden wir, wie
    vereinbart um 7 Uhr von einem zarten Klopfen an der Zimmertür geweckt. Auf
    einem kleinen Tablett hübsch dekoriert mit Blümchen und dem aktuellen
    Wetterbericht steht schon ein erster heißer Kaffee, den man sich vor dem
    Frühstück aufs Zimmer holen kann. Das Frühstück ist dann einfach nur umwerfend.
    Jeder darf am Vortag schon seine individuellen Wünsche bestellen und diese
    werden nun eindrucksvoll von einer netten Bedienung serviert. T. bekommt einen
    riesigen Crêpe mit frischen Erdbeeren und Sahne. Für mich gibt es einen mächtigen
    doppelten Blaubeerpfannkuchen ebenfalls mit reichlich Sahne. Außerdem gibt es
    noch vorab einen kleinen Obstsalat und für jeden liegt auf einem Tellerchen extra
    noch ein süßes Teilchen. Auch wenn es super lieb gemeint ist, wir schaffen
    diese Mengen beim besten Willen nicht zu vertilgen. Über die verspielt gedeckteTafel
    hinweg werfen wir uns vielsagende Blicke mit den anderen Gästen zu und kommen
    nett ins Gespräch. Für den nächsten Morgen wissen wir nun Bescheid und
    bestellen ausdrücklich etwas kleinere Portionen. Draußen auf der blumengeschmückten
    Terrasse gibt es eine Futterstelle, die morgens stark besucht wird von flinken
    Eichhörnchen und blauen Diademhähern. Noch zeigt der Blick ins Tal einige
    Nebelschwaden.


    Unser erstes Ziel ist nun der beeindruckende
    Hoh Rainforrest mit einer wohl einzigartigen Natur. Als wir den Parkplatz des "Hoh
    Rain Forrest" erreichen, kommt langsam auch die Sonne zwischen den
    moosbewachsenen Ästen hervor. Der Park hat eine atemberaubende Vegetation,
    bizarre Bäume, große Farne und riesige Wurzeln. Die Farben der Algen im kleinen
    Bach zeigen ein sattes Grün. Der „Hall of Mosses Trail“ ist einfach auf
    ausgeschilderten Pfaden zu erkunden. Wir sind fasziniert, wie unglaublich lang
    die Flechten und Moose von den Zweigen herunterhängen; wie in einem Zauberwald.
    Leider verzichten wir auf den „Spruce Nature Trail“ und verpassen durch den
    schnellen Aufbruch bestimmt ein absolutes Highlight! Wir erfahren von Gästen am
    nächsten Morgen, die uns stolz ihre Fotoausbeute präsentieren, dass wohl ein
    kleiner Babyschwarzbär einfach mal ins Visitorcenter spaziert sei und seine
    Bärenmutter gleich hinterher. Das nenne ich wirklich Pech gehabt!


  • Nun fahren wir weiter südlich
    auf der Road 101 zum großartigen, einfach zugänglichen Ruby Beach. Nur kurz ist
    der Weg hinunter vom Parkplatz und schon eröffnet sich der Blick auf einen
    Flusslauf, große Treibhölzer und wunderschöne fotogene Felsinseln. Der Strand
    ist gut besucht, zahlreiche bunte Strandstühle sind kreisförmig aufgebaut, doch
    verlaufen sich die vielen Menschen bald und jeder findet am weiten Strand ein
    ruhiges Plätzchen. Wir halten Ausschau nach Tidepools und entdecken grüne Seeanemone
    und orangefarbene Seesterne in den umspülten Felsspalten. Dann klettern wir
    zwischen den ausgeblichenen Baumstümpfen umher und suchen nach besonders schön
    geformten Treibholzstücken. Auch hier brechen wir nur ungern auf und ich vermag
    am Ende nicht zu sagen, welcher der besuchten Strände mir am besten gefallen
    hätte; alle drei sind einfach nur sensationell und ich möchte sofort wieder an
    diese wilden naturbelassenen Pacificstrände zurück!


    Nur ein kurzes Stück weiter
    halten wir an der tollen Kalaloch Lodge und wir können die positiven
    Rückmeldungen nur bestätigen. Wir essen auf der sonnigen Terrasse Fish and
    Chips mit einem traumhaften Blick auf den geschwungenen Fluss und das weite Meer.
    Der Service lässt allerdings zu wünschen übrig. Die Lage der einzelnen Häuschen
    direkt am Meer ist einfach unschlagbar; auch wenn veraltete Ausstattung und
    Sauberkeit wohl teilweise beanstandet werden; hier hätten wir auch gerne
    mindestens eine geruhsame Nacht verbracht. Ich fotografiere noch den hübschen
    weißen Pavillion und dann treten wir den Rückweg an. Die „Tree Root Cave“ nahe am
    Campground besichtigen wir leider nicht mehr.

  • Bis zum B&B zurück zu
    fahren lohnt sich nicht mehr, deshalb stoppen wir noch kurz am First Beach und
    trinken erst einmal im Restaurant „At Waters Edge“ einen leckeren Kaffee. Noch
    bin ich unschlüssig, wo wir den Sonnenuntergang fotografieren wollen, nachdem uns
    ja gestern der Nebel eine Strich durch die Rechnung gemacht hat. Was wenn der
    Nebel wieder kurz vorm Sunset aufzieht?


    T. möchte eigentlich nicht
    noch einmal zum Second Beach, doch ich habe Bedenken ca. eine Stunde am Rialto
    Beach entlang bis zu den verheißungsvollen Seastacks zu laufen. Wie wird der
    Rückweg später sein; im Dunkeln oder gar bei Flut über das Treibholz klettern?
    Auch sind meine Informationen etwas spärlich über den hinteren Teil des Rialto
    Beaches und ich weiß nicht so recht, was uns dort erwarten wird. Doch wir
    raffen uns auf, packen einen Rucksack mit ausreichend Getränken und auch Taschenlampen
    ein. Dann marschieren wir gemütlich am endlos weiten dunklen Sandstrand
    entlang. Unterwegs sieht man kaum noch Menschen. Die bizarren Seastacks in der
    Ferne wollen einfach nicht näher kommen und wir benötigen bis zum „Hole in the
    Wall“ eine gute Stunde.


    Doch die Eindrücke hier sind
    einzigartig und entschädigen einen für den weiten Weg. T. macht es sich mal
    wieder auf dem mächtigen Treibholz gemütlich und ich knipse begeistert die
    beiden bewachsenen Split Rocks. Hoch oben auf einer Baumspitze sitzt sogar ein
    Weißkopfseeadler. Da Flut herrscht, kann man durch das Felsenloch nicht hindurch
    laufen, aber es gibt einen steilen, zugewachsenen Pfad hinauf auf einen schmalen
    einsamen Grad. Der einmalige Ausblick von hier oben auf den Rialto Beach mit
    den spitzen Felseninseln bis weiter zum First Beach lässt mein Herz vor Freude
    hüpfen. Ich sauge ergriffen alle Eindrücke tief in mich auf, sodass ich sie nie
    mehr vergessen kann und dies ist definitiv ein Highlight dieser Reise.


    Das muss T. auch sehen und ich
    klettere nach einiger Zeit wieder runter, um ihm auch diesen wunderschönen Ort
    zu zeigen. Meckernd kraxelt er mit mir den Pfad rauf und zerkratzt sich die
    Beine am Gestrüpp, doch oben ist auch er von der Aussicht begeistert. Pünktlich
    zum goldenen Sunset, glücklicherweise gibt es heute keinen Nebel, sind wir dann
    unten an den dekorativen Split Rocks und versuchen andächtig die Stimmung und
    die tollen Farben mit dem Fotoapparat bzw. Handy einzufangen. Toll, wie die
    letzten Sonnenstrahlen genau zwischen den Felsennasen durchblitzen. Gerne wäre
    ich noch länger geblieben, um alle Rosa-, Lila- und Blauabstufungen auch zu erwischen,
    doch direkt als die Sonne am Horizont versinkt, machen wir uns strammen
    Schrittes auf den langen Rückweg. Zum Glück zieht sich das Meer weiter zurück
    und der Sand unter unseren Schuhen ist sehr fest. Auch diesmal benötigen wir für
    den Fußmarsch wieder eine gute Stunde in der zunehmenden Dämmerung und wir sind
    doch erleichtert endlich am Parkplatz angekommen zu sein.


    An unserer Unterkunft
    angekommen, nehmen wir eine heiße Dusche und lassen den Abend im gemütlichen Gemeinschaftswohnzimmer
    bei einem riesigen Stück Carrotcake und heißem Tee ausklingen.

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